World of X

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The Awakening

von Amy Schatz

Kapitel 2

"Fox, was ist los?" fragte eine Stimme die die Stille durchbrach.

Scully drehte sich um, blickte auf Janette und konnte sich schon denken, wer sie war: Mulders Freundin; und das war einfach der letzte Stoß.

Sie drehte sich um und ging aus der Bar, ihr Arm immer noch um ihre mittlere Sektion geschlungen und Mulders Frage nie beantwortet. Sie hatte nicht mehr bemerkt, dass eine ihrer Kreditkarten auf den Boden gefallen war.



Mulder stand geschockt da. Schließlich sagte er dem Barkeeper, dass er ein Auge auf den Mann werfen und auf die Polizei warten solle. Dann rannte Mulder aus der Bar.

Er sah sie auf das Auto zulaufen. "Scully! Scully, was ist denn los?" rief er.

Sie drehte sich nicht um. Schließlich erreichte sie das Auto, schloss die Tür auf und öffnete sie. Bevor sie einstieg sagte sie, "Mulder, geh' zurück zu deiner Freundin. Mach' dir keine Sorgen um mich."

Und dann fuhr sie fort.



***



Mulder saß in ihrem Büro zwei Wochen später, nachdenklich auf einigen Sonnenblumenkernen kauend. Eigentlich sollte er einen Blick auf die Notizen ihres letzten Falles werfen aber seine Gedanken schweiften immer wieder zu jener schicksalhaften Freitagnacht in seiner Lieblingsbar zurück. Er konnte es einfach nicht loslassen und noch weniger vergessen.



Aber das schien genau das zu sein, was Scully gemacht hatte. Hatte er von ihr etwas Anderes erwartet? Nicht wirklich. Jeden Tag seit dieser Nacht kam Scully in ihr Büro und tat so als wäre nichts geschehen. Scully schien ein Experte auf dem Gebiet zu sein, ihre Gefühle so weit hinunter zu schlucken dass sie niemand finden konnte. Natürlich, wahrscheinlich hatte sie das von ihm gelernt. Er hatte sich immer noch nicht mit den Geschehnissen auseinandergesetzt, während sie verschwunden gewesen war oder als sie später im Krankenhaus gelegen hatte.



Nach alle dem hatte er doch noch immer Tränen in den Augen, wenn er daran zurückdachte als er sie das erste Mal in diesem Krankenhausbett liegen sah, an Geräten angeschlossen und mit Schläuchen übersät. Er konnte diese Gefühle immer noch so tiefgründig nachempfinden, zum Teil dank seines fotografischen Gedächtnisses und wegen der Tatsache, dass dies alles ihn so tief mitgenommen hatte.

Als er in diesen Raum gestürmt war, sie dort liegen sah, so blass und leblos, er hatte einfach nur weinen wollen. Aber, er hatte gewusst dass er das nicht tun konnte, so wurde er eben sauer; hatte gebrüllt und geschrieen. Er hatte seine Kontrolle verloren. Wenn es um Scullys Sicherheit ging wurde er immer überbeschützend. Okay, vielleicht war er ja besessen, aber nur, weil er sich so sorgte. Und weil er sich sorgte, konnte er diese Nacht einfach nicht vergessen. Wenn Scully durch die Tür kommen würde, hatte er die volle Absicht, es mit ihr zu besprechen.



***



Scully ging durch den dunklen Kellerflur, absichtlich durch ihre Briefe wühlend. Sie hatte noch keine Zeit gehabt, sie zu lesen und obwohl es wahrscheinlich alles bloß unwichtiges Zeug war, schaute sie es trotzdem durch. So etwas zu tun ließ sie wenigstens ein bisschen wie ein normaler Mensch fühlen.



Sie überflog die Reklame für Untersuchungen des Computers, das Gutscheinheft

eines lokalen Lebensmittelgeschäftes, den Teilnahmecoupon eines Gewinnspieles,

aber ihr Blick blieb auf einem dunkelroten Umschlag mittlerer Größe hängen.

Scully hob ihn unter ihre Nase, aber roch nichts. Mit den Achseln zuckend schob Scully

einen Finger unter die Lasche und öffnete ihn vorsichtig. Sie zog ein gefaltetes rotes

Papier aus dem Umschlag. Sie lief weiter als sie ihn entfaltete und seinen Inhalt las.



Red,

Du musst wissen, dass ich dich nicht vergessen kann und auch nicht will, geschweige denn einfach so gehen lasse. Nach dem, was du mir diese Nacht angetan hast, verdienst du es, gequält zu werden und ich werde derjenige sein, der dich quält.

Wenn ich dich nicht haben kann, dann kann das auch kein Anderer.



Scully atmete heftig ein und stürzte gegen die Wand. Sie wusste genau, von wem

dieser Brief war und dieses Wissen erschreckte sie zu Tode. Die Hand, in der sie den

Brief hielt, hing leblos an ihrer Seite herunter und der Brief fiel zu Boden. Ihre Augen

wurden glasig als ihre Gedanken abschweiften.



***



Mulder sah von seinem Schreibtisch hoch und blickte zur Tür. Sie war bloß angelehnt und er hätte schwören können vor einem Moment Schritte gehört zu haben. Aber jetzt hatten sie gestoppt. Eine Augenbraue hebend erhob er sich und ging zur Tür, mit der Absicht herauszufinden, wer dort draußen war.



Er schritt auf den Flur und sah sofort Scully gegen eine Wand lehnend und in den Raum starrend.

"Scully?" Er mochte die Art nicht, wie ihre Augen in diesem Moment aussahen. Sie wirkten leblos und das erschreckte ihn mehr als er jemals ausdrücken könnte.

"Scully? Scully, was ist denn los?" fragte er, sich neben sie stellend.



Sie blinzelte zweimal und atmete tief durch, als sie Mulders Anwesenheit bemerkte und sagte "Nichts Mulder." Dann sah sie auf die Post herab, die immer noch in ihrer Hand lag.



Er atmete scharf aus und entschloss, dass er, für einen Moment, diesen kleinen Vorfall überwinden sollte. Mulder starrte auf den Boden und sah das rote Blatt Papier. Er beugte sich hinunter um es aufzuheben.

"Hier Scully. Du hast deinen-"

Er erstarrte.

Die Worte auf dem Papier ließen seinen Atem stocken. Er las die drohende Nachricht noch einmal durch bevor er sie ansah.

"Was ist das Scully?" fragte er, seine Stimme sanft, jedoch gefüllt von Ärger.



Scully wich seinem Blick aus, denn sie wusste, dass wenn sie ihn ansehen würde, sie in einsame, fürchtende Tränen ausbrechen würde.

"Es ist nichts." Sie streckte ihren Arm nach ihm aus. "Gib es mir bitte zurück."

Mulder sah sie für eine Minute an, ihr Verhalten nicht verstehend. Dann sah er auf ihre Hand.

Sie zitterte.

Anstatt ihr die Nachricht zu geben, nahm er ihre Hand in seine und führte sie ins Büro. Als sie drinnen waren schloss er die Tür, brachte sie dazu, sich hinzusetzen und stellte sich dann vor sie. Als er sie ansah bemerkte er, dass die Farbe aus ihrem Gesicht verschwunden war, sie sich weigerte, ihn anzusehen und dass sie deutlich zitterte.

"Weißt du von wem das stammt, Scully?"

Sie antwortete ihm nicht.

Und er hatte seine Antwort. Sie *wusste* es.

"Scully, bitte erzähl' es mir", flehte er sanft.

"Es ist von dem Mann in der Bar."



Da bemerkte Mulder erst, dass sie immer noch einen leichten blauen Fleck um ihre Mundgegend hatte und der Schnitt auf ihren Lippen war ebenfalls noch sichtbar. Und er wollte gehen, diesen Mann finden und sicherstellen, dass er sie nie wieder verletzen wird.

"Der Mann der dich geschlagen hat?"

Sie nickte. "Die ganze Nacht pflegte er es, mich 'Red' zu rufen. Er akzeptierte 'nein' als Antwort nicht und so hat dann alles angefangen."

Mulder nickte. "Gab es noch andere Briefe vor diesem? Andere, von denen ich nichts weiß?"

Diese Andeutung gab ihr eine Pause. Er deutete an, dass sie Dinge vor ihm verschweigen würde. Bei aller Ehrlichkeit, sie hätte ihm wahrscheinlich nichts von dem Brief erzählt, hätte er ihn nicht gefunden. Sie konnte das selbst regeln. Sie wusste das.



Aber alles was sie sagte war, "Nein. Das war der Erste."

"Ich werde ihn ins Labor zum Analysieren geben."

Scully sprang auf ihre Füße." Mulder, nein!"

Er stoppte mittendrin. "Warum nicht?"

Sie ging ein Stück zurück von ihm und senkte wieder ihren Blick.

"Ich will nicht, dass das herumgeht. Mulder, siehst du das nicht? Es ist schwer genug im FBI zu bestehen wenn man eine Frau ist, aber wenn du 'Spooky' Mulders Partnerin bist, dann ist es grauenhaft. Ich muss dazu fähig sein mit dir Schritt zu halten und wenn Leute denken das ich nicht einmal dazu fähig bin mit einem Betrunkenen in einer Bar fertig zu werden, dann fangen die vielleicht an zu denken, dass ich meinen Beruf nicht ausführen kann. Ich wäre gedemütigt."



Mulder drehte sich um, um ihr ins Gesicht zu sehen, die Nachricht noch immer in seiner Hand. Er entschloss, dass sie wirklich über diese Nacht reden sollten. Irgend etwas war mit ihr los und er wollte wissen, was es war. Er legte die Nachricht nieder und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch. Sie hatte sich wieder hingesetzt, ihre Hände vor sich geschlungen und starrte auf ihren Schreibtisch. Sie würde ihn nicht ansehen.

"Scully, wir müssen über diese Nacht reden."

"Nein, müssen wir nicht."

Mulder seufzte. "Scully, ich will wissen was geschehen ist."

Schließlich sah sie ihn an und als sie es tat, war ein seltsamer Blick in ihren Augen. Es war ein Wirrwarr aus so vielen Gefühlen, so dass er nicht erschließen konnte, was es bedeutete. Es fühlte sich an als würde ihr Blick ihn durchbrennen.



"Ich habe mich nicht wohl gefühlt, also habe ich beschlossen, in die Bar zu gehen."

"Warum? Du magst keine Bars. Vor allem nicht diese. Als wir dort waren hattest du gesagt, dass du sie hassen würdest. Warum würdest du da hingehen?"

Sie schloss ihre Augen. "Ich habe mich danach gefühlt."

Okay Mulder, diese Straße ist geschlossen, sagte er sich selbst.

Versuchen wir es anders.

"Dann erzähl mir wenigstens wie du in eine Rauferei mit einem 200 Pfund Mann kommen konntest?"

"Er belästigte mich die ganze Nacht, also stand ich auf um zu gehen aber er packt mich am Arm. Ich sagte ihm, er solle mich loslassen, aber er tat es nicht. Also brachte ich ihn dazu."

"Du *brachtest* ihn dazu?" fragte Mulder, unfähig ein Hauch von Erstaunen und Stolz aus seiner Stimme zu halten.

"Ich rammte ihm meinen Ellbogen in die Rippen und schlug ihn. Dann wollte ich wieder gehen. Jedenfalls schien er nicht glücklich darüber zu sein und packte mich wieder am Arm und schlug *mich*. Das war es, als ich dann zu Boden ging."

Mulder nickte, "Als ich dann schließlich auftauchte."

"Ja, als dann mein großer, starker Partner kam um mich zu retten", sagte sie sarkastisch.

"Nun, es sah so aus als hättest du Hilfe gebrauchen können. Nebenbei, Scully, ich konnte dagegen nichts tun, ich bin es gewohnt dich zu beschützen. Du bist mein Partner und das ist es, was ich tue."
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