World of X

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Die Entscheidung

von Petra Weinberger

Kapitel 2

***

Nervös lief Dana in ihrem Zimmer auf und ab. Mit einer Hand hielt sie den Rock ihres Kleides nach oben, um nicht darauf zu treten. Während sie in der anderen Hand ihren wunderschönen Brautstrauß hielt, den ihr Bräutigam am Morgen bei ihrer Mutter abgegeben hatte. Rote, rosa und weiße Rosen, zusammen mit Schleierkraut und grünem Schilfgras arrangiert.

Dana steckte kurz ihre Nase in den Strauß und sog den berauschenden Duft der Blüten tief in sich ein.

Als sie neben dem Fenster ankam, spähte sie kurz hinter der Gardine hervor in den Garten.

Alle Stühle waren besetzt, der Pfarrer stand bereit und der Organist hatte sich ebenfalls schon hinter seiner Miniversion einer Kirchenorgel zurecht gesetzt.

Dana wandte sich wieder ab und warf einen kritischen Blick in den Spiegel. Ihre Frisur saß ausgezeichnet und ihr Make-Up war erstklassig.

In diesem Augenblick klopfte es an der Tür.

" Ja ?" rief sie vorsichtig.

" Dana, bist du soweit ? Wir sollten anfangen," es war ihr Bruder Charles. Er sollte Brautführer spielen, da Bill bereits als Trauzeuge fungierte und Danas Vater der Feierlichkeit nicht mehr beiwohnen konnte.

" Ich komme," rief sie, warf einen letzten Blick in den Spiegel und eilte dann zur Tür.

Als Charles seine Schwester sah, sog er tief die Luft ein, " Dana, du siehst unglaublich aus. Du bist die schönste Braut, die ich jemals gesehen habe."

Dana strahlte über dieses nette Kompliment.

Gemeinsam liefen sie die Treppe hinunter und warteten im Livingroom, bis der Organist anfing zu spielen.

Die Kinder ihrer Freundin waren festlich gekleidet und trugen Körbchen voller Rosenblätter, die sie vor ihr auf den Weg streuen sollten.

Aufgeregt zappelten sie von einem auf das andere Bein und kicherten dabei.

Dana konnte nicht verhindern, dass ihr Herz immer lauter in ihrer Brust klopfte.

Gestern hatte sie noch geglaubt, dass sie diesen Tag wie in Trance erleben würde - oder wie etwas, dass einfach so an einem vorbei zieht, ohne irgendwelche Bedeutung zu haben.

Doch nun war sie nervös und am liebsten wäre sie, wie die Kinder, von einem Bein auf das andere getreten und hätte albern gekichert.

Sie warf einen flüchtigen Seitenblick zu ihrem Bruder, der gespannt nach draußen sah.

Es wird alles gut gehen, Dana. Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen. Du wirst doch nur heiraten und in einer Stunde hast du einen Ehemann, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen wirst,' redete sie sich in Gedanken zu und zuckte dann kurz zusammen. Oh Gott, ich werde tatsächlich heiraten. Ich werde jetzt gleich da hinaus treten und dem Pfarrer und allen meinen Freunden ein lautes Ja zurufen, wenn ich gefragt werde, ob ich diesen Mann heiraten will. Jesus, das stehe ich doch niemals durch. Ich werde mich bis auf die Knochen blamieren. Ich werde auf den Blütenblättern ausrutschen, den Pfarrer samt Altar umwerfen, die Gäste werden sich ausschütten vor Lachen und mein Mann wird in Panik davon jagen. Oder ich werde beim Jawort so stottern, dass mich kein Mensch versteht. Oder ich bringe es erst gar nicht raus, weil ich vor lauter Aufregung nichts mehr sagen kann, sondern nur noch dastehe und blöd vor mich hinstarre. Oder ...' Unwillig schüttelte sie den Kopf, reiß dich zusammen Dana, du bist sonst auch nicht so tollpatschig. Weshalb sollte gerade heute ein Chaos ausbrechen ? - Es wird alles gut gehen und es wird eine wunderbare Feier ...'

" Komm, Dana. Dein Zukünftiger wartet," riss sie Charles plötzlich aus ihren Gedanken.

Dana sah erschrocken auf und konnte nicht verhindern, dass sie heftig zu zittern begann.

Charles lächelte ihr aufmunternd zu und reichte ihr seinen Arm.

Dana atmete noch einmal tief durch, zwang sich zu einem Lächeln und schritt tapfer neben ihrem Bruder ins Freie.

Ihr Weg wurde mit roten, rosa und weißen Rosenblättern bedeckt und neben dem provisorischen Altar stand ihr Bräutigam. Er trug einen schwarzen Smoking mit grauer Weste und sein Zylinder lag auf einem Stuhl in der ersten Reihe. Seine dunklen Haaren glänzten im gleißenden Sonnenlicht. Schräg hinter ihm stand Bill. Er beugte sich nun etwas nach vorne und wisperte ihrem Bräutigam etwas ins Ohr, worauf dieser sich kurz umwandte, nickte und grinste. Auch er sagte einige leise Worte, dann lachten beide leise und schüttelten sich kurz die Hände, ehe sie wieder zu Dana sahen.

Immer näher kamen sie dem Altar. Der Pfarrer stand davor und lächelte ihr erwartungsvoll zu.

Dana's Herz klopfte immer lauter und schneller. Oh, bitte, lass mich jetzt nicht zusammenbrechen,' betete sie still. Diese Peinlichkeit muss jetzt wirklich nicht sein. Bitte, lieber Gott, lass mich nicht zusammenbrechen.'

Dann hatten sie ihre Plätze endlich erreicht. Charles reichte Dana's Arm ihrem zukünftigen Ehemann.

" Dana, du bist wunderschön," sagte dieser und hatte eine Träne im Auge.

Dana erwiderte seinen Blick. Sie war erfreut über sein Kompliment und die Rührung, die ihn ebenfalls erfasst zu haben schien. Fast sofort verschwand ihre Aufregung und sie wusste, dass ihre Entscheidung richtig war. Sie lächelte dankbar und schob ihre kleine Hand beruhigt in seine große.

Dana konnte sich hinterher nicht mehr erinnern, was der Pfarrer alles gesagt hatte. Sie war einfach nur glücklich.

Verwundert warf sie ihrem Zukünftigen einen Blick zu, als der Pfarrer nun erklärte, dass der Bräutigam noch etwas sagen wollte.

Seine letzten Worte, bevor es Ernst wurde ? Oder hatte er es sich doch anders überlegt ?

Dana war einen winzigen Augenblick unsicher, was nun folgen würde. Es kam einfach zu überraschend für sie.

" Dana, ich bin heute hier, um den Bund, der uns verbindet, zu festigen. Ich bin hier, weil ich dich liebe. Ich werde immer bei dir sein. Ich werde dich immer ehren und ich werde dich immer beschützen, weil ich dich niemals verlieren möchte. Ohne dich kann ich nicht atmen. Ohne dich kann ich nicht leben. Ohne dich würde ich eingehen, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Du bist für mich das Wichtigste, was es gibt. Du bist der Grund, der mich am Leben hält. Und ich möchte, dass dieser Tag, der schönste deines Lebens wird. Ich möchte, dass unsere Ehe perfekt beginnt. Und deshalb möchte ich dich hier vor deiner ganzen Familie und deinen Freunden fragen: willst du mich heiraten ?"

Dana rollten einzelnen Tränen über die Wangen, als sie nickte.

Sie wusste, was es für ihn bedeutet hatte, das alles vor den ganzen Menschen hier zu sagen. Sie wusste, wie wichtig sie ihm war.

Ihre Stimme zitterte, als sie: " ja," sagte.

" Die Verlobungszeit ist zwar sehr kurz, aber jetzt kann der Pfarrer fortfahren," fügte er zwinkernd hinzu.

Dana tupfte sich vorsichtig die Tränen von den Wangen und lachte - und kurz darauf stellte dann der Pfarrer diese Frage. " Dana Katherine Scully, willst du den hier anwesenden Fox William Mulder zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen ? Willst du ..."

" Ja, ich will," sagte sie diesmal mit fester Stimme, als der Pfarrer geendet hatte und sie fragend ansah.

***

Es wurde ein rauschendes Fest.

Sie aßen die leckere Hochzeitstorte, tranken Sekt und ganz viel Kaffee und schüttelten spät Abends ihren Gästen zum Abschied die Hände.

Fox Mulder ließ es sich nicht nehmen, seine frisch gebackene Ehefrau die Treppe hinauf ins Brautzimmer zu tragen. Selbst Bill musste lachen, als sich sein neu gewonnener Schwager Stufe für Stufe aufwärts kämpfte. Dana war zwar nicht schwer, aber durch das Kleid konnte er die Stufen nicht sehen und musste auch Acht geben, dass er nicht auf Rock, Schleppe oder Schleier trat.

Endlich hatte er es geschafft, trug sie über die Schwelle und setzte sie vorsichtig auf das große Bett.

Nachdem er die Tür geschlossen hatte, kehrte er zu ihr zurück und ließ sich neben ihr auf der Kante nieder.

Sein Blick glitt über ihren Schleier, ihr Gesicht, ihren Körper hinunter. "Dana, du bist die umwerfendste und bezauberndste Braut die ich jemals gesehen habe."

Dana kicherte, " Mulder, dass hast du mir heute sicher schon 100 Mal gesagt. Wie viele Bräute hast du denn bisher schon gesehen ?"

Mulder überlegte kurz und zwinkerte dann, " okay. Du bist die bezauberndste und hübscheste Braut, die ich mir vorstellen kann."

Dana musste lachen und ließ sich zurück sinken, " danke - Ehemann."

" Bitte, gern gescheh'n - Ehefrau."

Dana rollte sich etwas herum und stützte den Kopf auf ihre Hand, " es war einfach eine herrliche Feier, findest du nicht ?"

" Doch, das war sie. Du warst herrlich, deine Mutter war herrlich, die Gäste waren herrlich - auch wenn ich die meisten gar nicht kannte - und sogar dein Bruder war herrlich."

" Bill ? Was hat er eigentlich zu dir gesagt, als ihr auf mich gewartet habt ?"

" Eigentlich nicht viel. Er sagte nur, dass er mich zu Apfelmus verarbeitet, wenn ich dich jemals unglücklich machen sollte. Ich habe ihm gesagt, dass er auf dieses Vergnügen lange warten kann. Es wird niemals stattfinden."

Mulder ließ seinen Blick fasziniert über Dana gleiten. Er konnte sich an ihr einfach nicht sattsehen. Sie sah in dem Kleid aus wie eine Prinzessin. Es erschien ihm fast wie ein Traum, dass dieses wunderbare Geschöpf ihn tatsächlich geheiratet hatte. Das er es war, der für immer an ihrer Seite sein durfte. Unwillkürlich glitten seine Gedanken zu einem anderen Mann.

" Was wurde eigentlich aus Kevin ? Ich meine, ... - du weißt schon, was ich meine." Er hatte unzweifelhaft den Kampf um Dana gewonnen und er bedauerte den Mann wirklich. Obwohl er sich sicher war, dass er im anderen Fall nicht halb so viel Mitleid erhalten hätte.

Dana runzelte die Stirn, " Kevin - Hm. Ich fuhr gestern Mittag zu ihm und habe mit ihm gesprochen. Ich weiß ich habe ihn sehr verletzt, doch ich denke, er hat es am Ende doch verstanden. Ich habe ihm erklärt, dass es nicht fair von mir ist, ihn zu heiraten. Weil ich ihn zwar sehr gerne mag, aber eben nicht so liebe, wie er es verdient hat. Und wenn ich ihn heirate, würde ich ihm die Chance nehmen, die Frau zu finden, die ihm tatsächlich das gibt, was er ihr schenken könnte. Er sagte zwar, das sei ihm egal. Er würde mich lieben und wollte mich heiraten. Er wurde trotzig, wütend und hat zum Schluss sogar geweint. Doch ich weiß, es ist besser so. Ich hätte ihm nie das geben können, dass er mir gibt. Und ich bin sicher, irgendwann wird er die richtige Frau finden und glücklich werden."

Mulder ließ langsam seine Finger zu Danas Arm gleiten. Streichelte sanft nach oben und über ihre Schulter, " ich bedauere den Mann und es tut mir Leid für ihn. Aber, ich bin unendlich glücklich, dass du dich so entschieden hast. - Vielleicht sollten wir langsam mal die Hochzeitsnacht einläuten. Was meinst du?"

Dana hing noch einen kurzen Moment ihren Gedanken nach. Schließlich grinste sie.

" Agent Mulder, ich warte schon die ganze Zeit darauf. Und wenn du nicht bald anfängst, fange ich an," mit einem Ruck zog sie ihn zu sich heran.

Ihre Lippen trafen sich und verschmolzen miteinander. Ihre Zungen spielten und erforschten die Mundhöhle des anderen.

Plötzlich löste sich Mulder sanft und warf einen Blick über ihre Schulter, "gibt es irgendein Patentrezept wie man das Ding hier aufbekommt ?"

Dana musste herzhaft lachen, " hast du schon mal etwas von einem Reißverschluss gehört, Darling ?"

Mulder warf ihr einen kurzen irritierten Blick zu und schaute dann abermals über ihre Schulter, " öh. Ja - aber... - ist der irgendwo versteckt ? Hier hinten ist jedenfalls keiner. Sehr mysteriös. Beinahe unheimlich. Könnte direkt eine X Akte werden. Irgendjemand muss dir den Reißverschluss gestohlen haben."

" Es wird sich auch genauso wie die meisten mystischen X Akten ganz einfach erklären lassen. - Dieses Kleid hat seinen Reißverschluss an der Seite," schmunzelte Dana und hob leicht den Arm, um es ihm zu beweisen.

" Hhm. Ja ... also. Naja, da hat sich das ja auch noch aufgeklärt," stotterte er.

Es dauerte nicht lange, bis er ihr aus dem Kleid geholfen hatte. Doch nun stand er vor dem nächsten Problem. Dana hatte noch zig Röcke unter dem Kleid. Zumindest sah es so aus.

Mulder seufzte, " warum kann ein Hochzeitskleid nicht ganz einfach nur aus einem einzigen Teil bestehen ?"

" Weil den meisten Männern das Auspacken so viel Spaß macht."

Mulder brummte kurz etwas und widmete sich wieder völlig dem Spaß'.

Irgendwann hatte er es dann geschafft und er konnte einen bewundernden Blick nicht vermeiden.

Dana mit Tanga, Spitzen-BH und Strumpfband.

" Ich glaube, ich bin im Himmel und habe gerade meinen Engel gefunden," brachte er atemlos heraus.

Im nächsten Augenblick war Dana über ihm und drückte ihn in die Matratze. Ihr dauerte das alles entschieden zu lange. Auch wenn sie es sonst eher langsam anging, so war sie diesmal einfach zu ungeduldig.

Stürmisch packte sie Mulder aus seiner Kleidung. Ihre Hände wanderten zärtlich über seinen Brustkorb und immer wieder senkte sie sich für einen leidenschaftlichen Kuss zu ihm hinab.

" Mulder - ich liebe dich," sagte sie, zwischen zwei Küssen.

" Naja, das hoffe ich. Du hast mich schließlich heute Mittag geheiratet."

" Ich will dich. Ich will dich jetzt - und ich will dich ganz - und ich will dich immer."

Mulder rollte sich leicht herum und begrub sie unter sich, " und ich will dich. Immer. Jede Nacht, für den Rest meines Lebens."

Er küsste sie wieder, heiß und innig, während seine Hände bereits forschend über ihren Körper wanderten.

Plötzlich drückte sie ihn leicht zurück, " glaubst du, wir werden es auch noch tun, wenn wir mal 80 oder 90 sind ?"

Mulder sah sie kurz etwas irritiert an, dann hob er ratlos die Schultern, " lass uns das herausfinden, wenn wir dieses Alter erreicht haben. Im Augenblick denke ich erst mal an diese Nacht, die noch vor uns liegt."

Da waren sich beide einig.

Es dauerte nicht mehr lange, bis man nur noch leises Bettknarren und verhaltendes Stöhnen vernahm.

Dana war glücklich. Sie wusste, sie hatte sich richtig entschieden. Sie wusste, an Fox Mulders Seite konnte sie beruhigt alt werden. Hier wollte sie den Rest ihres Lebens verbringen und sie wollte ihn glücklich machen. Denn sie liebte ihn genauso, wie er sie liebte. Und mehr brauchte es nicht, um glücklich zu sein.

ENDE

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