World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Die Höhlen der Pecos

von Petra Weinberger

Kapitel 1

03. Juni 1999; J. Edgar Hoover Haus/Washington D.C.; 

Special Agent Fox Mulder saß nervös hinter seinem Schreibtisch. Vor sich lag eine Akte.

Ein Fall, den er eben erst reinbekommen hatte. Doch die Akte ging bis ins 18. Jahrhundert zurück. Dorthin, als die ersten Einwanderer nach New Mexico vordrangen, um die dort lebenden Indianer zu vertreiben.

Fox Mulder sah von der Akte auf und warf einen Blick auf die Uhr. Jeden Augenblick mußte sie kommen. Eigentlich hätte sie längst da sein sollen. Doch sie ließ sich Zeit.

3 Wochen hatte sie Urlaub gemacht - nach fast 5 Jahren der erste richtige.

Sie hatte die Zeit bei ihrem Bruder und dessen Frau und Tochter verbracht.

Noch am letzten Abend mußte sie nach Washington zurückgekehrt sein und nun jeden Moment sein Büro betreten.

Wieder sah Mulder auf die Akte vor sich. Er nahm einige Bilder zur Hand. Genauer gesagt handelte es sich um etwa 10 Dias.

Den Projektor hatte er bereits aufgestellt und die weiße Leinwand herunter gezogen.

Sobald sie eintraf, würde er ihr die Dias zeigen. Und dann konnten sie den Fall bearbeiten.

Mulder wollte warten. Auf sie warten. Auf ihre Meinung, die ihm so wichtig war und ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holte.

Er hob den Kopf, lauschte zur Tür. Waren dort Schritte zu hören ? Noch entfernt. Aber er glaubte doch das leise 'Klack, Klack' ihrer hohen Absätze zu hören.

Oh, wie hatte er es in den letzten drei Wochen vermißt. Ihre Stimme, ihre Kritik, ihre Skepsis.

Auch wenn er es ihr mit Sicherheit nie sagen würde, so mußte er sich doch eingestehen, daß er sie liebte. Sehr sogar.

Er konnte es ihr jedoch nicht gestehen. Die Folgen wären unabsehbar. Er, Fox Mulder, der FBI Agent, den viele seiner Kollegen nur 'Spooky' nannten, liebte eine Agentin.

Genauer gesagt, seine Partnerin und beste Freundin. Sie hatten schon so viel gemeinsam erlebt und gesehen. Hatten so viel Angst und Sorge um den Partner ausgestanden.

Es durfte einfach nicht geschehen und es verstieß gegen die Regel des FBI. Man würde ihnen nicht nur die X Akten nehmen, die Mulder so wichtig waren. Man würde sie auch beide mit einem kräftigen Fußtritt aus dem FBI werfen. 

Um sich selbst war es Mulder nicht schade. Es würde ihm zwar schwerfallen, wegen der X-Akten, doch wenn er beim FBI gekündigt wurde, könnte er sich den 'Einsamen Schützen' anschließen. Sie hatten ihm schon mehrfach gesagt, daß sie ihn in ihrer Gruppe haben wollten.

Also, wenn es nur um seine Zukunft gegangen wäre, hätte er ihr längst seine Liebe gestanden. Doch dem war nicht so.

Er mußte an sie denken. An ... " Scully."

Mulder zog hastig die Beine vom Tisch und sprang auf. Sein Stuhl kippte, vom Schwung umgerissen, nach hinten und die Akte wurde vom Tisch gefegt.

Die Dias verteilten sich auf dem Fußboden, einige, noch nicht abgeheftete Blätter, segelten hinterher.

Mulder grinste etwas gequält und bückte sich rasch nach den Dias.

" Hi. Wir haben gerade ... - ich wollte auf Sie ... - ich ...," stotterte er los.

Dana Scully stand im Türrahmen und mußte ein Grinsen unterdrücken," Hi, Mulder. Auch schön Sie zu sehen. Aber Sie hätten nicht, aus lauter Freude, Ihr Büro noch mehr verwüsten müssen."

" Scully, ich ...," begann Mulder und legte einige Zettel auf den Schreibtisch zurück.

Er griff sich noch die letzten Dias und kroch unter seinem Schreibtisch hervor.

Als er aufstehen wollte, stieß er sich jedoch heftig an der Tischplatte den Kopf.

Er stöhnte auf. Der Schlag dröhnte in seinem Schädel nach. Leicht benommen wollte er sich in seinen Stuhl fallen lassen. Doch mit einem Plumps landete er erneut auf dem Fußboden.

Der Stuhl lag noch immer, umgekippt, vor der Wand.

Scully sah ihren Partner kopfschüttelnd an, ehe sie um den Schreibtisch herum trat, den Stuhl aufstellte und ihren Partner vom Fußboden zog.

Mit einem leisen Stöhnen ließ er sich in den Sitz fallen und tastete mit einer Hand über seinen Hinterkopf.

" Mulder, was ist denn mit Ihnen los ? Hat Sie mein Erscheinen derart erschreckt ?" fragte Scully, leicht amüsiert.

Mulder warf ihr einen flüchtigen Blick zu und schüttelte grinsend den Kopf, " nein, nein. Ich war nur gerade mit meinen Gedanken bei ... . Ich habe auf Sie gewartet. Sie sind spät dran." Es klang beinahe vorwurfsvoll.

Scully warf ihm einen schrägen Blick zu, " Mulder, es ist sonst nicht Ihre Art, sich selbst zu unterbrechen. Also nehme ich mal an, daß Sie mit Ihren Gedanken bei einem Ihrer Videos waren, die Sie ja so gerne sehen. Und ich Sie vermutlich gerade noch rechtzeitig dabei gestört habe. Ehe es für Sie peinlich werden konnte."

Mulder sah sie kurz anklagend an, dann grinste er und schüttelte den Kopf, ehe er diskret das Thema wechselte, " wir bekamen heute morgen einen neuen Fall rein. Deshalb habe ich auf Sie gewartet. Ich wollte erst Ihre Meinung dazu hören, bevor ich mich wieder in eine Sache versteife, die auf den zweiten Blick nichts ungewöhnliches mehr hat."

Scully sah interessiert aus, " worum geht es dabei ? Wieder irgendwelche UFO Entführungen ?"

Mulder zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, " Scully, was ist los mit Ihnen? Sonst sehen Sie immer ziemlich genervt aus, wenn ich Ihnen eine neue X-Akte zeige. Sie scheinen ja geradezu auf einen ungewöhnlichen Fall zu brennen."

Scully grinste, " drei Wochen Urlaub und alles war ganz normal. Es gab keine Monster, keine Mutanten, keine Gespenster, keine Toten und keine grauen Männchen. Wir arbeiten jetzt seit knapp 6 Jahren zusammen. Und in den letzten drei Wochen ist nichts weiter passiert, als das meine Nichte ihre ersten Schritte machte und dabei einige Male auf die Nase fiel. Ehrlich gesagt ... - ich habe das Ungewöhnliche geradezu vermißt."

" Scully," fuhr Mulder überrascht auf, " Sie versetzen mich immer mehr in Erstaunen. Haben Sie mich auch etwas vermißt ?" fügte er schelmisch hinzu.

Scully warf ihm einen kurzen nachdenklichen Blick zu, dann nickte sie grinsend, " ja. Ich habe Sie auch vermißt. Genauer gesagt, Ihre oft absurden Gedankengänge." 

" Vielleicht sollte ich Sie bei Ihrem nächsten Urlaub einfach begleiten," entgegnete Mulder grinsend.

Scully mußte grinsen, " mal sehen. Und jetzt zeigen Sie mir hoffentlich wieder einige Dias zu unserem neuen Fall."

" Sicher, ich weiß doch, wie sehr sie meine Dias immer mögen," grinste Mulder und legte die Bilder in den Projektor.

Gleich darauf schaltete er das Gerät an und das Licht aus.

Auf der Leinwand konnte man eine Wüstengegend mit Bergen im Hintergrund sehen.

" Diese Gegend liegt in New Mexico. Ein Wüstengebiet von etwa 200 Tausend Quadrat Meilen. Früher lebten hier die Pecos Indianer. Zumindest so lange, bis sie von den ersten Siedlern vertrieben wurden. In den Bergen dort," das nächste Dia zeigte sich auf der Leinwand, " gibt es hunderte von Höhlen. Die Ureinwohner haben dort ihre Toten begraben. Viele der Höhlen gelten als Heilig. Zumindest bei den Indianern des nahegelegenen Reservats."

Mulder legte das nächste Dia ein. Der Eingang einer Höhle war darauf zu sehen. Geröll und Sand lagen vor der freigelegten Öffnung.

" Was ist daran ungewöhnlich ?" wollte Scully wissen. " Viele Stämme haben ihre Toten in Höhlen begraben. Und diese gelten auch heute noch als heilige Orte. Man darf die Höhle nur betreten, um einen Toten zur letzten Ruhe zu betten."

Mulder nickte bestätigend, " betritt man die Höhle ansonsten, heißt es, die Seelen der Verstorbenen würden erzürnen und einen schrecklichen Fluch über den Störenfried legen. Bisher blieben die wenigen, die eine solche Höhle betraten, jedoch immer von einem solchen Fluch verschont. Außer, daß sie sich den Zorn der Eingeborenen zuzogen."

" Muß ich daraus schließen, daß es hier nun anders ist ?" zweifelte Scully und kannte die Antwort bereits, ehe Mulder sie aussprechen konnte.

" Yep," sagte er nur und deutete auf das Dia, " bei dieser Höhle scheint es tatsächlich so zu sein. Unsere Akte reicht zurück, bis zu den ersten Einwanderern. Zumindest wurden damals die ersten Fälle dokumentiert. Aufgrund dieser Fälle hatte man den Eingang der Höhle verschlossen. 1921 wurde sie allerdings wieder entdeckt. Einige Farmer, die in der Gegend ansiedelten beklagten sich immer wieder über verschwundenes Vieh."

" Mulder," kam es auch schon vorwurfsvoll von Scully, " kommen Sie mir jetzt nicht wieder mit dem Ziegensauger."

Mulder grinste flüchtig und schüttelte den Kopf, " das habe ich nicht vor. Eine Gruppe Cowboys machte sich also auf die Suche nach dem Vieh. Sie fanden es auch. Das Vieh hatte sich verlaufen. Es stand zitternd auf einem in den Bergen liegenden Plateau. Eine Lawine mußte dort abgegangen sein und hatte einige Rinder begraben. Die Cowboys wunderten sich jedoch, daß das Vieh nicht verschreckt davon gelaufen war, als die Lawine den Berg hinunter donnerte. Mit Schaufeln begannen sie die verschütteten Tiere auszugraben. Dabei legten sie den Eingang der Höhle frei. - Sie wissen ja selbst, wie neugierig die weiße Bevölkerung ist. Diese Cowboys waren es ebenfalls. Mit Fackeln betraten sie die Höhle."

Scully warf einen kritischen Blick auf das Dia und wartete darauf, daß Mulder fortfahren würde.

Er tat es nicht.

" Und was geschah ? Trafen sie auf einen Vampir ? Oder einen Alien ? Oder was ?" wurde sie schließlich ungeduldig.

Mulder hob ratlos die Schultern, " keine Ahnung auf was sie trafen. Das möchte ich ja von Ihnen wissen. Das Vieh kehrte kurz darauf alleine auf die Weide zurück. Die Cowboys wurden nie wieder gesehen. Genauso wie zwei weitere Trupps, die nun diese Männer suchten. Schließlich wurde der Eingang erneut geschlossen. Wohl auch aufgrund der Erzählungen der Indianer. Sie berichteten, daß die Geister der Toten zurück gekehrt seien und sich nun für die gestörte Ruhe rächen würden. Sie würden jeden zu sich holen, der es wagt, diese Höhle zu betreten. Es wurden noch mehrere genannt. Doch nur bei dieser Höhle," Mulder zeigte mit dem Finger auf die Leinwand, auf der noch immer der dunkle Eingang zu sehen war, " trafen die Berichte auch tatsächlich zu."

Scully sah ihren Partner skeptisch an, " Mulder, das war 1921. Sollen wir da nun nach Knochen graben ?"

Mulder grinste geheimnisvoll, " 1922 verschloß man die Höhle. Doch im Januar dieses Jahres wurde der Eingang abermals geöffnet. Ein Archäologenteam wollte dort Ausgrabungen machen. Es verschwand, spurlos. Man schickte einen Suchtrupp los, doch auch dieser verschwand auf rätselhafte Weise. Nun sollen wir nachsehen, was es mit dem Verschwinden auf sich hat."

Scully runzelte die Stirn und betrachtete sich die restlichen Dias. Sie zeigten das Archäologenteam bei den verschiedensten Stadien ihrer Arbeit. 

Zwei Dias hatte man im inneren der Höhle aufgenommen. Tropfsteine wuchsen vom Boden auf, und von der Decke herab. Indianische Schriftzeichen und Gemälde zierten die Wände. In unterschiedlichen Höhen waren Nischen in den Fels eingelassen. Gefäße, Amulette und Kleidung lagen darin.

" Das sind die Gräber. Die Ureinwohner haben sie mit primitiven Werkzeugen in den Stein geschlagen, ihre Toten dort gebettet und die Grabbeigaben davor gelegt," erklärte Mulder und schob das nächste Dia in den Projektor.

" Das dort ist das letzte Lebenszeichen des Archäologenteams," fuhr er mit seiner Erklärung fort.

Scully betrachtete sich das Bild. Es war in der Höhle aufgenommen worden. Im Hintergrund konnte man indianische Zeichen an der Wand sehen. Davor standen fünf Menschen, unterschiedlichen Alters. Das jüngste Mitglied mochte gerade die 20 überschritten haben, das Älteste hatte gewiß schon die 60 erreicht.

" Wie groß war das Team ?" fragte Scully interessiert.

Mulder angelte sich die Akte vom Schreibtisch und warf einen Blick hinein, " es bestand aus 5 Archäologen, einem Führer und einem Fotografen. Bei dem Führer handelte es sich um einen Pecos Indianer. Der Stamm hatte der Erforschung zugestimmt, mit der Einschränkung, die eigentlichen Grabstätten in Frieden zu lassen. Das Team war darauf eingegangen, da es sich hauptsächlich für die Zeichnungen interessierte. Der Führer diente wohl gleichzeitig auch als Aufpasser, daß die Vorschriften eingehalten wurden. Auf dem Bild dort ist nur das eigentliche Team zu sehen. Aufgenommen vom Fotografen. Einen Tag, nachdem dieses Bild entstand, reiste der Fotograf zurück, um neue Filme und andere Kameras zu holen. Seine Ausrüstung war wohl nicht direkt für solche Aufnahmen geeignet. Bereits zwei Tage später war er zurück. Das restliche Team hatte bereits mit der Arbeit begonnen. Zusammen mit dem Fotografen und ihrem Führer betraten sie abermals die Höhle. Der Indianer wurde noch einmal nach draußen geschickt, um ein passendes Stativ zu holen. Als er in die Höhle zurückkam, war das Team spurlos verschwunden. Der Indianer informierte schließlich auch die Behörden, worauf ein Suchtrupp organisiert wurde. Doch auch dieser Trupp, bestehend aus 10 Mitgliedern, drei Suchhunden und dem Indianer, verschwand spurlos, nachdem sie die Höhle betreten hatten."

" Die Hunde auch ?" fragte Scully verblüfft.

Mulder nickte nur und musterte nachdenklich das Dia, " was glauben Sie, wohin die alle verschwunden sind ?" 

Scully runzelte die Stirn," ich glaube zumindest mal nicht, daß sie sich in Luft aufgelöst haben. Genauso wenig dürften sie von einem Geist entführt worden sein."

Mulder grinste. Genau das hatte er erwartet, " und was ist, Ihrer Meinung nach, dann mit ihnen passiert ? Das sie sich alle in der Höhle irgendwo verirrt haben, kann ich auch kaum glauben. Zumindest die Spürhunde hätten die Gruppe wieder aus der Höhle heraus geführt." 

Mulder schaltete den Projektor aus und das Licht wieder an, " also, was ist Ihre Meinung dazu ?"

Scully ließ sich in einem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder und dachte nach.

Schließlich hob sie ratlos die Schultern, " ich weiß es nicht. Vielleicht gibt es dort irgendwelche Schächte," schlug sie vor.

Mulder schüttelte grinsend den Kopf, " und da sind alle zu Tode gestürzt ? Ach kommen Sie, Scully. Vielleicht würden die ersten beiden hinein stürzen. Aber nicht alle zehn und erst recht nicht die Hunde."

Scully hob abermals die Schultern, " vielleicht wurden sie in einem Schacht gefangen."

" Von wem ? Oder besser gesagt, von was ?"

" Mulder. Es braucht doch nur ein Steinschlag stattgefunden zu haben. Oder ein Teil der Decke ist eingestürzt und hat dem Team den Rückweg abgeschnitten."

Mulder zog die Augenbrauen in die Höhe, " und das jedesmal, wenn zufällig ein Team einen der Stollen betritt ? Wäre das nicht etwas zuviel Zufall ?"

Scully seufzte, " okay, also, was ist Ihrer Meinung nach mit ihnen geschehen ? Wurden sie von Außerirdischen entführt und zur Forschung mißbraucht ?"

Mulder schüttelte ernst den Kopf, " laut bisherigen Informationen entführen Außerirdische keine ganzen Teams, sondern immer nur Einzelpersonen. Und die nicht aus Höhlen, sondern auf offener Straße oder aus ihren Häusern. Ich denke, wir können die grauen Männer ausschließen. Dort in dieser Höhle ist irgend etwas anderes geschehen. Und dieses Etwas ist noch immer dort."

" Der Geist eines verstorbenen Indianers hat diese Menschen also entführt oder sonst irgendwie verschwinden lassen ? Kommen Sie, Mulder. Das glauben Sie doch selbst nicht. Wo sollte er die ganzen Menschen hingeschafft haben ? Hat er sie mit Haut und Haaren gegessen ? Hat er sie in Luft aufgelöst ?"

Mulder warf Scully einen nachdenklichen Blick zu, " Sie glauben doch an Gott und die Wiederauferstehung, richtig ?"

Scully nickte und wartete, was nun kam.

" Wieso wehren Sie sich dann gegen den Gedanken an Geister ?" fuhr Mulder auch schon fort.

" Das ist doch was ganz anderes."

Mulder schüttelte den Kopf, " Scully, wir haben schon soviel gesehen. Weshalb wollen Sie nicht glauben, daß es tatsächlich Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht genau erklären können ?"

Scully musterte ihren Partner nachdenklich, schüttelte den Kopf und seufzte abermals, "aber wie ? Ich meine, wer oder was sollte diese Menschen wohin gebracht haben und vor allem, warum ?"

Mulder grinste, " genau das sollten wir herausfinden. Ich habe bereits Flugtickets für uns reserviert. Wir fliegen heute Abend um 10 Uhr. Sie haben also noch genug Zeit, zum packen, die Akte zu studieren und Ihre Blumen zu gießen."

Scully drückte sich in die Höhe und sah Mulder fragend an, " was machen Sie solange?"

Mulder grinste, " ich werde meinen Freunden einen kurzen Besuch abstatten. Mal sehen, ob sie etwas für mich haben. Zudem habe ich ihr neuestes Heft noch nicht bekommen."

" Sie meinen, die 'Lone Gunmen' ?"

Mulder grinste breit, " yep."

Scully mußte ebenfalls grinsen," bestellen Sie Frohike einen schönen Gruß von mir und sagen Sie ihm, daß sich die Nummer meines Handys geändert hat."

" Er wird schwer enttäuscht sein. - Aber jetzt weiß ich auch, weshalb ich Sie nie erreicht haben."

Scully lachte nur und verließ das Büro im Keller.

***

3. Juni 1999; 16:00 Uhr; Zentrale der Lone Gunmen 

" Geister ?" Langly sah Mulder erstaunt an und brach dann in schallendes Gelächter aus.

Frohike und Byers fielen noch mit ein. Die drei 'Lone Gunmen' lachten bis ihnen die Tränen die Wangen hinunter rollten.

Mulder sah sie ernst an und wartete bis sich die drei Freunde beruhigt hatten.

Frohike war der Erste, der wieder normal sprechen konnte, ohne erneut loszulachen.

" Mulder, wir lieben dich, für deine ausgefallenen Ideen. Willst du nicht doch beim FBI kündigen und lieber zu uns kommen ?"

Fox Mulder grinste flüchtig und schüttelte den Kopf, " vorerst keine Chance, Jungs. Also, sagt ihr mir jetzt, was ihr darüber habt ?"

Byers wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht trocken und nickte, " es stand in unserem neuesten Heft. Wir sind gerade dabei, alles fertig zum Versand zu machen."

" Das heißt, ihr wißt, weshalb das Archäologenteam verschwand und auch der Suchtrupp ?" folgerte Mulder.

Langly nickte, " sicher. Es ist ein offenes Geheimnis. Das Höhlensystem in den Verde Bergen ist so verzweigt und riesig, daß die Regierung bereits Anfang der 30er Jahre das ganze Gebiet den Indianern enteignet hat. Die Ureinwohner dürfen lediglich noch die vorderste Höhle benutzen und dort ihren Verstorbenen gedenken. Die meisten Gänge wurden zugeschüttet. In den hinteren, den größten Hallen, hat die Regierung ihre Forschungsräume eingerichtet. Durch versteckte Eingänge kommt man hinein. Allerdings wissen wir nicht, wo diese Eingänge genau liegen. Die Regierung selbst hat das Gerücht über die Geister der Höhle verbreitet. Es fand bei den abergläubischen Indianern schnell einen festen Platz in ihrem Glauben. Dieses Archäologenteam hatte zwar die Zustimmung des Stammes, aber nicht die der Regierung. Als die hohen Herren davon erfuhren, ließen sie das Team recht schnell verschwinden. Die Vermutung liegt nahe, daß die Leute für Forschungszwecke mißbraucht werden. Das Suchteam wurde später von der Regierung organisiert und auf Nebenwegen unbemerkt aus der Höhle geschleust. Die Leute, die bei der Suche anwesend waren, sitzen nun sicher irgendwo in der Karibik und lassen es sich gut gehen. Zusammen mit ihren Hunden."

" Und was wird dort erforscht ?" fragte Mulder interessiert.

Byers hob ratlos die Schultern, " so genau wissen wir das auch nicht. Doch die Vermutung liegt nahe, daß man dort Gentechnik-Experimente macht. Deine UFO-Entführungen sind von der Regierung inszeniert, um so leicht an Ei- und Samenspender zu kommen. Die Befruchtungen finden im Reagenzglas statt. Sobald der Embryo groß genug ist, wird ihm ein Computergehirn implantiert, das nun alle Funktionen übernimmt. Angefangen vom Herzschlag, bis hin zu Nervenreizen."

" Ihr meint, die züchten dort Computermenschen ?" Mulder war sichtlich irritiert.

Frohike nickte, " kennst du den Film D.A.R.Y.L ?"

Mulder überlegte kurz und nickte dann, " der Junge, mit dem Chip im Gehirn, richtig ?"

" Yeah," bestätigte Langly. " Der Film basiert auf einem wahren Hintergrund. Bereits seit den 40er Jahren versucht die Regierung künstliche Menschen zu erschaffen. Den perfekten Soldaten sozusagen. Er sieht aus wie ein Mensch, und jeder Arzt wird das bestätigen. Es sei denn, man macht eine Tomografie. Dabei würde der Unterschied sichtbar werden. Dieser Mensch hat einen Computer im Kopf, kein Gehirn. Er ist völlig emotions- und gefühllos. Der härteste Soldat und Kämpfer. Er verspürt keine Schmerzen und würde sich bei einer schweren Verletzung selbst an Ort und Stelle operieren. Von einer zentralen Stelle aus ist er völlig kontrollier- und steuerbar. Sämtliche Daten werden sofort an einen Großrechner weiter gegeben, der ihn dann sofort auf die neue Situation einstellen kann. Die Tests sind selbstverständlich streng geheim. Sollte die Bevölkerung davon erfahren, würde der Aufstand toben und die ganze Regierung wäre sofort abgesetzt. Es sei denn, man präsentiert die Verantwortlichen, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn du hier mitmischst, dann haben wir vielleicht Glück und finden endlich die Beweise, damit diese Schweine aus dem Verkehr gezogen werden können."

Mulder runzelte die Stirn und überlegte. Es klang alles irgendwie plausibel, zumal er selbst schon mehrere Verschwörungen der Regierung aufgedeckt hatte, sie allerdings nie beweisen konnte, da die entsprechenden Stellen gerade in letzter Minute ein solches zu verhindern gewußt hatten.

" Könnt ihr erfahren, wie man in diese Hallen reinkommt ?" wandte er sich an die drei Freunde.

Byers atmete einmal tief durch, " wir können es versuchen. Aber das wir es schaffen, kann ich nicht versprechen." 

" Falls wir es schaffen, bist du dann auf deinem Handy zu erreichen ?" wollte Frohike wissen.

Mulder nickte nur.

" Na fein, denn das Telefon deiner Partnerin funktioniert nicht mehr," fuhr Frohike fort.

Mulder mußte grinsen, " ich soll dir deswegen auch schöne Grüße von ihr bestellen. Sie hat eine neue Nummer. Du kannst also aufhören, andere Leute zu belästigen."

" Wenn wir es schaffen, diese Informationen zu bekommen, gibst du mir dann ihre neue Nummer ?" forschte Frohike weiter.

Mulder grinste kurz und wandte sich ab.

Er mußte sich auf den Rückweg machen, wollte er rechtzeitig am Airport sein.

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