World of X

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Besessen

von Steffi Raatz

1/1

Auszeichnung: Vom DFFG mit einer 1,2 benotet





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Besessen

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Manchmal denke ich an ihn. Es ist merkwürdig, es sollte mich beschämen, daß ich es überhaupt tue, doch irgendwie fasziniert er mich. Diese kühle berechnende Art, diese Entschlossenheit. Er ist gefährlich, das weiß ich nur zu gut, doch ich glaube auch, daß er in seinem Inneren einen Kern verschlossen hat, der überaus sanftmütig sein kann. Jedenfalls weiß er, was er will und meist ist das nicht wenig.

In stillen Augenblicken taucht sein Gesicht vor mir auf und er erzählt mir, daß ich ihn betöre, daß ich ihm den Verstand raube. Im Grunde ist das triviales Wunschdenken meinerseits und ich sollte mich wirklich fragen, warum ich diese Gedanken habe, schließlich ist er nicht das, was man als einen Traummann bezeichnen kann. Nein, vielmehr ist er das Gegenteil. Ein Überbleibsel aus einer Zeit, als es noch die wirklich Bösen gab.

Doch ich denke, gerade diese Gefahr, dieses Spiel mit dem Feuer, dieses Nichtwissen, was im nächsten Augenblick geschehen wird, genau das treibt mich zu diesen Gedanken, erregt mich.

Obwohl er eine Gefahr für mich und die Menschen um mich herum darstellt, erhoffe und ersehne ich immer wieder einen Augenblick der Zweisamkeit. Und auch nur, weil ich herausfinden möchte, ob diese Erregung in meinem Inneren, diese Flamme, die unaufhaltsam in mir züngelt und mich verbrennt, ob diese Begegnung nicht alles wieder ändern würde.

Vielleicht bin ich verrückt, wenn ich tief in meinem Innersten vermute, daß ich mit ihm glücklich sein könnte. Daß er auch mit mir glücklich sein könnte!

Die Fakten liegen auf dem Tisch. Er ist schlecht. Schlecht von Grund auf und ohne jegliches schlechtes Gewissen. Fakten, die mich eigentlich dazu bringen sollten, ihn zu verachten, seine Seele zu verdammen und einen möglichst großen Abstand zwischen uns zu bringen. Doch genau das ist es, was mich reizt.

Und wenn ich dann wieder an ihn denke, frage ich mich, welcher Teufel wohl selbst in mir steckt, daß mich diese Gedanken verfolgen.

Irgendwann habe ich angefangen, Vergleiche zwischen den Männern in meinem Leben und mir zu ziehen. Ob es nun Mulder war, dessen Glaube mich fast in den Wahnsinn trieb oder ob es Skinner war, dessen Fragwürdigkeit mich lange nicht schlafen ließ, sie alle haben einen entscheidenden Platz in meinem Herzen eingenommen. Als Geliebter oder als Freund.

Doch ihn, meine heimliche bittersüße und gefährliche Verlockung, ihn kann ich weder kategorisieren, noch könnte ich sagen, daß ich ihn in mein Herz geschlossen habe. Er hat seinen eigenen Platz in mir, treibt sein Unwesen in meinem Kopf und nachts auch in meinen Träumen und erotischen Fantasien.

Nein, lieben könnte ich diesen Mann nie. Niemals, nach dem, was er mir angetan hat und trotzdem bleibt da diese Hitze, die bei jedem Gedanken an ihn zwischen meine Beide schießt und mich in den Wahnsinn zu treiben droht.

Meine Gedanken sind frei, doch nicht frei von ihm. Fast glaube ich schon, von ihm besessen zu sein. Vielleicht werde ich ja doch verrückt.

Als ich den X-Akten zugeteilt wurde, da war ich noch eine naive, junge FBI-Agentin, die nur ihren Job erledigen wollte, heute bin ich verrucht in meinen Gedanken und wahre nur noch nach Außen hin das Bild einer anständigen, zurückhaltenden Frau. Dann manchmal, bricht jedoch mein verstecktes Innerstes aus mir hervor und ich verliere die Kontrolle.

Schuld an alle dem sind einige Ereignisse in meinem Leben, doch am meisten er. Ich begegnete ihn, begann ihn zu hassen und gleichzeitig stellten sich die Träume ein.

Jetzt scheint er mich zu besitzen, auch wenn er es nicht weiß. Ich gehöre ihm, mein Körper gehört ihm, auch wenn ich nachts das Bett mit einem anderen teile. Nie habe ich geglaubt, daß Besessenheit so sinnlich sein könnte, nie habe ich geglaubt, daß ich mich damit abfinden würde, von ihm besessen zu werden. Doch ich akzeptiere meine Gedanken, freunde mich sogar zunehmend mit ihnen an.

Irgendwann jedoch werde ich ihn zur Rede stellen, werde herauszufinden versuchen, was wirklich in meinem Kopf passiert, was meinen Körper antreibt. Entweder wird diese Begegnung mit ihm meine Erlösung oder ich stürze in das übelste Verderben und werde mit ihm eins.

Merkwürdig ist nur, daß mir der Gedanke gefällt. Vielleicht stimmt es ja, daß ich meinen Verstand verliere, doch wenn es sich weiter so gut anfühlt, dann lasse ich es unweigerlich zu und erkläre mich bereit, meine Seele dem Teufel zu verkaufen. Einem Teufel, dessen Name Alex Krycek ist.



Ende
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