World of X

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If I didn't have you

von Jenna Tooms

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Überall Schmerz.



Blinkende Lichter und eine einschläfernde Stimme. Irgendetwas ist fest um meinen Nacken geschlungen. Ein Frauengesicht über mir. „Sir? Können Sie mich hören, Sir? Wir bringen Sie ins Krankenhaus. Halten Sie durch, Sir?“



Ich versuche mich umzusehen, aber die Stütze hält meinen Kopf ruhig. Wo ist Dana? Ich sehe Dana nicht.



Dann ist alles, was ich sehen kann, die Decke des Krankenwagens, und dann verschluckt mich der Schmerz.



***



Ich kann mich an nichts erinnern, bevor ich meine Augen öffnete.



Nein, das ist nicht wahr. Ich erinnere mich an das Auto. Den Schlüssel zu drehen. Das Klicken und Danas plötzlichen Blick voller Angst. „Raus! Raus“! Und dann Hitze und Lärm und Dunkelheit.



Ich brauche eine Sekunde, um mich zu orientieren. Krankenhauszimmer. Monitore, die, soweit ich sagen kann, alle darauf hinweisen, dass ich in der nächsten Zeit nicht sobald sterben werde. Dennoch wurde ich mit allen möglichen Kabeln versehen, vom Atemschutzgerät bis zum Katheter. Ich wundere mich, wie lange ich wohl bewusstlos war.



Keine Dana.



Die Panik erschlägt mich hart: Hitze und Kälte zugleich, mein Herz schlägt schnell genug für den Monitor, so dass er zum Piepen anfängt, als hätte ich einen Herzstillstand, der Raum verschwimmt vor meinen Augen. Ich höre Schritte und eine Krankenschwester eilt herein. Ihre Hänge sind beschwichtigend, aber ich kann ihre Worte wegen dem Rausche in meinen Ohren nicht verstehen.



„Partner“, gurgle ich.



Aber sie ruft nach einem Arzt und der Schmerz packt mich überall, wenn sie mir geantwortet hat, hörte ich es nicht.



***

„Können Sie sich an das erinnern, was passiert ist?“



Die Ärztin ist jung. Hübsch, sogar. Sie sieht wie eine meiner Nichten aus. Sie legt ihren Kopf zur Seite und wiederholt sich: „Erinnern Sie sich?“



„Autobombe.“



„Das ist richtig. Sie waren mitten in einer Explosion. Sie haben einen gefährlich Job, John.“



„Partner?“ Keiner hat bisher meine Fragen beantwortet. Gut, Frage. Dieselbe, die ich weiterhin stellen werde, die einzige Antwort, die mich interessiert zu bekommen.



„Sh. Überanstrengen Sie sich nicht. Sie wurden schwer verletzt, aber ich verspreche Ihnen, dass Sie wieder gesund werden.“



Das „D“ ist besonders schwer auszusprechen. „D-d-d-ana!“



„John“, sie sah beinahe traurig aus, „ruhen Sie sich aus. Konzentrieren Sie sich darauf, gesund zu werden. Okay? Ich werde in ein paar Stunden wieder vorbeischauen. Können Sie den Notfall-Knopf erreichen?“



Irgendjemand legt den Knopf in meine Hand und ich halte meine Finder darum. Verdammt, sogar das tut weh. Wie schlimm ist es wirklich? Ich kann nicht einmal meine Arme bewegen.



„Ruhen Sie sich aus, John.“ Sagt die Ärztin nochmals, aber wenn ich es tue, ist es nur wegen der Drogen in meinem Körper, nicht wegen jeglichem Sinn von Gehorsam.



***



Wir stritten uns. „Wenn irgendjemand Antworten haben sollte, dann dieser alte Mann, John.“



„Weißt du wenigstens, wo wir ihn finden können? Ist er überhaupt noch am Leben? Ich denke nicht, dass jemand so in dein Leben involviert ist und dann einfach verschwindet. Du sagtest, er war krank.“



„Er könnte immer noch irgendwo leben.“



„Das letzte, was du jetzt brauchst, ist eine weitere wilde Gänsejagd.“



Ein Todes-Blick von ihren blauen Augen und dann: „Ich brauche antworten, John.“ Und dagegen konnte ich nicht argumentieren.



Ich habe sie nicht geküsst. Daran erinnere ich mich genau. Ich war wütend und deshalb habe ich sie nicht geküsst, bevor ich die Autotür schloss. Sie erwartete den Kuss und sah enttäuscht aus, als sie ihn nicht bekam.



Nun, das ist meine Erinnerung. Kurz vor dem leeren Klick-klick-klick und der Übelkeit erregenden Erkenntnis über die Lage in der wir steckten.



***



Sie werden mir nicht sagen, ob sie gestorben ist.



Die Nachtschwester schaltete den Fernseher für mich ein, die lokalen Nachrichten. Schließlich sah ich einen Bericht über das, was passiert ist. Es wurde berichtet, dass zwei FBI-Agenten bei einem, wie die Polizei meinte Mafia-Stil-Attentat, verletzt wurden. Beide Agenten wurden in St. Annes gefahren, wo sie immer noch im lebensbedrohenden Zustand schwebten.



Das könnte alles bedeuten. Offensichtlich bin ich immer noch im kritischen Zustand, aber Dana scheint wie vom Erdboden verschluckt, so dass ich sie nicht finden kann. Ich will die Krankenschwestern fragen, ob sie wissen, dass sie einen kleinen Jungen zu hause hat, der auf sie wartet. Ob ihre Mutter das Baby mitgebracht hat. Weil, falls Dana etwas zum Leben braucht, wenn sie ihr Baby sieht, wird sie sich daran erinnern. Und mir würde es auch nichts ausmachen den Kleinen zu sehen, da er ein süßes Kind ist und so kostbar für mich, wie mein eigener...



Die Nachtschwester tupft mein Gesicht mit einem Taschentuch ab: „Soll ich den Doktor holen, Mr. Doggett? Haben Sie Schmerzen?“



„Partner“, murmele ich und weine weiterhin wie ein bestraftes Kind.



***



Monica zeigt ihr mutiges Gesicht. „Es ist nicht so schlimm. Sie sehen aus, als wäre Sie zerschlagen worden, das ist alles.“



„Schmerzt.“



„Ich weiß. Obwohl sie Sie unter ziemlich gute Drogen gesetzt haben.“



Sie ist auch in der Verschwörung des Schweigens. Ich sagte: „Dana?“, als sie eintrat und sie antwortete: „Konzentrieren Sie sich darauf, ihre Kraft zurück zu bekommen, John.“



Sie hatte nicht mehr zu sagen gehabt. Sie hat die letzen paar Minuten meine Hand gehalten, ihre Augen geschlossen. Betend, denke ich, oder meditieren oder singen oder was auch immer es ist, was sie tut. Ich weiß, um was es geht: heute früh bat mich die Ärztin meine Zehen zu bewegen und sah danach beunruhigt aus. Ich habe versucht meine Beine zu bewegen, nachdem sie ging. Versucht, meine Knie zu beugen, und nichts geschah. Auch bin ich mir nicht sicher, ob das Wackeln mit den Zehen geschah. Ich kann meine Finger bewegen, dass sollte etwas bedeuten. Ich kann es nicht aussprechen. Alles wozu ich heute fähig war, war daran zu denken. An das, was ich mit meinem Leben machen werde, wenn ich nicht mehr laufen kann.



Als Monica ihren Kopf hebt, sind Tränen auf ihren Wangen. Sie wischt sie mit ihrem Handrücken weg. „Danas Mutter hat mich angerufen, nachdem es passiert ist. Sie sagte, dass sie eine Kerze für Sie angezündet hat. Ich denke schon die ganzen Tage darüber nach. Sie betet ständig. Ich denke, ich bete, seitdem es passiert ist, ohne Pause, auch ohne die Kerze.“



Ich drücke ihre Hand und schließe meine Augen. Was bedeutet das, dass Mrs. Scully keine Kerze für Dana angezündet hat? Dass Sie gesund wird? Oder zünden Katholiken keine Kerzen für die Toten an?



***



Am zweiten Tag bin ich offenbar stark genug, um mit den Neuigkeiten klar zu kommen. Die Ärztin - Dr. Kimball, wie ich schließlich herausfand – erklärte mir in einer leisen, beruhigenden Stimme, dass mein Rücken gebrochen ist und ich festgebunden wurde, um meine Bewegungen zu verhindern, um meiner Wirbelsäule eine Chance zu geben, zu heilen. Es ist jetzt eine Frage der Zeit, um zu sehen wie stark die Effekte sein werden.



Die Verbrennungen sind jedoch geringer: einige barmherzige Samariter haben das Feuer gedämmt, bevor wir zu sehr verbrannt wurden. Ich merke es mir, um später nachzufragen, ob irgendjemand ihre Namen kennt, sodass ich ihnen richtig danken kann, aber für jetzt schließe ich nur meine Augen. Verbrennungen. Gebrochener Rücken. 6 Wochen Bettruhe. Damit komm ich klar. Ich müsste tot sein, um Gottes Willen, damit komm ich klar.



„Dana?“, versuche ich es und öffne die Augen.



Dr Kimball schürzt die Lippen: „Sie... sie macht sich nicht so gut, John. Sie ist noch nicht zu Kräften gekommen.“



Ein Stöhnen entweicht mir. Nein. Ich kann sie jetzt nicht verlieren. Ich muss sie sehen. „Dana“, wiederhole ich mich, diesmal mit Entschlossenheit.



„John.“



„Bitte“, ich lalle meine Worte, als hätte ich seit drei Tagen einen Vollrausch, aber mehr zu sprechen schmerzt so verdammt.



Sie seufzt: „Ich werde sehen, was ich tun kann. Versuchen Sie sich auszuruhen.“ Sie sieht noch mal kurz auf die Monitore und geht dann.



***



Erinnerung.



Danas Lippen. Sie hatte Weißwein zum Dinner, deshalb schmeckten ihre Lippen nach Wein. Sie hatte ein bisschen gelacht, ihre Augen leuchteten, als ich ihr Gesicht in meinen Händen hielt. Ihre Stimme neckte mich. „John...“ Und dann ihre Weißwein-Lippen, ihr Champagner-Atem, ihre Honighaut. All das Necken verging, als sie meinen Namen noch mal stöhnte: „John.“ Und ihre Finger griffen um meinen Nacken.



Wir lachten beide, als wir in ihr Schlafzimmer tappten, und wir gleichzeitig unsere Kleider auszogen. Sie sah noch kurz nach Will und schaltete dann das Babyfon an, und dann war da ihr Bett, ihre Haut, ihre Zartheit...Gott. Ich erinner mich an alles, von der hektischen Suche nach einem Kondom bis zu ihrem Kätzchen gleichen Atmen, als sie auf mir einschlief, nicht schwerer als eine Winterbettdecke.



Vor dem Essen spielte ich mit Will, baute aus Duplosteinen eine Stadt, sodass er sie fröhlich zerstören konnte. Dana lachte von der Küche aus. Und als er zu ihr taumelte, die Füße immer noch unsicher, kniete sie sich hin und streckte ihre Arme aus. Sie zog ihn hoch, als er sie erreichte und küsste ihn, nannte ihn „ihren Schatz“ und setzte ihn wieder ab.



„Kannst du zu John laufen? Lauf zu John, Willy!“ Er taumelte dorthin, wo ich auf meinen Knien wartete, meine Hände ausgestreckt um ihn zu ermutigen und er fiel lachend in meine Arme.



Das war vor 4 Tagen.



***



Ich habe Danas Mutter jetzt schon ein paar Mal gesehen. Bei Mulders Beerdigung war es das erste Mal und bei all den anderen Gelegenheiten blieb nur genügend Zeit für ein schnelles „Hallo“, bevor sie mit dem Baby auf dem Arm ging oder ich aus dem Raum eilte. Dana sagte mir einmal: „Sie mag dich. Mehr als Mulder, denke ich.“



Nun, ich bin überrascht Mrs. Scully neben mir zu sehen, in einer leisen Stimme etwas vorlesend. Das Buch ist eins von meinen, eine Geschichte über die Kriegsführung der Marine. Sie legt es nieder, als sie meine geöffneten Augen sieht. „Hi. Wie fühlen Sie sich?“



„Mh. Ok.“



„Gut. Agent Reyes dachte, Sie hätten nichts dagegen, beschäftigt zu werden. Sie kauft heute einige Bücher auf Kassette für Sie.“



„Danke.“ Nach einem kurzen Moment, indem sie das Buch wieder aufschlägt und ihre Stelle sucht, frage ich: „Dana?“



Mrs. Scullys Augen sind genauso ausdrucksstark, wie Danas Augen. Der Schmerz und die Erschöpfung zerreisen mein Herz. „Sie ist… sie ist wieder in der Chirurgie. Sie müssen den Druck in ihrem Kopf vermindern. Es sieht nicht…“, sie macht einen tiefen Atemzug, „es sieht nicht gut aus.“



Ich flüstere: „Will?“, und einen Moment schaut sie verwirrt.



„Oh, Sie meinen das Baby. Einen Moment dachte ich, Sie meinten - mein ältester Sohn ist hier. Er und seine Frau passen auf William auf.“ Nach einer Pause fügt sie hinzu. „Dana hat einen starken Überlebenswillen. Wir... wir müssen Entscheidungen treffen.“



Mein Hals verschließt sich. Nein, Dana würde nicht vor sich hin vegetieren wollen, oder ihre Familie in Armut stürzen lassen. Und ihre Familie würde meine Erziehungsberechtigung von William bestreiten, wenn ich unfähig bin, gut auf ihn aufzupassen. Ganz egal, ob wir uns meinetwegen schon an den Papierkram gemacht haben, um ihn adoptieren zu können, wenn wir verheiratet sind. In Anbetracht der Tatsache, dass unser Engagement nicht mal eine Woche her war. Dana könnte es ihrer Mutter noch nicht einmal gesagt haben.



Mrs. Scully beginnt wieder zu lesen, aber ich kann kaum zuhören. Alles, woran ich denken kann, ist, dass ich Dana keinen Abschiedskuss gab.



***



Es amüsierte sie, dass ich Türen für sie öffnete. Aber ich tat es weiterhin und wartete, während sie in den Truck stieg. Sie lehnte sich hinüber, um für mich die Fahrertür zu öffnen. „Ich mag diese Sache ja als ein Statement deiner Männlichkeit, aber ich bin schneller auf einem Pferd als du startest“, sagte sie.



„Behalte das bei und du wirst für eine Zeit lang nicht über meine Männlichkeit erfreut sein, Frau.“



„Du bist so wunderbar einfach auf die Schippe zu nehmen.“ Ihre Augen sprühten vor Schalk.



„Ich zeig dir, wie einfach...“, ich rutschte über den Sitz und drückte sie gegen die Tür, saugte an einer besonders empfindlichen Stelle ihres Nackens, während sie kicherte und aufschrie, und mir versprach, ich würde das alles zurückbekommen.



Wir lachten soviel zusammen. Manchmal musste ich mich zurücklehnen und darüber nachdenken, wie zwei Leute, wie wir es waren, so geschädigt, so beschadet, so glücklich zusammen sein konnten.



***



Ich erwache wegen dem schwachen Geruch von Geranien. „Mom?“



Ihre Hand ruht auf meiner Wange. „Jacky, Sweetheart, sh. Ich bin’s.“



„Mom“, sagte ich erleichtert. Es macht nichts, dass ich ein erwachsener Mann mit einem eigenen Kind bin: einmal, wenn die Mutter kommt, wird alles wieder gut.



„Monica Reyes rief mich diesen Morgen an. Ich kann nicht glauben, dass sie zwei Tage gewartet hat, um es mir zu sagen. Dein Vater fährt her, aber ich bin geflogen. Wie ist das passiert, Jack?“



Ich kann keinen vollständigen Satz sprechen, trotzdem versuche ich es: „Leute…wollen uns...tot.“ Danach fühlte ich mich so außer Atem, als wäre ich den holprigsten Weg den Berg hinunter geritten.



„Jacky,...“, sie lacht halbherzig, „du könntest nicht mal einen sicheren Job wählen, sogar wenn du es wolltest.“



Ich lächle. Sie liebte die Marine, bis ich in den Mittleren Osten geschickt wurde. Sie wollte, dass ich Polizist werden, bis ich mich für New York City entschloss. Sie liebte die Sicherheit des FBIs, bis ich zu den X-Akten kam. Mein Leben sollte meiner Mutter Beruhigung geben, ich habe keinen Todeswunsch.



„Monica sagte, du hast einen Partner? Dass sie auf der Intensiv-Station liegt?“



Bei dem öffne ich meine Augen. Sie ist schon aus der Chirurgie? Was für ein Tag ist heute? „Dana?“



„Dana. Das ist ihr Name. Du hast sie ein paar Mal erwähnt, nicht wahr?“



Ein paar hundert mal, ich bin mir sicher. „Übel.“



„Ja, sehr übel.“ Ich werde die Schwester nach ein paar Informationen fragen, wenn es welche gibt. Bist du durstig? Da ist etwas Wasser…?“ Sie öffnet den Plastikbecher und schnüffelt daran. „Abgestanden. Ich hol’ dir frisches.“ Sie steht auf und ich beobachte sie, wie sie in das kleine Badezimmer zur Rechten geht.



Wenn ich besser sprechen kann, werde ich ihr von der neuen Entwicklung in meinem Leben erzählen, obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht sicher bin, ob ich ihr alles in der Vergangenheit sagen kann. „Ich war in sie verliebt…wir waren verlobt...ich war dabei, ihren Sohn zu adoptieren...“



Ich will nicht auf diese Art darüber denken.



***



„Dogbert!“



Ich schlage meine Augen auf, um Danas drei Freunde zu sehen, die in einer Fuhre von Elektronik hereinkamen. Monica hinter ihnen und mit den Achseln zuckend, als unsere Blicke sich trafen.



„Alles, was Sie zum Gesund werden brauchen.“, verkündet Langly stolz, „alles, was Sie brauchen, um unterhalten zu werden, alles, nur durch Drücken eines Knopfes.“



„Oder ein paar mehr Knöpfe“, fügt Frohike hinzu und beginnt damit, das aufzubauen, was zum Unterhaltungsprogramm am Fußende meines Bettes zu gehören scheint.



Byers hat Blumen und legt sie auf den Tisch, mit einem vagen verlegenen Blick: „Wie fühlen Sie sich?“



„Wie ein zermatschter Frosch“, antworte ich und jeder lacht etwas zu laut. Monica beugt sich zu mir und küsst meine Wange.



„Sie sehen besser aus.“ Sie trägt eine Einkaufstasche und beginnt, darin zu kramen. „Ich habe Ihnen einige Bücher auf CD gekauft... Sie mögen Geschichtliches, richtig? Sachbücher? Ich haben den neuesten Stephen King, ich dachte, sie könnten etwas Gutes und Langes mögen...Gibt es sonst noch etwas, das ich Ihnen bringen könnte?“



„Dana“, antworte ich und jeder erstarrt. Blicke werden hin und her geworfen.



Schließlich räuspert sich Byers und sagt mir vorsichtig: „Wir warten immer noch auf Neuigkeiten. Ihre Mutter ist bei ihr. Wir haben auch Sachen für sie – Agent Reyes schlug einige atmosphärische Bänder vor und wir haben einen heftigen Regenguss, Walgesang, einen Ozean, eine Wüstennacht.“



„Ozean“, sage ich und schließe meine Augen. Sie liebte - liebt, sie liebt das Geräusch des Meeres. Genauso wie sie Schokoladeneiskrem liebt, irrsinnige high-heel Schuhe, ihr Baby und mich.



***



Mein Raum wird überfüllter. Mein Vater sitzt neben mir und liest Briefe der Familie vor. Meine Mutter wusch meine Füße, weil sie die Vernachlässigung beklagt. Monica ist an der anderen Seite, still. Darauf wartend, aufgefordert zu werden, um zu helfen. Ob es nun um das Wechseln der CD oder das Holen meiner Lieblingsdecke von mir zu hause handelt. Die Typen teilten ihre Zeit auf, um bei Dana und bei mir zu sein.



„Will?“, frage ich Monica und sie lächelt.



„Danas Bruder Bill hat ihn heute morgen mitgebracht. Was für ein Süßer! Er wollte sich in Danas Bett legen, aber wir konnten ihn nicht lassen. Deshalb fing er an zu weinen. Deine Mutter spielt mit ihm seit ungefähr einer Stunde.“



Gut. Er könnte ihr Enkelsohn sein, wenn -



Nein. Er wird ihr Enkelsohn, wenn Dana durchkommt. Ich muss die Hoffnung behalten. Dana überarbeitete meinen Glauben an die Hoffnung und ich klammere mich verzweifelt daran. Es geht nur um die Liebe, nicht wahr? Die Liebe heilt, wenn die Hoffnung verloren ist?



Aber bisher kann mir niemand sagen, ob Dana ihre Augen geöffnet hat und sogar Dr. Kimball hat keine Antworten.



Ich würde mein Sehvermögen hergeben, nur um sie noch einmal zu sehen. Ich würde meine Hände abschneiden, um sie zu berühren.



***



„Schau wen ich gefunden hab.“, trällerte meine Mutter, die Tür aufstoßend und Will starrt mich von ihren Armen aus mit großen Augen an.



„Will“, sagte ich und kann nicht mehr sagen wegen dem Klumpen in meinem Hals. Ich kann ihn nicht sehen, weil vor meinen Augen alles verschwimmt. Ich will ihn in meinen Armen halten, seine Arme um meinen Nacken fühlen, ihm vorsingen, ihn schaukeln, dass er einschläft, über seine Possen lachen - einige der alltäglichen Sachen, die unsere kleine Familie so komplett machen. So wie es momentan ist, kann ich nur beobachten, wie sie sich neben mein Bett setzt. „Hey, William.“



„Zawn?“, sagt er, ängstlich klingend, und ich kann es verstehen. Es muss wie eine Freak-Show aussehen.



„Ich, Will, John.“ Ich werde zu weinen anfangen, wenn das so weitergeht. Oh Gott, ich will meinen Jungen halten, ich will Dana sehen, ich will mehr als diese verdammte Decke sehen! Als Antwort fängt der Herzmonitor zu piepen an und ich mache ein böses Gesicht. Verdammt, ich kann nicht mal eine Emotion haben, ohne dass das gesamte Krankenhaus davon erfährt.



„Jack, Honey, beruhige dich“, sagt meine Mutter, beunruhigt und dann fühle ich Wills Hand auf meine Finger klatschen.



„Zawn“, sagt er, jetzt sicherer klingend.



„William“, antworte ich und bewege meine Finger, sodass seine Hände in meiner Handfläche sind. Der Herzmonitor gibt wieder einen akzeptablen Ton von sich.



***





Verschwörungszeit.



„Es ist die Frage, wie wir Sie da rausbekommen“, meint Frohike, „ohne die Schwestern zu alarmieren. Sofern wir das ganze Equipment nicht mitnehmen, aber ich weiß nicht, wie das gehen soll und es gleichzeitig bei einer Geheimoperation zu belassen.“



„Wir könnten uns als Pfleger verkleiden“, schlägt Langly vor, „und sagen, dass es eine Patientenverlegung sei.“



„Ich würde mich besser deswegen fühlen, wenn ich sicher wäre, dass wir ihm damit nicht schaden.“, sagt Byers.



Monica spricht zum ersten Mal, seit sie mit dem Plan gekommen sind, mich heimlich zu Dana zu bringen. „Er braucht sie. Mehr noch, sie braucht ihn.“ Alle drei Männer sehen sie an und sie zuckt mit den Schultern. Sie sieht erschöpft aus: Ringe unter den Augen, eingefallene Wangen.



Sie hat nicht viel darüber gesagt, aber ich bekomme das Gefühl, dass sie mehr über die Autobombe weiß, als sie will. „Ich werde es auf meine Art tun, wenn ihr es nicht macht.“



Schließlich murmeln alle drei Leugnungen und versprechen zu helfen, und denken weiterhin über die Kabel und Stecker nach. Bald entscheiden sie sich: IV, Katheter und Beatmungsgerät sind notwendig. Frohike bekommt die Ehre, mir alles andere abzunehmen und zuckt mit den Schultern. „Sorry, Stadtmensch.“, murmelte er, das Betttuch wegziehend und ich beiß meine Zähne zusammen. Ich habe nicht sehr viele Haare auf meiner Brust, aber durch das Klebeband wird es trotzdem schmerzen, wenn es abgezogen wird.



„Was zur Hölle tun Sie da?“, Dr. Kimball stürmt herein und Frohike lässt das erste Kabel fallen. „Was machen Sie mit meinem Patienten?“



„Wir ...äh..“



„Er beschwerte sich...“



„Wir dachten...“



Monica unterbricht: „Seine Verlobte braucht ihn.“, und alle anderen werden ruhig. Sogar ich bin überrascht. Wir hatten es noch niemandem erzählt, nicht einmal ihr. Sie fügte erschöpft hinzu: „Sie verlangt nach ihm. Ununterbrochen. Sie brauchen sich gegenseitig. Sie sollten im selben Zimmer sein.“



„Dana hat nicht gesprochen und nicht einmal die Augen geöffnet, seit sie im Krankenhaus angekommen ist.“, sagt Dr. Kimball.



„Ich kann es hören. Ein Herz schreit nach dem anderen. Sie werden schneller gesund, wenn sie zusammen sind.“



Schon seit ich sie kenne, hat Monica das getan: jeden davon überzeugt, dass sie richtig liegt, auch wenn die Logik das Gegenteil behauptet. Dr. Kimball beobachtet sie einen Moment lang, dann meint sie: „Okay. Ich werde nach einem offiziellen Transfer bitten. Währenddessen werde ich euch Helfer schicken, um John in Danas Zimmer zu bringen. Nur ein paar Minuten, ich versprech’s.“, sie dreht sich um und geht.



Jeder entlässt den angehaltenen Atem. Ich würde vor Ungeduld herum zappeln, wenn ich mich bewegen könnte.



„Ist es nicht unheimlich, wie das passiert? Du denkst, dass du nichts mehr hast, um geben zu können und dann entdeckst du einen Quelle in dir…“, sie seufzte und küsste mich.



„Ich gebe zu, ich habe nie die Antwort meiner Gebete in Form eines früheren Polizisten und rundum toughen Mann erwartet.“



Ich lächelte sie an. Unsicher, ob sie es ernst meinte. „Du denkst, dass ich die Antwort auf deine Gebete bin?“



Sie nickte: „Ich betete um Trost und da warst du.“ Sie legte ihren Kopf an meine Schulter, zufrieden seufzend, als ich sie näher an mich zog. So lagen wir für eine lange Zeit, still, meine Hand ihre Hand über meinem Herzen haltend.



***



Danas Zimmer wurde auch dekoriert. Pflanzen, Blumen, ihr eingerahmtes Lieblingsbild von uns dreien, ein Tisch-Springbrunnen: eins von Monicas Feng Shui-inspirierenden Geschenken.

Mrs. Scully ist neben dem Bett auf einem Stuhl eingeschlafen, und erwacht uns blinzelnd ansehend. „Was geht hier vor?“



„Berührungstherapie“, erklärte Monica und weist den Helfern an, dass sie unsere Betten so nah wie möglich zusammenstellen sollen, dass sich unsere Hände berühren können. Ich kann nicht einmal den Kopf drehen, um sie zu sehen. Ihr Geruch ist verschleiert von Antiseptikum und Schmerz. Ich habe keine Ahnung, was Monica behauptet zu hören. Sogar so, kann ich Dana überall spüren.



Vorsichtig hebt Monica Danas näher gelegene Hand und legt sie in meine. „Sie sind dran.“, flüstert sie und geht weg.



Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Ich weiß nicht, was die anderen erwarten. Wunder? Dana wie Dornröschen aufzuwecken? Ich bin ein Prinz, und dann -- Ich kann sie nicht einmal küssen. Aber ich halte ihre Hand und streichle sie mit meinem Daumen: „Dana. Ich bin hier.“



Ich schließe meine Augen. Da gibt es mehr, das ich sagen könnte, wenn ich nicht wie ein pfeifendes Akkordeon klingen will. Ich würde ihr sagen, dass William sie vermisst. Ich würde sie an ihr Versprechen, mich an Weihnachten zu heiraten, erinnern. Ich würde mit ihr in Erinnerungen über unseren letzten Aufenthalt in South Carolina schwelgen. Als sie mich neckte, weil ich so interessiert wegen der Miniaturausgabe des Bürgerkrieges in der Lobby war.



Ich würde ihr sagen, dass ich nicht Ich sein will, wenn es bedeuten würde, sie nicht zu haben.



Ich würde mich bei ihr entschuldigen. Ich würde ihr sagen, dass mein Herz nach ihr schreit. Ich würde ihr noch einen Kuss geben.



Und dann zucken ihre Finger in meiner Hand und verschlingen sich mit meinen.





Ende









I don't know what I was thinking / 'Til I was thinking of you / I don't remember a thing before I opened my eyes / And you came into view / I don't know what I was doing / When there was nothing to do / Must've been waiting for someone, baby / Now I can see - I was waiting for you



CHORUS



I'd give up my sight just to see you / I'd beg, I would borrow and steal / I'd cut off my hands just to touch you / And tear out my heart so you'd know how I feel / There's nowhere that I wouldn't follow / There's nothing that I wouldn't do / 'Cause I wouldn't wanna be me / If I didn't have you



Driving myself to distraction / Until you got in my way / I was just whistling Dixie 'til you struck up the band / And they started to play / I don't know how I was living / Until you came in my life / I always knew there was something wrong / Then you came along / Baby, you made it right



CHORUS



I was alone in the silence / 'Til I was hearing your voice / I couldn't see my way clear until you parted the clouds / And you gave me a choice / I couldn't pick up the pieces / 'Til I was falling apart / I didn't know I was bleeding / 'Til your love fixed this hole, baby, here in my heart I'd give up my sight just to see you / I'd beg, I would borrow and steal / I'd cut off my hands just to touch you / And tear out my heart so you'd know how I feel / There's nowhere that I wouldn't follow / There's no place that I'd rather be / This life without you would be hollow / This love is a gift, and you gave it to me / All that I am, you have made me / And baby, I know that it's true / I'd give it all up in a heartbeat / Just to spend every moment with you / There's no place that I wouldn't follow / There's nothing that I wouldn't do / 'Cause I wouldn't wanna be me / If I didn't have you



"If I Didn't Have You," Amanda Marshall, "Tuesday's Child"



August 10, 2001
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