World of X

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Blutende Rosen

von Devra Lee Campbell

Kapitel 1

Minnesota, in der Nähe des Mille Lacs Lake, 23:00

"Ich krieg Dich schon! Egal wo Du auch hin läufst, ich finde Dich. Ich bin schließlich hier groß geworden, kenne diese Wälder besser als jeder andere. Lauf nicht weg, meine Kleine, bleib hier! Du hast ja doch keine Chance!"

"Lassen Sie mich in Ruhe! Gehen Sie weg!" Die rothaarige mittelgroße Frau stand auf einem Felsvorsprung, blickte nervös nach hinten, kaum noch Kraft in Ihren Beinen. Außer Atem sah sie ihrem Peiniger ins Gesicht, Tränen in ihren haselnußbraunen Augen. "Lassen Sie mich, bitte!" Immer mehr Tränen rollten über ihre Wangen und sie zitterte am ganzen Leib. Das dünne schwarze Kleid, das sie anhatte, hielt kaum der Kälte stand und ließ die junge Frau schrecklich frieren. "Komm her zu mir, ich tue Dir doch nichts, meine Liebste. Gib mir Deine Hand! Du bist doch nicht schwindelfrei, mein Schatz. Nimm endlich meine Hand." Ein eisiger Sturm riß an den Tannen, peitschte Regentropfen gegen ihr Gesicht. Hatte er doch recht, war sie nicht schwindelfrei, hatte jetzt panische Angst in die Tiefe hinter ihr zu fallen. Doch wußte sie nicht, was schlimmer wäre, in den Fängen dieses gräßlichen Mannes zu landen, oder sich selbst in den Tod zu stürzen. "Gehen Sie doch, bitteeee!" Er reichte ihr seine Hand, bot ihr an sie zu ergreifen. "Ich weiß alles über sie, Tet, alles! Wie lange wollen Sie dieses Spiel denn noch spielen? Es wird nicht aufhören, es wird weiterleben, immer. Wie viele sollen noch sterben? Lassen Sie mich Ihnen helfen, Tet!" "Gina, gib mir Deine Hand! Vertrau mir! Ich werde mich behandeln lassen. Ich liebe Dich doch, nie könnte ich Dir weh tun. Das bin nicht ich. Er tötet, er." Voller Angst sah Gina Martens den Abhang hinunter. Da es eine klare Nacht war und der Boden gefroren, würde nur eine falsche Bewegung genügen, und sie stürzte in die Tiefe. "Gott, hilf mir!" So war doch ihre Angst in den Abgrund zu stürzen größer als im ihre Hand zu geben. Nur ein Gedanke erfüllte ihren Kopf, daß sie ein Psychiater war, ihn zu einer Verhandlung bringen könnte. Mit ihrem Wissen und ihrer Stärke wäre es möglich ihm zu helfen, obwohl er so viele junge Frauen schon auf dem Gewissen hatte. Sie hätte die Chance sich seinem Vorhaben sie zu töten herauszureden, ihn umzustimmen, damit er mit ihr kooperierte. Es würde alles gut werden, war er doch ein netter junger Mann, der nur in Nächten zum Monster wurde. Sein gutes Ich würde siegen mit Ginas Hilfe, und so streckte sie ihre Hand nach der seinen aus. "Kommen Sie mit mir zu Doktor Shanul. Wir können Ihnen helfen, Tet." Er ergriff ihre schließlich und sagte leise: "Alle Schönheit ist vergänglich, so bleibe ewig schön!" Dann stieß er sie mit beiden Händen den Hang hinab. Ein dumpfer Schrei störte die Ruhe der Dunkelheit, die einzigen Zeugen der Mond und die Sterne.

Auf einer Straße nach Superior, 23:30

"Hey, hier müssen wir abbiegen!" "Ja, ja, ist schon gut. Was regen Sie sich denn so auf? Mein Gott, wir kommen noch rechtzeitig hin, ok. Es ist ohnehin erst morgen früh." "Ich bin aufgeregt, Mulder, lassen Sie mich doch! Die vielen bekannten Gesichter, die wir dort sehen werden, Joe, Cindy, Barbara, Trevor, alle werden da sein. Und als ich mit ihnen telefonierte, da waren sie auch schon richtig begeistert. Sie freuen sich riesig mich wieder zu sehen." "Ich bin heil froh, wenn wir hier wieder weg sind. Wenn ich an die ganzen Arschgesichter denke, die mir mein Leben auf der Akademie zum ‘Alltag: Hölle’ gemacht haben, dann würde ich da am Liebsten mit einer Kalaschnikow rein stürmen und alle nieder knallen." Dana verzog ihren Mund zu einem verschmitzten Grinsen und meinte: "So wie Sie die beschreiben müssen das wirklich nette Leute sein." "Das ist Kinderkram, Scully. Wissen Sie, daß die einfach nur hierher kommen, weil sie sich vor ihrer Arbeit drücken wollen?" "Mulder, jetzt reicht’s aber. Skinner hat uns eingetragen, weil er meinte, es könnte uns keinesfalls schaden, wenn wir mit anderen Agenten unsere Erfahrungen bei diesem "Serienmörder - Seminar" austauschen würden. Es kommen Top - Agenten aus dem ganzen Land, und wir sind die, die Washington D.C. repräsentieren werden. Sehen Sie es doch mal von der guten Seite." "Und die wäre?" "Wir haben wenigstens nicht Stonecypher und Kinslay im Gepäck." Fox drückte einen Seufzer aus seiner Kehle und lächelte kurz Dana an, die neben ihm auf dem Beifahrersitz in einer Akte kramte. Langsam strichen ihre Finger am Papier entlang, als könne sie die Worte fühlen anstatt sie zu lesen. Das Licht erleuchtete nur einen kleinen Fleck im Wagen, was Dana Mühe machte die kleinen Worte zu entziffern. "Äm, was lesen Sie da eigentlich?" "Oh, nichts weiter, nur eine kleine Chronik über Superior." "Und?" "Naja, viel ist hier nicht passiert, bis auf ein paar wenige Selbstmorde und zwei Morde, die aber schnell und gut aufgeklärt werden konnten." "Ein richtig nettes Städtchen also. Hört sich ruhig an. Was soviel heißt, wir machen hier das Seminar und dann fahren wir wieder nach Hause." "So könnte man es nennen." "Hey, Gott was ist denn das für ein Wixer?" Fox bremste so schnell er konnte, als aus einem entlegenen Waldstück ein Wagen mit über 80 Stundenkilometer auf die ausgestorbene Hauptstraße bog und dann davon raste. "Alles ok, Scully?" "Puh, ja, ich bin in Ordnung. Zum Glück konnten sie den Wagen noch in Griff kriegen, sonst wären wir wohl voll in den anderen rein." "Nicht einmal ein Licht, und so einer kriegt den Führerschein." "Mulder beruhigen Sie sich doch. Es ist ja nichts passiert. Seien Sie nicht so gereizt. Sie sind schon seit Washington so unruhig. Was ist denn los mit Ihnen? Sie können mir nicht erzählen, daß alles nur wegen diesem Seminar so ist wie es ist." "Scully, kann ich kurz mit ihnen reden, bevor wir weiter fahren? Ich meine ernsthaft." "Ja, Mulder, sicher." Fox zog seine Hand vom Schlüssel und legte sie auf das Lenkrad. Dann begann er leise zu sprechen: "Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Ich meine, es wird etwas passieren, ich weiß nicht so recht. Irgend etwas stimmt nicht." "Wie meinen Sie das?" "Wenn ich das nur wüßte. Es wird passieren, aber ich habe keine Ahnung was es ist, nur, daß es schlecht ist, böse." Dana streckte ihre Hand nach Fox’ Gesicht aus und streichelte ihm über seine Wange. "Wissen Sie, Mulder, was ich glaube, Sie wollen sich nur drücken, um nicht an diesem Seminar teilnehmen zu müssen. Einspruch abgelehnt, wir fahren morgen dort hin, koste es was es wolle. Und jetzt bringen Sie uns in die Stadt, denn ich weiß nicht wie’s Ihnen geht, aber ich bin ziemlich müde geworden, der lange Flug und die Fahrt noch dazu. Falls Sie morgen dann immer noch glauben, es gibt in Superior etwas ‘Böses’, dann können wir uns immer noch nach dem Seminar uns die Sache genauer ansehen."

Superior, 10:18

"Guten morgen, Scully. Na, hatten sie süße Träume?" "Wenn man den Traum süß nennen kann, wo sie mit einer Kalaschnikow in den Festsaal stürmen und alle Leute abknallen, dann ja." Fox begann breit zu grinsen und sagte dann: "Nein, das war kein normaler Traum, das war’ne Vision von heute." "Sie sind also fertig für die Höhle des Löwen?" "Nein, aber mein Bodyguard ist es, oder?" "Ihr Bodyguard? Der Film war niedlich." "Ja, und ich komm mir langsam vor wie Kevin Costner." "So stark?" "Nein, so verarscht." "Wieso?" "Ach, das würden Sie doch nicht verstehen. Zu privat für ihre Ohren. Aber, vielleicht irgendwann mal, dann sag ich es Ihnen. Wenn ich den Mut dazu aufgebracht habe." Verlegen blickten Fox’ haselnußbraune Augen auf den Teppichboden im Flur des Hotels. Ihre beiden Zimmer waren gleich gegenüber, und so war er gleich zu Dana um sich davon zu überzeugen, daß sie schon wach war. "Können wir jetzt gehen, ‘Frank Farmer’?" "Ja, ‘Rachel Marron’, bitte nach Ihnen!" Als sie dann nebeneinander die Treppen hinabgingen schmunzelte Dana: "Bodyguaaaaaard. Ich fand Farmer richtig anziehend. *wie Dich*"

In der Nähe des Milles Lacs Lake, Richtung St. Paul, 10:49

"Paßt auf, daß keiner hier was angreift, bevor nicht die Jungs von der Spurensicherung hier waren!" "Sir, ich weiß nicht, aber ist er es gewesen?" "Halten Sie den Mund, Croge, und machen Sie ihre Arbeit. Wenn das raus kommt, dann haben wir wieder die ganze Presse am Hals, so wie letztes Jahr." "Und wenn er es nun war." "Was soll ich Ihnen da schon sagen, dann können wir nur hoffen, daß er seine Phase bald hinter sich hat." "Aber das kann so nicht weiter gehen." "Lassen Sie das nun endlich meine Sache sein!"

Dann schickte Sheriff Hollow seinen Deputy fort und wollte gerade zurück zum Tatort gehen, als ein schwarzer Wagen an der Einfahrt zum Wald stehen blieb und eine zarte Frau mit langem Mantel ausstieg. "Macht hier weiter, Jungs, in einer Stunden muß alles weg sein. Dann muß es hier wieder so aussehen wie vorher. Ist das jetzt endlich mal klar?" "Guten Tag, Sir, mein Name ist Dana Scully und ich bin FBI - Agentin. Mein Partner und ich sind zufällig vorbeigefahren und haben uns gedacht warum da gleich drei Polizeiautos stehen. Was ist denn passiert?" "Dana Scully? Oh, wow, was führt Sie denn zu uns? Das ist ja unglaublich!" "Woher kennen Sie mich, Sheriff?" "Ich bin wohl einer Ihrer größten Fans. Wir alle hier sind fasziniert von den X - Akten, und Ihnen natürlich. Tut mir Leid, wie ungeschickt von mir. Hab ich doch glatt vergessen mich vorzustellen. Ich bin Brad Hollow, Dana - ich darf Sie doch so nennen, oder -, der örtliche Sheriff." "Also leiten Sie das Ganze?" "Ja, so könnte man es nennen. Der Haufen Deputies sind meine Leute, ja." "Dann wissen Sie ja auch was vorgefallen ist?" "Sicher. Gestern nacht ist eine Frau von dem Hang da hinter mir, dort oben, heruntergestürzt. Ein Unfall. Um diese Jahreszeit schon öfter mal vorgekommen, denn da wagen sich die neugierigen Touristen zu nahe an den Rand und platsch, weg sind sie. So was geht eben schnell. Und ehe man es sich versieht ist alles vorbei." Der Sheriff starrte Dana nervös an, gleich einem kleinen Jungen, der darauf wartete ein Bonbon zu bekommen. Er trat von einem Bein auf das andere, was jedoch nicht gerade auffiel, da es sehr kalt war und jedes Mittel recht, sich warm zu halten. "Ein Unfall, ja?" "Unfall." Dana winkte Fox, er solle zu ihr und dem Sheriff kommen, nachdem er schließlich aus dem Wagen gestiegen war. Ein eisiger Wind wehte und rüttelte an den hohen Tannen. Es war zwar schon Ende November, doch ließ der Schnee noch immer auf sich warten. In dem Nächten sanken die Temperaturen oft bis minus zwanzig Grad und sogar tiefer. Da war man froh ein Dach über dem Kopf zu haben und die Möglichkeit sich an jemanden zu kuscheln.

"Was ist denn, Scully?" "Das ist Sheriff Hollow, der Leiter des Ganzen hier. Ein Unfall, wie er mir erzählt hat." "Sehen Sie diesen Felsvorsprung da oben? Von dort aus muß sie gestürzt oder gesprungen sein. Genickbruch. Sie war sofort tot. Spaziergänger haben ihren Leichnam heute gefunden, halb nackt, das dünne Kleid, das sie anhatte zerrissen. Möglicherweise hat sie unter Drogen gestanden, oder war sonst in irgendeiner Weise verwirrt und blieb an den Sträuchern damit hängen, deshalb wohl auch die Schnitte an den Beinen, die sie aufweist. Am Ufer des Sees gibt es vereinzelt ein paar Häuser, aber von dort war die Frau nicht. Keiner kannte sie, nicht aus der Gegend jedenfalls. Vielleicht eine Touristin, die zu neugierig war und dann ausrutschte und runterfiel. So schnell geht das. Einen Hinweis wer sie war haben wir nicht, aber arbeiten daran." Möglicherweise war es Mord? Wenn sie jemand gestoßen oder verfolgt hat. Wird der Boden oben nach Kampfspuren untersucht?" "Wir arbeiten auch daran." "Todeszeit?" Mulder begann Hollow ein Loch in den Bauch zu fragen. "Irgendwann gegen Mitternacht, schätzen wir jedenfalls. Agent Mulder, wissen Sie, so kurz vor Weihnachten, dem Fest der Liebe, wird doch keiner einen Mord begehen." "Sie meinen wohl eher, ein Mordfall macht sich nicht gut um diese Zeit." "Es war aber keiner. Die Leute in dieser Stadt sind nette Menschen, da passiert vielleicht ein Mord alle zehn bis zwanzig oder dreißig Jahre mal und das nur zufällig. Suchen Sie nicht nach Dingen, die nicht existieren! Das macht sich schlecht. Ein Unfall, nur ein Unfall." "Ich hoffe, Sie behaupten das, weil sie Beweise dafür haben, und nicht, weil die Arbeit schnell und möglichst sauber über die Bühne gehen soll. Ein Mord und ein Sheriff, der sagen wir, unfähig ist den Mörder ausfindig zu machen. Wär doch schlecht für den Job. Oder?" "Haben Sie denn Beweise, daß es ein Mord war?" Schweigend ging Fox zu dem Platz hinüber, wo man die Frau gefunden hatte. "He, Mulder, wo wollen Sie hin? Wir müssen noch zu dem Seminar!" Dana blickte Fox verwundert und beinahe genervt nach, wandte sich dann Hollow zu, wogleich sie beide ihm folgten. Gebannt sah sich dieser am Unfallort um, bückte sich nach ein paar Minuten, um etwas aufzuheben, das zwischen den steifgefrorenen Gräsern klebte. "Gehe ich richtig von der Annahme aus, daß in dieser Umgebung, um diese Jahreszeit keine roten langstieligen Rosen wachsen? Sie scheint noch nicht lange da zu liegen, seit gestern Nacht vielleicht, hat die Kälte aber recht gut überstanden. Eine solche Rose kommt nicht einfach so hierhin. Die hat jemand absichtlich neben die Frau gelegt. Etwas abseits, damit man die Rose nebensächlich aufnimmt. Die Hauptperson ist aber trotzdem nicht das Opfer, sondern das Zeichen des Mörders, in diesem Fall die Rose." "Mulder?" Dana verdrehte, wissend, was jetzt kommen würde, die Augen und preßte die gesamte Luft aus ihr, die ihre Lungen soeben eingesaugt hatten. "Die könnte praktisch von jedem stammen." "Sagten Sie nicht vorhin die Tote kannte niemand? Wer bitte käme auf so eine idiotische Idee neben eine Frau, die er nicht mal gekannt hat bevor sie steifgefroren wurde, eine Rose zu legen? Das ist doch verrückt. Es fehlen ihr ein paar Blätter. Sehen Sie? Drei, drei Blätter fehlen. Und, Scully, was hält unsere kleine Expertin davon?" "Ich finde, wir sollten Brad seine Arbeit machen lassen und uns unserer zuwenden. Seminar, schon wieder vergessen? Mulder? Wir können es noch schaffen, wenn wir jetzt fahren. Mulder!!!" Dana war schon auf 180, wirklich nahe an der Grenze auszuflippen. Dieses Mal war er nun doch zu weit gegangen. "Und was bedeutet das schon, Agent Mulder? Sie sprechen mir in Rätseln." "Oh ja, das kenn ich." Keifte sie dazwischen. "Sagen Sie bloß, Dana, Sie wissen, wovon er redet?" "Nicht ganz, aber vielleicht weiß ich ungefähr worauf er jetzt hinaus will." Zerknirscht warf sie Fox einen Blick zu, dann Hollow, und rief schließlich den Sanitätern, die gerade die Leiche auf einer Bare zum Rettungswagen schoben, zu: "Warten Sie, warten Sie bitte kurz! Wir möchten uns die Tote ansehen." Sobald dann alle um die Bare herum versammelt waren, zog Fox Gummihandschuhe an und begann etwas an der Frau zu suchen. Konzentriert sah er sie sich genau an, bis sein Blick auf ihre beiden Hände fiel, die zu Fäusten geballt waren. Sheriff Hollow zuckte kurz zusammen, als er das Knacken der brechenden Knochen hörte. "Mulder, was tun Sie da? Sie können der doch nicht einfach so die Finger..." "Wenn sie etwas dagegen haben würde, dann hätte sie es mir doch längst gesagt. Oder?" Nachdem nun alle Finger gebrochen waren, kam ein kleines rotes Plättchen in der Handfläche der Frau zum Vorschein, ein Rosenblatt. "Ich glaube, wir müssen wohl nicht lange raten, um herauszufinden, woher das stammt." Dann griff er nach der anderen Hand und machte dasselbe. Sogleich fiel auch aus dieser Hand ein Blatt. Kühl meinte Fox mit einem ich-wußte-ich-hatte-recht-Blick: "Mord, eindeutig.", als er bemerkte, daß Dana und Hollow sich ein Stück entfernt hatten und ausgelassen plauderten. "Scully, würden Sie vielleicht so gütig sein und zu mir kommen? Ich muß mit Ihnen unter vier Augen sprechen." Nicht ganz willig folgte sie ihm, zu viele Fragen im Kopf, die sie ihm zwar jetzt stellen wollte, doch lieber mit Hollow weiter geplaudert hätte. Jedoch bevor sie noch die Gelegenheit hatte auch nur eine Frage ihm zu stellen, schnitt er ihr das Wort ab. "Wer ist der Typ?" "Wer? Brad? Er ist irre, ich meine Ire, hat er mir gerade erzählt. Und er macht seine Arbeit gut, überall, davon bin ich überzeugt.", begann Dana zu schmachten. "Sie schwärmen ja richtig von dem.", knurrte Fox böse. "Ich kann den nicht ausstehen, diesen Schleimer. Der Kerl spielt sich auf, als wüßte er alles. Und wie er Sie nennt, Daaanaaa. Dem hängt der Sabber schon bis zum Boden! Der motzt herum, das kotzt mich einfach an." "Und, haben Sie mich das denn innerhalb dieser fünf Jahre auch nur ein einziges Mal gefragt? Er macht seinen Job, wir doch auch. Themenwechsel. Eines möchte ich gern wissen, wie sind Sie auf die Rosenblätter gekommen?" "Hab ich aus einem Film." "Na toll. Mulder, wir sind aber nicht wegen diesem Fall hierher gekommen, auch wenn es Mord ist. Uns geht das nichts an." "Scully, es war Ihre Idee auszusteigen und nachzufragen, also brauchen Sie überhaupt nicht rumjammern. Außerdem habe ich so ein ungutes Gefühl, das von gestern, wenn Sie sich erinnern. Irgend etwas sagt mir, daß ist nicht das erste und auch nicht das letzt Opfer." "Mulder, aber Brad kümmert sich schon darum. Es ist Brads Fall, nicht unserer." "Brad, Brad, Braaad! Wie lange bitte kennen Sie diesen Ekel denn schon? Der darf Sie Dana nennen, und ich? Geht das aber schnell." "Mulder, wir kennen uns seit gerade eben, und er hat mich gefragt, ob er mich so nennen darf." "Ja, aber der darf das und ich? Ich nenn Sie immer noch Scully, obwohl wir uns jetzt bereits länger als fünf Jahre kennen." "Ach Mulder, wissen Sie, das ist so eine Geschichte mit den Namen und so. Das ist Ihre alleinige Schuld. Hab ich denn je im Laufe der Zeit wo wir uns schon kennen auch nur ein Mal erwähnt, daß Sie mich nicht bei meinem Vornamen ansprechen dürfen?" "Was?" "Sie hätten mich doch bloß darum fragen müssen. Oder?" "Ab..." Noch ehe er auch nur ein "Aber" herausbrachte fuhr Dana fort: "Außerdem haben wir jetzt Wichtigeres zu tun. Semina-ar!" "Jetzt machen Sie mal einen Punkt, Daaaaanaaaaaa, es sch... sie doch genauso an wie mich! Und erzählen Sie mir nicht, daß es nicht so ist! Ich weiß immer, was sie denken, na, sagt Ihnen Florida etwas?" "Sind wir lieber froh, daß es nicht so ist." "Warum denn? Würden Ihre Gedanken mich denn so schockieren?" "Schockieren? Das ist gar kein Ausdruck dafür, was Sie von mir halten würden, wenn Sie alle meine Gedanken kennen könnten." "Uh, welche verborgenen Boßhaftigkeiten sind wohl in ihrem kleinen Köpfchen versteckt? Wow. Also wenn ich mir das mal so vorstelle." "Mulder!" "Scully, wollen Sie noch immer zu dem blöden Seminar? Es ist doch so kalt hier und dann auch noch autofahren, in einem Auto mit defekter Heizung, Scully!" begann Fox zu jammern. "Das ist Mord, Sie fieses Ding." "Und was würden Sie vorschlagen, was wir machen sollen anstatt zum Seminar zu fahren?" "Ähm, mal überlegen, zurück zum Hotel fahren, einen Tee machen, die Heizung voll aufdrehen und...kuscheln?" "Kuscheln? Ich würde sagen, das lassen wir mal lieber bleiben. So etwas müssen Sie sich schon verdienen. Im Leben bekommt man nichts einfach so geschenkt." "Klar, zu Weihnachten!" "Mal ausgenommen unseren kleinen Foxi - Bubi, der sich am Heilig Abend auf die Suche nach Santa Claus begibt." "Hey, den gibt es wirklich!" Inzwischen hatten sich die beiden in Bewegung gesetzt und gingen auf Hollow zu, der sich gerade mit einem Deputy unterhielt. "Was wollen Sie überhaupt? Wir kommen hier her, sollen an einem wichtigen Seminar teilnehmen und was machen wir?" "Wir werden diesen Mordfall hier aufklären. Das können wir dann Skinner vorlegen." "Wie stellen Sie sich das eigentlich vor? Wir kommen her, fassen einen Mörder und nehmen das dann als Ausrede, daß wir nicht zum Seminar gekommen sind. Etwas Besseres gibt es ja gar nicht!!!" Fox legte seinen Arm um Danas Rücken und drückte sie ein wenig an sich. "Wir machen das schon. Vergessen wir das Seminar. Es gibt so viel Ungeklärtes an dieser Toten, aber lebt ihre Vergangenheit. Wenn wir uns in sie versetzen können, dann haben wir den Mörder. Sie sind doch auch ganz wild drauf, zu erfahren, wer es war und warum." "Brad, kann ich Sie kurz mal sprechen." "Ja. Ok, Dave, das ist dann alles." "Gut Sheriff." "Also, was kann ich für Sie tun, Dana?" "Wir wollten fragen, ob es möglich wäre an dem Fall, sagen wir, uns zu beteiligen? Sie wissen doch über unsere Arbeit Bescheid, und da dachten wir eben, daß wir diesen Fall vielleicht mit Ihnen zusammen lösen könnten." "Warum?" Hollow wirkte nun leicht nervös, wußte nicht, was er sagen sollte. Sollte er es ihnen überhaupt erzählen? Sie waren doch Fremde, könnten die kleine Stadt in Aufruhr bringen mit diesen Mordgeschichten. Nein, er würde es nicht sagen, das müßten sie schon selbst herausfinden, und das werde ziemlich schwer für sie, denn in der Stadt, da hält man zusammen wie Pech und Schwefel. Niemand würde einen anderen verpfeifen, oder in irgendeiner Form auch nur für schuldig denken. Das war eine nette, friedliche Stadt, nicht da, um von zwei FBI - Agenten aus ihrem Tiefschlaf gerissen zu werden. "Wieso sind Sie daran interessiert, an den Morden, ich meine die Frau ist tot, die wird nichts mehr sagen, die ist weg. Vielleicht war es ja nur ein psychopathischer Freund von ihr, oder so." "Oder so. Sagten Sie nicht, das seien nette Leute? Psychopathen sind nicht nett." "Wie auch immer, meine Herren, es wird Zeit für Mulder und mich zu gehen. Falls Sie es sich noch überlegen sollten, wegen dem Fall, oder wenn Sie sonst irgendetwas brauchen, hier ist meine Nummer." Dana reichte ihm eine Visitenkarte des Hotels, in welchem sie und Fox wohnten, und einen kleinen Zettel mit ihrer Handynummer darauf. Dann verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg zum Wagen.

"Wohin soll’s gehen?" Dana sah Fox gelangweilt an. "Ich dachte, sie wollen zum Seminar? Oder hat es sich Miß Egoist anders überlegt?" "Fahren Sie endlich los!" Der Motor sprang an und schon rollte der Wagen die Straße aus dem Wald rückwärts und auf die Hauptstraße, die jedoch kaum befahren war. Sheriff Hollow stand noch da, sah ihnen nach, bis der Wagen schließlich hinter den Bäumen verschwunden war. Eine Weile war es still, sie wollten nicht sprechen, vielleicht auch besser so, sonst stritten sie ja ohnehin wieder nur. Dana sah hinaus, wie Bäume und Sträucher an ihnen vorbei huschten, und als kleine Punkte in der Landschaft verschwanden. "Wo fahren wir eigentlich hin? Der Weg zum Hotel ist das jedenfalls nicht." "Stimmt, ich möchte etwas nachprüfen. Unser lieber Sheriff hat uns doch etwas verheimlicht. Ich bin mir fast sicher, daß wir in der Stadt eine Spur finden. Na, Lust auf einen kleinen Einbruch?" "Mulder!" "Ach kommen Sie schon!" Dana verzog ihren Mund zu einer Grimasse und sagte: "Ok, und wo?" "Hollows Apartment." "Nein, das können wir doch nicht tun!" "Sie vielleicht nicht, aber ich schon. Machen Sie jetzt mit, Partner?" Der Wagen stoppte vor einer Telefonzelle. Fox stieg aus und blätterte kurz im sich darin befindenden Telefonbuch herum. Dann klappte er es zu und setzte sich zurück an Danas Seite. " Downroadstreet 4", grinste er und lies den Motor an.
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