World of X

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Seeing myself trough her eyes...

von Kinona

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Ich sehe sie nicht an, während ich mein Hemd zuknöpfe. Dennoch kann ich ihren Blick in meinem Rücken spüren. Ich weiß, sie beobachtet mich. So, wie sie es immer tut. Und immer noch irritiert es mich. Ich brauche sie nicht einmal anzuschauen, um ihren Blick vor meinem inneren Auge sehen zu können: sanft, bewundernd und so unglaublich voll von Sehnsucht und... Liebe!

Zärtlich berührt sie mit ihren sanften Fingern meine Schultern. Es ist nur eine einfache Berührung und doch so viel mehr. Verspielt streicht sie über meinen Rücken. Verspielt und unsicher. Unsicher, ob sie damit nicht eventuell zu weit geht. Sie will mich zu nichts drängen. Es ist verrückt! Wir schlafen miteinander und doch ist diese postkoitale Intimität ungewohnt für uns beide. Ich blicke mich um und lächle. Es ist ein kläglicher Versuch ihr die Unsicherheit zu nehmen. Sie dankt es mir mit dem bezauberndsten, strahlendsten Lächeln, das ich je gesehen habe. Ich habe nie verstanden, wie eine so starke Person wie Marita so unglaublich schwach und unsicher sein kann.

Instinktiv finden unsere Lippen zueinander.

Wann genau das alles begann? Keine Ahnung! Um ehrlich zu sein, kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, dass es jemals anders gewesen sein soll...

Die meisten Menschen wünschen sich irgendwann im Leben die große, einmalige Liebe zu finden. Jemanden, der einen bedingungslos annimmt und bewundert, ganz egal was man tut. Doch in Wirklichkeit haben sie nicht die geringste Vorstellung davon, was das bedeutet. Ich hatte das zweifelhafte Glück ihr tatsächlich zu begegnen. Von dem Moment an, als ich sie traf, war mir klar, das Marita mein Leben verändern würde...

Die Art und Weise, wie sie mich berührt, wie sie mich küsst, ist unglaublich. Sex mit jemandem, der einen bedingungslos liebt, ist eine Erfahrung, als wäre man tot und wieder auferstanden. Es ist die göttliche Seite des menschlichen Aktes. Und es ist erschreckend! Im alten China galt es als überaus ehrenhaft für einen Mann, von einer Frau begehrt zu werden. Es war eine Tugend. Seitdem hat sich einiges verändert...

Die Kirche hatte einen guten Grund, diese Tugend zur Sünde zu machen. Denn bedingungslose Liebe gibt einem grenzenlose Macht. Es gibt nichts, was sie überwinden kann. Ich weiß es. Schließlich habe ich alles getan, um mich dagegen zu wehren. Ich hatte nicht vor ihr zu verfallen. Es war das unintelligenteste, was ich tun konnte. Doch das hielt sie nicht davon ab, mir weiterhin zu schmeicheln. Und zum ersten mal in meinem Leben, habe ich einen Kampf verloren. Doch das würde ich niemals zugeben.

„Ich muss gehen!“, flüstere ich ihr zu.

Sie nickt. Dann legt sie sich zurück ins Bett. Ich kann förmlich sehen, wie sie versucht meinen Duft im Kissen in sich aufzunehmen. Ihr weiches, blondes Haar fällt ihr wirr ins Gesicht. Sie wirkt so blass und zerbrechlich. Und doch ist da weiterhin dieser Glanz in ihren Augen. Unbeirrbar. Es hat lange gedauert, bis ich verstand, dass, egal was ich tue, ich in ihren Augen immer vollkommen sein werde. Mehr als einmal habe ich sie verletzt, sie im Stich gelassen: es perlte an ihr ab, wie Regentropfen an imprägniertem Stoff. Ich weiß nicht, was sie in mir sieht, doch ich weiß, das es etwas unglaublich Vollkommenes sein muss...

Ich stehe auf und nehme meine Lederjacke vom Stuhl.

Sie wird mich nicht bitten zu bleiben. Aus Angst, es könnte mir unangenehm sein, und weil sie weiß, dass ich ablehnen würde. Die Wahrheit ist: ich kann nicht bleiben! Einmal habe ich es getan. Ich blieb über Nacht. Die ganze Nacht habe ich sie beobachtet, wie sie neben mir lag. Sie hat im Schlaf gelächelt. Und dann hat sie meinen Namen geflüstert...

Es ist als versuche sie mit der Wärme ihrer Gefühle einen ganzen Eisberg zum Schmelzen zu bringen. Dabei ahnt sie nicht einmal, dass sie tatsächlich Erfolg haben könnte...

Einmal fragte sie mich, wie viele Frauen ich außer ihr noch ficken würde. Ich habe nicht geantwortet. Nicht aus Angst davor, sie zu verletzten. Sie hätte jegliche Antwort akzeptiert. Es lag keinerlei Vorwurf in ihrer Frage. Die Wahrheit ist: seit Marita, ist es nicht mehr das selbe. Ich habe es versucht! Ich hatte nach ihr noch mit einigen Frauen Sex. Doch es ist nicht das selbe. Ich habe nichts gegen einen unverfänglichen, beiläufigen, guten Fick. Doch mit Marita ist es anders. Nachdem man mit jemanden geschlafen hat, der einen liebt, ist man für alle anderen verdorben.

Ein letztes mal trete ich zu ihr ans Bett. Kurzentschlossen knie ich mich hin und nehme sie in den Arm. Ihr zierlicher Körper entspannt sich vertrauensvoll unter meiner Berührung.

Ich hatte nicht vor mich zu verlieben. Es hätte einfach eine rein sexuelle Beziehung werden sollen. Doch die Wahrheit ist, das sie es irgendwie geschafft hat, mich zu überzeugen. Die anfänglichen Zweifel, die ich hatte, sind verschwunden. Mit der Zeit lösten sie sich einfach in Luft auf. Vielleicht liegt es auch an meiner Eitelkeit. Ich habe mich selbst durch ihre Augen gesehen und verfiel dem Bild, das sie von mir hat. Es tut gut, jemanden zu haben, von dem man weiß, dass er für einen durch die Hölle gehen würde.

Einmal sagte Marita, dass es eigentlich schade sei, dass sie bei mir nie wirklich eine Chance gehabt habe. Manchmal frage ich mich, was sie tun würde, wenn sie die Wahrheit wüsste...
Thanx an meinen Sugar-Daddy, der mich hierzu mit einem beiläufigen Satz inspiriert hat...
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