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Traumtänzer

von Foxy

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Ich weiß weder, was ich hier tue, noch weiß ich, wie ich hierher kam.

Vor zehn Minuten saß ich noch in meinem Motelzimmer vor dem Fernseher und habe darüber nachgedacht, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, daß ich in der Minibar Sonnenblumenkerne finde.

Und jetzt sitze ich hier auf Scullys Bett und beobachte sie, während sie schläft. Irgendwie wollte ich sie sehen. Das passiert mir in letzter Zeit öfter. Einmal habe ich es bis vor ihre Wohnungstür geschafft. Mitten in der Nacht. Ich wollte nur bei ihr sitzen. Sie betrachten. Wissen, daß es ihr gut geht. Doch als ich den Schlüssel im Schloß drehen wollte, kam die Angst zurück. Die Angst, sie könne aufwachen und genau das in meinen Augen sehen, was ich sonst so beharrlich zu verbergen versuche. Ich liebe sie!

Oder war es vielleicht die Angst, sie könne nicht aufwachen? Nicht sehen, was ich ihr schon so lange sagen will. Nacht für Nacht führe ich diesen inneren Kampf. Dieses eine Mal, als ich vor ihrer Tür stand, war ich so nah dran. Es hätte nicht viel gefehlt und es wäre endlich geschehen. Aber diese verdammten Zweifel! Andere Männer können ihren Verstand doch auch abschalten und andere Körperteile die Führung übernehmen lassen. Natürlich begehre ich sie, mit all meinen Sinnen und mit allen Körperteilen, aber ich würde sie niemals nur auf das Körperliche reduzieren. Dafür respektiere und bewundere ich sie zu sehr. Aber ich habe schon immer sehr viel nachgedacht. Deswegen habe ich Psychologie studiert. Es ist mein Job, nachzudenken.



Aber heute Nacht ist irgendetwas anders. Es ist wie ein Nebel, der all die Dinge verschluckt, die man nicht sehen will. Dabei habe ich noch nicht einmal etwas getrunken. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich hierher gekommen bin. Vielleicht träume ich ja.

Nein, ich kann die kühlen Laken unter meinen Händen fühlen und den ganz leichten Duft ihrer warmen Haut riechen, gemischt mit dem süßlichen eines frisch gebadeten Körpers.

Oh Gott, sie ist so wunderschön!

Ein Strahl fahlen Mondlichts fällt durch die Vorhänge und läßt ihre Haut glänzen, als sei sie aus cremefarbenem Porzellan. Ihre Lieder sind geschlossen und ich kann sehen, wie sich ihre Augen darunter langsam bewegen. Sie träumt.

Sie sieht so friedlich aus, als sich ein kleines Lächeln auf ihre sinnliche Lippen stiehlt und sie leise im Schlaf seufzt.

Ihre kupferroten Harre haben sich wie schimmernde Seide über das Kissen ausgebreitet und ich kann mich nur ganz knapp davor zurückhalten, eine Strähne aus ihrer Stirn zu streichen. Ich möchte sie so gerne berühren. Ihre seidige weiche Haut auf meiner fühlen. Zärtlichkeiten austauschen.

Die wenigen Momente, in denen wir vertraut und auf unsere ganz eigene Art und Weise zärtlich mit einander sind, sind für mich wie die Luft zum Atmen.

So, wie ich diesen Moment auskoste, sie einfach nur anzusehen. Ohne die Angst, sie könne meine Blicke mißverstehen, oder, noch schlimmer, sie könne sie richtig deuten.

Ich bin solch ein Feigling! Ich verstecke mich vor meinen Gefühlen, weiche ihnen aus, wo es nur geht und werde dennoch innerlich von der Einsamkeit aufgefressen, die ich spüre, wenn sie nicht in meiner Nähe ist. Sie ist mein Ein und Alles. Ich könnte Ewigkeiten hier sitzen und sie einfach nur ansehen.

Sie bewegt sich im Schlaf und murmelt meinen Namen. Ich lächle. Wahrscheinlich war es mir schon vorher klar, daß ich in ihren Träumen vorkomme. Ich habe mich vor langer Zeit in ihre Träume geschlichen, so wie sie sich in meine. Vielleicht, wenn ich mich nur fest genug konzentriere, kann ich sie in ihrer Phantasiewelt besuchen und ihr von all den wundervollen Dingen erzählen, die ich für sie empfinde. Ob sie mir wohl die selben Sachen sagen möchte? Schlaf Prinzessin, damit ich zu dir kommen kann.



Es ist Zeit zu gehen, aber ich bin unfähig mich zu bewegen. Ihr schlafendes Gesicht hält mich gefangen und langsam lasse ich meinen Blick über das Bett gleiten. Breit genug wäre es....

Ein Gedanke reift in meinem Kopf heran. So abwegig und verrückt er ist, so einfach und richtig scheint es mir.

Ich erhebe mich und gehe um das Bett herum. Schnell schäle ich mich aus meinen Jeans und dem Sweatshirt und hebe die Decke auf meiner Seite an. Scully trägt ein hellblaues T-Shirt, daß nur bis knapp an ihre Schenkel reicht und ich beeile mich zu ihr unter die Decke zu schlüpfen, damit sie durch die Kälte nicht geweckt wird. Vorsichtig rutsche ich zu ihr hinüber und schiebe einen Arm unter ihren Nacken. Wieder bewegt sie sich im Schlaf und mit klopfendem Herzen halte ich den Atmen an. Bitte, schlaf weiter! Ich möchte heute Nacht nicht reden. Ich möchte dich in den Armen halten und mich in der Wärme deines Körpers verlieren. Scullys Atem geht tief und gleichmäßig, als sie sich umdreht und ihren zierlichen Körper an meinen schmiegt. Sie kuschelt ihren Kopf in die Beuge, dort wo mein Hals in meine Schulter übergeht und schiebt ein Bein über meinen Oberschenkel. Ihre Hand ruht leicht auf meiner Brust. Ich kann ihr Herz kräftig an meinen Rippen schlagen fühlen und kann mich nicht gegen das Verlangen wehren, sie zu küssen. Meine Lippen treffen die ihren nur ganz leicht und kurz und doch reicht es aus, um das Gefühlschaos in mir perfekt zu machen. Sie erwidert den Kuß im Schlaf unterbewußt ein wenig und murmelt wieder meinen Namen.

Diese Gefühle sind so überwältigend, daß ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll. Eine Träne rollt aus meinem Augenwinkel und verliert in dem weichen Stoff des Kopfkissens ihre Form. So, wie meine Gedanken beginnen ihre Form zu verlieren, als ich langsam zu ihr in den Traum gleite. Ich möchte nicht darüber nachdenken, was der nächste Morgen bringt. Nicht dieses Mal.

Meine Glieder werden schwer und der letzte Gedanke den ich fassen kann, gehört ihr. Ich liebe Dich! Heute Nacht werde ich keine Alpträume haben....



Stille senkt sich auf das Zimmer, allein das gleichmäßige Atmen der Schlafenden ist zu hören. Durch die halb geschlossenen Vorhänge schaut der Mond herein und lächelt über die friedliche Szene, die er beobachtet. Sein volles, rundes Gesicht raubt vielen Menschen den Schlaf, aber nur wenige ziehen daraus einen Nutzen.



˜˜ ENDE*
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