World of X

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Fürsten der Nacht

von Devra Lee Campbell

Kapitel 3

"Hier endet die letzte Eintragung. Seht doch, auf die Seite genau, als wäre sein Tod von Anfang an vorherbestimmt gewesen." Langly nahm das Buch in seine Hände und sagte: "Ja, es gibt keine Seiten mehr, als wäre sein Schicksal mit der letzten Seite in diesem Buch besiegelt worden." "Die haben diesem Toronos ja übel mitgespielt. Also ich hätte mich da auch rächen wollen." Nici war fassungslos und brach das Gespräch zwischen Byers und Langly. "Ich frag mich nur warum er das Buch versteckt hat?" Nun mischte sich auch Frohike ein. "Aber sagt mal, gibt es diese Kirche überhaupt noch?" "Ich werde die Bibliothekarin fragen. Vielleicht weiß sie ja etwas darüber." Byers stand auf, klappte das Buch zusammen und ging zu der älteren, freundlich lächelnden Frau, die gerade Eintragungen in ihrem Computer machte.

"Endschuldigen Sie bitte, Ma’am, ich würde Sie gerne etwas fragen. In diesem Buch steht etwas über eine alte anglikanische Kirche, die im Jahr 1807 abgebrannt ist. Wurde sie wiedererbaut?" "Aber sicher, die gibt es noch. Leider nicht mehr lange, fürchte ich. Die Branker Baugesellschaft will sie demnächst abreißen. Schade eigentlich, denn sie hatte so einen schaurigen Flair, kaum zu erklären. Seit meiner Kindheit habe ich sie in Erinnerung. Damals schon wurden darin keine Gottesdienste mehr abgehalten." "Aber sie ist doch vollständig vernichtet worden. Oder?" "Nicht ganz, denn der Grundriss blieb einiger Maßen erhalten und so wurde sie ein Jahr später neu erbaut. Wenn Sie möchten, dann könnte ich Ihnen sogar das genaue Datum nennen, wann der Bau begonnen hat. Da müsste ich nur in den alten Akten nach sehen." "Oh ja, das wäre sehr nett, denn es ist wirklich wichtig." "Warten Sie bitte! Wird nicht lange dauern." Dann verschwand die Dame mit den bereits ergrauten Haaren, und hielt sich für ein paar Minuten in einer kleinen Kammer im hinteren Flügel der großen Bücherei auf. "Die sind schon sehr alt, diese Akten, aber aufbewahren müssen wir sie sowieso." Mit einer ziemlich vermodert aussehenden Akte eilte sie zurück, setzte sich wieder auf ihren Posten hinter den PC und blätterte ein wenig. "So, da haben wir es ja schon. Die anglikanische Queen Victoria’s Church. Erbaut im Jahr 1802 am 3.September genau, abgebrannt am 13. September 1807, Beginn des Wiederaufbaus am 3. September 1808, Fertigstellung der Bauarbeiten am 13. September 1809. Die Bauarbeiten standen aber nicht gerade unter einem guten Stern, denn es ist damals viel passiert." "Wie darf ich das verstehen?" "Na ja, es passierten anfangs nur kleinere Missgeschicke, wie das Verschwinden der beiden Baupläne, Beschädigungen von wichtigem Baumaterial und so weiter." "Aber?" "Als die Kirche schon fast fertig war, ereigneten sich immer wieder mysteriöse Unfälle, welche die Zahl der Bauarbeiter fast um die Hälfte reduzierten. Einer fiel vom Dach, einem zweiten wurde durch ein herabfallendes Fenster der Kopf abgetrennt, ein dritter verblutete an einem offenem Beinbruch. Das sind aber nur ein paar wenige Beispiele. Immer wieder geschahen solche Dinge, eben sehr merkwürdige Dinge. Auch entzündeten sich manchmal kleine Feuer, wie aus dem Nichts, sobald wieder darin Messen abgehalten wurden. Irgendwann war es den Priestern zu viel und eine neue Kirche wurde am anderen Ende der Stadt erbaut. Keiner mehr wollte mit dieser kleinen, alten Kirche etwas zu tun haben, und so steht sie nun da, leer. Bis jetzt hat sich aber noch keine Baufirma bereit erklärt das Gebäude abzureißen und den Friedhof frei zu legen. Die Gräber sind schon uralt. Angeblich wurde die Kirche auf einem noch älteren Friedhof einfach aufgebaut. Einer Legende nach wurden dort einmal die Seelen der Bösen hin verbannt. Aberglaube." "Die Kirche gibt es aber noch?" "Ja, und ich weiß auch wo. Wenn Sie wollen, dann schreibe ich Ihnen den Weg auf. Ich interessiere mich noch immer sehr für die Kirche. Als Kind war ich oft dort um nachzudenken. Wenn die sie abreißen, dann geht auch ein Teil von mir verloren. Ich wollte sie kaufen, aber verlangte der Staat zu viel Geld." Dann gab sie Byers einen kleinen Zettel worauf ein paar Straßennamen und schlussendlich auch eine kleine Kirche gekritzelt waren. "Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiter helfen, und vor allem Dem - oder Derjenigen, die jetzt Ihre Hilfe benötigt." "Darf ich mir dieses Buch dann bitte auch ausleihen? Es wäre ebenfalls wichtig." "Natürlich, dafür bin ich ja da!"
Während Byers bezahlte räumten Nici, Langly und Frohike die restlichen Bücher auf einen Stoß und verließen mit Byers das Haus, um sich auf den Weg zu Scully und Mulder zu machen.

Dana Scullys Apartment / 21:53

"Ahhhh!" Ein lauter Schrei ertönte aus der Wohnung als Nicole, Byers, Langly und Frohike gerade im Begriff waren einzutreten. Nici riss die Tür auf und alle vier stürmten aufgebracht ins Zimmer, wo Mulder und Scully gemütlich vorm Fernseher saßen und sich einen Horrorfilm ansahen. Beide starrten die vier Eindringlinge verdutzt an, begannen plötzlich zu lachen und riefen: "Scream!" "Seht uns doch nicht so an!" Scully zog ein breites Grinsen. "Na irgendwas mussten wir ja machen während ihr weg wart, meine Retter. Obwohl, so in Scullys Armen zu liegen und mir einen Horrorfilm nach dem anderen reinzuziehen hat schon was für sich. Vorausgesetzt man ist ungestört." Er löste sich aus Scullys Umarmung und setzte sich auf. Scully knipste den Fernseher aus und blickte ebenfalls wieder in die Richtung ihrer Freunde. Nicole schloss die Tür, und Scully bot ihnen an sich zu setzen.

"Wir dachten schon dir wäre etwas passiert!" Nicole war kreidebleich und starrte Scully entsetzt an. "Sie sollten sich da etwas ansehen! Wir haben vielleicht einen wichtigen Hinweis auf Fürst Toronos gefunden, in diesem Buch hier." Byers hielt Scully das alte Buch hin, das sie sich zuvor in der Bibliothek ausgeliehen hatten. "Es gibt ganz in der Nähe von hier eine Kirche, die eine wichtige Rolle in dieser Geschichte zu spielen scheint. Es gibt Parallelen bezüglich zwei gewisser Daten, dem 3. und 13. September. Genau diese Tage hängen auch mit seltsamen Todesfällen zusammen und einer Hinrichtung im 19. Jahrhundert."

"Was Ihr in euren Händen hält, nicht Euch gehört, Verräter! Wie konnt’ das geschehen? Die Schrift, wo habt Ihr sie? Die Kirche brannt’ nieder, kaum zu erkennen ward’ ihr Schein! Wie konnt’ das nur möglich sein, das Buch, das Skript, wo ist es, wo?" Mulder sprang auf und plötzlich begannen sich seine Augen rot wie des Teufels Schlund zu färben. "Na, erkennt Ihr es wieder, Fürst? Schon lange her, als Ihr und Eure Untertanen die Kirche in Brand gesteckt und den Priester darin umgebracht habt. Was Ihr aber nicht wusstet, das Buch existiert noch heute, hier in meiner Hand es ist!" "Gebt es mir, sofort! Tut es oder seid dem Tode!" "Was willst du? Vor Mitternacht geht gar nichts, Junge!" Frohike hatte zwar schreckliche Angst, doch versuchte er mit diesem Spruch cool zu wirken. Langly folgte mit den Worten: "Deine Show ist ab heute gelaufen! Jetzt gibt’s Stress. Wir lassen uns nichts vorschreiben, von keinem von Euch hirnlosen Zombies!" "Wir lassen unsern Freund nicht von Euch erledigen, Ihr Biester!" "Frohike, Langly, haltet endlich die Klappe!" sagte Byers ein wenig entnervt.

"Was ist passiert, damals, vor 192 Jahren? Warum wurdet Ihr hingerichtet, Fürst? Was war der Grund für Eure Rache, diesen Hass der in Euch brennt?" "Das Buch woher Ihr habt?" "Er vergrub es." "Das Skript?" "Es ist mit ihm verbrannt. Er hatte keine Zeit es zu verstecken bevor die Kirche in Schutt und Asche zerfiel. Warum? Warum musste das alles geschehen?" "Der Priester ward’ der letzte Verräter zu strafen. Ich folge meinen Weg des Schicksals, der Prophezeiung des 13. Tags. Vereint werden sein ihr Herz und mein! durch ihren letzten Tropfen Blut meine Macht werd’ entfacht. Die Sonne auf ewig wird untergehen mein Reich der Finsternis auferstehen. Auch wenn ich vielleicht noch schwach, so vermag ich vernichten Euch all, nur in einer Nacht, der heut’gen vielleicht!"

"Wovon reden Sie?" Scully stand da, sah unwissend Mulder, dessen Körper nun wieder teilweise von Toronos beherrscht wurde, und dann wieder Byers an. "Würde mir bitte irgendwer erklären, was hier vorgeht?" "Schweigt, Geliebte! Schweigt!" Mulder warf Scully einen auffordernden Blick, fast schon befehlend, zu. Sie schwieg. "Ihr seid ein Mörder, Toronos!" "Nein, ich ein Mörder? Sie wollten es, das ewige Leben, und ich war bereit es zu schenken, jedem, für nichts. Ich hat’ verlangt nur ihren Willen, kein Goldstück, nicht mehr, nur den Willen zu leben, auf ewig." "Erzählt mir die Wahrheit, sagt! Ich bitte Euch, Fürst."

Sie setzten sich alle hin und Mulder begann nun in Gestalt Toronos’ die Vergangenheit zu schildern, deren Fluch sie alle heimsuchte. "Die Kranken hab ich geheilt und zum Danke mein Leben sie mir genommen, geköpft, ohne ein Gebet zu sprechen danach. Einen Hexer sie mich genannt, Luzifers Sohn geheißen. Ich heilte und sie schickten mich in die Hölle." "Ihr wolltet ewiges Leben, doch ging bei dem Projekt etwas schief. Oder irre ich mich da?" Byers brannte darauf die Wahrheit zu erfahren. "Etwas? Ihr meint wohl alles! Alles war nicht wohlgesinnt, zum Scheitern verurteilt seit Anbeginn." "Eure Versuche, wie machtet Ihr das?" "Warum Mulder? Warum ihn?" wollte Scully wissen. "Mehr oder weniger Zufall. Diese böse Kreatur, jetzt eine Abtrünnige der unsren, ein Flittchen, wie Ihr pflegt zu sagen, wandte einen uralten Kinderreim bei der Verwandlung an. Es war ein Kinderreim nachdem mein Tod bekannt geworden. Die Kinder machten ihren jüngeren Geschwistern gern Angst mit dem Spruch:

Das Feuer der Nacht
dein Böses entfacht.
Dein Leben soll zu Ende gehen
Fürst Toronos wird auferstehen.

Diese dumme Ziege hat es bei der Transformation doch tatsächlich geschafft mich zu rufen, obwohl ich schon seit fast zwei Jahrhunderten ruhe. Dass sie das gerade mit Eurem Freund machte, ist mir nicht zuzuschreiben. Keine Schuld trifft mich hierbei." "Erzählt uns von dem Experiment!" Byers wurde immer wissbegieriger. "Ich wollte nicht nur heilen, was Euch bekannt, sondern auch ewiges Leben schaffen, wovon jede Kreatur schon geträumt. Also bot ich den Armen und Kranken an meine Hilfe. Ja habe ich sie benutzt? Ich habe, aber doch nur für einen guten Zweck, so glaubte ich. Als ich wieder einen meiner Patienten verloren hatte - es war der Bäcker, ein guter Bekannter von mir, der sterbenskrank ward gewesen - fiel mir eine Wunde an seinem Finger auf, als er so reglos dalag auf dem Tisch. Eine Kruste, rot, stach mir ins Auge - geronnenes Blut. Da wusste ich den Fehler gefunden zu haben...

"Aurel, komm zu mir! Das Blut, Aurel, es ist das Blut!" "Fürst, warum ruft Ihr mich?" "Ich habe gefunden, das mich scheitern ließ all die Zeit, das Blut ließ auferstehen sie nicht wieder. Das Blut in ihnen trocknet wie auf diesem Finger hier, lässt sie erstarren! Reich mir ein Messer, ein scharfes."

... Ich war ein ganz normaler Mensch bevor es passierte...

"Was, sagt, habt Ihr vor, mein Meister? Was?" "Ich werd ansetzen das Messer hier am Hals, sieh her, und das Blut entlassen aus ihm. So wie du es gesehen, bei Schweinen schon lang." "Fürst Toronos, es ist gegen den Willen Gottes, was wir tun in diesem Schloss. Strafe dem, der sich wendet gegen die Natur, Ihr wisst. Vielleicht sollten wir es lassen, ist er nicht bestimmt weiterzuleben." "Unsinn, du hast nur Angst." "Bring mir einen Pod, das Blut soll finden Raum! Ich, Fürst Toronos von Queenheart Castle, werd sein der Menschen größter Held. Hol mir den Topf, geschwind! Und stell ihn an des Tisches rechter Seite!" "Meister, wird er erwachen?" "Lass mir diesen einen Versuch, nur noch den einen, dann lass ich es für immer, sollt dieser scheitern!"

... Mit dem Messer machte ich einen Schnitt entlang der Halsschlagader, und da der Körper erst wenige Minuten tot war, konnte ich durch Schläge auf seine Brust das Blut aus ihm pumpen und in den Pod laufen lassen...

"So, zu Ende ist’s. Reich mir die Mixtur, Aurel! Du wirst jetzt Zeuge des größten Wunders dieser Welt. Dieser Tote soll nicht mehr sein, zu neuem Leben er erwache!"

... Ich glaubte daran, nach so vielen gescheiterten Versuchen, zwar selbst nicht mehr, doch wollt ich Aurel nicht die Spannung rauben in diesem Moment. Ich nahm die Mixtur und tropfte sie in die Öffnung am Hals. Gebannt starrte Aurel minutenlang auf den Körper, der nur dort lag, keine Bewegung von sich gab. Aus Dummheit und um Aurel zu erschrecken packte ich des Toten Hand in Windeseile und schüttelte sie...

"Uah, ich bin der Tote, der jetzt lebt! HAHA. Der tote Wächter von Queenheart Castle."

... Plötzlich fasste die Hand nach meiner und zog daran. Aurel begann zu schreien, ich erstarrt vor Angst blieb stehen. Die Schreie weckten Lady Deborah, die Meinige, welche nun auf des Kerkers Treppen stand und sah mich an entsetzt. Ich hat ihr verboten zu treten an des Kerkers Schwelle, zu sehen, was nie bestimmt für ihren Blick. Doch brach sie nun das Versprechen ihrer, und stand nur da im Nachtkleid, weit aufgerissen ihre Augen, fassungslos vor Schreck...

"Nein, Deborah, geht zurück in Euer Gemach! Fort mit Euch, mein Weib, geht, bitte, geht! Das ist nicht für Eure Augen." "Was macht Ihr, Geliebter? Dieser Kerker nicht das was er scheint, kein Kerker ist. Zaubertränke, Blut und Tod. Was hier geschah zu später Stund? Gemahl, was habt Ihr nur getan?"

... Ihr Blick fiel auf den Bäcker, dessen Augen offen nun. Sie schrie und lief davon, weit hinaus in den Wald, ohne Ziel, nur fort. Mir war egal was mit dem Bäcker nun geschah, gab Aurel den Befehl bei ihm zu bleiben und rannte los. Schweren Atems ich sie fand im Wald, kauernd auf einem von Moos bewachsenen Stein, schluchzend und zitternd vor Kälte. Ich legte meinen Arm um sie, strich durch ihr Haar, und sprach zu ihr...

"Deborah, Geliebte, habt keine Angst, doch nicht vor mir! Ich mache nichts Böses, doch müsst Ihr mir schenken Glauben und Euer Vertrauen!" "Der Bäcker, lebte er noch, doch ohne Blut, wie das?" "Er hat nicht mehr gelebt, war tot. Ihr wisst, er war sehr krank, ich wollt ihn heilen, wie alle aus dem Dorf, aber half mein Bemühen nicht. Er starb. Nie würd’ ich Euch bringen in Gefahr, Ihr müsset schon wissen! Ich lieb Euch über alles, könnt kein Leid Euch fügen zu, würd’ jeden töten, der dies wolle." "Aber Toronos, der Kerker, warum? Wie sieht er aus, so anders?" "Ich heile die Menschen doch, das wisst Ihr, aber ich brauch auch Mixturen um dies zu vollbringen." "Das Blut?" "Der Bäcker begann zu bluten, bevor er starb. Wir mussten das Blut doch auffangen, bevor es auf den Boden gelangen würde und diesen rot färbte." "Aber ich versteh das alles nicht, ist zu viel für meinen Verstand." "Das müsst Ihr nicht, Lady, vergesst. Vergesst, was Ihr gesehen, in dieser kalten, mondlosen Nacht! Vertraut mir!"

... Ich küsste sie und trug sie den Weg zurück zum Schloss. Sie kannte nun mein Geheimnis, auch wenn ich ihr etwas Anders erzählt hatte, war sie viel zu schlau, um mir das zu glauben. Sie wusste tief in ihr, dass der Bäcker lebte, tot war und dann erwacht. Bis wir wieder im Schloss waren sprachen wir kein Wort und ich brachte sie dann zurück in ihr Gemach. Als sie schließlich eingeschlafen war ging ich wieder in den Kerker, wo Aurel neben dem Bäcker saß und diesen bewachte...

"Gott sei Dank seid Ihr zurück! Er hat schon gefragt nach Euch, Fürst Toronos. Sprechet zu ihm, ich bitt Euch, er will’s" "Bäcker, hörst du mich?" "Ja, Fürst, deutlich. Was ist passiert? Habt Ihr mich denn geheilt?"

... Ich nahm ihn an seiner Hand und erzählte ihm was geschehen war... "

"Und so lebst du jetzt. Es ist ein wahres Wunder, das ich vollbracht. Aber noch ist es zu früh um dies bekannt zu geben. Ich weiß nicht ob es eine vorübergehende Wirkung ist, oder ewig. Und dann ist da noch die Frage, was ewig überhaupt bedeutet, wie lang das ist? Vielleicht gibt es Probleme und alles war umsonst." "Mein Weib, weiß sie davon?" "Nein, aber sie wird von deinem Tod erfahren. Wir werden Gerüchte verbreiten, du wärst von einem Monster im Wald gefressen worden. Das wird die Dorfbewohner von unseren Experimenten ablenken. Wir schieben alles auf das Waldmonster und unsere wahren Interessen bleiben unentdeckt, solange, bis wir uns dem Guten völlig sicher sein können."

"Woraus bestand diese Mixtur, die Ihr ihm verabreicht habt?" "Meine Mutter hatte eine besondere Gabe. Sie hatte großes Wissen über Heilpflanzen und deren Wirkung. Damit konnte sie Menschen heilen und bei manchen brauchte sie nur ihre Hand auf die schmerzende Stelle zu legen und der Schmerz war verschwunden. Eines Tages erzählte sie mir, es gäbe eine Blume, die einer sehr alten Legende nach die Kraft hätte, ewiges Leben zu geben. Diese Blumen wachsen nur auf einem Platz in England, in den Höhen, und kennen nur selbst von ihrer Existenz. Wo dieser Ort liegt wusste meine Mutter nicht, nur die Blumen selbst, wie sie sagte. Lang ist es her, da haben die sie geholt und am Scheiterhaufen verbrannt. Sie wussten nicht wessen Kind ich war, glaubten, der Hufschmied und sein Weib wären meine Eltern. Deshalb verschonten sie mich. Bevor die sie töteten sagte sie mir noch, wenn die Blume gepflückt und ihr Saft getrunken, das Böse sich würde rächen an unschuldigen Seelen und demjenigen, der den heiligen Ort der Blume geschändet. Nach Mutters Tod suchte ich lange Zeit nach dem Gewächs, doch hatte ich kein Glück. Ich wusste es war falsch sie zu suchen, doch war ich gezwungen. Ich erbte schließlich das Schloss meines Großvaters und lebte darin mit einigen Dienern und auch Aurel, meinem treuen Knappen. Jahre später begegnete ich der holden Deborah MacHill und machte ihr den Hof. Tage nach unserer Trauung ritten wir aus in den düsteren Wald um zu jagen. Sie war sehr schlau und wissbegierig, so lehrte ich sie das Lesen, Schreiben, Reiten und schlussendlich auch Jagen. Wir waren so glücklich miteinander auf Queenheart, dass wir nie geglaubt hätten, des Schicksals Lauf sich würde wenden in der kommenden Zeit. Als wir so durch den Wald in den Höhen streiften, kamen wir auch an eine kleine Lichtung, weit weg von zu Haus. Da stand auf der Wiese tatsächlich des Teufels Geschöpf, diese Blume so anmutig, so ich nie erblickt. Da wusste ich tief in mir drin, sie war mein Schicksal, die Bestimmung, nach der ich suchte so lang. Am nächsten Tag kam ich erneut in den Wald, um zu pflücken den blutenden Dorn, der zerreißen würd’ mein Leben und meine Liebe. Von diesem Tag an wurde der Kerker Aurels und mein zweites Gemach. Nacht für Nacht experimentierten wir, brauten Mixturen und Tränke aus dem Saft der Blumen im Wald. Je mehr Blumen ich jedoch pflückte, desto mehr entstanden an dem Platze, doch schreckte dies mich kaum ab von meinem Vorhaben. Wir brauchten Testpersonen und ich bot im Dorfe an Menschen zu heilen. Sie waren einverstanden, die Kranken, liebten mich, weil ich sie heilte. Und irgendwann begann ich diese in meinem Schloss zu fragen, ob sie ewig leben wollten. Sie willigten ein, sie alle, und wir machten Versuche an ihnen mit der Mixtur, der 'Sancta Flora' genannt, meiner heiligen Blume. Aber scheiterten wir. Jeder, der die Mixtur trank, sich auf Wunden gießen ließ, der starb in kürzester Zeit. Sie alle starben, ohne, dass wir hätten die Ursache dafür finden können. Und dann passierte das mit dem Bäcker. Von dem Tag seines Erwachen an begann er sich jedoch stark zu verändern. Seine Schneidezähne wurden länger, sein Kiefer und seine Schultern breiter, seine Hände formten sich allmählich zu Krallen, wie von einem Tier. Er schien sich zu verwandeln in eine Art Tier menschlichen Ursprungs, in eine Kreatur ohne Namen, denn ohne Menschlichkeit. Mit jedem Tag veränderte er sich aufs Neue. Im Kerker war es immer dunkel gewesen, nur leichter Kerzenschein, und so hatte er sich bald der Dunkelheit vollständig angepasst, gleich einem Tier der Nacht, einer Eule oder Fledermaus. Irgendwann, in einer Nacht, verlangte er nach Blut. Kurz nach seiner Verwandlung war er sehr hungrig gewesen und ich gab ihm Fleisch und Brot, eben die Nahrung für einen Mann seiner Stärke. Aber dann wollte er Blut, warmes Blut, was eine neue Nebenwirkung der Pflanze zu sein schien. Ich schien trotzdem an meinem Ziel, da die Blume ihre Wirkung des ewigen Lebens tat. Der Bäcker war schon sechzig Jahr und kräftig danach gleich einem jungen Bursch, einem sehr hungrigen, nach Blut dürstendem Monster, wäre hier wohl die bessere Bezeichnung für. Ich ließ mir vom Metzger warmes Blut geben, mit welchem ich den Durst dieser Kreatur zu stillen versuchte. Der Bäcker wurde immer klüger, vermochte es bald meine Gedanken zu lesen und Dinge zu bewegen, bald auch fliegen, zu lassen. Ich konnte mir es einfach nicht erklären, warum die Blume solche Nebenwirkung zeigte. Jede neue Veränderung schrieb ich auf, zeichnete den Bäcker immer wieder aufs Neue. Bald schon mied er das Sonnenlicht ganz, sagte, es brenne wie Feuer auf seiner Haut. Nur nachts schlich er herum am Hofe, oder betrachtete lange des Mondes fahlen Schein, hoch oben auf des Turmes Spitze schweifte sein Blick übers Land, weit hinweg, in die Freiheit. In dieser einen Nacht war er plötzlich spurlos verschwunden. Zwar wusst’ ich, er vermisst sein altes Leben, doch konnt’ er nicht zurück, das wusst’ auch er selber. In der nächsten Nacht im Kerker erlebte ich ein Wunder der Natur, falls ich es kann so nennen.
Der Bäcker hatte in der Nacht sein Weib geholt und wollte mir etwas Neues zeigen, was Wunderbares, wie er mir schwor. "Ich kann Ihnen allen schenken Leben, Fürst, mein Herr!", er sagte aufgeregt, das lächelnde Weib in seinen Armen. Er hatte ihr alles erzählt, worauf sie werden wollte so wie er. Verstehen ich sie kann noch immer nicht. Da biss er ihr in den Hals und saugte ihr aus das Blut geschwind. Ich sah mit an wie das Leben aus ihr wich und die Augen sich schlossen. Sobald dies geschehen, biss er in sein rechtes Handgelenk, woraus nun eine schwärzliche, dickflüssige Masse hervor drang. Seine Hand drückte er dann leicht auf die Öffnung an des Weibes Hals und sieh da, sie öffnete ihre Augen, war lebendig wie eh und je. Dann hob er seine Hand, wo vor Sekunden noch eine große, fleischige Wunde zu sehen gewesen war. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, sie hatte sich geschlossen, von selbst. Ich war an meinem Ziel, hatte ewiges Leben geschaffen, wenn auch mit ein paar kleinen Fehlern, die für mich zuerst kaum tragisch erschienen. Aber schafft jede Erfindung und Entdeckung Probleme mit ihrer Existenz, so sollte es auch die meinige. Wir knieten beide an Guineveres Seite. Erst als ich aufsah bemerkte ich, dass die längste Zeit über Deborah im Kerker gestanden hatte, Tränen ihre Wangen benetzen...

"Lügner, elender Lügner! Und ich hab Euch geliebt, ich Dummchen! Wie konnt’ ich nur sein so blind, wie der Toten Augen, gleich in einem düstren Nebelnetz gefangen! Wie konnt’ ich die grausame Wahrheit verdrängen, Euch Glauben schenken, jeden böswilligen Gedanken vernichten? Nicht mehr als ein blutrünstiges Monster Ihr seid, nicht mehr, ein Mörder! Fahrt zur Hölle, für das Ihr getan! Verdammt sollt Ihr sein, für alle Zeit, ihr gottloser Tyrann!"

... Sie lief davon, weit weg. Nahm noch in der selben Nacht ihre Sachen und ging zurück zu ihrer Eltern Haus. Sie schwieg, hielt dies Geheimnis bis ihr Todestag bedeckt mit Staub. Eine unsterbliche Liebe, die einst uns gehörte, ausgelöscht mit nur einem Blick. Sie wusste nicht wie viel mir meine Arbeit bedeutet hatte, würde es nie erfahren. Ich wollt ihr nachlaufen, wie einst im Wald, doch hielt mich der Bäcker ab...

"Lasst gehen dies schöne Geschöpf, lasset sie frei, sie nicht bestimmt mit uns zu ziehen! Lasset gehen die Liebe, die gewesen Euer, lebt mit uns, werdet wie wir, Fürst der Dämonen, Gebieter der Macht! Führet an unsre Gruppe der Fürsten der Nacht. Wir werden die Macht über alles besitzen, mit Euch an unser Seite, als Anführer unsrer Schar des Bösen."

... Er machte mir Angst, das konnt’ ich nicht leugnen, doch wollt ich sie führen, die, die sie noch zu den unsren machen würden, zu meinen Geschöpfen der Finsternis. Was von nun an geschehen sollt’, niemand erahnen konnt’, doch ward bestimmt, des Schicksals Wille." "Ich habe so das Gefühl, ich habe diese Geschichte schon mal wo gehört. Ich weiß, es klingt verrückt, aber ich kenne sie, oder Teile davon zumindest." "Erfahren Ihr werdet die Wahrheit noch früh genug, meine Fürstin. Geduldet Euch noch, Ihr werdet sehen, das Licht Euch wird blenden, wenn Ihr kennt den wahren Grund!"
Scully starrte ihn an, blickte in diese vertrauten Augen, die ihr nun fremd erschienen. Wie konnte dieser Fremde nur Mulder sein? Es kam ihr vor, als hätte sie wie Dornröschen hundert Jahre geschlafen und wäre nun erwacht, in einer völlig fremden und düsteren Welt, einsam und verlassen von allem Glück. Wo war Mulders sanftes Lächeln? Es hatte sich in Lippen aus Eis verwandelt, kalt und böse. Was war nur aus seinem lieblichen Blick, seinen nach Zärtlichkeit suchenden Augen geworden? Ein nach Grausamkeit und Blut dürstendes Feuer brannte ihn ihnen, das sich nach Tod und Rache verzehrte.
Scully stand nur da, war fassungslos und fühle sich betrogen, einsam und zerbrochen.

"Am nächsten Tage schon - des Bäckers Weib nun so wie er, eine Gestalt verwandelt in ein Monster der Finsternis - holten sie mich. Dann wurde mir der Prozess gemacht. Aurel sich hatt’ umgebracht, er unsren Sieg über den Tod nicht verkraften wollt’. Als ich da vor dem versammelten Rat stand, sie mich hießen einen Ketzer und Mörder, das Kind des Satans, mich foltern ließen, da galt mein Gedanke nur einer, meiner geliebten Deborah. Ich nicht spürt’ mehr die Schmerzen, wenn ich an ihr güt’ges Lächeln dacht’, all unsre schönen Stunden erneut in meinem Herzen aufflammten. Ich hört’ sie sagen, ich solle nicht aufgeben, rief mir nach, doch sah ich mich gehen in die Dunkelheit zu meinen Kreaturen hin, die mich nun holen würden. Nach der Folter ging es schnell. Sie ermordeten mich und in derselben Nacht noch, als ich bei den Leichen in einer Grube lag geköpft, so kamen der Bäcker und sein Weib um mich zu rufen, auferstehen zu lassen. Ausgeblutet war ich schon, doch war der Kopf getrennt vom Rumpf. Dadurch die Verwandlung nicht ganz zu Ende geführt werden konnt’. Ja, ich erwacht’, doch nicht so wie wir gedacht. Mein Körper blieb leblos, doch stieg ich aus ihm, wie eine Schlange aus ihrer Haut. Meinen Geist sie gerufen, geholt aus dem Toten, der ihnen lag zu Füßen. Auch wenn mein Körper mir jetzt nutzlos war, so spürte ich trotzdem eine Verwandlung an mir. In der Nacht fühlte ich mich stärker denn je, mächtig und kaltblütig, begann selber zu morden und meine Freunde zu schlachten, um sie dann zu meinen Untertanen zu machen, zu zerstören ihr gutes Herz, dies zu versteinern auf ewig. Ich die meiste Macht erlangt hatt’, da ich die Geistesstärke erlangt’. Nur durch meinen Wunsch ich konnt’ mich rächen an jenen, die ich verflucht, aufzwingen den andren meinen Willen. Meine Kreaturen all jene töteten, mein Herze hatt’ verlangt. Ich wurde ihr Anführer, sie mir folgten, ausführten meine Befehle. Tagsüber wir suchten uns dunkle Plätze, um dem Tageslicht zu entfliehen. Nachts wir stillten unseren Drang nach dem bittersüßen Blute. Der Bäcker, sein Weib und ich Unterschlupf auf Queenheart Castle suchten, solange dies noch stand. Mit der Zeit wir hatten all die Dorfbewohner zu den Unsrigen gemacht, und uns selbst Schaden zugefügt, da uns das Blute denn dann fehlte. So wir begannen auszuschwärmen und machten keine neuen Kreaturen mehr. Wir saugten die Menschen nur aus und belebten sie nicht wieder. Jede Nacht mir unvorstellbare Kräfte schenkte und ließ grausamer und dunkler werden meinen Verstand. Ich allein der Herrscher wurde, jener der Nacht, der entschied über Leben und Tod. Meine Mutter mich hatt’ vor der Blume gewarnt, doch ich nicht gelauscht ihrem Worte ganz, und von nun an immer mehr Macht erzwingen wollt’. Ich wurd’ zu einer Bestie, nach Blute dürstend und dem Rache frönend. Nun die Blüte des Verderbens hatt’ gezeigt ihr’ wahren Wurzeln, die fesselten all unsre Güte und zum Vorschein brachten die Finsternis. Bald meine Geschöpfe soweit waren sich vollständig in Tiere zu verwandeln, in Tiere, die das Tageslicht scheuten, Herren der Dunkelheit gewesen - Fledermäuse. Wir uns Mäntel schneidern ließen, unser Gemeinschaftszeichen. Jedoch da ward’ ein Gefühl in mir, ward’ immer noch Liebe gehalten. Deborah, meine geliebte Schönheit, so ich sie nicht vergessen konnt’, all die Jahre hinweg, die ich sie seit jeher nicht mehr hatt’ gesehen. Eines Nachtes, wir ließen uns tragen von unseren Schwingen, da sahen wir eine Kutsche die Küste entlang fahren. Als ich mich näher an sie wagte, erkannt’ ich eine Frau darin, die hatt’ langes rotes Haar und Augen so gütig, wie ich nur hatt’ ein einz’ges Mal gesehen, an Deborah. Sie war’s, die saß in der Kutsche, ein moosgrünes Kleid und einen Hut tragend. Ich ward’ getrieben vom Gedanken, ja ganz besessen ich doch war, sie zu einer der Unsrigen zu machen, verspürte den Drang danach ganz stark. Wir hielten die Kutsche an und Deborah versucht hatt’ vor mir zu fliehen, hinausgelaufen in die Nacht, ich ihr hinterher. An der Klippe sie hielt Inne, mir ängstlich in die Augen sah. Ich sagt’, sie solle werden wie wir, eine von uns und ewig leben. Doch als ich näher trat an sie, da sie sich wandte ab von mir und in die Tiefe sprang. Ich sah sie stürzen in die Wellen, die in den Tod sie rissen. Verloren hatt’ ich sie auf ewig, in jener gar stürmischen Nacht. Und dann auch noch mein Schloss verbrannt und all die Aufzeichnungen, die ich hatt’ gemacht, mit ihm zerstört. Wir zogen umher ohne Ziel, flohen vor jenen, die uns zerstören wollten und mieden Kirchen und Kreuze. Da wir den Priester in einer Kirche umgebracht’, ein Fluch ward’ auf uns gelegt. Mit Weihwasser und Holzkreuzen sie Jagd auf uns machten und vernichteten sehr viele. Mit dem Wasser sie meine Untertanen schwächten, und die Kreuze sie schlugen in ihre Herzen, um zu töten sie für alle Zeit. Nicht lange nach Deborahs Tod ich wurd’ schwächer. Ich selbst gar Schuld daran, weil ich sie hatt’ gesehen in die Fluten stürzen. Nicht helfen konnt’, der Meinigen. Ich sah ein, am Tage, wenn ich mich musst verstecken, dass falsch gewesen es die Toten doch zu rufen, leben zu lassen bis an den Rand des Nichts. So ich hatt’ gesucht nach einem Mittel, wollte die Verwandlung rückgängig machen, doch jede Nacht mich neu erwachen ließ, ich mordete und quälte nicht zuletzt, wie meine schlechte Gesellschaft, der ihre Macht schon zu Kopfe gestiegen war. Und da kam das Ende der Nacht, die hätt’ werden sollen meine letzte. Ich unterwegs, allein, denn die Menschen John und Guinevere ermordet’, kam durch Zufall vorbei an dem Platze, wo einst alles begonnen hatt’. Mein Schloss stand da nicht mehr, Ruinen, vom Feuer gezeichnet, das lang schon her. Einen unterirdischen Teil des Kerkers es gab aber noch, so floh ich vor der Sonne Strahlen dort hinein. An einer kleinen Stelle, da ich fand ein altes Fläschchen, mit einer Mixtur darin. Der Trank war der des Schlafes, den ich nahm voller Zorn über mich selbst zu mir. Er tat seine Wirkung sogleich und ich fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem ich nie mehr sollt’ erweckt’. Ich damals schon sehr stark gewesen, hatt’ Besitz ergriffen von jungen Männern, deren Kräfte ich ausgesaugt’, doch jetzt ich hab mich selbst gefunden, in Eurem Freunde hier. Fox Mulder ist nun Vergangenheit, Fürst Toronos, Herrscher des Bösen, wird werden Eure Zukunft, unbezwingbar!"
"Nein! Es darf nicht vorbei sein! Nicht hier und jetzt, nicht auf diese Weise!" Scully verspürte einen unendlichen Hass in ihrer Brust, und sank sich neben der Couch zu Boden, sah dann zu dem Fürsten auf, der sich erhob. Die Uhr schlug eins nach Mitternacht, und erneut bot sich ihr und nun auch den anderen das schrecklichste Spektakel, von dem sie je Zeuge geworden waren. Das Fenster öffnete sich wie durch Geisterhand, als der Blick der Kreatur daraufgefallen war. Und ehe sie es sich versahen, hatte er seinen Umhang geschwungen und war spurlos verschwunden.

"Wo ist er hin?" Frohike sprang entsetzt auf und blickte um sich, nicht weniger überrascht als die anderen. Nur in weiter Ferne ertönte noch ein grässliches Kreischen: "Fürsten der Nacht, folgt mir, erwacht! Erhebt euch gebannt und schwärmt übers Land!" Nur kurz noch erfüllte ein Flattern und Jammern die Luft. Dann wurde es immer leiser, als trage der kühle Nachtwind es in die Ferne hinaus.

Die fünf schwiegen, glaubten, sie würden ihren Verstand langsam verlieren, Sie wagten es im Moment auch nicht über die Verwandlung zu sprechen.
Schließlich brach Nici das Schweigen. Sie strich sich eine Strähne ihrer schwarzen Haare hinters Ohr und meinte: "Der ist weg, für heute jedenfalls. Vor Sonnenaufgang lässt er sich wohl nicht mehr blicken. Wir sollten etwas schlafen und morgen Pläne schmieden und das Buch genauer unter die Lupe nehmen. Kann ja sein, dass wir was Wichtiges übersehen haben." Byers deutete leicht seinen zwei Freunden mit dem Kopf, sie sollten jetzt besser aufstehen und gehen, da er verstanden hatte, dass Nicole jetzt mit ihrer Freundin allein sein wollte. "Also bis morgen dann." sagte Frohike. "Wir werden telefonieren und uns einen Termin ausmachen, wann und wo wir uns treffen können." meinte Langly und folgte Frohike auf den Flur. Als die beiden schon zum Aufzug gegangen waren, drehte sich Byers noch ein letztes Mal zu Scully um und sagte: "Gute Nacht. Und, Agent Scully, ich weiß, wie schwer das jetzt für Sie sein muss, da Sie und Mulder ja in einer sehr tiefgehende Beziehung zueinander stehen, aber wir sind alle geschockt von der Wahrheit. Und gerade deshalb werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um einen Weg zu finden, der uns Mulder zurück geben kann." "Ich weiß Ihr Mitgefühl wirklich zu schätzen, Byers. Vielen Dank für alles." Dann verabschiedeten sie sich und Byers ging zum Wagen, der sich kurz danach in Bewegung setzte und im Schatten des Mondlichts verschwand.
Scully sah Nicole an, die sich nun zu ihr beugte und sagte: "Komm, steh auf, Dana! Setzen wir uns und reden ein wenig. In letzter Zeit hast du kaum noch mit mir über deine Gefühle gesprochen. Ich meine, natürlich weiß ich, dass du nicht gern über dich selbst redest, aber vielleicht hilft es dir ja? Lass uns reden, Dee, bitte." Scully griff nach Nicoles Hand und stand auf. Dann setzten sie sich und Scully legte ihren Kopf an Nicis Schulter. Leise sprach Nici weiter: "Du spielst verrückt und der Typ macht mich völlig fertig. Der kontrolliert dich schon ohne dass du es überhaupt merkst. Was ist los mit dir seit gestern?" "Ich kann nichts dafür, dass ich mich so benehme. Meine Gefühle fahren Achterbahn, und ich hasse Achterbahnfahren!" Scully starrte ins Schlafzimmer, wo genau in ihrem Blickwinkel das Fenster war. "Liebst du ihn denn so sehr?" "Was hat diese Frage zu bedeuten?" "Ich will wissen ob du Mulder liebst!" "Das kann ich dir einfach nicht sagen." "Und warum nicht?" "Weil ich es nun einmal selbst nicht weiß. Das ist alles so verwirrend und ich fühle mich irgendwie alleingelassen. Ich will ihn doch nicht verlieren." "Ich wünschte, ich könnte für jemanden solche Gefühle haben. Du weißt ja, was Kerle für mich sind, Mittel zum Zweck sozusagen. Ich glaube, ich werde mich nie so richtig verlieben. Außerdem ist das viel zu anstrengend! Die einen sind nett, die anderen wieder nicht. Ach was, irgendeinen Platz müssen die ja haben." "Du weißt, ich teile deine Meinung nicht. Mulder ist nicht wie die andern. Er ist etwas Besonderes, aber begreife ich das erst jetzt, wo es vielleicht schon zu spät ist." "Denkt er eigentlich genauso über dich? Ich meine, empfindet er dieselben starken Gefühle für dich wie du für ihn?" "Woher soll ich das wissen?" "Sag mal, das musst du doch merken! Habt ihr nie geredet oder so?" "Immer wenn es ernst wurde, dann haben wir gekniffen. Entweder hab ich oder er hat die Flucht ergriffen oder wir wurden von irgendjemandem gestört. Wir hatten keine Chance. Ich meine, was wäre gewesen, hätte ich es ihm gesagt, und er nicht dasselbe für mich empfunden? Ich wäre bis auf die Knochen blamiert gewesen, ich hätte ihn nicht mehr ansehen können, das wäre mir einfach zu peinlich geworden. Ich arbeite mit ihm zusammen, sehe ihn jeden Tag und manchmal auch die ganze Nacht hindurch. Ich hätte ihm dann nie mehr in die Augen schauen können ohne mich meiner Gefühle zu schämen. Die anderen sehen ihn ihm einen verrückten Workaholic, der kleinen grünen Männchen aus dem All hinterher jagt. Aber ich sehe ihn anders, so wie ihn niemand sieht, so, wie er wirklich ist." "Wie ist er denn wirklich? Bis jetzt hab ich nur mitgekriegt, dass er dich ständig versetzt, in Gefahr bringt und du ihn in Schutz nehmen musst. Dieser Idiot kann dich, meiner Meinung nach, gar nicht lieben, so wie er mit dir umspringt. Er benutzt und verletzt dich doch, was jemand, der dich wirklich liebt, niemals tun würde. Dee, wach doch auf! Der ist das nicht wert. Niemand ist es wert, dass du dir so wehtun lässt." "Auch wenn wir grundverschieden sind, sind wir doch so etwas wie Seelenverwandte. Er kennt meine Gefühle, glaube ich eben, aber ist in dieser Welt kein Platz dafür. Wir beide sind aus demselben Grund zum FBI gegangen. Er konnte dort in seine Traumwelt flüchten, wo es Außerirdische und Gespenster gab und versuchte dadurch Antworten für die Entführung seiner Schwester zu finden. Ich bin fast aus demselben Grund zum FBI gegangen, weil auch ich in eine Traumwelt fliehen wollte, die mir helfen sollte mit mir selbst klarzukommen. Der Druck meiner Familie, die Erwartungen meiner Vorgesetzten, die mir manchmal schon fast die Luft zum Atmen geraubt haben. Wir flohen beide auf unsere eigene Weise, nur jetzt tun wir das zusammen. Aber im Endeffekt wollen wir doch beide dasselbe. Ich könnte nie eine richtige Beziehung eingehen und mal heiraten, weil ich niemandem so viel Vertrauen schenken kann wie mir selbst und... ihm. Liebe, was ist schon Liebe, in einer Welt ohne Hoffnung und Freiheit? Es hätte keinen Sinn, nicht mit uns beiden." "Aber du willst es nicht wahrhaben!" "Ich könnt’ gehen, frei sein auf ewig, mit meinem Geliebten ziehen, wie einst, so lang ist’s her. Könnt’ leben, sein wie sie, hätt’ keine Angst mehr zu sterben, würd’ leben für immer mit ihm, meinem geliebten Toronos. Hab ihn damals abgelehnt, doch bin ich bereit ihm zu folgen nach so langer Zeit, ich bin bereit." "Dee, hey, Dana, was hast du auf einmal? Was ist los mit dir? Du redest so merkwürdig. Was sagst du da?" Scullys Stimme hatte sich plötzlich sehr verändert. Sie sprach nun zwei Tonlagen höher und ihre Stimme klang weicher als sonst. Aus Scully schien ein anderer Mensch zu sprechen, doch nur einen Augenblick lang, dann war sie wieder normal. "Was hast du gesagt, Nicole?" Scully schüttelte verwundert den Kopf. "Aber du hast doch eben noch so seltsam gesprochen, als wärst du jemand anders?" "Aber ich habe doch eben nichts gesagt. Ich schwöre, ich habe dich nur angeschaut." "Merkwürdig, das ist so komisch, so... ich weiß nicht recht, wie ich das erklären soll." "Ich möchte jetzt lieber allein sein, verstehst das bitte. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich brauche etwas Zeit für mich, damit ich das verkraften kann, ja?" Nici stand auf und lächelte Scully an. "OK, dann gehe ich jetzt schlafen. Pass auf dich auf und schlaf gut, Kleine!" "Du auch." Dann verließ auch sie das Zimmer, ließ Scully allein zurück.


In dieser Nacht quälte Scully ein seltsamer Traum. Sie lief in einem langen Kleid durch einen Wald, floh vor etwas. Sie fiel hin, und da fand sie sich plötzlich auf einem Friedhof wieder. Dort stand eine Kirche, die brannte wie Zunder, und aus den Gräbern ringsum griffen Hände nach ihren Füßen, als sie weiterlief. Und da stand er, lachte höhnisch und packte sie, sodass sie auf ein Grab stürzte. Er zerriss ihr Kleid, sie wollte sich wehren, doch waren da Hände, die sie auf dem Grabe festhielten. Seine glühenden Augen starrten sie an, als seine Zähne sich tief in ihren Hals bohrten.


Scully riss die Augen auf. Was hatte dieser Traum nur zu bedeuten? Sie würde wohl kaum noch Schlaf finden können, bevor dieser Albtraum nicht ein Ende hätte. Also stand sie auf und holte ihren Discman aus der untersten Schublade ihres Nachtkästchens. Dann legte sie sich zurück auf das Bett und lauschte Sarah McLachlans wunderschöner Stimme. >>..oh and every time I’m close to you there’s too much I can’t say and you just walk away... and I forgot to tell you I love you and the night’s too long and cold here without you...
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