World of X

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FTE - Plenty (3)

von Jenna Tooms

Kapitel 1

„Ich versuchte es dir mit mehr als nur mit Worten zu sagen – je mehr ich es versuchte, desto mehr versagte ich“







1.



Am Morgen gehe ich joggen, wobei ich drei Pullover übereinander anziehe. Die Sonne funkelt auf dem Schnee wie Diamanten, die Straße vor unseren Haus ist fast völlig vom Schnee freigeräumt, der Rest niedergetrampelt, so dass ich kaum einen Schritt machen kann, ohne auszurutschen und ich atme kleine Dunstwolken, wie die der Eisenbahnen aus. Es ist klar und kalt, perfektes Winterwetter.



Ich laufe die Straße entlang, bis ich die Ecke im Zaun erreiche, an der die Straße zum Wintersportort führt. Sie zieht sich in einer Kurve den Berg hinauf, aber hinter dem Zaun führt auch ein Pfad in den Wald. Ich entscheide mich den Pfad zu nehmen. Schließlich bin ich schon ewig nicht mehr im Wald gelaufen.



Dort ist es still, durch den Schnee klingen alle Geräusche gedämpft. In der Tat ist das einzige, was ich hören kann, meine eigenen Schritte, mein Atem und das gelegentliche Heruntertropfen schmelzenden Schnees von den Baumästen. Beim Laufen sage ich mir Ausschnitte aus Gedichten vor, meine Schritte betonen dabei die Silben.





„Die Wälder sind lieblich, dunkel und tief,



Aber ich muss Versprechen halten



Und noch Meilen gehen, bevor ich schlafen kann,



Und noch Meilen gehen, bevor ich schlafen kann.“





Ich kehre auf dem Pfad um und beginne zurück zur Straße zu laufen. Scully muss sich fragen, wo ich bin. Ich ging gerade, als sie ihre morgendlichen Yoga Übungen machte. Ich fragte sie, ob sie mit mir joggen gehen möchte, doch sie sagte, sie wolle ihre Energie für das Skifahren später aufsparen. Wie joggen sie ermüden kann, Yoga aber nicht ist mir ein Rätsel.



„In Xanadu, erließ Kublai Khan sein prächtiges Dekret über das Vergnügen, wo Alph, der heilige Fluss floss –„



Ich bliebe abrupt stehen und atme hart. Die Muskeln in meinen Beinen zucken protestierend auf Grund der plötzlichen Änderung, aber ich schenke ihnen keine Aufmerksamkeit.



Vor mir steht ein Mann auf dem Pfad. Er ist mit einem dünnen Mantel und Stiefeln, dunklen Hosen und einen Hut mit breiter Krempe bekleidet. Er ist jung, höchstens zwanzig, seine Augen und Haare sind braun. Er sieht eigentlich recht normal aus, mit der Ausnahme, dass er Einsamkeit und Elend ausstrahlt und ich irgendwie daran zweifle, dass die Ortsansässigen hier normalerweise historische Kostüme tragen.



Ich mache einen Schritt auf ihn zu und frage mit sanfter Stimme, „Sind Sie okay?“ Das ist, wie ich meine, ein guter Weg, um mit jemandem, den man noch nicht kennt, - oder besser gesagt, mit etwas, das man noch nicht kennt, wie ich gleich merken sollte - eine Unterhaltung anzufangen.



Langsam schüttelt er seinen Kopf, dreht mir dann den Rücken zu und beginnt den Pfad hinaufzulaufen. Ich sehe ihm einige Augenblicke lang nach und frage mich, ob er mir mehr darüber erzählen wird, wer er ist und was er hier macht, und dann renne ich los, um zu ihm aufzuschließen. Es ist Zeit es herauszufinden. Ich greife nach seiner Schulter.



Meine Hand gleitet geradewegs durch sie hindurch.



Er wirft mir nicht einmal einen Blick zu, sondern geht einfach weiter und mit jedem Schritt wird er blasser und blasser bis er schließlich völlig verschwindet.



Und im Schnee sind nur meine eigenen Fußspuren sichtbar.







2.



Ich stürme ins Haus und durch die Küchentür. „Scully! Du wirst nicht glauben, was ich gesehen habe!“



Als ich keine Antwort erhalte, rufe ich erneut „Scully!“, als ich das Wohnzimmer betrete, wo ich sie zuletzt gesehen hatte. Der Fernseher ist aus und ihr Video liegt wieder im Regal. Ich laufe die Treppe hinauf und kann hören, dass in ihrem Badezimmer das Wasser läuft. Verdammt! Jetzt will ich ihr was aufregendes erzählen und muss auch noch warten.



Oder, muss ich wirklich? Deswegen sind wir doch hier, oder?



Ich gehe zur Badezimmertür und klopfe an. „Scully? Kann ich für eine Sekunde rein kommen?“



Sie dreht das Wasser ab und sagt, „Hast du etwas gesagt?“



„Ja, kann ich reinkommen?“



„Um, ich bin nicht angezogen.“



„Nur für eine Minute.“ Ich öffne die Tür. „Ich bin aus dem Wald herausgelaufen, da sah ich das coolste überhaupt.“



„Würdest du mir ein Handtuch reichen?“ Ihre Hand greift hinter dem Duschvorhang hervor.



Ich nehme eines vom Handtuchhalter und gebe es ihr. „Scully, ich glaube, ich habe einen Geist gesehen.“



„Draußen im Wald?“



„Ja, ein Mann – ein Junge – er war wie ein Pioneer gekleidet und er verschwand einfach vor meinen Augen. Ich bin gejoggt und plötzlich stand er vor mir auf dem Weg.“



„Und er verschwand einfach?“



„Poof.“



Sie zieht den Duschvorhang zurück und kommt, in das Handtuch eingewickelt, heraus. Ihre Haut ist krebsrot durch das heiße Wasser und ihr Haar hängt in feuchten Locken in ihr Gesicht. Dieses sieht ungeschminkt, mit den blassbraunen Sommersprossen und einem Schönheitsfleck oberhalb der Lippe, den sie sonst immer abdeckt, jünger aus als sonst. Ich habe die Türe offengelassen und so bekommt sie eine Gänsehaut von der plötzlichen Kälte. „Verschwand im Sinne von er ging in den Wald und du hast seine Spur verloren, oder verschwand im Sinne von –“



„Verdunsten. Verblassen. Genau vor meinen Augen. Ich kann dir die Stelle zeigen, wenn du willst.“



„Ich werd´ s mir ansehen. Bist du sicher, dass du nicht übertreibst, Mulder? Du bist wahrscheinlich nicht an die Höhenlage hier gewöhnt.“



„Mir geht es gut, Scully, es war keine Täuschung des Lichts. Ich glaube ernsthaft, dass da ein Geist in unserem Wald ist.“



„Es ist wohl kaum ‚unser’....“ Sie sieht mich zweifelnd an. „Sagte er etwas? Sagtest du etwas?“



„Ich fragte ihn, ob er okay sei. Er gab mir keine Antwort. Er stand einfach nur da und schaute traurig. Er ist wahrscheinlich einsam.“



„Uh - huh.“



„Komm schon, Scully, es wäre gut vorstellbar, dass es an einem Ort wie diesem Geister gibt, glaubst du nicht?“



„Mulder,....“ Ihr beruhigender Tonfall. Sie will mir nicht widersprechen, aber ihre Vernunft würde das nicht einfach akzeptieren können. „Ich könnte eher daran glauben, dass das Weiße Haus von Geistern heimgesucht wird, als ein Ort wie dieser.“



„In Zweihundert Jahren kann viel passieren. Fanden nicht einige Schlachten des Revolutionskrieges in der Nähe von hier statt?“



„Ich glaube nicht, das sich der Krieg jemals so weit nach Norden zog. Mir ist kalt, würdest du bitte eine Minute warten, dass ich mich anziehen kann?“



„Oh, natürlich. Hey, möchtest du heute Ski fahren gehen?“



„Eigentlich müssen wir zuerst Einkaufen. Vielleicht heute Nachmittag. Mulder, können wir uns einen Weihnachtsbaum kaufen?“



„Sicher, wenn du willst. Einen großen oder einen kleinen?“



„Die guten sind wahrscheinlich sowieso schon weg. Lass uns sehen, was wir finde können.“



„Okay, ich habe Lichter mitgebracht. Bunte und blinkende.“



„Wundervoll.“ Sie schubst mich nicht allzu sanft und ich verlasse das Badezimmer, wobei ich die Tür schließe.



Okay, sie glaubte nicht, dass ich einen Geist gesehen hatte. Ich bin nicht sonderlich überrascht. Selbst, wenn sie selbst einen gesehen hätte, würde sie es nicht glauben, bis sie die Gegend nach Spiegeln und Kameras untersucht hätte.



Da fällt mir noch was ein und ich klopfe erneut an die Tür. „Was ist, Mulder?“



„Dickens.“



„Dickens. ‚Ein Weihnachtsabend.’ Hat er das nicht geschrieben, weil die Viktorianeer glaubten, dass die Geisterwelt während der Weihnachtszeit aktiver ist, als sonst?“



„Mulder, die Viktorianeer glaubten, die Geisterwelt hätte sonst nichts besseres zu tun, als Tische schweben zu lassen und Nachrichten an die Wände von Schlafzimmern zu schreiben.“



„Eine Generation, die im Zweifel zu ihrer Verbindung mit Gott steht, sucht immer nach Antworten, die das Leben nach dem Tod betreffen. Das ist der Grund für das große Interesse am New Age. Aber das ist nicht der Punkt – Ich sage nur, dass es Weihnachtstraditionen gibt, die andeuten, dass dies eine Zeit ist, wenn Geister verstärkt unter uns sind.“



„Mulder, bitte, hör auf. Du hast etwas gesehen, ich gestehe dir das zu. Aber es ist zu früh am Morgen, um über philosophische Dinge zu diskutieren, okay?“



„Okay, es tut mir leid.“



Die Badezimmertür geht auf. Sie trägt ihren Bademantel und das Handtuch liegt auf ihren Schultern. Sie lächelt mich sanft an. „Ich glaube einfach nicht an Geister, Mulder“, sagt sie dann.



„Ich weiß. Ich wünschte nur, du hättest ihn sehen können.“



Sie lächelt wieder, wobei sie ihr Haar trocken frottiert. „Ich weiß, dass du es tust. Es ist ein Teil deines Charmes, weißt du, Mulder, deine Begeisterung für Dinge, wie sehr du sie teilen möchtest.“



„Oh.“ Mein Charme? Ich habe Charme? Ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll und so frage ich sie „Wollen wir frühstücken gehen?“



„Natürlich, da wir nichts anderes als übriggebliebene Pizza haben.“



„Das war fast zwei Jahre lang mein Frühstück.“



„Mulder, manchmal ist es ein Wunder, dass du noch lebst.“



„Ja, es ist ein Rätsel; ich habe mich das selbst schon oft gefragt.“



Mit einem Zusammenzucken bemerke ich, dass sie darauf wartet, dass ich gehe, damit sie sich anziehen kann. Ich habe mich auf ihre Bettkante gesetzt – Es war schon gemacht und völlig ohne Falten – und ich stehe hastig auf. „Ich werde duschen.“



„Gute Idee.“ Sie kommt näher und legt ihre Arme um mich. „Aber zuerst... bekomme ich nicht einen Gutenmorgenkuss?“ Durch das Blitzen in ihren Augen, bin ich nicht sicher, ob sie Witze macht oder nicht, aber ich küsse sie trotzdem.



Es sollte eigentlich nur ein einfacher Gutenmorgenkuss sein, aber als sich unsere Lippen berühren, ist es wie Feuer auf trockenem Gras, heiß und hungrig und außer Kontrolle. Wir küssen uns, als würden wir verhungern, als würden wir verdursten, als gäbe es nichts auf der Welt als unsere gegenseitigen Münder.



Meine Hand rutscht unter ihren Bademantel und wie im Delirium, merke ich, dass sie nackt ist, völlig nackt. Dass die Weichheit, die ich spüre sie selbst ist, dass dies die Haut ihres Bauches und zwischen ihren Brüsten ist; und sie ist so weich wie Seide und auch warm und schmeckt wahrscheinlich süß –



Mein Mund verlässt ihren und ich fange an die Haut, um ihre Gesicht herum zu küssen, ihren Hals hinunter, wobei ich ihre Haut mit meiner Zungenspitze abtaste. Sie ist süß. Ich öffne ihren Bademantel stärker und liebkose ihre Brüste und küsse den Weg hinunter bis zu ihrem Bauch. Und da an der Stelle, wo sich ihre Beine treffen, ist die Haut mit lockigem, roten Haar bedeckt; ich kann es nicht abwarten meinen Mund dahin zu legen.



Ihr Rücken biegt sich und ihre kleinen Hände streicheln meinen Hals und fahren durch meine Haare. „Mulder,“ stöhnt sie sanft, und dann, als ich mit meinen Küssen tiefer wandere, intensiver, „Mulder“.



Widerwillig hebe ich meinen Kopf. „Zeit aufzuhören?“ Sie nickt genauso widerwillig und dreht sich weg, so dass sie den Bandemantel schließen und mit dem Gürtel zubinden kann. Sie setzt sich mit überschlagenen Beinen auf das Bett und legt ihren Kopf in ihre Hände.



„Ich weiß nicht, ob ich das kann, Mulder“, sagt sie sanft.



„Wir haben keine Eile, Scully.“



„Das ist es nicht. Ich möchte, dass du mich berührst, Mulder. Ich habe nur Angst.....dich zu enttäuschen“, seufzt sie.



„Das wirst du nicht, ich verspreche es. Was auch immer passiert, ich werde nicht enttäuscht sein.“



Sie zieht ihre Augenbraue hoch. „Oh?“



„Ich meine -“ Ich seufze. „Ich meine, es ist egal, ob wir miteinander schlafen oder nicht.“



„Oh?“



„Ich meine, es ist nicht egal, aber es ist nicht – es ist nicht –vergiss es, Scully. Ich erwarte überhaupt nichts von dir. Ich habe es dir gesagt. Wenn du nur willst, dass ich dein Hausmann bin, bin ich glücklich es zu sein. Ich möchte nur für dich da sein.“



Die hochgezogene Augenbraue entspannte sich nur ein wenig. „Du gibst einen ziemlich interessanten Hausmann ab“, sagt sie. „Ich habe Hunger – wie ist es mit dir? Geh duschen, dass wir Frühstücken gehen können.“



„Yes, Ma`am,“ antworte ich und beuge mich vor, um ihre Wange zu küssen. Sie hält mein Gesicht für einen kurzen Moment und schließt ihre Zimmertür hinter mir, als ich gehe.
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