World of X

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Matschmumien - Jahrgang '82

von Caro, Franzi

1/1

Klack

Klack

Klack



... machen meine teuren Stöckelschuhe auf dem Boden des Kellerflures.

Möglichst unauffällig trete ich ein. Ob ich mir eine dieser braunen Tüten hätte aufsetzen sollen?

Ich sehe mich jetzt schon rot anlaufen und unbeholfen stottern. Nur nicht verzagen... tja, wen eigentlich fragen?

Also rein in die Höhle des Löwen... Fuchses....

"Hi, Mulder."

"Hallo, schöne Frau. Was machen Sie denn noch hier?"

"Wie?"

"Na ja, Sie hatten heute eine 8 Stunden Besprechung und vor zwei haben Sie mir noch vorgeschwärmt über wie viele Leichen Sie doch gehen würden, um ein Entspannungsbad nehmen zu dürfen. Sie wollen mich doch nicht in meinem Büro umbringen, oder? Ich wüsste da schönere Orte..."

Er verdreht die Augen, obwohl das mein Job ist und ich weiß beim besten Willen nicht, was er damit bezwecken will.

".... wie ein Motelbett, oder Ihr Schlafzimmer, oder...."

"Ich suche nur etwas."

"Was denn?"

"Ein paar Notizen von mir."

"Na dann, Petri Heil, Agent Scully."

Er widmet seine Aufmerksamkeit wieder betont lässig seinen Unterlagen. Chance verpasst.



Nach 10-minütigem Wühlen meinerseits kommt von ihm: "Soll ich Ihnen helfen?"

"Nein, nein, das geht schon."

"Scully, kommen Sie morgen auch zu der großen Besprechung? Das Thema klingt wirklich interessant. ´Wie gebe ich meinem Partner zu verstehen, dass ich ihm etwas mitteilen will, mein Wortschatz allerdings grauenhaft geschrumpft ist?´"

Er blickt mich an wie ein Kind, dem man gerade erklärt hat, wo die Babys herkommen. Er hat es geahnt, die ganze Zeit, schon als ich den ersten Schritt hier herein gesetzt habe. Und wieder einmal habe ich mich vor ihm blamiert.

Er lächelt: "Was ist Scully?"

"Mulder..."

"Für Sie..." Er dehnt das `sie´ furchtbar aus, "... bin ich immer ganz Ohr...."

"Ich wollte Sie fragen, was Sie denn morgen so machen."

"Oh, morgen kommt doch das große Endfinale des Damenschlammcatchens."

Mein grimmiger Blick lässt ihn, "aber wenn Sie etwas besseres für uns geplant haben.....", hinzufügen.

"Mulder,... ich habe ein Klassentreffen und ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht einfach Lust haben mitzukommen."

So einfach. War doch gar nicht so schwer.

Doch... wenn er jetzt antwortet, dass er den Tag lieber mit den Matschmumien verbringt als mit mir??





Wow, sie hat mich tatsächlich gefragt, ob ich mit ihr weggehen will! Naja, zwar nur auf ein Klassentreffen, aber....

"Mulder??"

"Ja. Naja. Gut, dann werde ich die Schlammschlacht eben auf Video aufnehmen."

"Sie müssen nicht, wenn Sie nicht wollen."

"Doch, hey, klar, das sollte jetzt nicht irgendwie negativ klingen."

"Schön. Ich hole sie morgen ab."

Mann, erst mache ich auf Obermacho und dann so etwas...oh Gott wie peinlich...





Am nächsten Tag in Mulders Apartment



Hmm.. mein Spiegelbild ist echt in Ordnung.. obwohl... doch. Hm. Hm.



Mulder zieht seinen Ausweis und blickt sein Spiegelbild herausfordernd an:

"FBI. Eff. Bi. Ei. FB Ahei!"

Er bemerkt, dass er den Ausweis falsch herum hält und steckt ihn wieder ein.

Zum Spiegelbild:

"Sehen Sie etwa mich an? Es ist niemand sonst hier, also müssen Sie wohl mich ansehen. Wollen Sie noch mehr sehen, hmm?"

Mulder knöpft sein Jacke auf und posiert wie ein Model. Dann zieht er ganz schnell seine Waffe, wobei ihm aber das Magazin herausfällt. Er steckt es wieder hinein, zielt auf sein Spiegelbild und schwingt dann lässig wie ein Cowboy die Waffe um seinen Finger. Dann steckt er sie wieder ein.

"Du bist ein verdammt gut aussehender Mann."



Wo bleibt Scully eigentlich? Ich wende mich noch mal meinem Spiegelbild zu und muss feststellen, dass ich immer noch so aussehe wie vorher.

Klopf

klopf

klopf

Ok, ja, das muss sie sein. Wie war mein Satz, den ich mir überlegt hatte...? Ach genau! Ich reiße die Tür auf:

"Hallöchen Scully! Schick sehen Sie a....."

Nein! Das darf doch nicht wahr sein!

Da steht ein Elfe oder ein anderes fabelhaftes Wesen auf meinem Flur.

Sie trägt ein grünes Kleid und lächelt scheu. Ich bin verzaubert und versuche charmant genug zu sein, so dass sie bleibt.

"Immer hereinspaziert, holde Fee."

Doch eine unangenehme und irgendwie verärgerte Stimme reißt mich unsanft aus meinen Tagträumen:

"Mulder! Was soll das schon wieder? Wo ist überhaupt Ihre Krawatte?"

Oh, keine Fee... Scully eben.

Aber wie sie durch meine Wohnung schwebt, das hat schon was feenartiges an sich...

Denk nicht darüber nach, sonst amputiert dir die Frau heut Abend noch etwas. Sie ist Ärztin.

Scully kommt wieder angetrabt und lässt eine verdammt konservative Krawatte vor meinen Augen baumeln.

"Die ist perfekt."

"Ich wollte aber lieber ohne gehen...."

Sie reagiert gar nicht, zieht sie mir an wie man einem Baby die Schuhe anzieht.

"Aber Scully! Ich wollte doch cool sein..."

Sie gibt irgendwas von sich, aber es klingt nicht so positiv...

Meine letzte Chance sie aufzumuntern.

"Schauen Sie, Scully!"

Ich krame unter einem Haufen Zeitungen, hoffentlich merkt sie nicht welche Art von Zeitungen...

"Tatatata!"

"Was ist das?"

"Ein Anstecksträußchen."

"Ach, und warum sind die Blumen schwarz?"

"Ich habe gedacht Sie tragen schwarz, so wie immer eben..."

Mit einem Schnaufen geht sie aus der Tür.

"Halt! Sie haben Ihre Zierde vergessen!"

"Ich bin auch ohne hübsch und wir gehen auf ein Klassentreffen und nicht auf einen Abschlussball."

"Eingebildet sind Sie wohl auch gar nicht...."





"Mulder, halten Sie Ihre Klappe!"

Nein. Nein! Welcher Teufel hat mich geritten ausgerechnet MULDER zu fragen, ob er mit mir dorthin gehen will? Warum habe ich nicht Skinner gefragt? Warum?

Weil Mulder viel süßer ist...

"Also, Mulder, wollen wir den ganzen Abend streiten?"

"Sie haben doch angefangen."

"Habe ich nicht..... Sie haben mich doch provoziert!"

"Ich habe Ihnen nur ein Kompliment gemacht und Sie haben mich angegiftet... wie....wie..."

"Ich habe Sie überhaupt nicht angegiftet. Ich wollte nur nicht dieses bescheuerte Anstecksträußchen und das scheint Sie ja schwer beleidigt zu haben."

"Ja und, mir binden Sie einfach eine Krawatte um... obwohl ich vorher so cool ausgesehen habe.."

"Sehen Sie! Sehen Sie! Es geht schon wieder los!"

"Was denn?"

"Vergessen Sie’s. Einsteigen."

Ich halte ihm die Wagentür auf, obwohl das ja seine Aufgabe gewesen wäre. Aber wenn ich noch ein Wort mit diesem Kerl wechseln muss EXPLODIERE ich...





"Äähm...Scully... wie lange sagten Sie müssen wir fahren?"

"Eine Stunde."

"Ja, ich will ja nichts sagen.... aber...."

"Ich weiß, dass ich mich verfahren habe."





20 Minuten später:



"Scully?"

"WAS?"

"Warum geben sie nicht einfach zu, dass Sie keine Ahnung vom Autofahren haben?"

"WIE bitte?"

"Och nichts, war nur so ein Gedanke... hab nur laut gedacht..."





5 Minuten später:



"Scully?"

"WAS ZUM TEUFEL?"

"Wäre es möglich, dass Sie für ganz, ganz kurze Zeit anhalten?"

"Wozu das denn??"

"Der Drang der Natur."

"Mulder! Können Sie sich denn nicht beherrschen?"

"Na, ich weiß ja nicht wann wir ankommen..."

Mit einem werwolfartigem Knurren und einem Quietschen von Seiten des Autos bleibt sie stehen.

"Aber beeilen Sie sich!"





Nach weiteren 10 Minuten Fahrt:



Ich frage mich immer noch warum ich Mulder mitgenommen habe. Die Schmach ohne Kerl dazustehen wäre bestimmt nicht größer, als die mit ihm anzukommen. Der Idiot denkt jetzt, dass ich nicht Auto fahren kann, Macho...

Aber ich habe weibliche Intuition und eben diese sagt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

"Scully?"

"Was ist denn schon WIEDER?"

"Sehen Sie den Baum dort vorne?"

"Nein, ich bin seit sieben Jahren blind, ich wollte Sie nur nicht verunsichern."

"Da ist ein Kreuz auf diesem Baum."

"Schön für den Baum."

"Das habe ich gemacht."

"Was soll das denn heißen?"

"Als meine überaus gnädige Partnerin, sprich Sie, vor 10 Minuten angehalten hat, habe ich bei der Gelegenheit dieses Kreuz gesprüht."

"Was sind Sie, Mulder? Ein Hund? Müssen Sie denn neuerdings ihr Revier so markieren?"

"Ich dachte nur, dass es hilfreich wäre,... jetzt wissen wir jedenfalls dass wir an der selben Stelle schon mal waren und das heißt, dass wir uns verfahren haben."

"Uh, Mulder! Glückwunsch! Abgesehen davon, dass ich das schon vor einer Stunde gewusst habe, sind Sie für heute mein Held! Sie sind mein Gott!"

"Ich wollte ja nur helfen."

"Oh, VIELEN DANK!"

"O.k. So kann das nicht den ganzen Abend weitergehen. Es tut mir leid."

"Und mir tut leid, dass ich Sie mitgenommen habe."

"Was soll das denn jetzt heißen?"

"Ich meine einfach.... warum können Sie sich denn nicht normal benehmen? Wie sonst auch."

"Wie benehme ich mich denn sonst?"

"Naja, anders eben. Sie bringen nicht dauernd einen blöden Spruch nach dem anderen."

"Ich bringe blöde Sprüche?"

"Ja. Ich frage mich gerade, was die anderen von mir denken sollen, wenn ich mit Ihnen da auftauche."

"Bin ich den wirklich so schlimm?"

"Nein. Ja. Doch."

"Na toll, ich überlege mir nämlich gerade auch, was die Leute über mich denken werden, da ich freiwillig mit so einer schlechtgelaunten Giftspritze weggehe."

"Mulder! Das nehmen Sie zurück!"

"Was? Das mit der Giftspritze?"

Mulders Grinsen geht von einem Ohr zum anderen. Eigentlich will ich nicht lachen, aber es ist einfach zu ansteckend...

"Ja-ha.."

"Alles wieder o.k.?"

"Ja... klar."

"Friede?"

"Friede!"

"Und jetzt würde ich sagen, Sie fahren rechts ran und wir schauen mal auf die Karte."

"Was für eine Karte, Mulder?"

"Was soll das heißen, ´welche Karte`? Sie haben doch eine dabei, oder??"

Seine Augen flehen förmlich. Am liebsten würde ich jetzt ein tiefes Loch in den Boden graben und erst im Jahre 2100 rauskommen.

"Nein..."

"Sie fahren mitten in die Pampa und haben nicht mal eine verdammte Karte dabei??"

"Nun, ja..."

"Oh, Man(n)!"

"Hey!"

"Was ´hey`?"

"Das ist 1. mein Spruch und 2. immer noch Frau!"

"Schon gut..."

"Außerdem liegt das an den Genen..."

"Wie kommen Sie denn da drauf?"

"Ich habe mal ein Referat darüber gehalten."

"Hm, ich glaube ich gehe mal mit Ihrem Bruder wandern.... in einen tiefen Wald, einen dunklen, tiefen Wald, mit Monstern, Vampiren, wilden Tieren....."

"Ich hab´s verstanden!"

"Okay, Scully, Angebot: Wir fahren bis zur nächsten Tankstelle und dort fragen wir, ja?"

"Na schön. Ich glaube, sonst kommen wir wirklich nie an."





30 Minuten später:



"Mulder..."

"Was?"

"Das mit der Tankstelle war echt eine prima Idee... Da gibt’s nur leider ein Problem..."

"Ja, ich weiß, es sieht so aus, als würde es hier weit und breit keine Tankstelle geben."

"Na toll und was machen wir jetzt? Es ist stockdunkel, mir ist kalt, ich hab keine Ahnung wo wir sind.."

"Und die Gegend um uns herum scheint ziemlich verlassen zu sein. Tja, Scully, das haben Sie echt toll hingekriegt."

"Ja, tut mir ja leid."





Nach ein paar Minuten Schweigen:



"Nein... Mulder... das Benzin macht es auch nicht mehr lange..."

"WAS?"





Nach weiteren 20 Minuten:



"O.k., das war’s dann."

Scully parkt das Auto auf dem Seitenstreifen... ich steige aus und sehe mich um. Wald, nichts als Wald.

"Und, Mulder, was machen wir jetzt?"

"Ja, das wollte ich Sie auch gerade fragen. Sie haben uns doch hierher gebracht, was kann ich dafür?"

Ich bekomme nur einen ärgerlichen Blick, zum Glück nicht mehr, sonst würde das Gezanke sofort wieder losgehen.

"O.k., Scully. Der Wald hier scheint nicht besonders tief zu sein, da hinten kann man Licht sehen. Ich schlage vor, wir gehen dort rüber, fragen nach einer Karte, Benzin, was auch immer. Hauptsache, jemand kann uns helfen."

"Alles klar, einverstanden."



Endlich hat Mulder mal eine gute Idee, vielen Dank! Wir schlagen uns ein kurzes Stück durch den Wald, bis wir zu dem Ort gelangen, wo das Licht herkommt. Ich traue meinen Augen nicht! Das kann ich nicht sehen! Nein, das muss eine Halluzination sein!

Dort steht ein riesiger Eisbecher. Er muss an die 3 Meter groß sein und er wird von allen Seiten angestrahlt. Das kann nicht sein, verrät mir mein Verstand. Es gibt gar keine Rieseneisbecher und schon lange nicht im Wald. Doch mein Magen spricht eine andere Sprache, dem kann man mit Logik nicht beikomme. Mein Gaumen lechzt nach dem gefrorenen Nass und ich bewege mich auf den Becher zu, bis...



- Donk -



Ich bin gegen eine riesengroße... Restaurantwerbung gelaufen. Hinter mir höre ich schallendes Gelächter.

"Oh, Scully! Sie haben wirklich einen Moment lang so ausgesehen, als ob sie das Ding für echt hielten. Oh, Gott, hat das urkomisch ausgesehen."

"Ich kann auch dafür sorgen, dass Ihr Gesicht gleich urkomisch aussieht und dann interessiert sich nicht mal mehr eine von Ihren Matschmumien für Sie!"

Gegen meinem Vorsatz ihn nicht mehr anzufahren, habe ich es dennoch getan und gehe nun schnell auf das Restaurant zu, um nicht schon wieder etwas an den Kopf geworfen zu bekommen.

"Hallo?"

Keiner da.

Während ich die Klingel auf der Theke betätige widmet Mulder seine volle Aufmerksamkeit dem Playmate Kalender an der Wand.

"Hey, Scully. Schauen Sie mal!"

"Ich will das aber nicht sehen!"

"Nein, sehen Sie sich mal die Jahreszahl an!"

Da ertönt aus dem hinteren Winkel des Gebäudes, der wohl die Küche darstellen soll, ein unmenschlicher Laut.

"Mulder?"

"Haben Sie das auch gehört?"

"Hab ich."

Mulder blickt sich suchend um, bis er einen Besen, der in einer Ecke steht, entdeckt.

"Scully, bleiben Sie hinter mir."

Langsam bewegen wir uns auf die stockdunkle Küche zu. Mulder öffnet vorsichtig die Tür, die entsetzlich quietscht. Plötzlich springt uns etwas riesiges schwarzes an und ich kann nur noch einen kurzen Schrei von mir geben, bevor Mulder direkt auf mich fällt.

"Tut mir leid Scully.."

"Schon okay."

Er hilft mir auf und nimmt den Besen wieder an sich, den er beim Sturz verloren hatte.

"Mulder, was war das?"

Ich versuche, meine zittrige Stimme einigermaßen ruhig zu halten, aber besonders gut klappt das nicht gerade.

"Ich hab keine Ahnung. Und wo ist es hin?"

Ich schüttle nur den Kopf. Es ist weit und breit nichts zu sehen.

"Aber was ich Ihnen vorhin zeigen wollte... Sehen Sie sich mal den Kalender dort drüben an."

"Der ist ja aus dem Jahr 2050..."

"Jaaa."

"Ja und? Ich meine, das ist bestimmt kein richtiger Kalender. Was weiß ich was das hier für ein Restaurant ist."

"Finden Sie es nicht auch seltsam, dass hier spätabends Licht brennt, obwohl niemand hier ist."

"Hier ist... oder war aber jemand."

"Ja.. jemand oder etwas."

"Also, ich denke jedenfalls nicht, dass wir hier Hilfe bekommen. Ich gehe jetzt sofort zurück zum Auto."

Ich kann die Panik in meiner Stimme jetzt überhaupt nicht mehr verbergen. Doch noch größer wird der Schock, als ich den Raum durchquere und an der Tür rüttele...

"Mulder! Die ist abgeschlossen!"

"WAS?"

"Ja!" Meine Stimme besteht nur noch aus einem heiseren Quietschen.

Er geht selbstsicher an mir vorbei und rüttelt an dem Türknauf, die Tür lässt sich nicht öffnen.

Inzwischen habe ich mich auf einem Stuhl niedergelassen und muss einen erbärmlichen Anblick abgeben.

"Hey, Scully! Was ist denn?"

"Was ist?? Ich glaube Sie haben sie nicht mehr alle! Wir sitzen hier gefangen, in einem Restaurant aus der Zukunft und irgendwas ist hier drin, was uns bestimmt nicht friedlich gesonnen ist."

"Ach, haben Sie eine Ahnung. Haben Sie denn nie E.T. gesehen?"

Er verdreht seine Augen, streckt einen Finger gefährlich nahe an meine Nase aus und ruft mit Grabesstimme:

"E.T nach Hauuuse telefonieren."

Wenn er nicht so komisch aussehen würde, würde ich ihm jetzt eine reinhauen, da er wieder einmal in einer ernsten Situation Quatsch macht, aber ich kann nur hilflos lachen.

Er legt mir seinen Arm auf die Schulter.

"Ja, Scully, das sollten Sie öfters machen. Jetzt sieht die Welt doch gar nicht mehr so schlimm aus, oder?"

"Doch!"

"Was? Soll ich auch noch Mr. Kartoffelkopf machen?"

"Nein, Mulder. Einmal hat gereicht, aber ich habe einen Bärenhunger."

"Tja, warum gehen wir dann nicht in die Küche?"

Und das tun wir dann auch.



"Scully, ich muss Sie enttäuschen, in keinem dieser Vorratsschränke ist etwas Essbares."

"Das darf doch nicht wahr sein! Wie kann das sein? Das hier ist doch ein Restaurant, wenigstens die Besitzer müssen doch was zu essen haben, wenn schon keine Kunden kommen. Mulder, warum gibt es in dem ganzen Ding hier nichts zu Essen?"

Er dreht sich zu mir.

"Vielleicht weil wir das Essen sind...."

In dem Moment höre ich ein Geräusch direkt hinter mir. Ich glaube, mein Herz setzt für ein paar Sekunden aus.

"Mulder!"

"Und jetzt, Scully, drehen Sie sich mal ganz langsam um."

Das tue ich und ich kriege wieder einen riesigen Schreck. Etwas lässt sich von einem Regal direkt auf meinem Schoß plumpsen.

"Hey, der scheint sie ja richtig zu mögen!"

Mulders Grinsen wird immer größer und ich muss feststellen, dass das Ding auf meinem Schoß ein großer getigerter Kater ist, der es sich jetzt gemütlich macht.

"Oh Mann. Runter von mir! Hau ab!"

"Och, Scully, der hat Ihnen doch gar nichts getan."

"DOCH. Wegen diesem Vieh wäre mein Herz beinahe stehengeblieben."

"Naja. Dann weiß ich nicht, was mit ihrem Herz passiert, wenn wir das Ding finden, dass uns vorhin in der Küche angegriffen hat. Das war nämlich nicht der Kater, zwei Leute haut der nicht um."

"Ich schlage vor, dass wir erst einmal einen Lichtschalter oder so was in der Art suchen, ich habe nämlich keine Lust mehr, länger hier im Dunkeln herumzuirren..."

...und hinter jeder Ecke ein neues Monster zu vermuten, füge ich in Gedanken hinzu.

"Ja, ich finde es auch ziemlich merkwürdig. Das einzige, was hier beleuchtet zu sein scheint, ist diese Eis-Reklame vor der Tür."

"Mulder, das macht alles überhaupt keinen Sinn. Dieser ganze Tag hier scheint keinen Sinn zu machen."

"Was meinen Sie? Wir haben doch schon seltsamere Sachen gesehen."

"Ich meine zum Beispiel, dass ich mich auf einem Weg verfahre, den ich schon hundertmal gefahren sein muss. Dass uns in einer einsamen Gegend das Benzin ausgeht. Dass in dieser Gegend ein Restaurant am Waldrand steht, wo eine riesiges Eis beleuchtet ist, sich in dem Lokal aber niemand befindet außer einer Katze und einem...... Ding."

"Naja. Wenn Sie das jetzt so erzählen... aber Scully, sehen Sie mal her, ich hab hier einen Schalter gefunden."

Mulder drückt den Schalter. Für ein paar Sekunden geschieht nichts, doch dann fängt es plötzlich laut an zu poltern. Mulder hält sich die Ohren zu und sieht mich fragend an.

Ich kann ja nicht ewig das Frauchen spielen,... also gehe ich dem Krach nach, der mich ein einen weiteren, stickigen Raum führt.

Das Poltern hat aufgehört, dafür hört man jetzt Stimmen.



Verdammt! Wo ist Scully eigentlich hin?

"Mulder?"

"Scully, wo sind Sie?"

"Hier, hoffentlich haben Sie neben Ihrer Spraydose auch Ihre Exorzistenzange dabei!"

"Wovon reden Sie?"

Frage ich, doch da sehe ich es.

Ein riesiger Flachbildschirmfernseher, davor Scully, die sich an dem Geschehen erfreut und unschwer zu erkennen:

"Der Exorzist."

Scully lächelt ein unwiderstehliches Lächeln und lässt sich auf der Couch nieder.

Die Stimmung ist gar nicht so unromantisch und ich tue es ihr gleich, doch plötzlich:

"Mulder, da sind Haare auf der Couch."

"Und? Bei Ihnen zu Hause vielleicht nicht?"

"Eine große Menge schwarzer, kurzer Haare nicht... und Mulder, haben Sie schon einmal darüber nachgedacht wie der Fernseher angegangen ist? Doch bestimmt nicht mit Ihrem Schalter."

"Ja. Ich weiß nicht. Aber sonst ist auch nichts angegangen. Ach, wissen Sie Scully, mir ist das jetzt egal. Ich bin müde, ich hab echt keine Lust mehr in dieser Hütte rumzulaufen und nach Schaltern oder wilden Tieren zu suchen. Ich guck mir jetzt ‚Der Exorzist‘ an, den hab ich nämlich noch nicht gesehen."

"Aha. Gut. Naja."

"Ach, kommen Sie schon, Scully, ist doch richtig gemütlich hier..."



Mulder legt seinen Arm um meine Schulter und macht es sich bequemer. Mulder legt seinen Arm um meine Schulter?? Auch ich lasse mich etwas auf dem Sofa zurücksinken und er hat recht... es ist wirklich gemütlich. Und jetzt merke ich auch, wie müde ich eigentlich bin.

"Scully?"

"Jaaa?"

"Haben Sie eben nicht auch etwas gehört?"

"Ach, Mulder, sagen Sie jetzt nicht, dass Sie Angst vor so einem Film haben.."

"Nein. Da war was. Ich bin mir ziemlich sicher."

Eine tiefe verzerrte Stimme lässt mich plötzlich aus meinem Halbschlaf aufschrecken.

"HEY! WAS MACHT IHR DENN VOR MEINEM FERNSEHER??"

Da steht eine Gestalt in der Ecke des Raumes und ihre Augen scheinen grün zu glühen.

Aber nein, das kann nicht sein!!!

Niemand hat grüne Augen und Augen glühen auch nicht, meistens.... vielleicht sollte ich mal einen Augenarzt aufsuchen...

Mulder ist neben mir ganz starr und als ich ihn ängstlich und beschützerinstinktheischend anschaue nimmt er seinen ganzen Mut zusammen (auch er muss das Glühen gesehen haben):

"Wer sind Sie?"

"Wer sind SIE denn?"

"Agent Scully & Mulder vom Federal Bureau of Invest..."

Doch sein Lachen unterbricht mich.

"Vom FBI?"

"Ja... aber..."

Plötzlich fängt auch Mulder an zu grinsen...

"Mulder!"

"Tja, Scully, sehen Sie sich dieses... "Tier" mal genauer an..."

... und auch mir geht ein Licht auf.

"Hey. Das ist doch..."

"... Otto. Das Maskottchen von dieser deutschen Restaurantkette."

"Jawohl, der bin ich, höchstpersönlich. Aber könnten Sie mir jetzt mal verraten, warum Sie hier mitten in der Nach vor meinem Fernseher sitzen?"



"Tja, wenn Sie uns verraten, warum Sie mitten in der Nacht noch hier sind, dieses außerordentlich bescheuerte Kostüm anhaben und die Eisreklame draußen beleuchtet lassen..."

Oha! Jetzt ist Scully wieder ganz die alte!

"Ich hab die Eisreklame brennen lassen? Nein, wenn das der Chef erfährt... Sie erzählen ihm doch nichts, oder? Bitte!"



"Nein. Aber verraten Sie uns doch mal, warum Sie immer noch in ihrem Kostüm rumlaufen..."

Mulders Stimme klingt wesentlich sanfter als meine.

"Naja. Ääähm. Ich habe es wieder angezogen. Ich hab draußen ein Geräusch gehört... wie so ein ‚donk‘ und da habe ich doch ein bisschen Angst bekommen..."

"Oh. Dieses Geräusch. Da ist meine Partnerin gerade gegen...."

"Mulder! Unterstehen Sie sich!"

"Ja und weil meine Stimme durch dieses Mikrofon im Kopf von Otto so herrlich verzerrt klingt und die Augen so schön glühen, hab ich mir gedacht, dass ich vielleicht einen Einbrecher damit vertreiben kann. Ich hab mich in der Küche versteckt und als ich die Tür quietschen hörte..."

"Ja, wir wissen, was dann passiert ist."

"Ich habe eigentlich gedacht, ich hätte die Einbrecher vertrieben und hab die Tür abgeschlossen und mich vor den Fernseher gesetzt. Das einzige Problem mit diesem Kostüm ist, dass es unheimlich viele Haare verliert, was weiß ich, was das für ein Billig-Teil ist. Naja, und als ich mir eben Popcorn machen wollte, hab ich etwas gehört und dann saßen Sie hier."

"Aber warum wohnen Sie eigentlich hier in diesem kleinen Zimmer?"

"Ach. Naja... wollen Sie das unbedingt wissen? Achso, Sie sind ja vom Federal... wie geht das weiter? Naja, Sie sind ja vom FBI und ok... Meine Mutter hat mich zu Hause rausgeworfen."

Mulder kann sich sein Grinsen nicht verkneifen:"Wie alt sind Sie denn jetzt?"

"Ach, ich bin 32."

"Tja. Ok. Eine Frage hätte ich dann noch. Als mein Partner einen Schalter gedrückt hat, fing es plötzlich unheimlich laut an zu poltern."

"Oje. Das muss ich gewesen sein, als ich über die Pappkisten in der Küche gefallen bin. Den Schalter können sie übrigens vergessen, das Licht hier drinnen wird über einen Hauptschalter im Büro angemacht. Nur diese dumme Eisreklame habe ich vergessen, entschuldigen Sie mich für einen Augenblick.."

"Otto" stolpert nach draußen und Mulder sieht mich an, mit einem Ausdruck in seinem Gesicht...

"Und, Scully? Glauben Sie diese ganze Geschichte?"

"Wieso denn nicht? Das hört sich doch alles plausibel an."

"Wundern Sie sich gar nicht mehr, dass Sie sich auf einer Strecke verfahren haben, die Sie eigentlich in- und auswendig kennen müssten? Dass uns genau auf dieser einsamen Straße hier das Benzin ausgeht?"

"Naja. Das muss Zufall gewesen sein."

"Ich glaube aber nicht, dass das ein Zufall war..."



Mit einem "Was Sie immer glauben oder nicht glauben... Mir ist das jetzt egal! Es ist WOCHENDE schon vergessen? Wir wollten zu meinem Klassentreffen!" macht sie meinen genialen Gedankengang kaputt und setzt sich in Bewegung, in die Richtung, die Otto eingeschlagen hat.



"Ähm....."

"Otto."

"Ja, richtig, Otto. Wissen Sie vielleicht wo man hier Benzin bekommt? Uns ist es nämlich ausgegangen."

"Tut mir leid, aber...." er scheint nachzudenken, " Ich könnte Sie ein Stück befördern, natürlich nur wenn Sie wollen."

"Oh, Sie wären mein Held..."

"Schauen Sie mal dass Sie Ihren Mann nicht eifersüchtig machen..."

Inzwischen ist Mulder nachgekommen.

"Mein WAS?"

Da erkenne ich den Irrtum.

"Nein, Sie irren. Wir sind nicht verheiratet."



"Leider", hätte ich beinahe hinzugefügt, aber Scully erzählt diesen Fakt immer so überzeugend..... Ist sie denn so stolz darauf?

"Hm, wie Sie beide aber so friedlich auf meinem Sofa gehockt sind, schien mir das eher so, als hätten Sie meinen kleinen Arbeitsplatz als Flitterwochendomizil beschlagnahmt..."

Scully lacht gekünstelt und ich blicke auf meine Schuhe.

"Okay, ich kann Sie gleich fahren, ich zieh mich nur schnell um."

Nach einigen Minuten wird Scully ungeduldig und erkundet die Treppe.



Typisch Mulder eben! Ich muss mich immer um alles kümmern!

Hier ist eine Tür offen... "Otto? Sind Sie da drin?"



Von dem oberen Teil der Treppe hallt ein Schrei und zu meinem Entsetzen identifiziere ich ihn als Scullys.

"SCULLY!!"

Ich bekomme keine Antwort. Oh Mann, warum habe ich meine Waffe nur nicht dabei. Na klar, weil ich auch immer meine Waffe mitnehme, wenn ich auf ein Klassentreffen gehe... Langsam schleiche ich die Treppe hoch, die einzelnen Stufen knarren leise. Oben angekommen stehe ich vor drei Türen, alle sind geschlossen.

Oh ja, genau wie im Märchen. Du hast nur einen Versuch... überlege deine Wahl gut...

Ich reiße die erste Tür auf und dahinter befindet sich... gar nichts. Oder vielleicht doch? Er ist jedenfalls stockdunkel und ich sehe nicht einmal die Hand vor Augen.

"Scully? Scully, sind Sie hier drin? Antworten Sie mir!"

Nichts. Aber sie muss ja nicht unbedingt in der Lage sein, mir zu antworten. Ich taste mich weiter in dem Raum vor und kriege einen riesigen Schreck, als ich an etwas stoße. Es fühlt sich weich an... eine Matratze... das muss ein Bett sein. Ich erkunde das Bett weiter mit meinen Händen, ja es liegt jemand darauf.

"Scully, was ist passiert?"

Aber das ist nicht Scully, es sei denn, Scully hat extrem lange, haarige Beine. Der nächste Schreck durchfährt mich, als dieser jemand auf dem Bett plötzlich ein zufriedenes Grunzen von sich gibt, so als würde es ihm gefallen, dass ich hier seine Beine kraule. Mit einem leisen Aufschrei springe ich auf, flüchte aus dem Zimmer und schlage die Tür hinter mir zu. Anscheinend bin ich doch nicht in einem Märchen, da hätte ich nämlich gleich die richtige Tür gewählt. Und es sieht so aus, als würde ich noch eine zweite Chance kriegen. Mit schlottrigen Knien gehe ich auf die zweite Tür zu.

Vorsichtig stoße ich sie an, nichts zu sehen und auch nicht zu hören. Es wäre wirklich demütigend von etwas haarigem, grunzendem verführt zu werden.

Oh, ein Déjà vu... wieder eine Matratze, ich atme tief durch, vielleicht habe ich diesmal mehr Glück, Dornröschen könnte ja hier liegen,...

Also taste ich mich wieder voran,.... wieder etwas haariges, aber diesmal grunzt es nicht, sonder... schnurrt.

Es ist der Kater aus der Küche. Enttäuscht, aber trotzdem froh darüber einen Verbundenen in diesem Haus gefunden zu haben nehme ich ihn auf den Arm und gehe auf die dritte und letzte Tür zu.

Der Kater schmiegt sich an mein Hemd und in diesem Moment wünsche ich mir doch, dass Scully an seiner Stelle jetzt da wäre... trotz ihrer Kratzbürstigkeit.

Dieser Raum ist noch dunkler, kein Bett...

"Scully?"

Nichts.

Jetzt beginne ich wirklich mir Sorgen zu machen.

Ich gehe immer weiter, bis mir bewusst wird, dass die anderen Räume an dieser Stelle schon aufgehört hatten, aber hier... ich kann nicht einmal die endende Wand erkennen. Der Raum erstreckt sich immer weiter, wo bin ich nur?

Wo ist Scully?

Plötzlich beginnt der Kater zu zittern. Er hört auf zu schnurren und fängt statt dessen an, ein bösartiges Knurren von sich zu geben, das bald in ein Fauchen übergeht.

"Hey, was ist denn los? Ist doch alles in Ordnung..."

Aber ich weiß, dass nicht alles in Ordnung ist, denn jetzt kann ich es auch spüren. Kälte kriecht durch meinen Körper und ein Schauer läuft mir den Rücken runter. Der Kater fängt an, kläglich zu miauen.

"Soll ich dich runterlassen? Willst du runter?"

Aber er krallt sich an meinem Hemd fest und kriecht unter meine Jacke. Ich mache einen weiteren vorsichtigen Schritt nach vorne und das letzte, was ich von mir gebe, bevor mir schwarz vor Augen wird, ist ein entsetzter Schrei.



Benommen schüttele ich meinen Kopf. Wo bin ich hier? Und wo ist Mulder?

"MULDER!!"

"Psssssst. Sei leise, Schatz, er kann dich nicht hören."

Entsetzt schaue ich mich um. Es ist so dunkel, dass ich die Hand vor Augen nicht sehen kann. Und wo kommt diese Stimme her?

"Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?"

"Ach, ich möchte nur, dass du mir einen kleinen Gefallen tust."

"Und warum fragen Sie mich dann nicht einfach?"

"Weil du das ganz bestimmt nicht freiwillig tun würdest..."

"WAS wollen Sie?"

"Das du den verfaulten Tomatensaft aus mir herausholst, Süße."

"Was???"

Doch da geht das Licht an und vor mir steht... ein Mixer. Der Mixer muss mit mir geredet haben, das darf doch nicht wahr sein...

Das ist wirklich zu viel und mir schwinden die Sinne.



Langsam werde ich wach, an meinem Schuhen macht sich jemand.... etwas zu schaffen,... der Kater.

"Na komm, Kleiner, wenn du mir schon so treu bist, dann brauchst du auch einen Namen. Wie wär´s mit Bill, hm?

Nein, dann würde mich Greenpeace verklagen..... Okay, dann heißt du Charly. Der wird netter sein."

Doch da höre ein Stöhnen aus einem Winkel. Ich folge diesem Laut. Es ist fast unmöglich, aber da gibt es... Licht.

Das Zimmer macht eine Krümmung und als ich um die Ecke geschritten bin, da liegt... Scully auf dem Boden.

Ihr Kleid ist mit etwas rotem überzogen.

Doch nicht etwa Blut???

"Scully!! Was ist passiert?"

Ich knie mich neben sie und fühle ihren Puls. Und ich kann aufatmen... ihr scheint nichts schlimmes passiert zu sein, so kräftig, wie der schlägt. Aber was ist mit dem Blut...

Oh, es sieht so aus, als würde Scully wach werden.

"Mum... Wo hast du die Salami hingetan? Nein, HÖR AUF! Ich muss Mulder anrufen. Es ist echt wichtig. Er muss es wissen."

"Scully? Scully! Hey! Wachen Sie auf!"

"Mulder...? Wo bin ich?"

"Ich hab keine Ahnung wo wir sind. Aber ich bin so froh, dass ich Sie endlich gefunden habe. Sind Sie verletzt?"

"Nein. Ich weiß nicht... Mulder! Haben sie hier irgendwo einen Mixer gesehen?"

"Was? Wieso einen Mixer?"

"Ach. Dann muss er wohl weggegangen sein."

"Scully. Was reden Sie da?"

"Wieso? Iiiiiih... Was ist denn mit meinem Kleid?"

"Ja. Was meinen Sie, warum ich sie gefragt habe, ob Sie verletzt sind. Das sieht nämlich echt übel aus."

Plötzlich fängt Scully wie irre an zu kichern.

"Uiuiuiuiuiuiuiui..."

"Scully... Was ist denn mit Ihnen passiert?"

Sie scheint wohl unter Drogen zu stehen. Oder das ist gar nicht Scully. Jedenfalls nicht die Scully, die ich kenne. Denn was sie jetzt macht, hätte die echte Scully nie im Leben getan.

Sie dreht sich um sich selbst und summt irgend etwas.

Dann fängt sie auch noch zu singen an und ich identifiziere es nicht als Shaft, sondern..... als Lady Marmelade....

Auch wenn Scully betrunken, auf Drogen oder ähnliches ist, dann bleibt immer noch die Frage woher sie den Text kennt.

Jetzt führt sie so etwas wie einen Regentanz auf, Charly klappt seine Ohren um und ich würde gerne das selbe tun, aber das letzte bisschen Verantwortungsgefühl für diese Frau dringt durch und ich fasse sie leicht an der Schulter.

"Scully?"

"Hm?"

"Was tun Sie da?"

Sie blickt verschreckt auf ihr Kleid, in mein Gesicht und dann auf Charly.

"Gehen wir weiter."

Nun verstehe ich gar nichts mehr.

"Scully?"

"Was denn?"

"Was hat man Ihnen denn angetan?"

Sie hat wieder diesen verstörten Blick, doch da fängt wieder etwas an zu poltern.

Da ist eine Stimme.

"Na, Kleine wo bleibt mein Gefallen?"

Vor mir steht ein Mixer, auf meinem Arm ein Kater, der ganz erbärmlich dreinschaut und neben mir Scully, die versucht den unintelligentesten Ausdruck des Jahres zu kreieren.

Da kommt der Mixer auf mich zugehüpft und...

... dann verschwimmt alles vor meinen Augen zu einem schummerigen Grau. Ich spüre etwas schweres auf meiner Brust, das sich plötzlich zu bewegen beginnt.

"Mulder... der Mixer..."

Jetzt sehe ich, dass es Scully ist. Wir sitzen immer noch auf dem Sofa, aber "Der Exorzist" ist jetzt einem Schneegestöber gewichen. Jetzt schlägt auch Scully ihre Augen auf.

"Na? Ausgeschlafen?"

"Hä? Wie lange hab ich geschlafen?"

"Keine Ahnung, ich bin auch eben erst aufgewacht. Und ich hatte einen ziemlich seltsamen Traum. Mit einem Mixer. Und jemandem, der Otto heißt."



Was? Mit einem Mixer? Hat Mulder etwa genau den gleich Traum wie ich gehabt?

"Und ich weiß zufällig auch, dass Sie das Gleiche geträumt haben."

"Woher..."

"Naja, Sie haben eben laut geträumt."

"Mir ist das jetzt egal. Ich will jetzt hier raus, wieder zum Auto. Wie konnte das hier überhaupt passieren?"

"Was meinen Sie?"

"Na, dass wir hier zusammen auf einem Sofa vor einem Horrorfilm einschlafen in einem Haus wo irgendein Ding rumläuft!"

"Vielleicht waren wir ja müde..."

"Sparen Sie sich ihre Kommentare, ich gehe jetzt zurück zum Auto."



Mit diesen Worte geht sie schnurstracks auf die Tür zu, dreht am Knauf und...

"Scully, vergessen Sie’s, die ist doch..."

... spaziert geradewegs in die Nacht hinaus. Ich stürme hinter ihr her, bevor es sich diese Tür noch mal anders überlegt.

"Scully! Warten Sie doch mal!"

Aber sie bleibt nicht stehen und macht sich am Auto am Kofferraum zu schaffen.

"Mir ist gerade was eingefallen, Mulder... Ich hab hier noch einen Ersatzkanister Benzin hinten drin stehen."

Ich verdrehe die Augen... zu mehr bin ich im Moment nicht fähig.

Scully springt in den Autositz wie ein junges Mädchen und ist wieder putzmunter.

"Das war gar nicht mal so schlecht, wir haben uns ausgeschlafen und seit Stunden nicht mehr miteinander gestritten."

"Das geht ja wohl auch schlecht, sich im Schlaf streiten... obwohl,... was haben Sie noch einmal geträumt?"

"Lassen Sie das, Mulder! ich hab keine Lust mir jetzt den Kopf wegen irgendwelchen blöden Dingen zu zerbrechen."

"Dazu ist er ja auch viel zu schön."



Und ich mir fällt auf, dass es schon Ewigkeiten her ist, dass ich mich dafür verflucht habe Mulder mitgenommen zu haben..

So scheint es mir jedenfalls jetzt...

"Irgendwie kommt diese Ecke mir bekannt vor."

"Scully, waren das nicht auch ihre Worte bevor es uns in dieses gruslige Haus verschlagen hat?"

"Hören Sie doch auf mit ihren Wortklaubereien und sehen Sie sich lieber das Schild an!"

Da steht es tatsächlich:

Klassentreffen Jahrgang 1982



Als ich aussteigen will hält Mulder mir galant die Tür auf und irgendwo habe ich noch die leise Hoffnung, dass es ein schöner Abend werden könnte.

Wir schreiten auf die Eingangstür zu und... diese ist verschlossen.

"Hä? Das kann doch gar nicht sein."

"Scully..."

"Das gibt’s doch gar nicht. Wir sind zwar zwei ein halb Stunden zu spät, aber so schnell haben die bestimmt nicht Schluss gemacht."

"Scully..."

"Komisch, aber das Klassentreffen ist heute. Ich bin ja nicht blöd."

"Scully..."

"Was ist denn?"

"Bewegen Sie Ihren Kopf bitte ein ganz kleines Stückchen nach links und dann sagen Sie mir, was Sie sehen."

Oh, jetzt sehe ich auch, was Mulder mir die ganze Zeit mitteilen will. Neben der Eingangstür hängt ein Schild:

"Das Klassentreffen des Jahrgangs 1982 findet aufgrund eines Wasserschadens in der Grundschule statt."

Und darunter war eine Wegbeschreibung aufgezeichnet.

"OK, Mulder, zurück ins Auto. Also, wenn das so weitergeht, dann kommen wir sicher nie an."

Aber die fünfminütige Fahrt zur Grundschule verläuft ohne weitere Zwischenfälle. Und tatsächlich, die Schule ist hell erleuchtet. Mulder reicht mir seinen Arm und gemeinsam laufen wir auf die Eingangstür.

Er öffnet die Tür und ich versuche schon jetzt krampfhaft bekannte Gesichter auszumachen, obwohl wir erst in der Vorhalle sind und ich noch keinen sehen kann...

Wir kommen im Saal an und...

... der Boden ist verschmiert, verdreckte Leute laufen umher und es scheint als wären wir auf einer Kindergeburtstagsparty, anstatt auf einer Klassenfete.



Scully ist mindestens so geschockt wie ich, was ist denn hier bloß los?

Ein eingefleischter Instinkt lässt meine rechte Hand sinnlos an mein Jackett greifen, am liebsten hätte ich jetzt meine Waffe dabei... etwas muss passiert sein,

aber als ich dann bemerke was "passiert" ist und dazu die grinsende Scully sehe, bin ich wieder froh, dass ich nicht wie der letzte Depp mit meiner Knarre rumgefuchtelt habe.

"Scully, haben die hier etwa eine Essenschlacht gemacht?"

"Sieht ganz danach aus... oje."

Plötzlich kommt ein Mann auf uns zugelaufen, der ziemlich alt aussieht, so etwa Mitte 80.

"Dana, bist du das?"

"Ähm, ja, kennen wir uns?"

"Na klar, ich bin’s doch, Mark. Du hast dich gut gehalten die ganzen Jahre... aber du scheinst mir ein bisschen jung... Bist du vielleicht Danas Tochter? Ha! Ich weiß, ihr wolltet mich reinlegen, aber ich bin gleich drauf gekommen. Entschuldige, dass ich euch den Spaß verdorben haben! Egal, komm, lass uns Hund spielen!"

Und mit diesen Worten lässt sich Mark vor Scullys und meinen Augen auf die Knie fallen und kriecht bellend auf dem Boden herum. Doch auch etwas anderes fällt mir noch auf...

"Scully, haben Sie sich mal die Leute hier genauer angesehen?"

"Wieso?"

"Naja...hier scheint keiner in Ihrem Alter zu sein... die sehen mir eher alle so aus, als wären sie zwischen 80 und 90 Jahre alt."

"Mulder... Sie haben recht. Und alle benehmen sich völlig absurd..."

"Wissen Sie, woran mich dieses Verhalten erinnert... Genauso waren Sie in meinem... in unserem Traum."

"Aber Mulder, ich kenne Mark, er ist zwei Jahre älter als ich."

"Dann sind Sie in Wahrheit 80? Wow! Dafür sind Sie aber wirklich noch scharf!"

"Das ist nicht komisch..."

"Ich versuche doch nur einen Sinn herauszubekommen."

"Der Kalender! Erinnern Sie sich noch, Mulder?"

"Ja, das muss es sein! Wir sind im Jahre 2050."

"Aber, Mulder!"

"Jetzt fangen Sie nicht schon wieder damit an, Scully. Es GIBT einfach keine bessere Lösung! Sie müssen sich einmal damit abfinden, dass nicht alles wie in Ihrem kleinen Physikbüchlein geschieht!"



Das hat gesessen. Vielleicht hätte ich mich bei einer anderen Person einfach umgedreht, aber wenn Mulder schon einmal so direkt wird, dann meint er es ziemlich ernst.

"Und was sollen wir IHRER Meinung nach tun?"

"Wir suchen nach einem großen mechanischen Ding, wo vorne dran "Zeitmaschine" steht, oder wir füttern Ihre Klassenkameraden mit Hundekuchen."

Und ich habe diesen Mann ernst genommen! Schnaubend stapfe ich aus dem Saal wieder nach draußen.

Doch als ich dort angekommen bin scheinen gelbe Lichter aus dem Wald.

"Mulder!"

Wenige Sekunden später steht er neben mir und starrt genauso gebannt in den Wald wie ich.

"Was ist das?"

"Ich hab keine Ahnung, Scully...."

"Es ist...wunderschön..."



Ich bekomme einen riesigen Schreck, als Scully beginnt wie in Trance auf die Lichter zuzugehen...

"Scully!"

"Mulder...ich muss dorthin. Auf Wiedersehen, machen Sie’s gut..."

"Scully, was soll das?"

Aber sie beachtet mich gar nicht mehr und läuft weiter den Lichtern entgegen, die jetzt zu flackern beginnen.

"SCULLY! BLEIBEN SIE HIER!!"

Sie ist schon fast nicht mehr zu sehen, ich muss mich beeilen und wundere mich wie man mit so kurzen Füßen so schnell weglaufen kann.

Jetzt ist sie auch noch hinter den verdammten Bäumen verschwunden.

"Scully! Wo sind Sie???"

"Hier hinten."

"WO ist ´hier hinten`?"

Ab da höre ich nichts mehr von ihr und das ist auch der Punkt, an dem ich mir schwere Vorwürfe mache. Ich habe doch gewusst, dass sie seit wir in diesem Haus waren nicht mehr ganz richtig ist... Wie konnte ich sie nur gehen lassen?

Ich habe meine Partnerin in den Tod laufen lassen und jetzt bin ich auch noch so selbstsüchtig und überlege wie ich für Zeit meines Lebens ihrem rachsüchtigem Bruder entkommen kann.

Doch da ist etwas, da steht sie doch!

Auf einer Lichtung, meine Scully und jede Menge Männer in Militäruniformen, die ziemlich finster aussehen.

"Scully!!"

Doch bevor ich sie erreiche stellt sich mir einer von diesen Männern in den Weg.

"Agent Mulder. Mitkommen."

"Halt...warten Sie mal.."

Doch er packt mich einfach... und ich kann mich nicht gegen ihn wehren.. er hat eine unglaublich Kraft.

"Mulder...ich weiß auch nicht, was passiert ist... Ich konnte einfach nicht anders."

"Scully, ich glaube, ich weiß, was hier vorgeht!"



Das sind die letzten Worte, die Mulder und ich wechseln, bevor wir in verschiedene Militärfahrzeuge geschleppt werden.

"Was soll das?"

Keine Antwort.

"Hören Sie ich bin FBI Agentin! Sie müssen mir einfach sagen was los ist!"

Immer noch nichts, ein letzter Versuch:

"Sie können doch nicht einfach mit ihren Taschenlampen durch den Wald laufen, bis Sie auf zwei unschuldige Agenten treffen. Wir haben doch nichts getan! Wollen Sie mir nicht einen kleinen Tipp geben? Sind Sie taubstumm? Das wäre gar nicht gut..."

So rede ich weiter bis der Wagen anhält.

Als ich unsanft aus dem Wagen geholt werde, steht Mulder schon vor dem anderen Wagen.

Sie treiben uns zusammen und wir müssen in der Mitte von ungefähr zehn albernen Militärmützen gehen.

"Das hat´s gebracht."

Flüstere ich vor mich hin.

"Unsere Flitterwochen hatte ich mir anderes vorgestellt", raunt Mulder.

Wir werden in einen Raum gestoßen und dort sitzt ein weiterer Typ, der auch so aussieht, als würde er zum Militär gehören... allerdings mit einem höheren Dienstgrad.

Er weist die Typen an, die uns hergebracht haben:"Schnallt die beiden fest!"

"Hallo, das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Meine Partnerin und ich sind FBI-Agenten, Sie können uns nicht hier einfach festhalten!"

"Mein lieber Mr. Mulder, Sie werden uns doch dankbar für das sein, was wir jetzt mit Ihnen machen. Obwohl... Sie werden sich nicht daran erinnern können, also seien Sie lieber jetzt dankbar."

Mulder und ich werden auf ziemlich unbequemen Stühlen festgeschnallt und das letzte was ich sehe ist eine Spritze, die mir in den Arm gerammt wird...

"Scully... wo sind wir..."

"Was ist passiert?"

Ich drehe mich auf die andere Seite, mein rechter Arm ist eingeschlafen. Als ich die Augen aufschlage, sehe ich, dass ich in meinem Auto sitze... Mulder neben mir.

"Wir müssen wohl eingeschlafen sein, als uns das Benzin ausgegangen war."

"Ja... das habe ich auch gerade gedacht, Mulder, aber wissen Sie, was seltsam ist?"

"Nein... aber bestimmt sagen Sie’s mir..."

"Der Tank ist noch so gut wie voll, es gab überhaupt keinen Grund anzuhalten."

"Vielleicht ist die Anzeige ja irgendwie kaputt?"

"Das wird´s wohl sein..."

Und das darf doch nicht wahr sein! Ich Dana Scully stimme meinem Partner zu, der eine skeptische Aussage gemacht hat.

Aber ich will mich nicht länger damit aufhalten, ich möchte endlich zu meinem Treffen.

Die weitere Fahrt verläuft unproblematisch, kein Mulder, der sich über die Wahl meines Radiosenders aufregt, auch keine seltsamen Gestalten aus dem Wald, die an der Straße, alles bestens.

Als ich endlich das Schild: "Klassentreffen 1982" erblicke muss ich einfach in Freudengeschrei ausbrechen, Mulder tut es mir gleich.

Wir schreiten gemeinsam auf die Tür zu, Mulder macht einen seltsamen Gesichtsausdruck dazu, sagt aber nichts.

Durch den Korridor geht es genau in den Saal, die Party scheint voll im Gange zu sein.

Mulder zieht mich sanft zu den Getränken, lächelnd schenkt er mir ein Glas Bowle ein.

"Jetzt sind wir doch zu Ihrem Treffen gekommen."

"Hmm."

"Und wenn Sie mir versprechen, dass Sie mir alle Sachen, die ich Ihnen auf der Fahrt angetan habe vergeben, dann...", er schmunzelt, ".... bekommen Sie einen Tanz mit mir."

"Oh, welch Ehre!"

Ich grinse zurück.

Doch auf dem Weg zur Tanzfläche stoße ich jemanden an, ich drehe mich um und entdecke, dass es Mark ist. Ja.. aber was ist so ungewöhnlich an Mark, er war früher schließlich auch in meiner Klasse.

"Oh, hallo Dana, wie geht’s?"

"Ja... äähm... gut."

"Na, komm, so alt sehe ich nun auch wieder nicht aus..."

"Nein.."

Ich schaue zu Mulder rüber, der Mark nicht weniger verwirrt ansieht.

"Scully, können Sie mir sagen, warum ich gerade an Hundekuchen denke?"

"Nein. Aber wissen Sie was? Mir geht es genauso."

Mulder und ich wechseln einen kurzen Blick und gehen dann schnurstracks auf die Tanzfläche zu, ohne noch näher um uns zu blicken.





Etwas später in einer Militärbasis:



Ein Mann sitzt an seinem Schreibtisch, kaut unablässig an irgend etwas Undefinierbaren und sieht gespannt bei der Live Übertragung des Endfinales des Frauenschlammcatchens zu.

Die Tür wird aufgerissen, sein Boss stürmt hinein.

"Wilson, wie oft habe ich Ihnen gesagt, dass Sie wenigstens erst Ihre Berichte schreiben sollen, bevor Sie hier Fremdbeschäftigungen nachgehen!"

"Sir, welcher Bericht?"

"Der mit dem Pärchen heute Nachmittag... Ach, was rede ich da? Sie wissen ganz genau was ich meine, ich erwarte einen vollständigen, grammatikalisch perfekten Aufsatz und den Mist hier... können Sie sich ja nächstes Mal aufnehmen."

"Ok.... alter Sklaventreiber...", murmelt dieser noch schnell, bevor sein Chef den Raum verlässt. Er stellt den Fernseher etwas leiser, aber schaut weiterhin interessiert auf den Bildschirm. Schließlich wendet er sich seufzend einem Computer zu und beginnt zu tippen.

Er blickt auf, als sich die Tür ein zweites Mal öffnet. Ein großer blonder Mann betritt den Raum.

"Hey, Wilson, alter Junge, du bist ja noch hier!"

"Ja. Der Boss hat mich dazu verdonnert den Bericht über die heutigen Geschehnisse zu schreiben. Warum bleibt die Drecksarbeit eigentlich immer an mir hängen?"

"Drecksarbeit nennst du das? Also.. ich würde lieber an deiner Stelle sein. Wir haben den Tag über die ganze Drecksarbeit geleistet."

"Wieso? Was war denn los?"

"Wir mussten das irre Pärchen einfangen."

"Welches irre Pärchen denn?"

"So ein Typ und ´ne Rothaarige, liefen planlos im Wald rum und dann haben sie noch so ein Theater gemacht, als wir sie hierher gefahren haben. Was kann ich denn dafür, dass Edward wieder mal einen Fehler gemacht hat, der Trottel. Wir müssen es immer ausbaden, sei froh, dass du nicht dabei warst. Später sind wir nämlich noch auf allerlei seltsame Figuren gestoßen, eine Gruppe wie aus dem Altersheim, die Fangen gespielt haben, so ein Geschöpf, das behauptet es hätte ein Kostüm an, heute war alles wie verhext... und das Finale habe ich ebenfalls verpasst."

"Aber wie konnte das alles denn passieren?"

"Naja, du weißt ja, das Zeitreiseprojekt. Bis jetzt konnten wir die Patzer von Edward immer so einigermaßen ausbügeln, aber was er sich diesmal geleistet hat..."

"Hey, sprich hier lieber nicht so über ihn, du weißt ja, die Wände haben Ohren. Und für viele ist er nun mal DER Gott."

"Ja, ich weiß, schon klar. Aber ich hab’s eben satt, seinen Scheiß wieder gerade zu biegen."

"Was ist denn jetzt schiefgelaufen?"

"Also, heute sollte der größte Zeitsprung in die Zukunft stattfinden, den es je gegeben hat, so als Test. Kurz nachdem Morris die Maschine gestartet hat, ist plötzlich einer der Nebentanks explodiert und das ganze Gas ist ausgetreten."

"Ach.... verstehe, das lag wahrscheinlich an Edwards genialen Rechnungen.... richtig?"

"Du hast es erfasst. Das hätte nicht passieren müssen. Glücklicherweise hat sich das Gas nur auf ein Gebiet ausgebreitet, sonst wäre nämlich wirklich nichts mehr zu retten gewesen."

"Und was habt ihr dann mit den Leuten gemacht?"

"Also den Typ im Kostüm haben wir an den Zoo verkauft, der war wirklich schräg, bei den zwei Durchgeknallten wollten wir das eigentlich auch machen. Der Zirkus zahlt für so was immer gut, aber Morris fand die rote scharf, du weißt was für ein Drachen seine Frau ist und da haben wir den Beiden eben ein paar Medikamente gegeben und sie wieder ins Auto gesteckt."

"Was für Medikamente denn?"

"Ach, du weißt schon, unsere neueste Erfindung eben."
"Aber meinst du denn nicht, dass wir die erst hätten testen sollen?"

"Die waren so auf dem Trip, dass denen auch nichts mehr ausmacht..."

"Das wird´s wohl sein... Komm fahren wir Heim."

"Okay."

In dem Moment klingelte das Telefon. Wilson nimmt seufzend den Hörer ab.

"Ja?"

"Wilson? Ist der Bericht so weit?"

"Ähm.."

"Diesmal haben Sie Glück, ich hab hier nämlich noch was für die Akten. Das nehmen Sie bitte noch in den Bericht auf. Mein Kontakt zum FBI, Assistant Director Kersh, hat mir bestätigt, dass die zwei FBI-Agenten wieder voll auf dem Damm sind. Unter uns gesagt.....ich bezweifle das ein wenig. Er sitzt angeblich in seinem Büro und wirft Bleistifte an die Decke, die darin steckenbleiben und sie rührt wie besessen Bienenpollen in ihren Joghurt. Kersh sprach ganz normal darüber. Aber egal, in den Bericht kommt, dass alle Beweise beseitigt wurden und die betroffenen Personen wieder völlig ok sind."

"Okay, Boss, alles klar. Bis Morgen."

Mit diesen Worten legt Wilson auf. Sein Freund, der mitgehört hat, bricht in schallendes Gelächter aus.

"Die scheinen ja echt immer noch voll drauf zu sein!"

Und auch Wilson kann sich sein Grinsen nicht verkneifen.







Zur selben Zeit in Kershs Büro



Grinsend legt Kersh die Beine auf seinen Schreibtisch und blickt weiter auf den Bildschirm und auf die darauf zu sehenden Personen, Scully und Mulder.

Die beiden kämpfen irgendwie um eine Kugel Eis.

Sein Lächeln wird noch breiter.

Die Tür wird geöffnet und ein Schwall Rauch (mit Krebskandidat) kommt hinein.

"Was gibt´s denn?"

"Sie tun es schon wieder!"

"Was?"

"Sich streiten."

Lächelnd stellt sich der Raucher neben den Bildschirm.

"Tja, Kersh. Wissen Sie noch wie Sie mich einmal gefragt haben, warum wir die Beiden nicht einfach rausschmeißen?"

Kersh nickt: "Jetzt ist es mir auch klar. Die zwei sind die beste Unterhaltung die man haben kann."

Zustimmend nickt auch der Raucher.
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