World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Postkoital

von Kinona

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Mit einem letzten, tiefen Stoß kommst du in mir. Zitternd versuchst du krampfhaft dich weiter mit deinen Armen abzustützen, damit du nicht mit deinem gesamten Gewicht über mir zusammenbrichst.

Ich liebe diese Augenblicke. Die Momente wenn unsere nackten, schwitzenden, heißen Körper ineinander verschlungen sind. Die Sekundenbruchteile der gemeinsamen Ekstase, in denen wir tatsächlich eine Einheit bilden.

Ich liebe alles daran: Den schweren, süßlichen Geruch von Schweiß und Sex, den Anblick deiner lustvernebelten Augen, deines nackten Körpers, die tiefen, kehligen Laute, die deinen Lippen entweichen, die hohen, unbewussten Geräusche, die du mir entlockst. Ja ich liebe es sogar dein Gewicht auf mir zu spüren, weil es mich tatsächlich glauben lässt, dass dies hier real sei.

Weil es mir ein Stück Normalität zurückgibt.

Sex: Es ist das normalste der Welt. Eins der wenigen Dinge, die wir mit dem Rest der Welt teilen. Jedenfalls gelingt es mir in Augenblicken wie diesen für den Bruchteil von Sekunden das zu glauben.

Doch wie jedes Mal vergeht dieses Gefühl genauso schnell wie es gekommen ist.

Es ist als würde man mit letzter Kraft eine Türe öffnen, nur um hinter ihr eine Mauer vorzufinden.

Unsere Körper lösen sich voneinander und von einem Augenblick zum nächsten wechseln wir von zum greifen nahe zu Ewigkeiten voneinander entfernt. Nur wenige Zentimeter trennen uns und doch kommt es mir vor als wären es Welten.

Vorsichtig berühre ich dich. Beinahe andächtig, ängstlich. Fast so als würde ich fürchten, dass du dich plötzlich in Luft auflösen würdest. Und irgendwie trifft es genau den Punkt.

Es ist lächerlich!

Ich bin eine erwachsene Frau. Selbstbewusst? Sicher! Mehr als einmal war ich auf mich alleine gestellt. Ich habe Schlachten geschlagen, von denen andere Menschen nicht zu träumen wagen. Und ich habe gewonnen.

Noch vor wenigen Augenblicken waren wir uns so nahe, wie man sich nur sein kann, waren wir eins. Noch vor wenigen Minuten habe ich deinen Körper mit Küssen bedeckt und jetzt wage ich es nicht einmal mehr dich zu berühren. Aus Angst, es könnte zu viel sein. Zu viel der Nähe.

Ich bin diese Nähe nicht gewöhnt. Und ich fürchte die Endgültigkeit, die Bedingungslosigkeit, die sie mit sich bringt.

Dir nahe zu sein fühlt sich so gut an, zu gut! Ich habe Angst mich in diesem Gefühl zu verlieren. Und doch habe ich mich schon so sehr daran gewöhnt, dass ich mich nicht einmal erinnern kann, wie mein Leben ohne diese Nähe gewesen ist. Ich fürchte mich davor, dass du einfach so wieder verschwinden könntest. Ohne Vorwarnung, ohne Rücksicht auf Verluste. So wie du gekommen bist.

Zärtlich streiche ich über deine Brust. Meine Finger malen undeutliche Zeichen auf deine Haut. Ich blicke dich an: Dein Atem ist ruhig. Nur dein hektischer Herzschlag und der Schweiß auf deiner Haut erinnert daran, was noch vor wenigen Momenten geschehen ist.

Mein Blick bleibt an deinen Lippen hängen. Und mich überkommt das unbändige Bedürfnis sie zu küssen. Doch ich zögere.

Wir bewegen uns in einer Grauzone. Hier gibt es keine Regeln, keine Pflichten, keine Rechte.

Unsicher berühre ich mit meinen Lippen deine Brust. Der Hauch eines Kusses. Mit tiefen Zügen sauge ich deinen Geruch in mich auf. Versuche krampfhaft den Moment festzuhalten um möglichst lange davon kosten zu können.

Ich bin mehr als dankbar dafür, dass du deine Augen geschlossen hast, denn im Moment könnte ich deinen Blick nicht ertragen. Er wäre zu viel für mich. Im Augenblick könntest du nämlich direkt in meine Seele blicken, und ich denke nicht dass einer von uns beiden das ertragen würde.

Es begann als Spiel. Als Spiel mit dem Feuer.

Das hier hat nichts mit der Realität zu tun, nichts mit der normalen Welt, nichts mit all den anderen Dingen, die da draußen geschehen und die wir miteinander teilen.

Es ist nicht nur Sex, denn dafür ist das alles viel zu kompliziert.

Es ist keine Affäre, denn eine Affäre wäre ein Teil unseres alltäglichen Lebens.

Es ist keine Liebe, denn dafür ist in unserer Welt kein Platz.

Das hier ist etwas vollkommen eigenes, unabhängiges, selbständiges, von allem anderen abgeschottetes. Etwas mit einer eigenen Dynamik.

Nichts was geschah konnte diesem "uns", das nicht in der Realität existiert etwas anhaben. Vollkommen unabhängig davon auf welcher Seite wir standen. Unabhängig davon ob wir einander retteten oder ins Verderben stürzten.

Plötzlich legst du deinen Arm um mich. Ich glaube es ist keine bewusste Handlung, vielmehr einfach nur ein instinktiver Reflex. Jedenfalls ist es wesentlich unkomplizierter das zu glauben. Nicht darüber nachzudenken, einfach nur zu genießen.

Ich will nicht daran denken, dass du dich in wenigen Augenblicken von mir lösen wirst. Du wirst aufstehen. Ich werde dir wortlos dabei zuschauen, wie du dich anziehst. Dann wirst du dich ein letztes Mal zu mir hinab beugen und mir zum Abschied einen Kuss auf die Stirn geben. Und dann wirst du gehen, so wie jedes Mal. So sind die Regeln in diesem unseren kleinen Universum.

Wir wahren die Balance zwischen zu nah und nicht nah genug.

Ab und zu, nur ab und zu, gelingt es uns nicht dieses Gleichgewicht zu halten. Nur ganz selten überschreiten wir diese Grenze. Unbewusst.

So wie vorhin, als du in mich eindrangst, ich instinktiv nach deiner Hand griff und sich unsere Blicke trafen. Momente lang ließen wir alle Mauern fallen. Sekundenlang gestanden wir uns beide unsere Schwächen ein, konnten in den Augen des anderen lesen, wie in einem offenen Buch, bevor du deinen Blick abwandtest.

Wir sind schlecht darin Nähe auszuhalten. Nähe macht verletzlich!

Ohne Vorwarnung ziehst du mich plötzlich auf dich und unterbrichst somit meine wirren Gedankengänge. Dein Blick trifft mich wie ein Schlag. Die Augen dunkel vor Lust, vor Gier. Du küsst mich so leidenschaftlich, dass es mir den Atem verschlägt.

Es bedarf keiner Erklärungen, wir kommunizieren ohne Worte. Deine Augen fragen und meine antworten. Du willst mehr und ich bin nur zu gerne bereit dir diesen Wunsch zu erfüllen. Ein weiteres Mal in deiner Nähe zu versinken. In unsere kleine Welt einzutauchen, die Grenzen zu erkunden, bevor die Realität uns wieder einholt.

In deinen Armen bin ich in Sicherheit. Und das ist alles was ich wissen muss!
Our love is no victory march, it´s a cold, it´s a broken halleluja...
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