World of X

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Stau auf dem Highway

von Queequeg2

Kapitel 1

Montag, der 03.04.2000



Es regnete, tausend und abertausend kleinster Tröpfchen prasselten auf die Windschutzscheibe eines Silbermetallicfarbenden Fords. Es war windig und kühl, viel kühler als die Tage zuvor. Der Regen peitschte, getrieben vom heftigen Wind, gegen alles was sich ihm in den Weg stellte.

Hühner liefen platsch nass auf der Strasse herum. Ihr Antrieb war der Schreck den sie durch das Umkippen des Hängers, auf dem sie sich befunden hatten, erlitten hatten. Schon seit über einer Stunde versuchten Sicherheitstrupps, die drei ineinander gefahrenen LKW zu bergen. Durch diesen Unfall wurde der ganze Highway in einer Richtung gesperrt und die Schlange der hintereinander stehenden Autos wurde immer länger. Eine Blechlawine im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Autos säumten die Landschaft. Der Verkehr stand still!

In dem silberfarbenen Ford saßen die beiden FBI Agenten Dana Scully und Fox Mulder.

Scully schaute mit gelangweilten, monotonen Blick aus dem Fenster und betrachtete das Treiben der Hühner. Dies tat sie seit einer gehschlagenden halben Stunde, da sie in der ersten noch die Akten für eine Verhör durchgegangen war. Die Fakten kannte sie nun auswendig und es gab nichts mehr was man in einer solchen Situation sonst hätte tun können. Jedenfalls viel ihr nichts ein...

Mulder hingegen hatte die ersten zwanzig Minuten damit verbracht, einen vernünftigen Radiosender zu finden. Entweder waren es irgendwelche Teeniesender, deren Lieder ihn schon in den Kaufhäusern verrückt machten, oder Klassik lief. Er mochte zwar Klassik, aber nicht wenn es darum ging Zeit totzuschlagen. Zum Schluss fand er endlich einen Sender, auf dem zum einem Oldies liefen, zum anderen aber auch neuere Lieder. Bei einem Lied von Genesis „Follow you“, fing er mit einem sorgfältigem Interesse an, das Handschuhfach zu durchsuchen. Er ordnete Zettel und Tankquittungen, baute Kulis auseinander und wieder zusammen, bis er in der hintersten Ecke eine angefangene Tüte Sonnenblumenkerne entdeckte. Genüsslich ließ er einen Kern nach dem anderen in seinen Mund gleiten, kaute einen Moment und spuckte die leeren Hülsen in seine Hand zurück. Nachdem sich auf dem Armaturenbrett ein kleiner Haufen angesammelt hatte, war die Tüte leer. Seine nächster Blick richteten sich auf seine Partnerin. Scully hatte den Kopf zurück gelehnt und die Augen geschlossen. Er registrierte jeden Winkel ihres zarten Gesichtes, den kleinen hellen Leberfleck an ihrem rechten Ohr und die vielen kleinen Sommersprossen, die um diese Jahreszeit eher schlecht zu sehen waren. Scully trug einen ihrer täglichen Kostüme, die beim FBI als Pflicht galten. Nur nicht zu overdresst, denn das könnte ja auffallen. Aber wie immer musste Mulder feststellen, dass ihr diese Anzüge perfekt standen. Wenn er an die letzten sieben Jahre zurück dachte, viel ihm immer wieder erstaunt auf, wie sehr sich Scully doch verändert hatte. Ihr ganzes Äußeres war schlicht und dennoch schick, sportlich und irgendwie sexy. Ihre Tops, welche sie unter den Blazern trug wurden immer freizügiger und ihre Figur, wie sollte er sagen? Sie war einfach perfekt, durchtrainiert, ein blasser Teint und Augen die einen träumen ließen. Seine Augen hingen an ihr, auch noch nachdem sie sich zu ihm gedreht hatte, weil sie sich beobachtet fühlte. Mulder musste lächeln und sie schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln, aber mit einer Frage in den Augen. Eine Frage die nur er verstehen konnte.



„Scully, hab ich ihnen schon mal gesagt, das sie unglaublich gut aussehen?“



Mulder wusste auch nicht, wie er auf eine solche Frage gekommen war, aber Scullys Blick hatte um eine ehrliche Antwort gebeten. Eine Antwort auf die Frage, warum er sie anstarrte.



„Nein, haben sie nicht. Aber Danke, wie komme ich zu der Ehre?“



Etwas irritiert sah sie ihn an, er machte nur selten Komplimente und auch dann waren sie eher versteckt, als so offen. Sie hatte es schon lange aufgegeben, sich zu fragen wie ihr Partner sie fand. Das war ihr am Anfang der Partnerschaft wichtig gewesen, aber es hatte sich nach und nach gelegt. Wenn sie an die letzten sieben Jahre ihrer gemeinsamen Partnerschaft zurück dachte, musste sie ein bisschen schmunzeln. Es gab mal eine Zeit, da hatte sie eine absolut fürchterliche Frisur und als Mulder sie damit zum ersten Mal sah, hatte er nichts gesagt. Das hatte ihr gezeigt, dass es ihm egal war wie sie herumlief. Es war nicht wichtig für ihn, genauso unwichtig wie es für sie war, welche Krawatte er trug. Und er hatte wirklich schreckliche Krawatten! Allerdings musste sie zugeben, dass sowohl sein als auch ihr Geschmack sich in den letzten Jahren sehr stark verändert hatte. Lag es nur an der Mode, oder einfach daran, dass sie älter, reifer und dadurch noch attraktiver wurden?



„Ach nur so, ist mir halt so aufgefallen und ich dachte ein paar Pluspunkte bei ihnen könnten ja nie schaden.“



Sein Grinsen überzog sein ganzes Gesicht und in dem Moment fing Elvis im Radio an zu singen „Love me tender“. Im gleichen Zuge fing er an mitzusingen. Elvis war nicht nur `The King´ für Mulder, er war sein `King´. Jedes Lied kannte er auswendig und Scully fing an zu lachen, denn sie mochte diese Momente, wo ihrem Partner alles egal war. Einfach nur mitsingen, auch wenn es sich etwas daneben anhörte. Bei dieser Gelegenheit beobachtete sie Mulder. Er trug heute einen dunkelgrauen Anzug und ein weißes Hemd, die Krawatte war schlicht in graublau gehalten. Ja sein Krawattengeschmack hatte sich auch stark verändert, zum Glück ins Positive. Sein Gesicht wirkte sehr jung, die markante Nase, war keinesfalls hässlich. Sie machte ihn einmalig und zeugte von Charakterstärke. Die Lippen waren etwas geschwollen und wirkten sehr zärtlich. Seine Augen, ein weiches haselnussbraun mit einem Touch ins grünliche, ließen sie einfach dahin schmelzen. Sie mochte seine Augen, auch wenn man dadurch erkannte, das er älter war, als man vom ersten äußerlichen Eindruck gedacht hätte. Seine Finger waren lang und schlank, nicht wie die eines Klavierspielers, aber dennoch sehr fein. Die Fingernägel waren immer sauber und kurz geschnitten, was drauf hinwies, dass er seinen Körper gerne pflegte. Sein Duft war einfach überwältigend, das After Shave gemischt mit seinem natürlichen Geruch. Könnte man es in Flaschen kaufen, Scully hätte sich darin gebadet. Sie erinnerte sich an die Blicke und die Gespräche von anderen Frauen und Kolleginnen, die sie immer eher zufällig mit angehört hatte. Mulder war definitiv der Typ Mann, der jede Frau um den kleinen Finger wickeln könnte. Aber warum tat er es nicht? In den vergangenen Jahren konnte sie sich nur an drei Frauen erinnern, an denen er definitiv interessiert gewesen war. Aber diese drei Frauen, waren nicht so schön und attraktiv, wie sie meinte auf die er stehen würde. Auf welchen Typ von Frau stand Mulder nun? Nach seinen Videos zu urteilen, waren es doch diese dünnen Models, mit langen Beinen, braungebrannt, Wespentaille und Brüsten die nicht besser hervorstehen könnten. Sie gehörte jedenfalls nicht zu seinen Favoriten. Doch die Tatsache, dass er meinte sie sehe gut aus, gefiel ihr doch sehr. Es war ehrlich gemeint daran bestand kein Zweifel. Scully mochte sich eher in praktischen, sportlichen Outfits leiden. Sie hatte auch ihre Vorzüge, jede Frau hat sie. Bei den einen ist es das Lächeln, bei den Anderen die Figur oder einfach die feine und reine Haut. Scullys Vorzüge wurden allerdings meist unter ihrer Kleidung stark vertuscht. Auch wenn sie sich in letzter Zeit bemühte, diese besser zur Geltung zu bringen und sich immer noch dabei wohl zu fühlen. Ob Mulder auf einen solchen Typ von Frau auch stand?



„Scully? Was halten sie davon, wenn wir heute Abend zusammen ins Kino gehen?“



Was? Hatte sie das jetzt wirklich gehört? Mulder bittet sie ins Kino zu gehen, noch dazu heute Abend. War er krank, oder hatte er irgendetwas getan, wofür er sich durch diese Geste entschuldigen wollte. Wenn ja, dann war ihr das nur Recht. Sie war schon lange nicht mehr im Kino gewesen. Oft hatte sie sich mit einer Freundin verabredet, aber meistens kam dann irgendetwas dazwischen und sie mussten es verschieben.



„Mulder, was haben sie ausgefressen, dass sie mich ins Kino einladen wollen?“



Scully grinste und Mulder setzte eine verletzte Miene auf.



„Scully! Muss ich denn immer irgendwas getan haben, wenn ich sie einlade?“



Er fing an zu grinsen, denn er wusste was folgen würde.



„Also, da es erst selten vorgekommen ist, dass sie mich eingeladen haben, musste ich diese Frage einfach stellen. Die letzten Male war es immer eine Wiedergutmachung gewesen.“



„Nein Scully, diesmal können sie beruhigt sein, ich habe nichts angestellt. Ich wollte einfach nur mit meiner Partnerin einen netten Abend verbringen, da so was in den letzten Monaten selten vorgekommen ist.“



Er gab sein bestes und schönstes Lächeln von sich, in der Hoffnung sie würde zustimmen. Er wollte sie schon so lange gefragt haben, aber entweder fehlte die Zeit, oder der Mut sie zu fragen. Warum er es ausgerechnet heute tat, wusste er selbst nicht so genau, vielleicht lag es am Wetter. Wenn der Stau sich endlich aufgelöst hat, würden sie nach Hause fahren und da wäre er allein gewesen. Allein, wie in den letzten Jahren. Er wusste das er nicht schlecht aussah und das er auf viele Frauen einen guten Eindruck machte. Aber irgendwie hatte er nicht das Bedürfnis jemanden anderen kennen zu lernen, um dieses Alleinsein zu unterbinden. Viel lieber nervte er seine Partnerin, die scheinbar die Einzige war, die nicht auf ihn zu fliegen schien. Dieser Fakt machte es noch spannender, denn er fand es viel interessanter selbst zu erobern, als erobert zu werden. Scully war eine wirklich attraktive Frau, in ihrem besten Alter. Er wusste über was sich die Männer und Kollegen unterhielten und nur zu oft viel Scullys Name. Gerade in dem letzten Jahr war es oft vorgekommen, das ein heimlicher Verehrer versuchte an sie heran zu kommen, indem er ihr Blumen schickte. Sie fand es sehr schmeichelhaft, aber ging niemals darauf ein. Warum tat sie es nicht? Dies war eine Frage, deren Antwort er gerne erfahren wollte. Vielleicht ja schon heute Abend...



„O.k. Mulder, wann holen sie mich ab?“



Mulders Blick war etwas überrascht, denn im Grunde hatte er mit einer ganz anderen Antwort gerechnet. Aber das sie zustimmte ließ ihn hoffen endlich seiner Frage auf den Grund zu gehen.



„So, um halb acht?“



„Gut, dann bin ich fertig. Sie können sich den Film aussuchen.“



„O.k., aber auf ihre Verantwortung!“



Der Stau löste sich allmählich und ihre Blicke trennten sich voneinander. Jeder hing seinem eignenden Gedanken hinterher. Das sich dieser Gedanke von den Beiden nicht stark unterschied, wusste sie nicht. Die Frage lautet, mal sehen was sich heute Abend ergeben würde....




Ende



P.S.: Für alles weitere benutzt Eure eigene Phantasie!
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