World of X

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Als die Hölle gefror...

von Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 8

Wenn es nach Di ging, dann war Dana ihr ein Dorn im Auge, das war schon immer so gewesen. Hatte Martin etwa Dana treffen wollen und sie verfehlt?

Hatte Krycek ihr auf tragische Weise das Leben gerettet?

Sein Blick wanderte ein weiteres Mal über die Hausfassade und wieder sah er Diana an einem der Fenster. Auch diesmal verschwand sie urplötzlich, als sich ihre Blicke trafen.

Eine tiefe Wut stieg in ihm auf. Wenn Diana so dreist gewesen war, Dana töten zu wollen, dann würde er sie zur Rechenschaft ziehen!

Nervös lief Diana im Zimmer auf und ab. Mulder hatte die Leiche von Joseph Martin gefunden, somit hatte dieser seinen Auftrag verfehlt und Scully hatte den Spieß umgekehrt. Die Gejagte war zur Jägerin geworden.

Sie wußte, während ihre Rivalin ein Stockwerk tiefer die Wunde ihres Mannes verarztete, würde sie ihre Schlußfolgerungen ziehen, ebenso wie Mulder, der die Leiche untersuchte. Sie hatte seinen Blick gesehen, hatte registriert, wie es in ihm arbeitete und sie war sich sicher, dass er sie mit der Sache bereits in Verbindung brachte. Doch Mulder auf ihre Seite zu ziehen, war nicht das Problem. Scully war ein viel größeres. Sie hatte nicht nur drei Männer auf ihre Seite gezogen, sie konnte Diana in jeder Hinsicht zur Gefahr werden.

"Du überlegst, wie du sie loswerden kannst?!", es war keine Frage, mehr eine Feststellung und Diana drehte sich erstaunt um.

Melissa lächelte kalt: "Ich hätte da einen Vorschlag zu machen!"

Mulder nahm zwei Stufen auf einmal, während er die Treppen in den ersten Stock hinauf eilte. Es war an der Zeit, seine Ex-Frau zur Rede zu stellen.

"Diana!", schrie er erbost, erhielt jedoch keine Antwort.

Er öffnete jede Tür der Zimmer und setzte dann im Erdgeschoß seine Suche fort, doch von seiner Ex-Frau fehlte jede Spur.

Mit einem lauten Knall öffnete sich eine weitere Tür und Scully blickte ihn teils ärgerlich, teils hilflos an: "Was veranstaltest du hier für einen Lärm?"

"Ich suche Diana!", entfuhr es ihm gereizt.

"Diana, aha!", zischte sie und drehte sich ungehalten wieder zu ihrem Patienten um.

"Joseph Martin hat auf euch geschossen", wollte Mulder sein Verhalten erklären.

"Martin?", keuchte Scully und schloß die Tür hinter Mulder, "ich denke, der saß sicher in der Speisekammer fest!"

"Das dachte ich auch, doch dort fand ich nur durchgeschnittene Fesseln. Ich kann dich aber beruhigen, du hast ihn mit jeder abgefeuerten Kugel getroffen. Er sieht jetzt aus, wie ein Sieb", versuchte Mulder die Situation zu lockern, doch Scully sah ihn weiter verbittert an.

"Dana, ich denke, Diana wollte dich töten!", platzte es schließlich aus ihm raus.

"Diana?", sie sah erstaunt auf, "ich habe ihr ja viel zugetraut, aber dass sie so weit gehen würde...?"

Er nickte: "Sehe ich auch so, aber leider scheint es die Wahrheit zu sein."

"Willst du mir damit sagen, dass wir den Fall gelöst haben?", sie betrachtete ihn aufmerksam.

"Nein", schüttelte er den Kopf, "Joseph Martin können wir erklären, aber nicht die Anschläge auf Jack oder das Wesen im Bootshaus."

Sie nickte und fuhr sich fahrig mit der Hand durch das Haar.

"Dana, es tut mir leid, dass du glauben mußtest, dass ich Diana noch zugeneigt sei. Es entspricht nicht der Wahrheit. Glaubst du, du kannst mir noch mal verzeihen?"

Der Text kam ganz von allein, er brauchte nicht lange nachzudenken.

"Mulder, ich..." sie sah betreten zu Boden.

"Habe ich dich bereits verloren?", seine Stimme klang matt und als sie aufsah, bemerkte sie wie blaß er war.

"Nein, aber ich... ich habe Dinge getan, die würdest du nie verstehen, ich weiß nicht, ob du mir je verzeihen kannst, ob ich mir jemals verzeihen kann", Tränen schimmerten in ihren Augen.

Er machte einen Schritt auf sie zu und wischte mit seinem Finger ihre Tränen fort: "Weine nicht, ich glaube, wir beide haben sehr viele Fehler begangen!"

"Man kann meine nicht mit deinen vergleichen", schluchzte sie und drehte sich von ihm fort.

"Bitte, laß es uns noch einmal versuchen, Dana!", flehte er.

Sie spürte seine Hand an ihrem Arm und wirbelte herum. Ihre Stimme klang schrill: "Kannst du damit leben, dass ich etwas für Krycek empfinde, dass ich mit ihm geschlafen habe und es in jeder anderen Situation vermutlich wieder getan hätte? Kannst und willst du mit diesem Wissen trotzdem noch einen Neuanfang, Mulder? Ich liebe dich so sehr und doch bin ich auch süchtig nach diesem Mann", sie deutete auf Krycek, "kannst du das ertragen?" Ihre Stimme schwand und bittere Tränen suchten sich ihren Weg.

Geschockt starrte er sie an. Sie hatte schon mit ihm geschlafen, mit dem Feind, mit Krycek.

Verbittert schloß er die Augen. Konnte er damit leben, wollte er damit wirklich leben? Dann öffnete er wieder die Augen und sah sie an.

Mit dem Rücken stand sie zu ihm gewandt. Seine Hand legte sich auf ihre Schulter und er drehte sie langsam zu sich herum: "Ich habe vor nicht all zu langer Zeit den Fehler begangen und mit Diana geschlafen. Ich wäre ihr hier fast erneut auf den Leim gegangen, so sehr ich mich jetzt dafür hasse. Die Frage ist sicherlich eher, ob wir beide damit leben können und einen Neuanfang wagen wollen."

Abwartend betrachtete er sie, hoffte auf eine Antwort, die ihm gefiel.

Sie schluckte. Ihr Blick wanderte auf dem Boden hin und her.

Er wollte eine zweite Chance, trotz allem, wollte auch sie diese Chance?

Zögernd machte sie einen Schritt auf ihn zu und ließ sich von ihm in die Arme ziehen. Ihre Tränen suchten sich weiter ihren Weg, rannen ihre Wangen hinab und tränkten sein Hemd.

Die Nacht war klar und kalt. Jack stand auf der Terrasse und starrte in die Dunkelheit. Die Tür öffnete sich und Mulder trat auf die Terrasse hinaus, stellte sich neben Jack und starrte ebenso ins Nichts.

"Es tut mir leid, Jack, dass ich sie so falsch eingeschätzt habe", Mulder reichte seinem Gegenüber die Hand in einer freundschaftlichen Geste.

"Schon gut", erwiderte dieser, "ich habe auch genug Dummheiten angestellt."

Mulder war erstaunt über Jacobs Eingeständnis. Der Mann schien vernünftiger als er geglaubt hatte.

Stillschweigend standen sie eine Weile nebeneinander, dann ergriff Jack wieder das Wort: "Sie haben Probleme mit Dana, richtig?"

Mulders Kopf ruckte herum: "Woher...?", dann schloß er kurz die Augen, "ach, auch egal! Ja, ich habe Probleme mit ihr."

"Sie ist unglaublich oder?" Jack lächelte.

"Ja das ist sie", seufzte Mulder und versuchte zu begreifen, worauf Jack Bishop hinaus wollte.

"Es ist nicht einfach sie für sich zu gewinnen", erzählte Jack weiter, "damals auf dem College war sie nicht unbedingt eine Schönheit, aber sie hatte es den Männern mit ihrem Witz und ihrem Charme angetan. Es war nicht einfach, sie für mich zu gewinnen und es war ein böser Fehler sie je wieder gehen zu lassen."

Mulder horchte auf. Von dieser Seite kannte er Scully noch gar nicht.

"Sie ist so begehrenswert und leidenschaftlich... Mulder, haben sie jemals eine so leidenschaftliche Frau erlebt?", er seufzte.

"Nein", lächelte er.

"Dann begreifen sie sicherlich, warum ich alles daran legen wollte, diese Frau zurück zu gewinnen", entgegnete Jack.

Mulder sah zu den Sternen. Ja, Scully war eine Frau, die man nicht gehen lassen durfte. Irgendwie hatte er es geschafft, sich mit ihr zu versöhnen, doch wie lange mochte es diesmal halten?

Er seufzte. Krycek war ein attraktiver Mann, das konnte er nicht leugnen. Und wenn er an Jacks Worte dachte, so machte es durchaus einen Sinn, dass Krycek ihre Leidenschaft erweckt hatte. Seine Ex-Frau hatte schließlich nicht nur ihn und Scully auseinander getrieben, sondern auch sich selbst und ihren Mann.

Wenn Mulder genauer darüber nachdachte, dann lagen die Fakten auf der Hand. Scully hatte sich von ihm vernachlässigt gefühlt und war verletzt gewesen, Krycek hatte sich von seiner Frau zurückversetzt gefühlt und auch sein Schmerz war tief gewesen. Sie hatten einander Trost zugesprochen und dann war mehr daraus geworden. Irgendwo tief in seinem Inneren konnte Mulder es trotz all der Verbitterung verstehen.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Licht im Bootshaus eingeschaltet wurde und monotoner Singsang erklang.

Sein Blick wanderte zu Jacob, der das Bootshaus ebenso fragend ansah: "Sagen sie, Jack, wo sind eigentlich Melissa und Diana?"

Sein Gegenüber zuckte mit den Schulter: "Ich weiß es nicht. Melissa habe ich seit gut drei Stunden nicht mehr gesehen."

Mulder stutzte.

Er ging ins Haus und holte seine Waffe. Aus einem der Schränke gegenüber der Speisekammer nahm er ein Gewehr und Munition mit, welches er, draußen wieder angekommen, Jacob Bishop in die Hand drückte.

"Wir werden sehr vorsichtig sein! Ich will es nicht beschwören, aber ich halte meine Ex-Frau Diana für äußerst gefährlich."

Nun war es an Jack mit den Schultern zu zucken: "Sollte Melissa in der Hütte sein, dann sollten wir auch sie nicht unterschätzen."

Mulder stockte. Wußte Jacob mehr als er je preisgegeben hatte? Es kam keine Frage, warum sie zum Bootshaus gehen würden, es kam keine Frage, warum sie Waffen brauchten. Es schien selbstverständlich, auch wenn es "nur" ihre Frauen waren, die sich dort eventuell aufhielten.

Nach einem kurzen Zögern folgte er Jack ohne weitere Fragen. Vermutlich wurden ihm diese sowieso gleich beantwortet.

Der Gesang wurde immer intensiver, je näher sie dem Bootshaus kamen. Jack sog angespannt die Luft ein und lud seine Waffe. Mulder sah, wie ungeschickt er dabei vorging und mußte insgeheim lächeln. Wie hatte er Bishop nur so etwas wie einen Mord zutrauen können?

Ein Blick zurück zum Haus ließ ihn nachdenklich werden... hätte er vielleicht besser Scully informiert?

Doch Bishop hatte bereits das Tor in Griffweite und öffnete es.

Mulder beeilte sich, so schnell wie möglich hinterher zu kommen, da Jack selbst, vermutlich nicht in der Lage war, sich ausreichend gegen - was auch immer - zur Wehr zu setzen.

Er zweifelte keinen Deut mehr daran, dass sie dem Geist, dem Phantom, dem Geheimnis, dem sie seit Anfang ihres Auftrages nachjagten, auf der Spur waren.

Grelles Licht drang durch den Torspalt, blendete Jack und ließ ihn taumeln. Mulder schloß auf, die Hand vor Augen, um sich zu schützen, die Waffe schußbereit in der Hand.

Langsam tasteten sie sich vor, betraten den Raum, der eigentlich gar nicht so groß war und nun doch riesig wirkte.

Fasziniert starrte Mulder in das Licht. Was zum Teufel ging hier vor?

"Sehen sie!", platzte es aus Jack hervor und Mulder folgte seinem ausgestreckten Finger.

"Mein Gott!", entfuhr es ihm, dann stolperte er und fiel unsanft gegen etwas hartes, großes.

Jack schrie. Er schrie im selben Augenblick, als er sah, was sich abspielte. Die Waffe aus seiner Hand fiel zu Boden, ein Schuß löste sich und lauter Augenpaare richteten sich auf ihn.

"Störenfriede!", erklang eine tiefe vibrierende Stimme, die Mulder eiskalte Schauer über den Rücken laufen ließ.

Er erkannte Diana, deren Körper in der Mitte des Raumes zu schweben schien und Melissa Bishop, die ihre Hände weit von sich gestreckt hatte und einen monotonen Sprechgesang von sich gab.

Plötzlich richteten sich ihre Augen auf ihn und er sah das Glühen darin. Erschrocken wollte er zurückweichen, doch etwas mächtiges hatte ihn gepackt.

Sein Kopf ruckte herum und er erstarrte.

Das Monster, dass sie aus dem See gefischt hatten, stand lebendig vor ihm und hatte seinen Arm gepackt. Entsetzen stand in Mulders Gesicht geschrieben.

Für einen Augenblick wußte er nicht wie er reagieren sollte, doch dann fand er seine Fassung wieder und richtete seine Waffe auf das Monster.

Schüsse hallten durch die Nacht. Scully sah von Alex auf und horchte... eins, zwei, drei, vier... es schien kein Ende zu nehmen.

Alarmiert griff sie nach ihrer eigenen Waffe und wollte aus dem Zimmer stürmen, da spürte sie wie Alex ihre Hand festhielt.

Sie stoppte in ihrer Bewegung und beugte sich zu ihm hinab.

"Sei vorsichtig", kam es dünn über seine Lippen.
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