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Thunder

von Jenna Tooms

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Ein Donnerschlag erfüllt den Raum und ich erwache. Mir ist außergewöhnlich kalt und ich reiche hinüber zu meiner Frau, um herauszufinden warum. Aber meine Hand greift ins Leere. Sie ist weg! Sie ist die jenige von uns zwei, die Nachts sehr gut schläft, und wenn sie einmal aufwacht, heißt das, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Noch mehr beunruhigt mich, dass sie mich nicht geweckt hat. Ich taste im Dunkeln nach meiner Brille und setze sie, als ich sie endlich finde, auf. Dann entdecke ich eine zierliche Gestalt neben dem Schlafzimmerfenster stehen. Das Licht der Straßenbeleuchtung zeichnet zart ihren Umriss auf den Boden, und die gelegentlich durch den Himmel zuckenden Blitzte lassen kleine Schatten auf ihrem Gesicht umhertanzen.

Ein kleiner Bogen zeichnet sich auf ihrem Rücken ab. Ein Hinweis darauf, dass sie ein ungewohntes Gewicht trägt.



Sie hat die Vorhänge zurück gezogen und beobachtet, mit über ihrem Bauch gekreuzten Armen, den Sturm. Wir hatten schon viele Unwetter erlebt, aber noch nie habe ich bemerkt, dass sie etwas daran ängstigte. Aber sie macht nun so viele Veränderungen durch. Da sollte mich eine neue Angst nicht überraschen. Doch sie versuchte sie zu verstecken, und gerade dies überraschte und erschreckte mich.

Ich schiebe die Decke zurück, steige aus dem Bett und gehe langsam auf sie zu. Meine Hand bewegt sich auf ihren Rücken zu und verharrt schließlich dort, zwischen ihren Schulterblättern. Sie dreht ihren Kopf, sieht zu mir hoch, und lächelt mich verunsichert an. Ich küsse ihre Schläfe und dann sehen wir gemeinsam zu, wie der Regen unaufhörlich auf die Erde prasselt. Es regnet in Strömen, und ich kann nicht mehr von dem Nachbarhaus erkennen als die kleinen Lichter auf der Veranda. Auch die Straßenlaternen sind nicht mehr, als eine kleine Ansammlung von Licht, dessen Strahlen durch den Regen zersplittert werden.



Wenn der Donner zu hören ist, breitet sich sein Schall rings herum aus, und hallt von den Hügeln wieder, die unser kleines Viertel umgeben. Manchmal verzweigen sich die blindmachenden Strahlen des Blitzes so sehr, dass sie aussehen wie die Arme eines toten Baumes. Der Anblick ist erschreckend und wunderschön zugleich. Ich halte meine Frau an ihren Schultern fest und bin dankbar, dass sie hier in diesem Raum schläft, und dass sie hier in diesem Haus lebt. Wieder lächelt sie unsicher. Zart streiche ich über ihre Wange, aber ich bekomme immer noch keine Antwort. Ihre achtsamen Augen sind wieder auf den Regen gerichtet. Zu fragen, was los sei, würde nichts bringen. Meine Frau ist sehr verschlossen. Sie hat mich nur widerwillig in ihr Herz gelassen, und manchmal denke ich, ich fühle, dass sie diese Entscheidung nochmals überdenken will, sie scheint sie sogar manchmal zu bereuen. Aber ich werde nicht zulassen, dass sie mich ganz aus ihrem Herzen verbannt. Jedes mal wenn ich spüre, dass sie mich wegstößt, versuche ich langsam wieder ihr Vertrauen zu gewinnen.

Obwohl ich der Ursache argwöhnisch gegenüber stehe.



Das Baby wird bald kommen. Und obwohl das Kinderzimmer bereits eingerichtet und tapeziert ist, die Kleidung und der Kinderwagen gekauft sind, die Bücher bereits durchgelesen und die Namen gewählt sind, fühlt sie sich immer noch nicht bereit. Aber ist jemals wirklich jemand bereit dafür?

Ich denke - ich hoffe - dass die Mutterschaft für sie einfacher sein wird, wenn das Warten erst vorbei ist. Aber in der Zwischenzeit weiß ich, nichts was ich sage, wird ihr helfen.



So bleibe ich einfach bei ihr und halte sie fest.



Bei jedem Grollen des Donners spüre ich wie sie zittert. Bei jedem Blitz, der durch die Wolkendecke bricht, weicht sie einen Schritt vom Fenster zurück, macht aber bald entschlossen wieder einen darauf zu, um sich ihrer Angst zu stellen.

Ich massiere leicht ihre angespannten Schultern und ihren Nacken. Leicht streiche ich über ihr glänzendes Haar und ihre weichen runden Wangen. Schatten wandern über ihre Haut und teilen sie in dunkle und blasse Bereiche.



Sie sagt nichts. Noch immer hält sie ihre Arme fest um sich geschlungen und lässt mich nicht teilhaben. Sie hasst es, wenn ich sehe, wie verletzlich und schwach sie doch ist. Sie hat früher einmal einen Witz gemacht, der eigentlich gar keiner war. Sie sagte, ihre Arbeit wäre viel anstrengender geworden, seit sie es vermied andere um Hilfe zu bitten. Ich habe nicht gelacht.



Sie trägt ihre Haare offen wenn sie schläft. Bevor sie sich hinlegt dreht sie sie zu einem Knoten und legt sich dann darauf. Wenn sie schläft bahnen sich kleine Strähnen ihren Weg an die Oberfläche.

Ich rolle eine um meine Finger und sie formt sich, als ich sie wieder entlasse, zu einer kleinen Locke.

Ich nehme ihre Hand und streiche über ihre Finger, die sich dann fest um die meinen schließen. Ich lege meine andere Hand auf ihren Bauch und spüre, wie sich das Baby, unser Baby, darunter bewegt. Ihre Augen schließen sich uns sie lehnt ihren Kopf gegen meine Brust. Langsam führe ich sie weg vom Fenster, zurück zum Bett. Ich streiche ihren Rücken auf und ab, bis ich sicher bin, dass sie eingeschlafen ist.


ENDE
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