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Du gehst...

von Kinona

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Du gehst und es zerreißt mir das Herz.

Vergeblich versuche ich mir einzureden, dass es so das Beste ist.

Ich verstehe dich. Das ist es ja gerade, was es so schwer macht.

Zum wiederholten male stelle ich dein Wohl über mein eigenes. Schon lange habe ich mich daran gewöhnt, das nicht ich, sondern du die Hauptrolle in meinem Leben spielst. Verrückt, oder? Eine meiner vielen Macken.

Doch waren es nicht gerade diese Macken, die mich in deinen Augen so wertvoll machten? Ich glaube, du weißt nicht einmal, dass du zu meiner Sonne geworden bist. Wie ein Planet bin ich dazu verdammt ewig um dich zu kreisen, ohne dich jemals berühren zu dürfen.

Ein letztes Mal drehst du dich zu mir um und läßt mich in deine stahlblauen Augen blicken. Dann schließt du die Tür hinter dir. Bist aus meiner Wohnung, meinem Leben verschwunden. Und plötzlich ist alles so kalt. Es ist, als hätte jemand mein Leben auf Stand-by gestellt. Es ist nicht das erste Mal, dass es passiert, doch es tut immer wieder weh. Jedes mal hinterlässt eine Narbe, die niemals wieder verheilen wird.

Ich weiß, dass du gehen mußt. Du hast gar keine andere Wahl. Nach allem was passiert ist, bist du geradezu gezwungen ein neues Leben zu beginnen.

Von vorne anzufangen.

Hier würden dich all die Erinnerungen daran hindern. Niemals würden dich die Geister der Vergangenheit in Frieden neu beginnen lassen.

Doch ich gestehe: Ich habe Angst davor. Angst, in diesem deinen neuen Leben keinen Platz mehr zu haben. Angst, du könntest einfach so weitermachen, alles hinter dir lassen, ohne dich ein einziges mal nach mir umzudrehen.

Verstehst du nicht, dass ohne dich mein Leben keinen Sinn mehr macht? Alles was ich bin, alles was ich habe, alles was mich und mein Leben ausmacht, existiert nur in Abhängigkeit von dir. Jedenfalls in meinen Augen.

Natürlich würde ich dir das niemals sagen. Wie so oft fehlt mir dazu der Mut.

Andere Leute besitzen so etwas wie Moral oder Gewissen. Ich hatte dich. Ohne dass ich es mir eingestehen wollte, habe ich begonnen meine Entscheidungen davon abhängig zu machen, was du wohl dazu sagen würdest. Jetzt wo du gehst, ist es, als fehle in meinem Leben eine Art letzte Instanz. Jemand, der mich vor anderen und mir selber schützt. Gedankenverloren blicke ich mich in meiner Wohnung um, versuche Geborgenheit in der vertrauten Umgebung zu finden. Vergeblich.

Mein Blick fällt auf eine Schachtel Zigaretten, auf dem Wohnzimmertisch. Eine alte Bekannte hat sie vor Tagen hier liegen lassen. Beinahe mechanisch nehme ich auf dem Sofa Platz und zünde mir eine davon an. Der erste Zug ist noch ungewohnt. In meinem Hinterkopf höre ich deinen vorwurfsvollen Tonfall, sehe den strafenden Blick, den ich hierfür kassieren würde.

Gierig nehme ich einen Zug nach dem anderen. Der beinahe mechanische Rhythmus in dem ich die Zigarette immer wieder zum Mund führe, in dem ich an ihr ziehe, hat etwas Vertrautes, Beruhigendes.

Natürlich ist mir klar, wie unintelligent ich mich verhalte, doch um darüber nachzudenken fehlt mir die Kraft. Viel zu sehr bin ich mit jeder Faser meines Körpers damit beschäftigt gegen den Schmerz anzukämpfen, den du hinterlassen hast. Nicht darüber nachzudenken hilft ihn zu betäuben. Ich fürchte sonst würde ich wahnsinnig werden.

Vielleicht ist es Hilflosigkeit, dass ich soeben wieder mit dem Rauchen angefangen habe. Vielleicht ist es Trotz. Vielleicht will ich mich ins Verderben stürzen, weil du nicht mehr da bist, um mich davor zu bewahren. Vielleicht will ich mich auch einfach nur ablenken.

Tausend Erinnerungen schießen mir durch den Kopf. Erinnerungen an dich. Bilder, die ich niemals vergessen werde. Zitate, die ich schon längst in meinen täglichen Wortgebrauch aufgenommen habe. Es wäre sinnlos den Einfluß zu leugnen, den du auf mein Leben gehabt hast, den du immer noch hast. Jede weitere Zigarette, jeder Zug den ich nehme, wird mich daran erinnern.

Wir werden auf ewig aneinander gebunden sein. Ich will mit aller Macht daran glauben. Ich habe gar keine andere Wahl. So einfach lasse ich nichts zwischen uns kommen.

Unsere Freundschaft ist dazu bestimmt zu überdauern.

Ohne dich ist mein Leben wertlos, ohne Sinn, ohne Grund. Sehnsüchtig werde ich auf jeden Anruf, jede Nachricht von dir warten. Was anderes bleibt mir nicht übrig.

Und vielleicht, nur vielleicht werden sich unsere Wege eines Tages wieder kreuzen.

Alleine die Hoffnung darauf gibt mir Kraft für jeden weiteren Tag. Denn jeder weitere Moment ohne dich bringt mich den Augenblick näher, in dem wir uns wiedersehen werden. Du gehst und ich akzeptiere es.

Nicht das ich je eine andere Wahl gehabt hätte.

Doch ich bleibe stark, weil du mich so haben willst.
Wir müssen begreifen, dass man hin und wieder fortgehen muss, um wieder zurückkehren zu können.
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