World of X

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Stellungnahme

von Kinona

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Ja, ich gebe zu, ich habe darüber nachgedacht.

Und ich könnte mich dafür selber ohrfeigen.

Ich habe tatsächlich darüber nachgedacht eine Beziehung mit dir einzugehen. Würdest du mich besser kennen, wüßtest du, wie ungewöhnlich das ist. Du wüßtest, dass du dir darauf tatsächlich etwas einbilden kannst. Aber vielleicht ist es besser so.

Ich habe ihn immer verflucht, wenn er sich weigerte mit mir über etwas zu sprechen, doch jetzt wird mir klar, dass er Recht hatte. Es gibt tatsächlich so etwas wie zu viel Information.

Für einen kurzen Moment habe ich mir vorgemacht, dass ich mich auf dich einlassen könnte. Ich habe wirklich geglaubt, dass wir vielleicht eine Chance haben könnten. Doch Tatsache ist, das es ein „wir“ niemals geben wird. Und was ich am meisten bedauere ist das du niemals den wahren Grund dafür verstehen wirst.

Ich weiß wie du dich fühlst. Denn jahrelang habe ich dasselbe durchgemacht, wie du jetzt. Seinetwegen!

Niemals hätte ich gedacht, dass die Rollen so schnell wechseln könnten. Nachdem ich so lange durch die Hölle meiner eigenen Gefühle gegangen bin, dass die Schmerzen beinahe schon erträglich wurden, bin jetzt plötzlich ich diejenige, die jemanden leiden lässt. Es tut mir leid, es tut mir so schrecklich leid. Ich wünschte, ich könnte etwas daran ändern. Doch es liegt schon lange nicht mehr in meiner Macht.

Ich hatte beinahe vergessen, wie es ist, wenn jemand tatsächlich um einen kämpft. Ich bin es nicht gewohnt das Objekt der Begierde zu sein. Diese Rolle konnte ich noch nie überzeugend spielen. Nur so ist zu erklären, weshalb ich nicht schon viel früher kapiert habe, was da vor sich geht. Der Gedanke, dass jemand mich ohne Rücksicht auf Konsequenzen lieben könnte, war in meinen Augen schon längst in den Bereich des Unmöglichen gerückt.

Wäre es anders, hätte dich dein Blick von Anfang an verraten. Diese unglaubliche Wärme darin, wenn du mich ansiehst verschlägt mir immer noch die Sprache. Doch seinetwegen ist mein Herz schon so kalt, dass es mich nicht berührt.

Ich würde gerne behaupten, dass er verantwortlich für den Scherbenhaufen ist, den ich mein Leben nenne. Dass er die ganze Schuld an meinen Leiden trägt. Doch ich kann es nicht. Nicht, weil ich immer noch versuche ihn zu schützen, sondern weil es gelogen wäre. Es wäre einfach nicht die volle Wahrheit.

Tatsache ist, dass meine Hände nicht weniger blutig sind, als die seinen. Ich war es schliesslich, die sich auf ihn eingelassen hat. Niemals hat er irgendwelche Versprechungen gemacht. Ich war es, die all die Luftschlösser baute und nun die Ruinen beweint. Ich habe mich in dem Irrgarten meiner Gefühle und meiner Träume verloren.

Bevor ich Mulder kennenlernte brannte eine lodernde Flamme in mir, die mich menschlich machte. Doch alles Menschliche in mir erfror, im Kampf um seine Liebe. Und ich begann zurückzustecken. Ich begann mich mit dem zufriedenzugeben, was ich kriegen konnte. Ich gewöhnte mich an die Rolle, die er mir aufdrängte. Die Rolle der ewig Gebenden. Ich habe mich nie gewehrt.

Wenn er mich brauchte, egal ob körperlich, emotional oder einfach nur freundschaftlich, war ich da. Während er zum Mittelpunkt meines Lebens wurde, spielte ich in seinem nur eine kleine Nebenrolle. Doch ich war gut darin. Ich bin gut darin. Eine Nebenrolle spielen, dass kann ich. Doch du willst mehr. Du machst mich zu dem, was Mulder für mich war: Zu einer Hauptrolle! Und ich bin nicht in der Lage eine weibliche Hauptrolle in jemandes Leben zu übernehmen. Ich schaffe es ja nicht einmal in meinem eigenen.

Es tut mir leid, aber das würde mich überfordern. Ich wünschte, es könnte anders sein.

Manchmal frage ich mich, was geschehen wäre, wenn ich ihn nie kennengelernt hätte. Wahrscheinlich könnte ich dann mit dir für den Rest meines Lebens glücklich werden. Du bist alles, was man sich nur wünschen kann. Ein Kavalier der alten Schule, ein guter Kerl. Doch in meiner Welt ist kein Platz dafür.

Ich habe edle Ritter in das Reich der Märchen verbannt. Es ist so viel einfacher mir einzureden, dass alle Männer Schweine sind. Sonst müßte ich mir eingestehen, dass nur er ein Arschloch war. Dass es tatsächlich auch gute Männer gibt und ich mich einfach nur in den falschen verliebt habe.

Es macht mich kaputt, doch ich liebe ihn immer noch. Selbst über den Tod hinaus.

Dein Kampf um meine Gunst ist sinnlos, denn mein Herz gehört auf ewig ihm.

Ich habe versucht mich selber zu betrügen. Ich habe versucht dir eine Chance zu geben. Das Pro und Contra abzuwiegen. Aber was auch immer dafür sprach, eine Beziehung mit dir einzugehen, ein Punkt auf der Gegenseite hat sie alle überwogen: Meine Liebe zu ihm!

Du wärst das Beste was mir und meinem Kind passieren könnte. Du wärst ein einfühlsamer Ehemann und ein fürsorglicher Vater. Doch ich kann nicht. Ich weiß wie weh es tut, wenn man jemanden so sehr liebt und diese Liebe nicht hundertprozentig erwidert wir.

Ich will dir nicht das antun, was er mir antat. Sonst wäre ich kein bisschen besser, als er. Du hast nicht verdient, dass man dich derart betrügt. Auch wenn du es mir jetzt nicht glaubst. Auch wenn es weh tut abgewiesen zu werden, vertrau mir: Es wäre noch viel schmerzhafter, wenn ich mich auf dich einlassen würde. Es stimmt, was man sagt: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Dein inneres Feuer brennt noch, du hast eine reale Chance glücklich zu werden. Doch nicht mit mir. Meine Hoffnung ist schon längst verloren. Ich habe sie zusammen mit ihm zu Grabe getragen. Um mich herum herrscht Verderben und Chaos. Und statt dich ebenfalls mit meinem Schicksal zu strafen, gebe ich dir die Möglichkeit dich zu retten.

Ich werde das Geschenk deiner Liebe nicht annehmen. Geh und gebe es jemandem, der es verdient. Nutze diese Chance und werde glücklich, damit unser beider Opfer nicht vergebens ist. Damit ich eines Tages, wenn ich neben Mulder in der Hölle schmore, wenigstens eine gute Tat habe, auf die ich stolz zurückblicken kann.
Man merkt, dass man die Liebe seines Lebens gefunden hat daran, dass man plötzlich aufhört zu suchen...
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