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Alles beginnt wie es endet

von Kinona

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Alles beginnt wie es endet...

Und alles endet, wie es beginnt. Vollkommen wie ein Kreis. Ein ständiger Fluß im Kreislauf des Lebens. Und zurück bleibt die beruhigende Erkenntnis, das alles aus einem bestimmten Grund geschieht.

Alpha und Omega. Anfang und Ende. Nicht faßbar und dennoch ständig präsent. Untrennbar miteinander verbunden. Zwei Seiten ein und der selben Medaille.

Du erinnerst dich noch genau an jenen Abend, als dir das bewußt wurde. An jedes Detail, an jeden Augenblick...



Sehnsüchtig erwartest du ihn.

So wie immer.

Doch du ahnst, dass etwas geschehen ist. Spürst, das diesmal etwas anders ist.

Es ist etwas in seiner Stimme gewesen. Der irgendwie bedrückte Tonfall hat dich gewarnt.

Deine Hände sind feucht, du zitterst. Dein Herz schlägt bis zum Hals.

Er hat am Telefon gesagt, dass er mit dir reden will. Während du beobachtest, wie sich der Sekundenzeiger der Uhr schmerzhaft langsam fortbewegt, versuchst du angestrengt nicht darüber nachzudenken.

Du sehnst dich danach ihn wiederzusehen, unter vier Augen mit ihm zu sprechen, seine Nähe zu genießen. Du kannst es kaum erwarten ihn endlich in deine Arme zu schließen, alles andere ist zweitrangig. Jedenfalls gibst du dir alle Mühe, dir das einzureden.

Und doch hast du Angst. So wie jedes Mal, wenn sich etwas verändert. Du erinnerst dich noch genau an das letzte mal, als dich sein bevorstehender Besuch derartig nervös gemacht hat. Damals habt ihr zum ersten Mal miteinander geschlafen. Eigentlich ist es die logische Konsequenz dessen gewesen, was bisher zwischen euch passiert ist, was ihr miteinander durchgemacht hattet. Doch es ist auch ein Schritt gewesen, den ihr lange hinausgezögert habt. Denn irgendwann, während all der Jahre eurer Freundschaft, ist euch klar geworden, dass ihr niemals ein Paar sein werdet. Es gibt einfach Dinge, die können nicht passieren.

Als es plötzlich an der Tür klopft, zuckst du zusammen. Momente lang willst du einfach nur fliehen, so tun, als ob du nicht da wärst. Doch dafür ist es zu spät.

Er lächelt als du öffnest. Wahrscheinlich bemerkt er den ängstlichen Ausdruck in deinem Gesicht und will dich damit beruhigen. Doch sein Lächeln kann dich nicht täuschen. In seinen Augen kannst du sehen, dass auch er nervös ist. Ihr wißt beide, dass dieses Treffen nicht ohne Konsequenzen bleiben wird. Wortlos genießt du seine Umarmung. Seine starken Arme um dich zu spüren gibt dir Halt. Geborgenheit.

Zum ersten Mal versuchst du bewußt dieses Gefühl zu genießen. Aus Angst, es könnte vielleicht das letzte Mal sein.

Du hast John vor Jahren auf der FBI Academy kennengelernt. Seitdem seid ihr unzertrennliche Freunde geworden, die alle Geheimnisse, alle Sorgen und alle Ängste miteinander teilen. Noch nie hast du dich irgend jemandem so nah gefühlt wie John. Böse Zungen bezeichnen eure Beziehung zwar als Affäre, doch es ist eindeutig mehr. Es ist eine Freundschaft, die auf Ehrlichkeit und Vertrauen basiert. Eine Freundschaft, die zugegebener Massen immer wieder im Bett endete, doch nichts desto trotz mehr als eine einfache Affäre.

„Schön dich zu sehen!“ flüsterst du.

John lächelt, streicht dir eine Strähne deines Haares aus dem Gesicht. Einen Augenblick lang macht es den Anschein, als ob er etwas sagen will. Doch statt dessen befreit er sich aus deiner Umarmung und setzt sich wortlos aufs Sofa.

Du kannst es fühlen. Du kannst förmlich spüren, wie er mit sich selber kämpft. Etwas macht ihm zu schaffen. Er will dir etwas mitteilen, doch er weiß nicht wie. Wie so oft bist du diejenige, die ihm Brücken baut.

„Du wolltest reden?“ beginnst du das Gespräch, während du dich zögernd neben ihn setzt. Du weißt, dass John Raum und Zeit braucht um Dinge auszusprechen. Das ist schon immer so gewesen. Du willst ihn nicht bedrängen.

„Ja... Ähm...“ überrascht bemerkst du, dass er instinktiv versucht deinem Blick auszuweichen.

Beiläufig wird dir bewußt, wie paradox das ganze hier ist. Du zitterst am ganzen Körper vor Nervosität und doch wahrst du den Anschein der Ruhe, um ihm die Situation zu erleichtern.

„Du hast mich ja quasi darum gebeten, dir Bescheid zu geben, wenn eine neue Frau in mein Leben treten sollte.“

„Ja!“ entgegnest du leise.

„Na ja, genau das ist passiert.“

Den ganzen Tag hast du Angst gehabt vor diesem Moment, dich seit dem Augenblick eures Telefonats, seit Stunden, seit Jahren davor gefürchtet. Doch jetzt, da die Worte ausgesprochen sind, umfängt dich plötzlich eine unglaubliche Ruhe. Es ist, als hättest du eine Rolle zu spielen, als hättest du gar keine andere Wahl, als ruhig zu bleiben, objektiv, verständnisvoll.

Es gibt keinen Grund für Vorwürfe. Ihr habt euch nie irgendwelche Versprechungen gemacht. Insgeheim hast du schon immer gewußt, dass es eines Tages soweit sein würde. Das er eines Tages fortgehen und du zurückbleiben würdest. Natürlich hast du dir Luftschlösser gebaut, auch wenn du dir das niemals eingestehen würdest. Mit einem einzigen Satz, hat er sie soeben einstürzen lassen, wie ein Kartenhaus. Nun stehst du hilflos vor den verlassenen Trümmern und Ruinen all deiner Träume und bist erstarrt.

Schweigend hörst du dir an, wie er von ihr erzählt.

Isabell.

Seine Augen leuchten, während er über sie spricht.

Du fragst dich, weshalb es dich nicht berührt.

Du merkst, dass er sich bemüht den schmalen Grad zwischen zu viel und zu wenig Information zu gehen. Du bist seine beste Freundin, und er will dir nichts verheimlichen. Und gleichzeitig fürchtet er, dich mit jedem überflüssigen Wort über sie zu quälen. Du versuchst es ihm hoch anzurechnen, dass er dich schonen will, während du daran zu zweifeln beginnst, ob du jemals wieder etwas empfinden wirst.

Du sitzt einfach nur da. Es ist plötzlich alles so unkompliziert, so weit weg. Du fragst dich, weshalb. Und auf einmal erscheint es dir selber paradox, dass du tatsächlich geglaubt hast die Welt würde aufhören sich zu drehen, in dem Moment, in dem er dich verläßt. Jahrelang hattest du so große Angst vor diesem Augenblick, dass du erfolgreich verdrängt hast darüber nachzudenken, was danach kommen würde.

Und was dich am meisten verwundert, ist die Tatsache, dass dir seine bloße Existenz, seine Anwesenheit immer noch Kraft gibt. Auch wenn die Worte über sie schmerzen, als hätte er dir ein Messer in die Brust gerammt und auch wenn du das Gefühl hast, vor dem Nichts zu stehen, tut es gut bei ihm zu sein.

Du blickst in seine stahlblauen Augen, die dir die Welt bedeuten. Und hinter all den Zweifeln, und all der Nervosität kannst du etwas erkennen, was dort seit Jahren nicht mehr gewesen ist: Zufriedenheit. Sie scheint ihn glücklich zu machen. Und so sehr du dich dagegen wehren willst: Du kannst nicht anders, als ihnen alles nur erdenklich Gute zu wünschen.

Ihr schweigt, denn plötzlich seid ihr an einem Punkt angelangt, den du bisher nicht kanntest: Es ist alles gesagt worden.

Und während du einfach nur dasitzt und versuchst die Ausmasse der Veränderung zu begreifen, überkommt dich das unbändige Verlangen ihn zu berühren.

Zu behaupten, dass du ihm ein letztes Mal nahe sein willst, wäre gelogen, denn du wagst es nicht auch nur darüber nachzudenken, dass es das letzte Mal sein könnte. Zärtlich streichst du über seinen Rücken. Sein Blick trifft dich wie ein Blitz. Erst als er dich beruhigend anlächelt, wird dir bewußt, dass sich die in dir breitmachende Panik offenbar auch in deinen Augen widerspiegelt.

Alles was du weißt, ist, dass die Grenzen soeben verschoben wurden, dass neue Regeln gelten, mit denen du noch nicht vertraut bist.

Doch sein Lächeln sagt dir, das alles gut ist.

Er kennt deine Ängste, akzeptiert sie als einen Teil von dir. Er versucht erst gar nicht sie dir zu nehmen, sondern stellt sich ihnen gemeinsam mit dir. Statt unter deiner Berührung zusammenzuzucken, wie du es erwartet hättest, hält er deinem Blick stand. Es ist ein Vertrauensbeweis. Dadurch ermutigt holst du die fast leere Flasche Massageöl hinter dem Sofa hervor.

„Darf ich?“ flüstert du unsicher.

Es ist ein Ritual, das ihr irgendwann einmal etabliert habt. Du liebst es, ihn auf diese Art zu berühren. So vollkommen unbeschwert, rein und unschuldig.

John versucht nicht darüber zu grinsen, dass du ihm diesmal die Wahl läßt. Ihm die Möglichkeit gibst, nein zu sagen. Doch er versteht, dass du die von ihm neu gesteckten Grenzen akzeptieren willst. Nicht zu weit gehen willst. Ihr seid dabei euch auf neues Terrain zu begeben. Du willst wissen, wie weit du gehen darfst. Dich mit den neuen Regeln vertraut machen. Er läßt es zu.

Während er sein Hemd auszieht, kannst du zwei Worte nicht aus deinem Kopf verbannen:

Nie wieder!

Nie wieder wirst du ihn so berühren dürfen, wie bisher. Nie wieder den Dingen einfach ihren Lauf lassen dürfen. Nie wieder wirst du wirklich mit ihm alleine sein. Von nun an steht sie als unsichtbare Barriere zwischen euch. Sie ist ein Teil seines Lebens geworden, wird ständig präsent sein.

Dennoch kannst du nicht eine Sekunde lang die Augen von ihm nehmen. Sein nackter Oberkörper verschlägt dir die Sprache.

Und während du ihm dankbar dafür bist, dass er so tut, als würde er deinen Blick nicht bemerken, beginnst du dich zu fragen, ob dir jemals zuvor aufgefallen ist, wie wunderschön er ist. Er ist dein wahr gewordener Traum.

Plötzlich sind es die Kleinigkeiten, die ihn so besonders machen, so einzigartig, so unvergeßlich. Plötzlich fallen dir die vielen Leberflecke auf seiner blassen Haut auf und du willst jeden einzelnen davon in Erinnerung behalten.

Dann liegt er vor dir. Zum Greifen nah und doch scheint er dir, seit er die Worte aussprach, so unerreichbar fern, wie noch nie in deinem Leben.

Du weißt nicht wohin seine Entscheidung für Isabell führen wird. Du versuchst die Angst, die in dir aufsteigt zu ignorieren. Zu verdrängen. Du willst dich auf dieses andere Gefühl konzentrieren, das auf dem von Liebe genährten Boden deines Herzens keimt: Vertrauen! Zum ersten Mal bist du gezwungen dich darauf zu verlassen, dass eure Freundschaft überdauern wird, ohne das du irgendwas tun kannst. Zum ersten Mal bist du gezwungen zu vertrauen. Und erstaunt stellst du fest, dass du tatsächlich dazu in der Lage bist.

Der vertraute Duft von Mandelblüten steigt in deine Nase, während du die letzten Tropfen des Öls in deine Handflächen fließen läßt.

Unzählige male hast du bereits ein paar Tropfen davon auf dein Kopfkissen getröpfelt, wenn du wieder nicht einschlafen konntest. Es ist euer Duft. Du brauchst ihn nur zu riechen und schon siehst du John vor deinem inneren Auge vor dir liegen. Fühlst dich ihm nahe. Eine kindische Angewohnheit, doch sie wirkt. Der Duft von Mandelblüten gibt dir das Gefühl, das alles wieder gut werden wird. Mit ihm in der Nase schläfst du jedes mal wie ein Baby.

Vorsichtig kniest du dich über ihn, willst jede unnötige Berührung vermeiden.

Zärtlich verteilst du das Öl auf seinem Rücken.

Als du seine bloße Haut berührst, ist es, als würden sich tausend Stromschläge, Millionen kleiner Blitze, entladen. Du kannst dich nicht daran erinnern jemals zuvor eine Berührung so intensiv wahrgenommen zu haben. Jemanden so bewußt berührt zu haben. Einen Moment lang willst du deine Augen schließen, doch viel zu gierig bist du nach seinem Anblick. Du willst diesen Augenblick für immer festhalten, willst das Bild, das sich dir bietet für immer in dein Gedächtnis brennen. Denn du hast Angst, dass du so etwas nie wieder erleben wirst.

Ohne das du es dir eingestehen willst, hast du dich damit abgefunden, dass er das beste ist, was dir jemals in deinem Leben passieren wird.

Statt dessen atmest du tief ein.

Während deine Finger sanft über seine Haut gleiten, verlagert sich deine Aufmerksamkeit wieder auf die Leberflecke. Einem verrückten Impuls folgend, beginnst du sie zu zählen, streichst zärtlich über jeden einzelnen. Die ungewohnten Berührungen lassen ihn aufhorchen.

„Was tust du da?“ will er wissen.

„Ich zähle deine Leberflecken.“ antwortest du zögernd. „Ich will ganz genau wissen, wie viele es sind.“

Einen Moment stützt er sich mit den Armen ab, um dir in die Augen blicken zu können. Es scheint fast, als wolle er darin lesen, den Sinn deiner Worte verstehen. Du weißt nicht, was er darin sieht, doch ein Lächeln huscht über seine Lippen, dann legt er sich wieder hin und du fährst damit fort seine verspannten Muskeln zu massieren. Jeder Millimeter brennt sich in dein Gehirn.

Die Zeit verfliegt.

Du beobachtest ihn, während deine Hände unaufhörlich ihre Arbeit fortführen. Seine Augen sind geschlossen, sein Gesichtsausdruck entspannt. Du fühlst den gleichbleibenden Rhythmus seines Atems. Er scheint das hier zu genießen. Genauso wie du.

Und doch liegt eine beinahe andächtige Stimmung über eurem kleinen Ritual. Es ist eure ganz persönliche Art und Weise Abschied zu nehmen. Bittersüß! Auch wenn ihr es euch niemals eingestehen würdet. Zeit ist unbedeutend. Und du wünscht dir, das hier würde niemals enden. Hast das Gefühl, du könntest ewig so weitermachen, für immer so mit ihm verweilen. Nur du und er.

Du könntest nicht sagen, ob Minuten, Stunden oder gar Tage vergangen sind, als du mit einer letzte, sanften Bewegung die Massage beendest. Du hast keine andere Wahl, denn du fürchtest, wenn du ihn noch einen Augenblick länger berührst, würdest du dich für immer in dieser Berührung verlieren.

Du weißt selber nicht genau, weshalb du dich plötzlich über ihn beugst und ihm einen letzten Kuss zwischen die Schulterblätter gibst. Deine Lippen berühren kaum seine Haut. Es ist nur der Hauch einer Berührung, aber es ist genau das, wonach du dich in diesem Moment sehnst.

Im selben Augenblick fürchtest du beinahe zu weit gegangen zu sein, hast Angst er würde aufspringen und dich anschreien oder fortgehen, doch er bleibt liegen. Du glaubst sogar die Spur eines Lächelns auf seinen Lippen erkennen zu können, während du dich neben ihn legst.

Krampfhaft versuchst du dich auf deine Atmung zu konzentrieren und die Stimme in deinem Hinterkopf zu ignorieren, die dir einzureden versucht, dass dies hier das Ende ist. Das nichts mehr jemals so sein wird wie früher.

Plötzlich spürst du, wie er seinen Arm um dich legt, dich zärtlich zu sich zieht. Augenblicke lang liegt ihr einfach nur da. Körper an Körper. Du kannst den beruhigend gleichbleibenden Rhythmus seines Herzens spüren und fühlst dich ihm so unglaublich nahe. Zu nahe! Es ist, als würde nichts existieren, nur du und er.

„Alles okay?“ fragt er leise.

Und plötzlich hast du Angst, dass das hier falsch sein könnte. Du willst nicht, dass er sich um dich sorgt. Du willst nicht, dass er dir nur aus Mitleid gewährt ihm nahe zu sein.

„Ja.“ entgegnest du und versuchst deine Stimme daran zu hindern sich zu überschlagen, versuchst die Tränen zurückzuhalten. Du willst nicht, dass er dich jetzt weinen sieht.

„Ich bin ein großes Mädchen! Ich komme schon klar.“ sagst du mehr zu dir selber, als zu ihm. „Wenn du gehen willst, dann geh einfach. Es ist okay!“

Doch er zieht dich nur noch näher zu sich heran.

„Ich weiß!“ flüstert er. „Aber ich will nicht gehen.“

Schlagartig wird dir die Bedeutung dieses Satzes bewußt.

Plötzlich nimmt ein neuer Gedanke Form an. Etwas, was du in deinen wildesten Träumen nicht zu hoffen gewagt hast: Auf einmal beginnst du zu verstehen, dass ihm das ganze hier genauso viel bedeuten, genauso wichtig sein könnte, wie dir. Und diese Erkenntnis ist irritierend und beruhigend zugleich.

Du schließt die Augen und versuchst beinahe krampfhaft jede Millisekunde in dich aufzusaugen, bewußt zu erleben um dich auf ewig an dieses Gefühl erinnern zu können.

Du weißt nicht genau, wie langer ihr einfach nur so daliegt. Zeit spielt zwischen euch beiden schon lange keine Rolle mehr.

In diesem Moment, bist du ihm näher als jemals zuvor. Zum ersten mal, nimmst du wahr, dass du ihm wirklich wichtig bist. Du warst so lange damit beschäftigt dich durch den Irrgarten deiner Gefühle für ihn zu kämpfen, dass du seine Gefühle für dich vollkommen aus dem Blick verloren hast.

Nie hast du tatsächlich in Erwägung gezogen, dass ihm wirklich etwas an eurer Freundschaft liegen könnte, an dir liegen könnte. Zärtlich streicht er mit seiner Hand über deinen Rücken.

Als du deine Augen öffnest, ist sein Blick in weite Ferne gerichtet. Vergeblich versuchst du darin zu lesen.

„Du weißt, dass es mir vollkommen widerstrebt und gegen alle meine Prinzipien ist diese Frage zu stellen, aber woran denkst du gerade?“ willst du wissen.

Amüsiert blickt er dir in die Augen, versuchst sich ein Lachen zu verkneifen.

„Ich meine es ernst!“ entgegnest du.

Plötzlich weicht er dir aus. Sein Blick scheint wieder in weite Ferne gerichtet zu sein.

Als du gerade die Hoffnung aufgeben willst, eine Antwort auf deine Frage zu bekommen, hörst du seine Stimme.

„Ich dachte gerade, das es eigentlich schade ist, dass wir nie ein letztes Mal gehabt haben.“

Ungläubig schaust du ihn an.

„Wir hatte ein letztes Mal.“ entgegnest du. „Als du das letzte mal bei mir warst. Wir wußten es nur nicht.“

Es ist der verzweifelte Versuch vernünftig zu bleiben. Und du könntest nicht sagen, wer von euch beiden erstaunter darüber ist, dass du diejenige bist, die diesen Versuch unternimmt.

„Du weiß, wie ich es meine!“ widerspricht er.

Im selben Moment, in dem sich eure Blicke treffen, wird dir bewußt, dass dein Versuch vergeblich sein wird. Du willst nicht vernünftig sein. Nicht heute, nicht jetzt...

„Ja.“ nickst du leise.

Eine ungewöhnliche Stille tritt plötzlich ein. Du kannst deine Augen nicht von seinem Blick losreißen. Die Kunst einen klaren Gedanken zu fassen ist schon längst in den Bereich des Unmöglichen gerückt.

„Wir haben jetzt genau zwei Möglichkeiten.“ durchbricht er schließlich das Schweigen. „Entweder wir bleiben vernünftig, ich ziehe mich an und gehe oder... Oder wir sind böse und bringen die ganze Sache mit einem letzten Mal zu einem würdigen Abschluß.“

Nur in seinem Blick kannst du erkennen, wie nervös er ist. Es scheint, als hätte er tatsächlich Angst vor deiner Reaktion.

„Ich will böse sein!“ flüsterst du.

„Bist du sicher?“ er scheint ernsthaft überrascht zu sein.

Du mußt grinsen.

Er scheint tatsächlich erstaunt zu sein.

Du kannst nicht glauben, dass er auch nur einen Moment lang annehmen konnte, du würdest ihn abweisen. Nach all der Zeit, scheint er immer noch nicht begriffen zu haben, dass dies noch nie in deiner Macht lag.

Du nickst zögernd. Vorsichtig zieht er dich noch näher zu sich heran. Wieder schaut ihr euch in die Augen. Zärtlich und unendlich langsam haucht er einen Kuss auf deine Stirn, deine Wange, dann ist er an deinem Mund angelangt.

Euer erster Kuss ist sanft, zögernd, vorsichtig, als wäre es das erste mal. Du gibst dich diesem unbeschreiblichen Gefühl vollkommen hin.

Du willst nicht an Morgen denken, dir den Kopf nicht über die Konsequenzen zerbrechen, nicht darüber nachdenken, wie falsch und unmoralisch es ist. Dafür fühlt es sich einfach nur viel zu gut an. Es ist wie ein Traum und du weigerst dich aufzuwachen.

Unendlich langsam und zärtlich streicht seine Hand über deinen Oberkörper: Deinen Hals, dein Schlüsselbein, deine Brust...

Hättest du einen Wunsch frei, dann wäre er, dass dieser Augenblick nie zu Ende geht.

Bisher war dir nicht einmal bewußt, wie sehr du dich an seine Berührungen gewöhnt hast. Wie selbstverständlich diese kleinen, geheimen, abendlichen Treffen für euch beide geworden sind. Erst jetzt, als du weißt, dass es das letzte Mal ist, begreifst du, dass du sie nicht mit der angemessenen Intensität gewürdigt hast. Und dir wird klar, dass das alte Sprichwort recht hat: Man weiß erst zu schätzen, was man gehabt hat, wenn man es verliert.

Ein Blick in seine Augen genügt und du erkennst, dass ihm die selben Gedanken durch den Kopf jagen. Zum ersten Mal schaffst du es die leise Stimme in deinem Hinterkopf zum Schweigen zu bringen, die dir einzureden versucht, dass du dir all das nur einbildest. Zum ersten Mal willst du wirklich darauf vertrauen, dass das Band, welches euch verbindet aus mehr als Freundschaft und Sex besteht.

Vorsichtig befreit er dich von deinem Oberteil. Es scheint, als wolle er jeden Millimeter deiner Haut ein letztes Mal betrachten, während er zärtlich mit seinen Händen darüberstreicht. Sein Blick macht dich nervös, verunsichert dich, doch du läßt ihn gewähren.

Dann ziehst du dich ganz nah an ihn und küsst ihn mit einer Leidenschaft, von der du nicht gewußt hast, dass du in der Lage bist, sie zu empfinden. Ungeduldig drückst du ihn aufs Sofa und beginnst seine Hose zu öffnen.

Oh Gott, du willst ihn! Du willst ihn so sehr, wie noch nie zuvor in deinem Leben...

Er läßt es geschehen.

Als er nur in Boxershorts vor dir liegt, mußt du lächeln. Du kniest auf ihm, er ist deinen Berührungen ausgeliefert. Und doch ist dir mehr als bewußt, dass er derjenige ist, der die Fäden in der Hand hat. Du bist ihm verfallen. Mit Haut und Haar. Niemals wird sich daran etwas ändern. Und er weiß das!

Deine Hände streicheln sanft über seinen wohlgeformten Körper, bevor du deine Lippen folgen läßt. Unter tausend zarten Küssen bahnst du dir deinen Weg über seine Brust, hinab über seinen Bauch. Du spürst wie sich seine Muskeln unmerklich unter deiner Berührung zusammenziehen.

Es bedarf unglaublicher Kraftanstrengung dich von ihm loszureißen. Ohne deinen Blick von seinen unglaublich blauen Augen zu nehmen, befreist du ihn von seiner Boxershorts. Erwartungsvoll schließt er die Augen.

Das Salz seiner Haut noch auf deinen Lippen, beugst du dich erneut über ihn, leckst neckisch über seinen bereits voll erigierten Penis. Läßt ihn vorsichtig in deinen Mund gleiten. Du kannst hören, wie er unbewußt aufstöhnt. Du schmeckst die ersten preejakularen Tropfen in deinem Mund. Eine seiner Hände greift nach deinem Arm, während sich die andere in deinem Haar verirrt. Nicht um den Rhythmus zu bestimmen, sondern einfach nur, weil er dich berühren, dir nahe sein will.

Du willst ihn fühlen, ihn schmecken, ihn auskosten.

Doch er läßt dich nicht lange gewähren. Mit sanfter Gewalt zieht er dich nach kurzer Zeit wieder zu sich hoch. Manövriert euch so, dass er auf dir liegt, bevor er wieder einen Gang herunterschaltet.

Mit zärtlichen Küssen wendet er sich wieder deinem Oberkörper zu, während er dich nun ebenfalls von deiner Hose befreit.

Ein Blick in seine Augen langt, und dir wird bewußt, dass jetzt er die Fäden in die Hand genommen hat. Nun ist er am Zug. Und er hat nicht vor, zuzulassen, dass du dich hinter seinen Bedürfnissen versteckst. Er will, dass du das hier ebenso genießt wie er. Deinetwegen!

Ein letztes Mal sollst du die weibliche Hauptrolle in seinem Leben spielen und keine Nebenrolle.

Genußvoll schließt du die Augen, als seine Hände dort angekommen sind, wo du sie am meisten brauchst. Seine Finger gleiten unter den zarten Stoff deines Spitzentangas.

Nur beiläufig wird dir bewußt, wie gut ihr euch tatsächlich kennt. Es bedarf keiner Erklärungen: Er weiß genau, wie er dich berühren muß. Unendliches Vertrauen liegt zwischen euch. Du kennst ihn, und in deinen Augen ist er vollkommen. Ihr seid vollkommen. Eine Einheit, der es nicht bestimmt war zu existieren.

Als er mit seinen Fingern in dich eindringt, sind diese Gedanken verflogen.

Du reagierst auf seine Berührungen, und wie du reagierst. Während er seine Finger immer schneller, immer tiefer in dich rein und rausgleiten läßt, kannst du nicht mehr länger an dich halten. Als du aufstöhnst, lächelt er. Es ist dieses dreckige, selbstzufriedene Lächeln, für das du ihn jedes mal quer durch den Raum vögeln könntest.

Du ziehst ihn zu dir heran, küsst ihn. Du willst ihn! Du willst ihn endlich in dir fühlen, voll und ganz. Doch erneut entzieht er sich dir und beginnt beinahe schmerzhaft langsam Küsse auf deinem Oberkörper zu verteilen. Wieder ist er es, der das Tempo drosselt. Er will das hier so lange auskosten, wie es ihm nur möglich ist. Immer tiefer wandern seine Lippen.

Als seine Zunge schließlich die Arbeit seiner Finger übernimmt, hast du das Gefühl zu schweben. Oh Gott, ja, er weiß verdammt gut, was er da tut. Und während er dich genußvoll leckt wird dir klar, dass du das hier nicht mehr lange aushalten wirst.

Als es dir unter größter Willensanstrengung gelungen ist, einen klaren Gedanken zu fassen, ziehst du ihn mit all deiner Kraft zu dir herauf.

Er blickt dich an. Und wie so oft, kommuniziert ihr ohne Worte, nur mit euren Augen. Er streckt seine Arme nach dir aus. Vorsichtig zieht er dich auf seinen Schoß. Während eure Lippen wieder zueinanderfinden, läßt du dich auf ihn hinabgleiten. Das Gefühl mit ihm vereint zu sein, raubt dir für einen Augenblick den Atem.

Plötzlich wird dir bewußt, dass du deine Arme um ihn geschlungen hast und dich an ihn klammerst, als ob dein Leben daran hinge.

Vorsichtig beginnst du dich auf ihm zu bewegen. Wieder blickt ihr euch in die Augen. Doch du kannst der Intensität dieses Blickes nicht standhalten. Erneut küsst du ihn. Es ist, als könntest du nicht genug davon kriegen, genug von ihm kriegen.

Eure Bewegungen werden immer schneller, die Atmung immer heftiger. Unkontrolliert beginnt er dir entgegenzustoßen. Schon bald spürst du, wie sich sämtliche Muskeln deines Körpers zu verkrampfen scheinen.

Plötzlich bemerkst du, dass auch er dich festhält. Er zieht dich noch näher an sich heran. Sein Arm gleitet über deinen Rücken und stützt dich, als er euch so manövriert, dass er auf dir liegt. Du glaubst ihn noch tiefer in dir spüren zu können.

Kraftvoll stößt er in dich hinein. Und während seine Bewegungen unter unkontrollierten Lauten immer schneller werden, spürst du wie du immer näher an die Schwelle des Höhepunkts kommst.

Es ist eine Erlösung.

Es ist kein bewußter Akt, sondern ein Reflex, dass du ihn dabei zu dir ziehst und seine Lippen mit einem Kuss versiegelst.

Immer härter werden sein Stöße. Instinktiv greifst du nach seiner Hand. Und in dem Moment ist es die intensivste Berührung, die du dir vorstellen kannst. Eure Hände ineinander verschlungen, haltet ihr euch fest. Deine Finger verkrampfen beinahe.

Mit einem letzten, tiefen Stoß und einem Laut der Erlösung kommt er schließlich in dir. Dann bricht er regelrecht über dir zusammen. Du spürst sein Gewicht auf deinem Körper. Und es fühlt sich einfach göttlich an. Für einen Augenblick bist du wunschlos glücklich. Es ist, als wärst du gestorben und wieder auferstanden.

Als er wieder einen klaren Gedanken fassen kann, befreit er dich von seinem Gewicht. Legt sich neben dich. Du kauerst dich an ihn. Sein Arm ist um dich geschlungen. Deinen Kopf auf seiner Brust, kannst du den beruhigend gleichbleibenden Rhythmus seines Herzens spüren. Zärtlich streicht er über deinen Rücken.

Du weißt nicht, wie lange ihr einfach nur daliegt. Die Nähe genießt. Du willst nicht, dass dieser Augenblick jemals zu Ende geht. Zärtlich ziehst du seine Hand zu dir und hauchst einen Kuß auf seine Finger. John lächelt.

„Wir sind richtig frech!“ flüstert er.

„Richtig böse!“ hältst du ihm grinsend entgegen.

Doch dann schießt plötzlich ein anderer Gedanke durch deinen Kopf.

„Du hast doch jetzt hoffentlich kein schlechtes Gewissen. Ich will nicht das du irgend etwas bereust, oder dich meinetwegen schlecht fühlst.“

Ein Lächeln huscht über seine Lippen, während er dich beruhigend noch fester in seine Arme nimmt.

„Nein!“ entgegnet er. „Das... Ich glaube das eben waren wir uns schuldig. Das hatten wir uns verdient.“

Ungläubig schaust du ihn an. Einen Augenblick lang fürchtest du, er würde sich über dich lustig machen. Doch sein Blick sagt dir, dass er es vollkommen ernst meint.

„Die Sache mit Isabell ist noch sehr frisch und ich habe keine Ahnung, ob es funktionieren wird.“ versucht er zu erklären. „Die Sache mit uns dagegen... Es kommt mir vor, als würden wir uns seit Ewigkeiten kennen. Wenn man sich einmal so nahe war...“

„...Dann verdient man wenigstens ein letztes Mal, an das man sich erinnern kann. Einen glorreichen Abschluß, den man nicht vergißt!“ vervollständigst du seinen Satz.

Augenblicke lang schaut ihr euch in die Augen, bevor er zustimmend nickt.

Wieder scheint die Zeit still zu stehen, während du einfach nur in seinen Armen liegst. Ihn atmest, versuchst dir jedes Detail einzuprägen.

Du beobachtest ihn, als er schließlich aufsteht und sich anzieht. Schweigend. Es ist alles gesagt worden.

Während du ihn beobachtest, kannst du den Gedanken, dass es niemals wieder so sein wird, nicht aus deinem Kopf vertreiben. Und die Tatsache, dass es vielleicht das letzte Mal ist, das du ihn so vor dir siehst, macht seinen Anblick nur noch kostbarer.

Hin und wieder blickt er dir in die Augen. Du könntest nicht sagen, wen von euch beiden er damit beruhigen will. Wem er einzureden versucht, dass alles in Ordnung ist.

Dann kommt er auf dich zu. Kniet sich ein letztes Mal vor dich hin. Zärtlich streicht er dir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor seine Lippen ein letztes Mal deine berühren.

Er küsst dich, als wäre es das letzte, was es für ihn auf dieser Welt noch zu tun gäbe. Hält dich fest, als wolle er dich nie wieder loslassen. Voller Leidenschaft, voller Zärtlichkeit!

Und in diesem Augenblick wird dir bewußt, dass auch er versucht, all dies für ewig in sich aufzunehmen. Das auch er sich hieran erinnern will.

Als ihr es schafft euch voneinander loszureißen, blickt ihr euch ein letztes Mal tief in die Augen.

„Komm gut nach Hause!“ verabschiedest du dich schließlich.

„Schlaf gut.“ flüstert er. „Und träum was schönes!“

Es ist euer übliches Abschiedsritual.

So wie immer.

Und doch ist es dieses mal etwas vollkommen anderes.

An der Tür dreht er sich noch ein letztes Mal um, lächelt dich an, dann ist er aus deiner Wohnung verschwunden. Ein weiteres Kapitel eurer Freundschaft geht zu Ende.

Im selben Augenblick fühlst du, wie die erste Träne deine Wange hinab fließt. Du wehrst dich nicht, läßt deinen Gefühlen freien Lauf.

Lange genug hast du dich zusammengerissen, um es nicht noch schwerer zu machen. Und du bist stolz darauf, dass du es tatsächlich durchgehalten hast. Wenn man dich eins gelehrt hat, dann das man bei Trennungen niemals weint, solange die andere Person noch im Raum ist.

Während du heulend zusammenbrichst, mußt du lächeln. Denn plötzlich wird dir bewußt, dass dies nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang ist.

Vielleicht wirst du nie wieder das Gefühl von Johns Lippen auf deinen fühlen dürfen, doch du wirst dich auf ewig daran erinnern.

Du wirst die Momente mit ihm hüten, wie den heiligen Gral. Und vielleicht werden die Erinnerungen daran eines Tages nicht mehr ganz so schmerzhaft sein.

Morgen ist ein neuer Tag. Ein Tag, an dem es gilt die neuen Grenzen zu erkunden.

So oder so, wird John für immer ein Teil deines Lebens bleiben.

Zum ersten Mal wird dir klar, dass nichts und niemand euch jemals trennen wird. Eure Freundschaft ist dazu bestimmt alles zu überdauern. Zum ersten Mal hast du die Kraft, daran zu glauben.

Und vielleicht, nur vielleicht, wird er eines Tages zu dir zurückkehren.



Alles beginnt wie es endet...

Und alles endet, wie es beginnt. Vollkommen wie ein Kreis. Ein ständiger Fluß im Kreislauf des Lebens. Und zurück bleibt die beruhigende Erkenntnis, das alles aus einem bestimmten Grund geschieht.

Alpha und Omega. Anfang und Ende. Nicht faßbar und dennoch ständig präsent. Untrennbar miteinander verbunden. Zwei Seiten ein und der selben Medaille.

Es ist das einfachste aller Naturgesetze: Nichts vermag etwas zu zerstören, was für die Ewigkeit bestimmt ist!
Und wir alle wissen, was dann geschah. John heiratete Isabell und sie bekamen einen Sohn, dessen tragischen Tod ihre Ehe nicht überlebte. Seine Freundschaft zu Monica hingegen bot ihm all die Jahre den Halt, den er brauchte. Und eines Tages, kamen sie durch die unmöglichsten Zufälle und Wirrungen des Schicksals in Washington DC wieder zusammen, wurden erst Partner, dann ein Liebespaar... Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute! *g*
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