World of X

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Calling it strength

von Jenna Tooms

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Ich wußte, was sie finden würde, als sie den Sarg öffnete. Ich hoffte, daß ich falsch lag, aber ich tat es nicht. Doch als sie nichts sagte, mußte ich mich umdrehen und ihr ins Gesicht sehen, welche Schuld sie auch immer wählte, auf mich zu schieben.



Doch sie stand nur da und hielt das Kreuz, das sie Emily gegeben hatte. Wenigstens hatten sie ihr das gelassen. Sie weinte nicht, ihr Gesicht hatte diesen gefrorenen Ausdruck angenommen, den es immer dann bekam, wenn sie nicht zeigen wollte, was sie fühlte. Ich hasse es, wenn sie das tut, wenn sie ihre Emotionen unterdrückt und es "stark sein" nennt. Ich wünschte, sie würde wütend werden - nein, ich wünschte, sie würde wirklich ausrasten, ich wünschte, sie würde schreien und mit Sachen werfen. Ich wünschte sie würde alles tun, um zu zeigen, daß sie etwas fühlt. Sie könnte es sogar an mir auslassen.



Schließlich legte sie das Bouquet mit einem Seufzer zurück in den Sarg und schloß den Deckel. Sie drehte sich herum und sah mich an, "Du wußtest, daß sie das getan haben."



"Ich dachte, daß sie es könnten."

Ich habe mal gehört, daß Menschen mit blauen Augen die Welt anders sehen als der Rest von uns. Ich mußte mich fragen, was sie sah, als sie mich auf diese Weise anblickte. Sie schüttelte einmal den Kopf und legte das Kreuz um ihren Nacken und verließ die Kirche, die Schultern gerade. Ich starrte zurück zu diesem herzbrechenden, kleinen Sarg und folgte ihr dann.



Sie ging zum Auto und wartet darauf, daß ich es aufschloß. Sie stieg ein, legte den Sicherheitsgurt an und als ich den Wagen startete, sagte sie ruhig: "Ich möchte jetzt noch nicht zurück zu Bill."



"Denkst du nicht, daß wir eigentlich zum Bestattungsinstitut zurückgehen sollten? Oder zur Polizei?"



"Nein. Laß die den Sarg begraben. Vielleicht werden eines Tages diese....," sie hielt einen Moment inne, "vielleicht werden diese Bastarde sie eines Tages richtig begraben. Du weißt genauso gut wie ich, daß die Polizei nichts tun kann."



"Ich weiß." Ich konnte ihr keine Erklärung geben, "wohin willst du?"



"Irgendwohin!"



Der Zoo von San Diego schien eine schlechte Wahl zu sein. Ich fuhr zum nächsten Strand, der, bis auf einige Surfer, die sich dem Wellenreiten widmeten, leer war. Scully verließ das Auto und ging von der Parkbucht zur Wasserkante, ihre Arme eng um sich geschlungen. Für eine Weile beobachtete ich sie nur. Ich habe im Krankenhaus versucht sie zu trösten und sie ließ mich nicht, und ich konnte spüren, daß sie auch jetzt nicht wollte, daß ich etwas tat. Ich wußte, daß ich es nicht besser machen konnte, doch das hatte ich auch nicht erwartet. Ich wollte nur, daß sie weiß, daß sie damit nicht alleine fertig werden mußte. Sie ist immer da gewesen, um mich zu trösten, wenn ich sie brauchte.



Schließlich verließ auch ich das Auto und folgte ihr hinunter zum Wasser, wo sie im Sand kniete. Ich ließ mich neben ihr nieder. Worüber auch immer sie nachdachte, was auch immer sie fühlte, sie wollte es mich nicht wissen lassen. Ich war es leid, aufrichtig leid von ihr ausgeschlossen zu werden, müde über ihre Absonderung, die sie Stärke nannte - ihre Emotionen fraßen sie innerlich auf, ich konnte es fühlen, aber der einzige Weg, sie dazu zu bringen, sie anzuerkennen würde sein, sie auf mich wütend zu machen. Ich würde drängen müssen und sie würde mich dafür hassen. Ich entschloß mich, es dennoch tu tun.



"Hey," sagte ich ruhig, und sie schenkte mir ein kleines Lächeln, "wie geht es dir?"



"Gut."



Natürlich.



"Wenn wir zurück in Washington sind, können wir mehr Nachforschungen anstellen, sehen, was wir finden können."



"Sicher." Nach einem Moment sagte sie mit leiser Stimme, "aber wer gab ihnen das Recht das zu tun? Nicht mir, sondern diesen armen Kindern? "Meinen" Kindern?" sie blinzelte heftig, starrte wieder auf das Meer hinaus, als ob es alle Antworten barg. Vielleicht tat es das für sie. Weine, verdammt! dachte ich. Laß es einfach hinaus! Aber sie fuhr leise fort.

"Das einzige was ich hoffen kann ist, daß sie nicht zu sehr leiden müssen. Vielleicht haben sie Eltern, die sie lieben. Vielleicht schlagen die Experimente fehl und die Kinder sind nicht.... sind nicht...."



Die Kontrolle entglitt ihr. Wir wußten es beide, aber während ich darauf wartet, daß sie sie völlig verlor, kämpfte sie darum, sie zurück zu gewinnen. Ich sagte: "Du weißt, daß sie mit nichts aufhören werden, um ihre Arbeit zu vollenden. Er gibt keine Möglichkeit sich vorzumachen, diese Kinder würden für irgendeinen anderen Zweck erschaffen. Selbst wenn ihre Adoptifeltern sie lieben, sind sie immer noch das Resultat eines Experiments."



"Nicht, Mulder."



"Nicht, was? Dir die Wahrheit zu sagen?"



"Ich kenne die Wahrheit!" sagte sie barsch. "Ich weiß wofür diese Kinder geschaffen wurden, und ich hasse es! Ich hasse sie dafür, daß sie das tun. Leben in dieser Art zu mißbrauchen, das Geschenk eines Kindes zu mißbrauchen.... "



"Und es dir wegzunehmen."



"Oh Gott," stöhnt sie und verbirgt ihr Gesicht in ihren Händen.



"Du weißt, was mich daran umbringt, Scully?" sage ich ruhig. "Ich weiß, daß du eine gute Mutter sein würdest. Du würdest deine Babys so sehr lieben."



"Hör auf damit Mulder!"



"Ich sage dir nur die Wahrheit. Was ich fühle. Und weißt du was, Scully? Ich bin auch außer mir. Ich bin wütend. Ich will sie jagen, sie vor Gericht schleifen für das, was sie dir und zahllosen anderen angetan haben, die Hoffnungen, die sie genommen haben...."



"Was weißt du über Hoffnungen, Mulder? Du kannst noch immer Kinder haben, wenn du sie möchtest."



"Ja, aber nicht mit dir!" Oops! Das hatte ich überhaupt nicht vor zu sagen.



Sie hob den Kopf von ihren Händen und sah mich an. "Was hast du gesagt, Mulder?"



"Ich möchte nur mit dir Kinder haben." Jetzt hat es keinen Sinn mehr, es zu leugnen.



"Wo ist der Mulder, den ich kenne, und was hat du mit ihm gemacht?" sagt sie mit einem kleinen, winzigen Schimmer eines Lächelns.



"Was, ich schütte mein Herz vor dir aus, und du denkst, ich schwindle? Danke vielmals!"



„Du sagst das nur, damit ich mich besser fühle!"



"Ich sage das, weil es wahr ist! Denkst du, daß ich kein guter Vater sein würde?"



"Doch, das wärst du." Sie fährt sich mit den Händen über das Gesicht, "Ich weiß nicht, was ich sagen soll."



"Das ist o.k.. Jetzt ist nicht der beste Moment, um darüber zu sprechen. Aber du weißt, wann immer du Lust dazu hast, das Angebot steht noch immer."



"Es ist sowieso sinnlos, Mulder. Selbst wenn wir, darauf eingehend, sicher genug sein könnten...." der Wind peitscht in ihr Haar und sie wirft es zurück aus ihrem Gesicht, "wenn es irgend einen Weg gäbe, auf dem wir eine Beziehung haben könnten, können wir noch immer keine...."



"Ich muß dir noch etwas über deine Eizellen sagen."



"Will ich das wissen?"



"Ich nahm eine Phiole von ihnen, letztes Jahr, aus der Klinik mit."



Schweigend betrachtet sie mich eine Zeitlang. "Und wann wolltest du mir das sagen?"



"Wenn die Zeit richtig erschien."



"Wo sind sie?"



"Am sichersten Platz, den ich mir vorstellen kann... Die einsamen Schützen haben die Phiole. Meine Überlegung war, daß, wenn du dich jemals dazu entscheiden solltest ein Kind zu haben, könntest du es über eine künstliche Befruchtung tun. Und wenn nicht, wären sie wenigstens an einem sicheren Ort und könnten nicht gegen dich verwendet werden."



Ihre Augen weiteten sich, "Künstliche Befruchtung," wiederholt sie.



"Ich wollte nicht voraussetzen, daß es notwendiger Weise mit mir ist."



"Denkst du, das sie in Ordnung sind?"



Ich weiß es nicht. Ich hoffe es. Aber ich wollte nur, daß du weißt, daß die Option da ist, wenn du es jemals willst."



"Danke Mulder!"



„Jederzeit."



"Vielleicht, eine Tages, werden wir diese Option weiter untersuchen müssen." Sie seufzt, und sieht wieder hinaus aufs Meer.



Ich kann sie nicht vor allem beschützen - das will ich nicht. Aber ich werde immer tun, was ich kann, selbst wenn ich ihr nur mich selbst anbieten kann. Wir alle haben unsere eigene Art, Stärke zu zeigen.



ENDE
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