World of X

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Sukkubus

von seBig

Kapitel 1

Es regnete, Stefanie genoss das Gefühl von nassem Gras, während sie barfuß im Garten stand. Hier, im Garten ihres Vaters.

Sie war jetzt um die 17 und damals war ihre schönste Zeit gewesen. Als sie noch bei ihren Eltern lebte und sich häufig in diesem Garten aufhielt.

Sie ging auf die Schule und von ihren schlechten Noten einmal abgesehen, verbrachte sie dort viele glückliche Stunden mit ihren Freunden.

Sie blickte nach oben und spürte die Regentropfen an ihr herablaufen.

Hier war das Leben noch in Ordnung. Bevor sie von zu Hause weggelaufen war, vor dem Streit mit ihrem Vater.

Doch in diesem Moment, als sie in diesen Garten zurückkehrte, war sie glücklich. Es war vielleicht der schönste Augenblick, den sie bisher in ihrem Leben erfahren hatte.

Sie ergab sich diesem zufriedenen Gefühl. Langsam entfernte sie sich aus der Realität. Sie lebte nur noch in und durch diese Glückseligkeit.

Und schließlich starb Stefanie Mary Widdex, kleine Büroangestellte aus Foxville, Maine.

xXx

Fisher kniete über seinem Opfer. Er spürte ein Gefühl der Befriedigung, durch das, was er gerade getan hatte.

Vor ihm lag die Tote. Ihr Herz schlug noch, aber ihre Augen hatten einen starren Blick. Er hatte ihr die Seele geraubt. Wahrscheinlich würde sie an ihrem Speichel ersticken.

Fisher lächelte und stand auf. Er zog sich an und verließ das billige Motelzimmer. Er war glücklich. Von Zeit zu Zeit gönnte er sich diesen Spaß.

xXx

Hanley's Motel
Washington D.C.
10.46 Uhr


Mulder wühlte mit der linken Hand in der Unterwäsche der bedauernswerten Mieterin des Zimmers und füllte mit der rechten den Papierkram der momentanen X-Akte aus.

"Mulder, worum geht es hier eigentlich?," fragte Scully.

Mulder drehte sich herum. Hin- und Hergerissen zwischen der Freude, der Schreibarbeit entkommen zu sein und der Trauer, mit der Durchsuchung aufzuhören.

"Sie haben doch die Berichte gelesen?"

Er zeigt auf die markierte Stelle.

"Die Frau lag nach dem Geschlechtsverkehr auf dem Boden und hatte - wie soll man das ausdrücken - den Geist aufgegeben."

"Ja, ja. Ich habe alles gelesen. Aber ich warte auf Ihren paranormalen Vortrag. Worin besteht das übernatürliche Phänomen, dass sich in diesem Zimmer abgespielt hat?"

Sie setzte sich auf das Bett und blickte Mulder gelangweilt an.

"Voodoo? Geister?" Und nach einer Pause: "Aliens?"

Mulder schnitt eine fragende Grimasse: "Haben Sie irgendein Problem?"

"Es ist nur das ich die Woche eigentlich ohne Arbeit verbringen wollte."

"Sie meinen: Einkaufen, Männer treffen, Buch lesen, Friede, Freude, Eierkuchen? Solche Sachen?"

"Lassen Sie uns das einfach schnell erledigen, ja?"

Mulder schlich durch das Zimmer. Scully beobachtete geduldig wie er Fenster, Möbel und den Umriss der Leiche untersuchte. Schließlich setzte er sich neben sie und holte ein Säckchen aus der Innentasche seines Mantels hervor. Daraus begann er Sonnenblumenkerne zu essen.

Er verharrte als er Scullys eisigen Blick bemerkte.

"Was jetzt?", fragte sie gefasst.

"Noch ist nichts spruchreif. Ich informiere mich noch mehr und Sie entspannen sich erst einmal."

Mit leichtem Sarkasmus fügte er hinzu: "In diesem Zustand sind Sie sowieso für nichts zu gebrauchen."

"Ich weiß nicht, ob ich Sie jetzt umarmen oder erwürgen soll", meinte sie.

Nachdem Scully gegangen war, sah er sich erneut im Zimmer um.

Der Raum roch merkwürdig unangenehm. Mulder drehte den Kopf nach rechts und sah auf einem Tischchen lauter Make-Up Produkte, deren Düfte sich vermischten. Irgendwie passte das in das Chaos, das in dem Zimmer herrschte.

Mulder knabberte nervös an den Kernen, während er im Zimmer hin und her tigerte.

Dieser Fall war nicht der Erste dieser Art. In sporadischen Abständen traten sie immer wieder auf. Was Mulder an der Geschichte stutzig machte, war das Fehlen einer Idee seinerseits. Normalerweise hatte er immer eine ungefähre Vorstellung wie sich ein Fall erklären ließ. Aber hier?

Ihm war kein mythologisches Wesen bekannt, das für so etwas verantwortlich sein könnte. Die Frau hatte einfach nur dagelegen und auf den Tod gewartet.

Konnten Außerirdische etwas damit zu tun haben? Sie passten nicht ins Konzept. Das wäre ein ganz neues Verhalten gewesen. Vielleicht gab es eine bisher unbekannte Alien-Gruppierung?

Möglich ...

Mulder trat auf den Parkplatz hinaus. Der Himmel war grau und bewölkt. Die gelbe Farbe blätterte von dem Hauptgebäude des Motels ab. Vor ihm stand das kleine Managerbüro, in Form eines weißen Häuschens. Ein Polizist kam Mulder entgegen, um die Tür zum Zimmer zu versiegeln.

"Der Manager ist gerade gekommen", deutete er mit dem Daumen zum Büro.

"Danke."

Eine kleine Glocke klingelte, als Mulder das Büro betrat. Es war sehr ordentlich und aufgeräumt.

Der Manager war ein schlanker Mann mit weißem Hemd und Brille. Er saß hinter seinem sauberen Schreibtisch und wirkte ... nun ... fehl am Platz.

"Äh, ja?", stammelte er.

Mulder zeigte seinen Ausweis.

"Special Agent Fox Mulder. FBI."

Auf die Reaktion der Leute, wenn er seinen Ausweis hervor holte, freute er sich immer wieder.

"Was? Oh!" Der Manager sprang auf und bot Mulder einen Platz an. Mulder setzte sich und der Manager reichte ihm über den Tisch hinweg die Hand.

"Mein Name ist Herman Fogg."

Er zeigte auf das Namensschild auf seinem Tisch. "Der Dritte!"

"Sie führen das Motel?", fragte Mulder.

"Oh, ja"

Der Stolz schien dem Mann förmlich aus den Ohren zu tropfen.

"Ich hätte ein paar Fragen bezüglich des Vorfalls. Sie wurden schon befragt?"

"Oh, ja. Eine grauenhafte Geschichte."

"Haben sie die Frau gekannt?"

"Ja. Miss Widdex war eine Art Stammkundin. Sie hatte Geldprobleme, deshalb wohnte sie hier. Wir sind recht preiswert."

Mulder blätterte in der Akte. "Sie war Sekretärin?"

"Oh, nein. Sie war mehr als das. Sie erledigte sämtliche Arbeiten, die im Büro anfielen. Es waren nur kleine Jobs und sie verlor sie oft, aber manchmal arbeitete sie gleichzeitig bei drei Firmen."

"Woher wissen sie das alles?"

"Wir waren Freunde, einmal arbeitete sie auch für mich."

"Hatte sie sonst irgendwelche Bekannten?"

Fogg fühlte sich unwohl.

"Manchmal hat sie sich einen Mann angelacht und eine Weile bei ihm gelebt, aber sie kam immer wieder zurück."

Plötzlich fiel Fogg in einen verschwörerischen Tonfall: "Gestern Nacht habe ich sie mit einem Mann zurückkommen sehen."

"Wie sah er aus?"

" Ich konnte nur erkennen, dass es ein Mann war, dann bin ich schlafengegangen. Ich habe sehr unruhig geschlafen."

Mulder seufzte. Ein Verdächtiger. Er musste wohl konventionell vorgehen. Zum Glück war Scully nicht da, um das mitzuerleben.

xXx

Paradise Shopping Mall
14.05 Uhr


Es war sehr laut im Einkaufs- Center. In der großen Halle fand eine Kinderveranstaltung statt. Man hatte eine kleine Eislaufbahn errichtet, auf der die Kleinen ihr Talent unter Bewies stellen konnten. Rundherum standen stolze Mütter und beobachteten ihre Kinder, die zwischen Luftballons und einigen Clowns herumtobten.

Scully trieb sich am Rand herum und aß einen Salat aus einer Plastikbox. Sie war wegen eines Traums, den sie in der letzten Nacht hatte, ziemlich schlecht gelaunt.

Den Inhalt des Traumes hatte sie vergessen, aber beim Frühstück, das ziemlich karg ausgefallen war - ihr Appetit war nicht der beste gewesen-, merkte sie, dass er ein unangenehmes Gefühl in ihr hinterlassen hatte.

Sie kannte dieses Gefühl, es suchte sie manchmal heim. Sie konnte es nicht genau identifizieren. Vielleicht hatte sie auch Angst davor. Scully schüttelte den Kopf. Das war lächerlich. Und doch hatte sie sich mehr als unwohl gefühlt.

Sie hatte Mulder dazu gebracht, sie fortzuschicken und es war ihr nicht gelungen sich zu entspannen. Vielleicht hätte er ihre Hilfe wirklich gebrauchen können.

In Gedanken vertieft schlenderte Scully eine Treppe hinunter. Hier gab es eine Bar, in der es ziemlich ruhig zuging. Das große Geschäft begann hier erst in der Nacht.

Fisher saß am Tresen und starrte in sein Glas. Die Eiswürfel begannen zu schmelzen. Vor ihm stand Ricky, der Barkeeper. Ein guter Mann, er hatte schnell begriffen das Fisher nicht viel redete. Sonst waren nur drei Leute in dem Lokal. Einer der Clowns hatte sich vor den Kindern hierher gerettet und betrank sich. Hinter ihm saß ein Farbiger, der desinteressiert in der Zeitung las. Seine Freundin versuchte ihren Mangel an Charakter mit viel zu viel Make-Up zu verdecken. Fisher konnte ihre langweilige Persönlichkeit in ihren Augen lesen. Sie war mit dem Mädchen von gestern nicht zu vergleichen. Trotz ihres armseligen Lebensstils war sie ein Mensch mit verborgenen Talenten gewesen. Er hatte sie sehr genossen.

In diesem Moment kam eine Frau die Treppe hinunter. Zuerst reagierte Fishers Körper auf sie, aber diese Art von Verlangen kannte er. Sie trat bei jeder attraktiven Frau auf, die er genauer beobachtete. Und diese Dame war attraktiv. Sie setzte sich an einen Tisch und bestellte ein Mineralwasser. Dann traf sein Blick den ihren.

Diese Augen! Jetzt verlangte Fishers Geist nach ihr. Natürlich, er hatte sich erst vor kurzem jemanden gegönnt und er brauchte eine gewisse Zeit, um sich zu regenerieren, um nicht schwach zu werden. Aber er musste die Gelegenheit ergreifen.

"Oh", sagte Fisher. Es war nicht nur ein Laut. Es war ein Gefühl, das alle im Raum packte und aufmerksam machte. Doch sie war angesprochen. Und sie wusste das. Und es überraschte sie. Sie war bereit.

Scully sah, wie sich der Mann ihr gegenüber setzte. Er war dunkelhaarig und sportlich und erinnerte sie irgendwie an Mulder. Aber er wirkte erwachsener.

"Kennen wir uns nicht?"

"Ich glaube nicht", meinte sie.

"Dann sollten wir das aber schleunigst nachholen."

Mit diesem lächerlichen Spruch fing er an sie in ein Gespräch zu verwickeln. Anfangs zögerte Scully. Ihr kam das alles unnatürlich vor. Aber dann sah sie in Michael Fishers Augen - so hatte er sich vorgestellt - und alle Zweifel waren verflogen. Vielleicht war diese Art von Spontanität genau das, was sie in ihrem Leben brauchte. Einfach loszureden. Und Fisher war ein toller Gesprächspartner. Es war nicht wichtig was er sagte, sondern wie er es sagte. Er faszinierte sie. Ihre grauen Gedanken wichen einer fröhlichen Ausgelassenheit. Sie redeten und redeten, wären sich das Lokal füllte. Irgendwann war es stickig und verraucht. Gemeinsam gingen sie nach draußen spazieren. Sie sprachen unentwegt. Dann kamen sie auf ihre Arbeit zu sprechen.

"Ich will darüber nicht reden. Sie ist zwar manchmal sehr erfüllend, aber sie ist auch mein Käfig. Ich bin durch so viele, teils wirklich schlimme, Erlebnisse an sie gebunden. Sie ist ein Teil meines Lebens geworden." Sie seufzte. "Genauso wie die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite."

Scully blickte an sich herab. "Sieh mich an. Ich habe kaum etwas anzuziehen, außer dieser konservativen Arbeitskleidung."

Er legte ihr den Arm um die Schulter und sagte ernst: "Als erstes gehen wir Morgen einkaufen."

Sie musste lachen. Dann bemerkte sie, dass sie vor ihrer Haustür standen. Sie lächelte Fisher an. "Kommst du mit rauf?"


FBI-HQ
23.15 Uhr


Mulder saß in seinem Büro vor dem Computer. Bis auf das Licht des Bildschirms war es vollkommen dunkel. Plötzlich knackte es in den Lautsprechern. Mulder griff nach seinem Handy, das zu läuten begann. Er hob ab.

"Ja?"

Frohike meldete sich.

"Hast du gewusst, dass Scully mit einem Mann zusammen ist?"

"Was?"

"Ich war heute in der Nähe ihrer Wohnung und dachte mir, ich statte ihr einen Besuch ab. Und da sitzt sie mit einem Mann in ihrer Wohnung und redet mit ihm. Ich habe mir den Typen gemerkt und sehe jetzt nach, was ich über ihn rausfinden kann."

Obwohl auch Mulder eine gewisse Neugierde verspürte, sagte er: "Hör mal, das ist ihr Privatleben ..."

"Du verstehst nicht!", unterbrach ihn Frohike.

"Der ist gefährlich. Scully war ganz merkwürdig, sie wollte mich so schnell wie möglich loswerden."

"Das ist wohl kaum merkwürdig."

Der einsame Schütze ignorierte die Bemerkung.

"Ich werfe dem Kerl einen Blick zu und er schaut zurück. Seine Augen waren brutal. Dann steht er auf und meint, es wäre ohnehin Zeit zu gehen. Er verschwindet und Scully sieht ihm sehnsüchtig nach - ich meine sehnsüchtig. Dann wirft sie mich aus der Wohnung."

"Bravo!"

"Ich habe so das Gefühl, du nimmst mich nicht ernst."

Auf Mulders Bildschirm leuchtete etwas auf.

"Ich muss Schluss machen."

Er steckte das Handy weg und hielt einen Moment inne. Wer war dieser Mann? Was machte er mit Scully? In Mulder regte sich der Beschützerinstinkt. Scully war eine erwachsene Frau und konnte auf sich selbst aufpassen. Meistens. Wenn sie sich nicht gerade mit Typen verabredete, deren Tätowierungen zu ihnen sprachen. Mulder lächelte gequält.

Nun gut. Er hatte zu arbeiten.

Es existierte ein Netzwerk, das zwar die gleiche Größe und Aktualität wie das Internet besaß, jedoch nicht abgehört werden konnte. Es war eine Plattform für Spione, Hacker und Regierungsangehörige, die ihre Geheimnisse austauschten. Mulders Freunde hatten ihm die Sache so erklärt: Das Netz war an der Unterseite von Dateien angebracht, es existierte "hinter" dem Internet. Die NSA arbeitete wie wild daran, einzudringen und es war nur eine Frage der Zeit, bis die Macher gefunden wurden und verschwanden. Doch bis dahin war es eine interessante Informationsquelle. Mulder war beileibe kein Hacker und es hatte ein paar Stunden gedauert bis er Zugang hatte, aber jetzt war er on-Line. Die ‚Wegbeschreibung‘ seiner Freunde hatte funktioniert. Nach einer Weile fand Mulder sich zurecht und kontaktierte seinen Informanten Oberon.

oberon: woz up? nich vil zeit

spooky: ok. frauen ermordet. fielen nach sex in einen passiven zustand. (Wachkoma?) starben. verhungern, ersticken,etc. wurden teilweise von jemanden plaziert, damit tod eintreten konnte.

oberon: stop. muss schließen. check www.mystman.ocm. mein tip: Suk


Bevor Oberon fertigschreiben konnte, wurde der Chat unterbrochen. Was war mit ihm geschehen? Mulder hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Die Website stellte sich als eine Art Lexikon heraus. Es behandelte Mythen und Monster. Mulder fügte es seinen Favoriten hinzu und begann unter S zu suchen. Eine Fülle an Informationen erwartete ihn.

Sabbat
Santeria
Scapulomanie
Seehexen
Septuagint
Shamanismus
Sindonologie
Stonehenge
Sukkubus


Das war es.

Wenn die Menschen früher sexuelle Träume hatten, glaubten sie von einem Sukkubus heimgesucht worden zu sein. Dieses Wesen stahl die Lebensenergie seiner Opfer, bis sie nur noch eine leblose Hülle waren. Wir wissen recht wenig über die Formen, in denen Sukkuben auftreten und ihr Verhalten. Folgende lässt sich aber sagen: Sukkubismus ist eine besondere Form des Vampirismus, auch hier ist ein wichtiger sexueller Aspekt im Spiel. Genauso wie manche Vampire die Erotik beim Bluttrinken empfinden, hat der Sukkubus ein Verlangen nach einem fremden Geist. Einem Bewusstsein. Er braucht es nicht zum Überleben, aber es gibt ihm den Kick. Der gefährlichste Sukkubus ist der, der sein Ziel nicht erreicht hat und aus seinem unbefriedigtem Verlangen heraus nur noch Rache will.


Güterbahnhof 42
Nächster Tag
21.00 Uhr


Scullys Wagen fuhr vor. Seine Scheinwerfer enthüllten ein paar alte Gleise mit verrosteten Waggons in der Dunkelheit. Alles war mit Gras überwuchert. Fisher stieg aus und öffnete Scully die Tür.

"Was machen wir hier?", fragte sie.

"Dieses Gelände ist doch schon seit Jahren verlassen."

Er lächelte sie an.

"Ich will dir etwas zeigen."

Er führte sie in ein altes Schaltwerk. Die Decke war aufgerissen und der Mond schien ins Zimmer. Es war ein klarer Himmel. Überhaupt war das Wetter an diesem Tag recht angenehm gewesen. Es war, als wenn das Wetter ihren Gefühlen folgen würde. Jeder Ärger vom vorherigen Tag war vergessen. Fisher munterte sie auf und machte einen neuen Menschen aus ihr. Das war schon seltsam. Sie hatten den ganzen Tag Witze gerissen, waren einkaufen gegangen.

Es war ...

Sie benahm sich so nicht - nicht mehr. Und trotzdem saß sie hier in diesem Häuschen, auf dieser Decke, mit diesem Mann zusammen. Als wenn sie sich schon seit Jahren kennen würden. Sie bemerkte den Rauschzustand, in dem sie sich befunden hatte. Was machte Fisher mit ihr.

Er sah ihr in die Augen.

Woran hatte sie gedacht? Es war wohl nicht wichtig gewesen.

Fisher konnte sich kaum noch zurückhalten. Er wäre am liebsten über sie hergefallen. Aber einen guten Wein muss man genießen. Daran hatte ihn der Auftritt dieses Zwergs in Danas Wohnung erinnert. Fisher hatte mit seinem Verschwinden in ihr Sehnsucht entwickelt und sie auf diesen Typen wütend gemacht. Das verbesserte ihr Aroma. Natürlich musste er sie gleich in der Frühe abfangen. Wenn sie alleine war, bestand die Gefahr, dass sie sich aus seinem Bann befreien könnte. Sie schaffte es immer schneller, er konnte sie nur noch schwer ruhig stellen. Jetzt oder nie!

"Bist du glücklich?", fragte er sie.

"Ja."

Sie küssten sich und sanken zu Boden. Scully stöhnte leise.

Scully stand auf dem Gang vor Mulders Wohnung. Ihr kamen Tränen in die Augen. Was Mulder da sagte war unglaublich. Er tröstete sie nicht nur, er machte ihr so vieles klar. Zweifel und Probleme hatten sich wie ein Knoten um ihren Hals gelegt, sie hatte keine Luft mehr bekommen. Ihre ganze Welt war zusammengebrochen, sie hatte durch die X-Akten so viel Leid erlebt und wollte einfach aufgeben, kündigen, neu anfangen. Alles hinter sich lassen. Aber Mulder machte ihr hier ihre Rolle klar. Er löste ihren Knoten, ein unsichtbares Gewicht löste sich von ihr und ließ sie in die Höhe schnellen. Sie küsst Mulder auf die Stirn und umarmte ihn. In den beiden stieg ein Gefühl hoch, das sie kaum realisiert hatten. Gleich würde die Biene zustechen und im Laufe ihrer weiteren Zusammenarbeit kam das Gefühl in dieser Intensität nie wieder. Aber in diesem Moment - vor dem Stich - war Dana Katherine Scully mehr als glücklich. Langsam begann sie aus der Realität zu verschwinden.

Ein Schuss.

Noch einer.

Fisher kniete vor der bewusstlosen Scully und schrie auf. Als Mulder den Schrei hörte, fühlte auch er den Schmerz. Er taumelte, ließ die Waffe fallen und wurde ohnmächtig. Fisher führte die Hand zum Mund und spürte, wie ihm das Blut hochkam. Er starb - mit zwei Schüssen in den Rücken. Panisch warf er sich auf Scully und küsste sie, während das Leben aus seinem Körper entwich.


Scullys Appartement
23.45 Uhr


Mulder und Scully saßen auf dem Sofa. Er hatte sein Jacke um ihre Schultern gelegt. Sie waren todmüde.

"Frohike rief mich also an. Wir wussten jetzt, dass dein Freund mit dem Mädchen zusammen war. Und er stand auch mit den anderen Morden in Verbindung. Es hat eine Weile gedauert, bis wir Sie gefunden haben. Ich weiß, Sie glauben mir diese Geschichte nicht ganz und ich bin mir auch der Tatsache bewusst, dass Sie unter Schock stehen und ich Ihnen ihre Ferien ziemlich versaut habe ..."

Scully legte ihm die Hand auf den Mund und sah ihn an. Nur ein paar Sekunden, aber ihm kamen sie wie Stunden vor. Dann legte sie ihren Kopf auf seine Schultern.

"Wissen Sie, Mulder, als dieser Mann - dieses Ding - in mir war, trieb er eine Erfahrung hoch, die ich verdrängt hatte. "

Sie schmiegte sich näher an Mulder heran.

"Ihr Leben ist auch mein Leben. Unsere Schicksale sind untrennbar miteinander verbunden. Ich kann und will ohne Sie nicht mehr sein."

Sie saß jetzt auf seinem Schoß uns blickte ihm direkt in die Augen.

"Ich kann ohne dich nicht mehr sein. Ich liebe dich, Fox."

Mulder war sprachlos. In seinem Inneren vermischten sich die verschiedensten Gefühle. War das möglich? Konnte dieses Ereignis zu solch einem Happy End führen?

In ihm entstand ein schrecklicher Verdacht. Es tat schon beinah weh, aber er musste fragen. Sollte er sich irren, hätte er den Zauber des Moments zum Teufel gejagt.

"Sukkubus?"

Scully lächelte sadistisch.

"Du hast meinen besten Wirtskörper getötet. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Ich werde jetzt Dana benutzen und du wirst mein erstes Opfer sein. Ich werde dich innerlich zerfetzen."

"Ich werde kämpfen", erwiderte Mulder entschlossen.

"Und du wirst verlieren."

Sie küsste ihn. Mulder wäre am liebsten aufgesprungen und hätte geschrien, aber er konnte sich nicht bewegen. Also sammelte er sich und bereitete sich auf den Kampf vor.

Dem Sukkubus gelang es nicht, in Mulders tiefere Psyche vorzudringen.

So viel Angst. Vor der Welt da draußen. Vor den Menschen. Um die Menschen, die ihm nahestanden. So viele Fragen. Enttäuschungen. Mulders Leben war geprägt von dem Spott seiner Umgebung und seinem Klammern an die verzweifelte Hoffnung eine Erklärung für alles zu finden. Die Wahrheit zu finden. Er glich einer Ruine. Aber das war nicht der ganze Mulder. Es gab tröstende und glückliche Erfahrungen. Der Sukkubus spürte sie, aber er konnte sie nicht erreichen. Mulder setzte seine ganze Kraft ein, um ihn fernzuhalten. Der Sukkubus war zu sehr geschwächt. Wut und Brutalität durchströmten ihn. Er spürte Verlangen. Er wuchs über sich hinaus, um Mulder zu brechen. Mulder konnte ihm nicht mehr lange standhalten und gab sich ganz seinem Schmerz hin. Der Sukkubus verlor den Boden unter den Füßen. Die kalte Gefühlswelt brach über ihm zusammen. Er konnte nicht mehr in die Realität zurück und landete neben ihr. Außerhalb der Wirklichkeit, wo es nur ihn selbst gab. Er war dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit allein zu sein. Ohne die geringste Spur eines anderen Bewusstseins als dem eigenen. In seiner eigenen Hölle gefangen.

"Mulder, was ist passiert? Ich ... Ich kann mich an nichts erinnern." Verwirrt sah Dana Scully ihn an.

"Schlafen Sie, Scully. Wir sehen uns morgen."

Mulder nahm seine Jacke und ging.


ENDE
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