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Warum Emily?

von BnScully

Kapitel 1

Emily.... warum musstest du so viel durchmachen? Wieso mussten sie dich so quälen? Womit hast du das verdient? Du bist ein kleines Mädchen, viel zu jung um zu sterben. Warum? Warum du?



Ich sehe hier durch diese Glasscheibe, die uns trennt und kann es nicht begreifen... ich will es nicht begreifen.



Dass hinter mir die Tür aufgegangen sein muss, während ich gewesen nachgedacht habe, bemerke ich erst, als ich Mulders Schritte höre.

Es dauert nicht lange, bis er neben mir steht. Er schweigt immer noch.



Meine Stimme durchbricht die Stille:



„Sie ist ins Koma gefallen.“



Wieso habe ich ihm das gesagt? Er hat mich doch nicht einmal danach gefragt, aber jetzt ist mir alles egal, was zählt ist Emily, die immer noch regungslos in ihrem Bett liegt.



Ich weiß was Mulders nächste Frage sein wird, ich kann es fühlen.

Und so gebe ich ihm die Antwort schon, bevor er die Gelegenheit hatte, die Frage überhaupt auszusprechen:



„Mir geht’s soweit gut.“



Ich klinge nicht sehr glaubwürdig und ich glaube auch nicht, dass er mir das im Moment abnimmt.



Nein, ich will nicht, dass er mich ansieht, mit seinem Gesicht, das einen ebenso traurigen Ausdruck hat, wie mein eigenes. Ich will nicht, dass er sieht, dass ich gerade mit meinen Tränen kämpfe.



Das einzige, wozu ich im Moment noch fähig bin, ist reden.



„Es hat wohl so kommen müssen.“



Er schweigt. Bitte Mulder, sag doch was!



„Und wenn man sie behandeln könnte?“



Er kann meine Gedanken lesen, es hat etwas gesagt, dennoch nicht das, was ich erwartet hätte.



„Das will ich nicht, das will ich ihr nicht antun.“



Er weiß genau, wie hart es ist, eine Behandlung durchzustehen, er hat ja miterlebt, wie hart es für mich war, gegen den Krebs anzukämpfen. Und Emily ebenfalls so etwas durchmachen zu lassen wäre zu viel, noch dazu sind bei ihr die Heilchancen sehr gering.

Nein, Emily ist zu klein, sie würde zu viele Schmerzen erleiden, ich könnte das nicht mit an sehen.



Ich schaue ihn an, er schaut mich an. Kann er sehen was ich fühle? Kann er sehen, was ich gerade durchmache? Ich wende meinen Blick ab, will nicht, dass er es sieht.



„Sind Sie sich da sicher?“



„Mulder, wer auch immer dieses Kind zur Welt brachte, hatte nicht vor es zu lieben.“



Ich sehe ihn wieder an, versuche nicht darüber nachzudenken, dass ich Emily diese Liebe geben könnte, ich wollte es, ich will es immer noch. Ich will es so sehr.



„Ich denke sie wurde geboren als Teil einer Testreihe.“



Er reißt mich aus meinen Gedanken und bringt mich mit diesem Satz dazu, wieder zu Emily zu sehen. Tests... meine kleine Emily!



Ich spüre erneut wie mir die Tränen in die Augen schießen, ich darf ihn nicht ansehen, mein Blick bleibt bei Emily trotzdem schulde ich im noch eine Antwort:



„Und ich hab die Chance das zu beenden.“



Wenigstens für Emily muss ich das richtige tun, muss sie von diesen schrecklichen Tests befreien. Es gibt schon genug Menschen, denen sie Schlimmes angetan haben.

Mulder hatte Recht.


„Sie haben recht, dieses Kind war nicht dazu bestimmt zu leben.“



Warum erschafft man ein Kind, was nicht Leben soll? Ich verstehe es nicht... und ich will es nicht verstehen.

Leben, es ist das wunderbarste Geschenk, das wir jemals bekommen haben. Jeder hat die Chance zu leben, nur Emily nicht. Wieso gerade sie? Wieso meine Tochter? Meine einzige Tochter?

Die Menschheit ist zu weit gegangen:

Sie bestimmt über Leben und Tod, führt Kriege und macht Experimente mit Menschen! Warum nur sind wir so weit gegangen? WARUM?



Eine Hand legt sich sanft auf meiner Schulter, reißt mich erneut aus meinen Gedanken. Es ist Mulders Hand.

So sehr ich seine Berührungen sonst auch genieße, ich will das jetzt nicht. Ich möchte nicht so tun, als sei alles in Ordnung.

Und genauso wenig möchte ich, dass er hier bleibt und zusieht, wenn ich es miterleben muss, wie Emily von Minute zu Minute schwächer wird.



„Ich bleibe bei Ihnen.“



Ich sage ihm die Wahrheit:



„Ich möchte jetzt lieber allein sein.“



Ja, ich möchte alleine mit meinem Kummer fertig werden, möchte noch die letzten Minuten, vielleicht Stunden mit Emily verbringen.



Ich sehe ihn an und er hat Verständnis. Ja, er lässt mich allein. Allein, hier in diesem Raum, der durch eine Glasscheibe von Emilys Zimmer getrennt ist.





ENDE
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