World of X

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Ohne Kompromisse

von Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 2

Der Morgen kam hart und ohne Rücksicht. Als Dana die ersten Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht spürte, begann ihr Kopf zu dröhnen. Vage erinnerte sie sich daran, Wein getrunken zu haben. Es mußte zuviel gewesen sein, wenn sie einen so schweren Kopf hatte und sie beschloß, nie wieder mehr als ein Glas zu trinken.

Der Duft männlichen Aftershaves drang ihr in die Nase. Im ersten Augenblick erschien es ihr angenehm und vertraut, im nächsten Moment verursachte es Panik in ihr.

Sie riß die Augen auf und sah sich um. Es war eindeutig nicht ihr Schlafzimmer, doch wessen.. dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und ein eiskalter Schauer lief ihren Rücken hinab. Sie hatte doch nicht? Vorsichtig blickte sie über den Bettrand und sah dort ihr schwarzes Kleid und den zerrissenen Tanga liegen - mein Gott, sie hatte doch!

Entsetzt ließ sie den Kopf wieder auf das Kissen sinken und schloß die Augen. Dann schlug sie die Bettdecke zurück und schwang sich aus dem Bett, wickelte sich die Überdecke um den Körper und schlich zur Tür.

Ein Blick in das Wohnzimmer bestätigte ihr, dass Mulder in der Dusche war. Sie vollzog in der Küche eine Katzenwäsche, zog ihr Kleid über und betrachtete das vorbereitete Frühstück auf der Anrichte. Es war so liebevoll angerichtet, doch sie konnte keinen Bissen davon essen.

Sie mußte erst mal raus aus dieser Wohnung, sich umziehen und duschen. Mein Gott, wie hatte sie so etwas nur tun können? Sie waren Partner, sie waren Freunde, sie würden nie wieder ungezwungen miteinander umgehen können. Dana spürte die Tränen, die ihre Augen benetzten und zog ihre Schuhe über.

Sie verließ ganz in Panik und Eile die Wohnung und rief sich ein Taxi, sie hinterließ Mulder keine Nachricht, denn er würde sie auch so finden. Sie wollte nur noch nach Hause und sich verstecken. Sie musste in Ruhe über alles nachdenken, ihre Gefühle sortieren. Wenn sie wieder klar war im Kopf, konnte sie Mulder auch wieder ruhig entgegen treten - hoffte sie zumindest, denn es würde nie wieder so sein wie früher. Sie wusste schon lange, dass sie ihn liebte, mit ihrem ganzen Herzen und aller Macht, die dieses Gefühl erzeugen kann, doch nun traf sie diese Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht.

Mulder unterdessen, merkte noch nicht das Scully weg war, denn er stand summend unter der Dusche und war so glücklich, dass er die ganze Welt hätte umarmen können. Er liebte eine schöne Frau und er hoffte, sie meinte es auch ehrlich mit ihm. Er hatte, als er aufgewacht war, den Frühstückstisch gedeckt und hoffte das Scully ihm Gesellschaft leisten würde. Ihm kam in den Sinn, wie es wäre, wenn sie mit ihm unter der Dusche stehen würde und er wurde wieder steif.

Nein, nicht so früh am Morgen, dachte er und versuchte sich auf was anderes zu konzentrieren. Schließlich schaltete er das Kaltwasser an und zuckte entsetzt und erleichtert zusammen, als es über ihn und seine Erregung lief.

Als er kurze Zeit später das Bad verließ, stellte er zu seinem Erstaunen fest, dass Scully nicht mehr da war. Ihr Tanga lag zerrissen im Schlafzimmer, aber von ihr keine Spur.

War sie vor ihm geflüchtet? Hatte sie Furcht vor dem, was passiert war oder hatte sie das etwa nie gewollt und verabscheute ihn nun?

Tausend Dinge gingen ihm durch den Kopf. Er zog sich an und lief im Schlafzimmer auf und ab. Was sollte er nun tun?

Nach endloser Grübelei gab er es endlich auf. Statt sie - wie vorgehabt - anzurufen, nahm er seine Jacke vom Haken und verließ seine Wohnung Richtung Büro.

Scully lief nervös auf und ab in ihrem Wohnzimmer. Ihr Blick fiel immer wieder auf die Straße. Hoffte sie etwa ihren Partner dort zu sehen? Tränen schimmerten in ihren Augen. Sie hatte wegen einer leidenschaftlichen Nacht alles aufgegeben, alles weggeworfen und sie erinnerte sich noch nicht einmal wirklich daran, was geschehen war. Hatte sie Leidenschaft empfunden? Hatte sie es genossen, war mit ihm in andere Spähren eingetaucht? Sie wußte es nicht. Nicht der Gedanke allein, dass sie mit ihrem Partner die Nacht verbracht hatte, machte sie unglücklich. Sie konnte sich einfach nicht erinnern. Ihr Erinnerungsvermögen endete bei dem Kuss auf der Couch und begann wieder als sie morgens in seinem Bett aufgewacht war.

Vorsichtig strich sie sich mit den Fingern über die Lippen. An den Kuss konnte sie sich noch erinnern. Er war so leidenschaftlich gewesen, so voller Inbrunst und Verlangen. Sie war noch nie so geküsst worden.

Mit einer kurzen Handbewegung wischte sie ihre Gedanken weg. Was sollte jetzt weiter geschehen? Wie sollte sie sich verhalten?

Sie konnte doch unmöglich ins Büro gehen und so tun, als wäre nichts geschehen? Für Mulder mochte das alles so seine Richtigkeit haben, er hatte schließlich seelenruhig geduscht und den Frühstückstisch gedeckt, sie hingegen, wußte noch nicht einmal mehr, was sie gesagt oder gedacht hatte.

Wie mochte sie sich verhalten haben? War sie wollüstig gewesen? Alles ließ darauf schließen, dass sie nicht das brave Mädchen gewesen war. Der Kuss, der zerrissene Tanga - oh, sie schämte sich ja so.

Seit Stunden geisterte sie nun schon von einer Ecke in die nächste und wußte nicht weiter. Vielleicht mußte sie sich stellen...

Mulder würde nicht mehr kommen, dessen war sie absolut sicher und es stimmte sie traurig. Aber dann sagte sie sich, dass er ihr vermutlich die Zeit geben wollte, die sie brauchen würde, um mit dieser Situation klar zu kommen.

Mulder unterdessen machte sich ebenso seine Gedanken, hatte er sich nicht richtig verhalten, war Scully böse mit ihm. Er wusste es nicht, und es stimmte ihn traurig, dass Scully nicht hier bei ihm war um über alles zu reden. Er rannte rastlos im Büro umher und wurde immer unruhiger. Er hielt es auch nicht mehr lange im Büro aus und schnappte sich sein Jackett, um Scully zu suchen. Er ging wie auf einer Schnur gezogen den direkten Weg zu Scullys Wohnung.

Fast zeitgleich entschloß sich Scully, endlich Klarheit zu schaffen und bestellte sich ein Taxi, das sie ins Büro bringen sollte. Es war vielleicht nicht der richtige Ort, um sich auszusprechen, aber es war neutraler Boden und genau so etwas suchte sie jetzt.

Die Fahrt wurde ihr zum Martyrium.

Immer wieder machte sie sich Vorwürfe, so leichtsinnig und so blauäugig gewesen zu sein. Was hatte sie denn erwartet? Er war ein Mann und unter Alkoholeinfluß - sie hoffte, er habe auch zuviel getrunken und sie nicht absichtlich ausgenutzt - konnte er ihrer Weiblichkeit auch nicht widerstehen. Sie wußte, dass es wie eine Zeitbombe zwischen ihnen getickt hatte. Das die Bombe jederzeit hatte hochgehen können, dazu hatte es schon zu lange zwischen ihnen geknistert, doch dass es so geschehen würde, dass es noch während ihrer Dienstzeit geschehen war - ihr wurde übel, wenn sie an die Konsequenzen dachte.

Als sie das Büro betrat, war sie sich nicht sicher, wie sie auf ihn reagieren würde. Würden ihr die Tränen kommen? Würde sie ihm um den Hals fallen? Scully traute sich im Moment alles zu, doch sie wurde in gewisser Weise enttäuscht, denn Mulder war nicht da.

Sekundenlang zögerte sie und rang mit sich, ob sie nicht wieder gehen sollte, doch dann entschloß sie sich zu bleiben und zu warten.

Mulder hatte es eigentlich nicht außerordentlich weit zu Scullys Wohnung und doch ließ er sich viel Zeit und brauchte gut eine Stunde. Wie würde sie auf sein Erscheinen reagieren? Er wußte es nicht, aber er hoffte, alles klären zu können.

Während des Weges war ihm klar geworden, dass sie vermutlich zu viel von dem Wein getrunken hatte und deshalb so außer sich war. Und er verstand es. Vermutlich glaubte sie, er habe sie nur ausgenutzt, die Situation ergriffen, doch dem war nicht so. Er war verrückt nach der kleinen Rothaarigen, die sein Leben seit gut sieben Jahren durcheinander brachte und anschließend wieder in die richtige Bahn krempelte. Ein Blick aus ihren blauen Augen und er war hin und weg gewesen. Sie wußte gar nicht, dass sie ihn schon vom ersten Tag an verhext hatte, dass er sich damals bei ihrem ersten Fall bereits in sie verliebt hatte allen Regeln zum Trotz. Es wurde endlich Zeit, dass er ihr das sagte.

Doch ganz so einfach war das nicht, wie er sich das vorgestellt hatte. Er stand vor der Tür und wußte nicht wie er anfangen sollte, doch dann rang er sich zum Klopfen durch.

Mit Erstaunen registrierte er, dass sie nicht öffnete. Er klopfte einmal, zweimal und nichts geschah. Scully war scheinbar nicht zu Hause. Es war zum Verrückt werden. Wo mochte sie stecken?

Kurzerhand entschloß er sich, wieder ins Büro zu fahren. Wenn sie mit ihm reden wollte, dann würde sie zu ihm kommen - hoffentlich - setzte er noch in Gedanken hinzu.



Die Bürotür öffnete sich langsam und Scully sah ihren Partner müde an. Die letzten Stunden hatten sie alle Energien gekostet: "Ich habe auf Sie gewartet."

"Bist du schon lange hier?", erwiderte er und registrierte mit Schmerz, dass sie ihn wieder siezte..

"Seit etwa zwei Stunden", murmelte sie und sah zu Boden.

Er machte einen Schritt auf sie zu und blieb stehen, als er ihre abwehrende Haltung sah: "Wir müssen reden!"

Sie nickte und spürte wie ihre Augen feucht wurden: "Mulder, wir... was da geschehen ist... ich... oh mein Gott, ich habe zu viel getrunken... ich weiß nicht, was ich getan oder gesagt habe... ich meine was wir..." Sie schluckte.

Mulder machte nun doch eine großen Schritt auf sie zu und zog sie in seine Arme. Sie versuchte sich zu wehren, ihn von sich zu stoßen, doch es fühlte sich so gut und so richtig an. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen, durchweichten sein Hemd und zeigten ihm ihren Schmerz, ihre Verzweiflung.

Er strich ihr sanft über die Haare: "Shhh... hey, mein Liebling, es ist alles in Ordnung. Du brauchst keine Angst zu haben, ich weiß, dass du nichts schlimmes getan hast. Es war richtig, mein Engel. Wir haben nichts falsches getan."

"Woher willst du das wissen?", schluchzte sie an seiner Brust und er registrierte erleichtert, dass sie ihn wieder duzte.

"Weil wir zwei zusammen gehören. Wir beide sind ein Team, wir sind eine Einheit", entgegnete er mit sicherer Stimme.

"Soll ich dir mal was verraten?", er schob sie ein wenig von sich und sah ihr in die von Tränen schimmernden blauen Augen - es fiel ihm schwer, sich wieder auf etwas anderes zu konzentrieren, "als ich dich das erstemal gesehen habe, da war es um mich geschehen. Die ganzen Jahre, habe ich darauf gewartet, dass so etwas geschieht, damit ich dir sagen und zeigen kann, wie viel du mir bedeutest und jetzt stehst du hier und weinst, weil wir das wundervollste der Welt miteinander erlebt haben. Dana...ich liebe dich!"

Sie sah ihn groß an, schnappte nach Luft und versuchte das Gesagte zu verdauen. Liebte er sie wirklich? All die Jahre war sie seine Partnerin gewesen und hatte es nicht gemerkt? Geahnt hatte sie es, ja, vielleicht sogar instinktiv gewußt, aber sie hatte es nie wahrhaben wollen. Und nun stand er vor ihr und sagte es ihr direkt ins Gesicht, sie wußte nicht, ob es die Dinge vereinfachte oder verkomplizierte, sie wußte nur, dass sie ihn auch liebte - mehr als ihr eigenes Leben.

Sie wusste im Grunde ihres Herzens, das sie sich keinen besseren Partner wünschen konnte und so sagte sie ihm nach kurzem Zögern, was er sich erhofft hatte zu hören: "Ich liebe Dich auch, Fox!"

Er umfing Scully glücklich, und gab ihr einen langen intensiven Kuss. Ihre Arme schlangen sich wie von selbst um seinen Nacken. Ihre Lippen brannten, als er von ihr abließ, ihre Augen waren gefüllt mit Tränen und doch zeichnete sich auf ihrem Gesicht ein wunderschönes Lächeln ab.

Zärtlich fuhr er ihr mit den Fingern über die Lippen und sah sie ehrfürchtig an: "Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich danach gesehnt habe diese Worte von dir zu hören?"

Sie schüttelte den Kopf und fuhr ihm mit der Hand über sein Revers: "Sag es mir, Fox."

"Ich werde es dir zeigen", raunte er und küßte sie mit aller Liebe und Leidenschaft, die er in diesem Augenblick empfand.

Dana spürte das wundersame Ziehen, die Sinnlichkeit, die sie plötzlich empfand und das Gefühl endlich ganz Frau sein zu dürfen.

Mit seinem kräftigen Armen hatte er sie gepackt und setzte sie vor sich auf den Schreibtisch. Ihre Hände zerwühlten sein Haar und ihre Lippen folgten den seinen hungrig.

Wie hatte sie nur glauben können, dass alles, was sie die Nacht zuvor getan hatte, so falsch gewesen war?

Langsam wanderten ihre Hände zu seinem Hemd, strichen über seinen Oberkörper und glitten immer tiefer. Mulder stöhnte auf, als ihre Hand ihr Ziel erreicht hatte.

"Ich dachte, du wärst nur mit Wein so hemmungslos?", lachte er rauh und schob ihren Rock hoch.

"Ich kann mich nicht erinnern, aber ich will dir gern beweisen, dass dem nicht so ist", raunte sie und preßte sich an ihn. Ein leises Stöhnen glitt aus seinem Mund, ehe er ihren Tanga zerriß und nach kurzem Zögern hart und leidenschaftlich in sie eindrang. Sie keuchte erregt auf, ließ sich von der Welle unbekannter Gefühle hinweg schwemmen. Während er immer härter in sie stieß und ihre Erregung immer stärker wurde, kamen die Erinnerungen, die wie eine riesige Welle über ihr zusammenschlugen. Sie hatte alles wie in einem Traum wahrgenommen und nun wußte sie endlich, dass all diese wundersamen, aufregenden Dinge tatsächlich geschehen waren.

Ein starkes Zittern durchfloß ihren Körper, griff auf Mulder über und ließ sie beide fast zeitgleich zu ihrem Höhepunkt kommen.

Aneinander geklammert sahen sie sich in die Augen. Scully stand der Schweiß auf der Stirn und ihr Atem ging schwer.

"Ich würde dich jetzt am liebsten nie wieder los lassen..." flüsterte er und strich ihr über den Rücken.

"Ich dich auch nicht, aber ich schätze, wir sollten uns einen anderen Ort suchen!", erwiderte sie außer Atem und lächelte.

"Du hast Recht, los, laß uns gehen! Zu dir oder zu mir?", er zog sich aus ihr zurück, genoß ihr letztes Zusammenziehen, half ihr vom Tisch und knöpfte sich schnell die Hose zu, während Scully lediglich ihren Rock und ihre Bluse glatt strich: "Zu mir... das ist näher!"

Er lachte: "Du bist aber ungeduldig!", dabei konnte er es selber kaum noch erwarten, sie erneut zu spüren.

"Ich glaube, ich muß mir neue Unterwäsche zulegen", murmelte sie, als sie den zerrissenen Tanga betrachtete, "das wird mir aber nicht zur Gewohnheit, ja?"

"Wozu Unterwäsche", grinste er, "die bleibt sowieso nicht lange an!"

Sie ließ das kaputte Wäschestück in ihrer Jackentasche verschwinden und sah sich um. Nichts deutete mehr auf das Geschehene.

"Stell dir mal vor, Skinner hätte das mitbekommen..." spekulierte sie und machte ein leicht entsetztes Gesicht bei der Vorstellung.

"Auwei... das wäre vermutlich sehr interessant geworden!", entgegnete Mulder lachend und öffnete die Tür.

Wenn er nicht rechtzeitig aufgesehen hätte, hätte er vermutlich Skinner umgerannt, so blieb Mulder jedoch erschrocken in der Tür stehen.

"Agents, ich muß mit Ihnen reden, es geht um einen Fall..." begann er, doch Scully, die errötet war, unterbrach ihn unsanft: "Wir müssen ganz dringend weg, ein spezieller Fall..."

"Ja...ja, fing Mulder den Satz auf, ganz eilig! Kein Aufschub möglich!", dann griff er ihre Hand und zog sie von Skinner fort, der seinen Agenten fragend hinterher blickte.

Was war nur in die beiden gefahren?

Scully und Mulder wußten es. Sie wollten einander, in guten und in schlechten Zeiten und jetzt erst einmal so leidenschaftlich wie noch nie...





Ende
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