World of X

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Blind Naked Babies With Wings

von Jenna Tooms

Kapitel 2

Cupid Two



"Never had a morning been so perfect for an Oreo."

"An Allegorical Oreo" by RhymePhile



Es ist Samstag, und ich bin im Tante Emma Laden um die Ecke. Ich habe heute eine lange Einkaufsliste, da ich schon seit langem keine Zeit mehr hatte vernünftig einzukaufen. Frische Pasta, Eiscreme, Obst, Seife, Zahnpaste, und so weiter ...

Gewöhnlich kaufe ich in einem riesigen Großmarkt ein, in dem man Gartenschläuche, ebenso wie billiges Spielzeug und Kondome bekommt. Kondome. Geh da bloß nicht hin, Mädchen. Ich muss meine Zähne zusammenbeißen, wenn ich an dem kleinen Regal vorbeigehe, und versuche nicht an die Tatsache zu denken, dass ich vielleicht nie wieder eines davon verwenden werde.

Also was passierte, als ich nach meinem Gespräch mit E. Ross zu Mulder ging. E. Ross ... Eros, verstanden? Genau mein Gedanke. Wir aßen Chinesisch und sahen uns "Young Frankenstein" an. Wir redeten über Büroklatsch und andere Kleinigkeiten. Er hat mich gefragt, warum ich rübergekommen bin, obwohl er darüber sichtlich erfreut war, und ich habe es ihm nicht gesagt. Ich ging vor Mitternacht, und er wartete mit mir an der Strasse auf das Taxi, dass er gerufen hatte. Falls es irgendeinen Einfluss auf sein Benehmen gab, göttlich oder dämonisch, so habe ich ihn nicht bemerkt.

Ich glaube, es gibt schlimmere Dinge, als sich zu blamieren, aber heute kann ich mir keine vorstellen.

Ich bin in der Obstabteilung und suche Orangen aus, als ein anderer Einkaufswagen mit meinem zusammenstößt.

"Vorsicht", keife ich, dann sehe ich zum Besitzer des Einkaufswagens hinüber. Eric Ross lächelt mich an. "Sie?", sage ich leicht empört.

"Und, wie ist es gestern Abend gelaufen?"

"Es ist nichts passiert."

"Nichts."

Er mich wirklich überrascht an. "Hat er Sie nicht gefragt, ob Sie chinesisch essen wollen?"

"Doch hat er schon, aber sonst ist nichts passiert. Ich meine, wir hatten einen absolut schönen Abend, aber er war genau wie hundert andere zuvor auch."

"Also hat er Sie gefragt, ob Sie Chinesisch essen wollen?"

"Ja, aber ..."

"Dana, das ist alles was Sie verlangt hatten. Sie meinten, wenn das erste was er sagt‚Wollen Sie Chinesisch essen' sei, dass Sie mir glauben würden, dass ich Cupido wäre. Er hat es getan. Aber Sie glauben es noch immer nicht."

"Ich denke ich habe einfach mehr erwartet", sage ich, und schaue in seinen Einkaufswagen. Das ist eindeutig eine Familieneinkaufsliste: Kinder Cornflakes, 12 Liter Milch, eine Familienpackung Obsttörtchen und eine große Tüte Cheetos. Sieht viel versprechender aus, als meine Liste.

"Sie hatten nicht nach einem Wunder gefragt, Dana. Ich bin göttlich, nicht unfehlbar."

"Das ist zu unglaublich", sage ich, ziehe meinen Wagen zurück, sodass ich um ihn herum fahren kann.

"Ich sage nicht, dass es ein Wunder braucht, dass er Sie liebt. Man braucht wahrscheinlich eher ein Wunder damit er es zugibt."

Ich halte an und mustere ihn. "Ich weiß", sage ich leise. "Ich weiß."

"Sehen Sie Dana, das ist der Punkt, bei dem ich ins Spiel komme. Ich kann dieses Wunder vollbringen."

"Wenn Sie sich einmischen", sage ich, bedenke dabei vorsichtig meine Wortwahl, "wenn Sie ihn beeinflussen wäre es nicht er. Es wäre nicht das, was er wirklich empfindet."

"Nein, nein", meint Eric, seinen Kopf schüttelnd, "das ist nicht wahr. Ich würde es nicht anbieten, wenn die Gefühle nicht schon da wären. Sie sagen also, dass Sie nicht Willens gewesen wären diese Chance anzunehmen, wenn ich Ihnen nicht einen kleinen Schubs gegeben hätte. Sie hätten es nicht getan, es ist nicht Ihre Art."

Ich muss gestehen, dass er recht hat. Ich hätte es nicht getan.

"Er braucht ebenfalls einen kleinen Schubs", sagt Eric, und sieht meine Antwort in meinem Gesicht.

"Aber warum sind Sie dann zu mir gekommen? Mulder würde Ihnen bestimmt eher glauben als ich es tat."

"Das denken Sie wirklich?" Seine Brauen ziehen sich zusammen. Er lehnt am Griff des Einkaufswagens, einen Fuß auf die Ablage des Wagens gesetzt. Er stößt sich mit dem anderen Fuß am Boden ab, setzt ihn auch auf die Ablage und düst so den Gang hinunter. Allein das Gewicht der Lebensmittel hält den Wagen davon ab umzukippen. Als ich den Gang weiter entlang gehen will, macht er eine abrupte Wende und rast wieder auf mich zu.

"Ich denke nicht, dass er leichter glauben würde. Nicht, dass Sie die offenste Person sind..."

"Oh, danke schön", sage ich sarkastisch.

"Ich glaube das ist der best mögliche Weg."

"Da gibt es keinen besten Weg."

"Okay, okay ich gebe auf. Es tut mir leid. Was ich versuche zu sagen ist, dass Mulder nicht zu den Menschen gehört, denen ich mich gut nähern kann. Nicht so, wie ich mich Ihnen nähern konnte. Ich habe es versucht ... flüsternd."

"Flüsternd."

"Mhm... Er hat in letzter Zeit viel von Ihnen geträumt. Mehr als sonst."

Das stoppt mich augenblicklich auf meiner Einkaufstour. "Er träumt von mir?"

"Wussten Sie das nicht?"

"Nein. Nein, das wusste ich nicht."

"Sie träumen auch von ihm, stimmt's?"

"Ja... haben Sie sich mir auch flüsternd genähert?"

Eric schüttelt grinsend seinen Kopf. "Wie schon gesagt, ich kann mit Ihnen reden."

"Okay. Also mit mir reden Sie und zu ihm flüstern Sie. Was wollen Sie damit erreichen?"

Er lehnt seinen Kopf zurück, immer noch grinsend, und schiebt seinen Einkaufswagen den Gang hinunter, immer noch darauf mitfahrend.

"Die einzig wahre Glückseligkeit", sagt er, und fährt um die Ecke und somit aus meiner Sicht.

Ich lasse meinen Wagen stehen und folge ihm, doch auch als ich den Gang erreiche kann ich ihn nicht mehr sehen. Er ist weg. Ich hoffe nur, dass er auch für seine Lebensmittel bezahlt hat.

So, so... Mulder träumt also von mir. Die Wahrheit ist, dass ich es schon seit Langem vermute. Ich erwische ihn des Öfteren dabei, wie er mich ansieht, in Momenten in denen er sich unbeobachtet fühlt. Vielleicht ist es unbewusst, aber er tut es. Ich habe ihn auch schon beobachtet, und das mehr als einmal.

Es ist nicht erst seit dem ich in der Kassenschlange stehe, dass mich Erics Antwort auf meine letzte Frage getroffen hat. Ganz, vollständig und mit großer Leidenschaft. Für wen - für Ihn? Oder für uns?

Ich erschaudere und schließe meine Augen. Mulder ist eine leidenschaftliche Person. Ich weiß, eine Menge Leute würden es nicht glauben, er behält es für sich und zieht sich zurück, aber die Wahrheit ist, dass das Äußere von Zivilisation sehr dünn um ihn ist. Ich weiß es - ich hab das im Gefühl - dass es nicht sehr schwer sein würde diese Leidenschaft hervorzubringen. Es würde ein annehmbares Ende sein.

Ein nehmen und geben, geben und nehmen.

Oh zur Hölle, was labere ich hier herum. Ich möchte Liebe mit ihm machen und zwar für den Rest meines Lebens. Jede Nacht, alle Nächte. Ich weiß, dass es nicht realistisch ist, aber eine Frau darf träumen, richtig? Und so lange wie es dauert, träume ich, ich träume von der totalen, alles gebenden und vollkommenen Glückseligkeit, von Mulders Armen, von Mulders Körper, seinem Mund und seinen Händen bis hin zu seiner Zunge.

Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob ich über diese Dinge nachdenken sollte.

Es ist schrecklich und kindisch, aber jedes Nahrungsmittel, das ich auf die Theke lege, führt zu einer neuen sexuellen Fantasie. Die Eiscreme auf seinem Bauch, der Honig der über sein Gesicht tropft, der Spaß mit den Bananen und den Orangen... Gott, es hat mich schlimm erwischt.

Ich bringe die Einkauftaschen zu meinem Wagen und mache mich auf den Heimweg. Ich würde gerne bei Mulder vorbei schauen, aber ich kann das nicht zweimal an einem Wochenende machen, dieses mal nicht ohne eine gute Ausrede.

Gerade als ich meine Lebensmittel verstaue, klingelt das Telefon. "Scully."

"Hey Scully, ich bin's."

"Mulder, was ist?"

"Ich stehe in dem Gang, mit den Süßigkeiten, vor den Pepperidge Farms, aber ich kann mich für keine Sorte entscheiden. Mögen Sie die?"

"Die kenn’ ich."

"Welche schmecken Ihnen?"

"Warum?"

"Weil...", begann Mulder zu fantasieren, "wenn Sie nett sind, dann werde ich sie mit Ihnen teilen."

Ich muss lächeln und erwidere, "Die Sausalito's. Aber wissen Sie was ich wirklich gerne esse?"

"Erzählen Sie es mir."

"Die Doppeldecker Oreos."

"Oh, Scully." Ich höre das Rascheln einer Tüte. "Erzählen Sie mehr."

"Nun, es gibt mehrere Arten sie zu essen, wissen Sie. Da ist die klassische Art, die, mit der man die Kekse auseinander dreht und hat dann die Cremefüllung auf jeder Kekshälfte."

"Ah – ha."

"Und dann kommt das Eintunken. Sie halten den Keks in die Milch, bis er kurz davor ist sich aufzulösen. Wenn Sie es richtig timen, dann können Sie einen Tropfen der Milch auf Ihrer Zunge erhaschen, bevor Sie den Keks in den Mund stecken. Die Schokolade mischt sich dann mit der Milch und der Cremefüllung. Mm, Mulder, das ist lecker."

"Mm", brummt Mulder nur und ich muss erneut lächeln.

"Und dann gibt es noch die Methode, den Keks einfach so in den Mund zu schieben. Kein Herumspielen, keine Extras. Natürlich müssen sie dann immer herunter gespült werden. - Mulder, sind Sie okay?" Seine Atmung klingt flach.

"Was? Oh, ja. Also was für Arten gibt es noch, Oreos zu essen?"

"Man kann sie auch knabbern, aber ich denke das produziert zu viele Krümel."

"Sie mögen es nicht langsam?"

"Nur wenn die Belohnung, die Mühe wert ist. Lassen Sie mich nachdenken... Das Knabbern, der halbe Biss, den ganzen Keks, das Tunken, das Teilen ... ich denke das war's."

"Ich dachte, da würde es mehr geben."

"Es gibt sicherlich Leute, die mehr Möglichkeiten versucht haben als ich. Ich habe keine Ahnung wie Oreos, sagen wir mal, mit Orangensaft schmecken."

"Sie sind lecker mit Kaffee."

"Ich hoffe doch, Sie essen Oreos nicht als Frühstück."

"In der Regel nicht."

Ich lache und höre ihn kichern. "Ich muss Schluss machen", meint er. "Ich bin fertig mit meinem Einkauf. Seh'n wir uns später?"

"Sicher. Bye, Mulder."

"Bye." Er legt auf und ich tue es auch.

Was war denn das jetzt? Ich empfand es als anregend und etwas mehr als verführerisch. Aber über Oreos? Sind wir so Mitleid erregend?

Ich muss mich auch über Eric Ross wundern, oder wer immer er ist. Hat er Mulder zugeflüstert, sein Handy zum Einkaufen mitzunehmen, um mich anzurufen und mit mir über Kekse zu reden? Plötzlich hat alles eine neue, eigenartige Bedeutung: Ist es Mulder, oder ist er es nicht? Woher soll ich wissen was wahr ist?

Aber eines weiß ich; meine Gefühle sind wirklich. Die Vergangenheit, die ich mit Mulder habe, ist wirklich. Ich kann nur vermuten wie er für mich empfindet, aber ich bin es leid abzuwarten.

Ich rufe ihn zu Hause, auf seinem Festnetz an. – Ich bin mutig, aber nicht so sehr, dass ich ihn auf das Handy anrufe. Ich hinterlasse ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter.

"Mulder? Haben Sie Lust noch heute Abend rüber zu kommen? Der Sci-Fi Sender strahlt einen Mystery Science Theater 3000-Marathon aus. Und ich weiß ja, wie Sie diese Sendung lieben, aber den Kanal nicht empfangen. Rufen Sie mich zurück. Bye."

Okay. Ich weiß, dass er diese Gelegenheit nicht verpassen würde, außer er hätte eine gute Ausrede. Sechs Stunden Mystery Science Theater 3000, und Mulders Gesellschaft. Wenn er doch nicht kommen sollte, dann hätte ich ja immer noch die Sendung, mit der ich mir die Zeit am Wochenende vertreiben kann.

Ich weiß nicht wie er darüber denken wird, den Freitag und die Samstagnacht direkt hintereinander mit mir zu verbringen. Normalerweise verabschieden wir uns Freitags und begrüßen uns erst am Montagmorgen wieder. Er ruft mich nur an, wenn es ihm langweilig ist oder er einen Rat in Bezug auf seine Einkäufe braucht. Er hasst es mich am Wochenende zu belästigen. Das ist auch der Grund, warum ich annehme, dass er mich in der Regel nicht sehr oft am Wochenende anruft.

Ich war nicht so aufgewühlt, wie bei meiner ersten Schwärmerei in der Highschool. Keine arrangierten Treffen, wo meine Freunde Nachrichten über seine Freunde an ihn weiterleiten, da war nicht dieser Nervenkitzel. Aber dieses Schwindelgefühl ist vertraut. Und die Wahrheit ist, dass ich willkommen hieß; das Drängen der Erwartung, die Vorfreude und die Aufregung über das was kommen wird. Und ich weiß es ist wirklich...



So gegen vier Uhr ruft Mulder dann zurück. "Wann soll ich dann kommen?"

"Um sieben Uhr geht es los."

"Ich werde dann um halb sieben da sein. Das Essen überlassen Sie mir – ist Pizza okay?"

"Pizza klingt gut. Mulder."

"Fein."

"Bringen Sie noch einen Wein mit."

Nach einem kurzen Moment des Schweigens, meint der dann leise, "Okay. Trinken Sie roten oder weißen Wein zur Pepperonipizza?"

"Roten fände ich passender."

"Ich könnte auch zu diesem Schuppen gehen, den Sie so mögen und eine von deren Pizzas holen - die griechische, mit Schafskäse und Spargel."

Ich muss lächeln und kann es nicht aus meiner Stimme raushalten. "Sie hassen griechische Pizza."

"Ja, aber ich denke sie passt besser zu Weißwein."

"Bringen Sie mit, was immer Sie wollen, nur kommen Sie." Ich hoffe ich habe nicht zu fordernd geklungen.

Ich kann an seiner Stimme hören, dass er ebenfalls lächelt. "Ich bin dann in ein paar Stunden da. Bis dann."

"Bis dann."

Ich lege auf und werde mir meines immer breiter werdenden Grinsens bewusst.
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