World of X

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Das schönste Geschenk

von Queequeg2

Kapitel 1

Washington D.C. 13.01.2001



Aus irgendeinem Grund war sie glücklich. Früh am morgen war sie wach geworden und lag noch längere Zeit in ihrem Bett, bevor sie sich entschloss aufzustehen. Vom Bett aus hatte sie durch die großen Fensterscheiben in ihrem Schlafzimmer geschaut, es war schon hell und die Sonne versuchte sich vor die großen grauen Wolken zu schieben. Es war ein herrliches Schauspiel mit anzuschauen wie die Welt ihren eigenen kleinen Kampf führte, der so lebenswichtig für alle Menschen war. Scully erkannte einen leichten Hauch von Schnee auf den Baumkronen und atmete tief ein.

Behutsam stemmte sie sich aus dem Bett und streichelte in kleinen Kreisen ihr T-Shirt, welches sich über ihren kugelrunden Bauch spannte. Sie trug eine viel zu große Pyjamahose, doch die war zur Zeit die einzige wo sie ohne Probleme hineinpasste. Ein kleiner Seufzer entglitt ihrem Mund und erst jetzt merkte sie ihre Gänsehaut auf den Armen. Ohne länger nachzudenken zog sie sich dicke Wollsocken an und ein blaues Sweatshirt über ihren Kopf.

Bevor sie anfing einen Streifzug durch ihr neues Zuhause zu machen, ging sie auf die Toilette und putzte sich ihre Zähne. Das ganze Haus war hell und freundlich eingerichtet. Im oberen Stock gab es drei große Zimmer und ein Bad. Jedes Zimmer hatte große Fenster, meistens zwei bis drei. Auch ein Balkon ging von einem Zimmer ab, das mit einem großen Schreibtisch, Computer und Bücherregalen ausgestattet war. Das Erdgeschoss bestand aus einer wundervollen Küche, die mit hellem massiven Birkenholz und großen Marmorfliesen eingerichtet war. In der Mitte war ein großer Herd, der nur darauf wartete benutzt zu werden, um seine vielen Funktionen zu präsentieren.

Das Wohnzimmer gab Blick auf einen kleinen Garten und eine Terrasse. Ein heller Holzfußboden und ein gekachelter Kamin, sowie ein großer Tisch mit sechs Stühlen und eine Couch machten dieses Zimmer mehr als wohnlich. Des weiteren gab es ein Bad im Flur, wo sich auch die Treppe in den ersten Stock und zum Keller befand.

Dieses Haus war in den letzten zwei Monaten zu ihrem kleinem Paradies geworden. Natürlich war hier und da noch etwas zu tun, aber im großen und ganzen hatte sie es sich gemütlich gemacht. Die Bank hatte ihr ein kleines Darlehn gegeben und mit dem Geld, welches sie über Jahre hinweg gespart hatte, war ein Traum für sie in Erfüllung gegangen. Einer von vielen die noch kommen würden.



Agent Dana Scully stand nun in ihrer Küche hielt einen Becher heißen Kakao in der Hand und pustete ein klein wenig um ihn etwas abkühlen zu lassen. Sie setzte sich anschließend auf einen großen beigen Ohrensessel, der ebenfalls im Wohnzimmer in der Nähe des Kamins stand und schaute mit verträumtem Blick in den Garten, zog eine weiße Wolldecke zu sich hoch und kuschelte sich hinein. Ihre Gedanken fixierten sich an einen Ort und in eine Zeit, die eigentlich noch gar nicht so lange zurück lag.



*****



Vor ungefähr acht Monaten begann alles.....



Eine Szene flackerte auf und erlosch kurze Zeit später. Sie stand mit Agent Fox Mulder in einem Gang und umarmte ihn, ihr Herz schlug laut und zog sich zusammen.

Im nächsten Moment lag sie im Krankenhaus, kaum einen klaren Gedanken fassend, mit der Gewissheit schwanger zu sein. Schwanger! Sie hatte es sich schon so manches Mal vorgestellt wie es wohl sein würde, aber nie hätte sie geglaubt es selber einmal erleben zu dürfen.

Eigentlich konnte sie doch gar nicht schwanger werden und um so größer war die Überraschung es doch zu sein.

Ja sie war schwanger, doch im gleichen Moment stieg der Zweifel auf. Nicht das WARUM, sonder eher das WIE machten ihr zu schaffen. WIE sollte sie das alles alleine schaffen?

Sie war Bundesagentin und hatte einen Job. WIE würde da ein Kind hineinpassen? Es waren nur kurze Überlegungen, denn diese wurden von einer ganz anderen Sorge überdeckt.

Skinner hatte ihr noch im Krankenhaus mitgeteilt, dass Mulder verschwunden sei. Verzweiflung stieg in ihr auf, wo war Mulder? Sie würde ihn suchen und sie würde ihn finden. Sie musste ihn finden!

Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde ging die Suche los. Leider kam der erste Schrecken eher als sie sich das hätte vorstellen können. Man hatte ihr einen neuen Partner zugeteilt.

Agent John Doggett!

Die erste Begegnung und das Gefühl ihn niemals als ebenbürtig anzuerkennen hatte sie erschreckt. Aus irgendeinem irrationalen Gefühl heraus mochte sie diesem Mann nicht. Sie kannte ihn zwar gar nicht, aber irgendetwas war da was sie nicht erklären konnte. Agent John Doggett war sehr groß, braune Haare, blaue Augen, sportlich gebaut, Anfang vierzig und sein Gesicht glich mehr einer Statue, als einem lebenden Individuum.

Sie konnte nicht erkennen was er von ihr dachte und eigentlich war es ihr auch egal. Schon komisch wie sehr man sich ändern konnte, hatte sie sich später einmal überlegt. Früher, also am Anfang ihrer Karriere beim FBI war ihr das mehr als wichtig, wie jemand von ihr denken könnte.

Es vergingen die ersten Wochen ihrer neuen Zusammenarbeit mit Doggett. Am Anfang war sie sehr reserviert ihm gegenüber, wollte ihn an ihren Gedanken bezüglich der Suche nach Mulder nicht Teil haben lassen. Es war ihre Suche und nicht seine!

Ein Fall kam, der andere ging. Es wurden Berichte geschrieben und Doggett kämpfte sich durch alte X-Akten, um sich selber ein Bild von seiner jetzigen Arbeit zu machen.



Als man ihn in diese Abteilung versetzte, war ihm eigentlich nicht so recht klar um was es ging. Natürlich wurde ihm gesagt, was die X-Akten sind und von seiner neuen Partnerin wurde ihm auch alles mögliche berichtet, aber noch mehr von seinem Vorgänger „Spooky-Mulder“. Allerdings war er nicht der Typ, der viel auf das Getratsche von Anderen gab. Er musste sich selber ein Bild verschaffen.

Als er seine neue Partnerin Agent Dana Scully das erste Mal sah, wusste er dass es schwer sein würde mit ihr auf einen Nenner zu kommen. Er wusste, dass sie eine ungewöhnliche Frau war. In ihrer Akte hatte er einiges gelesen vor dem er Respekt hatte: Abschluss in Medizin, Astrologie und Physik. Damit konnte er nicht mithalten. Er war nur ein gewöhnlicher Bulle aus New York City, der sich aber auch durch eigenen Fleiß nach oben gekämpft hatte. Doggett wusste wie schwer es beim FBI war akzeptiert zu werden und als Frau war es noch um einiges schwerer. Ihre Professionalität machte es ihm nicht leicht in ihren Augen etwas zu erkennen, was vielleicht Aufschluss über sie gegeben hätte. Sie war eine Frau, die akzeptiert wurde auf Grund ihres Wissens und ihres Fleißes, doch hatte sie auch ein Leben neben diesem?



Mit der Suche nach Mulder ging es absolut nicht weiter. Alle zwei Wochen ging sie zum Arzt, um sich untersuchen zu lassen. Von ihrer Schwangerschaft wussten bis zu diesem Augenblick nur Skinner und ihre Mom. Es war alles in Ordnung mit dem Baby, also machte sie ihre Arbeit beim FBI weiter. Sie wusste, dass ihr neuer Partner kein schlechter Mensch war und Mulder hätte ihn vielleicht sogar gemocht, denn er war kein so großer Skeptiker, wie sie es einmal war. Er machte seine neue Arbeit gut, blieb oft noch nach der Arbeit im Büro oder nahm sich Akten mit nach Hause, um sie zu studieren.

Sie wusste nicht warum sie sich so verhielt, so abweisend. Ihre Mutter meinte es sei eine normale Reaktion auf etwas Neues und Ungewohntes. Ein anderer Mensch, der seine Sache gut machte, aber eigentlich nicht in ihr Leben gehörte, denn eigentlich war diese Stelle schon vergeben.

Sie versprach sich dennoch Doggett eine Chance zu geben. Wenn sie Mulder wirklich finden wollte, dann bräuchte sie Hilfe, auch wenn es ihr schwer fallen würde sie anzunehmen.





10.06.2000



Es war einer dieser Abende wo Scully und Doggett lange zusammen im Auto saßen, um ein Haus zu überwachen. Sie saß auf der Fahrerseite das Fernglas vor den Augen und leise atmend. Scully wollte gerade nach der Wasserflasche greifen, als Doggett ein Gespräch anfangen wollte.

Er räusperte sich und fing an: „Scully, was mache ich falsch?“

Scully! Allein, wie er ihren Namen aussprach, schon allein dafür hätte sie ihm die Gurgel umdrehen können.

Als er diesen Satz ausgesprochen hatte, blieb sie erstarrt sitzen und drehte sich erst allmählich zu Doggett um, damit sie ihm in die Augen schauen konnte.

„Sie machen nichts falsch.“ Scully überlegte einen kurzen Augenblick und bevor sie noch etwas hätte beifügen können, redete Doggett weiter.

„Na ja, es ist halt sehr schwer mit Ihnen zu reden. Ich meine nicht wenn wir einen Fall haben, aber die Worte zwischen den Fällen sind eher sehr spärlich gesät. Ich weiß, Sie vermissen Agent Mulder. Vielleicht glauben Sie sogar, dass ich seinen Platz einnehmen möchte, aber das will ich nicht! Ich wurde Ihnen als Partner zugeteilt, um Ihnen zu helfen. Ich bin auf Ihrer Seite, also warum spielen Sie gegen mich? Sie brauchen einen Verbündeten, wenn Sie Mulder wieder haben wollen.“

Einen kurzen Moment machte er eine Pause, um sie anzuschauen. Scully hatte sich von ihm weggedreht, aber er wusste sie hatte ihm zugehört und würde seine Worte verarbeiten.

„Darf ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen? Sie handelt von einem Polizisten, der in New York City mit seinem Partner jeden Tag auf Streife fuhr. Sie waren ungefähr im gleichen Alter und wurden durch jeden Tag mehr, zu guten Freunden. Sie akzeptierten sich und waren auch in ihrer Freizeit meistens zusammen. Bis eines Tages etwas geschah, von dem sie zwar wussten es könnte mal passieren, aber keiner hatte je so richtig daran geglaubte. Warum sollte auch ihnen so etwas passieren?“ Doggett schluckte einmal kurz und redete dann im sanften und ruhigen Ton weiter. „Die beiden Polizisten hielten an einem Tag einen Autofahrer an, der scheinbar betrunken gefahren ist. Wie gewöhnlich wollten sie sich den Führerschein zeigen lassen. Peter der eine Polizist ging zu der Fahrerseite, wohingegen John im Auto mit der Zentrale sprach, um das Nummernschild zu überprüfen. Es waren nur Bruchteile von Sekunden, erst ertönte ein Schuss, dann ging Peter zu Boden und das Auto fuhr mit heißen Reifen davon. Für John, der diese Szene durch die Windschutzscheibe des Streifenwagens beobachtet hatte, war alles in Zeitlupe passiert. Er schrie und eilte ebenfalls, als wenn die Zeit anhalten würde zu seinem Partner, der regungslos auf der Straße lag. Blut quoll aus seinem Mund und nur der Blick verriet John, dass Peter noch am Leben war. Und diesen Blick prägte er sich in sein Gedächtnis ein. Es vergingen nur Minuten bis ein Krankenwagen zur Stelle war, aber in diesen Minuten war ein wirklich guter Freund und Partner von John gegangen. Der Polizist versuchte stark zu sein und machte mit der Arbeit weiter. Man teilte ihm einen neuen Partner zu, so als sei gar nichts passiert. Er weigerte sich mit jemand anderem zusammen zu arbeiten. Erst Monate später begriff John, dass er so nicht weiter machen konnte. Er stellte sich die Frage, was wohl Peter gewollt hätte und erst langsam verstand er. Man hatte ihm zwar einen wichtigen Teil seines Lebens fortgerissen, aber er musste weiter machen, so schwer es ihm auch fiel.“

John Doggett beendete seine kurze Geschichte und seine Augen waren auf einen Punkt in der Dunkelheit gerichtet, um das Geschehene zum tausendsten Male Revue passieren zu lassen.

Nach einer Minute der absoluten Stille: „Es tut mir leid.“ Scully hatte Doggett zugehört und ihr war klar gewesen, dass er von sich sprach. Er wollte ihr helfen, um nicht auch den selben Fehler zu machen wie er. Mulder war zwar nicht tot, jedenfalls hoffte sie das, aber diese Story war auch mehr eine Metapher und sie verstand.

Doggett hatte ihr etwas sehr persönliches erzählt und er hatte sie einen kleinen Moment in seine Seele schauen lassen, ohne Angst zu haben, dass sie es gegen ihn verwenden würde. Durch diese Offenbarung und dem Vertrauen, das er in sie setzte, hatte sich ein Schalter bei ihr umgelegt und sie würde darüber reflektieren müssen.

„Ich werde darüber nachdenken.“ Scully schaute Doggett an und er blickte in ihr Gesicht, welches ein kleines Lächeln trug.



Es vergingen weitere Tage und mit der Zeit wuchs auch der Bauch von Scully. Ihr Körper wandelte sich, sie aß mehr und achtete einmal mehr darauf sich Ruhe zu gönnen. Übelkeit hatte sich bei ihr zum Glück selten ergeben, so dass es am Anfang nicht auffiel.





03.08.2000



Es war ein sehr heißer Nachmittag, an dem Dana Scully allein in ihrem Büro im Keller saß und Berichte tippt, die am nächsten Tag abzugeben waren. Die Klimaanlage lief im ganzen FBI-Hauptquartier auf Hochtouren. Scullys Blazer hing über der Lehne eines Stuhles und sie war so vertieft, dass sie nicht merkte als Doggett den Raum betrat. Seit ihrem Gespräch vor ungefähr einem Monat hatte sich ihre Zusammenarbeit um einiges gebessert. Sie sprachen miteinander und das machte vieles einfacher. Natürlich waren sie nicht immer einer Meinung, aber das führte nicht unwiderruflich zum Streit, wie am Anfang ihrer neuen Zusammenarbeit. Sie kämpften zusammen, der Eine half dem Anderen so gut es ging.

„Auch ein Eis?“ Doggett stand vor Scullys, Mulders ehemaligem, Schreibtisch und hielt ihr eine Eistüte entgegen. Scully schreckte zusammen.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken, doch Sie haben noch nicht mal mein Anklopfen gehört.“ Er lächelte nun und hoffte sie würde nicht sauer sein.

„Vielen Dank, das ist genau das was ich jetzt brauche. Mein Mittagessen habe ich schon verpasst und mein Magen knurrt bestimmt schon seit einer Ewigkeit.“ Sie fing nun an zu lächeln und nahm das Eis dankend an.

Nun rutschte Doggett etwas heraus, was er lieber hätte wieder rückgängig machen wollen.

„In ihrem Zustand sollten Sie sich aber ab und zu mal eine Pause gönnen und vernünftig essen.“ Er stoppte, da er gemerkt hatte was er überraschend ausgesprochen hatte. „Oh, Verzeihung. Das ist mir nur so heraus gerutscht, das geht mich gar nichts an.“

Scully schaute verwirrt zu ihm auf, was hatte er da gerade von sich gegeben? Wie kam er darauf? War es so offensichtlich?

Etwas verlegen antwortete sie: „Nein, schon gut. Sie haben ja recht, ich sollte mir wirklich mal eine Pause gönnen. Und es geht Sie schon etwas an, denn schließlich sind Sie mein Partner. Allerdings habe ich nicht gewusst, dass es inzwischen so offensichtlich ist. Seit wann wissen Sie es?“

Neugierig beobachtete sie John, dem es im ersten Moment doch etwas peinlich zu sein schien.

„Na ja, eigentlich schon seit zwei Monaten. Wissen Sie Scully, meine Schwester bekommt gerade ihr zweites Baby und wir stehen uns recht nahe. Letztens haben wir ihren Geburtstag gefeiert und da kam sie auf die sonderbare Idee saure Gurken auf ein Nutellabrot zu legen. Was ich damit sagen wollte, als Sie vor zwei Monaten anfingen Gurken und gleich danach Pudding zu essen. Ähm....!“ Irgendwie wusste er nicht, wie er sich richtig ausdrücken sollte und fügte schnell hinzu. „Man sieht es wirklich noch nicht, es sei denn man arbeitet jeden Tag mit Ihnen und hält es nicht für normal wenn eine Frau zweimal die Stunde auf Toilette muss.“

Er grinste, denn in letzter Zeit hatte er von seinem Schwager ständig zu Ohren bekommen, dass man mit seiner Schwester nirgends mehr hingehen konnte, da sie wirklich jede Stunde auf Toilette musste.

Doggett war es wirklich peinlich, denn Dana musste nun von ihm denken, er würde sie beobachten. Oh Mann, am Liebsten wäre er im Boden versunken, warum konnte er nicht seine Klappe halten.

Dana sah ihn an und merkte sichtlich, wie unangenehm Doggett diese Unterredung war. Doch sie war nicht böse und sie fühlte sich auch nicht beobachtet. Irgendwie tat es ihr sogar gut, zu wissen dass ihr Partner darüber Bescheid wusste.

„Es braucht Ihnen nicht unangenehm zu sein. Ich hätte es Ihnen sagen müssen, aber ich dachte man würde es sowieso noch früh genug sehen und auf das Getratsche kann ich wirklich verzichten.“ Sie lächelte und John wusste, dass sie es ihm nicht übel nahm. Doch Scully erkannte auf seinem Gesicht eine Frage, die er ihr stellen wollte, doch nicht wusste ob er es wirklich tun sollte.

„Ich bin im vierten Monat.“ Scully stellte diesen Satz in den Raum und Doggett wusste, sie wollte nicht weiter darüber sprechen.

Aber das genügte, er war ein Mann der eins und eins zusammen zählen konnte. Ihm war egal ob die beiden Partner waren oder nicht, denn das ging im Grunde niemanden etwas an. Es war gut, dass sie darüber gesprochen hatten.





13.09.2000



Langsam ging das Getuschel unter den Agenten los, denn Danas Bauch wurde schlagartig runder. Ihr Gesicht war noch wesentlich schöner geworden, wie ihre Mutter letztens bemerkte. Natürlich wusste Mrs. Scully wie sehr Dana unter dem Alleinsein litt und wie sehr sie sich wünschte, dass Mulder da wäre. Sie konnte nur versuchen ihr eine gute Stütze zu sein, den Rest musste Dana für sich entscheiden. Margaret Scully hatte vier Kinder groß gezogen und hatte bereits schon drei Enkelkinder, deshalb war sie glücklich, dass Dana nun doch die Chance gewehrt worden war, diese Erfahrungen ebenfalls machen zu dürfen. Dana würde es schaffen, aber auch sie hoffte, das Mulder bald gefunden werden würde.

„Dana wie lange willst du eigentlich noch beim FBI arbeiten, ich meine hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht?“ Mrs. Scully war immer schon eine Frau mit offenen Worten und wenn sie etwas wissen wollte, dann fragte sie.

Natürlich hatte Scully sich Gedanken gemacht, jeden Tag machte sie sich neue Gedanken sobald eine Frage geklärt war.

„Mom! Natürlich hab ich mir Gedanken gemacht, aber ich glaube nicht, dass es so gut wäre jetzt schon aufzuhören. Es gibt viele Frauen, die bis kurz vor der Niederkunft ihrem Job nachgehen. Ich werde es solange weiter machen, wie ich glaube es mir zutrauen zu können, ohne mich oder das Baby zu gefährden.“

Dana trocknete einen weiteren Teller ab und stellte ihn dann in den Schrank. Dieses Wochenende war sie zu ihrer Mutter gefahren, sie wollten ein paar erste Einkäufe machen, denn langsam wurde es Zeit sich auf das Kommende vorzubereiten. Doch wollte sie weiterhin in ihrer Wohnung wohnen bleiben? Das war die Frage, die sie sich bereits seit zwei Wochen stellte. Für sie allein war die Stadt nicht schlecht, aber sie hatte keinen Balkon oder Garten und ein Spielplatz war auch nicht in näherer Umgebung.

Sie hatte sich immer vorgestellt irgendwann mal ein Haus zu kaufen, irgendwann einmal wenn sie eine Familie gründen würde. Nun gut, damit hatte sie schon angefangen und bei diesem Gedanken wurde sie immer wieder traurig, denn sie allein wollte nicht über das zukünftige Leben ihres Kindes entscheiden.

Es war wieder eine Entscheidung zu fällen, wo sie eine zweite Meinung dringend gebraucht hätte. Mulder wo bist du nur, ich könnte hier wirklich deinen Rat gebrauchen und noch einiges mehr!

Allerdings versuchte sie sich seit dem Anfang seines Verschwindens und ihrer Schwangerschaft nicht in Selbstmitleid zu ertränken. Sie würde es schaffen, auch wenn es schwer werden würde. Doch jeden Tag wo sie aufwachte und spürte, dass in ihr etwas heranwächst, wusste sie auch wie sehr sie sich darüber freute.



Ein weitere Monat verging und Scully war mit Doggett auf Haussuche gewesen. Wie es dazu kam wusste sie eigentlich auch nicht recht, doch sie war froh jemanden bei sich zu haben, denn das machte sich bei den Maklern immer besser. Schon am ersten Tag hatten sie Glück, es war das siebte Haus, welches sie sich anschauten und schon von der Straße aus gefiel es Scully. Es war nicht sehr groß, aber groß genug um eine vierköpfige Familie gut drin wohnen zu lassen. Von außen war es weiß gestrichen, zwei Säulen standen recht und links vor der Haustür und ließen es nicht gewöhnlich aussehen. Die Fenster waren mit weißen Gitterstäben versehen und ein Balkon ging im Oberstock zur Seite weg. Der Rasen machte nur an der Einfahrt zur Garage halt und säumte sonst das ganze Haus. Das Grundstück sah sehr gepflegt aus und eine niedrige Hecke trennte es zu den angrenzenden Nachbarhäusern. Die Straße lag in einem ruhigen Vorort von Washington D.C. und man bräuchte, bei viel Verkehr, nur eine knappe halbe Stunde bis in die Stadt. Nachdem sie das Haus auch von innen begutachtet hatten, stand für Scully alles fest. Das war es!



Mitte November zog Scully dann ihn ihr neues Heim ein. Ihre beiden Brüder, ihre Mutter und auch Doggett halfen ihr. Er war ein wirklich guter Freund von Scully geworden. Wer weiß, wenn sie jemanden anderen als Partner bekommen hätte!

Die Arbeit strengte Scully immer mehr an und sie musste um einige Gänge zurück schalten, damit es nicht in letzter Minute doch noch Komplikationen kam. Im Büro machte sie mehr Innendienst und John Doggett hatte sich schon ziemlich gut eingearbeitet. Skinner bekam jede Woche einen Bericht und beobachtete mit großem Interesse die Arbeit der Beiden. Er hätte nicht gedacht, dass Scully mit jemand anderem als Mulder so gut klar kommen würde. Dennoch erkannte er auch unter der Fassade der Professionalität seiner Agentin, dass Mulder ihr fehlte. Doch gleichzeitig bewunderte er auch ihre Tapferkeit und das Durchhaltevermögen, mit der sie ihre Arbeit und die Schwangerschaft nachging.





17.12.2000



Scully hatte vor zwei Tagen aufgehört zu arbeiten, der Arzt hatte ihr dazu geraten. Sie tat es, denn sie wollte ihr Kind gesund auf die Welt bringen. Bis zum heutigen Tag wusste sie nicht wie sie ihr Kind, einen Jungen, nennen sollte. Die ganze Familie gab ihr Tipps, aber dafür hatte sie auch noch vier Wochen Zeit.

Es galt das Weihnachtsfest vorzubereiten. Dieses Jahr wollte die ganze Familie zu ihr kommen, denn Platz genug hatte sie ja. Außerdem wollte ihre Mutter nicht, dass sie sich unnütz Strapazen aussetzte. Mrs. Scully kam schon eine Woche vor Weihnachten, erstens um beim Schmücken zu helfen und zweitens um einfach bei ihrer Tochter sein zu können. Dana war ihrer Mutter insgeheim dankbar, denn das Bücken fiel ihr dank dickem Bauch doch etwas schwerer.

Der Weihnachtsbaum wurde von zwei Männern der Kirchengemeinde gebracht, die ihn auch im Wohnzimmer aufstellten.

Einen Tag vor Heilig Abend kam dann der Rest der Familie. Das Haus erstrahlte in leuchtenden Lichtern und die Kinderstimmen erhellten es noch ein Stück mehr.

In solchen Momenten bekam Dana ein Stich ins Herz. Nach dem Kaffeetrinken ging sie hoch in ihr Schlafzimmer, um sich etwas auszuruhen und wieder klare Gedanken zu fassen. Gerade in der Weihnachtszeit fühlte sie sich allein. Ihre Mutter war zwar gekommen und auch die Gunmen hatten sich ab und zu blicken lassen, sowie auch Doggett, der ihr vorträglich zu Weihnachten einen Kindersitz für das Auto geschenkt hatte. Sie hatte sich sehr darüber gefreut und war froh, dass sich ihre Zusammenarbeit so gewandelt hatte.

Aber in ihrem Herz war ein tiefes Loch, das auch nicht mit der Herzlichkeit der Anderen ausgefüllt werden konnte. Sie hatte angefangen wieder mehr an Mulder zu denken, noch mehr als sie es sowieso schon jeden Tag, seitdem er fort war getan hatte. Was würde er zu ihrer Schwangerschaft sagen und zu seinem Baby? Ihr war klar, dass sie sich diese Fragen eigentlich gar nicht stellen brauchte, denn auch er würde sich freuen, davon war sie mehr als überzeugt.

Doch wenn er es nie erfahren würde, dann könnte er sich auch nicht freuen.



Ihre Brüder waren mit den Kinder und ihren Frauen spazieren gegangen, nur ihre Mutter saß im Wohnzimmer und las ein Buch als es an der Tür klingelte.

Mrs. Scully stand auf und ging zur Tür, um sie zu öffnen. Wer mochte das wohl sein? Dana hatte ebenfalls das Klingeln gehört und war zur Treppe gegangen, da sie nicht mitbekommen hatte, dass ihre Mutter ebenfalls noch im Haus war.

Margaret öffnete und erkannte Skinner der im schwarzen Mantel vor ihr stand.

„Oh, Mr. Skinner, kommen Sie doch herein, bei der Kälte ist es nicht gerade angenehm da draußen.“ Sie lächelte und Skinner trat mit ernstem Gesicht herein. Noch bevor er etwas hätte sagen können, erkannte er Scully auf der Treppe, die ihm entgegen sah und lächelte. Doch bei seinem Gesichtsausdruck fror auch ihr Lächeln ein.

Was war passiert?

„Skinner, was ist passiert?“ Erst jetzt wurde Skinner klar warum beide Frauen ihn so erschrocken ansahen. Er lächelte auf, denn sein Gesichtsausdruck hing mit seinem kaputten Seitenspiegel zusammen, den ihm jemand gerade beim Einparken abgefahren hatte.

„Keine Aufregung, es ist alles in Ordnung“, sagte er mit seiner ganz normalen und ruhigen Stimme. Er nahm kurz sein Umfeld war, als er weiter sprach. „Wir haben ihn gefunden. Er liegt im Krankenhaus und ich wollte Sie nicht einfach nur anrufen sondern abholen, damit Sie zu ihm können.“ Nun lächelte er und Scully fiel ein Stein vom Herzen. Was hatte er da gerade gesagt? Mulder war wieder da? Aber, ihr Gesicht wurde wieder ernst?

„Was ist mit ihm? Ist er gesund?“, in ihrer Stimme klang Aufregung und Unsicherheit mit. Und in ihren Augen bildeten sich Tränen.

„Er ist in Ordnung. Es geht ihm gut, nur kann er sich an die letzten acht Monate seiner Abwesenheit nicht mehr erinnern, aber er hat nach Ihnen gefragt.“

Scully wusste nicht wie ihr geschah, Schock, Erleichterung und irgendetwas dazwischen ließen sie für einen Moment erstarren, bis sie wieder bei klarem Verstand war, um das zu verarbeiten was gerade passiert war.

In Windeseile zog sie sich ihren schwarzen Mantel über den grünen Rolli und der schwarzen Hose. Zog noch schnell ihre höheren Stiefel an und war fertig. Ihre Mutter umarmte sie noch mal kurz, um gleichzeitig Kraft zu schöpfen.



Eine halbe Stunde später waren sie im Krankenhaus, auf der Fahrt dorthin hatte Skinner ihr berichtet, wie sie Mulder gefunden hatten. Er lag halb erfroren in einem Park, ein Spaziergänger hatte ihn am frühen Morgen gefunden und einen Krankenwagen gerufen. Das Krankenhaus benachrichtigte dann das FBI, nachdem sie seine Unterlagen überprüft hatten. Er hatte alles dabei, Portemonnaie, Führerschein etc..



Scully stand nun allein vor der Zimmertür und holte nochmals tief Luft, bevor sie die Klinke herunterdrückte und eintrat. Skinner blieb auf dem Flur und holte sich einen Kaffee, dies war der Moment in dem er nicht stören wollte.

Sie ging langsam auf das Krankenbett zu, sein Kopf lag zum Fenster gerichtet und seine Augen waren geschlossen. Als sie zum Stehen kam betrachtete sie in langsam, bevor sie ihre Hand auf die seine legte. In diesem Moment schlug Mulder seine Augen auf und drehte seinen Kopf ganz vorsichtig, um Dana anzuschauen. Er sah ihr Gesicht und die Tränen in ihren Augen, sie war so wunderschön und er wollte diesem Augenblick noch etwas genießen, bevor seine Augen auf Wanderschaft gingen. Am Bauch blieb er hängen und schluckte einmal schwer.

Seine Hand umfasste noch etwas stärker Scullys Hand, bevor er den Mut fand ihr wieder in die Augen zu schauen. Er wusste weder was er sagen, noch tun sollte. Im war klar, dass er für lange Zeit weg gewesen war. Doch bevor ihm dieser Gedanke überrollte, hörte er Worte die wahrscheinlich die schönsten waren die er je gehört hatte. Gesprochen von einer Stimme die er so vermisste hatte.

„Mulder, schau nicht so. Das ist nur... wir bekommen ein Kind.“ Scully lächelte bis über beide Ohren. Sie hatte seinen Gesichtsausdruck erkannt und seine Unsicherheit schmeichelte ihr.

„Du meinst....“ Mulder deutete mit seinem Finger auf den Bauch und dann wieder auf sich und Scully nickte. Mit einem Mal strahlte er über das ganze Gesicht, seine Hand fuhr wieder Richtung Bauch und legte sich auf ihn. Danas Hand kam dazu und sie platzierte seine genau an die Stelle, wo das Baby gerade mit dem Fußballtraining anfing. Eine Träne löste sich in Mulders Augen und lief seine Wange herunter. Er fühlte Leben in ihr. Langsam richtete er sich im Bett auf und Scully bückte sich, damit sich ihrer beider Lippen treffen konnten. Es war ein warmer und alles sagender Kuss. Zum ersten Mal seit sie wusste, dass sie schwanger war, kamen keine Zweifel in ihr auf. Sie hatte es richtig gemacht!





*****





Langsam löste sich Danas Blick von dem Zweig im Garten, den sie im Auge festgehalten hatte, damit sie Träumen konnte.

Sie richtete sich langsam auf, legte die Decke beiseite und ging mit ihrer leeren Kakaotasse in die Küche zurück. Als sie an der Spüle stand hörte sie leise die Schlüssel in der Haustür umdrehen und nach weiteren Sekunden legten sich zwei Arme um sie, hielten sie fest und ein Kuß wurde ihr auf die Wange gehaucht. Langsam drehte sie sich in seiner Umarmung um, damit sie ihn ansehen konnte. Er schaute sie liebevoll an und küsste sie. Es war definitiv das schönste Geschenk gewesen, ihn um sich zu haben und zu wissen er würde da sein.





~Ende~



Also, falls es Euch gefallen haben sollte, dann schreibt mir einfach. Würde mich riesig freuen und es wäre mein größtes Geschenk!
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