World of X

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Did you miss him?

von Netty

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Seine Fische füttern. Na wow, was für eine enorme Aufgabe. Nicht nur, dass ich mich mit dieser Sturheit in Person rumärgern muß. Nein, jetzt darf ich auch noch seinen Haushalt übernehmen. Okay, das gehört eben dazu, also find dich damit ab. Du hast schon weitaus Schlimmeres überstanden, als Fische zu füttern.



Schlüssel ins dafür vorgesehene Loch und schon öffnet sich die Tür zum Reich von Agent Spooky Mulder. Hmm, naja so schlimm sieht es gar nicht aus. Es könnte mal wieder einen ordentlichen Frühjahrsputz vertragen, aber ansonsten ist sein Apartment recht sauber.



Kann mir mal jemand erklären, warum ich hier wie auf Zehenspitzen hereinschleiche? Ich meine, was erwarte ich denn, dass Mulder aus seinem Schlafzimmer kommt und mich anherrscht? Als wenn sich auch nur irgendeine Person in diesem Apartment aufhalten würde, naja außer mir natürlich.



„Was machen Sie hier?“ Und außer ihr.



„Das selbe könnte ich Sie auch fragen.“ Scharf geschossen mein Lieber. Sie sieht verschlafen aus und sie trägt ein T-Shirt, das ihr mindestens drei Nummern zu groß ist. Hey, Moment mal, das ist sein T-Shirt.



„Ich bin hergekommen, um seine Fische zu füttern“, rechtfertigt sie sich.



„Natürlich, und dabei sind Sie müde geworden und haben beschlossen ein Nickerchen zu machen“, stelle ich trocken fest. Sie sieht mich böse an, aber sie sitzt hier in der Falle, nicht ich. Ihre Augen sind noch immer ganz klein und schläfrig, und sie hat ihre Arme fast schützend um ihren Körper geschlungen. Obwohl sie hier versucht die Starke zu spielen bin ich nicht so blind, dass ich übersehen könnte, was hier vorgeht.



„Entschuldigen Sie, das war sehr unprofessionell von mir“, entschuldige ich mich. Ich muß zugeben, ich habe Agent Scully noch nicht oft gesehen und einmal davon hat sie mir einen Becher Wasser ins Gesicht geschüttet und alle anderen Male hat sie mich behandelt, als käme ich gerade frisch aus Quantico. Doch jetzt sehe ich sie von einer ganz anderen Seite. Sie sieht mich nicht an, sondern starrt auf den Boden vor ihren Füßen. Ich wünschte, ich könnte ihre Gedanken in diesem Moment lesen.



„Es ist okay, was machen Sie hier?“, fragt sie nach einer Weile, in der ich mir nicht sicher war, ob sie meine Entschuldigung überhaupt gehört hat.



„Dasselbe wie Sie, ich wollte seine Fische füttern“, antworte ich wahrheitsgemäß und aus irgendeinem Grund nimmt dieser eine Satz sämtliche Stärke aus ihrem Körper und sie sinkt auf die Lehne des Sofas.



„Agent Scully geht es Ihnen gut?“, frage ich besorgt. Sie kann noch so kalt sein, aber sie ist schließlich mein Partner und um meinen Partner mache ich mir Sorgen.



„Ja, es geht mir gut. Alles klar“, sagt sie, erhebt sich und geht hinüber zum Aquarium. Mit traurigem Blick sieht sie auf die Fische, die träge im Wasser herumschwimmen, als würden sie ahnen, dass etwas nicht stimmt.



„Den habe ich ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt.“ Sie zeigt auf den schönsten Fisch im Aquarium und schließlich passiert das, womit ich gerechnet habe, seit ich sie das erste Mal sah. Sie bricht zusammen.



In einer mehr fallenden, als gerichteten Bewegung setzt sie sich auf das Sofa und schlägt die Hände vor ihrem Gesicht zusammen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie erinnert sie mich an meine Frau. EX-Frau, darauf legt sie großen Wert. Ich weiß nicht wirklich, was ich jetzt tun soll. Sie ist mein Partner, also tue ich das, was ich auch bei jedem anderen Partner tun würde.



Ich setze mich neben sie und umarme sie sacht. Zuerst sträubt sich ihr Körper dagegen, doch schließlich verschwindet ihr Widerstand und sie lehnt sich gegen mich. Es fühlt sich gar nicht schlecht an, das muß ich zugeben.



„Sie vermissen ihn, nicht wahr?“ Ich fühle ihr Nicken an meine Brust. Ein schönes Gefühl, wie der Stoff auf meine Haut reibt, wenn dort nur nicht der kleine nasse Fleck wäre, der sich über meinem Herzen bildet, wäre das ein sehr romantischer Augenblick. Okay, spätestens jetzt sollte ich anfangen mir Sorgen zu machen, über mich.



Langsam löst sie ihren Körper von meinem und wischt sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Dann fällt sie wie ein nasser Sack nach hinten gegen die Lehne und seufzt leise.



„Es bringt nichts hier zu sitzen und zu warten, dass er einfach wie aus heiterem Himmel wieder auftaucht“, sagt sie, doch es steckt nicht sehr viel Elan hinter ihrer Feststellung. Ein Blinder würde ihr anhören, dass sie viel lieber diesen Weg hätte.



„Agent Scully, darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?“ Sehr persönlich.



„Dana und ja, Sie dürfen.“ Dana. Soweit ich weiß, haben sie und Mulder sich sogar mit den Nachnamen angesprochen und warum bietet sie ausgerechnet mir Dana an? Nicht, dass es mir nicht gefallen würde, es macht mich lediglich stutzig.



„Also gut, Dana. Wie gut kannten Sie und Agent Mulder sich?“ Ich habe ja gesagt eine persönliche Frage. Sie sieht kein bißchen überrascht aus, als hätte sie diese Frage erwartet.



„Wissen Sie, Agent Doggett-“



„John!“



„John, ich habe mir selbst die gleiche Frage gestellt. Bei unserer ersten Begegnung haben Sie mir gesagt, dass ich ihn vielleicht doch nicht so gut kannte, wie ich glaube und ich denke, Sie haben recht.“ Es muß ihr leichtfallen, das zuzugeben.



„Warum glauben Sie das?“ Tja, Neugierde geweckt. Alles zu spät.



Sie lächelt matt „Ich weiß nicht, wo er ist. Reicht das nicht aus?“ Ich will gerade etwas erwidern, doch sie lässt mich nicht zu Wort kommen. „Mulder und ich hatten keine romantische Beziehung, falls Sie das meinen.“ Yap, so könnte man die Frage auch stellen. „Jedenfalls keine richtige“, fügt sie hinzu und meine Augenbraue zieht sich nach oben.



Warum sollte sie mir das erzählen, wenn sie nicht der festen Überzeugung ist, dass wir Mulder niemals wiederfinden? Denn er würde mich töten, wenn er wüßte, dass ich es weiß und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das will. Oder? Ein Schauer läuft mir über den Rücken.



„Falls das zu persönlich wird, sagen Sie Bescheid, aber wie meinen Sie das, keine richtige?“



„Das ist in der Tat zu persönlich, aber Sie haben ein Recht darauf es zu erfahren. Ich meine damit, dass wir niemals miteinander geschlafen haben und das obwohl wir eine Menge Möglichkeiten hatten.“ Sie muß meinen fragenden Blick gesehen haben, denn sie fügt sofort hinzu: „In sieben Jahren ergibt sich so einiges.“



„Was Mulder und ich hatten war“, sie legt eine kurze Pause ein und überlegt. Nein, tatsächlich würde ich sagen, sie träumt. Träumt von besseren Zeiten. „Es war eine Beziehung, in der wir nicht auf das Körperliche angewiesen waren. Vertrauen, Freundschaft und Liebe waren alles, was wir brauchten.“ Sie kehrt zurück in die Realität und eine kleine Träne rollt ihre Wangen hinab und bleibt auf ihrer Oberlippe stehen. Mit einer schnellen Bewegung ihrer Zunge ist der salzige Tropfen verschwunden. Ich denke ich habe noch niemals in meinem Leben etwas so erotisches gesehen. Mulder muß verrückt gewesen sein, nicht mir ihr zu schlafen.



„Um ihre Frage zu beantworten, wir standen uns sehr nah. Zu nah, als dass ich ohne ihn leben könnte und ja, er fehlt mir. Er fehlt mir, dass ich das Gefühl habe innerlich vor Schmerz zu vergehen und deshalb kann ich nicht aufhören nach ihm zu suchen“ Sie steht auf und nimmt ihren Mantel von einem Stuhl. Sie trägt noch immer sein T-Shirt.



„Vielleicht verstehen Sie jetzt meine Gründe“, sagt sie und geht. Oh ja, ich verstehe ihre Gründe. Es erfüllt mich mit Respekt, was diese zierliche Person mir gerade erzählt hat. Niemals habe ich jemanden so von einem anderen Menschen reden hören.



Mulder, wo auch immer Sie sind, hier werden Sie auf alle Fälle dringender gebraucht, als irgendwo anders.



Ende
Gut okay, okay ich habe am Anfang der Story rumgeprahlt, dass ich ihm sonstwas für Eigenschaften verpasst hätte und tatsächlich hat dieses Baby hier nur vier Seiten, also ist sie viel zu kurz, um für eine Charakterisierung überhaupt in Frage zu kommen. Irgendwie war der Kommentar genauso lang, wie die Story. Ich habe mich eigentlich an die Story gesetzt ohne zu wissen, was ich tue und habe mich einfach treiben lassen und das ist dabei herausgekommen. Ich denke Mulder fehlt uns allen und deshalb arbeite ich zur Zeit, wie wahrscheinlich jeder Autor an einer Story, wo der Mann unserer Träume endlich wieder da ist, wo er hingehört. Bis dahin erfreut euch hier dran, oder verflucht es. Hauptsache, ihr lasst es mich wissen, Netty.
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