World of X

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Das Feuerwerk von Falls River

von Jenna Tooms

Kapitel 1

„Was ist denn hier los?“, fragte Mulder, als er das Büro betrat. Es waren mehr Leute darin, als während der letzten sieben Jahre gewesen waren.

Scully erhob sich von ihrem Platz hinter dem Computer und kam auf ihn zu. Etwas schwirrte vor seinem Gesicht herum und er wedelte ungeduldig mit der Hand, um es zu vertreiben. „Scully?“



„Es scheint, als wären wir von Marienkäfern befallen“, sagte sie und wischte eines der Insekten von ihrem Jacket. „Der Hausverwalter will sie ausräuchern, doch der Kammerjäger will zuerst so viele wie möglich mit einer Käferfalle einfangen.“



Sie sagte das, als würde es einen Sinn ergeben, und er meinte „Ah“ dazu, ganz genauso, als wäre es wirklich sinnvoll.



„Die Käferfalle wird heute noch aufgestellt, den Rest werden sie morgen ausräuchern...“ Sie schlug ein weiteres Insekt weg. „Was bedeutet, dass wir das Büro frühestens Donnerstags wieder benutzen können. Natürlich ist dies nicht so schlimm, da wir ja Ferien haben.“



„Wundervoll.“ Er trat zur Seite um einen Kammerjäger im weißen Overall vorbei zu lassen.



„Also, schnapp dir alles, was du über die Ferien bearbeiten willst. Ich sehe dich dann am Donnerstag.“



„Donnerstag?“, sagte er und hielt dann inne, als er sich erinnerte, dass sie nicht alleine waren. Es war so einfach, sich in ihrer eigenen, privaten Welt zu verlieren. „Ein schönes, langes Ferienwochenende“, sagte er. Der Kammerjäger, der ganz in seiner Nähe stand, warf ihm einen raschen Blick zu und lächelte dann schwach.



Mulder blickte sich einen Moment im Büro um, versuchte zu entscheiden, was er tun sollte. Er hatte keineswegs die Absicht, übers Wochenende zu arbeiten, und jetzt, mit diesen geschenkten freien Tagen, war er noch weniger geneigt, es zu tun. Aber Scully, als erwarte sie, in den nächsten Tagen gelangweilt zu sein, fuhr fort, Akten auf Disketten zu laden und hastig Ordner durchzublättern.



„Es sind nur fünf Tage“, sagte er, als er sich neben sie stellte, um zu sehen, welche Akten sie ausgewählt hatte.



„Man weiß nie, wann einen die Muse küsst.“



Er lehnte sich über ihre Schultern und biss sich in die Innenseiten seiner Wangen, um zu verhindern, dass er laut herauslachte. Sie schaute kurz zu ihm auf, ihr Gesicht war nahezu ausdruckslos, trotzdem konnte er die Warnung darin sehen. Auf dem Bildschirm war eine E-Mail, wie sie immer zwischen ihnen beiden hin- und hergingen, eine derjenigen, die immer so unschuldig begannen und sich schnell zu etwas wie „Ich kann dich jetzt gerade schmecken“ und „Ich will deine Haut unter meinen Lippen spüren“ entwickelte.



Sie griff sich eines seiner Notepads und kritzelte eilig etwas hin, unterstrich es und hielt ihm dann das Notepad unter die Nase. ‚Wie oft muss ich dir sagen, dass du die nicht aufbehalten sollst?’



„Ich werde deinen Ratschlag in Erwägung ziehen“, sagte er, was ihm abermals einen wütenden Blick einbrachte. Die Reinigungstruppe bemerkte dies jedoch kaum, da sie viel zu beschäftigt waren, den Raum abzudichten.



Er entschied, dass es eine gute Idee wäre, so zu tun, als würde er arbeiten. So wählte er zwei Bücher aus, die er schon zur Hälfte durchgelesen hatte und stopfte sie in seine Aktentasche, zog einige Akten aus dem Aktenschrank und steckte sie auch weg. Vielleicht hätte er Zeit zum Lesen.



Er hoffte aber, dass dies nicht der Fall sein würde.



„Nun, ich denke, das ist alles“, sagte er. „Ich sehe dich dann nächsten Donnerstag“, fügte er hinzu und erhaschte einen kurzen Blick auf Scully Lächeln, bevor sie sich wieder an die Arbeit begab.



***



Mulder rief Scully auf ihrem Mobiltelefon an, als er nach Alexandria fuhr. „Bist du schon zuhause?“



„Nein, du schon?“



„Noch nicht. Was hältst du davon, früh aufzubrechen?“



„Mulder, ich muss noch packen.“ Aber sie klang nicht so, als würde er viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.



„Wir könnten mittags losfahren und um fünf in Falls River sein. Dann checken wir ins Hotel ein, genießen ein gemütliches Abendessen, machen einen Spaziergang am Fluss...“



Sie summte vor sich hin. „In Ordnung. Holst du mich ab?“



„Ja.“ Er wollte etwas hinzufügen, dass verträumt und romantisch klang, sagte aber nur: „Bis bald.“



„Ich liebe dich“, sagte sie und hängte auf, was auch gut war so, denn Mulder verschlug es vollkommen die Sprache.



***



Die Fahrt war recht angenehm. Scully hatte verschiedene Kassetten aufgenommen, deren Musik gar nicht ihrem sonstigen Geschmack entsprach, die Mulder jedoch gut gefielen. Und wie er gehofft hatte, hatte sie sich umgezogen und das Kostüm mit Khaki-Shorts, die ihre leicht gebräunten Beine zeigten, und Sandalen vertauscht. Dazu trug sie ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, das ein wenig enger saß, als es erforderlich gewesen wäre.



„Hey, Scully, sagte er entspannt und sah ihr zu, wie sie ihre Füße auf dem Handschuhfach abstützte. Die Fahrt dauerte schon vier Stunden.

„Kennst du diese Spaghettiträger-Tops, welche die Leute diesen Sommer über tragen?“



Sie blätterte eine Seite ihres Magazins um. „Ich wusste nicht, dass du auf die Mode achtest, Mulder.“



„Wenn sie soviel Haut zeigt, tu ich es.“ Er ließ einen Moment verstreichen und sagte dann: „Du hast nicht zufällig eines von denen in deinem Koffer, oder?“



Sie lächelte hinter ihrer Sonnenbrille. „Vielleicht“, sagte sie und blätterte abermals um.



***



Falls River verdankte seinen Namen der Tatsache, dass es sich am Fluss Charles ausbreitete, nahe an Wasserfällen, die ein wenig wie die Treppenstufen eines Palastes anmuteten. Mulder und Scully parkierten den Wagen an einer Stelle, wo sie eine schöne Aussicht hatten, setzten sich eine Weile auf die Kühlerhaube und sahen zu, wie das Wasser in die Tiefe stürzte. Abwesend strich er ihr übers Knie.



„Ich glaube, das ist unser Hotel“, meinte er und zeigte zu einem Punkt auf der anderen Seite des Flusses. „Der Jahrmarkt wird dort stattfinden, wo der Fluss eine Kurve beschreibt.“



„Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du auf diesen Ort gekommen bist.“



„Ich habe darüber gelesen.“ Er schaute zu dem wundervollen, blauen Himmel auf. „Der Artikel hieß ‚Feuerwerk in Falls River, jeden vierten Juli’. Es war wirklich spannend.“



„Irgendwie kann ich mir dich nicht mit einem Conde-Nast-Reiseführer in der Hand vorstellen.“



„Es war kein Conde-Nast-Reiseführer.“



„Was war es dann...?“



Er schaute nochmals gegen den Himmel, diesmal ein wenig länger, und dachte ‚Ich kann es ihr genauso gut sagen’. „’Das spukende Amerika’.“



Als die Stille sich in die Länge zog, warf er ihr einen schnellen Blick zu. Sie starrte ebenfalls zum Himmel auf, den Mund leicht verzogen, als hätte sie in etwas Saures gebissen. „’Das spukende Amerika’“, wiederholte sie. „Perfekt.“



„Wir hätten auch zum verwunschenen Haus von Winchester fahren können, aber ehrlich gesagt, ich habe genug von Kalifornien für mindestens ein Jahr.“



„Also, was ist es, Mulder? Spukt es in unserem Hotel? Segeln Geisterschiffe auf dem Fluss? Gehen die Soldaten der Konföderierten etwa noch auf den Strassen auf und ab, oder hat gar Edgar Allen Poe hier einmal übernachtet?“



Sie zog ihn auf, er konnte es am Funkeln in ihren Augen sehen. „Nee“, sagte er. „Du wirst es am Vierten sehen. Ich will dir die Überraschung nicht verderben.“



„Ich hoffe sehr, dass sie gut ist.“



„Es wird dir gefallen. Ganz besonders dir wird es gefallen!“



„Hmm“, sagte sie, lehnte sich aber an ihn, bis beide genug vom Anblick der Wasserfälle hatten.



***



In dem Hotel, welches Mulder ausgesucht hatte, war jedes Zimmer nach einem bestimmten Thema eingerichtet worden, eine Tatsache, die ihm nicht bekannt gewesen war, als er das Zimmer reserviert hatte. „Sie haben das Drachen-Zimmer“, sagte die Angestellte strahlend, als sie ihnen den Schlüssel aushändigte. Scullys Lippen zuckten, als wolle sie etwas sagen, doch sie konnte es sich gerade noch verkneifen.



„Drachen“, sagte sie sanft zu ihm, als sie ihm Fahrstuhl aufwärts fuhren. „Etwas Mittelalterliches, was meinst du? Willst du vielleicht eine Robin-Hood-Fantasie ausleben?“



„Sei lieb“, sagte er. Sie lachte leise in sich hinein.



Der Raum hatte nichts Mittelalterliches an sich. Er war in Rot, Schwarz und Gold gehalten, mit Papierfächern an den Wänden und Porzellanfiguren in einer Vitrine, was dem Zimmer einen leichten asiatischen Touch gab. Auf dem Tisch stand ein kleiner, mechanischer Wasserfall, Wasser stürzte über grüne und schwarze Steine in ein Messingbecken. Das Bett war auf einem schwarzen Holzrahmen befestigt, die Tagesdecke darauf war weiß. Auf einem kleinen Bord über dem Bett befanden zwei Lampen und eine Uhr, und an jedem Ende stand ein großer Porzellan-Drachen, ganz so, als wären sie die Wächter des Schlafzimmers. Sie waren furchteinflössend und wild, mit geöffneten Mäulern und Gold überstäubten Schuppen. Die beiden waren jedoch nicht identisch: einer hatte seinen Kopf gesenkt, während der andere ihn stolz erhoben trug. Der erste hatte seinen Schwanz um seinen Körper geschlungen, der zweite jedoch schlug damit in die Luft. Mulder fragte sich, ob unter ihren Blicken schon Kaiser gezeugt worden waren, dann lächelte er ab sich selbst.



Scully schaute sich einige Minuten im Raum um, ihr Gesicht ausdruckslos. Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück, was die Aussicht auf den Fluss freigab. „Wenn du es scheußlich findest...“, begann Mulder, doch sie drehte sich zu ihm um und lächelte.



„Es gefällt mir. Es gefällt mir sehr gut. Es ist etwa so, wie ich mir immer das Zimmer einer Geisha vorgestellt habe – alles sehr Feng-Shui-mäßig.“



Mulder ließ seine Stimme sinken und sagte: „Wirst du dieses Wochenende meine Geisha sein, Scully?“



„Nicht in diesem Leben“, meinte sie.



***



Sie lagen eine Weile auf dem weißen Bett und küssten sich. Das Bett war wie für sie gemacht, es quietschte nicht und bot genug Platz. Außerdem gefiel Mulder der moderne Bettrahmen. „Vielleicht werde ich mir so was für mein Apartment anschaffen“, meinte er. Scully lachte leise, denn er änderte seine Meinung über sein potenzielles neues Bett jede Woche. Monatelang hatte er auf einer simplen Matratze geschlafen, wie jemand, der gerade vom College abgegangen war.



Sie schlief, mit ihrem Kopf an seine Schulter gelehnt, ein, ihre Hand auf seiner Brust, ein Bein zwischen seinen. Er war noch wach, lag mit geschlossenen Augen und seinem Arm um sie geschlungen da, hörte ihrem ruhigen Atem und dem beruhigenden, wenn auch künstlichen, Geräusch des kleinen Wasserfalls auf dem Tisch zu.



Als er die Augen wieder aufschlug, war es dunkler im Raum und Scully hatte begonnen, ihren Koffer auszupacken. Sie hängte leichte Baumwollkleider und zarte Shorts in den schwarzen Kleiderschrank. Er beobachtete sie, hörte ihre nackten Füße auf dem Holzboden tappen. „Bist du hungrig?“, fragte sie, ohne sich umzudrehen. Es sah aus, als hätte sie auch seine Reisetasche ausgepackt.



„Ja.“ Sie hatten zwar Pfirsiche von einem Händler am Straßenrand gekauft, doch keiner von ihnen hatte seit dem Frühstück eine richtige Mahlzeit zu sich genommen.



„Los, suchen wir einen Platz fürs Abendessen.“ Sie zog ein Kleid aus dem Schrank. „Soll ich das anziehen?“ Es war in einer blassen Farbe gehalten – er konnte sie in der Dunkelheit nicht genau bestimmen - mit Spaghettiträgern und einem langen Rock. Sie hielt es gegen ihren Körper.



„Ja“, sagt er, denn er wollte sie mit nackten Schultern und Beinen im Mondlicht sehen, wollte sehen, wie sie sich für den Sommer anzog.



***



Auf einem Tisch am Eingang lag eine Broschüre auf, in welcher örtliche Restaurants und Veranstaltungen empfohlen wurden. „Sie sind natürlich für das Feuerwerk hier“, sagte die Angestellte und zog die Augenbrauen hoch. „Natürlich“, erwiderte Mulder.



„Das erinnert mich an die Hauptstrasse in Disneyworld“, meinte Scully, als sie Hand in Hand die Strasse hinunterschlenderten, unterwegs zu einem Restaurant, das vielversprechend klang. „Nur idyllischer.“



„Meinst du, wir hätten nach Williamsburg fahren sollen?“



„Nein.“ Sie schmiegte sich in seine Umarmung. „Ich vertraue deinem Urteil. Dieses Feuerwerk muss irgendwie was Besonders sein.“



„Oh ja.“ Er zog sie eng an sich. „Sehr speziell.“



Das Restaurant servierte „echte Kolonial-Küche“, die jedoch dem modernen Geschmack angepasst worden war. Scully aß genussvoll ein Stück Biskuitkuchen, tunkte ihn in Honig und schaute dann Mulder, der sein Kinn auf seinen Händen aufgestützt hatte und sie beobachtete, fragend an. „Willst du deines denn nicht?“



„Ich mag es, dir beim Essen zuzusehen.“ Als sie an Krebs erkrankt war, hatte es so viele Mahlzeiten gegeben, wo sie nur einen oder zwei Bissen heruntergebracht hatte und dann den Rest des Essens zur Seite geschoben hatte. Die Chemotherapie hatte sie ihres Appetites beraubt. Er hatte versucht, ihren schwachen Appetit mit lecker duftendem Essen anzuregen, und manchmal hatte dies funktioniert. Manchmal. Nun dachte er, würde er ihr mit Freuden zusehen, wie sie ein Vier-Gang-Menü verdrückte – wenn sie wollte, würde er sogar noch mehr bestellen.



„Erinnerst du dich an den Memorial Day?“, fragte er. Wieder schaute sie ihn fragend an. „Das Picknick.“



„Natürlich erinnere ich mich daran. Du hast das Volleyballmatch gewonnen.“



„Ich dachte an etwas, das früher an diesen Tag passierte. Du hattest eine Kühltasche dabei, mit Eiskrem und Waffeln. Tuttifrutti Reis-Snacks oder wie sie auch immer hießen.“



„Tofrutti Reis-Waffeln“, verbesserte Scully. Es war klar, dass sie nicht ganz die gleichen Erinnerungen wie Mulder hatte.



„Ich habe dich beobachtet, als du eine gegessen hast, und weißt du, was ich außerdem gesehen habe?“



„Sag es mir.“



„Andere Leute, die dich auch beobachtet haben. Skinner zum Beispiel.“



Sie zog die Augenbrauen hoch und meinte sanft: „Oh?“



„Er sah zu, wie deine Zunge das Eis aus der Waffel geschleckt hat. Sah, wie sich deine Lippen um die Waffel schlossen und du das Ganze genossen hast. Scully, ich schwöre dir, als du fertig warst, war Skinner schweißgebadet.“



„Wieso erwähnst du das jetzt?“ In ihren Augen war ein Funkeln zu sehen, die Züge um ihren Mund entspannten sich. Er konnte sehen, wie sie sich an den Tag zurückerinnerte, ihr wieder bewusst wurde, wie eine Abkühlung an einem heißen Tag sich in etwas anderes, etwas Provokativeres verwandelt hatte. Sie tat also genau das, was Mulder gehofft hatte, sie würde tun.



„Ich weiß noch, wie ich dir zugesehen habe, die anderen beobachtet habe und genau wusste, was sie dachten. Sie wollten alle wissen, was ich weiß“, sagte er in seiner sanftesten Stimme. “Nämlich, wie süß dein Mund sein kann.“



„Du erfindest das doch nur“, sagte sie, ihre Stimme fast ein Flüstern. Es widerstrebte ihr, sich verführen zu lassen, doch er konnte nicht aufhören, es zu versuchen. Er liebte es, zu sehen wie sie sich entspannte und sich von seiner Arbeitskollegin in seine Geliebte verwandelte. Seine Hand legte sich über die ihre und ihre Finger rieben seine sanft. „Die Leute schauen mir nicht beim Essen zu.“



„Oh doch, das tun sie. Ich tue es. Ich liebe es, dir beim Essen zuzusehen. Du bist schön, wenn du isst – aber du bist immer wunderschön.“



„Mulder“, sagte sie, schaute weg und errötete, lächelte aber und ließ seine Hand nicht los. „Du hast mich, das weißt du. Du musst mich nicht von irgendetwas überzeugen.“



„Aber ich tue das gerne“, sagte er und schaute ihr tief in die Augen. Der Kellner musste diskret hüsteln, um sich bemerkbar zu machen und die beiden aus ihrer Träumerei herauszureißen. Dann servierte er ihnen den Hauptgang.



***



Sie spazierten noch ein Weilchen, schauten sich die Schaufenster und die Dekorationen für den Unabhängigkeitstag an. Sie diskutierten darüber, ob sie sich einen Film anschauen gehen sollten, entschieden aber, dass sie damit warten würde, bis die Nachmittagshitze zu stark werden würde und sie sowieso drinnen bleiben müssten. Im Park spielte eine Band Reggae-Songs, also legte Mulder seine Arme um Scully um zu tanzen.



„Is this love, is this love, is this love that I’m feeling?“, fragte der Sänger und Mulder lächelte, denn er konnte die Antwort in Scullys Augen sehen.



***



Er war gefesselt von den Innenseiten ihrer Ellbogen. Verhext von der Rückseite ihrer Knie. Entzückt von ihren Ohrläppchen. Vernarrt in die Rundungen ihrer Brüste. Verzaubert von den kleinen Wölbungen ihres Rückgrates. Und die kleine Kerbe zwischen ihrer Oberlippe und ihrer Nase machte ihn völlig verrückt.



Er berührte sie langsam und zärtlich, als sie ihn mit ihren Händen und ihrem Mund liebkoste. Manchmal wenn sie sich liebten, ging es sehr schnell und wild zu, angetrieben von ihrem fieberhaften Bedürfnis, eins zu sein. Aber manchmal, wie jetzt, war es der Vorgang an sich, die Berührungen, die langen, innigen Küsse, die ihnen beiden den Atem raubten.



Seine Hand fuhr langsam an ihrer Seite auf und ab, als sie an seine Brust geschmiegt dalag. „Was tust du da?“, murmelte sie.



„Deine Rippen zählen.“



„Sind alle da?“



Er lachte leise. „Sieht so aus.“



„Das ist gut.“ Sie gähnte, streckte sich, küsste ihn und ließ ihren Kopf dann wieder zurücksinken. „Ich würde es hassen, mit einer fehlenden Rippe aufzuwachen.“



„Du kannst eine von meinen haben.“



„Sie würde mir nicht passen.“ Sie lachte und schaute zu ihm auf, als er ihr Haar zerzauste. „Das war eine gute Idee.“



„Ich hoffte, du würdest das denken.“



„Oh, das dachte ich schon, seit du es vorgeschlagen hast. Ich wollte es nur mal sagen.“ Sie streichelte langsam über seine Brust, küsste ihn über dem Brustbein, dann kuschelte sie sich wieder an ihn. „Eine sehr, sehr gute Idee.“



„Schläfst du schon?“, fragte er nach einer Weile. Als er keine Antwort bekam, küsste er sie auf den Kopf und schloss dann die Augen.



Nach etwa einer Stunde stand er auf, tastete nach dem Schalter für den kleinen mechanischen Wasserfall und schaltete ihn voller Erleichterung aus. Er legte sich nieder und schlief endlich ein.



***



Wie der Rest des Raumes war das Badezimmer vorwiegend in Schwarz und Rot gehalten, manchmal mit einem Tupfer Weiß und Gold zur Auflockerung. Die Dekoration bestand aus Imitationen von chinesischen Ornamenten aus grüner Jade und schwarzem Holz. Auf dem schwarz marmorierten Badezimmerkästchen stand eine hölzerne Schüssel, die mit kleinen, quadratischen Steinchen gefüllt war. Auf jedem war ein Kanji eingraviert, und als Mulder sie umdrehte, fand er auf der anderen Seite die Übersetzung: „Liebe“, „Vertrauen“, „Hoffnung“, „Frieden“, „Freude“, und so weiter.



Mulder arrangierte sie so, dass diejenigen, die er am liebsten mochte, zuoberst lagen. Dann trat er unter die dampfende Dusche. Er neigte seinen Kopf nach hinten und atmete langsam aus. Die üblichen Schmerzen, die ihn während der meisten Tage plagten, schienen wie weggeschmolzen zu sein und er fühlte eine unvertraute Lockerheit zwischen seinen Schultern. Er drehte seinen Kopf von einer Seite zur anderen, stand dann still und ließ das Wasser eine Weile auf sich herunterprasseln.



Als er aus der Dusche kam, ein Handtuch um die Hüften gebunden, lag Scully immer noch im Bett. Er lächelte, während er die Schönheit ihres leichtgebräunten Körpers bewunderte, warf dann das Handtuch zur Seite, kletterte wieder ins Bett neben sie und bettete seinen Kopf auf ihre Schulter.



Nach einem Moment wachte sie auf. „Du bist ganz nass.“



„Ich bin gerade erst aus der Dusche gekommen.“



„Du riechst gut“, meinte sie schläfrig.



„Danke, Liebes.“



Sie lachte leise. Sie fand es liebenswert, dass er so begeistert von Kosenamen war – wenigstens hoffte er dies, denn sie hatte noch gegen keinen der Namen protestiert. Sie liebkoste seine Schulter, küsste seine feuchten Haare und sagte: „Was hast du heute für uns geplant?“



„Überhaupt nichts. Wie klingt das?“



„Himmlisch.“ Sie seufzte und rutschte hin und her, damit sie ihn bequemer in den Armen halten konnte. „Schau nur. Dein Haar wird seltsam aussehen, wenn es trocken ist.“



„Heute werde ich mich nicht um mein Haar sorgen. Ich werde mich um überhaupt nichts sorgen. Ich werde mich einfach treiben lassen.“



„Mmm“, stimmte Scully zu. Sie küsste sein Haar wieder, strich ihm sanft über den Kopf und dann ließ Mulder sich treiben.



***
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