World of X

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Jeden Morgen

von Steffi Raatz

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Jeden Morgen. Immer wenn die Sonne aufgeht. Wenn sich der Dunst langsam von der Straße erhebt und durch die Stadt zieht. Wenn der Morgentau im Glanze der ersten Sonnenstrahlen seine Schönheit preisgibt. Jeden Morgen. Stehe ich am Fenster. Unausgeschlafen. Unausgeruht. Versuche zu begreifen, was geschehen ist. Mit mir. Mit uns.

Stets warst du der Feind. Stets hast du mein Leben negativ beeinflusst. Mich gequält mit Melissas Tod. Mulder gequält mit dem Mord an seinem Vater.

Und jetzt? Was soll ich denken? Was soll ich fühlen?

Ich weiß nicht, warum ich den Test hab machen lassen. Warum ich nicht einfach glauben wollte, Mulder sei der Vater.

Aber habe ich mit diesem Ergebnis gerechnet? Nein.

Du hast mir in meinem Leben so viel genommen. So unendlich viel Schmerz zugefügt und dann das. Ich bin verwirrt. Durcheinander. Kann nicht klar denken.

In meinem Kopf bist du. Tagein. Tagaus.

Hast du gewusst, dass du der Vater meines Kindes bist?

Haben sie dich gebeten, es zu tun? Oder war es freiwillig? Gott, Alex, was hast du dir dabei gedacht? Was glaubtest du damit zu bewirken?

Obwohl du auf der anderen Seite standest, hast du mir so oft geholfen. Mir und meinem Kind.

Wusstest du es? Hast du es deshalb getan?

Oder hatte es andere Gründe. Weniger idealistisch.

Immer und immer wieder frage ich mich, was geschehen wäre, hätten wir beide es gewusst. Wäre es noch nicht zu spät gewesen. Ich in Sicherheit. Du am Leben.

Bist du dir eigentlich im Klaren darüber gewesen, dass du mir nicht egal warst?

Glaubst du, ich hätte mich dir sonst anvertraut? Damals.

Meinst du es hätte was geändert. Zwischen uns?

Ich wusste nie so recht auf welcher Seite du stehst, obwohl du es mir gezeigt hast. Aber war das die Wahrheit? Entsprach das der Wirklichkeit oder war es nur Schutz?

Heute wüsste ich es gern. Dann könnte ich meinem Sohn sagen, dass sein Vater ein Held war. Ein Mann, der tat, was er tun musste. Aber dabei nie sein Ziel verlor.

Ein Mann, der die selben Ziele verfolgte wie ich. Nur mit anderen Mitteln.

Ein Mann, den ich hasste und zugleich liebte. Weil er so war, wie er war.

Einfach er. Unergründlich. Gefährlich.

Jeden Morgen. Wenn ich am Fenster stehe. Allein. Müde. In Gedanken versunken. Jeden Morgen. Denke ich darüber nach, warum in mir dieses Gefühl der Leere vorherrscht.

Miteinander hätten wir nie überlebt. Ich hätte auch nicht über meinen Schatten springen können. Aber auch gegeneinander waren wir nie gut. Ich habe einmal Mulder angeschossen, um dich zu retten. Ist das nicht krank? Dabei war ich im festen Glauben, dich zu hassen. Abgrundtief zu hassen.

Was war da wirklich zwischen uns?

Respekt? Zuneigung? Oder gar Liebe?

Ich würde niemals zugeben, dass ich dich geliebt habe. Das würde meinen Stolz verletzen. Aber etwas war da zwischen uns. Akzeptanz. Beunruhigende Zuneigung. Irgendwie.

Jeden Morgen. Stehe ich am Fenster. Und versuche Antworten zu finden. Obwohl ich weiß, es wird keine geben. Nicht mehr. Nicht ohne dich.



Ende
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