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Als er zum ersten Mal in meinem Leben
Die Hand mir drückte (halb verführerisch,
Halb sorgenvoll) - auf einmal wusste ich,
Als wär es lang versiegelt und verbucht:
... Dies war er, den ich unbewußt gesucht.
Nie wieder wird es seinesgleichen geben.
Und von dem Tag, wiewohl es streng verboten
War, ihm zu nahn - es sei denn, schwesterlich -
Wenn er mich ansah, sang mein Herz nach Noten:
ich liebe dich ...
Weh mir: ich liebe, liebe, liebe dich!
(Mascha Kaleko, 1907-1975 - "Ein Herr namens Tristan")
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Es war ein schöner Tag und Scullly hatte trotz ihres Mutterschutzes beschlossen, mit Kind und Kegel zum FBI-Hauptquartier zu fahren. Sie wollte Skinner, Mulder und auch Doggett überraschen.
Wieso eigentlich Doggett?, stellte sie sich selbst diese Frage. Weil du ihn sympathisch findest, deshalb!, sagte eine andere Stimme zu ihr.
Ja, er war ihr sympathisch. Einfach nur sympathisch, beschloss sie ihre Gedanken und richtete ihr Augenmerk wieder auf die Straße.
Als das FBI-Hauptquartier in Sichtweite kam, musste sie unwillkürlich schlucken. Es war lange her. Wie lange wirklich? 3 Monate, 4 Monate, nein schon ein halbes Jahr. Sie konnte gar nicht begreifen, wie sie diese Zeit ohne ihre Arbeit, ohne die X-Akten und Doggett ausgehalten hatte.
Doggett? Moment? Wieso schon wieder Doggett?
Scully schüttelte verwirrt den Kopf. Was zu Teufel hatte Doggett jetzt schon wieder in ihrem Kopf zu suchen? Sie waren Kollegen, vielleicht ein wenig Freunde, aber ansonsten...
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als sie mit ihrem Sprössling die Treppe hinauf ins J. Edgar Hoover Gebäude ging. Was, wenn Mulder sie nicht sehen wollte? Was wenn sie bei Skinner unerwünscht war oder bei D... Nein, keinen weiteren Gedanken daran!, schalt sie sich selbst.
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Sie hatte sich unnötig Sorgen gemacht. Skinner freute sich, sie und den kleinen William zu sehen. Scully wusste, er hatte keine eigenen Kinder und so ließ sie ihn ein wenig mit ihrem Sohn spielen.
"Er ist ja so ein lieber kleiner Junge, Scully! Sie können ihn ruhig ein paar Minuten bei mir lassen, wenn Sie in Ihr altes Büro gehen. Ich komme etwas später mit dem Jungen nach!" Er sah sie lächelnd an, wie um sie mild zu stimmen.
"Ich weiß nicht so recht, Walter, ich lasse ihn sonst nie mit Fremden allein. Und eigentlich sind Sie ihm ja fremd!", Scully atmete tief durch. Seit seiner Geburt hatte sie William noch nicht eine Minute allein gelassen.
"Seien Sie mal ehrlich, Scully, Sie sehnen sich doch zurück, oder?" Skinner sah sie forschend an.
Er gab ein merkwürdiges Bild ab, auf dem Fußboden sitzend mit ihrem Sohn und dessen Spielzeug.
"Na ja, Mulder... äh, ich meine Fox erzählt mir immer von der Arbeit, das ist schon viel Wert...", die Umgebung verleitete sie dazu, alte Gewohnheiten anzunehmen, so wie sie fast wieder dazu übergegangen wäre, ihren Lebensgefährten Mulder zu nennen.
"Aber nicht das selbe, nicht wahr?" Skinner sah zu ihr auf.
Scully seufzte: "Ja, Sie haben vollkommen recht. Mir fehlt das Ganze. Vermutlich bin ich nicht zum Muttersein geschaffen."
"Halt, zum Muttersein schon, aber wohl eher nicht für die Rolle Heimchen am Herd!", lächelte Skinner.
"Treffer!", lachte Scully und küsste ihren ehemaligen Vorgesetzten auf die Halbglatze, "passen Sie gut auf William auf, ich werde dem alten Kellerbüro einen Besuch abstatten!"
Walter musste grinsen, als sie den Raum verließ und murmelte William zu: "Deine Mom hat mich auf die Stirn geküsst, wie eine Mutter, die sich von ihrem Kind verabschiedet!"
William sabberte vergnügt vor sich hin und begriff die ganze Aufregung nicht.
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An der Tür zu ihrem alten Büro stockte sie einen Moment in der Bewegung und holte tief Atem. Es war ein Gefühl in ihr, als wenn sie nach Hause kommen würde. Sie drückte die Klinke runter und konnte die Stimmen von Fox und John hören.
"Hallo Ihr beiden, Überraschung!", sagte sie und beide verstummten.
Es war, als wäre sie in etwas hineingeraten, dessen Teil sie nicht hätte werden sollen, etwas, was nicht für ihre Augen und Ohren bestimmt war. Die Luft war dick und schneidend. Einen Streit konnte sie mehr als erahnen.
"Was geht hier vor?", ihre Stimme klang ärgerlich, fast mütterlich und sie seufzte innerlich, weil sie die beiden wie William behandelte.
"Nichts, was für deine Ohren bestimmt wäre!", platzte es aus Mulder heraus und mehr als einmal fühlte sie sich auch dieses mal ausgeschlossen von den Akten, vom FBI und von ihrem Leben.
Warum begriff Fox nicht, dass sie genau wie er noch immer an allem hing, was in diesem Kellerbüro war, an allem, wofür dieses Kellerbüro stand?
"Agent Scully, es wäre besser...", Doggett sah sie aufrichtig mitleidig an.
"Ja, was...? Ich besser wieder gehen würde?!" Sie sah richtig aufgebracht aus.
"Ich wollte einfach nur mal vorbeischauen und in Erinnerungen schwelgen und was muss ich sehen, dass hier keine anderen Verhältnisse herrschen wie zu meiner Zeit. Ich dachte, die Differenzen zwischen euch wären geklärt?!", Sie blickte die beiden enttäuscht an und wäre fast wieder gegangen, als Skinner hinter ihr auftauchte.
"Was geht hier vor? Dana, ich glaube William braucht eine neue Windel", und drückte ihr ihren Sohn in den Arm.
"William!", Mulder stürmte auf ihren Sohn zu und drückte ihn fest an sich. William juchzte vor Freude, wie immer wenn er Mulder sah. Er benahm sich wirklich wie sein leibhaftiger Vater, wenngleich er nur der Ziehvater war. Einerseits gefiel ihr das, andererseits fühlte sie damit ihre eigene Rolle als Mutter untergraben.
Sie beobachtete sich selbst dabei, wie sie Doggetts Reaktion auf Williams Gegenwart studierte.
Ein zartes Lächeln, wie sie es von Doggett nicht kannte, sowie kurz darauf ein schmerzvoller Ausdruck in seinem Gesicht spiegelten seine ganzen Emotionen wider und Scully erkannte darin den Schmerz um den Verlust seines eigenen Sohnes. Fast hätte sie sich gewünscht, John wäre der Vater ihres Sohnes.
Was hatte ich denn jetzt für einen Gedanken?
Sie wischte sich mit den Händen über das Gesicht und bemerkte Doggetts Blick auf sich.
Ein klägliches Lächeln rang sich ihren Lippen ab, während in ihrem Kopf die konfuse Idee entstand, ob er ihre Gedanken hatte lesen können.
Ich werde nicht verrückt... nein, das ist nur Einbildung, Dana!
Sie fragte sich langsam wirklich, wann sie angefangen hatte, mit ihrem Gespräche zu führen. Wurde sie etwa langsam auch so paranoid wie ihr Lebensgefährte?
"Ich denke, wir sollten uns jetzt alle mal beruhigen und Sie, Dana, wechseln Ihrem Sohn am besten mal die Windeln." Walter ergriff das Wort um eine Eskalation zu vermeiden und reichte Scully demonstrativ die Wickeltasche, die sie in seinem Büro vergessen hatte.
Scully nahm Mulder ihren Sohn aus der Hand und eilte schnurstracks an allen vorbei aus der Tür, während Walter sich die beiden Herren zur Brust nahm.
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Scully kämpfte vor Wut mit den Tränen, während sie in der Damentoilette des FBI ihren Sohn wickelte. Ihren Besuch hatte sie sich wirklich anders vorgestellt. Warum behandelten sie hier alle wie eine Fremde?
"Agent Scully?", die Tür öffnete sich einen Spalt und Doggetts Gesicht lugte ins Innere.
"Das ist die Damentoilette, Agent Doggett!", zischte sie, doch er öffnete die Tür ganz und kam herein.
Eine andere Agentin, die aus einer der Toilettenkabinen kam, sah ihn erstaunt an, sagte aber nichts, als sie ging und die Tür hinter sich schloss.
"Ich wollte mich nur entschuldigen. Sie sind da in eine etwas stressige Situation hinein geplatzt, die Sie besser nicht hätten sehen sollen", erklärte er.
"Weil Sie und Fox sich wieder mal uneins waren?", sie schüttelte den Kopf, "könnt Ihr Männer nicht endlich Frieden miteinander schließen?"
Doggett zuckte mit den Schultern und Scully wusste, an ihm lag es nicht, auch wenn er Mulder nicht offen die Schuld gab.
"Nun gut, ich konnte das nicht wissen. Ich hatte mich einfach nur auf ein Wiedersehen mit Ihnen und meinem alten Büro gefreut und gerate in so was. So mein Schatz, nun ist die Mami fertig und der Onkel John nimmt dich mal auf den Arm!", sprach's und drückte ihm ihren Sohn in die Arme.
"Ich möchte jetzt mal eben schnell wohin und Sie gehen bitte mit William ins Büro zurück!", sie schubste John sanft, aber bestimmt aus der Damentoilette.
Dieser drehte sich jedoch noch einmal um und grinste sie ein wenig breiter an: "Agent Mulder hat verdammt Glück, Scully!"
Sie schüttelte den Kopf und schloss die Tür, doch dass er sie zum ersten Mal Scully und nicht Agent Scully genannt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf.
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Skinner sprach noch ein paar abschließende Worte mit Mulder, als John mit William ins Büro zurück kam.
"Und versuchen Sie Ihre Reibereien unter Kontrolle zu bekommen", war das letzte was John noch hörte.
Mulder wollte gerade antworten, als John herein trat: "Wir werden es versuchen, Direktor Skinner!", und schlenderte mit William auf dem Arm zu seinem Schreibtisch hinüber. Mulder verfolgte ihn mit einem fast ungläubigen, erstaunten Blick, denn William war ganz ruhig auf seinem Arm.
"Wo ist Dana?", Mulders Stimme klang ärgerlich und rivalisierend.
Wieso hatte Doggett seinen Ziehsohn auf dem Arm? Wieso war Scully nicht hier?
"Mal wohin", antwortete Doggett und setzte sich.
William gluckste fröhlich und hüpfte auf Johns Beinen. Scully, die just in diesem Augenblick im Türrahmen erschien, blieb erstaunt stehen, betrachtete die Szenerie.
Mulder registrierte sie nicht, ging auf John zu und nahm William an sich. Scully spürte die Rivalität und hörte das Jammern ihres kleinen Sohnes.
"Fox", sie ging auf ihn zu und nahm ihm ihren Sohn ab, "hör auf damit!"
"Ich weiß nicht, was du meinst, Dana!", fuhr er sie schon fast an.
"Wag es ja nicht in diesem Ton mit mir zu sprechen, mein Lieber!", zischte sie und nahm William wieder an sich, "ich weiß nicht, was du gegen Agent Doggett hast, er hat dir nichts getan!"
"Verteidigst du ihn jetzt?", knurrte Mulder zurück.
"Hey, hallo!", erwiderte Scully erbost, "ich war hier, um euch zu besuchen, ich wollte hier keine Hahnenkämpfe anschauen!"
Doggett blieb ruhig im Hintergrund und Scully begrüßte seine Verschwiegenheit. Doch es wäre ihr lieber gewesen, wäre er ganz aus dem Raum gegangen. Ihre persönlichen Streitereien gingen ihn wirklich nichts an.
"Ich hole mir mal eben einen Kaffee. Möchte noch jemand?", meinte John just in dem Moment, wo Scully und Mulder sich weiter anfahren wollen.
"Ja bitte!", fauchte Scully und hängte, "mit Milch!" hinten dran.
Er verließ den Raum und Scully wollte gerade so richtig loslegen, da erschien Doggett wieder im Raum, lächelte sie verlegen an und griff sich William von ihrem Arm. Scully sah ihn irritiert an und er entgegnete nichts, sondern machte nur eine Handbewegung zu Williams Ohren und sie verstand, nickte seufzend und ließ ihn mit ihrem Sohn gehen.
Als die Tür zufiel, brauste Mulder auf.
"Wieso hat er jetzt William mitgenommen? Was soll das?", er kam auf Scully zu und sie wich einen Schritt zurück.
"Er hat den Jungen mitgenommen, damit er nicht hört, wie wir hier streiten!", fauchte sie jetzt zurück, "oder meinst du nicht, dass dieses Gespräch ohne den Jungen geführt werden sollte?"
Mulder ballte seine Hände zu Fäusten und lief im Gesicht leicht rot an, aber er sagte nichts.
Scully wippte mit dem Fuß ungeduldig auf und ab: "Okay, dann reden wir jetzt mal Tacheles! Warum immer noch diese Revierkämpfe? Warum akzeptierst du Doggett nicht endlich als Partner?"
"Weil es nicht das selbe ist!", zischte er und sah sie dabei an.
"Wie mit mir?", sie tippte sich selbst auf die Brust, "Fox, wir sind ein Paar, wir haben William! Wie sollte das Zusammenarbeiten funktionieren?"
"Es würde gehen, wenn du wolltest!", entgegnete er eingeschnappt.
"Ja, sicher, mit Skinner als Babysitter oder was? Bitte, das ist doch nicht dein Ernst!". Sie schüttelte den Kopf über so viel Naivität.
"So war das jetzt aber nicht gemeint!", zuckte Mulder zusammen, "ich hatte gedacht, hier bei uns im Büro...."
"Du hast überhaupt nicht gedacht, mein Lieber. Das würde niemals erlaubt werden. Mein Gott, sie erlauben ja noch nicht einmal eine Beziehung unter Kollegen! Und wenn wir mal vor Ort ermitteln müssen, wo soll dann der Kleine bleiben?" Scully schüttelte den Kopf.
Mulder gab sich geschlagen. Scully konnte schon immer besser argumentieren als er.
"Okay, gut, verdammt, du hast Recht! Zufrieden?", erklang seine mürrische Stimme.
"Verträgst du dich mit Doggett?", Scully sah ihn forschend an.
"Wenn's denn sein muss?!", knurrte er zurück und Scully stemmte die Hände in die Hüften.
"Ja, ich bestehe darauf!", zischte sie.
"Dann werde ich es halt versuchen... aber versprechen kann ich es dir nicht!", murrte er und suchte mit seiner Hand nach ihrer, "vertragen wir uns wieder?"
"Mh... ja... mh...", brummte Scully und ließ sich in seine Arme ziehen, "aber ich will nie wieder hören, dass du dich ihm so gegenüber verhältst."
"Ich verspreche es! Kriege ich jetzt einen Kuss?", und senkte seinen Mund auf ihren.
"Hm, du nimmst ihn dir ja schon fast!", murmelte sie in seine Lippen und ließ sich von ihm küssen.
Seine Arme schlangen sich um ihren Körper, seine Hände strichen zart über ihren Rücken und Scully schien in seinen Küssen zu verschmelzen, schien gefangen in der Süße des Gefühls.
Sie hatten nicht gehört, wie Agent Doggett die Tür geöffnet hatte: "Entschuldigung, der Kleine möchte wohl zu seiner Mama!"
Wie um die Worte zu bestätigen, zappelte William auf seinen Armen.
Scully und Mulder fuhren auseinander, obwohl Doggett schon mehrfach Zeuge derartiger Situationen geworden war. Aber Scully war es unangenehm. Sie schämte sich fast, dass er sie so gesehen hatte. Fühlte sich sogar fast schuldig, doch warum, dass war ihr nicht klar. Sie wollte es auch nicht näher begründen, nicht zur Zeit jedenfalls.
"Komm mal zu Mama, Schätzchen." Sie ging auf Agent Doggett zu, um William auf den Arm zu nehmen. William streckte sich ganz lang, um zu ihr zu gelangen. Einen Moment lang standen sie sich gegenüber, während Scully ihren Sohn auf ihren Arm nahm und ihre Blicke trafen sich mit Doggetts.
Er wäre ein guter Vater!
Sie blinzelte kurz obgleich ihrer Gedanken und lächelte Doggett an: "Vielen Dank fürs Aufpassen!"
Ein herzliches Lächeln kam zurück: "Gern geschehen!"
Er sollte öfter Lächeln, das gefällt mir, macht ihn auf seine maskulin herbe Art noch attraktiver...
Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie schlagartig wieder. Himmel noch eins, was dachte sie da schon wieder?
John bemerkte scheinbar nichts von ihren eigenartigen Gesten und so drehte sie sich wieder zu Mulder um und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. "Darling, wir sehen uns heute Abend, ja?"
"Ich freu mich schon!", entgegnete Mulder und drückte William einen Kuss auf die Stirn, so wie er es jahrelang bei ihr getan hatte.
Alles wiederholt sich!, dachte Scully und verabschiedete sich kurz bei Doggett, ehe sie das Büro verließ.
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Scully fuhr, ihren Gedanken an den heutigen Vormittag nachhängend, nach Hause. Eigentlich wollte sie einkaufen, doch immer noch in Gedanken an Doggett, fuhr sie fast am Supermarkt vorbei. Mein Gott, die Gedanken an diesen Mann ließen sie einfach nicht in Ruhe. Was war das nur?
Du magst ihn!
"Ja, natürlich mag ich ihn, er ist ein Kollege!", erwiderte sie ihrer inneren Stimme laut.
Das war Mulder auch!
"Ja, dann mag ich ihn halt, weil wir Freunde sind!", entgegnete sie wiederum laut und bemerkte schon die ersten Blicke der anderen Kunden im Einkaufscenter.
Das war Mulder ebenfalls auch!
"Willst Du mir damit sagen, dass ich in ihn verliebt sei?", ihre Stimme klang spitz.
Bingo!
"Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe!", schimpfte sie und sah eine Verkäuferin an, die nur den Kopf schüttelte.
"Oh, nein, Sie waren nicht gemeint", lächelte sie diese verlegen an und schob ihren Einkaufswagen so schnell sie konnte weiter. William quietschte vergnügt als seine Mama mit ihm so durch die Einkaufsmeile rauschte.
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Zu Hause angekommen setzte sie William in sein Laufgitter, damit er in Ruhe spielen und sie in Ruhe Essen vorbereiten konnte, doch wirklich Ruhe hatte sie nicht. Ihre innere Stimme ließ sie unterdessen zwar in Ruhe, dennoch ging ihr das kleine Zwiegespräch nicht aus dem Sinn.
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Mulder beäugte John noch einmal misstrauisch und beschloss dann ihn als nicht gefährlich für seine Beziehung zu Scully einzustufen. Scully und er waren nach 7 Jahren endlich zusammen gekommen. Es hatte lange genug gedauert. Jetzt waren sie so etwas wie eine kleine Familie.
"Nur damit Sie es wissen", er zeigte mit dem Finger auf John, "Sie können mir die X-Akten wegnehmen, aber nicht Scully!"
John Doggett sah ihn ein wenig irritiert an: "Bitte? Agent Mulder, wovon reden Sie überhaupt?"
"Das wissen Sie schon ganz genau!", zischte er und ließ sich wieder hinter seinen Schreibtisch sinken. Es war schon schlimm genug, dass dieser Doggett seinen eigenen Schreibtisch bei ihm im Büro hatte. Bitter kam ihm dabei hoch, dass er Scully nie einen gewährt hatte. Zwar nicht absichtlich, aber irgendwie fühlte er sich jetzt mies dabei.
Verdammt, warum machte sie es ihm auch so schwer? Manchmal hatte er das Gefühl, sie würde ihn nur bevormunden. Klar machte er manchmal merkwürdige und spontane Sachen, aber so war er doch schon immer gewesen....
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Scully sah auf die Uhr und seufzte. Es war schon spät. Mulder hatte mehr als eine Stunde Verspätung, das Essen war kalt. Seine X-Akten gingen mal wieder vor. Sie fluchte, nichts hatte sich verändert in all den Jahren. Sie hatte ihn abgöttisch geliebt, all die Jahre, doch sie hatte sich verändert, war gläubig geworden, weil er sie dazu gebracht hatte, hatte ihr Leben für ihn komplett umgestellt, doch er hatte sich kein Stück verändert.
Jetzt begriff sie endlich, was sie störte. Seine unveränderte Art. Am Anfang hatte sie sie geliebt, hätte alles dafür gegeben, ein wenig so wie er zu sein, doch nun hatte sie es satt, auf ihn aufzupassen, ihn zurecht zu weisen. Sie hatte es so satt die zweite Geige neben den X-Akten zu spielen.
"Verdammt!", fluchte sie, als sie auf die Uhr sah und warf die Serviette auf den gedeckten Tisch.
Wütend stand sie auf und schnappte sich ihren Sohn. Mulder würde sein blaues Wunder erleben!
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Skinner legte nachdenklich den Hörer auf und sah aus dem Fenster. Seine Stirn war in Falten gelegt, als sich die Tür mit Schwung öffnete und eine wütende Scully mit leicht gerötetem Gesicht und Sohn auf dem Arm in sein Büro platzte.
Er wirbelte herum und sah sie fragend an. Manchmal fragte er sich, ob sie den 7. Sinn hatte, doch auf ihrem Gesicht konnte er nichts lesen, was darauf schließen ließ, dass sie von dem Anruf, den er soeben bekommen hatte, wusste.
"Dana?", er sah sie fragend an.
"Ich war schon unten im Büro, aber dort ist keiner mehr, Walter, ich will jetzt sofort wissen, wo Mulder ist! Und nehmen Sie ihn nicht in Schutz! Ich habe die Nase gestrichen voll von seinen Ausreden!", brauste Scully auf.
Walter, der noch den Streit vom Vormittag im Kopf hatte, hob beschwichtigend die Hände: "Dana, beruhigen Sie sich!
"Bitte, Walter, ich will und kann mich nicht beruhigen, ich habe..."
Er unterbrach sie mit den einfachen Worten: "Es hat eine Schießerei gegeben!"
"Was?", Scully musste schlucken und wurde ruhig.
"Mulder hat nur einen Streifschuss abbekommen, er ist jedoch bei Doggett im Krankenhaus." Skinner wirkte nicht mehr ganz so ruhig, wie am Anfang.
"Was? Mein Gott, was ist passiert?" Scully setzte sich auf den freien Stuhl Walter gegenüber.
"Etwas hat sie angegriffen und als sie schossen, prallten die Schüsse ab" Walter unterließ es mehr zu erklären, doch Scully hatte genug gehört.
"Streifschuss?"
Walter Skinner nickte.
"Und Agent Doggett?", ihre Stimme hatte plötzlich einen ganz fremden Klang.
"Sie wissen noch nicht genau, ob er durchkommt", Skinners Stimme versagte fast. Obwohl er John Doggett am Anfang auch nicht unbedingt gemocht hatte, waren seine Sympathien ihm gegenüber mit der Zeit gewachsen.
Scully drückte ihren Sohn entsetzt an sich und sah einen Augenblick schweigend ins Nichts.
Dann richteten sich ihre Augen auf Skinner. Sie stand auf und drückte ihm William in den Arm: "Passen Sie auf ihn auf! Memorial?"
Walter nickte und sah sie aus dem Büro hinaus stürmen.
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Sie fuhr wie eine Wahnsinnige, sollten Polizisten sie sehen, würde sie ihren Führerschein abgeben müssen. Aber es war ihr egal. Sie musste zu John.
Oh Gott, da waren sie wieder, die Gedanken an ihn. Nicht an Mulder, um den machte sie sich bei Weitem nicht so viele Sorgen, er würde durch kommen.
Sie schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen, doch es half nicht.
Vorm Krankenhaus angekommen, ließ sie ihren Wagen stehen, Halteverbot oder nicht, es war ihr egal.
Scully informierte sich kurz über die Zimmernummer und rannte dann die Treppen in den 4. Stock hinauf. Der Fahrstuhl dauerte ihr zu lang, war zu langsam.
"Dana!", Mulder sprang auf, als er sie sah und hatte sie schon fest mit seinen Armen umschlossen, da war sie noch gar nicht auf seine Gegenwart vorbereitet.
Ohne, dass sie es wollte, starrte ihr Blick auf das Zimmer von John. Mulder schien ja so nebensächlich.
Dana, geh rein! Zögere nicht!
Ihr Innerstes drängte sie, sich von Mulder zu lösen und in Johns Zimmer zu stürzen, doch sie wusste, dass durfte sie ihrem Freund und Lebensgefährten nicht antun.
Sie versuchte sich zu fassen und fragte Mulder: "Wie geht es ihm?"
"Sie können noch nicht Bestimmtheit sagen, es gilt die Nacht abzuwarten. Wenn er durchhält, hat er es geschafft!", gab Mulder zu Antwort.
"Dürfen wir zu ihm?", fragte sie.
"Ja, geh nur rein, ich war schon!", gab er zurück mit einen leichten Unterton in der Stimme, der Scully aufgefallen wäre, wenn sie nicht so aufgeregt gewesen wäre.
Sie löste sich von Mulder und starrte die Tür an. Einen kurzen Augenblick blieb sie unschlüssig davor stehen.
Geh! Geh endlich und sieh nach ihm!
Einmal tief durchatmen, Dana, dann geh rein!
Sie sah das Zittern ihrer Hände, dann drückte sie die Tür auf und trat in den dunklen Raum.
Es geschah wie in Zeitlupe. Sie hörte ihren eigenen Atem, ihren Herzschlag. Es schien, als ob alles um sie herum stehen geblieben wäre. Mit langsamen Schritten lief sie an den Schwestern vorbei, ließ sich einen Krankenhauskittel anlegen und schritt durch die Glastür zu John.
Noch immer schien alles wie Zeitlupe abzulaufen. Sie sah sein blasses angegriffenes Gesicht, die Schläuche an seinem Körper. Die Geräte, an die er angeschlossen war. Sie sah all das, wusste es als Ärztin auch einzuschätzen, doch in diesem Augenblick erschrak es sie zutiefst, ließ ihr Herz vor Angst langsamer schlagen.
Leise setzte sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett und atmete tief durch. Sie fühlte sich so zerrissen und ein wilder Schmerz pochte in ihrem Inneren.
Zärtlich ergriff sie seine Hand und versuchte ihm etwas von ihrer physischen Kraft abzugeben.
"John, hörst Du mich...", hörte sie sich selbst flüstern und war nicht mal erstaunt über ihre Worte, "ich bin's Dana Scully."
Einen Augenblick horchte sie, dann sprach sie weiter: "Halte durch, John. Ich bin bei Dir und ich werde bei Dir bleiben! Jetzt werde ich für Dich da sein, so wie Du immer für mich da warst. Hörst Du mich John? Ich bin für Dich da!"
Sie wusste nicht, ob sie sich den leichten Druck seiner Finger nur eingebildet hatte oder ob er tatsächlich stattgefunden hatte, doch es gab ihr einen gewissen Funken Hoffnung.
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Ein Klopfen an der Scheibe zur Intensivstation ließ sie die Augen aufschlagen. Sie hob den Kopf von Johns Brust und sah hinter sich. Skinner stand dort mit ihrem Sohn und winkte ihr zu. Doch im Hintergrund erkannte sie Mulder, der nun wütend den Raum verließ. Scully atmete tief durch.
"Nein", kam es leise und flehend über ihre Lippen. Sie wusste augenblicklich, dass sie bei Mulder verspielt hatte. Was sollte er nur von ihr denken? Sie schlief auf Johns Brust ein, während er, ebenfalls verletzt, von ihr nicht einmal wirklich Beachtung erhielt. Matt schloss sie die Augen. War jetzt alles aus?
Sie öffnete die Augen wieder, sah John an, dann wanderte ihr Blick zu Skinner und ihrem Sohn zurück.
Mit langsamen, fast einschlafenden Bewegungen stand sie auf, ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
"Dana, Ihr Sohn...", Skinner sah sie fragend an.
"Bringen Sie ihn zu meiner Mutter, ich bleibe auf unbestimmte Zeit hier!", erwiderte sie und sah wie in Skinners Augen Erkennen aufblitzte.
"Sie sind sicher?", er sah William an.
"Ja, Walter, und Sie wissen das auch ganz genau, nicht wahr? Sie wussten, was passieren würde", ihre ernsten Augen forschten in seinen nach der Wahrheit.
"Ja, so wie es schon einmal passierte", erwiderte er mit festem Blick.
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Mulder war gegangen, er fühlte sich wie ein geprügelter Hund. Er hatte einen Teil von ihr verloren. Er stellte sich die Frage, warum. Wie war es soweit gekommen?
Weil du nicht genug aufgepasst hast, und somit den Weg für einen Fremden frei gemacht hast!, beantwortete eine innere Stimme ihm diese Frage.
Ja, aber wann hatte Scully realisiert, dass ihr Doggett nicht gleichgültig war? Vermutlich erst vor kurzem, begann er sich einzureden. Also hatte er noch eine Chance, seinen Fehler rückgängig zu machen. Er musste Scully zurück erobern...
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Sie saß neben Johns Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Skinners Worte hatten sie hart getroffen. Er hatte ihre und Mulders Gefühle für einander schon lange vor ihr selbst erkannt und jetzt stürzte er sie in eine tiefe Ratlosigkeit mit seinen Worten, denn sie sagten nichts anderes aus, als dass sich der Prozess hier wiederholte, doch diesmal mit John Doggett und nicht mit Mulder.
Sie fuhr sich mit ihren Handflächen über das Gesicht. Was empfand sie denn wirklich? Für wen empfand sie was? Sie konnte nicht mehr unterscheiden, was Freundschaft und was Liebe war. Die Konturen waren verschwommen.
Sie hatte sich über Mulder aufgeregt und John mehrfach in Schutz genommen. War das alles nur eine Kurzschlussreaktion oder war es ein fortwährender Prozess, der zu einer unüberwindlichen Schlussfolgerung führen würde?
War sie dabei, sich in John Doggett zu verlieben?
Ihre Augen richteten sich auf den Mann, der ihr derzeitiges Gefühlsleben durcheinander brachte.
Wenn sie doch nur gewusst hätte, was er empfand. Wie er wirklich zu ihr stand. Gab es für ihn mehr als nur Freundschaft oder war sie Kollegin und das war's? Seine Gefühle zu kennen, hätte ihr vielleicht einen Schritt weitergeholfen. Vielleicht war es auch besser, genau das nicht zu wissen... Oh es war so verwirrend!
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John Doggett glaubte zu träumen, als er langsam aus seinem Dämmerzustand erwachte. Scully hielt seine Hand und schien zu schlafen. Er versuchte seine Hand zu drehen, was ihm aber misslang. Scully hielt sie so fest, als wäre sie in einem Schraubstock.
Scully bemerkte ein Ziehen an ihrer Hand und erwachte aus ihrem Traum. Sie dachte John hätte sie angesprochen. Aber dem konnte nicht so sein, er lag im Koma. Als sie jedoch die Augen öffnete, sahen seine sie an.
"John?", ihre Stimme hatte ein sanftes Zittern, so als ob sie nicht sicher war, zu träumen oder zu wachen.
"Hi!", versuchte er zu lächeln.
Es war kein Traum. Scully richtete sich auf und sah ihn direkt an. Nein, es war wirklich kein Traum! John Doggett sah sie an und lächelte. Er hatte es geschafft, er hatte es wirklich geschafft!
"Was machen Sie hier?", flüsterte er mit rauer Stimme.
Sie spürte seine Anspannung und die Kraft, die ihn der Satz kostete.
"Nicht sprechen, John!", sie strich ihm über die Stirn und lächelte zurück, "ich bin froh, dass Sie wieder bei mir sind."
"Was... ist...", er setzte an, doch Scully unterbrach ihn.
"Nicht sprechen, das strengt Sie noch zu sehr an. Ich hole jetzt einen Arzt und dann erzähl ich Ihnen alles, ja?"
John nickte und schloss für einen kurzen Augenblick wieder die Augen. Er spürte, wie Scully seine Hand los ließ und ging und plötzlich fühlte es sich an, als ob ein Teil von ihm unvollständig wäre.
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Scully lächelte glücklich, als sie den Arzt holen ging. Er war wieder wach, sie hätte schreien können vor Glück. Ein Glück, das ihr völlig suspekt erschien.
An der Rezeption fragte sie eine der Schwestern nach dem behandelnden Arzt. Sie wartete, während der Doc ausgerufen wurde und erkannte Mulder, der den Gang entlang auf sie zu geschritten kam. In seiner Hand war ein Blumenstrauß. Nicht wirklich ein schöner, dennoch ein Blumenstrauß. Scully fragte sich, was er damit wollte und sah ihm entgegen.
"Hallo, Dana!", es war das erste Mal seit langem, dass er sie wieder Dana und nicht Scully nannte.
Sie registrierte es einerseits mit Wohlgefallen, andererseits war sie skeptisch. Wieso schien er nicht sauer auf sie zu sein?
"Ist er wach?", Mulder deutete auf Doggetts Zimmer und Scully sah ihn groß an.
"Gerade eben", erklärte sie verwundert und sah den Arzt auf sie zu kommen.
"Ich habe hier einen Strauß Blumen zur Genesung... ich weiß nicht, ob er die im Zimmer stehen haben darf, aber ich dachte...", Mulder reichte ihr die Blumen und ihr Mund klappte verblüfft auf. Was zum Teufel war mit Mulder los? Hatte er sich etwa ihre Worte zu Herzen genommen und wollte nun friedlicher und freundlicher mit Doggett umgehen? Eine späte Erkenntnis, doch eine sehr positive, fiel Scully auf.
"Mrs. Doggett?", der Arzt hatte sie unterdessen erreicht und reichte Scully seine Hand. Die Ansprache erschien ihr äußerst verwirrend und sie konnte in Mulders Blick einmal kurz die Eifersucht aufblitzen sehen. War er deshalb so freundlich? Weil er Angst hatte sie zu verlieren?
"Ich bin nicht Mrs. Doggett", erklärte Scully unterdessen freundlich lächelnd dem Arzt, "mein Name ist Dana Scully und ich bin eine gute Freundin."
"Freundin? Eigentlich..." Dr. Greene, wie er sich vorgestellt hatte, sah sie skeptisch an und sie wusste, worauf er hinaus wollte. Keine Besucher außer Angehörigen.
"Hören Sie", setzte Scully an, "ich war seine Partnerin beim FBI und außer mir hat er hier niemanden", doch sie musste nicht weiter reden. Der Arzt nickte nur und gab ihr Zeichen, ihm zu folgen.
Mulder blieb stehen und sah ihnen hinterher.
"Sie sind also die Rothaarige!", Dr. Greene lächelte verschmitzt.
"Bitte was?", Scully sah ihn irritiert von der Seite an, während sie ihm den Gang hinunter folgte.
"Der Patient redete im Delirium von einer Rothaarigen, die wir informieren sollten. Ich schätze, er hatte kurzzeitig einen Gedächtnisschwund. Nun ja, wir waren sehr erstaunt, dass er sich zumindest an die roten Haare erinnern konnte. Sie müssen einen sehr einschneidenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben!", Dr. Greene lächelte noch immer.
"Muss ich wohl...", murmelte Scully erstaunt und zupfte an ihren Haaren. Sie blickte sich verlegen um und bemerkte, dass Mulder ihnen nicht gefolgt war.
"Fox, kommst du?", rief sie ihn an und er setzte sich wie in Trance in Bewegung. Er hatte es noch nicht ganz verdaut, dass der Arzt sie mit Mrs. Doggett angesprochen hatte.
Scully folgte dem Arzt in den Vorraum der Intensivstation und winkte Doggett zu, der sie durch die Glasscheibe beobachtete.
"Wird er wieder ganz gesund, Dr. Greene?", sie öffnete Mulder die Tür und reichte ihm eine Vase.
"Er wird viel Pflege brauchen, aber ich denke, er wird es schaffen. Gleich werden wir ihn noch einmal gründlich untersuchen, doch er hat eine mehr oder minder gesunde Gesichtsfarbe für seinen Zustand. Das kriegen wir schon wieder hin!", Dr. Greene lächelte Doggett zu.
Mulder reichte ihr die Vase mit den Blumen zurück und Scully stellte sie sichtbar auf den Schreibtisch an der Glasscheibe zur Intensivstation.
"Wann wird er wieder entlassen?", sie deutete für Doggett auf die Blumen und anschließend auf Mulder.
Doggett nickte, er hatte verstanden, von wem die Blumen waren.
"Also genaues werden wir erst nach der Untersuchung sagen können, aber ich schätze so drei bis sechs Wochen wird es dauern. Anschließend braucht er Pflege und Betreuung, ich nehme an, Sie machen das, nicht wahr?", Dr. Greene machte den Daumen hoch und lächelte Doggett an.
"Äh...", Scully sah zu Doggett, dann wieder zu Dr. Greene. Mulder vermochte sie beim besten Willen nicht anzusehen.
"Und?", Dr. Greene sah sie abwartend an.
"Ich... ich habe ein kleines Kind, Dr. Greene, also... äh... ich werde versuchen, einen Verwandten aufzutreiben, der das übernehmen kann", sie holte tief Luft.
Dr. Greene nickte und Scully hoffte plötzlich inständig, dass sie auch jemanden finden würde.
Mulder hatte reglos neben Scully gestanden, als der Arzt sie gefragt hatte. Er hätte fast mit den Zähnen geknirscht, wenn Scully nicht gesagt hätte, dass sie ein Kind hatte und sich um dieses kümmern musste. Wie kam dieser Dr. Greene überhaupt auf die Idee, dass seine Freundin sich um Agent Doggett kümmern sollte?
Mulder verzog sein Gesicht zu einer eifersüchtigen Maske. Doggett konnte es von seiner Position aus sehen. Natürlich wusste er nicht, worüber sie geredet hatten, aber Mulder würde Scully verlieren, wenn er so weiter machte.
Oder war seine Eifersucht begründet? Scully hatte immerhin lange an seinem Bett gesessen, hatte ihm die Hand gehalten... John schloss die Augen, um in sich reinzuhören.
Wie sah es in ihm aus? Gab es da mehr als die Freundschaft, die er sich mit ihr ersehnt hatte? Gab es da mehr als das Vertrauen und die Loyalität, derer er sich nie sicher gewesen war?
Der Schmerz holte ihn aus seinen Gedanken zurück und ließ ihn daran erinnern, wo er hier war und warum.
Scully hatte ihm erzählen wollen, warum er hier lag, doch ein Blick auf Mulder hatte ihm gereicht und die bitteren Erinnerungen waren zurück gekehrt.
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Die Tage vergingen unaufhaltsam. Scully machte es sich zur Gewohnheit John Doggett jeden Tag mindestens zwei Stunden zu besuchen. Irgendwie hatte es sie beeindruckt, dass John sich trotz seiner zeitweiligen Amnesie an sie erinnert hatte.
Mulder hieß ihre regelmäßigen Besuche nicht gut, das war ihr durchaus bewusst. Aber in dem Bestreben, ihr zu gefallen - und das war es im Endeffekt nur - behielt er Stillschweigen darüber und nahm es hin.
Sie wusste, John genoss ihre Besuche sehr, brachten sie doch etwas Licht in den grauen Krankenhausalltag. Ein paar mal hatte sie auch William mitgebracht, weil sie keinen Babysitter gehabt hatte, aber ihr ehemaliger Partner war ganz angetan von dem Kleinen. Ja, das hatte sie auch schon damals in dem kleinen Kellerbüro festgestellt.
Es gab kaum etwas, worüber Scully sich noch Sorgen machen brauchte. Mulder war gezwungenermaßen der perfekte Lebenspartner, jedenfalls, weil er sie halten wollte und das wurde ihr mit jedem Tag immer deutlicher klar, und Johns Genesung schritt wunderbar voran. Einzig die Suche nach einer Betreuung nach seinem Krankenhausaufenthalt, gestaltete sich als äußerst schwierig. So kam es denn auch, dass sie sich gezwungen sah, ihn nach seiner Familie anzusprechen. Ein Thema vor dem sie sich beide bisher immer gern verschlossen hatten - möglichst nichts privates.
"John?", man konnte ihrer Stimme anhören, dass sie sich nicht wohl fühlte.
"Mh?", sein Blick wanderte von Williams kleinen Händen zu Scullys Augen.
"Der Arzt hat mir gesagt, dass Sie nach dem Aufenthalt hier noch eine ganze Weile Hilfe bräuchten", sie strich Will über den Kopf.
"Meint der Arzt das?!", brummte John und starrte auf seine Beine.
"Ja und ich halte es auch für besser", erwiderte sie mit Nachdruck, weil ihr seine trotzige Reaktion nicht gefiel, "aber vorauf ich eigentlich hinaus will, John, ich kenne Sie nicht gut genug, als dass ich jemanden informieren könnte, der sich kümmert."
"Mh?", er sah zur Seite weg.
"Bitte. Ich weiß, wir haben nie über unsere Privatleben gesprochen, aber...", begann sie und John unterbrach sie, indem er seine Hand auf ihre legte.
"Schon okay, Scully, reichen Sie mir bitte mal meine Brieftasche."
Wieder einmal konnte sie feststellen, dass er sie Scully nannte und nicht Dana, weil ihm das zu persönlich war.
Seufzend nahm sie seine Brieftasche aus der Schublade des Nachtschrankes und reichte sie ihm.
Er fischte einen kleinen Zettel heraus und reichte ihn ihr: "Versuchen Sie es hier."
Scully sah auf den Zettel und erkannte zwei Namen und zwei Telefonnummern. Eine war in Michigan, die andere in New York.
Wer mochten die Personen wohl sein? Seine Schwester? Seine Mutter? Wer auch immer, es waren ihm nahe stehende Menschen und er hatte sie, Dana Scully, ins Vertrauen gezogen. Sie war stolz auf sich selbst.
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Scully hatte in New York angerufen und nur einen Anrufbeantworter erreicht. Eine weibliche Stimme hatte ihre Abwesenheit verkündet und dass sie derzeit in Washington wäre, um geschäftliche Termine wahrzunehmen. Scully notierte sich schnell die aufgesagte Handynummer und erreichte doch nur ein Büro. Hier erfuhr sie jedoch glücklicherweise den Aufenthaltsort und machte sich sogleich zum derzeit tagenden Kosmetikkongress auf, wo Johns Verwandte sich aufhalten sollte.
Scully wurde fast erschlagen durch das Stimmengewirr und die vielen Farben um sie herum. Sie legte ja auch viel Wert auf ihr Äußeres, aber dieser Aufwand, war ihrem Geschmack nach, doch ein wenig übertrieben.
"Entschuldigen Sie", da sie nicht wusste, wie Johns Verwandte aussah, musste sie sich irgendwie anders behelfen. Also beschloss sie, in die Offensive zu gehen und fragte die nächst beste Verkäuferin hinter einem der Stände.
"Können Sie mir sagen, wo ich Elisabeth Harlington finde?", Scully hoffte, möglichst schnell zum Ziel zu gelangen, doch es benötigte fast eine halbe Stunde und diverse Befragungen bis sie tatsächlich wusste, wo sich diese Elisabeth Harlington aufhielt.
"Miss Harlington", Scully musste ihre Stimme ein wenig zurücknehmen, damit sie nicht all zu genervt klang.
"Bitte?", eine attraktive Brünette drehte sich zu ihr um. Scully schätzte sie auf Ende Dreißig, Anfang Vierzig, doch genau konnte sie das nicht einschätzen.
"Mein Name ist Dana Scully, kennen Sie einen John Doggett?", sie reichte ihr die Hand, doch die Arme ihrer Gegenüber blieben verschränkt.
"John Jay Doggett?", Elisabeth Harlingtons Stimme klang kalt, "sind Sie von der Polizei? Hat der Hurensohn endlich ins Gras gebissen?"
Scully zuckte erstaunt zurück und sah ihre Gegenüber mit großen Augen an. Himmel, wo hatte er sie denn hingeschickt.
"Ähm... nein, Ms. Harlington, ich komme eigentlich, weil John angeschossen wurde und nun Hilfe benötigt", versuchte die Agentin dennoch ihr Glück, obwohl es fast schon aussichtslos schien.
"Soll er doch verrecken! Von mir hat John keine Hilfe zu erwarten! Und richten Sie ihm bitte etwas aus! Ich wünsche ihm, dass er genauso allein leiden muss, wie Luke!", ihre Stimme wurde immer kälter und aggressiver.
Scully machte einen Schritt rückwärts. Luke? Luke, ja war das nicht John's Sohn gewesen? Verdammt, er hatte sie zu seiner Ex-Frau gelotst. Himmel, wie hatte sie das nur nicht merken können.
Scully trat den Rückzug an. Beim besten Willen, hier konnte sie, nein, hier konnte er weiß Gott keine Hilfe erhalten. Nicht mal annähernd hatte sie erahnen können, dass seine Frau ihn so hasste. Irgendwann musste sie ihn mal auf die Ereignisse mit Luke ansprechen. Darum würde sie nicht kommen. Es war besser, sie kannte die ganze Geschichte mit seinem Sohn von vorne herein.
Scully hatte genug gehört, um zu wissen, dass sie bei seiner Ex-Frau nichts erreichen würde, also würde sie jetzt versuchen die andere Nummer abzutelefonieren.
Sie erreichte eine ältere Dame, bei der sich herausstellte, dass es die Mutter von John war. Kurzerhand beschoss sie, dass sie sie besuchen würde, um mit ihr über ihren Sohn zu sprechen und teilte ihr das mit. Hier schien Scully ausnahmsweise willkommen.
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Einen Tag später fuhr sie mit William und Mulder nach Michigan zu Johns Mutter. Mulder hatte zuerst gezetert, als er heraus gefunden hatte, dass sie allein zu ihr fahren wollte.
"Ich hätte nicht gedacht, dass Du mitfahren würdest. Es macht doch keinen Sinn, dass wir beide mit Doggetts Mutter reden. Ich wäre auch alleine mit Will hingefahren", sie sah zu Mulder und der zog ein grimmiges Gesicht.
"Ich hätte Dich nicht allein gelassen. Schon wegen dem Jungen!"
"Na ja, wir sind ja jetzt zusammen!", erwiderte sie matt und lächelte zu ihm herüber. Irgendwie war ihr klar, dass ihn nur seine Eifersucht trieb. William spielte vergnügt auf dem Rücksitz und bemerkte die Spannungen zwischen seinen Eltern nicht.
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In Michigan mussten sie sich erst mal durchfragen. Die Farm von Johns Mutter lag versteckt am Hang eines Berges.
Als sie sie endlich gefunden hatten und aus ihrem Wagen ausstiegen, kam ihnen ein großer Hund entgegen, der aber so lieb aussah, dass sie William nicht auf den Arm nahm. Mulder jedoch zog den Jungen von ihr weg und nahm ihn seinerseits auf den Arm, den kritischen Blick seiner Freundin ignorierend.
Johns Mutter saß auf der Veranda und sah ihnen aufmerksam entgegen.
"Guten Tag, mein Name ist Dana Scully, wir hatten telefoniert!", Scully lächelte zu ihr hinauf und streckte ihre Hand mit aus.
"Das ist mein Freund Fox Mulder, Partner Ihres Sohnes und mein Sohn William!", und wies auf die beiden hinter sich. Mulder lächelte verkrampft, wenngleich er zwar über die Vorstellung als ihr Freund zufrieden war. Alles was mit Doggett zusammen hing, bereitete ihm Kopfschmerzen.
Scully wagte sich immer tiefer in das Privatleben dieses Mannes vor, dass ihm schlecht wurde. Selbst von seiner Familie hatte sie nur wenig gewusst. Genug seiner Ansicht nach, aber für eine Beziehung eigentlich zu wenig. Und hier? Sie kannte jetzt Johns Mutter, ja sogar seine Ex-Frau! Eigentlich ein wenig zu viel des Guten. Zu viel dafür, dass sie nur ehemalige Kollegen waren.
"Guten Tag, ich bin Valerie Doggett. Kommen Sie ins Haus, ich habe Erfrischungen bereit gestellt. Dort können wir auch reden", Johns Mutter reichte ihnen die Hand und ging ins Haus, wo es schön kühl war. Scully nahm William von Mulders Armen und sah ihn warnend an: "Bau keinen Mist!"
Empört wollte er etwas antworten, doch er hatte keine Chance mehr. Scully folgte Valerie Doggett und verschwand aus seinem Radius. Kurz blieb er mit offenem Mund stehen und stieg dann über den Hund und folgte seiner Freundin.
Scully setzte sich im Inneren des Hauses auf die Couchgarnitur und stellte mit einem Blick fest, dass Johns Mutter einen sehr guten Geschmack hatte.
Valerie Doggett erschien wenige Augenblicke später, als Mulder sich gerade neben Scully setzte und stellte ein Tablett mit Gläsern ab, die mit Limonade gefüllt waren.
"Das Richtige bei dem Wetter!", lächelte sie, doch Scully sah das Zittern ihrer Hände und hörte den schweren Atem der Frau. Mrs. Doggett war definitiv nicht mehr die Jüngste, doch in ihrem Fall schien noch mehr dahinter zu stecken.
"Mrs. Doggett, ist alles in Ordnung?", Scully entließ William auf den Boden, wo er herum zu krabbeln begann und berührte Johns Mutter am Arm.
"Mein Kreislauf... ich habe einen Herzfehler und die Hitze setzt mir zu, aber es wird gleich wieder", erklärte sie abwinkend und mit einem Lächeln.
Scully sah sie bewundernd an. Wie hatte diese Frau es nur geschafft in all den Jahren allein zurecht zu kommen?
Doch dann kam noch eine andere Erkenntnis. Mrs. Doggett würde ihren Sohn nie ausreichend pflegen können, so sehr sie es sicherlich wollte. Scully wusste, sie konnte es nicht mehr schaffen. Nicht in ihrer Verfassung.
"Warum sind Sie hier?", Johns Mutter setzte sich auf einen der Sessel.
"Ich wollte Ihnen...", Scully wusste, sie konnte diese Frau nicht darum bitten, "ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Ihr Sohn einen Berufsunfall hatte."
Mein Gott, wie schön sachlich sie das ausgedrückt hatte und so wunderbar verharmlost.
"Er ist angeschossen worden?", Valerie Doggett sah Scully und Mulder groß an, "wie geht es ihm? Ist alles in Ordnung?"
Scully seufzte. Wunderbar, sie konnte Johns Mutter also nichts vormachen. Vielleicht kannte sie diese Hiobsbotschaften ja auch schon zur Genüge. Sie hätte zu gern mal nachgehakt, aber Mulders tippelnder Fuß und seine Unruhe hielten sie an, es vorerst zu unterlassen.
"Er kommt wieder auf die Beine. Ich wollte Sie nur informieren", lächelte Scully und wusste, es war eine scheinheilige Ausrede und kein triftiger Grund diese Reise auf sich zu nehmen. Vermutlich nahm Valerie Doggett es ihr auch nicht ab. Der Blick, der die ehemalige Agentin traf, sagte ihr genug darüber aus.
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"Und warum hast Du Sie nicht gefragt?", Mulder lenkte den Wagen vom Hof und sah seine Freundin ein wenig irritiert an.
"Sie ist krank, Fox. Sie würde es nie schaffen!", erwiderte Scully und winkte noch einmal zurück zu Valerie Doggett, die auf der Terrasse stand und ihnen hinterher blickte.
"Und jetzt? Du hast niemanden gefunden? Oder willst Du nicht doch noch mal seine Ex..."
"Bist Du wahnsinnig?", platzte es aus ihr heraus, "die würde ihn lieber umbringen, als hegen und pflegen."
Mulder zuckte mit den Schultern: "Was dann? Du wirst Dich nicht kümmern können und eigentlich verstehe ich auch nicht, warum Du gerade was für ihn suchst. Können das nicht andere übernehmen?"
"Wer denn, Fox?", sie sah fragend zu ihm.
"Na das FBI zum Beispiel!", kam es und Scully starrte ihn ungläubig an.
"Also das ist nicht Dein Ernst! Wie unpersönlich kannst Du eigentlich sein?", ihre Stimme klang vorwurfsvoll, "außerdem hat er mir sehr zur Seite gestanden, als Du weg warst. Es ist mehr recht als schlecht, dass ich jetzt mich jetzt auch für ihn einsetze."
Mulder lenkte den Wagen an die Straßenseite und holte eine Karte aus dem Handschuhfach heraus. Scully sah ihn fragend an. Was hatte er denn nun schon wieder vor?
"In dieser Karte ist alles mögliche eingezeichnet. Sieh nach, ob Du im Umkreis von Washington D.C. einige Rehabilitationseinrichtungen findest", er legte ihr die Karte auf die Beine und sah nach hinten zu William.
"Rehabilita...?", stockte sie.
"Ja, oder fällt Dir was besseres ein?", er sah sie an, doch Scully konnte ihm keine andere Lösung nennen.
Vielleicht... sie sah auf die Karte auf ihren Beinen... na ja, vielleicht war es eine Möglichkeit. Nicht die beste, aber besser als nichts.
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Als Ärztin musste Scully sich eingestehen, dass diese Rehakliniken ideal für eine Genesung waren. Sie schlenderte mit Mulder den Weg zum Auto entlang und sah sich um. Auch die Einrichtung, die sie eben besucht hatten, die fünfte um genau zu sein, war hervorragend gewesen, doch Scully gefiel sie nicht. Nein, das war vielleicht falsch ausgedrückt, sie gefiel ihr nicht für Doggett. So sehr sie sich auch einredete, dass es das beste für ihn sein würde, um so mehr wusste sie auch, dass es für seine Seele nicht gut sein würde.
Gerade schien sich ein Band zwischen ihnen zu entwickeln, da brachte sie ihn in eine Rehabilitationseinrichtung und ließ ihn allein. Wie sollte sie ihm erklären, dass keiner seiner Verwandten sich um ihn kümmern konnte oder wollte?
Ihr war klar, dass er es kühl und nüchtern hinnehmen würde, dass er still in seine Isolation gehen würde, doch das war etwas, was sie nicht hinnehmen konnte, etwas, was sie nicht mit sich vereinbaren wollte.
Trotzdem tat sie sich das schon zum fünften Male an, ließ sich von Klinikleitern durch diverse Räumlichkeiten führen, hörte Mulders stetiges Gerede mit den Ärzten und fühlte sich schlecht.
Sie hätte viel dafür gegeben, eine andere Lösung zu finden, doch es gab keine andere mögliche Lösung.
"Fox, warte", sie hielt ihren Freund am Arm fest und starrte einen kurzen Augenblick nachdenklich zur Einrichtung zurück. Tat sie wirklich das richtige?
Aber was sollte sie sonst tun?
Eine Frage, auf die sie keine Antwort hatte.
"Wir werden ihn hier anmelden, ich denke, es ist das beste", kam es aus ihrem Mund, obwohl die Stimme ihr wirklich fremd vorkam.
+++
Als er zum ersten Mal in meinem Leben
Die Hand mir drückte (halb verführerisch,
Halb sorgenvoll) - auf einmal wusste ich,
Als wär es lang versiegelt und verbucht:
... Dies war er, den ich unbewußt gesucht.
Nie wieder wird es seinesgleichen geben.
Und von dem Tag, wiewohl es streng verboten
War, ihm zu nahn - es sei denn, schwesterlich -
Wenn er mich ansah, sang mein Herz nach Noten:
ich liebe dich ...
Weh mir: ich liebe, liebe, liebe dich!
(Mascha Kaleko, 1907-1975 - "Ein Herr namens Tristan")
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Es war ein schöner Tag und Scullly hatte trotz ihres Mutterschutzes beschlossen, mit Kind und Kegel zum FBI-Hauptquartier zu fahren. Sie wollte Skinner, Mulder und auch Doggett überraschen.
Wieso eigentlich Doggett?, stellte sie sich selbst diese Frage. Weil du ihn sympathisch findest, deshalb!, sagte eine andere Stimme zu ihr.
Ja, er war ihr sympathisch. Einfach nur sympathisch, beschloss sie ihre Gedanken und richtete ihr Augenmerk wieder auf die Straße.
Als das FBI-Hauptquartier in Sichtweite kam, musste sie unwillkürlich schlucken. Es war lange her. Wie lange wirklich? 3 Monate, 4 Monate, nein schon ein halbes Jahr. Sie konnte gar nicht begreifen, wie sie diese Zeit ohne ihre Arbeit, ohne die X-Akten und Doggett ausgehalten hatte.
Doggett? Moment? Wieso schon wieder Doggett?
Scully schüttelte verwirrt den Kopf. Was zu Teufel hatte Doggett jetzt schon wieder in ihrem Kopf zu suchen? Sie waren Kollegen, vielleicht ein wenig Freunde, aber ansonsten...
Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als sie mit ihrem Sprössling die Treppe hinauf ins J. Edgar Hoover Gebäude ging. Was, wenn Mulder sie nicht sehen wollte? Was wenn sie bei Skinner unerwünscht war oder bei D... Nein, keinen weiteren Gedanken daran!, schalt sie sich selbst.
+++
Sie hatte sich unnötig Sorgen gemacht. Skinner freute sich, sie und den kleinen William zu sehen. Scully wusste, er hatte keine eigenen Kinder und so ließ sie ihn ein wenig mit ihrem Sohn spielen.
"Er ist ja so ein lieber kleiner Junge, Scully! Sie können ihn ruhig ein paar Minuten bei mir lassen, wenn Sie in Ihr altes Büro gehen. Ich komme etwas später mit dem Jungen nach!" Er sah sie lächelnd an, wie um sie mild zu stimmen.
"Ich weiß nicht so recht, Walter, ich lasse ihn sonst nie mit Fremden allein. Und eigentlich sind Sie ihm ja fremd!", Scully atmete tief durch. Seit seiner Geburt hatte sie William noch nicht eine Minute allein gelassen.
"Seien Sie mal ehrlich, Scully, Sie sehnen sich doch zurück, oder?" Skinner sah sie forschend an.
Er gab ein merkwürdiges Bild ab, auf dem Fußboden sitzend mit ihrem Sohn und dessen Spielzeug.
"Na ja, Mulder... äh, ich meine Fox erzählt mir immer von der Arbeit, das ist schon viel Wert...", die Umgebung verleitete sie dazu, alte Gewohnheiten anzunehmen, so wie sie fast wieder dazu übergegangen wäre, ihren Lebensgefährten Mulder zu nennen.
"Aber nicht das selbe, nicht wahr?" Skinner sah zu ihr auf.
Scully seufzte: "Ja, Sie haben vollkommen recht. Mir fehlt das Ganze. Vermutlich bin ich nicht zum Muttersein geschaffen."
"Halt, zum Muttersein schon, aber wohl eher nicht für die Rolle Heimchen am Herd!", lächelte Skinner.
"Treffer!", lachte Scully und küsste ihren ehemaligen Vorgesetzten auf die Halbglatze, "passen Sie gut auf William auf, ich werde dem alten Kellerbüro einen Besuch abstatten!"
Walter musste grinsen, als sie den Raum verließ und murmelte William zu: "Deine Mom hat mich auf die Stirn geküsst, wie eine Mutter, die sich von ihrem Kind verabschiedet!"
William sabberte vergnügt vor sich hin und begriff die ganze Aufregung nicht.
+++
An der Tür zu ihrem alten Büro stockte sie einen Moment in der Bewegung und holte tief Atem. Es war ein Gefühl in ihr, als wenn sie nach Hause kommen würde. Sie drückte die Klinke runter und konnte die Stimmen von Fox und John hören.
"Hallo Ihr beiden, Überraschung!", sagte sie und beide verstummten.
Es war, als wäre sie in etwas hineingeraten, dessen Teil sie nicht hätte werden sollen, etwas, was nicht für ihre Augen und Ohren bestimmt war. Die Luft war dick und schneidend. Einen Streit konnte sie mehr als erahnen.
"Was geht hier vor?", ihre Stimme klang ärgerlich, fast mütterlich und sie seufzte innerlich, weil sie die beiden wie William behandelte.
"Nichts, was für deine Ohren bestimmt wäre!", platzte es aus Mulder heraus und mehr als einmal fühlte sie sich auch dieses mal ausgeschlossen von den Akten, vom FBI und von ihrem Leben.
Warum begriff Fox nicht, dass sie genau wie er noch immer an allem hing, was in diesem Kellerbüro war, an allem, wofür dieses Kellerbüro stand?
"Agent Scully, es wäre besser...", Doggett sah sie aufrichtig mitleidig an.
"Ja, was...? Ich besser wieder gehen würde?!" Sie sah richtig aufgebracht aus.
"Ich wollte einfach nur mal vorbeischauen und in Erinnerungen schwelgen und was muss ich sehen, dass hier keine anderen Verhältnisse herrschen wie zu meiner Zeit. Ich dachte, die Differenzen zwischen euch wären geklärt?!", Sie blickte die beiden enttäuscht an und wäre fast wieder gegangen, als Skinner hinter ihr auftauchte.
"Was geht hier vor? Dana, ich glaube William braucht eine neue Windel", und drückte ihr ihren Sohn in den Arm.
"William!", Mulder stürmte auf ihren Sohn zu und drückte ihn fest an sich. William juchzte vor Freude, wie immer wenn er Mulder sah. Er benahm sich wirklich wie sein leibhaftiger Vater, wenngleich er nur der Ziehvater war. Einerseits gefiel ihr das, andererseits fühlte sie damit ihre eigene Rolle als Mutter untergraben.
Sie beobachtete sich selbst dabei, wie sie Doggetts Reaktion auf Williams Gegenwart studierte.
Ein zartes Lächeln, wie sie es von Doggett nicht kannte, sowie kurz darauf ein schmerzvoller Ausdruck in seinem Gesicht spiegelten seine ganzen Emotionen wider und Scully erkannte darin den Schmerz um den Verlust seines eigenen Sohnes. Fast hätte sie sich gewünscht, John wäre der Vater ihres Sohnes.
Was hatte ich denn jetzt für einen Gedanken?
Sie wischte sich mit den Händen über das Gesicht und bemerkte Doggetts Blick auf sich.
Ein klägliches Lächeln rang sich ihren Lippen ab, während in ihrem Kopf die konfuse Idee entstand, ob er ihre Gedanken hatte lesen können.
Ich werde nicht verrückt... nein, das ist nur Einbildung, Dana!
Sie fragte sich langsam wirklich, wann sie angefangen hatte, mit ihrem Gespräche zu führen. Wurde sie etwa langsam auch so paranoid wie ihr Lebensgefährte?
"Ich denke, wir sollten uns jetzt alle mal beruhigen und Sie, Dana, wechseln Ihrem Sohn am besten mal die Windeln." Walter ergriff das Wort um eine Eskalation zu vermeiden und reichte Scully demonstrativ die Wickeltasche, die sie in seinem Büro vergessen hatte.
Scully nahm Mulder ihren Sohn aus der Hand und eilte schnurstracks an allen vorbei aus der Tür, während Walter sich die beiden Herren zur Brust nahm.
+++
Scully kämpfte vor Wut mit den Tränen, während sie in der Damentoilette des FBI ihren Sohn wickelte. Ihren Besuch hatte sie sich wirklich anders vorgestellt. Warum behandelten sie hier alle wie eine Fremde?
"Agent Scully?", die Tür öffnete sich einen Spalt und Doggetts Gesicht lugte ins Innere.
"Das ist die Damentoilette, Agent Doggett!", zischte sie, doch er öffnete die Tür ganz und kam herein.
Eine andere Agentin, die aus einer der Toilettenkabinen kam, sah ihn erstaunt an, sagte aber nichts, als sie ging und die Tür hinter sich schloss.
"Ich wollte mich nur entschuldigen. Sie sind da in eine etwas stressige Situation hinein geplatzt, die Sie besser nicht hätten sehen sollen", erklärte er.
"Weil Sie und Fox sich wieder mal uneins waren?", sie schüttelte den Kopf, "könnt Ihr Männer nicht endlich Frieden miteinander schließen?"
Doggett zuckte mit den Schultern und Scully wusste, an ihm lag es nicht, auch wenn er Mulder nicht offen die Schuld gab.
"Nun gut, ich konnte das nicht wissen. Ich hatte mich einfach nur auf ein Wiedersehen mit Ihnen und meinem alten Büro gefreut und gerate in so was. So mein Schatz, nun ist die Mami fertig und der Onkel John nimmt dich mal auf den Arm!", sprach's und drückte ihm ihren Sohn in die Arme.
"Ich möchte jetzt mal eben schnell wohin und Sie gehen bitte mit William ins Büro zurück!", sie schubste John sanft, aber bestimmt aus der Damentoilette.
Dieser drehte sich jedoch noch einmal um und grinste sie ein wenig breiter an: "Agent Mulder hat verdammt Glück, Scully!"
Sie schüttelte den Kopf und schloss die Tür, doch dass er sie zum ersten Mal Scully und nicht Agent Scully genannt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf.
+++
Skinner sprach noch ein paar abschließende Worte mit Mulder, als John mit William ins Büro zurück kam.
"Und versuchen Sie Ihre Reibereien unter Kontrolle zu bekommen", war das letzte was John noch hörte.
Mulder wollte gerade antworten, als John herein trat: "Wir werden es versuchen, Direktor Skinner!", und schlenderte mit William auf dem Arm zu seinem Schreibtisch hinüber. Mulder verfolgte ihn mit einem fast ungläubigen, erstaunten Blick, denn William war ganz ruhig auf seinem Arm.
"Wo ist Dana?", Mulders Stimme klang ärgerlich und rivalisierend.
Wieso hatte Doggett seinen Ziehsohn auf dem Arm? Wieso war Scully nicht hier?
"Mal wohin", antwortete Doggett und setzte sich.
William gluckste fröhlich und hüpfte auf Johns Beinen. Scully, die just in diesem Augenblick im Türrahmen erschien, blieb erstaunt stehen, betrachtete die Szenerie.
Mulder registrierte sie nicht, ging auf John zu und nahm William an sich. Scully spürte die Rivalität und hörte das Jammern ihres kleinen Sohnes.
"Fox", sie ging auf ihn zu und nahm ihm ihren Sohn ab, "hör auf damit!"
"Ich weiß nicht, was du meinst, Dana!", fuhr er sie schon fast an.
"Wag es ja nicht in diesem Ton mit mir zu sprechen, mein Lieber!", zischte sie und nahm William wieder an sich, "ich weiß nicht, was du gegen Agent Doggett hast, er hat dir nichts getan!"
"Verteidigst du ihn jetzt?", knurrte Mulder zurück.
"Hey, hallo!", erwiderte Scully erbost, "ich war hier, um euch zu besuchen, ich wollte hier keine Hahnenkämpfe anschauen!"
Doggett blieb ruhig im Hintergrund und Scully begrüßte seine Verschwiegenheit. Doch es wäre ihr lieber gewesen, wäre er ganz aus dem Raum gegangen. Ihre persönlichen Streitereien gingen ihn wirklich nichts an.
"Ich hole mir mal eben einen Kaffee. Möchte noch jemand?", meinte John just in dem Moment, wo Scully und Mulder sich weiter anfahren wollen.
"Ja bitte!", fauchte Scully und hängte, "mit Milch!" hinten dran.
Er verließ den Raum und Scully wollte gerade so richtig loslegen, da erschien Doggett wieder im Raum, lächelte sie verlegen an und griff sich William von ihrem Arm. Scully sah ihn irritiert an und er entgegnete nichts, sondern machte nur eine Handbewegung zu Williams Ohren und sie verstand, nickte seufzend und ließ ihn mit ihrem Sohn gehen.
Als die Tür zufiel, brauste Mulder auf.
"Wieso hat er jetzt William mitgenommen? Was soll das?", er kam auf Scully zu und sie wich einen Schritt zurück.
"Er hat den Jungen mitgenommen, damit er nicht hört, wie wir hier streiten!", fauchte sie jetzt zurück, "oder meinst du nicht, dass dieses Gespräch ohne den Jungen geführt werden sollte?"
Mulder ballte seine Hände zu Fäusten und lief im Gesicht leicht rot an, aber er sagte nichts.
Scully wippte mit dem Fuß ungeduldig auf und ab: "Okay, dann reden wir jetzt mal Tacheles! Warum immer noch diese Revierkämpfe? Warum akzeptierst du Doggett nicht endlich als Partner?"
"Weil es nicht das selbe ist!", zischte er und sah sie dabei an.
"Wie mit mir?", sie tippte sich selbst auf die Brust, "Fox, wir sind ein Paar, wir haben William! Wie sollte das Zusammenarbeiten funktionieren?"
"Es würde gehen, wenn du wolltest!", entgegnete er eingeschnappt.
"Ja, sicher, mit Skinner als Babysitter oder was? Bitte, das ist doch nicht dein Ernst!". Sie schüttelte den Kopf über so viel Naivität.
"So war das jetzt aber nicht gemeint!", zuckte Mulder zusammen, "ich hatte gedacht, hier bei uns im Büro...."
"Du hast überhaupt nicht gedacht, mein Lieber. Das würde niemals erlaubt werden. Mein Gott, sie erlauben ja noch nicht einmal eine Beziehung unter Kollegen! Und wenn wir mal vor Ort ermitteln müssen, wo soll dann der Kleine bleiben?" Scully schüttelte den Kopf.
Mulder gab sich geschlagen. Scully konnte schon immer besser argumentieren als er.
"Okay, gut, verdammt, du hast Recht! Zufrieden?", erklang seine mürrische Stimme.
"Verträgst du dich mit Doggett?", Scully sah ihn forschend an.
"Wenn's denn sein muss?!", knurrte er zurück und Scully stemmte die Hände in die Hüften.
"Ja, ich bestehe darauf!", zischte sie.
"Dann werde ich es halt versuchen... aber versprechen kann ich es dir nicht!", murrte er und suchte mit seiner Hand nach ihrer, "vertragen wir uns wieder?"
"Mh... ja... mh...", brummte Scully und ließ sich in seine Arme ziehen, "aber ich will nie wieder hören, dass du dich ihm so gegenüber verhältst."
"Ich verspreche es! Kriege ich jetzt einen Kuss?", und senkte seinen Mund auf ihren.
"Hm, du nimmst ihn dir ja schon fast!", murmelte sie in seine Lippen und ließ sich von ihm küssen.
Seine Arme schlangen sich um ihren Körper, seine Hände strichen zart über ihren Rücken und Scully schien in seinen Küssen zu verschmelzen, schien gefangen in der Süße des Gefühls.
Sie hatten nicht gehört, wie Agent Doggett die Tür geöffnet hatte: "Entschuldigung, der Kleine möchte wohl zu seiner Mama!"
Wie um die Worte zu bestätigen, zappelte William auf seinen Armen.
Scully und Mulder fuhren auseinander, obwohl Doggett schon mehrfach Zeuge derartiger Situationen geworden war. Aber Scully war es unangenehm. Sie schämte sich fast, dass er sie so gesehen hatte. Fühlte sich sogar fast schuldig, doch warum, dass war ihr nicht klar. Sie wollte es auch nicht näher begründen, nicht zur Zeit jedenfalls.
"Komm mal zu Mama, Schätzchen." Sie ging auf Agent Doggett zu, um William auf den Arm zu nehmen. William streckte sich ganz lang, um zu ihr zu gelangen. Einen Moment lang standen sie sich gegenüber, während Scully ihren Sohn auf ihren Arm nahm und ihre Blicke trafen sich mit Doggetts.
Er wäre ein guter Vater!
Sie blinzelte kurz obgleich ihrer Gedanken und lächelte Doggett an: "Vielen Dank fürs Aufpassen!"
Ein herzliches Lächeln kam zurück: "Gern geschehen!"
Er sollte öfter Lächeln, das gefällt mir, macht ihn auf seine maskulin herbe Art noch attraktiver...
Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie schlagartig wieder. Himmel noch eins, was dachte sie da schon wieder?
John bemerkte scheinbar nichts von ihren eigenartigen Gesten und so drehte sie sich wieder zu Mulder um und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. "Darling, wir sehen uns heute Abend, ja?"
"Ich freu mich schon!", entgegnete Mulder und drückte William einen Kuss auf die Stirn, so wie er es jahrelang bei ihr getan hatte.
Alles wiederholt sich!, dachte Scully und verabschiedete sich kurz bei Doggett, ehe sie das Büro verließ.
+++
Scully fuhr, ihren Gedanken an den heutigen Vormittag nachhängend, nach Hause. Eigentlich wollte sie einkaufen, doch immer noch in Gedanken an Doggett, fuhr sie fast am Supermarkt vorbei. Mein Gott, die Gedanken an diesen Mann ließen sie einfach nicht in Ruhe. Was war das nur?
Du magst ihn!
"Ja, natürlich mag ich ihn, er ist ein Kollege!", erwiderte sie ihrer inneren Stimme laut.
Das war Mulder auch!
"Ja, dann mag ich ihn halt, weil wir Freunde sind!", entgegnete sie wiederum laut und bemerkte schon die ersten Blicke der anderen Kunden im Einkaufscenter.
Das war Mulder ebenfalls auch!
"Willst Du mir damit sagen, dass ich in ihn verliebt sei?", ihre Stimme klang spitz.
Bingo!
"Das ist der größte Unsinn, den ich je gehört habe!", schimpfte sie und sah eine Verkäuferin an, die nur den Kopf schüttelte.
"Oh, nein, Sie waren nicht gemeint", lächelte sie diese verlegen an und schob ihren Einkaufswagen so schnell sie konnte weiter. William quietschte vergnügt als seine Mama mit ihm so durch die Einkaufsmeile rauschte.
+++
Zu Hause angekommen setzte sie William in sein Laufgitter, damit er in Ruhe spielen und sie in Ruhe Essen vorbereiten konnte, doch wirklich Ruhe hatte sie nicht. Ihre innere Stimme ließ sie unterdessen zwar in Ruhe, dennoch ging ihr das kleine Zwiegespräch nicht aus dem Sinn.
+++
Mulder beäugte John noch einmal misstrauisch und beschloss dann ihn als nicht gefährlich für seine Beziehung zu Scully einzustufen. Scully und er waren nach 7 Jahren endlich zusammen gekommen. Es hatte lange genug gedauert. Jetzt waren sie so etwas wie eine kleine Familie.
"Nur damit Sie es wissen", er zeigte mit dem Finger auf John, "Sie können mir die X-Akten wegnehmen, aber nicht Scully!"
John Doggett sah ihn ein wenig irritiert an: "Bitte? Agent Mulder, wovon reden Sie überhaupt?"
"Das wissen Sie schon ganz genau!", zischte er und ließ sich wieder hinter seinen Schreibtisch sinken. Es war schon schlimm genug, dass dieser Doggett seinen eigenen Schreibtisch bei ihm im Büro hatte. Bitter kam ihm dabei hoch, dass er Scully nie einen gewährt hatte. Zwar nicht absichtlich, aber irgendwie fühlte er sich jetzt mies dabei.
Verdammt, warum machte sie es ihm auch so schwer? Manchmal hatte er das Gefühl, sie würde ihn nur bevormunden. Klar machte er manchmal merkwürdige und spontane Sachen, aber so war er doch schon immer gewesen....
+++
Scully sah auf die Uhr und seufzte. Es war schon spät. Mulder hatte mehr als eine Stunde Verspätung, das Essen war kalt. Seine X-Akten gingen mal wieder vor. Sie fluchte, nichts hatte sich verändert in all den Jahren. Sie hatte ihn abgöttisch geliebt, all die Jahre, doch sie hatte sich verändert, war gläubig geworden, weil er sie dazu gebracht hatte, hatte ihr Leben für ihn komplett umgestellt, doch er hatte sich kein Stück verändert.
Jetzt begriff sie endlich, was sie störte. Seine unveränderte Art. Am Anfang hatte sie sie geliebt, hätte alles dafür gegeben, ein wenig so wie er zu sein, doch nun hatte sie es satt, auf ihn aufzupassen, ihn zurecht zu weisen. Sie hatte es so satt die zweite Geige neben den X-Akten zu spielen.
"Verdammt!", fluchte sie, als sie auf die Uhr sah und warf die Serviette auf den gedeckten Tisch.
Wütend stand sie auf und schnappte sich ihren Sohn. Mulder würde sein blaues Wunder erleben!
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Skinner legte nachdenklich den Hörer auf und sah aus dem Fenster. Seine Stirn war in Falten gelegt, als sich die Tür mit Schwung öffnete und eine wütende Scully mit leicht gerötetem Gesicht und Sohn auf dem Arm in sein Büro platzte.
Er wirbelte herum und sah sie fragend an. Manchmal fragte er sich, ob sie den 7. Sinn hatte, doch auf ihrem Gesicht konnte er nichts lesen, was darauf schließen ließ, dass sie von dem Anruf, den er soeben bekommen hatte, wusste.
"Dana?", er sah sie fragend an.
"Ich war schon unten im Büro, aber dort ist keiner mehr, Walter, ich will jetzt sofort wissen, wo Mulder ist! Und nehmen Sie ihn nicht in Schutz! Ich habe die Nase gestrichen voll von seinen Ausreden!", brauste Scully auf.
Walter, der noch den Streit vom Vormittag im Kopf hatte, hob beschwichtigend die Hände: "Dana, beruhigen Sie sich!
"Bitte, Walter, ich will und kann mich nicht beruhigen, ich habe..."
Er unterbrach sie mit den einfachen Worten: "Es hat eine Schießerei gegeben!"
"Was?", Scully musste schlucken und wurde ruhig.
"Mulder hat nur einen Streifschuss abbekommen, er ist jedoch bei Doggett im Krankenhaus." Skinner wirkte nicht mehr ganz so ruhig, wie am Anfang.
"Was? Mein Gott, was ist passiert?" Scully setzte sich auf den freien Stuhl Walter gegenüber.
"Etwas hat sie angegriffen und als sie schossen, prallten die Schüsse ab" Walter unterließ es mehr zu erklären, doch Scully hatte genug gehört.
"Streifschuss?"
Walter Skinner nickte.
"Und Agent Doggett?", ihre Stimme hatte plötzlich einen ganz fremden Klang.
"Sie wissen noch nicht genau, ob er durchkommt", Skinners Stimme versagte fast. Obwohl er John Doggett am Anfang auch nicht unbedingt gemocht hatte, waren seine Sympathien ihm gegenüber mit der Zeit gewachsen.
Scully drückte ihren Sohn entsetzt an sich und sah einen Augenblick schweigend ins Nichts.
Dann richteten sich ihre Augen auf Skinner. Sie stand auf und drückte ihm William in den Arm: "Passen Sie auf ihn auf! Memorial?"
Walter nickte und sah sie aus dem Büro hinaus stürmen.
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Sie fuhr wie eine Wahnsinnige, sollten Polizisten sie sehen, würde sie ihren Führerschein abgeben müssen. Aber es war ihr egal. Sie musste zu John.
Oh Gott, da waren sie wieder, die Gedanken an ihn. Nicht an Mulder, um den machte sie sich bei Weitem nicht so viele Sorgen, er würde durch kommen.
Sie schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen, doch es half nicht.
Vorm Krankenhaus angekommen, ließ sie ihren Wagen stehen, Halteverbot oder nicht, es war ihr egal.
Scully informierte sich kurz über die Zimmernummer und rannte dann die Treppen in den 4. Stock hinauf. Der Fahrstuhl dauerte ihr zu lang, war zu langsam.
"Dana!", Mulder sprang auf, als er sie sah und hatte sie schon fest mit seinen Armen umschlossen, da war sie noch gar nicht auf seine Gegenwart vorbereitet.
Ohne, dass sie es wollte, starrte ihr Blick auf das Zimmer von John. Mulder schien ja so nebensächlich.
Dana, geh rein! Zögere nicht!
Ihr Innerstes drängte sie, sich von Mulder zu lösen und in Johns Zimmer zu stürzen, doch sie wusste, dass durfte sie ihrem Freund und Lebensgefährten nicht antun.
Sie versuchte sich zu fassen und fragte Mulder: "Wie geht es ihm?"
"Sie können noch nicht Bestimmtheit sagen, es gilt die Nacht abzuwarten. Wenn er durchhält, hat er es geschafft!", gab Mulder zu Antwort.
"Dürfen wir zu ihm?", fragte sie.
"Ja, geh nur rein, ich war schon!", gab er zurück mit einen leichten Unterton in der Stimme, der Scully aufgefallen wäre, wenn sie nicht so aufgeregt gewesen wäre.
Sie löste sich von Mulder und starrte die Tür an. Einen kurzen Augenblick blieb sie unschlüssig davor stehen.
Geh! Geh endlich und sieh nach ihm!
Einmal tief durchatmen, Dana, dann geh rein!
Sie sah das Zittern ihrer Hände, dann drückte sie die Tür auf und trat in den dunklen Raum.
Es geschah wie in Zeitlupe. Sie hörte ihren eigenen Atem, ihren Herzschlag. Es schien, als ob alles um sie herum stehen geblieben wäre. Mit langsamen Schritten lief sie an den Schwestern vorbei, ließ sich einen Krankenhauskittel anlegen und schritt durch die Glastür zu John.
Noch immer schien alles wie Zeitlupe abzulaufen. Sie sah sein blasses angegriffenes Gesicht, die Schläuche an seinem Körper. Die Geräte, an die er angeschlossen war. Sie sah all das, wusste es als Ärztin auch einzuschätzen, doch in diesem Augenblick erschrak es sie zutiefst, ließ ihr Herz vor Angst langsamer schlagen.
Leise setzte sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett und atmete tief durch. Sie fühlte sich so zerrissen und ein wilder Schmerz pochte in ihrem Inneren.
Zärtlich ergriff sie seine Hand und versuchte ihm etwas von ihrer physischen Kraft abzugeben.
"John, hörst Du mich...", hörte sie sich selbst flüstern und war nicht mal erstaunt über ihre Worte, "ich bin's Dana Scully."
Einen Augenblick horchte sie, dann sprach sie weiter: "Halte durch, John. Ich bin bei Dir und ich werde bei Dir bleiben! Jetzt werde ich für Dich da sein, so wie Du immer für mich da warst. Hörst Du mich John? Ich bin für Dich da!"
Sie wusste nicht, ob sie sich den leichten Druck seiner Finger nur eingebildet hatte oder ob er tatsächlich stattgefunden hatte, doch es gab ihr einen gewissen Funken Hoffnung.
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Ein Klopfen an der Scheibe zur Intensivstation ließ sie die Augen aufschlagen. Sie hob den Kopf von Johns Brust und sah hinter sich. Skinner stand dort mit ihrem Sohn und winkte ihr zu. Doch im Hintergrund erkannte sie Mulder, der nun wütend den Raum verließ. Scully atmete tief durch.
"Nein", kam es leise und flehend über ihre Lippen. Sie wusste augenblicklich, dass sie bei Mulder verspielt hatte. Was sollte er nur von ihr denken? Sie schlief auf Johns Brust ein, während er, ebenfalls verletzt, von ihr nicht einmal wirklich Beachtung erhielt. Matt schloss sie die Augen. War jetzt alles aus?
Sie öffnete die Augen wieder, sah John an, dann wanderte ihr Blick zu Skinner und ihrem Sohn zurück.
Mit langsamen, fast einschlafenden Bewegungen stand sie auf, ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
"Dana, Ihr Sohn...", Skinner sah sie fragend an.
"Bringen Sie ihn zu meiner Mutter, ich bleibe auf unbestimmte Zeit hier!", erwiderte sie und sah wie in Skinners Augen Erkennen aufblitzte.
"Sie sind sicher?", er sah William an.
"Ja, Walter, und Sie wissen das auch ganz genau, nicht wahr? Sie wussten, was passieren würde", ihre ernsten Augen forschten in seinen nach der Wahrheit.
"Ja, so wie es schon einmal passierte", erwiderte er mit festem Blick.
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Mulder war gegangen, er fühlte sich wie ein geprügelter Hund. Er hatte einen Teil von ihr verloren. Er stellte sich die Frage, warum. Wie war es soweit gekommen?
Weil du nicht genug aufgepasst hast, und somit den Weg für einen Fremden frei gemacht hast!, beantwortete eine innere Stimme ihm diese Frage.
Ja, aber wann hatte Scully realisiert, dass ihr Doggett nicht gleichgültig war? Vermutlich erst vor kurzem, begann er sich einzureden. Also hatte er noch eine Chance, seinen Fehler rückgängig zu machen. Er musste Scully zurück erobern...
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Sie saß neben Johns Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Skinners Worte hatten sie hart getroffen. Er hatte ihre und Mulders Gefühle für einander schon lange vor ihr selbst erkannt und jetzt stürzte er sie in eine tiefe Ratlosigkeit mit seinen Worten, denn sie sagten nichts anderes aus, als dass sich der Prozess hier wiederholte, doch diesmal mit John Doggett und nicht mit Mulder.
Sie fuhr sich mit ihren Handflächen über das Gesicht. Was empfand sie denn wirklich? Für wen empfand sie was? Sie konnte nicht mehr unterscheiden, was Freundschaft und was Liebe war. Die Konturen waren verschwommen.
Sie hatte sich über Mulder aufgeregt und John mehrfach in Schutz genommen. War das alles nur eine Kurzschlussreaktion oder war es ein fortwährender Prozess, der zu einer unüberwindlichen Schlussfolgerung führen würde?
War sie dabei, sich in John Doggett zu verlieben?
Ihre Augen richteten sich auf den Mann, der ihr derzeitiges Gefühlsleben durcheinander brachte.
Wenn sie doch nur gewusst hätte, was er empfand. Wie er wirklich zu ihr stand. Gab es für ihn mehr als nur Freundschaft oder war sie Kollegin und das war's? Seine Gefühle zu kennen, hätte ihr vielleicht einen Schritt weitergeholfen. Vielleicht war es auch besser, genau das nicht zu wissen... Oh es war so verwirrend!
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John Doggett glaubte zu träumen, als er langsam aus seinem Dämmerzustand erwachte. Scully hielt seine Hand und schien zu schlafen. Er versuchte seine Hand zu drehen, was ihm aber misslang. Scully hielt sie so fest, als wäre sie in einem Schraubstock.
Scully bemerkte ein Ziehen an ihrer Hand und erwachte aus ihrem Traum. Sie dachte John hätte sie angesprochen. Aber dem konnte nicht so sein, er lag im Koma. Als sie jedoch die Augen öffnete, sahen seine sie an.
"John?", ihre Stimme hatte ein sanftes Zittern, so als ob sie nicht sicher war, zu träumen oder zu wachen.
"Hi!", versuchte er zu lächeln.
Es war kein Traum. Scully richtete sich auf und sah ihn direkt an. Nein, es war wirklich kein Traum! John Doggett sah sie an und lächelte. Er hatte es geschafft, er hatte es wirklich geschafft!
"Was machen Sie hier?", flüsterte er mit rauer Stimme.
Sie spürte seine Anspannung und die Kraft, die ihn der Satz kostete.
"Nicht sprechen, John!", sie strich ihm über die Stirn und lächelte zurück, "ich bin froh, dass Sie wieder bei mir sind."
"Was... ist...", er setzte an, doch Scully unterbrach ihn.
"Nicht sprechen, das strengt Sie noch zu sehr an. Ich hole jetzt einen Arzt und dann erzähl ich Ihnen alles, ja?"
John nickte und schloss für einen kurzen Augenblick wieder die Augen. Er spürte, wie Scully seine Hand los ließ und ging und plötzlich fühlte es sich an, als ob ein Teil von ihm unvollständig wäre.
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Scully lächelte glücklich, als sie den Arzt holen ging. Er war wieder wach, sie hätte schreien können vor Glück. Ein Glück, das ihr völlig suspekt erschien.
An der Rezeption fragte sie eine der Schwestern nach dem behandelnden Arzt. Sie wartete, während der Doc ausgerufen wurde und erkannte Mulder, der den Gang entlang auf sie zu geschritten kam. In seiner Hand war ein Blumenstrauß. Nicht wirklich ein schöner, dennoch ein Blumenstrauß. Scully fragte sich, was er damit wollte und sah ihm entgegen.
"Hallo, Dana!", es war das erste Mal seit langem, dass er sie wieder Dana und nicht Scully nannte.
Sie registrierte es einerseits mit Wohlgefallen, andererseits war sie skeptisch. Wieso schien er nicht sauer auf sie zu sein?
"Ist er wach?", Mulder deutete auf Doggetts Zimmer und Scully sah ihn groß an.
"Gerade eben", erklärte sie verwundert und sah den Arzt auf sie zu kommen.
"Ich habe hier einen Strauß Blumen zur Genesung... ich weiß nicht, ob er die im Zimmer stehen haben darf, aber ich dachte...", Mulder reichte ihr die Blumen und ihr Mund klappte verblüfft auf. Was zum Teufel war mit Mulder los? Hatte er sich etwa ihre Worte zu Herzen genommen und wollte nun friedlicher und freundlicher mit Doggett umgehen? Eine späte Erkenntnis, doch eine sehr positive, fiel Scully auf.
"Mrs. Doggett?", der Arzt hatte sie unterdessen erreicht und reichte Scully seine Hand. Die Ansprache erschien ihr äußerst verwirrend und sie konnte in Mulders Blick einmal kurz die Eifersucht aufblitzen sehen. War er deshalb so freundlich? Weil er Angst hatte sie zu verlieren?
"Ich bin nicht Mrs. Doggett", erklärte Scully unterdessen freundlich lächelnd dem Arzt, "mein Name ist Dana Scully und ich bin eine gute Freundin."
"Freundin? Eigentlich..." Dr. Greene, wie er sich vorgestellt hatte, sah sie skeptisch an und sie wusste, worauf er hinaus wollte. Keine Besucher außer Angehörigen.
"Hören Sie", setzte Scully an, "ich war seine Partnerin beim FBI und außer mir hat er hier niemanden", doch sie musste nicht weiter reden. Der Arzt nickte nur und gab ihr Zeichen, ihm zu folgen.
Mulder blieb stehen und sah ihnen hinterher.
"Sie sind also die Rothaarige!", Dr. Greene lächelte verschmitzt.
"Bitte was?", Scully sah ihn irritiert von der Seite an, während sie ihm den Gang hinunter folgte.
"Der Patient redete im Delirium von einer Rothaarigen, die wir informieren sollten. Ich schätze, er hatte kurzzeitig einen Gedächtnisschwund. Nun ja, wir waren sehr erstaunt, dass er sich zumindest an die roten Haare erinnern konnte. Sie müssen einen sehr einschneidenden Eindruck bei ihm hinterlassen haben!", Dr. Greene lächelte noch immer.
"Muss ich wohl...", murmelte Scully erstaunt und zupfte an ihren Haaren. Sie blickte sich verlegen um und bemerkte, dass Mulder ihnen nicht gefolgt war.
"Fox, kommst du?", rief sie ihn an und er setzte sich wie in Trance in Bewegung. Er hatte es noch nicht ganz verdaut, dass der Arzt sie mit Mrs. Doggett angesprochen hatte.
Scully folgte dem Arzt in den Vorraum der Intensivstation und winkte Doggett zu, der sie durch die Glasscheibe beobachtete.
"Wird er wieder ganz gesund, Dr. Greene?", sie öffnete Mulder die Tür und reichte ihm eine Vase.
"Er wird viel Pflege brauchen, aber ich denke, er wird es schaffen. Gleich werden wir ihn noch einmal gründlich untersuchen, doch er hat eine mehr oder minder gesunde Gesichtsfarbe für seinen Zustand. Das kriegen wir schon wieder hin!", Dr. Greene lächelte Doggett zu.
Mulder reichte ihr die Vase mit den Blumen zurück und Scully stellte sie sichtbar auf den Schreibtisch an der Glasscheibe zur Intensivstation.
"Wann wird er wieder entlassen?", sie deutete für Doggett auf die Blumen und anschließend auf Mulder.
Doggett nickte, er hatte verstanden, von wem die Blumen waren.
"Also genaues werden wir erst nach der Untersuchung sagen können, aber ich schätze so drei bis sechs Wochen wird es dauern. Anschließend braucht er Pflege und Betreuung, ich nehme an, Sie machen das, nicht wahr?", Dr. Greene machte den Daumen hoch und lächelte Doggett an.
"Äh...", Scully sah zu Doggett, dann wieder zu Dr. Greene. Mulder vermochte sie beim besten Willen nicht anzusehen.
"Und?", Dr. Greene sah sie abwartend an.
"Ich... ich habe ein kleines Kind, Dr. Greene, also... äh... ich werde versuchen, einen Verwandten aufzutreiben, der das übernehmen kann", sie holte tief Luft.
Dr. Greene nickte und Scully hoffte plötzlich inständig, dass sie auch jemanden finden würde.
Mulder hatte reglos neben Scully gestanden, als der Arzt sie gefragt hatte. Er hätte fast mit den Zähnen geknirscht, wenn Scully nicht gesagt hätte, dass sie ein Kind hatte und sich um dieses kümmern musste. Wie kam dieser Dr. Greene überhaupt auf die Idee, dass seine Freundin sich um Agent Doggett kümmern sollte?
Mulder verzog sein Gesicht zu einer eifersüchtigen Maske. Doggett konnte es von seiner Position aus sehen. Natürlich wusste er nicht, worüber sie geredet hatten, aber Mulder würde Scully verlieren, wenn er so weiter machte.
Oder war seine Eifersucht begründet? Scully hatte immerhin lange an seinem Bett gesessen, hatte ihm die Hand gehalten... John schloss die Augen, um in sich reinzuhören.
Wie sah es in ihm aus? Gab es da mehr als die Freundschaft, die er sich mit ihr ersehnt hatte? Gab es da mehr als das Vertrauen und die Loyalität, derer er sich nie sicher gewesen war?
Der Schmerz holte ihn aus seinen Gedanken zurück und ließ ihn daran erinnern, wo er hier war und warum.
Scully hatte ihm erzählen wollen, warum er hier lag, doch ein Blick auf Mulder hatte ihm gereicht und die bitteren Erinnerungen waren zurück gekehrt.
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Die Tage vergingen unaufhaltsam. Scully machte es sich zur Gewohnheit John Doggett jeden Tag mindestens zwei Stunden zu besuchen. Irgendwie hatte es sie beeindruckt, dass John sich trotz seiner zeitweiligen Amnesie an sie erinnert hatte.
Mulder hieß ihre regelmäßigen Besuche nicht gut, das war ihr durchaus bewusst. Aber in dem Bestreben, ihr zu gefallen - und das war es im Endeffekt nur - behielt er Stillschweigen darüber und nahm es hin.
Sie wusste, John genoss ihre Besuche sehr, brachten sie doch etwas Licht in den grauen Krankenhausalltag. Ein paar mal hatte sie auch William mitgebracht, weil sie keinen Babysitter gehabt hatte, aber ihr ehemaliger Partner war ganz angetan von dem Kleinen. Ja, das hatte sie auch schon damals in dem kleinen Kellerbüro festgestellt.
Es gab kaum etwas, worüber Scully sich noch Sorgen machen brauchte. Mulder war gezwungenermaßen der perfekte Lebenspartner, jedenfalls, weil er sie halten wollte und das wurde ihr mit jedem Tag immer deutlicher klar, und Johns Genesung schritt wunderbar voran. Einzig die Suche nach einer Betreuung nach seinem Krankenhausaufenthalt, gestaltete sich als äußerst schwierig. So kam es denn auch, dass sie sich gezwungen sah, ihn nach seiner Familie anzusprechen. Ein Thema vor dem sie sich beide bisher immer gern verschlossen hatten - möglichst nichts privates.
"John?", man konnte ihrer Stimme anhören, dass sie sich nicht wohl fühlte.
"Mh?", sein Blick wanderte von Williams kleinen Händen zu Scullys Augen.
"Der Arzt hat mir gesagt, dass Sie nach dem Aufenthalt hier noch eine ganze Weile Hilfe bräuchten", sie strich Will über den Kopf.
"Meint der Arzt das?!", brummte John und starrte auf seine Beine.
"Ja und ich halte es auch für besser", erwiderte sie mit Nachdruck, weil ihr seine trotzige Reaktion nicht gefiel, "aber vorauf ich eigentlich hinaus will, John, ich kenne Sie nicht gut genug, als dass ich jemanden informieren könnte, der sich kümmert."
"Mh?", er sah zur Seite weg.
"Bitte. Ich weiß, wir haben nie über unsere Privatleben gesprochen, aber...", begann sie und John unterbrach sie, indem er seine Hand auf ihre legte.
"Schon okay, Scully, reichen Sie mir bitte mal meine Brieftasche."
Wieder einmal konnte sie feststellen, dass er sie Scully nannte und nicht Dana, weil ihm das zu persönlich war.
Seufzend nahm sie seine Brieftasche aus der Schublade des Nachtschrankes und reichte sie ihm.
Er fischte einen kleinen Zettel heraus und reichte ihn ihr: "Versuchen Sie es hier."
Scully sah auf den Zettel und erkannte zwei Namen und zwei Telefonnummern. Eine war in Michigan, die andere in New York.
Wer mochten die Personen wohl sein? Seine Schwester? Seine Mutter? Wer auch immer, es waren ihm nahe stehende Menschen und er hatte sie, Dana Scully, ins Vertrauen gezogen. Sie war stolz auf sich selbst.
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Scully hatte in New York angerufen und nur einen Anrufbeantworter erreicht. Eine weibliche Stimme hatte ihre Abwesenheit verkündet und dass sie derzeit in Washington wäre, um geschäftliche Termine wahrzunehmen. Scully notierte sich schnell die aufgesagte Handynummer und erreichte doch nur ein Büro. Hier erfuhr sie jedoch glücklicherweise den Aufenthaltsort und machte sich sogleich zum derzeit tagenden Kosmetikkongress auf, wo Johns Verwandte sich aufhalten sollte.
Scully wurde fast erschlagen durch das Stimmengewirr und die vielen Farben um sie herum. Sie legte ja auch viel Wert auf ihr Äußeres, aber dieser Aufwand, war ihrem Geschmack nach, doch ein wenig übertrieben.
"Entschuldigen Sie", da sie nicht wusste, wie Johns Verwandte aussah, musste sie sich irgendwie anders behelfen. Also beschloss sie, in die Offensive zu gehen und fragte die nächst beste Verkäuferin hinter einem der Stände.
"Können Sie mir sagen, wo ich Elisabeth Harlington finde?", Scully hoffte, möglichst schnell zum Ziel zu gelangen, doch es benötigte fast eine halbe Stunde und diverse Befragungen bis sie tatsächlich wusste, wo sich diese Elisabeth Harlington aufhielt.
"Miss Harlington", Scully musste ihre Stimme ein wenig zurücknehmen, damit sie nicht all zu genervt klang.
"Bitte?", eine attraktive Brünette drehte sich zu ihr um. Scully schätzte sie auf Ende Dreißig, Anfang Vierzig, doch genau konnte sie das nicht einschätzen.
"Mein Name ist Dana Scully, kennen Sie einen John Doggett?", sie reichte ihr die Hand, doch die Arme ihrer Gegenüber blieben verschränkt.
"John Jay Doggett?", Elisabeth Harlingtons Stimme klang kalt, "sind Sie von der Polizei? Hat der Hurensohn endlich ins Gras gebissen?"
Scully zuckte erstaunt zurück und sah ihre Gegenüber mit großen Augen an. Himmel, wo hatte er sie denn hingeschickt.
"Ähm... nein, Ms. Harlington, ich komme eigentlich, weil John angeschossen wurde und nun Hilfe benötigt", versuchte die Agentin dennoch ihr Glück, obwohl es fast schon aussichtslos schien.
"Soll er doch verrecken! Von mir hat John keine Hilfe zu erwarten! Und richten Sie ihm bitte etwas aus! Ich wünsche ihm, dass er genauso allein leiden muss, wie Luke!", ihre Stimme wurde immer kälter und aggressiver.
Scully machte einen Schritt rückwärts. Luke? Luke, ja war das nicht John's Sohn gewesen? Verdammt, er hatte sie zu seiner Ex-Frau gelotst. Himmel, wie hatte sie das nur nicht merken können.
Scully trat den Rückzug an. Beim besten Willen, hier konnte sie, nein, hier konnte er weiß Gott keine Hilfe erhalten. Nicht mal annähernd hatte sie erahnen können, dass seine Frau ihn so hasste. Irgendwann musste sie ihn mal auf die Ereignisse mit Luke ansprechen. Darum würde sie nicht kommen. Es war besser, sie kannte die ganze Geschichte mit seinem Sohn von vorne herein.
Scully hatte genug gehört, um zu wissen, dass sie bei seiner Ex-Frau nichts erreichen würde, also würde sie jetzt versuchen die andere Nummer abzutelefonieren.
Sie erreichte eine ältere Dame, bei der sich herausstellte, dass es die Mutter von John war. Kurzerhand beschoss sie, dass sie sie besuchen würde, um mit ihr über ihren Sohn zu sprechen und teilte ihr das mit. Hier schien Scully ausnahmsweise willkommen.
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Einen Tag später fuhr sie mit William und Mulder nach Michigan zu Johns Mutter. Mulder hatte zuerst gezetert, als er heraus gefunden hatte, dass sie allein zu ihr fahren wollte.
"Ich hätte nicht gedacht, dass Du mitfahren würdest. Es macht doch keinen Sinn, dass wir beide mit Doggetts Mutter reden. Ich wäre auch alleine mit Will hingefahren", sie sah zu Mulder und der zog ein grimmiges Gesicht.
"Ich hätte Dich nicht allein gelassen. Schon wegen dem Jungen!"
"Na ja, wir sind ja jetzt zusammen!", erwiderte sie matt und lächelte zu ihm herüber. Irgendwie war ihr klar, dass ihn nur seine Eifersucht trieb. William spielte vergnügt auf dem Rücksitz und bemerkte die Spannungen zwischen seinen Eltern nicht.
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In Michigan mussten sie sich erst mal durchfragen. Die Farm von Johns Mutter lag versteckt am Hang eines Berges.
Als sie sie endlich gefunden hatten und aus ihrem Wagen ausstiegen, kam ihnen ein großer Hund entgegen, der aber so lieb aussah, dass sie William nicht auf den Arm nahm. Mulder jedoch zog den Jungen von ihr weg und nahm ihn seinerseits auf den Arm, den kritischen Blick seiner Freundin ignorierend.
Johns Mutter saß auf der Veranda und sah ihnen aufmerksam entgegen.
"Guten Tag, mein Name ist Dana Scully, wir hatten telefoniert!", Scully lächelte zu ihr hinauf und streckte ihre Hand mit aus.
"Das ist mein Freund Fox Mulder, Partner Ihres Sohnes und mein Sohn William!", und wies auf die beiden hinter sich. Mulder lächelte verkrampft, wenngleich er zwar über die Vorstellung als ihr Freund zufrieden war. Alles was mit Doggett zusammen hing, bereitete ihm Kopfschmerzen.
Scully wagte sich immer tiefer in das Privatleben dieses Mannes vor, dass ihm schlecht wurde. Selbst von seiner Familie hatte sie nur wenig gewusst. Genug seiner Ansicht nach, aber für eine Beziehung eigentlich zu wenig. Und hier? Sie kannte jetzt Johns Mutter, ja sogar seine Ex-Frau! Eigentlich ein wenig zu viel des Guten. Zu viel dafür, dass sie nur ehemalige Kollegen waren.
"Guten Tag, ich bin Valerie Doggett. Kommen Sie ins Haus, ich habe Erfrischungen bereit gestellt. Dort können wir auch reden", Johns Mutter reichte ihnen die Hand und ging ins Haus, wo es schön kühl war. Scully nahm William von Mulders Armen und sah ihn warnend an: "Bau keinen Mist!"
Empört wollte er etwas antworten, doch er hatte keine Chance mehr. Scully folgte Valerie Doggett und verschwand aus seinem Radius. Kurz blieb er mit offenem Mund stehen und stieg dann über den Hund und folgte seiner Freundin.
Scully setzte sich im Inneren des Hauses auf die Couchgarnitur und stellte mit einem Blick fest, dass Johns Mutter einen sehr guten Geschmack hatte.
Valerie Doggett erschien wenige Augenblicke später, als Mulder sich gerade neben Scully setzte und stellte ein Tablett mit Gläsern ab, die mit Limonade gefüllt waren.
"Das Richtige bei dem Wetter!", lächelte sie, doch Scully sah das Zittern ihrer Hände und hörte den schweren Atem der Frau. Mrs. Doggett war definitiv nicht mehr die Jüngste, doch in ihrem Fall schien noch mehr dahinter zu stecken.
"Mrs. Doggett, ist alles in Ordnung?", Scully entließ William auf den Boden, wo er herum zu krabbeln begann und berührte Johns Mutter am Arm.
"Mein Kreislauf... ich habe einen Herzfehler und die Hitze setzt mir zu, aber es wird gleich wieder", erklärte sie abwinkend und mit einem Lächeln.
Scully sah sie bewundernd an. Wie hatte diese Frau es nur geschafft in all den Jahren allein zurecht zu kommen?
Doch dann kam noch eine andere Erkenntnis. Mrs. Doggett würde ihren Sohn nie ausreichend pflegen können, so sehr sie es sicherlich wollte. Scully wusste, sie konnte es nicht mehr schaffen. Nicht in ihrer Verfassung.
"Warum sind Sie hier?", Johns Mutter setzte sich auf einen der Sessel.
"Ich wollte Ihnen...", Scully wusste, sie konnte diese Frau nicht darum bitten, "ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass Ihr Sohn einen Berufsunfall hatte."
Mein Gott, wie schön sachlich sie das ausgedrückt hatte und so wunderbar verharmlost.
"Er ist angeschossen worden?", Valerie Doggett sah Scully und Mulder groß an, "wie geht es ihm? Ist alles in Ordnung?"
Scully seufzte. Wunderbar, sie konnte Johns Mutter also nichts vormachen. Vielleicht kannte sie diese Hiobsbotschaften ja auch schon zur Genüge. Sie hätte zu gern mal nachgehakt, aber Mulders tippelnder Fuß und seine Unruhe hielten sie an, es vorerst zu unterlassen.
"Er kommt wieder auf die Beine. Ich wollte Sie nur informieren", lächelte Scully und wusste, es war eine scheinheilige Ausrede und kein triftiger Grund diese Reise auf sich zu nehmen. Vermutlich nahm Valerie Doggett es ihr auch nicht ab. Der Blick, der die ehemalige Agentin traf, sagte ihr genug darüber aus.
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"Und warum hast Du Sie nicht gefragt?", Mulder lenkte den Wagen vom Hof und sah seine Freundin ein wenig irritiert an.
"Sie ist krank, Fox. Sie würde es nie schaffen!", erwiderte Scully und winkte noch einmal zurück zu Valerie Doggett, die auf der Terrasse stand und ihnen hinterher blickte.
"Und jetzt? Du hast niemanden gefunden? Oder willst Du nicht doch noch mal seine Ex..."
"Bist Du wahnsinnig?", platzte es aus ihr heraus, "die würde ihn lieber umbringen, als hegen und pflegen."
Mulder zuckte mit den Schultern: "Was dann? Du wirst Dich nicht kümmern können und eigentlich verstehe ich auch nicht, warum Du gerade was für ihn suchst. Können das nicht andere übernehmen?"
"Wer denn, Fox?", sie sah fragend zu ihm.
"Na das FBI zum Beispiel!", kam es und Scully starrte ihn ungläubig an.
"Also das ist nicht Dein Ernst! Wie unpersönlich kannst Du eigentlich sein?", ihre Stimme klang vorwurfsvoll, "außerdem hat er mir sehr zur Seite gestanden, als Du weg warst. Es ist mehr recht als schlecht, dass ich jetzt mich jetzt auch für ihn einsetze."
Mulder lenkte den Wagen an die Straßenseite und holte eine Karte aus dem Handschuhfach heraus. Scully sah ihn fragend an. Was hatte er denn nun schon wieder vor?
"In dieser Karte ist alles mögliche eingezeichnet. Sieh nach, ob Du im Umkreis von Washington D.C. einige Rehabilitationseinrichtungen findest", er legte ihr die Karte auf die Beine und sah nach hinten zu William.
"Rehabilita...?", stockte sie.
"Ja, oder fällt Dir was besseres ein?", er sah sie an, doch Scully konnte ihm keine andere Lösung nennen.
Vielleicht... sie sah auf die Karte auf ihren Beinen... na ja, vielleicht war es eine Möglichkeit. Nicht die beste, aber besser als nichts.
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Als Ärztin musste Scully sich eingestehen, dass diese Rehakliniken ideal für eine Genesung waren. Sie schlenderte mit Mulder den Weg zum Auto entlang und sah sich um. Auch die Einrichtung, die sie eben besucht hatten, die fünfte um genau zu sein, war hervorragend gewesen, doch Scully gefiel sie nicht. Nein, das war vielleicht falsch ausgedrückt, sie gefiel ihr nicht für Doggett. So sehr sie sich auch einredete, dass es das beste für ihn sein würde, um so mehr wusste sie auch, dass es für seine Seele nicht gut sein würde.
Gerade schien sich ein Band zwischen ihnen zu entwickeln, da brachte sie ihn in eine Rehabilitationseinrichtung und ließ ihn allein. Wie sollte sie ihm erklären, dass keiner seiner Verwandten sich um ihn kümmern konnte oder wollte?
Ihr war klar, dass er es kühl und nüchtern hinnehmen würde, dass er still in seine Isolation gehen würde, doch das war etwas, was sie nicht hinnehmen konnte, etwas, was sie nicht mit sich vereinbaren wollte.
Trotzdem tat sie sich das schon zum fünften Male an, ließ sich von Klinikleitern durch diverse Räumlichkeiten führen, hörte Mulders stetiges Gerede mit den Ärzten und fühlte sich schlecht.
Sie hätte viel dafür gegeben, eine andere Lösung zu finden, doch es gab keine andere mögliche Lösung.
"Fox, warte", sie hielt ihren Freund am Arm fest und starrte einen kurzen Augenblick nachdenklich zur Einrichtung zurück. Tat sie wirklich das richtige?
Aber was sollte sie sonst tun?
Eine Frage, auf die sie keine Antwort hatte.
"Wir werden ihn hier anmelden, ich denke, es ist das beste", kam es aus ihrem Mund, obwohl die Stimme ihr wirklich fremd vorkam.
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