World of X

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Fate Dispensation

von Janett Orlovius, Karin Ropers, Steffi Raatz

Kapitel 2

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Die kleine Bar war wesentlich ruhiger und angenehmer, auch wenn hier Musik gespielt wurde, so war sie zwar ausreichend für die wenigen Tanzpaare, aber doch so leise, dass man sich in Ruhe unterhalten konnte.

Scully bestellte sich eine Cola light und setzte sich mit ihrer Begleitung an einen der hinteren Tische. Wie sie festgestellt hatte, trug der Mann ihr gegenüber grundsätzlich schwarz, wenn sie ihn sah. Sie fragte sich, ob das irgendeine Bedeutung hatte.

Als die Getränke schließlich kamen, hatten sie noch kein Wort miteinander gesprochen und es wirkte auch nicht so, als ob es sich ändern würde.

Schließlich konnte sie nicht mehr an sich halten: "Was ist in der Lagerhalle passiert?"

Sein Blick ruhte auf ihrem, undurchdringlich, geheimnisvoll: "Nichts."

"Nichts?", ihre Neugier war angestachelt. Wie konnte dieser Mann nur behaupten, es wäre nichts geschehen?

"Sie würden es vermutlich nicht begreifen," er lächelte tiefgründig und nahm ihre Hand, "wollen wir tanzen?"

Scully sah ihn verblüfft an.

Er registrierte ihren erstaunten Gesichtsausdruck und mußte sich zusammen nehmen, um seine Aufforderung nicht wieder zurück zu ziehen.

Eigentlich verblüffte es ihn selber, war er doch eher scheu und zurück haltend und tanzen gehörte nun wirklich nicht zu seinen Stärken. Im Prinzip war er auch noch nie auf die Idee gekommen, jemanden aufzufordern. Ja, was ging hier eigentlich vor?

Scully spürte das Zögern ihres Tanzpartners und stand demonstrativ auf. Womöglich überlegte er es sich sonst noch.

Sie schritten gemeinsam zur Tanzfläche und begannen zu einem ruhigen Stück zu tanzen. Für beide war es sehr ungewohnt. Ungewohnt für sie, weil sie bisher immer nur mit Mulder getanzt hatte, ungewohnt für ihn, weil er eigentlich nie tanzte, doch irgendwie gelang es und nach einer Weile kamen sie sogar ins Gespräch.

"Sind Sie beruflich in L.A.?"

Sie sah ihn an und überlegte, ob sie die Wahrheit sagen sollte: "Ja, so könnte man es nennen."

"Und was machen Sie so?"

"Ich..." sie zögerte einen Augenblick, entschloß sich aber dann, offen zu sein, "ich bin beim FBI. Und Sie?"

Jetzt überlegte Angel krampfhaft, was er ihr sagen sollte. Die Wahrheit? Was war die Wahrheit? Wie weit konnte er gehen?

"Ich habe eine eigene Agentur," erwiderte er und schwang sie im Takt herum.

"Agentur? Sind Sie Fotograf oder so?"

Er lachte leicht: "Nein, Privatdetektiv könnte man mich nennen."

Sie nickte, als sei sie mit diesem Beruf einverstanden.

Angel genoß das Gefühl Scully in den Armen zu halten. Es fühlte sich ungewohnt gut an. Fast schon zu gut für seinen Geschmack. Noch immer konnte er sich nicht erklären, welches Band sie verknüpfte, aber irgend etwas gab es da.

Scully ihrerseits hatte immer noch dieses komisch kalte Gefühl, wenn sie Angel anfaßte. Irgendwo her kannte sie es, doch sie konnte die Erinnerung nicht einordnen. Und um Antworten zu bekommen, wollte sie erst einmal nicht tiefer in ihn dringen.

"Sie sagen ja gar nichts mehr?" Angel schaute sie fragend an und erst da begriff Scully, dass sie ihren Gedanken nach gegangen war.

"Sie tanzen gut," war das einzige, was ihr spontan einfiel und möglichst unverfänglich klang. Sicher hatte sie tausende von Fragen, doch keine, die den Abend nicht hätten ruinieren können.

"Sie auch. Es mag komisch klingen, aber ich tanze eigentlich nie, weil ich es nicht wirklich kann," entgegnete er und erstaunte sie mit der Aussage.

"Das kann ich gar nicht glauben," staunte sie.

"Es ist wirklich eigenartig, aber mit Ihnen fühlt es sich...," er zögerte einen Augenblick, "...richtig an."

Sie mußte lächeln. Ja, da hatte er etwas wahres gesagt. Auch mit ihm fühlte es sich verdammt richtig an. Scully konnte nicht erklären, woher dieses Gefühl kam, aber es war da und so akzeptierte sie es.

Ein Schrillen erklang von seinem Mantel her und mit einem schiefen Blick zu ihrem Tisch, fragte sich Scully ernsthaft, ob er zehn Stück davon im Schrank hatte. Jedes mal, wenn sie auf ihn traf, trug er wieder diesen schwarzen Mantel.

Angel sah unschlüssig auf seinen Mantel: "Ich..."

"Gehen Sie ruhig. Arbeitende Menschen soll man nicht aufhalten," lächelte sie.

Für einen kurzen Augenblick verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck, dann entschuldigte er sich bei ihr und eilte zu seinem Handy. Sie ahnte gar nicht, wie sehr sie ihn getroffen hatte.

Angel dachte darüber nach, ob er sich ihr anvertrauen konnte, ob er ihr sagen konnte, was er war, doch er entschloß sich schnell um. Er war kein Mensch und das würde sie garantiert nicht so einfach akzeptieren. Also ließ er es sein, lauschte dem Klang der Stimmen seiner Kollegen und verabschiedete sich dann schnell von seiner Begleitung.

Scully blieb auf der Tanzfläche stehen und sah ihm hinterher. In ihrem Kopf ratterte es. Angel hatte erzählt, er würde seine eigene Agentur haben, dann würde sie auch herausfinden können, wer er war.



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Mulder klappte die Akte zu und sah auf die Uhr. Es war bereits 22:30 Uhr und Scully hatte sich nicht bei ihm gemeldet. Er hatte auch keine Tür gehört, also konnte sie auch noch nicht in ihrem Zimmer sein.

Müde stand er auf und goß sich ein Glas Wasser ein.

Wenn er genauer darüber nachdachte, dann war ihm ihr Verhalten am Abend sehr merkwürdig vorgekommen. Es schien fast, als hätte sie eine Abneigung gegen Kate Lockley. Und dann dieser Vorfall in der Halle. Sie hatte ihn gefragt, ob er einen Mann gesehen hätte, doch da war niemand gewesen. Unruhig stellte er das Glas wieder beiseite. War seine Partnerin vielleicht einfach nur überarbeitet oder steckte da schlimmeres dahinter? Er mußte es unbedingt heraus bekommen.



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Scully ging gedankenverloren zum Hotel zurück. Sie bemerkte nicht die Schatten, die ihr folgten. Sie bemerkte auch nicht die leisen Stimmen. Sie dachte über Angel und dieses teils vertraute und doch so unvertraute Gefühl nach. Und stellte sich selbst Fragen.

Plötzlich erschrak sie. Wie aus dem Nichts waren vor ihr zwei Männer aufgetaucht. Sie hatte nicht mal bemerkt, wie man sich an sie herangeschlichen hatte. Ihre Waffe lag natürlich im Hotel. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, sie mit in eine Lokalität zu nehmen. Jetzt verfluchte sie sich innerlich dafür.

"Wollen Sie Geld? Ich hab keines... Wollen Sie Kreditkarten? Bitte, Sie können alle haben..." Scully griff in ihre Jackentasche, um ihre Geldbörse zu zücken.

"Geld? Kreditkarten, ha!", lachte einer der Männer ihr gegenüber und im fahlen Lichtschein glaubte sie die Zähne des Mannes aufblitzen zu sehen.

"Was anderes habe ich nicht!", entgegnete sie und breitete entsprechend ihre Arme aus.

"Doch," zischte einer der beiden, "Sie haben etwas ganz bestimmtes..."

Die beiden Männer traten ins Licht und Scully konnte mit Entsetzen ihre verunstalteten Gesichter erkennen und ihre spitzen Eckzähne. Für einen Augenblick spürte sie eine Art Starre in ihren Gliedern, dann wich sie zurück, bis sie eine Wand in ihrem Rücken spürte.

In Gedanken ging sie das Szenario durch, dachte an die Opfer, die sie im Obduktionsraum gesehen hatte, erinnerte sich an die Stichverletzungen am Hals. Standen etwa die potentiellen Täter vor ihr? War sie jetzt ihr nächstes Opfer? Scully bekam eine Gänsehaut und sah sich in der Falle.

Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich eine schwarz gekleidete Gestalt auf, griff den ersten der beiden Angreifer am Kragen und wirbelte ihn herum.

In einem kurzen Augenblick, so kurz, dass es fast nicht wahr zu sein schien, glaubte sie Angel zu erkennen, doch das Gesicht ihres Retters war ebenso verunstaltet, wie die ihrer Angreifer.

Dann ging es ganz schnell und sie konnte noch einmal miterleben, was sie bereits in der Lagerhalle gesehen hatte. Der Pflock ihres Retters bohrte sich tief in das Fleisch ihrer Angreifer, die daraufhin ihre Konsistenz verloren und sich in ein Häufchen Asche verwandelten.

Scully wußte was geschah, sie hätte genau sagen können, dass es sich um Vampire handelte, genug Sagen und Erzählungen gab es über dieses Thema ja.

Als der zweite Angreifer sich wahrhaftig vor ihren Augen in Luft aufgelöst hatte, entschwand jegliche Angst aus ihren Gliedern und nur die Neugierde blieb.

So stand sie da, wartete, wartete darauf, dass ihr Retter sich zu ihr umdrehen würde. Und so stand sie scheinbar eine kleine Ewigkeit, dann erst hörte sie einen tiefen Atemzug und sah, wie ihr schwarzer Retter sich zu ihr umdrehte.

"Angel!", keuchte sie auf und machte einen Schritt auf ihn zu.

Hatte sie nicht geglaubt, ein verzerrtes Gesicht gesehen zu haben? Aber vor ihr stand Angel und sein Gesicht war so wie sie es kannte, undurchschaubar und sehr attraktiv.

"Das wird wohl zur Gewohnheit," lächelte er matt. Scheinbar war es ihm sehr unangenehm, dass er ihr schon wieder zur Hilfe geeilt war.

Sie machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und stand ihm nun gegenüber. Ihr Herz schlug einige Takte schneller, Fragen brannten erneut auf ihren Lippen.

"Ist Ihnen auch nichts passiert?", sie legte ihre Hand sanft auf seinen Arm.

Er schüttelte lächelnd den Kopf und legte seine Hand auf ihre: "Mir geht es gut! Und Ihnen?"

"Gut, gut...," entgegnete sie schnell, "ich hatte solche Angst um Sie. Das waren vermutlich potentielle Mörder!"

Ein Lachen erklang aus seiner Kehle, doch es war nicht falsch, sondern vielmehr erfrischend erheitert: "Dana, Sie hätten lieber Angst um sich selbst haben sollen."

Sie wollte protestieren, sah auf, um ihm in die Augen zu sehen und spürte seine Lippen auf ihren.

Instinktiv schloß sie die Augen. Sie waren so kalt und doch durchströmte sie ein warmes Gefühl der Geborgenheit. Für einen Augenblick erschien die Welt, so wie sie sie kannte, still zu stehen.

Der Kuß endete schnell und doch kam es ihr so vor, als hätte er ewig gedauert.

Ihrer beider Blicke trafen sich und ein verstehendes sanftes Lächeln bildete sich um ihrer beider Lippen.

"Ich werde Dich noch bis zum Hotel begleiten," bot er sich an, doch sie verneinte.

Eine innere Stimme warnte sie, die Konfrontation mit ihrem Partner Mulder zu suchen.

"Ich werde das Stück schon alleine schaffen."

"Sicher?", er sah sie fragend an, aber es lag keine Skepsis in seinen Worten, so wie sie es vermutlich von Mulder erwartet hätte.

Ein Nicken bestätigte ihren Wunsch, alleine zu gehen.

Angel akzeptierte es und verabschiedete sich von ihr mit einem Lächeln, dann verschwand er und war so schnell untergetaucht, wie er auch aufgetaucht war.

Scully blieb noch einen Augenblick stehen und schaute in die Dunkelheit. Dann begann sie langsam Richtung Hotel zu gehen. Aus einem unerklärlichen Grund wußte Scully, dass sie keine Angst zu haben brauchte.

Angel hatte zwar gesagt er würde gehen, aber so ganz glaubte sie nicht daran. Sie hatte ein Gefühl, so als ob er sie beschützen würde.

Als Scully im Hotel angekommen war, warf sie noch einen letzten Blick auf die Straße, drehte sich dann um und betrat das Hotel.

Sie versuchte möglichst leise zu sein, damit Mulder sie nicht hören konnte. Doch es war umsonst. Es war, als hätte sie laut seinen Namen gerufen, denn kaum, dass Scully bei seiner Tür angelangt war, wurde diese von innen förmlich aufgerissen und Mulder schaute sie verärgert an.

Scully ließ den Kopf hängen und stieß ein kleines Stoßgebet gegen Himmel; sie wußte ganz genau was jetzt folgen würde.

"Wissen Sie eigentlich wie spät es ist?" Mulders Stimme hörte sich gefährlich ruhig an.

"Mulder, können wir das nicht morgen klären? Ich bin müde und würde jetzt gern eine Dusche nehmen und dann ins Bett gehen. Wenn Sie nichts dagegen haben!" Scully war gerade im Begriff zu ihrem Zimmer zu gehen, als sie erneut von Mulder aufgehalten wurde.

"Verdammt, machen Sie das bitte nie wieder mit mir? Begreifen Sie denn nicht, dass ich mir Sorgen gemacht habe?" Mulder blickte sie ungehalten an und zog an ihrem Mantel.

"Ich war spazieren, brauchte Zeit! Als ob Sie sich jedesmal bei mir abmelden würden! Und nun gute Nacht, Mulder!" Scully fauchte ihn an und nahm den Weg zu ihrem Zimmer wieder auf. Sie wollte sich erst Gedanken machen, wenn Sie unter der Dusche stand.

Mulder sah ihr hinterher und ging dann gedankenverloren in sein Zimmer zurück, nachdem er gesehen hatte, wie Scully ihre Zimmertür schloss.



Scully war sich erst jetzt so richtig bewußt, wie müde und ausgelaugt sie eigentlich war. Aber trotz allem mußte sie lächeln, sie hatte sich ein Weile positiv ablenken könnten. Angel gefiel ihr, auch wenn sie ihn nicht so recht einzuordnen wußte. Er forderte sie heraus mit seiner Präsenz. Ihren Gedanken weiter nachhängend, schlenderte sie von ihrem Schlafraum mit ihrem Nachtzeug zum Bad. Sie wollte gerade ins Badezimmer treten, als es an ihrer Zimmertür klopfte.

dachte sie und ging, mit Umweg zu ihrer Waffe - man konnte ja nie wissen - zur Tür.

"Wer ist da?", rief sie und vernahm als Antwort nur unkenntliches Gemurmel.

"Was wollen Sie, ich habe nichts bestellt!", rief sie, in der Annahme es sei der Zimmerservice, der sich in der Tür geirrt hatte. Sie vernahm ein dumpfes Geräusch und wollte schon aufatmen, als sie registrierte, wie der Türknauf gedreht wurde. Sie hatte vorhin abgesperrt, als sie in ihr Zimmer gegangen war - es war eine Manie von ihr, aber sie haßte nicht versperrte Türen, wenn sie allein im Haus oder in der Wohnung war. Jetzt schien es sich auszuzahlen.

dachte sie und löste die Sperre. Mit der Waffe im Anschlag riß sie die Tür auf.

"Mulder?", entfuhr es ihr ungläubig, als sie ihren Partner dort stehen sah, "was zum Teufel machen Sie vor meiner Tür?"

"Ich... äh... hab nichts mehr gehört und dachte, es wäre was passiert," verhaspelte er sich und machte damit nur alles noch viel schlimmer.

"Mulder, wenn ich eines hasse, dann ist es kontrolliert zu werden!", schnaufte sie und warf die Tür wieder vor seiner Nase zu.

Ein leises Klopfen erklang, doch sie öffnete die Tür nicht erneut. Sie würde garantiert nicht mit ihm reden. Als jedoch das Klopfen behende anhielt, schluckte sie ihren Ärger für eine Minute hinunter und riß die Tür wieder auf: "Was?"

"Ich..." er holte eine Flasche Wein hinter seinem Rücken hervor, "hatte eigentlich vor, Sie zu fragen, ob wir..." er schluckte, "na ja, der Tag war nicht so glorreich und sie wirkten so angespannt."

"Eben haben Sie aber noch was anderes gesagt?!", erwiderte sie mit verschränkten Armen, aber lang nicht mehr so verärgert.

"Ich geb's ja zu, es war blöd von mir, aber Sie haben mich so überrumpelt und ich wollte mich nicht unbeliebt machen. Aber das hab ich wohl besonders gut hin bekommen, oder?", er setzte ein verlegenes Lächeln auf und sie spürte, wie ihr Ärger ganz nachließ, regelrecht verpuffte.

"Also auf der Unbeliebtheitsskala hatten Sie sich auf eine glatte -10 katapultiert!", brummte sie.

"Und... wie weit hinunter geht ihre Skala?", fragte er vorsichtig.

"Bis -10!", konterte sie und machte die Tür ganz auf, "aber nun kommen Sie schon rein, sonst wird der Rotwein noch kalt."

Er lächelte dankbar und schlich sich an ihr vorbei zur Sitzecke. Scully holte seufzend ein paar Gläser aus der Bar und setzte sich zu ihm, dann begannen sie zu reden und saßen noch lange beieinander...



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Es war, als hätte sie ein D-Zug überrollt. Scully sah sich nicht in der Lage, ihren Kopf zu heben. Einen Kater konnte sie eigentlich nicht haben, dazu war eine Flasche Wein nicht ausreichend, aber dann erinnerte sie sich wieder, dass sie vorher noch etwas trinken war und anschließend den Abend mit Angel verbracht hatte.

Sie setzte sich gerade auf. A pro pro wildfremde Männer, sie und Mulder wollten um 10:00 Uhr bei einem gewissen Wesley Wyndham-Pryce sein, einem Kontakt, der durch die Lone Gunmen vermittelt worden war. Scully sah zu ihrem Wecker hinüber, dessen Leuchtzahlen bereits eine 09:30 Uhr formten.

Mit einem Satz war sie aus dem Bett, huschte unter die Dusche und stand geschlagene 20 Minuten später fertig vor Mulders Zimmertür.

"Was ist los?", erwiderte dieser schlaftrunken, nachdem Scully ihn mit mehrmaligen Trommelstößen gegen die Tür geweckt hatte.

"Wir hatten um 10:00 Uhr einen Termin, erinnern Sie sich?", entgegnete sie mit verschränkten Armen.

"Und wie spät..."

"09:50 Uhr!", entgegnete sie und ihr Fuß wippte nervös auf und ab.

"Shit, bin gleich so weit... gehen Sie in die Halle, wir treffen uns dort in...." er sah auf die Uhr, "15 Minuten," und verschwand in seinem Zimmer.

Scully sah nur noch einmal kurz Mulders Rücken, ehe die Tür vor ihrer Nase ins Schloß fiel. Sie drehte sich um und machte sich langsam auf den Weg zur Halle. Angekommen, bestellte sie sich einen Kaffee.

Während sie auf Mulder wartete, dachte Scully über die vergangenen Tage nach. So viel war geschehen, so viele neue Gefühle hatte sie kennen gelernt. Gefühle, die mit Angel zu tun hatten. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und als Mulder runter kam, war es immer noch da.

"Sie scheinen heute morgen ja bester Laune zu sein," kam es von Mulder.

Scully blickte auf und sah Mulder an. Er hatte sich in den vergangenen 15 Minuten frisch rasiert und umgezogen. Manchmal fragte sie sich wirklich, wie er das immer schaffte, nach so einer Aktion auch noch ausgeruht und munter auszusehen. Sie stand auf und stellte ihre Tasse, die inzwischen leer war, auf den Tisch neben ihrem Stuhl.

"Also, wo treffen wir diesen Wesley ?"

"Wir wollten uns in einem Coffeeshop in der Pietstreet treffen. Ich hoffe nur er wartet, denn wir werden uns mindestens 45 Minuten verspäten," Mulder sah auf seine Uhr und runzelte die Stirn. Dieser Termin war einfach zu wichtig als dass er ihn verpassen durfte.

Wenig später saßen Mulder und Scully im Taxi und fuhren zum vereinbarten Treffpunkt. Beide redeten nicht miteinander, jeder hing seinen Gedanken nach. Auch wenn der Vorabend durchaus noch positiv verlaufen war und Mulder die Situation einigermaßen gerettet hatte mit der Flasche Wein, so kam sie nicht umhin, ihm innerlich stille Vorwürfe wegen seinem Verhalten zu machen. Sie haßte es, kontrolliert zu werden.



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Wesley Wyndham-Pryce wartete jetzt schon seit zwanzig Minuten auf die beiden Agenten, als die Kellnerin abermals bei ihm am Tisch vorbei kam.

"Haben Sie noch einen Wunsch?", fragte sie und Wesley gab ihr zu verstehen, dass sie ihm noch einen Kaffee bringen konnte, als die Eingangstür sich öffnete und eine Lady, mit einem Kerl im Schlepptau, den Shop betrat.

Die drei komischen Typen, die ihn angerufen hatten, hatten etwas von einer eleganten jungen Frau und einem eher etwas schlampig gekleideten jungen Mann gesprochen. Die Beschreibung paßte ja wunderbar. Er erhob sich und lenkte somit ihren Blick auf sich.
Scully schubste ihren Partner und er deutete ihr mit einem Nicken voran zu gehen.

"Wesley Wyndham-Pryce," stellte der junge Mann mit Brille sich ihnen vor.

Scully lächelte und hielt ihm ihre Hand entgegen: "Dana Scully, FBI"

Mulder tat es ihr gleich, anschließend setzten sie sich wieder und Mulder bestellte sich und seiner Partnerin einen Kaffee.

"Sie sind auf Vampirjagd?" Wesley redete nicht groß um den heißen Brei und kam zum Punkt.

"In gewisser Weise!", erwiderte Mulder und Scully fuhr ihm unwirsch dazwischen.

"Da es keine Vampire gibt, denke ich, wir jagen eher einen sehr einfallsreichen Mörder!"

Wesley zog die Augenbraue hoch und dachte einen Augenblick über das Gesagte nach. Angel würde sich freuen, wenn er hörte, dass es wieder mal jemanden gab, der nicht an ihn glaubte - so wie Kate einst.

"Mr. Wyndham-Pryce, wir haben bereits mit Kate Lockley vom zuständigen Polizeirevier gesprochen, doch leider haben wir keine wirklich brauchbaren Informationen erhalten. Fast erscheint es mir, dass man uns zwar auf den Plan gerufen hat, aber dennoch nicht wirklich klären will, was geschehen ist und vermutlich noch geschieht," erklärte Mulder und nahm die beiden Kaffee dankbar lächelnd von der Bedienung entgegen.

"Und nun wollen Sie von mir an weitere Informationen kommen?" Wesley schaute die beiden Agenten herausfordernd an.

"Nach unserem Telefonat ging ich davon aus, dass dies tatsächlich der Fall sein könnte," Mulder konnte sich bei soviel Überheblichkeit seinen Sarkasmus nicht verkneifen.

Scully hingegen war beeindruckt. Der Mann vor ihr schien genau zu wissen, wie er mit Menschen umzugehen hatte, egal welcher Klasse sie angehörten.

"Tja, Agent Mulder, da könnten Sie Recht behalten. Aber die Dinge, die ich Ihnen erzählen werde, hören sich wahrscheinlich für Sie beide unglaubwürdig an, doch Sie können mir glauben, sie sind wahr." seine letzten Worte richtete er direkt an Scully, da er sie sofort richtig eingeschätzt hatte und wußte, dass sie eine skeptische Frau war.

"Gut, wenn wir Ihnen jetzt versprechen, alles zu glauben, würden Sie dann bitte anfangen zu reden, damit wir irgendwann einmal zum Ende kommen können!"

Wesley tat so als hätte er die Worte von Mulder nicht gehört und wand seinen Blick von Scully ab. Eine Weile starrte er in sein Glas. Mulder und Scully sahen sich erst fragend, dann ungeduldig an. Erst nach weiteren, viel zu lang erscheinenden Minuten, begann Wesley Wyndham-Pryce zu berichten.



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Während Mulder an seinem Glas Cola nippte, versuchte Scully ihre Gedanken zu ordnen. Wesley, wie sie ihn unterdessen nannten, hatte ihnen Dinge offenbart, die selbst Mulder erstaunt hatten. Vampire und Dämonen in Los Angeles, eine Wirklichkeit, die sie nicht begreifen konnte und wollte. Während ihr Partner unterdessen mit dem Kopf nickte, wenn Wesley etwas von sich gab, so schüttelte sie nur den Kopf und hatte das Bedürfnis aufzustehen und zu gehen.

"Wesley, Sie sprachen von einer Organisation, der Sie angehören, einer Agentur..." versuchte Mulder das Gehörte wieder in eine sinnvolle Reihe zu bringen.

"Sie haben richtig gehört. Unsere Agentur hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in Not zu helfen. Sicherlich gibt es viele dieser Organisationen. Das ist nichts besonderes, doch wir helfen Menschen und anderen Wesen, die sich sonst an niemanden wenden können, weil ihnen keiner glauben würde," erklärte Wesley und ein wenig Euphorie schwang in seiner Stimme mit.

"Das heißt, Sie würden also auch Vampiren helfen?" Mulder sah ihn fragend an.

"Na ja," lächelte Wesley verhalten, "ich habe selten friedfertige Vampire getroffen, die Hilfe nötig hatten, aber die wirklich Hilfe brauchen, wenden sich wohl eher an die Kanzlei Wolfram & Hart."

"Wolfram & Hart? Eine Kanzlei, die Vampire verteidigt, hab ich das jetzt richtig verstanden?" Scully sah ihren Gegenüber äußerst skeptisch an.

Wesley nickte nur und seufzte. Natürlich erkannte er sofort, dass sie ihm bisher kein Wort geglaubt hatte. Angel würde sich freuen, ihre Bekanntschaft zu machen.

"Lassen wir das Reden," brachte er entschlußkräftig vor, "ich werde Sie jetzt mit zu unserer Agentur nehmen, vielleicht können Ihnen meine Kollegen weiterhelfen."

Er glaubte zwar nicht daran, dass die beiden Agenten irgend etwas begreifen würden, doch er hatte dann wenigstens sein möglichstes getan.



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Cordelia schielte zu Angel hinüber. Sie spürte ganz genau, dass ihn irgend etwas beschäftigte.

"Willst Du mit mir darüber reden?"

Sein Blick wurde wieder klar und er wandte sich ihr zu, ein wenig erstaunt über ihre Frage: "Wie kommst Du darauf, dass mich etwas beschäftigt?"

Er hob die Hand und machte eine abwehrende Bewegung, noch ehe sie antworten konnte: "Sag's nicht. Weibliche Intuition, hab ich Recht?"

"So was ähnliches," kommentierte sie mit einem verschmitzten Lächeln.

Angel lächelte zurück und Cordelia mußte feststellen, dass ihm das Lächeln gut zu Gesicht stand. Dennoch täuschte es nicht darüber hinweg, dass er sich über etwas Gedanken machte.

"Was beunruhigt Dich? Dein Lächeln kann mich nicht täuschen."

Angel sah sie an und seufzte: "Okay, Du hast gewonnen. Kate hat mir erzählt, dass das FBI sich in Bezug auf die Mordfälle eingeschaltet hat."

"Und Du siehst jetzt die Gefahr für Dich?", machte sie ihre eigenen Schlußfolgerungen.

"Ich weiß es nicht. Wesley hat ein Treffen arrangiert, damit wir nicht gegeneinander arbeiten. Vermutlich taucht er auch bald mit ihnen hier auf, aber ich habe ein verdammt ungutes Gefühl dabei," erklärte er und Cordelia verstand ihn irgendwie. Bisher waren ihre Erfahrungen mit Gesetzeshütern mehr oder minder erfolglos verlaufen. Es wunderte sie, dass Kate ihn überhaupt vorgewarnt hatte.

Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als sich die Tür öffnete und Wesley den Raum betrat. Sogleich herrschte Stille. Angel verzog sich in sein Büro, in die Dunkelheit, während Cordelia gespannt darauf wartete, wen ihr Kollege da anschleppte.

Zu Cordelias Erstaunen, sahen die FBI-Agenten recht sympathisch aus. Die junge Frau, die sich ihr als Dana Scully vorstellte, hatte kurzes, rotes Haar und erinnerte sie ein wenig an Willow, wobei es der an Stil gefehlt hatte. Ihre Gegenüber hatte durchaus Stil. Der junge Mann stellte sich ihr als Fox Mulder vor und während sie noch überlegte, ob sie den Vornamen komisch finden sollte, lächelte er sie dermaßen bezaubernd an, dass sie ihn auf Anhieb mochte.

Scully hatte auf dem kleinen Schild an der Tür Angel-Investigations gelesen und war stutzig geworden. Befand sie sich hier etwa in Angels Agentur? Sie hatte gesehen, wie vor ihren Augen Menschen zu Staub zerfallen waren, er hatte ihr mehrfach das Leben gerettet, dennoch konnte sie nicht glauben, dass er ein Dämonenjäger war... Dämonenjäger, wie verrückt mußte ein Mensch sein, so einen Beruf auszuüben... oder sich selbst so zu nennen?

In diesem Augenblick trat eine Gestalt aus dem dunklen Nebenbüro heraus. Scully hörte diesen Wesley etwas von "Darf ich Ihnen meinen Boss vorstellen" reden, doch sie hatte nur Augen und Ohren für den Mann, der dort stand.

"Angel!", keuchte sie erstaunt und auch sein Blick verriet, dass er mehr als nur erstaunt war.

"Dana?", er machte einen Schritt auf sie zu und sie auf ihn. Beide blieben stehen und sahen einander an.

"Du?", kam es fast zeitgleich aus ihren Mündern.

Cordelia, Mulder und Wesley sahen sich abwechselnd an. Die beiden schienen sich zu kennen, doch woher?

Dann plötzlich, zum Erstaunen der anderen, fügten sich ihre Münder zu einem Kuß. Angels Lippen berührten Scullys lange und begehrend, während sie sich ihm ergab. Es war ihr egal, ob Mulder es sah, es war Angel egal, wie seine Freunde dachten, in diesem Augenblick schien es wie Schicksal.

Als sie sich von einander lösten, ihre Blicke noch immer auf einander gerichtet, da spürten sie etwas in sich, als ob sie zu Hause angekommen seien.

Wesley setzte sich neben Cordelia auf den Tisch und schüttelte den Kopf. An sie gerichtet, so dass kein anderer es verstehen konnte, teilte er ihr seine Bedenken mit: "Das wird noch heiter."
"Wieso?", sie sah ihn groß an.

"Sie glaubt partout nicht an Vampire!", erwiderte er und Cordelia riß die Augen erstaunt auf.

"Hallelujah," rutschte es ihr heraus und lenkte Mulders Blicke somit auf sich, der sich bis dato im Hintergrund gehalten hatte.

Sein Gesicht spiegelte ein wenig Verzweiflung und zugleich sehr viel Erstaunen wider und Cordelia begriff, dass er scheinbar genauso überrascht worden war, wie sie alle.

"Nicht ihre Art?", lächelte sie.

"Ganz und gar nicht!", erwiderte er und seufzte.

"Na ,wenn das kein Zufall ist. Wir zwei zerbrechen uns hier den Kopf wie Sie beide wohl sein werden und dabei kennt Angel Sie schon. Wirklich witzig!" Cordelia war völlig aus dem Häuschen und registrierte gar nicht, dass es nicht allen so erging.

Mulder hingegen fand die ganze Situation alles andere als witzig. Sie waren gerade mal kurze Zeit hier und Scully fiel einem anderen Mann um den Hals. Das konnte alles nur ein schlechter Traum sein. Gleich würde er aufwachen und darüber lachen.

"Tja, da diese Angelegenheit ja nun auch geklärt ist, könnten wir ja eigentlich wieder zur Sache kommen," Wesley schien als einziger unberührt von der Sache zu sein.

"Also so richtig kennen wir uns ja nicht!", versuchte Scully abzuschwächen, und Angel nickte.

"Eher nicht!", stimmte er lächelnd hinzu und Cordelia stellte nüchtern fest, dass diese Frau Angel scheinbar gut tat.

Mulder versuchte sich innerlich abzuregen, doch wirklich gelang es ihm nicht. Das war doch so gar nicht seine Partnerin und Freundin, die dort stand. Agent Dana Scully hätte nie im Leben einen fast Fremden mit einer solchen Inbrunst geküsst - nie! Doch dann erinnerte er sich an einen Fall, in den Scully ohne Absicht hineingeschlittert war. Mulder hatte ihn später als "Mutterkorn" bezeichnet. Sie hatte sich in einen Mörder verliebt, sich sogar tätowieren lassen. Etwas, was Mulder längst noch nicht überwunden hatte. Seine Scully, die Unberechenbare?

"Wir sollten uns setzen und reden," Angel holte tief Luft und sah in die verwirrten Gesichter seiner Freunde.

"Wenn Du meinst!", kam es von Cordelia, die als erste ihre Sprache wiedergefunden hatte, "dann möchte ich aber auch eine Erklärung dafür, wie Ihr Euch kennengelernt habt!"

"Später... bitte später!", hob Angel die Hand abwehrend und sie nahm es ohne Widerspruch hin.

Scullys und seine Blicke begegneten sich und Cordelia sah wieder dieses zarte Lächeln auf seinem Gesicht, das ihm so gut stand. Irgendwas war da. Sie konnte es noch nicht erklären, aber sie hatten ihren Freund und Boss selten lächeln sehen... äußerst selten.



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Es war spät geworden, äußerst spät. Cordelias Kopf war auf die Tischplatte gesackt, Wesley stand auf, um sich etwas zu trinken zu holen. Mulder hatte die Beine ausgestreckt und starrte zur Decke, während Scully die Ellenbogen auf den Tisch gestützt hatte und ihren Kopf in ihren Händen barg. Angel saß einfach nur da und blickte ins Leere.

"Das soll heißen, weil ein mächtiger Dämon, oder was auch immer, die Weltherrschaft erlangen will, wird Los Angeles von einer Armada von Vampiren heimgesucht?", versuchte Mulder das Gehörte zu verarbeiten. Mal ganz davon abgesehen, dass er es kaum glauben konnte.

"Ohhhh..." stöhnte Scully in Anbetracht der Geschichte und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, das war ja alles noch schlimmer als Mulders Theorien. Und die waren schon so manches mal furchtbar kurios und weit hergeholt.

Wesley kam wieder zurück an den Tisch und gähnte: "Wollen wir nicht eine Nacht drüber schlafen?"

Cordelia hob den Kopf abrupt hoch und ihre Haare hingen ihr wirr in ihr Gesicht: "Phantastische Idee!"

"Ich kann mir da aber eine Sache nicht erklären..." begann Mulder und erntete undankbare Reaktionen.

Cordelia ließ ihren Kopf wieder auf die Tischplatte sinken und stöhnte, Wesley stellte seine Tasse etwas zu laut auf den Tisch und Scully sah ihn zwischen gespreizten Fingern mit einem ihrer patentierten Blicke an. Lediglich Angel blieb unberührt und starrte weiterhin ins Leere.

"Mulder, lassen Sie uns ins Hotel gehen, für heute abend reicht es wirklich!", brummte Scully und sah ihn an. Ihr Haar hing ihr wirr ins Gesicht und er erinnerte sich nicht, wann sie das letzte mal derart fertig ausgesehen hatte.

"Wenn Sie möchten..." begann er, doch Scully unterbrach ihn sogleich.

Ihre Stimme hatte etwas genervtes, ja, fast bedrohliches: "Nicht ich will es, Mulder, wir alle wollen unsere Ruhe! Hören Sie auf Fragen zu stellen, die Ihnen eh keiner beantworten könnte und lassen Sie uns gehen!"

"Schon gut," Angel legte ihr seine Hand auf ihren Unterarm und sah sie beschwörend an.

Scully legte ihre Hand auf seine und nickte leicht: "Okay, ich beruhige mich schon."

Mulder war es ein Rätsel, wie dieser Mann es geschafft hatte, Scullys Vertrauen so schnell zu erlangen. Es kam ihm fast so vor, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen.

Seine Blicke trafen sich mit denen von Cordelia und Wesley. Er hätte zu gern in deren Köpfe gesehen und erfahren, was sie dachten, über ihn, über Scully und über diese merkwürdige Vertrautheit, die es offensichtlich zwischen ihrem Boss und seiner Partnerin gab.

"Okay," er stand auf und lenkte wieder alle Blicke auf sich, "ich hab verstanden. Gehen wir, Scully!"

Er streckte seine Hand zu ihr aus und sah sie abwartend an. Wie würde sie reagieren.

Eine sehr gute Frage, denn sie wußte es nicht. Etwas irritiert über seine plötzliche Reaktion, wußte sie ganz und gar nicht, wie sie reagieren sollte. Sie sah erst Wesley und Cordelia an, dann Angel. Schließlich ergriff sie doch die Hand ihres Partners und ließ sich vom Stuhl hoch ziehen.

"Gute Nacht, allerseits, wir sehen uns!", rief er in die Runde und Scully lächelte lediglich. Den Ausdruck auf den Gesichtern der anderen konnte sie nicht deuten, Angels jedoch versprach etwas, dessen sie sich nicht klar war. Sie wußte, sie würde vor lauter Grübelei darüber die Nacht nicht schlafen können. Aber irgendwie erregte es sie. Es war wie eine Vorfreude auf etwas, was sie noch nicht kannte.

So verließ sie den Raum.

Als sie das Gebäude verlassen hatten, entzog sie ihm ihre Hand und blieb stehen. Ihre Blicke richteten sich auf den Mann, den sie schon so lange kannte und der ihr halbes Leben geteilt hatte: "Mulder?"

Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um: "Was beschäftigt Sie?"

Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar und schloß für einen Augenblick die Augen, dann fuhr sie seufzend, fast den Tränen nahe fort: "Ich... ich begreife das alles nicht mehr."

Mulder war mit zwei großen Schritten bei ihr, zog sie in seine Arme und fuhr ihr mit seinen Händen vorsichtig und sanft über den Rücken: "Hey, Scully, das waren reichlich Informationen, aber so kenne ich Sie ja gar nicht. Sie lassen sich doch sonst auch nicht von dergleichen unterkriegen und vertreten Ihre Meinung."

"Das ist es nicht, Mulder, das ist es nicht... es... ich... oh ich weiß es nicht!", schluchzte sie und ließ sich von ihm trösten. Natürlich wußte sie, was sie so aus der Fassung brachte. Es war die Tatsache, dass ausgerechnet der Mann, zu dem sie sich seit langem das erstemal wieder hingezogen fühlte, noch paranoider war als ihr Partner. Sie hatte geglaubt, dass sie das abschrecken würde, doch das Gegenteil war der Fall. Sie fühlte sich Angel um so näher. Verdammt, sie wollte sogar zu gerne glauben, was er da gesagt hatte. Sie wollte, doch sie konnte nicht.

Mulder nahm ihre verwirrenden Worte hin, akzeptierte, dass sie ihm nicht sagen wollte oder konnte, was in ihr vorging, aber er schwor sich, diesen Angel im Auge zu behalten.
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