World of X

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Ein Selbstportrait

von Queequeg2

Kapitel 1

Es ist Januar.

Das Quecksilber im Thermometer steigt schon seit Tagen nicht mehr über Null Grad. An den Fenstern bilden sich kleine Eiskristalle, und mein Tee in der Hand dampft. Ich bin froh hier in meinem kleinen Haus zu sein und nicht raus in diese Kälte zu müssen.

Heute ist Sonntag und einer der wenigen Tage, an denen man sich als FBI-Agent eine ruhige Minute gönnen kann, sofern man nicht durch irgendeinen Fall daran gehindert wird.

Ich bin schon seit über fünf Jahren bei diesem Verein und liebe meine Arbeit, es ist mein Job! Ein Job den ich gerne tue.

Langsam stehe ich von meinem Barhocker, der am Tresen in meiner Küche steht, auf und schlendere durch mein trautes Heim. Im Flur zwischen Küche und Wohnzimmer steht mein Mountainbike, dass ich heute bestimmt noch benutzen werde. Es ist eines meiner Hobbys. Ich kann dabei abschalten und vergessen.

In meinem Wohnzimmer angekommen setze ich mich erneut hin, einfach so und mache es mir bequem.

Dieses Haus ist einfach, doch es sagt eine Menge über mich aus. Es zeigt wer ich bin und was ich bin! Aber vor allem zeigt es wie ich bin!

Ich bin ein sehr ordentlicher Mensch. Jedes meiner Sachen hat seinen eigenen Platz. Die Bücher im Regal, fein und sorgsam aufgereiht, mein Fahrrad im Flur und das Telefon an der Wand in der Küche. Dies alles präsentiert mich, mich Agent John Doggett.

Von außen erscheine ich vielleicht etwas reserviert und mein Outfit ist schlicht. Anzug und Krawatte bei der Arbeit, T-Shirt und Jeans in der Freizeit. Ich mag es so, auch wenn es auf andere vielleicht langweilig wirkt.

Ich weiß nicht wie ich zu diesem Mann geworden bin, der ich heute bin, aber er gefällt mir.

Beim FBI werde ich respektiert und meine Freunde wissen, dass ich für sie da bin.

Ich glaube, ich kann sagen dass ich ein guter Mensch bin. Ich weiß Dinge einzuschätzen und versuche nicht vorschnell zu urteilen und taste mich langsam an die Sachen heran.

Der Tee in meiner Hand hat sich ein wenig abgekühlt und ich setze die Tasse an den Mund um zu trinken, langsam! Es tut gut.

Ich trinke nicht gern Kaffee, denn ich finde, Tee ist mal abgesehen von Wasser eine bessere Alternative. Ich lege Wert auf eine gesunde Ernährung und dazu kommt noch eine gute Portion Sport. Meinen Geist trainiere ich durch lesen und kann so manchen Abend damit zubringen. Es ist nichts bestimmtes was ich lese, wenn mir die Kurzfassung eines Buch gefällt dann kauf ich es.

Allerdings weniger Romane eher Biographien.

Im großen und ganzen bin ich ein absolut durchschnittlicher Typ. Sehr groß, sportlich, braune Haare, blaue Augen und leider etwas zu weit abstehende und arg spitze Ohren. Ich wirke nicht unbedingt wie ein Magnet auf das andere Geschlecht, aber das hat auch durchaus Vorteile. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb ich nicht unbedingt auf das Äußere einer Frau wert lege. Ich bin nicht der Typ, der sich heimlich den Playboy kauft oder Videos anschaut um sich zu befriedigen.

Das soll jetzt nicht heißen, dass mich gute Kurven und ein hübsches Gesicht nicht ansprechen, aber es ist eben nicht alles.



Vor ungefähr sieben Monaten wurde ich einer neuen Abteilung und dadurch auch einem neuen Partner zugeteilt.

Ach so, mein neuer Partner ist eine Frau. Das ist durchaus kein Problem für mich, das war es noch nie. Ich respektiere das andere Geschlecht, solange es seine Arbeit tut.

Ich hatte mir ihre Akte besorgt, denn ich wollte nicht ins kalte Wasser springen. Ich bin nun mal vorsichtig und das hat mir schon so manches mal das Leben gerettet.

Ein Agent zu sein, kann ziemlich oft zum Verhängnis werden und man braucht einen Partner, dem man in der Not vertrauen kann und auf den man sich verlassen kann.

Die Akte verriet so einiges und ich war gespannt diese scheinbar sehr intelligente Frau kennen zu lernen.

Allerdings muss ich zugeben war unser erstes Zusammentreffen nicht unbedingt der beste Start für eine Partnerschaft. Ich hatte nicht auf die anderen Agenten gehört, die mich warnten diese Frau nicht zu provozieren und noch dazu wenn es um ihren vermissten Partner geht.

Über ihren Partner grassieren noch heute viele Gerüchte, was man davon halten und vor allem glauben kann, sei dahin gestellt. Natürlich las ich auch seine Akte.

Agent Fox Mulder war irgendwie ein Mensch, der mich sehr zu interessieren begann. Noch dazu sollte ich seine Aufgaben übernehmen und ihn dabei auch noch wieder finden.

Wie auch immer, ich provozierte meine neue Partnerin und hatte im nächsten Moment Wasser im Gesicht. Es hat mich gewundert, nicht gleich ihre Hand in meinem Gesicht zu spüren.

Und so sehr ich am Anfang zweifelte, ob es der richtige Schritt war, so glaubte ich doch damit ihr Interesse geweckt zu haben. Nun wollte auch sie mich kennen lernen, auch wenn es sich dabei vielleicht eher um einen anderen Grund handelte.

Ich muss sagen, sie hatte mich überrascht. Sie ist nicht nur eine kluge Frau, sondern auch durchaus attraktiv. Ihr dunkelrotes Haar, welches ihr Gesicht umrahmt, der durchtrainierte und schlanke Körper und die strahlenden blauen Augen, die soviel mehr schon gesehen haben, als ich es wahrscheinlich je tun werde. Von dem ersten Moment an war mein Beschützer Instinkt geweckt. In diesem Moment brauchte sie keinen Schutz, aber ich las in ihren Augen auch Kummer und Sorge.

Als ich sie während unseres ersten Falles in Mulders Apartment überraschte, wusste ich das da mehr war. Sie schlief angezogen auf seinem Bett unter ihrem Kopf seinen Pyjama haltend. Im ersten Augenblick ein friedliches Bild, dass nur durch ihr Aufwachen und den aufkommenden Zorn, sowie durch ihre Wut zerstört wurde. Ich hatte sie scheinbar in ihrer Privatsphäre gestört, doch konnte ich es wissen?

Mir war vom ersten Moment klar, dass sie mir niemals so vertrauen könnte wie Mulder, aber das war es auch nicht was ich wollte.

Ich weiß, dass es Jahre der Freundschaft braucht, bis man bereit ist für jemand anderen sein Leben zu riskieren. Agent Dana Scully war bereit ihr Leben für einen Mann zu riskieren, an den ich niemals heran kommen würde.

Es hatte lange gedauert bis ich verstand, um was es bei meiner neuen Arbeit ging. Ich hätte nie gedacht Dinge zu sehen, über die ich vorher nur den Kopf schütteln konnte.

Erst jetzt wusste ich, wie es ist wenn man gegen eine Mauer läuft. Wie schwer es war auf Gehör zu stoßen, wenn die Antworten nicht dem Natürlichen entsprangen.

Agent Scully ist eine sehr gute Agentin und ich konnte mich auf sie verlassen. Vielleicht sind wir in den paar Monaten der Zusammenarbeit zu Freunden geworden, wer weiß!

Es war vor ungefähr drei Monaten, als sie mir von ihrer Schwangerschaft erzählte. Ich traf sie zufällig im Krankenhaus und wir unterhielten uns. Genau wie eben, dampften unsere Pappbecher mit Kaffee, den wir uns aus einem Wartezimmer geholt hatten, bevor wir uns hinsetzten. Zuerst schien es ihr schwer zu fallen, aber sie überwand ihren inneren Kampf. Nachdem sie es gestanden hatte, starrte ich sie an, ich weiß auch nicht was mich dazu veranlasste, aber ich tat es. In ihren Augen sah ich Tränen. Obwohl ich Agent Scully noch nicht sehr lange kannte, nahm ich sie in meine Arme. Ich gab mit dieser Geste ihr zu verstehen, dass ich für sie da sein würde. Sie hatte ihre Schwangerschaft zwar lange für sich behalten, aber ich verstand ihr Handeln. Nachdem sie sich aus meiner Umarmung gelöst hatte, schaute sie mich mit ihren ozeanblauen Augen an und sagte: DANKE! Und ich verstand...

Zur Zeit ist sie im Krankenhaus und wartet darauf, dass Agent Mulder aus dem Koma erwacht. Er ist wieder aufgetaucht, auch wenn das wie noch nicht geklärt ist, so freue ich mich für Agent Scully. Ich habe sie nie gefragt, wer der Vater des Kindes ist, denn es geht mich nichts an.

Ich wünsche den beiden alles Glück der Welt, denn ich weiß wie schwer es ist ohne die Menschen zu sein, die man liebt und vermisst.

Diese Erfahrung machen zu müssen, so etwas durchzustehen, dass wünsche ich niemanden.

Mit einem mal wird mir bewusst, dass ich meine Tasse auf den Tisch vor mir abgestellt habe und in meinen Händen halte ich einen Rahmen mit einem Foto darin. Eine Träne rollt über meine Wange und ich wische sie weg, schlucke einmal tief und stehe auf. Mit meinem Fahrrad in der Hand verlasse ich mein Heim und versuche tief durchzuatmen. Mein Kopf wird frei, als ich die kalte Luft fühle und sie während der Fahrt tief in mich aufsauge.



- The end -
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