World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Ein anderes Leben?

von Queequeg2

Kapitel 1

„Mulder!“



Scully riss ihr Augen auf und ihr Herz raste. Die Hände welche sie neben sich liegen hatte, waren feucht und auch sonst war sie schweißgebadet. Wo war sie? Ein leichtes monotones Geräusch und der Duft nach Desinfektionsmittel, ließen sie die Umgebung aufnehmen. Sie lag definitiv in einem Krankenhaus. Einige Kabel schauten unter ihrem provisorischen Nachthemd hervor, diese waren mit dem EKG-Gerät verbunden. Ein stechender Schmerz in ihrem Kopf durchfuhr sie und sie bemerkte ein Verband, welches sie um den Kopf trug. Ein leichtes Brennen ihrer Hand und ein Blick nach oben, zeigten ihr, dass sie auch an Infusionen angeschlossen war. Was war passiert? Wie lange war sie schon hier und warum war kein Anderer hier? Sie vermisste ihre Mutter, die immer da war, wenn sie im Krankenhaus lag. Und vor allem, wo war Mulder? In ihr stieg ein Gefühl von Einsamkeit auf, dass sich mit Hilflosigkeit vermischte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie hatte sich schon lange nicht mehr so unbeholfen gefühlt.

Langsam kamen die Erinnerungen wieder.





Es war Freitag Nachmittag gewesen, sie und Mulder saßen in ihrem gemeinsamen Kellerbüro. Die Woche war äußerst stressig gewesen und noch dazu hatten sie sich gestritten. Keiner redete, seit dem Streit den sie am späten Vormittag gehabt hatten, ein Wort.

Sie waren gerade dabei gewesen einen neuen Fall zu bearbeiten. Mal wieder hatte sie versucht alles wissenschaftlich zu erklären. Mulder war der festen Überzeugung, dass es sich diesmal wirklich um Außerirdische handelte.

Vier Leute alle berufstätig, in Positionen von unterschiedlicher Tragweite, glaubten von Außerirdischen entführ worden zu sein. Sie alle stammten aus Denver im Staate Colorado. Ihre Erklärungen und Beschreibungen des Vorganges, ließen für Mulder gar keinen andere Schlussfolgerung zu. Er war mal wieder auf einer Spur und dennoch irgendwie schlecht gelaunt.

Mulder wollte diesen Abend noch nach Denver fliegen, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Er wollte nicht mehr bis Montag warten, denn er hatte Angst irgendetwas zu verpassen.

Scully war es leid, sich wieder ein Wochenende um die Ohren zu schlagen. Sie wollte endlich mal ausruhen und entspannen. Das letzte Mal hatten sie vor vier Wochen einen freien Tag gehabt. Die letzten Wochen hatten Beide arg mitgenommen und so kam es zu einem heftigen Streit, sie warfen sich Dinge an den Kopf, die sie im ausgeruhten Zustand niemals gesagt hätten. Seit dem Anfang ihrer Partnerschaft waren oftmals Wörter gefallen, wo sie aber gewusst hatten, dass sie nicht so gemeint waren.

Dieses Mal war alles anders!

Scully warf Mulder vor, er sei ein Träumer und wäre realitätsfremd. Er würde einer Illusion hinterher jagen, nur damit er nicht die Entführung seiner Schwester wiederlegen müsste. Mulder war durch diese Worte verletzt und versuchte es ihr, im gleichen Maße, heimzuzahlen. Er sagte Dinge wie: „Wären Sie nicht in mein Leben gekommen, wäre alles einfacher gewesen.“ oder „Diana würde mir versuchen zu helfen und nicht meine Vermutungen, aus einem Grund wissenschaftlichen Überzeugung, zu Nichte zu machen.“ Es fielen noch viele schlimme Wörter, hinterher hatte Mulder wütend das Büro verlassen und war verschwunden. Scully saß allein im Keller, ihr Kopf fiel in ihre Hände. Sie konnte einfach nicht verstehen, was hier gerade passiert war. Ihr war klar, dass sie ihn verletzt hatte, aber nur aus dem Grund, weil sie wirklich der Annahme war, dass man ihn versuchte lächerlich zu machen. Sie glaubte man spielte mit ihm, es war so ein Gefühl das aus dem Bauch heraus kam, aber sie hatte es auf dem falschen Wege versucht, ihm zu erklären. Jetzt nachdem der erste Anflug von Wut und Erregung verschwunden war, kamen die Tränen.

Diana! Ein Name den sie, seitdem sie ihn zum ersten Male gehört hatte, versuchte zu verdrängen. Sie wusste, dass Mulder mal ein Verhältnis mit ihr gehabt hatte. Schon allein durch diese Tatsache war ihr Diana Fowley unsympathisch. Schon einmal hatte Mulder sie mit ihr verglichen. Sie hasste es sich, mit einer von Grund auf anderen Person, messen zu lassen.

Aber es war vielleicht auch ihre eigene Schuld gewesen, dass Mulder in Situationen wie dieser, immer wieder damit anfing. Er hatte zum Schluss gesagt das er mit Diana nach Colorado fliegen würde, denn er brauchte jemanden, der ihn nicht ständig dazwischen kam.

Das gab Scully den Rest, vielleicht war es wirklich besser, wenn sie Mulder verlassen würde. Dann hätte er was er wollte und sie ihre ruhigen Wochenenden. Aber wollte sie das wirklich? Sie hatte eigentlich gedacht, das gerade im letzten Jahr ihrer Partnerschaft so was wie Intimität aufgekommen war. Sie hatte sich endlich selbst eingestanden was sie für ihren Partner empfand.



Es war Liebe!



Sie liebte ihren Partner nicht von Anfang an. Diese Liebe war einer tiefen Freundschaft entsprungen, die fester hätte nicht sein können. Jedenfalls hatte sie das geglaubt. Weiterhin hatte sie auch angenommen, dass Mulder die gleichen Gefühle für sie hegte, aber da lag sie wohl falsch.

Scully machte das was sie immer nach einem Streit tat. Weiter arbeiten! Sie konnte nicht einfach davon laufen, dies hatte sie noch nie getan, denn sonst wäre sie heute nicht da wo sie war. Kurz vor Feierabend kam Mulder zurück, sagte kein Wort, setzte sich in seinen Schreibtischstuhl und studierte seine liegengebliebenden Akten. Auch sie machte mit den Dingen weiter, die noch zu erledigen waren. Zu gerne hätte sie gewusst was Mulder in der Zeit gemacht hatte, aber da er es nicht für notwendig hielt zu sprechen tat sie es ebenfalls nicht. Wenn er nichts sagen würde, dann war es wohl klar, dass Diana ihn heute Abend begleiten würde. Sollte sie doch! Vielleicht wäre er dann ja glücklicher. Es war schon komisch, immer wollte sie es ihm Recht machen, ihre Wünsche stellte sie dabei in den Hintergrund. Auch dieses Mal hoffte sie, dass er dadurch die Antworten fand, die er schon so lange suchte.

Nachdem sie fertig war stand sie auf, nahm ihren Mantel und drehte sich zu Mulder. Er sah noch nicht einmal auf, obwohl er genau wusste, dass sie ihn ansah. O.k., wenn er nicht wollte, dann nicht! Auch sie hatte ihren Stolz. Ein knappes „Viel Glück!“ und Scully war verschwunden.

Scully fuhr mit dem Fahrstuhl zum Parkdeck und holte ihren Schlüssel aus der Manteltasche. Der Wagen setzte sich in Bewegung und fuhr in die abendliche Dunkelheit hinaus. Es hatte zu regnen begonnen und die Scheibenwischer hatten stark mit dem Wasser zu kämpfen. Die aufgestauten Tränen rannen ihr aus den Augen und ihr Herz schlug laut. Nach Hause wollte sie noch nicht, einfach weiterfahren und schauen wo sie der Weg hinführte. Nach zwei Stunden war sie in der Nähe vom Strand. Die Straßen dort waren schmaler und der Wind peitschte jetzt richtig heftig. Auf einmal konnte sie zwei Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos sehen, das scheinbar viel zu schnell fuhr. Noch ehe sie schalten konnte, war es zu spät. Das entgegenkommende Auto hatte sie gestreift. Scully verlor die Kontrolle über ihr Fahrzeug und es überschlug sich, wonach es dann in einer Böschung zum liegen kam. Die Dunkelheit machte sich in ihrem Kopf breit und sie verlor das Bewusstsein.





Durch einen weiteren stechenden Schmerz in ihrem Kopf, war sie wieder in die Realität zurück gekehrt. Noch immer lag sie allein in diesem Krankenhauszimmer. Sie erinnerte sich daran das sie, nachdem sie bereits im Auto saß, ihre Handtasche im Büro liegen gelassen hatte. War es dieser Grund, aus dem niemand hier war? Sie wollte endlich wissen wie spät es war und wie lange sie hier schon lag.

Zwei Sekunden nach diesem Gedanken, öffnete sich die Tür und ein Arzt mit zwei Schwestern traten in ihr Zimmer.



„Oh, sie sind ja endlich wach. Wie geht es ihnen? Tut irgendetwas weh?“



Der Arzt trat näher an ihr Bett, schaute auf die Monitore, die ihren Puls, Blutdruck und alles andere in regelmäßigen Abständen maßen. Er hatte einen weißen Kittel an und war so ungefähr Mitte fünfzig. Seine Augen, die hinter einer Hornbrille, welche seinen Intellekt noch hervorhob, schauten Scully sorgfältig an. Sein Haar war noch sehr voll und da es blond war, konnte man noch keine Anzeichen von Grau erkennen. Sein Lächeln war sehr freundlich und auch das der Schwestern, ließen sie allmählich ruhiger werden.



„Ich habe noch so ein leichtes Stechen im Kopf, wenn ich versuche nachzudenken.“



„Sie hatten einen Autounfall, können Sie sich daran erinnern?“



„Ja!“



„Dabei haben Sie sich eine Gehirnerschütterung zugezogen und drei gequetschte Rippen, aber sonst ist Ihnen weiter nichts schlimmes passiert. Wie heißen Sie? Können Sie mir das beantworten, da Sie leider keine Papiere bei sich trugen.“



„Dana Scully, ich bin FBI-Agentin. Wie lange bin ich denn schon hier? Und vor allem wie lange war ich ohne Bewusstsein?“



„Sie sind heute Nacht, so gegen 23.00Uhr hier eingeliefert worden. Jetzt ist es 6.30Uhr am Samstag Morgen. Leider konnten wir noch niemanden erreichen, da die Computer der hiesigen Polizei ausgefallen sind, die sonst eine Überprüfung Ihres Nummernschildes ermöglicht hätten. Also Sie können den Schwestern gerne die Telefonnummern nennen, von den Leuten, die wir benachrichtigen sollen. Nachher werden Sie dann auf eine andere Station verlegt und dort können Sie auch ein Telefon bekommen. Um die weiteren Unterlagen kümmern sich die Schwestern. Also weiterhin alles Gute, ich werde heute Nachmittag wieder nach Ihnen sehen.“



Der Arzt lächelte ein weiteres Mal und Scully gab ihm ein Nicken, welches ihm bestätigte das sie alles verstanden hatte. Sie musste ihrer Mutter Bescheid geben und Skinner anrufen. Sie gab den Schwestern die Nummern und diese wollten sich gleich darum kümmern. Warum hatte sie nicht auch Mulders Nummer genannt? Einerseits war er derjenige den sie sich am Meisten hier wünschte, doch er war in Colorado, mit Diana! Sie hatte schon ganz andere Sachen überstanden, ihn könnte sie auch noch später benachrichtigen, falls es nicht Skinner oder ihre Mutter sowieso taten.

Gegen acht wurde sie auf eine andere Station verlegt. Ihre Gedanken drifteten abermals ab. Diesmal nicht zu dem Streit, sondern in eine Richtung, die sie in letzter Zeit oft verfolgte, auch wenn es nur in ihrem Kopf war.

Wie oft hatte sie sich in letzter Zeit vorgestellt eine eigene Familie zu haben. Einen Mann, der sie liebte und Kinder. Kinder! Ja sie konnte immer noch welche bekommen. Mulder hatte ihr erzählt, auch wenn er lange damit gewartet hatte, dass er einige ihrer Eizellen gefunden hatte und sie jetzt in einem Kühlbehälter lagerten. Als sie damals davon erfuhr, war sie über alle Maße glücklich. So glücklich, dass sie über sich hinaus wuchs und Mulder küsste. Sie gab ihm einen leichten zärtlich Kuss auf den Mund. Eine Geste aus der noch hätte viel mehr werden können, wenn nicht mal wieder das dämlich Telefon geklingelt hätte. Danach hatten sie immer soviel Stress gehabt sodass das Thema unter den Teppich gekehrt wurde.

Sie hätte gerne dort weitergemacht, wo sie stehen geblieben waren, aber irgendetwas stand zwischen ihnen. War es die Arbeit? Sie glaubte nicht daran, es musste etwas Anderes sein. Liebte Mulder sie nicht? Das war der Gedanke, der sich ihr immer wieder dann aufzwang, wenn sie ihn mit Diana zusammen sah. Aus reinem Trotz, war sie vor ungefähr sechs Wochen, auf die Einladung von Agent Browley eingegangen. Agent Browley war groß und Anfang vierzig. Er hatte lange Zeit außerhalb der Staaten für das FBI gearbeitet. Browley war schlank und sportlich mit einer Größe von ca. 1,90m, sein Haar war dunkelbraun und seine Augen eher grau als blau. Sie gingen zusammen Essen und unterhielten sich angeregt, über dieses und jenes. Es war eine leichte Unterhaltung, wo es nicht schwer viel zuzuhören. Er war immer korrekt und modisch gekleidet und hatte einen Humor, den Scully ebenfalls mochte. Im Großen und Ganzen wäre er wohl der perfekte Ehemann und Vater gewesen. Dennoch fühlte sich Scully bei ihren Verabredungen, die sich auf eine Zahl von vier erhöhte hatte, immer unwohl. Sie empfand es als eine Art von Betrug. Nicht nur ein Betrug dem Mann, der ihr gegenüber saß, sondern auch ein Betrug an Mulder und an ihr selbst. Browley war nett und sympathisch, aber dieses Gefühl in der Magengegend, welches sie immer bei Mulders Berührungen bekam, blieb aus. Alle Versuche die Gedanken an Mulder zu unterdrücken und auch ihre Gefühle zu ihm, schlugen fehl. Mulder war die Liebe, auf die sie ihr ganzes vorangegangenes Leben gewartet hatte. Aber diese Liebe würde für ewig einseitig bleiben, damit hatte sie sich abgefunden. Hatte sie das? Um über diese Traurigkeit hinweg zu kommen ging sie weiter mit Browley aus. Vielleicht würde sie eines Tages für ihn das Gleiche empfinden, wie für Mulder, nicht ganz so leidenschaftlich, aber das war nicht alles was eine Beziehung ausmachte. Scully konnte sich mit Browley über private Dinge unterhalten wie, was sie als Kind gern gemacht hatte. Er lachte und offenbarte sich auch vor ihr. So offen könnte Mulder wohl niemals sein. Mulder versuchte in jeder Lebenslage, seine Gefühle zu verstecken. So wie sie es auch ihm gegenüber tat.



Scullys Bett stand am Fenster des Einzelzimmers, ihr Blick war nach draußen auf den Park gerichtet. Dieser wurde durch die morgendlichen Sonnenstrahlen in ein Licht von Wärme getaucht. Schon zu dieser frühen Stunde befanden sich Patienten im Park. Sie sah eine alte Frau im Rollstuhl, deren wahrscheinlich noch älterer Mann sie schob. Auch aus der Ferne konnte sie ein Band zwischen ihnen erkennen, welches ihre Liebe zueinander unterstrich. Sie sah einen jungen Mann mit Krücken gehen, sein Blick war auf die frühsommerlichen Blumen gerichtet. Nach einer Weile schnellte sein Blick hoch und eine Frau kam auf ihn zugelaufen. Sie umarmten sich und küssten sich zärtlich. Die Frau hatte eine Tasche dabei und sie setzten sich auf eine, in der Nähe befindlichen, Bank. Seine Arme immer noch um sie gelegt. Auf einer weitern Parkbank erkannte Scully eine Frau, die in ihren Armen ein Baby hielt, welches an ihrer Brust hing und scheinbar glücklich am saugen war. Auch ihr Mann saß neben ihr, streichelte die andere Wange des Babys und sah begeistert auf die Brust seiner Frau. Sie waren glücklich und warum auch nicht? Sie waren eine Familie und liebten sich. Alles Andere war für diesen Augenblick belanglos.

Wieder stiegen in Scully die Tränen auf. Sie wollte auch so ein Glück erfahren, einfach nur geliebt zu werden. Umarmt, gestreichelt und gehalten von jemanden der sie liebte. War das zuviel verlangt?



Die Tür zu Scully Krankenzimmer ging auf und herein trat ihre Mutter. Scully wischte sich noch schnell die feuchten Tränen aus dem Gesicht und wandte ihren Blick zu ihrer Mutter.



„Dana Liebes! Wie geht es dir? Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.“



Maggie setzte sich auf das Bett ihrer Tochter, stellte zuvor schnell eine kleine Tasche auf den Boden und umarmte Dana. In diesem Moment, einem Moment der Geborgenheit, fing Dana an zu weinen. Ihre Mutter wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, also machte sie das was ihr Mutterinstinkt ihr riet. Maggie drückte sie noch fester an sich und ließ Dana weinen. Ein leichtes wiegen in den Armen und nach ein paar Minuten hatte Scully sich wieder gefasst. Sie entwand sich aus der Umarmung und schaute ihre Mutter an.



„Was ist los? Die Schwester meinte nur, du hättest einen Autounfall gehabt und lägest mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Aber wenn das alles wäre, dann würdest du nicht weinen, oder?“



„Oh Mom, mir geht es gut wirklich. Glaub mir, ich war einfach nur froh dich zu sehen.“



„Dana, ich bin deine Mutter und auch wenn wir uns nicht mehr so oft sehen, weiß ich das es dir nicht gut geht. Was ist los? Und wo ist Fox?“



Scully schaute zur Seite, als der Name ihres Partners fiel. Sie hatte ihn noch immer nicht angerufen.



„Mom, es ist wirklich nichts. Es war nur komisch, als ich aufwachte und niemand war hier. Mulder weiß nicht das ich im Krankenhaus liege.“



„Dana!?! Warum hast du ihn nicht angerufen, er wird sich Gedanken machen und halb krank vor Sorge sein, wenn du dich nicht meldest.“



„Nein Mom, das wird er nicht! Er ist in Colorado mit Diana. Was würde es nutzen, ihm das hier zu erzählen? Ich will sein Mitleid nicht, außerdem wird Skinner ihn sowieso benachrichtigen, also erfährt er es eher als nötig.“



Scully antwortete leicht patzig und Maggie verstand gar nichts mehr. Was war nur mit ihrer Tochter los? Mulder würde sich Sorgen machen, denn sie wusste, wie viel ihm Dana bedeutete. Aber warum war er mit einer anderen Frau in Colorado. Sie hatte schon einiges von Diana Fowley gehört, da ihre Tochter von der Ehrlichkeit dieser Frau nicht überzeugt war. Aber Dana glaubte doch wohl wirklich nicht, dass Fox etwas für eine andere Frau außer Dana übrig hatte. Schon allein sein Blick, wenn er Dana anschaute, sprach Bände. Was war passiert, dass Dana nicht ihren Partner anrufen wollte.



„Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?“



Scully wusste das sie ihrer Mutter nichts vor machen konnte. Es war schon erstaunlich, wie gut sie sie kannte. Obwohl sie schon lange nicht mehr zu Hause wohnte, war ihre Bindung nie abgebrochen. Maggie war nicht nur eine Mutter sondern auch eine Freundin und noch mehr, seitdem Melissa tot war. Einer Mutter, wie Maggie es war, konnte man nicht die Wahrheit vorenthalten.



„Ja, wir haben uns gestritten. Gestern wollte Mulder mal wieder eine seiner Theorien nachjagen und es kam zum Streit. Wir haben uns Wörter an den Kopf geworfen, die wir niemals hätten laut sagen sollen. Ich weiß nicht wie wir jemals wieder zusammen arbeiten sollen. Wir haben uns gegenseitig verletzt und jetzt weiß ich nicht was ich machen soll, was ich machen kann! Wir hatten die letzen Wochen kaum einen freien Tag, wir waren sehr gestresst und ich habe einen Fehler gemacht.“



„Was war das für ein Fehler?“



„Mom. Ich hatte immer die Hoffnung gehabt, das Mulder mich eines Tages genauso mag, wie ich ihn. Das da noch mehr ist, als wir uns eingestehen wollen. Aber in letzter Zeit sah ich die Blicke, die er mit Diana austauschte. Es waren so vertraute und auf eine Weise liebe Blicke. Ich weiß einfach nicht was ich glauben kann. Er liebt mich nicht und aus Trotz bin ich mit einem anderen Mann ausgegangen. Er ist auch FBI-Agent und Mulder hat irgendwie komisch reagiert, als er uns nach einem anstrengenden Arbeitstag zusammen hat wegfahren sehen. Agent Browley und ich waren nur ein paar Mal unterwegs gewesen. Er hat mich auf andere Gedanken gebracht. Aber es war nicht mehr! Ich habe ihn nie Mulder gegenüber erwähnt, aber seitdem er uns zusammen gesehen hat, war er anders.“



„Dana, oh Dana. Du bist ja wirklich verliebt! Endlich gestehst du es dir selbst ein. Und glaub mir, Fox liebt dich. Allein wie er dich anschaut und versucht dich zu beschützen, dass ist es was Liebe ausmacht. Wenn du sagst es war nichts zwischen dir und diesem Agent Browley, worüber machst du dir dann Gedanken? Du bist nicht Fox Eigentum und kannst tun und lassen was du willst. Er wird dir glauben, wenn du es ihm sagst, denn er vertraut dir. Er ist wohl einfach nur eifersüchtig und versucht dich auch eifersüchtig zu machen. Und wie ich sehe hat er es ja auch geschafft.“



Maggie lächelte ihr Tochter an, denn obwohl sie schon seit langem erwachsen war, verhielt sie sich wie ein verliebter Teenager.



„Mom, wenn das nur so einfach wäre. Warum ist er dann mit Diana in Colorado? Ich bin seine Partnerin und nicht sie. Er liebt sie und nicht mich. Ich will doch auch nur einmal glücklich sein, ist das wirklich so viel verlangt?“



„Dana, jetzt werde aber nicht ungerecht. So wie mir das scheint, wäre er niemals mit Diana geflogen, sondern nur der Streit hat ihn dazu veranlasst. Du wirst sehen, bestimmt macht er sich jetzt schon ebensolche Gedanken wie du. Einer von euch beiden muss den ersten Schritt tun, sonst wird nie etwas daraus und das wäre schade. Ihr gebt ein solch schönes Paar ab.“



„Mom!“



Scully wusste nur zu gut, dass ihr Mutter Recht hatte. Sie würde ja auch alles dafür tun, wenn sie sich dabei Erfolg versprechen würde. Aber sie musste wirklich etwas tun, ansonsten wüsste sie nicht, wie lange eine Zusammenarbeit noch möglich wäre.





Maggie war nach dem Mittagessen zurück nach Hause gefahren. Scully ging es schon viel besser, auch dadurch, dass sie ihrem Herzen ein bisschen Luft gemacht hatte. Es tat gut mal mit jemanden, auch wenn es die eigene Mutter war, zu reden. Skinner hatte bereits auch schon angerufen und nach ihrem Befinden gefragt. Er wollte heute Abend mal vorbei kommen, denn obwohl er nur ihr Boss war, war er immer um das Wohlergehen seiner Agenten besorgt. Von Mulder hatte er nichts erwähnt und sie hatte es auch nicht getan.

Die Schwester hatte ihr geholfen sie in den Park zu bringen. Zuerst sollte sie einen Rollstuhl benutzten, doch sie wollte ihre steifen Knochen ein wenig bewegen und so war es auch gegangen. Scully saß nun im Park auf einer Bank. Sie trug einen Bademantel und darunter einen blau karierten Baumwollpyjama, ihre Mutter hatte ihr kurzerhand die Sachen eingepackt.

Um sie herum duftete es nach frischen Blumen. Die Kirschbäume zeigten sich in voller Pracht. Osterglocken, Krokusse und noch eine Vielzahl mehr an Blumen, säumten den schon grünen Rasen. Die Vögel zwitscherten und Scully sah den Patienten zu, die hier spazieren gingen. Es war zwar erst Ende April, aber die Sonne meinte es wirklich gut mit ihnen. Nur eine leichte Brise wehte, die man als recht angenehm empfinden konnte.

Scully schaute auf den Eingang, als ihr ein Mann auffiel. Er war groß, schlank und wirkte sportlich. Er schaute sich suchend um, in der einen Hand einen dicken Strauß mit roten Rosen. Er trug Jeans und einen Pullover, die Ärmel nach oben geschoben. Sein braunes und gepflegtes Haar, welches ein bisschen strubbelig aussah, glänzte in der Sonne. Sein Gesicht wirkte aus der Entfernung markant aber doch zart, wie das eines Jungen. Er schien das gefunden zu haben, nachdem er Ausschau gehalten hatte, den er setzte seine Schritte in ihre Richtung fort. Es war Mulder!

Kurz bevor er bei ihr angekommen war, hielt er inne. Er schaute sie an und ihre Blicke trafen sich. In seinen Augen konnte sie etwas wie Erleichterung sehen und gleichzeitig Angst. Ihre Augen füllten sich zum wiederholten Male mit Tränen und der eben noch so angenehme Wind, ließ ihren Körper zittern. Mit ihren Augen versuchten sie den Anderen um Vergebung zu bitten. Diese Sprache beherrschten sie seit langem und es war noch so viel mehr.

Mulder näherte sich auf den letzten Metern nur sehr langsam. Als er sie nun erreichte, roch er noch mal kurz an den Rosen und ließ seinen Blick in ihrem ruhen. Er senkte den Strauß und beugte sich vor. Ein leichter Kuss auf den Mund und er löste sich sofort wieder von ihr. Scully hatte dabei die Augen geschlossen und öffnete sie nur zaghaft. Sie nahm ihm die Blumen ab, die er ihr reichte und Mulder setzte sich neben sie auf die Bank. Die Augen immer noch in den jeweils anderen gefangen.



„Mulder, was machst du hier? Ich dachte du wärst in Colorado?“



Scullys Worte waren mehr die eines Flüsterns, als wirklich fest. Unsicherheit schwang ebenfalls mit. Und auch das persönliche „du“ kam zum ersten mal aus ihrem Mund.



„Scully! Wo sollte ich anderes sein, als bei dir? Niemals wäre ich ohne dich gefahren, du bist meine Partnerin! Aber warum hast du mich nicht angerufen? Skinner rief erst vor kurzem an und er war genauso überrascht wie ich, dass ich nichts davon wusste.“



„Also bist du hier, weil du dir Sorgen um deine Partnerin gemacht hast?“



Mulders Hand griff vorsichtig nach Scully Fingern, er drückte sie leicht, um damit seine folgenden Worte zu unterstreichen.



„Dana, ich bin hier, weil ich mir Sorgen um die Frau mache, die ich liebe. Ich liebe Dich!“



„Du liebst mich?“



„Schon seit langer Zeit! Ich hatte nur nicht den Mut es dir zu sagen. Meine Befürchtung, es wäre einseitig, hielten mich davon ab. Ich wollte dich nicht verlieren, also schwieg ich. Jetzt kann ich es nicht mehr. Du musstest es wissen, denn anders könnte ich nicht weiter arbeiten und erst recht nicht leben. Du bist das Schönste und Beste, was mir jemals im Leben passiert ist, ohne dich hat mein Leben keinen Sinn mehr.“



Diese Worte nahm Scully tief in sich auf. War ihr Wunsch nach Glück endlich erfüllt worden? Sie hoffte es, denn auch sie liebte diesen Mann. Einen Mann, der ihr endlich seine wahren Gefühle offenbart hatte. Ab heute würde sie glücklich sein und wer weiß, eines Tages ebenfalls hier sitzen, ein Kind im Arm und mit Mulder an der Seite. Sein Stolz und Liebe würden alles Andere in den Schatten stellte. Sie würde diesen Mann niemals gehen lassen, sie würde ihm folgen wo auch immer er hinging, denn sie war glücklich, und nur mit ihm.



„Ich liebe Dich auch, Fox. Mehr als ich es jemals sagen könnte.“



Ihre Köpfe näherten sich erneut und das Gefühl welches sie überkam, als sich ihre Lippen trafen, sandte Wellen der Liebe, Zuneigung und Geborgenheit aus.





Ende
Rezensionen