Mulders Apartment
Alexandria, Virginia
6:02 Uhr
Scully ging den Gang zu seiner Wohnung entlang, sie konnte ein ungutes Gefühl nicht verdrängen. Die Polizei hatte sie angerufen, aber sie hatten ihr nicht gesagt, worum es sich handelt und je näher sie zu Mulders Wohnung kam, um so mehr glaubte sie, dass sich ihr Leben in ein paar Sekunden rapide verändern würde. Sie kam an seiner Türe an und sah zwei Polizisten und eine Gruppe von der Spurensicherung vor Mulders Türe stehen. Sie zeigte ihnen ihren FBI Ausweiß, jemand gab ein Zeichen, dass sie hinein gehen konnte. Sie bemerkte die Sympathie und den Schock auf ihren Gesichtern nicht. In der Wohnung waren noch mehr Polizisten und Spurensicherungsleute. Irgendwo im Hintergrund hörte sie, dass ein Radio lief. Mulder mochte es mit Musik zu arbeiten. Sie schob diesen Gedanken beiseite und wie sie vor ein paar Minuten über ihn nachgedacht hatte und ging zu einem Polizisten. Er schaute zu ihr auf, als sie vor ihm stehen blieb und nickte.
„Agent Scully?“ fragte er „ Detektive Ropaulski, Alexandria PD. Danke, dass Sie gekommen sind.“
Scully nickte ihm abwesend zu. Ihre ganze Aufmerksamkeit gehörte einem Körper, der mit einem Tuch abgedeckt auf dem Boden lag. Plötzlich war sie sich sicher, dass ihr Herz aufgehört hatte zu schlagen und sie musste sich wieder zum Atmen zwingen. Sie fühlte, wie sich in ihren Augen Tränen bildeten und über ihre Wange fließen wollten, aber sie blinzelte sie schnell weg. Vielleicht war es nicht das, woran sie gerade dachte. Aber in ihrem Herz wusste sie, dass es so war. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Detektiv und beobachtete ihn, wie er sich neben die Leiche kniete, das Leichentuch beiseite schob und tief einatmete.
„Wir brauchen nur eine genaue Identifikation.“ erklärte er ihr. Scully nickte wieder. Sie musste sich zusammenreißen, da sie nicht vor diesen Leuten zusammen brechen wollte, als sie Mulders leblosen Körper da liegen sah.
>. I may crack
But I’ll never shatter
I may crack
But it doesn’t matter
I may crack
But I’ll never shatter.<
Das Lied, klang in Scullys Kopf als Echo wieder und schien das zu erzählen, was sie selber dachte. Sie würde sich NICHT erlauben jetzt hier vor diesen Polizeibeamten einen Zusammenbruch zu erleiden. Es sah so aus, als hätte der Detektiv einen Sinn für das Dramatische, denn er zog das Tuch mit einer besonders schwunghaften Bewegung zurück. Als Scully hinunter auf den Körper schaute, fühlte sie, wie ihre Knie weich und wacklig wurden. Sie sank auf den Boden nieder und ihr Sehvermögen verschwand für ein paar Sekunden. Später würde sie wissen, dass es verschwand, weil in den Sekunden Millionen Tränen aus ihren Augen entsprungen waren. Sie schüttelte ihren Kopf und zwang sich selbst zu ihm hinunter zu schauen. Ihr Partner. Ihr Freund. Ihr Beschützer. Ihr –Mulder-. Der Mann, den sie liebte.
„Ist er es?“
Scully konnte es nicht fertig bringen den Detektiv anzuschauen. Sie nickte, versuchte ein Ja auszusprechen und zwang sich dann zu Ropaulski zu schauen, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Ropaulski atmete aus und wollte Mulders Körper wieder zudecken, aber Scully stoppte ihn, indem sie ihre Hand auf seinen Arm legte. Der Detektiv verstand was sie wollte, stand auf und ging weg um ihr eine Chance zu geben, sich von Mulder zu verabschieden. Sie strich eine Strähne seines braunen Haares aus seinem Gesicht, ohne sich vor dem Blut zu ekeln. Sie durfte sich nicht erlauben seine grauenvolle Wunde an zu sehen, die er sich selbst zugefügt hatte. Ihre Gedanken füllten sich mit dem Tatsache, dass er nicht länger bei ihr war. Wieso hat er sich das angetan? Sie konnte es sich nicht erklären. Sie könnte nicht glauben, dass er das nur getan hatte, mit der Begründung, was ihr angetan wurde. Wusste er nicht, dass sein Tod sie schneller töten würde, als der Krebs in ihr? Scully erinnerte sich wo sie war, wer noch mit ihr in diesem Raum war und riss sich wieder zusammen. Scully wollte wieder aufstehen, als ihr etwas in den Sinn kam, das sie schon immer tun wollte. Sie beugte sich hinunter und presste ihre Lippen auf seine. Sie waren kalt und leblos, aber das störte sie nicht.
Die Worte aus dem Radio echoten in ihrem Kopf. Nein, er wusste nicht, dass er geliebt wurde. Weil sie es ihm nie erzählt hatte. Sie hatte nur immer gedacht, dass auch er es in seinem Innersten FÜHLEN würde, wie sie es tat. Jetzt wird er es nie erfahren und er hat ihr nicht einmal erlaubt ihm Tschüs zu sagen. Plötzlich sah sie Mulder vor ihrem inneren Auge. Er saß auf seiner Couch, der Fernseher strahlte das einzige Licht im Raum aus und Tränen liefen über seine Wangen. Diese Vision machte ihr Angst und sie wendete ihren Blick mit weit aufgerissenen Augen ab. Von seinem schrecklichen Aussehen zurückweichend, bedeckte sie ihren Mund mit ihrer Hand und versuchte ihre Übelkeit zu unterdrücken. Sie wusste nicht, wie lange sie da saß und aus Mulders Fensterscheibe raus schaute. Aber plötzlich merkte sie, dass Ropaulski ihr half wieder auf zu stehen.
„Ich glaube Sie sollten jetzt gehen, Agent Scully.“ Sagte er und begleitete sie zur Türe. Aber sie stoppte und riss sich von ihm los.
„Nein,“ sagte sie energisch. „Ich muss noch etwas mitnehmen – bevor irgend jemand anders es entwendet.“ Sie drehte sich um und lief in Mulders Schlafzimmer, dass er immer als Arbeitszimmer genutzt hatte. Sie schaute sich um und fand, wonach sie suchte. Sein Schatz, das Bild von Samantha. Sie griff nach dem Bild und hielt es an sich. Sie wusste, dass seine Mutter es so gewollt hätte. Sie bemerkte auf einmal ein anderes eingerahmtes Bild, dass auf seinem Nachttisch stand. Sie ging zu seinem Bett, schaute das Bild an und schaute in ein Bild von sich selbst. Es wurde vor langer Zeit aufgenommen – als sie noch unschuldig und naiv war. Scully überlegte, das ihre Mutter es Mulder gegeben hatte, als sie vermisst wurde. Scully fühlte wieder, wie ihr Tränen kamen, aber es war nutzlos gegen sie anzukämpfen. Ein paar fielen an ihrem Kinn hinab, aber sie wischte sie nicht weg. Sie konnte nicht glauben, dass Mulder, schon seit drei Jahren, ein Bild von ihr auf seinem Nachttisch stehen hatte. Sie stand für ein paar Minuten in der Mitte seines Schlafzimmers. Sie konnte nichts tun, als nur so da zu stehen. Schließlich erinnerte sie sich, dass sie nicht für immer so da stehen konnte. Nachdem sie ihr Bild genommen hatte, lief sie wieder in sein Wohnzimmer zurück und hinüber zu seinem Körper. Sie kniete sich zu ihm hinunter und steckte ihm ihr Bild, umgedreht, in sein Hemd.
„Du behältst es.“ Flüsterte sie und ihre Tränen flossen schneller. Dann lief sie zur Wohnungstür. Sie schaute noch einmal schnell zurück, auf eine Person und in einen Raum, den sie nie wieder sehen würde. Als sie ging hörte Scully noch ein paar Zeilen von einem Song, bevor das Radio ausgeschaltet wurde.
* * *
Später an diesem Tag
Federal Bureau of Investigation
Washington, D.C.
Scully holte tief Luft, sie war sich nicht sicher, ob sie dies beenden konnte. Sie hatte einem Komitee berichtet, dass alles, was sie und Mulder getan hatten, untersucht hatten und geglaubt hatten, ein genial geplanter Trick war, in dem man sie beide benutzt hatte. Nun musste sie ihnen das Härteste an ihrem Bericht erzählen – etwas, dass sie sich selbst bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingestehen konnte. Und sie wusste nicht, ob sie es aussprechen könnte.
„Heute früh, bekam ich einen Anruf von der Polizei, die mich zu Agent Mulders Apartment bat. Der Detektiv fragte mich..“ Sie stockte an dieser Stelle, fuhr aber fort. „Er brauchte mich zur Identifikation einer Leiche.“ Sie versuchte ihre Tränen zurück zu halten, aber sie gewann den Kampf nicht. Sie hatte ihn ja noch nicht mal mit ihrem Krebs gewonnen. Die Ärzte hatten ihr gesagt – und sie selber hatte es gerade auch dem Komitee berichtet – das ihr Krebs sich vergrößert hatte und in ihre Blutbahn gelangt war. Niemand wusste, wo er sich als nächstes ausbreiten würde. Aber was sie wussten, war dass Scully nicht mehr viel Zeit zum Leben hatte. Sie hatte gehofft, dass sie die Zeit, die sie noch hatte, sie mit Mulder verbringen könnte. Aber jetzt hatten sie ihr das auch noch weggenommen. Sie gab Mulder nicht die Schuld, für das, was er getan hatte. Er wurde dazu gezwungen. Wenn du ein wildes Tier in eine Ecke scheuchst, weißt du nicht, was es als nächstes tun wird. Es könnte weglaufen, oder kämpfen, oder einfach die Hoffnung aufgeben. Mulder hatte letzteres getan. Und sie konnte ihm nicht wirklich die Schuld dafür geben, wenn sie ebenso bereit gewesen wäre, aufzugeben. Was war da noch mehr zu tun? Sie atmete tief ein, sie war irgendwie froh, dass Mulder nie erfahren würde, wie bösartig ihr Krebs wirklich war. Es war ihm bestimmt beim Zeitpunkt seines Todes nicht bewusst. Vielleicht, wo immer er jetzt auch sein mag, hat er endlich Frieden gefunden. Vielleicht war er bei Samantha. Und bald würde Scully wieder bei ihm sein. Das einzige, was sie daran bedauerte, war dass sie in ihren letzten Momenten zusammen nicht bei ihm gewesen war. Letzte Nacht, bei dem Warenhaus, hätte sie ihm nach Hause folgen sollen. Nach alledem hätte sie ihm nur über den Krebs erzählen müssen. Aber sie hatte nicht. Sie hatte sich selbst davon überzeugt, dass er Zeit brauchte und sie hat ihn gelassen. Sie hatte ihn nicht einmal angerufen. Jetzt hasste sie sich selbst dafür– sie würde sich das nie verzeihen. Sie hatte ihn die letzten paar Monate über angelogen - sie hatte ihm nicht erzählt, dass ihr Krebs gewachsen war. Sie hatte es ihm erst erzählt, als es ihr sehr schlecht ging. Sie war kürzlich nicht wie ein Partner, oder ein Freund. Sie wunderte, wie sie denken konnte, das sie ihn liebte, wenn sie nicht einmal ehrlich zu ihm sein konnte.
„Agent Mulder starb in der gestrigen Nacht, an einer scheinbar selbst zugefügten Schußwunde in seinen Kopf.“ Scully schaute jedem in sein geschocktes Gesicht, aber sie registrierten sie nicht wirklich. Sie hatte ihre nach Tränen klingende Stimme gehört, als sie die Worte sagte und sie wusste, dass diese Worte wahr waren. Aber tief in ihr hatte sie es bis zu diesem Zeitpunkt nicht richtig akzeptiert. Es verletzte ihr Herz und ihre Seele wie ein zerstörerischer Ball. Als sie aufsah, zu den anderen in diesem Raum, bemerkte sie, wie der Raum langsam dunkler zu werden schien. Das Ende ihrer Vision verwackelte und wurde von Schatten eingedeckt, aber ihre Augen öffneten sich, sie blinzelten schnell. Sie konnte nur noch daran denken, dass Mulder tot war, sie starb, er würde niemals erfahren, dass sie ihn liebte. Und sie sah nichts, dass sie anstreben könnte. Bald konnte sie nichts mehr sehen, als Dunkelheit und sie fühlte, wie sie selbst von den Klängen des Konferenzraumes und der Leute die ihren Namen aussprachen und sie schüttelten, davon schwebte. Sie flog einem warmen Licht entgegen. Sie konnte Vögel und Wasser hören und das Rauschen eines Waldes. Scully fand sich selbst neben einem plätscherndem Bach sitzen, während Spatzen über ihrem Kopf hin und her flogen und Lieder sangen. Und Scully saß dort, planschte mit ihrer Hand im Wasser rum und wartete auf Mulder. Sie wusste nicht, wie lange es dauern würde. Sie würde für immer auf ihn warten. Und falls er niemals wieder kam – wenn er aus irgend einem Grund nicht zu ihr zurück konnte - entschied sich Scully für immer hier zu bleiben.
Alexandria, Virginia
6:02 Uhr
Scully ging den Gang zu seiner Wohnung entlang, sie konnte ein ungutes Gefühl nicht verdrängen. Die Polizei hatte sie angerufen, aber sie hatten ihr nicht gesagt, worum es sich handelt und je näher sie zu Mulders Wohnung kam, um so mehr glaubte sie, dass sich ihr Leben in ein paar Sekunden rapide verändern würde. Sie kam an seiner Türe an und sah zwei Polizisten und eine Gruppe von der Spurensicherung vor Mulders Türe stehen. Sie zeigte ihnen ihren FBI Ausweiß, jemand gab ein Zeichen, dass sie hinein gehen konnte. Sie bemerkte die Sympathie und den Schock auf ihren Gesichtern nicht. In der Wohnung waren noch mehr Polizisten und Spurensicherungsleute. Irgendwo im Hintergrund hörte sie, dass ein Radio lief. Mulder mochte es mit Musik zu arbeiten. Sie schob diesen Gedanken beiseite und wie sie vor ein paar Minuten über ihn nachgedacht hatte und ging zu einem Polizisten. Er schaute zu ihr auf, als sie vor ihm stehen blieb und nickte.
„Agent Scully?“ fragte er „ Detektive Ropaulski, Alexandria PD. Danke, dass Sie gekommen sind.“
Scully nickte ihm abwesend zu. Ihre ganze Aufmerksamkeit gehörte einem Körper, der mit einem Tuch abgedeckt auf dem Boden lag. Plötzlich war sie sich sicher, dass ihr Herz aufgehört hatte zu schlagen und sie musste sich wieder zum Atmen zwingen. Sie fühlte, wie sich in ihren Augen Tränen bildeten und über ihre Wange fließen wollten, aber sie blinzelte sie schnell weg. Vielleicht war es nicht das, woran sie gerade dachte. Aber in ihrem Herz wusste sie, dass es so war. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Detektiv und beobachtete ihn, wie er sich neben die Leiche kniete, das Leichentuch beiseite schob und tief einatmete.
„Wir brauchen nur eine genaue Identifikation.“ erklärte er ihr. Scully nickte wieder. Sie musste sich zusammenreißen, da sie nicht vor diesen Leuten zusammen brechen wollte, als sie Mulders leblosen Körper da liegen sah.
>. I may crack
But I’ll never shatter
I may crack
But it doesn’t matter
I may crack
But I’ll never shatter.<
Das Lied, klang in Scullys Kopf als Echo wieder und schien das zu erzählen, was sie selber dachte. Sie würde sich NICHT erlauben jetzt hier vor diesen Polizeibeamten einen Zusammenbruch zu erleiden. Es sah so aus, als hätte der Detektiv einen Sinn für das Dramatische, denn er zog das Tuch mit einer besonders schwunghaften Bewegung zurück. Als Scully hinunter auf den Körper schaute, fühlte sie, wie ihre Knie weich und wacklig wurden. Sie sank auf den Boden nieder und ihr Sehvermögen verschwand für ein paar Sekunden. Später würde sie wissen, dass es verschwand, weil in den Sekunden Millionen Tränen aus ihren Augen entsprungen waren. Sie schüttelte ihren Kopf und zwang sich selbst zu ihm hinunter zu schauen. Ihr Partner. Ihr Freund. Ihr Beschützer. Ihr –Mulder-. Der Mann, den sie liebte.
„Ist er es?“
Scully konnte es nicht fertig bringen den Detektiv anzuschauen. Sie nickte, versuchte ein Ja auszusprechen und zwang sich dann zu Ropaulski zu schauen, wenn auch nur für eine kurze Zeit. Ropaulski atmete aus und wollte Mulders Körper wieder zudecken, aber Scully stoppte ihn, indem sie ihre Hand auf seinen Arm legte. Der Detektiv verstand was sie wollte, stand auf und ging weg um ihr eine Chance zu geben, sich von Mulder zu verabschieden. Sie strich eine Strähne seines braunen Haares aus seinem Gesicht, ohne sich vor dem Blut zu ekeln. Sie durfte sich nicht erlauben seine grauenvolle Wunde an zu sehen, die er sich selbst zugefügt hatte. Ihre Gedanken füllten sich mit dem Tatsache, dass er nicht länger bei ihr war. Wieso hat er sich das angetan? Sie konnte es sich nicht erklären. Sie könnte nicht glauben, dass er das nur getan hatte, mit der Begründung, was ihr angetan wurde. Wusste er nicht, dass sein Tod sie schneller töten würde, als der Krebs in ihr? Scully erinnerte sich wo sie war, wer noch mit ihr in diesem Raum war und riss sich wieder zusammen. Scully wollte wieder aufstehen, als ihr etwas in den Sinn kam, das sie schon immer tun wollte. Sie beugte sich hinunter und presste ihre Lippen auf seine. Sie waren kalt und leblos, aber das störte sie nicht.
Die Worte aus dem Radio echoten in ihrem Kopf. Nein, er wusste nicht, dass er geliebt wurde. Weil sie es ihm nie erzählt hatte. Sie hatte nur immer gedacht, dass auch er es in seinem Innersten FÜHLEN würde, wie sie es tat. Jetzt wird er es nie erfahren und er hat ihr nicht einmal erlaubt ihm Tschüs zu sagen. Plötzlich sah sie Mulder vor ihrem inneren Auge. Er saß auf seiner Couch, der Fernseher strahlte das einzige Licht im Raum aus und Tränen liefen über seine Wangen. Diese Vision machte ihr Angst und sie wendete ihren Blick mit weit aufgerissenen Augen ab. Von seinem schrecklichen Aussehen zurückweichend, bedeckte sie ihren Mund mit ihrer Hand und versuchte ihre Übelkeit zu unterdrücken. Sie wusste nicht, wie lange sie da saß und aus Mulders Fensterscheibe raus schaute. Aber plötzlich merkte sie, dass Ropaulski ihr half wieder auf zu stehen.
„Ich glaube Sie sollten jetzt gehen, Agent Scully.“ Sagte er und begleitete sie zur Türe. Aber sie stoppte und riss sich von ihm los.
„Nein,“ sagte sie energisch. „Ich muss noch etwas mitnehmen – bevor irgend jemand anders es entwendet.“ Sie drehte sich um und lief in Mulders Schlafzimmer, dass er immer als Arbeitszimmer genutzt hatte. Sie schaute sich um und fand, wonach sie suchte. Sein Schatz, das Bild von Samantha. Sie griff nach dem Bild und hielt es an sich. Sie wusste, dass seine Mutter es so gewollt hätte. Sie bemerkte auf einmal ein anderes eingerahmtes Bild, dass auf seinem Nachttisch stand. Sie ging zu seinem Bett, schaute das Bild an und schaute in ein Bild von sich selbst. Es wurde vor langer Zeit aufgenommen – als sie noch unschuldig und naiv war. Scully überlegte, das ihre Mutter es Mulder gegeben hatte, als sie vermisst wurde. Scully fühlte wieder, wie ihr Tränen kamen, aber es war nutzlos gegen sie anzukämpfen. Ein paar fielen an ihrem Kinn hinab, aber sie wischte sie nicht weg. Sie konnte nicht glauben, dass Mulder, schon seit drei Jahren, ein Bild von ihr auf seinem Nachttisch stehen hatte. Sie stand für ein paar Minuten in der Mitte seines Schlafzimmers. Sie konnte nichts tun, als nur so da zu stehen. Schließlich erinnerte sie sich, dass sie nicht für immer so da stehen konnte. Nachdem sie ihr Bild genommen hatte, lief sie wieder in sein Wohnzimmer zurück und hinüber zu seinem Körper. Sie kniete sich zu ihm hinunter und steckte ihm ihr Bild, umgedreht, in sein Hemd.
„Du behältst es.“ Flüsterte sie und ihre Tränen flossen schneller. Dann lief sie zur Wohnungstür. Sie schaute noch einmal schnell zurück, auf eine Person und in einen Raum, den sie nie wieder sehen würde. Als sie ging hörte Scully noch ein paar Zeilen von einem Song, bevor das Radio ausgeschaltet wurde.
* * *
Später an diesem Tag
Federal Bureau of Investigation
Washington, D.C.
Scully holte tief Luft, sie war sich nicht sicher, ob sie dies beenden konnte. Sie hatte einem Komitee berichtet, dass alles, was sie und Mulder getan hatten, untersucht hatten und geglaubt hatten, ein genial geplanter Trick war, in dem man sie beide benutzt hatte. Nun musste sie ihnen das Härteste an ihrem Bericht erzählen – etwas, dass sie sich selbst bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingestehen konnte. Und sie wusste nicht, ob sie es aussprechen könnte.
„Heute früh, bekam ich einen Anruf von der Polizei, die mich zu Agent Mulders Apartment bat. Der Detektiv fragte mich..“ Sie stockte an dieser Stelle, fuhr aber fort. „Er brauchte mich zur Identifikation einer Leiche.“ Sie versuchte ihre Tränen zurück zu halten, aber sie gewann den Kampf nicht. Sie hatte ihn ja noch nicht mal mit ihrem Krebs gewonnen. Die Ärzte hatten ihr gesagt – und sie selber hatte es gerade auch dem Komitee berichtet – das ihr Krebs sich vergrößert hatte und in ihre Blutbahn gelangt war. Niemand wusste, wo er sich als nächstes ausbreiten würde. Aber was sie wussten, war dass Scully nicht mehr viel Zeit zum Leben hatte. Sie hatte gehofft, dass sie die Zeit, die sie noch hatte, sie mit Mulder verbringen könnte. Aber jetzt hatten sie ihr das auch noch weggenommen. Sie gab Mulder nicht die Schuld, für das, was er getan hatte. Er wurde dazu gezwungen. Wenn du ein wildes Tier in eine Ecke scheuchst, weißt du nicht, was es als nächstes tun wird. Es könnte weglaufen, oder kämpfen, oder einfach die Hoffnung aufgeben. Mulder hatte letzteres getan. Und sie konnte ihm nicht wirklich die Schuld dafür geben, wenn sie ebenso bereit gewesen wäre, aufzugeben. Was war da noch mehr zu tun? Sie atmete tief ein, sie war irgendwie froh, dass Mulder nie erfahren würde, wie bösartig ihr Krebs wirklich war. Es war ihm bestimmt beim Zeitpunkt seines Todes nicht bewusst. Vielleicht, wo immer er jetzt auch sein mag, hat er endlich Frieden gefunden. Vielleicht war er bei Samantha. Und bald würde Scully wieder bei ihm sein. Das einzige, was sie daran bedauerte, war dass sie in ihren letzten Momenten zusammen nicht bei ihm gewesen war. Letzte Nacht, bei dem Warenhaus, hätte sie ihm nach Hause folgen sollen. Nach alledem hätte sie ihm nur über den Krebs erzählen müssen. Aber sie hatte nicht. Sie hatte sich selbst davon überzeugt, dass er Zeit brauchte und sie hat ihn gelassen. Sie hatte ihn nicht einmal angerufen. Jetzt hasste sie sich selbst dafür– sie würde sich das nie verzeihen. Sie hatte ihn die letzten paar Monate über angelogen - sie hatte ihm nicht erzählt, dass ihr Krebs gewachsen war. Sie hatte es ihm erst erzählt, als es ihr sehr schlecht ging. Sie war kürzlich nicht wie ein Partner, oder ein Freund. Sie wunderte, wie sie denken konnte, das sie ihn liebte, wenn sie nicht einmal ehrlich zu ihm sein konnte.
„Agent Mulder starb in der gestrigen Nacht, an einer scheinbar selbst zugefügten Schußwunde in seinen Kopf.“ Scully schaute jedem in sein geschocktes Gesicht, aber sie registrierten sie nicht wirklich. Sie hatte ihre nach Tränen klingende Stimme gehört, als sie die Worte sagte und sie wusste, dass diese Worte wahr waren. Aber tief in ihr hatte sie es bis zu diesem Zeitpunkt nicht richtig akzeptiert. Es verletzte ihr Herz und ihre Seele wie ein zerstörerischer Ball. Als sie aufsah, zu den anderen in diesem Raum, bemerkte sie, wie der Raum langsam dunkler zu werden schien. Das Ende ihrer Vision verwackelte und wurde von Schatten eingedeckt, aber ihre Augen öffneten sich, sie blinzelten schnell. Sie konnte nur noch daran denken, dass Mulder tot war, sie starb, er würde niemals erfahren, dass sie ihn liebte. Und sie sah nichts, dass sie anstreben könnte. Bald konnte sie nichts mehr sehen, als Dunkelheit und sie fühlte, wie sie selbst von den Klängen des Konferenzraumes und der Leute die ihren Namen aussprachen und sie schüttelten, davon schwebte. Sie flog einem warmen Licht entgegen. Sie konnte Vögel und Wasser hören und das Rauschen eines Waldes. Scully fand sich selbst neben einem plätscherndem Bach sitzen, während Spatzen über ihrem Kopf hin und her flogen und Lieder sangen. Und Scully saß dort, planschte mit ihrer Hand im Wasser rum und wartete auf Mulder. Sie wusste nicht, wie lange es dauern würde. Sie würde für immer auf ihn warten. Und falls er niemals wieder kam – wenn er aus irgend einem Grund nicht zu ihr zurück konnte - entschied sich Scully für immer hier zu bleiben.
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