World of X

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Once And Again

von Agent Myers

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Ich starrte auf den Styroporkaffeebecher in meiner Hand, als wäre es ein Relikt von einer anderen Welt. Sekunden zuvor, als Agent Doggett mir meinen Kaffee reichte, so wie er weiß, dass ich ihn mag, haben sich unsere Hände leicht berührt. Ich wurde von einer gewaltigen Vision mitgerissen. Ich habe fast die heiße, dampfende Flüssigkeit über mir verschüttet.

Ich sehe zu meinem Partner auf, der zu seinem Platz zurückgekehrt und schnell in seinem Bericht versunken ist. Ich starrte ihn weiterhin an, bis er zu mir aufsieht.

"Was? Stimmt was nicht mit dem Kaffee?", erkundigt er sich.

"Haben Sie das nicht gefühlt?"

Er sah alarmiert aus. "Was gefühlt?"

Ich konnte es nicht beschreiben. "Diese Déjà Vu Sache."

Seine Brauen hoben sich an und er legte den Bericht nieder. "Gerade eben?"

Ich nickte. "Als Sie mir den Becher gaben... und meine Hand berührten", erklärte ich und stellte schließlich meinen Becher auf dem Schreibtisch ab, zu meinen vielen Stapeln und Heften von Papieren und Akten. Er sah plötzlich ein wenig beunruhigt aus.

"Ich habe *nichts* gefühlt. Sicher, dass Sie okay sind, Agent Reyes?"

Ich seufzte und schloss für einen Moment meine Augen. Ich rieb meinen Nasenrücken. "Es geht mir gut... vergessen Sie's."

John sah mich für einen Augenblick an. Er zuckte die Schultern und kehrte an seine Arbeit zurück und ich zu meiner. Meine Gedanken jedoch waren weit von der Arbeit entfernt... sie waren bei der kraftvollen Vision, die ich eben erlebt hatte.

Ich sah es, sehr deutlich. Mein Partner, John Doggett, aber *nicht* mein Partner. Er war mein Geliebter und es war eine andere Zeit, ein anderer Ort. Wir waren keine Partner oder FBI Agenten, wir waren einfach Leute. Ich sah ein bescheidenes Zuhause, eine Farm vielleicht. Aber ich sah John und mich, glasklar, eingewickelt in Bettwäsche liegen, als wir dabei waren uns zu lieben. Unsere glänzenden Körper hätten nicht näher beieinander sein können als sie waren... ja, wir mussten zusammen im Bett gewesen sein. Ich schloss meine Augen, versuchte mich an mehr von dieser Vision zu erinnern.

Ich erinnerte mich an einen Geruch. Schweiß.

Ich sah zu meinem Partner auf, der still an seinem Schreibtisch saß, vergessen hatte, was ich eben erlebte. Ich wünschte plötzlich, dass ich es mit ihm teilen könnte. Für mich war es klar.

Wir waren in einem früheren Leben Liebende gewesen.


***

Ich beobachtete wie John Akten im Aktenschrank ablegte. Es war kurz vor sechs Uhr und er bereitete sich vor Feierabend zu machen. Ich richtete meinen Kopf zur Seite, beobachtete ihn, unfähig die Erinnerung seiner Hand an meiner abzuschütteln. Die Vision hatte mich überrascht und mich zunächst etwas durcheinandergebracht, aber jetzt war ich integriert.

Ich hatte heute nicht viel Arbeit erledigt.

John bemerkte, dass ich ihn anstarrte. "Was?", fragte er mich. Er stand hinter seinem Schreibtisch, eine offene Akte in der Hand. Er hatte sein Jackett vor Stunden abgelegt und die Ärmel hochgekrempelt. Im Büro war es heute ein bisschen warm.

Ich blinzelte und schüttelte meinen Kopf. "Nichts."

Er hob daraufhin eine Augenbraue.

"Es ist nur...", zögerte ich. Ich spitzte meine Lippen, unfähig es auszuspucken.

"Es ist was, Agent Reyes? Sie haben sich heute sehr merkwürdig verhalten... Erzählen Sie mir, was mit Ihnen los ist?"

"Lieber nicht", sagte ich.

Mein Partner sah durch und durch verwirrt aus. Er schloss die Akte und legte sie auf dem Schreibtisch ab. Meine Herzfrequenz beschleunigte sich als er zu meinem Tisch herüberkam. Er setzte sich auf dessen Kante.

"Was ist es?", wollte er wissen. Zusätzlich zu seiner Verwirrung, sah er besorgt aus.

Ich sah zu ihm auf. "Es ist wegen der Vision, die ich heute früh hatte. Sie lässt mich nicht in Ruhe."

"Sie hatten eine Vision? Sie sagten, es sei ein Déjà Vu gewesen."

"Ja... na ja, ich zögerte... es mit Ihnen zu teilen... da Sie... ein Teil der Vision waren."

Er verschränkte die Arme und seine Brauen zogen sich in Konzentration zusammen. "Sie hatten eine Vision und ich kam darin vor."

Ich nickte. "Glauben Sie an Reinkarnation, Agent Doggett?"

Er antwortete nicht gleich. "Ich kann es weder beweisen noch widerlegen, Agent Reyes, aber ich glaube nicht einfach so an diese Dinge. Aber ich denke, das wissen Sie", sagte er, seine Lippen deuteten ein kleines Lächeln an.

"Nun, ich denke ich habe den Beweis. Zumindest ist es für mich Beweis genug."

"Werden Sie es mir erzählen oder soll ich raten?"

"Okay", sagte ich und hob meine Hände. "Ich werde es Ihnen erzählen, aber Sie müssen dafür offen sein."

Doggett zuckte die Schultern.

Ich faltete meine Hände zusammen. "Ich sah Sie und mich. Sehr deutlich. Es war... vor langer Zeit, denke ich. Ein Haus, erbaut auf einer Wiese..., oder so was. Vielleicht auch nicht. Ein Farmhaus... Holzböden, ich erinnere mich an Holzböden. Wir waren... wir waren zusammen."

"Zusammen?", wiederholte Doggett.

"Zusammen im Bett."

Doggetts Mund schnappte zu. Ich wendete meinen Blick von ihm ab. "Es war sehr deutlich. Wir waren glücklich zusammen, uns sehr nahe. Sehr verliebt."

Doggett blieb still. Seine Augenbrauen stiegen stetig an, als ich mehr und mehr Details erzählte.

"Ich war Ihre Frau."

Doggett nickte ironisch.

"Sie denken, dass das lustig ist, nicht wahr?", fragte ich, mit angedeuteter Fassung.

Er grinste und hob seine Hände hoch. "Ich... ich glaube... nur einfach nicht an all das."

Ich seufzte. Ich erwartete, dass mein Partner an seine Arbeit zurückkehren würde, stattdessen blieb er auf meinem Schreibtisch sitzen. Ich sah wieder zu ihm auf. Dann überkam mich eine Idee.

"Geben Sie mir Ihre Hände."

Er behielt seine Arme verschränkt. "Wofür?"

"Ich möchte wissen, ob es ein zweites Mal klappt."

Erneut zuckte Doggett seine Schultern. Er streckte mir seine Hände entgegen. Ich stand auf, nahm einen tiefen Atemzug, und griff nach seinen Händen. Das letzte woran ich mich erinnere, war das skeptische Grinsen auf dem Gesicht meines Partners.

Die Welt wurde für einen Moment dunkel und ich fühlte mich als würde ich fallen. Durch eine Art Wurmloch zu fallen. Und dann überwältigte mich ein blendendes Licht und ich schloss meine Augen. Als ich sie öffnete, befand ich mich dort.

Der Raum war durch ein sanftes Leuchten aus der offenen Feuerstelle erhellt. Ich ging auf das Bett zu. Die zwei Körper waren ineinander verschlungen, ganz unmissverständlich. Es waren John und ich.

Er war über mir, wir liebten uns. Ich fühlte mich wie ein Eindringling, aber ich konnte meine Augen nicht von diesem Anblick lösen. Ich hielt meinen Atem an.

Plötzlich wurde alles finster. Das gleißende Licht blendete meine Augen. Und plötzlich starrte ich John Doggett an. Er hatte seine Hände fort von mir gerissen und die Verbindung unterbrochen.

Sein Ausdruck hatte sich verändert.

Sein Mund war offen und seine Atmung hastig. Er sah aus als hätte er ein Gespenst gesehen. Er starrte mich mit großen Augen an. Ich starrte zurück.

"Was zum Teufel ist da eben passiert?", sagte er, tief Luft holend.

"Sie haben es auch gesehen?"

Er nickte. "Ich habe es nicht nur gesehen, ich…"

"...Sie haben es gefühlt."

Er nickte, seine großen Augen suchen mich ab, nach einer Art Erklärung. Wir starrten einander für einen langen Moment an, über das Mysterium dieser Vision sinnierend.

"Was glauben Sie hat das zu bedeuten?", fragte er mich.

Ich zuckte die Schultern. "Es könnte nichts bedeuten. Es könnte alles bedeuten."

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. "Was meinen Sie damit?"

Ich winkte ab. "Es bedeutet nur, dass ich es nicht weiß." Wir beide seufzten. Doggett fasste vorsichtig nach mir, berührte meinen Arm. Nichts. Er sah mich an, dann wieder nach unten. Seine Hand glitt über meine Haut. Meine Handfläche öffnete sich ihm. Seine große Hand glitt in meine und ergriff sie fest. Nichts geschah.

"Es ist fort."

Ich nickte.

"Ich möchte mehr wissen."

Ich schaute ihm in die Augen. Dort war so viel Verwirrung. Ich bewegte mich langsam auf ihn zu und küsste ihn auf die Lippen.

Er wich nicht zurück. Eine fast greifbare Elektrizität durchfuhr uns... es war eine unglaubliche Empfindung. Ein Gefühl von Wissen und das Beste daran war, dass John es auch spürte. Und auf einmal verstand ich es. Das war größer als alles, was einer von uns bis dahin erfahren hatte. Es war ein zeitloser Funke, etwas das ich zu diesem Zeitpunkt nur als Schicksal beschreiben konnte.

Ich wich zurück, um John anzusehen. Der Ausdruck in seinem Gesicht, war seltsam friedvoll und nicht ein bisschen überrascht oder verärgert. Und dann lächelte er sogar.

Ich lächelte zurück.

"Lass uns von hier verschwinden", sagte er. "Ich denke, wir sollten reden."

Ich nickte. "Okay", sagte ich, seinen Blick festhaltend. Ich schaltete meinen Computer aus, griff meinen Mantel. Er sah etwas nervös aus und ein klein wenig gedankenvoll, als er sein Jackett nahm. Er öffnete die Tür für mich.

Und wir machten uns zusammen auf den Weg.


ENDE


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