World of X

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Süße Geständnisse

von Petra Weinberger

Kapitel 2

***

"Ja, Fox war hier,"erklärte Mrs. Mulder, als Scully ihr gegenüber saß.

"Wie ... - welchen Eindruck machte er auf Sie?"

Mrs. Mulder lächelte knapp, "er war sehr ernst. Doch, er läßt mich nicht in seine Gefühle hinein sehen. Das konnte er noch nie."

Scully nickte langsam, "hat er irgend etwas gesagt?"

"Nein, Dana. Er wollte nur den Schlüssel für unser altes Sommerhaus. Ich weiß zwar nicht, was er dort will, doch es sah fast so aus, als wollte er dort Urlaub machen. Aber ich verstehe nicht, weshalb. Das Haus steht seit Jahren leer, es ist alles eingestaubt, das Dach ist undicht und der Garten wuchert langsam zu."

"Sie meinen das Haus in ...?"

Mrs. Mulder nickte lächelnd, "ja. Sie waren ja schon einige Male dort."

Scully nickte und stand auf, "danke, Mrs. Mulder."

Die weißhaarige Frau erhob sich ebenfalls und brachte die Agentin zur Tür, "wenn Sie ihn dort finden. Sagen Sie ihm doch bitte, daß er auf dem Rückweg mal bei mir vorbeikommen soll."

"Das werde ich,"versprach Scully und schwang sich wieder in ihren Wagen.

***

Fox Mulder stand auf dem Dach und hämmerte eine Holzschindel fest, als ein Wagen die Auffahrt herauf kam.

Mulder sah auf und konnte nicht verhindern, daß sein Herz einige Takte schneller schlug.

Er freute sich riesig darüber, daß es Scully war, die ihn hier besuchte. Doch er hatte auch Angst und Zweifel.

Er war geflohen, vor ihr geflohen, um sich über seine Gefühle und Empfindungen klar zu werden. Er hatte gehofft, die Aussprache noch etwas vor sich herschieben zu können.

Doch nun konnte er nicht weiter fliehen. Nun würde er sich ihr stellen und erklären müssen.

Er schluckte trocken, als sie aus dem Wagen stieg und sich suchend umblickte.

Sie trug ein enges Shirt und knackige Jeans, die ihre Figur hervorragend betonten. Selbst aus der Ferne konnte er deutliche ihre Konturen unter der dicken Jacke erkennen.

Er konnte nicht so tun, als sei er nicht anwesend. Sein Wagen parkte direkt vor dem Haus und er kannte Scullys Geduld. Selbst wenn er sich auf dem Dach schweigend und still verhielt, würde sie nicht einfach wieder davon fahren. Sie würde warten, so lange, bis er endlich erschien.

Mulder wußte, daß er sich ihr nun stellen mußte. Zudem war er kein Feigling. Zwar würde es nicht einfach sein, ihr sein Verhalten zu erklären, aber er wußte auch, daß er nicht einfach darüber hinweggehen konnte, als sei nichts geschehen.

Er hörte, wie sie gegen die Vordertür klopfte. Seufzend legte er den Hammer auf das Dach, "ich bin hier oben, Scully."

Er sah, wie sie zurück trat und auf das Dach sah, "Mulder, was tun Sie dort oben?"

"Ich habe versucht, daß Dach zu reparieren. Gehen Sie ums Haus herum. Ich komme runter,"antwortete er und wandte sich ab.

Scully beeilte sich, in den Garten zu kommen.

Kurz darauf standen sie sich etwas verlegen gegenüber. Keiner wußte genau, wie er anfangen sollte.

Mulder brach schließlich als erster das Schweigen, "haben Sie Hunger? Ich war heute morgen einkaufen und könnte uns zwei Steaks braten."

Scully konnte nicht anders. Sie mußte ihn einfach angrinsen, "Sie können kochen?"

Mulder lächelte flüchtig und nickte, "kommen Sie, gehen wir rein. Es ist reichlich kalt hier draußen, wenn man nur so herumsteht."

Scully nickte und folgte ihm in die Wohnstube. Sie sah ihm zu, wie er Holz im Kamin aufschichtete und Feuer machte, "es wird gleich warm."

Scully ließ ihren Blick durch die Stube gleiten. Es sah gemütlich aus. Mulder mußte die letzten Tage viel im Haus gearbeitet haben. Alles war sauber und anheimelnd. Sie grinste flüchtig, als sie einen Blick auf die Couch warf.

Ein Kissen und eine Decke zeugten davon, daß er auch hier auf dem Sofa schlief.

Mulder beobachtete die Flammen und rückte das Holz zurecht, damit es gleichmäßig abbrannte und nicht aus dem Kamin fallen konnte.

Als er sich wieder aufrichtete, stand Scully noch immer mitten im Zimmer.

Mulder sah ihr ganz kurz in die Augen und wandte sich dann schnell wieder ab, "wenn Sie nichts dagegen haben, gehe ich schnell duschen. Danach mache ich dann die Steaks. Machen Sie es sich ruhig so lange gemütlich. Im Kühlschrank steht Wasser und Limonade, falls Sie durstig sind. Die Gläser finden Sie ebenfalls dort."

"Keine Sorge, ich komme schon zurecht. Gehen Sie nur duschen,"antwortete Scully nur.

Mulder nickte und verschwand nach oben. Kurz darauf hörte sie das Wasser der Dusche rauschen.

Naja, gefunden hatte sie ihn ja nun. Doch mit ihm zu reden schien schwieriger zu werden, als sie sich vorgestellt hatte.

Seufzend ließ sie sich vor dem Kamin im Sessel nieder und starrte nachdenklich in die Flammen.

Das Feuer knisterte und wärmte herrlich.

Scully streifte ihre dicke Jacke ab, die sie noch immer trug und lauschte ins Haus. Das Rauschen der Dusche hatte aufgehört. Mulder schien also fertig zu sein. Irgendwo hörte sie etwas klappern.

Sie machte sich auf die Suche.

Ihr Partner stand in der Küche vor dem Herd und legte gerade zwei riesige T-Bone Steaks in die Pfanne.

Scully ließ ihren Blick über ihn gleiten. Er trug jetzt Jeans und ein beiges Sweat-Shirt. Seine schwarzen Haare zipfelten gerade noch über den Kragen im Nacken. Sie waren noch naß.

Selbst hier konnte sie sein Aftershave riechen. Er roch immer sehr gut. Scully hatte zwar keine Ahnung, was er nahm. Das hatte sie bisher noch nicht herausfinden können. Doch der Duft gefiel ihr. Er paßte zu ihm.

Mulder wendete die Steaks und griff dann über sich, um dort aus dem Schrank zwei Teller zu holen.

Als er kurz darauf das Besteck aus einer Lade nahm, bemerkte er sie.

Er lächelte knapp, "in letzter Zeit scheinen Sie auf Überraschungsmomente zu stehen."

Scully senkte leicht verlegen den Blick und wollte versuchen zu erklären, doch Mulder wechselte bereits wieder das Thema, indem er auf die Spüle deutete, "Sie könnten mal den Tisch abwischen. Das Essen ist gleich fertig."

Scully löste sich vom Rahmen, nahm sich das Tuch und machte sich an die Arbeit. Der Tisch war sauber und das Abwischen lediglich eine Routinehandlung. Sie wußte es genauso wie er.

5 Minuten später saßen sie sich schweigend gegenüber und ließen sich die Steaks schmecken. Scully mußte feststellen, daß Mulder es wirklich drauf hatte. Die Steaks waren genau richtig und schmeckten einfach köstlich.

Als Mulder sein Besteck schließlich zur Seite legte, sah er kurz zum Fenster, "ich hoffe, Sie sind auf eine Übernachtung vorbereitet."

Scully warf ihm einen fragenden Blick zu. Ihr Herz klopfte zwei Takte schneller. Wollte er doch? Empfand er für sie doch mehr, als sie befürchtete?

"Es ist schon spät und das Gewitter zieht direkt hierher. Der Weg zum Highway ist sehr unübersichtlich und Sie kennen ihn noch zu wenig. Ich möchte nicht, daß Ihnen etwas geschieht,"sagte er auch schon.

Scully versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. "Ja, ich ... - habe immer etwas im Kofferraum. Für den Notfall."

Mulder nickte und drückte sich in die Höhe. Er sammelte die Teller ein und stellte sie in die Spüle.

Wieder glitt sein Blick zum Fenster, "ich werde draußen die Geräte in Sicherheit bringen. Inzwischen können Sie ja Ihre Tasche aus dem Wagen holen. Später mache ich Ihnen oben dann ein Zimmer zurecht."

Damit drehte er sich um und stapfte ins Wohnzimmer zurück, um von dort über die Veranda nach draußen in den Garten zu gelangen.

Scully blieb noch einen Augenblick sitzen. Seine Worte hatten geschmerzt. Sie hatte ihn mit ihrer Handlung neulich beleidigt. Davon war sie fest überzeugt. Er wirkte so kalt, so abweisend auf sie.

Sie hatte kein Verlangen, die Nacht hier mit ihm zu verbringen. Selbst wenn es am vernünftigsten war. Doch sie wollte sich wenigstens bei ihm entschuldigen. Auch wenn ihr Verhältnis nicht mehr so werden würde wie früher, so sollte er doch wenigstens nicht böse oder verärgert über sie sein.

Entschlossen drückte sie sich in die Höhe und machte sich auf den Weg zur Veranda.

Als sie ins Freie trat, sah sie sich suchend um.

Die Leiter lag mitten auf der Wiese, das ganze Werkzeug stand noch vor der Hauswand, doch von Mulder war nichts zu sehen.

Wollte er denn nicht alles in Sicherheit bringen?

Der Wind hatte aufgefrischt. Eine recht steife Brise wehte bereits vom See herauf und in der Ferne hörte man das dumpfe Grollen des Donners. Der Himmel im Osten hatte sich schwarz gefärbt. Gelegentlich sah man Blitze durch die dicke Wolkendecke zucken.

Es wurde wirklich Zeit, alles ins Haus zu bringen.

Scully trat weiter ins Freie und wollte auf den Schuppen zugehen, in dem sie die ganzen Geräte vermutete. Vielleicht war ihr Partner dort.

Sie war noch nicht weit gekommen, als sie auf dem Dach des Hauses etwas rumpeln hörte.

Verwundert starrte sie hinauf.

Mulder stand am Dachfirst und sah sich etwas hilflos um, "Scully, Gott sei Dank. Bitte stellen Sie doch mal die Leiter auf. Ich fürchte, der Wind hat sie umgestoßen. Und ich habe keine Lust die Nacht hier oben zu verbringen."

Scully mußte grinsen. Schnell lief sie zur Leiter und baute sie an der Wand auf.

"Vorsicht,"rief Mulder und hielt einen schweren Hammer über die Regenrinne hinaus.

Schnell sprang Scully einige Schritte zurück.

Dumpf polterte das Werkzeug auf den Boden.

Mulder wandte sich ab und tauchte gleich darauf mit einigen Schindeln wieder auf.

Ein Seil war darum geknotet und hielt sie zusammen. Vorsichtig ließ er sie nach unten. Scully nahm sie in Empfang und hielt dann die Leiter fest, als eine neue Böe heftig daran rüttelte.

Rasch kletterte Mulder nach unten. Er grinste sie kurz an, "ich habe Glück, daß Sie gerade heute gekommen sind. Wer weiß, wie lange ich sonst auf dem Dach gesessen hätte. Sie sind mein rettender Engel."

Scully konnte nicht anders. Sie mußte einfach lachen.

Okay, er schien nicht böse auf sie, oder verärgert. Er hatte sogar gute Laune. Weshalb sollte sie also nicht die Nacht in diesem Haus verbringen?

So fanden sie wenigstens Zeit, über alles zu reden.

Sie half ihm alles in den Schuppen zu bringen.

Als sie die schwere Holztür ins Schloß drückten, klatschten die ersten schweren Regentropfen vom Himmel.

Sie beeilten sich, ins Haus zu kommen, denn der Himmel öffnete auch schon seine Schleusen.

Mulder verriegelte die Verandatür und zog den schweren Vorhang vor.

Einen Augenblick blieb er noch stehen und starrte nach draußen.

Blitze jagten über den Himmel, der Wind peitschte den Regen gegen die Scheiben und der Donner brachte die Wände zum zittern.

Es schien, als ob sich die Elemente genau über diesem Haus austobten.

Scully stand vor dem Kamin und lauschte mißtrauisch der Geräusche des Gewitters.

Als Mulder sich endlich vom Fenster ab und ihr zuwandte, sah er die Angst in ihren Augen.

Er lächelte flüchtig, "das Haus ist zwar alt, aber es hat schon schlimmeres Wetter überstanden. Es wird nicht über uns zusammen brechen. - Haben Sie Ihre Tasche schon aus dem Wagen geholt?"

Scully schüttelte nur den Kopf.

Mulder lächelte noch immer und trat auf sie zu. Zögernd faßte er nach ihrer Hand, "na kommen Sie. Machen wir Ihr Zimmer für die Nacht zurecht. Es sind Kleider genug hier. Es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir nichts für Sie finden. Sie dürften genauso wenig Lust verspüren, jetzt nach draußen zum Wagen zu gehen."

Er wollte sie hinter sich her, nach oben führen, doch Scully hielt ihn zurück.

Ihr Blick war ernst und noch immer ängstlich, "Mulder, ich ... - es tut mir leid, wegen Sonntag. Ich ... - ich ... ."

Mulder schüttelte den Kopf, "nicht jetzt. Bitte. - Wir reden nachher darüber. Okay?"

"Sie ... - Sie sind mir nicht böse, deswegen?"

Mulder grinste sie an und schüttelte den Kopf, "nein. Das wäre das letzte, was ich wäre. - Na kommen Sie. Lassen Sie uns Kleider für Sie raussuchen und Ihr Bett beziehen."

Scully zögerte noch kurz. Sie verstand nun überhaupt nichts mehr.

Langsam folgte sie ihm nach oben.

Das Bett war schnell bezogen. Mulder reichte ihr ein langes Sweat-Shirt, das ihr fast bis zu den Knien reichte. Drückte ihr noch ein Handtuch in den Arm und ließ sie dann alleine.

Scully fand, daß sie ebenfalls eine Dusche gebrauchen konnte. Sie fühlte sich verschwitzt und staubig.

Zwar war das Haus sauber, aber im Schuppen hatten Spinnen ihre Netze mitten durch den Raum gesponnen und mit jedem Schritt war Staub aufgewirbelt.

Sie genoß das heiße Wasser auf ihrem Körper. Es reinigte nicht nur, es brachte ihr auch Zeit, ihre Gedanken zu ordnen.

Als sie schließlich unter der Dusche hervorkam, war sie jedoch mit ihren Gedanken noch nicht viel weiter.

Sie schlang sich das Handtuch um den Körper und trat in das Zimmer, daß Mulder für sie bereitet hatte. Auf dem Bett stand ihre Tasche. Mulder mußte sie doch aus dem Wagen geholt haben, während sie unter der Dusche war.

Scully mußte unwillkürlich grinsen. Er war so schwer zu durchschauen.

Schnell kleidete sie sich an. Da sie keinen Pullover eingepackt hatte, schlüpfte sie doch in das Shirt, das er ihr gegeben hatte.

Sie wußte genau, daß es sein eigenes war. Sie glaubte sogar ganz sicher, daß sie es bereits öfter an ihm gesehen hatte. Leider roch es zu frisch. Sie hätte es schöner gefunden, wenn wenigstens etwas von seinem Duft daran gehaftet hätte.

Als sie fertig war, stapfte sie wieder nach unten.

Sie fand Mulder in der Küche. Er hatte das Geschirr gespült und räumte es gerade in den Schrank.

"Sie scheinen mir der perfekte Hausmann,"grinste sie. "Fehlt nur noch die Schürze."

Mulder lächelte knapp, "als Junggeselle muß man sehen, wie man zurecht kommt. Wenn ich jeden Tag essen gehen würde, wäre ich Mitte des Monats schon pleite. - Was möchten Sie denn trinken?"

"Was haben Sie denn hier?"

"Wasser, Limonade, Kaffee. Und wenn Sie etwas härteres möchten, habe ich auch Wein und Scotch."

Scully sah ihn nachdenklich an, "was trinken Sie?"

"Ich denke, auf Wein sollten wir wohl vorerst noch verzichten. Ebenso auf Scotch."

Erneut wurde Scully leicht rot. Schnell sah sie zu Boden, "ich richte mich nach Ihnen."

Mulder nickte und wandte sich dem Schrank zu. Entweder hatte er ihre Verlegenheit nicht bemerkt, oder er war taktvoll genug, sie nicht noch mehr zu beschämen.

Er stellte zwei Gläser auf die Anrichte und fischte eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank.

Damit machten sie es sich im Wohnzimmer vor dem Kamin bequem.

Scullys Blick glitt wieder durch den Raum, "es sieht hier richtig gemütlich aus. Es war früher sicher sehr schön hier. Als Ihre Familie noch zusammen war."

Mulder nickte und starrte in die Flammen, "ja. Wir waren gerne hier. Mom hatte ein Gespür dafür, es uns Kindern gemütlich zu machen. Samantha und ich waren oft beim See unten und haben mit Stöcken versucht, Fische zu fangen."

Scully mußte grinsen, als sie sich bildlich vorstellte, wie er wohl die Angel ins Wasser gehalten hatte, "hat denn wenigstens mal einer angebissen?"

Mulder lächelte flüchtig und schüttelte den Kopf, "nein. Die Fische haben sich wahrscheinlich über unsere Versuche kaputt gelacht. Meist endete es auch in einer Wasserschlacht und Mom fiel fast aus allen Wolken, wenn wir dann klatschnaß nach hause kamen. Sie mußte die Kleiderration in unseren Schränken erhöhen und immer genug Nähzeug hier haben. Samantha und ich kletterten zu gerne in den alten Obstbäumen herum und oft genug ging dabei eine Hose drauf."

"Sie vermissen die alten Zeiten?"fragte Scully sanft und legte ihm die Hand auf den Arm.

Mulder warf ihr einen kurzen Blick zu und sah dann wieder ins Feuer, "ich vermisse die Zeit, die uns gestohlen wurde. - Wenn ich frei oder Urlaub habe, komme ich öfter mal hierher, in der Hoffnung hier irgendwo die Wahrheit zu finden. Doch bisher hat es immer nur geschmerzt."

Scully nickte nachdenklich, "Sie haben viel gearbeitet, in den letzten Tagen. Das Haus sieht nicht mehr so unbewohnt aus."

Mulder seufzte, "ja. Ich wollte schon lange mal hierher und mich langsam dran machen. Bisher fand ich jedoch nie Gelegenheit dazu. Diesmal war es ... ."

Scully musterte ihn von der Seite, "warum sind Sie am Sonntag einfach ... verschwunden?"

Mulder biß die Zähne zusammen. Da war die Frage, die er die ganze Zeit erwartet und befürchtet hatte, "ich ... - ich wollte nicht, daß Sie mich als Schwein ansehen,"sagte er leise.

Scully sah ihn verwundert an, "wie ... - Mulder, ich verstehe nicht. - Glauben Sie denn wirklich, ich hätte das getan?"

Er nickte zögernd, "wir waren beide durch den Wein nicht mehr wir selbst. Ich respektiere und achte Sie viel zu sehr, als daß ich so eine Situation ausnützen würde. Ich ... - ich liebe Sie zu sehr dafür."

"Warum haben Sie es mir nicht einfach gesagt? Warum sind Sie einfach davon gelaufen?"

"Es war in diesem Augenblick daß vernünftigste, was ich tun konnte. Einen Moment länger mit Ihnen zusammen und ich hätte für nichts mehr garantieren können. Ich wollte nicht, daß es so geschieht. Ich wollte Sie nicht verletzen und ich wollte meine ... - Selbstsicherheit nicht verlieren. Ich hatte Angst, wenn Sie am morgen aufwachen, würden Sie mich hassen, für das, was in der Nacht geschehen ist. Ich könnte alles ertragen, aber nicht, daß Sie mich hassen."

Scully schüttelte den Kopf, "Mulder, ich könnte Sie niemals hassen. - Ich habe ständig versucht bei Ihnen anzurufen. Ich wollte Sie um Verzeihung bitten. Ich hatte Angst, daß ich zu direkt, zu schnell war und Sie regelrecht überfahren habe. Und ich hatte Angst, daß unsere Beziehung dadurch auseinander bricht. Ich will Sie nicht verlieren. Nicht als Partner, nicht als Freund. Ich liebe Sie und ich wollte es Ihnen auch zeigen. Ich ... - der Wein hat mich nur etwas mutiger gemacht. Es tut mir leid, daß ich so ... - reagiert habe. - Vielleicht geben Sie mir ja noch mal eine Chance?"

Mulder sah sie an, langsam nickte er, "ich würde Ihnen jede Chance der Welt geben - aber ... ."

Scully musterte ihn forschend, "... aber? Sie wollen keine körperliche Beziehung mit mir?"

Mulder lachte verbittert auf, "ich würde alles drum geben. - Das ist es nicht. Sie sind wunderbar. Es gibt nichts, was ich mir mehr wünschen würde."

"Was ist es dann?"Scully konnte ihn einfach nicht verstehen. Wieso sagte er 'nein', wenn er es doch selbst auch wollte? Vor was hatte er Angst?

"Ich ...,"begann er und brach gleich wieder ab.

Scully wartete, doch es kam nichts. "haben Sie Angst, daß unsere Partnerschaft darunter leiden würde? Das man uns, aufgrund des Verhältnisses trennen könnte?"

Mulder atmete einmal tief durch und erhob sich. Langsam lief er zum Fenster und starrte einen Augenblick nach draußen.

"Warum dann?"Scully drückte sich ebenfalls in die Höhe und trat hinter ihn. Zärtlich legte sie ihm ihre Hände auf die Schultern.

Mulder ließ den Kopf sinken, "ich ...,"sagte er leise und schluckte trocken. "Ich weiß nicht, ob ich es noch kann."

***

Scully war so irritiert, daß sie eine ganze Weile schwieg.

Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da gehört hatte. Das konnte doch einfach nicht sein. Das war ...

"Sie,"sie drehte ihn zu sich herum und versuchte seinen Blick einzufangen. "Sie wissen nicht, ob Sie es noch ... - können? So was verlernt man doch nicht. Ich meine, das ist wie Radfahren. Wenn man es mal gemacht hat, dann kann man es auch."

Er wich ihrem Blick aus. Sein Gesicht war ernst und angespannt.

"Oh, Gott, Mulder. Sie ... - Sie wollen mir doch nicht sagen, daß Sie ... - daß Sie noch ... - Jungfrau sind?"fragte sie erschrocken.

Mulder schüttelte den Kopf und wandte sich abermals ab, "nein. Natürlich nicht. Aber ... - das letzte Mal liegt schon ewig zurück. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele Jahre. Aber, es ist länger als 6 Jahre her. Als ich die X-Akten bekam, gab es kein Privatleben mehr für mich. Es gab nichts mehr außer meiner Arbeit und meiner Suche. Und dann traten Sie in mein Leben. Wenn ich je eine Frau so sehr wollte, dann Sie."

"Wie haben Sie das bis jetzt überlebt?"entfuhr es ihr.

Mulder lachte verbittert auf, "ein paar Videos trösten über vieles hinweg. Doch sie sind nicht sehr lehrreich. Ich meine ... - welche Frau hätte ich haben sollen? Wem konnte ich denn noch vertrauen? Ich wurde so oft hintergangen, betrogen und ausgenutzt. Ich habe meine Gefühle hinter einer Wand versteckt und den Schlüssel dazu weggeworfen. Aus Angst, erneut betrogen zu werden, wenn ich zu viel von mir zeige."

"Aber Sie wissen doch, daß Sie mir vertrauen können, oder etwa nicht?"

Mulder sah sie an. Trauer und Angst lagen in seinem Blick, "Sie sind der einzige Mensch, dem ich je wirklich vertraut habe, und dem ich je vertrauen werde."

"Und Sie haben trotzdem Angst, mir Ihre Gefühle zu zeigen?"

Mulder atmete einmal tief durch und schüttelte langsam den Kopf, "nein. Aber ich habe Angst, Sie zu verletzen. Es ist schon so lange her und Sie sind ... - Sie sind so klein. Ich möchte Ihnen nicht weh tun, nur weil ich dabei vielleicht einen Fehler - irgend etwas falsch mache."

Scully legte ihre Arme um seine Taille und sah zu ihm hinauf. Sie lächelte und schüttelte den Kopf, "ich bin mir ganz sicher, daß wir dabei nichts falsch machen werden. Wenn Sie nicht möchten, dann muß es nicht sein. Okay? Und wenn, dann werden wir es langsam und ganz behutsam angehen und ich bin mir ganz sicher, daß es wunderschön wird. Wir werden nichts tun, was wir nicht beide wollen und ich werde nichts tun, was Ihnen unangenehm ist. Wenn es Sie beruhigt, kann ich Ihnen dabei ja helfen und sagen, was mir gefällt."

Mulder sah ihr in die Augen. Sein Blick war warm und weich. Sanft zog er sie zu sich heran, "wir reden über Liebe und über Gefühle und sagen noch immer 'Sie' zueinander."

Scully mußte grinsen und legte ihren Kopf an seine Brust, "ich liebe dich, Fox. Von ganzem Herzen und mit all meinen Sinnen."

Mulder küßte sie zärtlich auf den Kopf und strich mit seinen Fingern durch ihr weiches, noch feuchtes Haar, "ich liebe dich, Dana. Ich möchte keine Frau mehr, als dich. Ich möchte dir alles geben und dich nie wieder loslassen."

Scully sah zu ihm hinauf, "es tut mir leid, daß ich dich am Sonntag so überfallen habe. Ich wußte ja nicht, daß du ... ."

Er beugte sich zu ihr hinab und küßte sie sanft auf den Mund. Es war wie ein Hauch, "du mußt dich dafür nicht entschuldigen. Es war nicht deine Schuld. Du konntest es nicht wissen. Ich hätte dich vielleicht vorwarnen müssen."

Scully zog ihn zu sich herab und küßte ihn wieder, "sag mir, wenn du bereit dazu bist. Ich werde warten und wir werden es ganz langsam angehen."

Er nickte, drückte sie eng an sich und hielt sie fest. Er liebte sie so sehr und er würde ihr gerne alles geben. Doch er wußte, daß er Zeit brauchte, mit dieser Situation fertig zu werden.

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