World of X

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Eine heiße Dusche

von Susanne Barringer

Kapitel 1

Meine Haut brennt aufgrund der Chemikalien. Ich kann sie durch meine Kleidung sickern fühlen, in meine Poren, wie sie meine Zellen verätzen und mich Schicht für Schicht zerstören. Mulder und ich kamen mit etwas in Berührung, dass uns zerfrißt und es verschwendet keine Zeit damit. Was uns retten wird, ist die Entseuchungs-Anlage, die man genau für diesen Zweck hier vorübergehend aufgestellt hat.

Wir werden zum Duschbereich getrieben, wo zwei Technikern mit Schläuchen warten. Ich bin schon halb ausgezogen bis wir dort ankommen. Je länger meine vollgesaugten Kleider auf meiner Haut bleiben, desto schlimmer werden die Verätzungen sein und das Brennen der Chemikalien ist schon fast mehr als ich ertragen kann. Der Schmerz schießt in einer Weise durch meinen Körper, die mich dazu bringt meine Zähne mit aller Kraft zusammenzubeißen. Das Letzte, was ich sehe, bevor ich mich herumdrehe, um den Techniker anzusehen, ist Mulder, der sich aus seiner Hose schält. Es gibt kein Fünkchen Privatsphäre in der Enseuchungs-Anlage und auch keine Zeit, sich darum zu sorgen. Wir müssen zusammen durch die Prozedur gehen.

Ich bin von Natur aus keine übermäßig prüde Person, aber es ist ziemlich beunruhigend, sich völlig vor einer Gruppe Fremder auszuziehen, die von Kopf bis Fuß mit Entseuchungsanzügen, Handschuhen und Masken bedeckt sind. Nicht ein Zoll ihrer Haut ist sichtbar, während ich in all meiner Pracht zur Schau gestellt bin. Jedoch der aggressive Schmerz tötet jedes Stückchen Scham, das mir verblieben ist.

Noch mehr beunruhigend als mein aktueller Zustand von Nacktheit aber ist das Bewußtsein, dass mein Partner, der gerade mal zwei Fuß hinter mir steht, ohne Zweifel ebenso nackt ist. Ich kann seine Gegenwart fühlen, wie ich es immer kann, obwohl ich nicht behaupten will, daß wir jemals zuvor in so einer Situation gewesen sind.

Der Techniker spritzt mich mit genug Wasserdruck ab um mich beinahe rückwärts zu treiben. Ich kann durch den Lärm hinter mir hören, dass Mulder genauso behandelt wird. Das Wasser von zwei Schläuchen fließt von unseren Körpern ab und trifft auf den Körper des Anderen. Ich versuche nicht über die Tatsache nachzudenken, daß es etwas deutlich Erotisches in diesem ganzem Szenarium gibt.

Nach dem anfänglichem Spülen fängt eine Entseuchungsspezialistin an, mich mit Neutralisierer abzuschrubben, während der Techniker mit dem Schlauch fortfährt einen leichten Stom Wasser über mich zu sprühen. Obwohl meine Haut noch von den Chemikalien brennt, die weggescheuert werden müssen, bin ich nicht davon überzeugt, daß das Neutralisieren in irgendeiner Weise besser ist. Es fühlt sich an, als ob ich geschmirgelt werde und die rauhe Behandlung reißt an meiner Haut und hinterläßt ein stechendes Gefühl, das sich mit dem Brennen zu einer Empfindung mischt, die an Folter grenzt.

Ich versuche über etwas anderes nachzudenken. Mulder! Hinter mir stehend! Nackt! Ich scheine das Bild nicht abschütteln zu können. Natürlich habe ich ihn zuvor schon nackt gesehen, aber das war in Zeiten von Notfällen und ich war natürlich zu abgelenkt, um dem viel Aufmerksamkeit zu zollen. Ich sollte jetzt auch abgelenkt sein. Säure frißt in meine Haut und es gibt andere Dinge, um die ich mich sorgen müsste. Ich sollte mich über Mulders Zustand sorgen, wie schwer er verätzt ist, ob er genauso viele Schmerzen hat wie ich. Aber nein, alles woran ich stattdessen denken kann, ist, wie nackt er gerade dort steht. Mein Timing ist nie sehr gut gewesen.

Der Situation wird nicht abgeholfen, als die Entseuchungsspezialistin, die gerade meinen Bauch schrubbt plötzlich ihren Druck intensiviert und ich durch den Rhythmuswechsel kurz mein Gleichgewicht verliere. Ich bin gezwungen einen Schritt zurück zu treten um mein Gleichgewicht wieder zu erlangen und streife dabei gegen Mulder. Es ist gerade einmal ein flüchtiger Zusammenstoß, schon fast vorbei ehe ich es überhaupt bemerke, bevor ich schnell wieder einen Schritt vorwärts gehe. Mein Herzschlag beschleunigt sich und meine Haut prickelt an den Stellen, wo ich in Kontakt mit ihm gekommen bin. Ich bin mir wirklich nicht sicher, wie lange ich noch fähig sein werde, dies zu ertragen.

Es dauert einige Minuten bis die Spezialistin jeden Teil meiner Vorderseite geschrubbt hat und allmählich wird die intime Musterung unbequem. Dann macht sie eine leichte kreisförmige Bewegung mit ihrem Finger um mir anzuzeigen, dass ich mich herumdrehen soll.

Das tue ich und stehe dann dem Rücken Mulders gegenüber, der sich vor mir ausstreckt, braun und glatt wie teures Leder. Eine breite Front von Muskeln ruht perfekt auf seinem Kreuz. Ich möchte meine Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren, die Stellen berühren, auf denen die Wasserperlen über seine Haut ziehen. Aber natürlich kommt das nicht in Frage. Deshalb suche ich etwas anderers zu tun. Ich schaue mir seinen Hintern an. Er ist dort, genau vor mir. Wie kann ich ihn da übersehen?

Ich muss sagen, dass Mulder einen tollen Hintern hat. Es ist einer von diesen perfekt gerundeten Hintern, die man selten sieht. Die Haut sieht seidig und weich aus und ich bin von der Art fasziniert, wie das Wasser über sein Gesäß fließt, wie ein Wasserfall, der zum Boden herabstürzt. Ich habe die starke Versuchung zu ihm hinüber zu reichen und das kleine Grübchen auf der rechten Seite zu berühren, mit meinem Finger über seine glatte Einkerbung zu fahren. Ich habe eine kurze Fantasie wie ich meine Fingernägel in seinen Hintern vergrabe, während er in mich stößt, aber ich schüttele das so schnell wie möglich ab. Ich bin mir sehr bewußt, daß wir hier sehr weit davon entfernt sind alleine zu sein und dies ist jetzt nicht die Zeit, mit Fantasien zu spielen.

Ich bin zu vertieft darin, Mulders Anatomie zu studieren, als zu bemerken, dass sein Techniker ihn auffordert, sich herum zu drehen. Er wendet sich so schnell herum, dass ich kaum Zeit habe meinen Blick hochzureißen, damit meine Augen auf sein Gesicht schauen und nicht auf seine Leiste. Seine Augen begegnen meinen in Überraschung über unsere gegenwärtige Position, aber er schaut nicht weg. Ein leichtes Grinsen bidet sich in seinen Mundwinkeln. Niemand im Zimmer scheint zu erkennen wie unglaublich schwierig das sein könnte. Die Entseuchungstechniker setzen das Abbürsten fort, als wäre es keine große Sache, dass sich zwei nackte Partner von unterschiedlichem Geschlecht Auge in Auge gegenüberstehen.

Wir schauen einander an. Keiner von uns ist bereit den Blickkontakt zu brechen. Es dreht sich aber auch keiner von uns beiden weg. Ich sehe die Herausforderung in seinen Augen, die durch ein schnelles Anheben seiner Augenbrauen verstärkt wird. Die Mitteilung ist klar. Wer von uns wird der Erste sein, der nachgibt und nach unten sieht? Verschiedene Gefühle spiegeln sich auf seinem Gesicht, neckend, flirtend, herausfordernd. Trotzdem ich mir selbst versprochen habe, dass ich nicht die Erste sein werde, die nachgibt, scheine ich doch unfähig zu sein, meine Augen aufzuhalten, als sie eine schnelle Exkursion machen. Ich studiere seinen Mund, dann sein Kinn, genieße ihre Vertrautheit. Ich kenne sie, so wie ich meinen eigenen Namen kenne. Dann widme ich der Weise, wie sich sein Hals wölbt, mehr Aufmerksamkeit. Eine Weise, die mir im Laufe der Jahre vertraut geworden ist. Ist es doch ein Teil von ihm, den ich regelmäßig studieren kann, ohne übermäßig zu starren. Ich fahre mit meinem Blick langsam langsam seine Schulter entlang zu dem oberen Teil seiner Brust, wo die Wasserperlen ihn wie Diamanten schmücken, seine Haut noch ganz rosa vom Abschrubben. Es ist eine schnelle Pilgerfahrt. Dann kehre ich zu seinen Augen zurück. Gerade ein bisschen Anreizen, nichts mehr. Nichts Bedenkliches darin. Vollständig professionell. Größtenteils.

Als ich Mulder's Augen wieder treffe, lacht er mich aus. Nicht laut heraus, aber ich kann es erkennen. Er fordert mich mit seinen Augen heraus. Er fordert mich heraus nachzuschauen, meine gerade gezogene Grenzlinie zu überschreiten, um alles zu sehen. Seine Augen bitten mich, das Risiko einzugehen. Ich zögere einen Moment, lange genug um ihn unsicher werden zu lassen und dann nehme ich die Mutprobe an. Die Technikerin schrubbt jetzt meinen Rücken, nachdem sie mit meinen Schultern und Armen fertig geworden ist, sich langsam und gründlich an meinem Körper herab arbeitend.

Es gibt keine Minute mehr zu verschwenden. Ich habe nur noch wenig Zeit.

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Ich erlaube meinen Augen, frei über Mulders Brust zu schweifen, über die Masse an Wasser, die über seine Haut fließt. Diese Wasserkaskade ist faszinierend. Das Wasser fällt in Bächen über seine Muskeln und klebt die Haarbüschel an seine Brust, ein Mosaik von dunkler und roter Haut schaffend, wie eine Vision moderner Kunst. Die Bewegung des Technikers hinter Mulder, den ich nur aus meinem Augenwinkel sehen kann, erinnert mich daran, wo ich bin, aber ich kann mich nicht von dem Anblick vor mir losreißen. Ich verfolge seine Kurven und seine Muskeln, frage mich wie es wäre ihn dort zu berühren und was er wohl machen würde, wenn ich es wirklich täte. Ich möchte mich vorwärts lehnen und den Tropfen Wasser auf meine Zunge nehmen, der auf der untersten Kurve seiner Brust zittert, im Kampf zwischen dem Verlangen sich an seiner Schönheit festzuhalten und der unvermeidlichen Schwerkraft, die ihn zu Boden zieht.

Ich schaue schließlich zu, als der Tropfen letztendlich aufgibt und Mulders Rumpf in einem ziellosen Pfad herabschwimmt. Ich folge ihm zu seinem Bauch, unglaublich braun und fest, noch genau so wie ich mich von den wenigen Gelegenheiten, an denen ich ihn ohne Hemd gesehen habe, daran erinnern kann. Es ist ein Bild, das in meinem Verstand existiert, seit dem ich ihn kenne. Dieser schöne Körper, der zu mir eine Serenade von Haut und Hitze und seidiger Glätte singt.

Ich sehe, wie Mulder tief Luft holt, wie seine Brust sich dabei ausdehnt. Ich fühle seinen Blick auf meinem Gesicht und ich weiß, daß sich seine Augen nicht bewegt haben. Er beobachtet wie ich ihn mustere. Ich hoffe, dass er sich bei meiner gründlichen Untersuchung nicht unwohl fühlt. Ich kann nun auf keinen Fall mehr damit aufhören. Nicht jetzt! Erst wenn ich alles gesehen habe.

Ich schlängele mich seinen Bauch entlang zum Ansatz des dunklen Haardickichts. Ich bin mir kaum noch des Schmerzes bewußt, der durch mein Körper schiesst, als die stechenden Substanzen von meiner Oberfläche geschrubbt werden. Das Brennen ist von etwas Anderem ersetzt worden, das in mir glüht und mich dazu bringt, mich erhitzt unter dem Wasser zu fühlen, das kalt über meine schmerzende Haut fließt.

Um ehrlich zu sein, habe ich Penisse immer amüsant gefunden, insbesondere wenn sie schlaff herabhängen. Ich meine damit, ich habe nie wirklich die Anziehungskraft von Schnappsschüssen von Penissen irgendwelcher Männer verstanden. Letztendlich ist es schließlich der ganze Mann, der wirklich zählt. Weich und nicht erregt, ist ein Penis wirklich ziemlich albern, gerade einmal ein Stück Fleisch, das zwischen den Beinen hängt, wie irgendeine Art von Überbleibsel von einem Fehler der Evolution. Trotz seiner Zweckmäßigkeit lächerlich aussehend.

In diesem besonderen Moment aber finde ich nichts daran lächerlich. Ich studiere Mulders Penis wie ein Künstler. Seine Glätte und Unebenheiten, die Art, wie er so perfekt hängt. Ich wünschte, ich wäre ein Künstler, damit ich ihn in Stein hauen oder malen oder irgendetwas machen könnte, um seine Schönheit für alle Ewigkeit zu bewahren. Ich habe noch nie einen Mann so schön gesehen, so makellos und zart entworfen. Sein Penis und die festen Muskeln seiner Oberschenkel und der Winkel seiner Hüftknochen, alles fügt sich zusammen in eine Art Sonate wunderbarer Männlichkeit. Die Art wie das Wasser über ihn strömt, vergrößert nur mein Bedürfnis ihn zu berühren und die Herrlichkeit seiner Form mit meinen Händen zu erforschen. Hitze lodert zwischen meinen Beinen auf, trotz all meiner Anstrengungen es zu bekämpfen und trotz der vielen Augen, die wie ich weiß, uns beobachten.

Ich bin überrascht, als Mulders Penis sich leicht unter meinem Blick rührt. Ich balle meine Fäuste fest zusammen um meinen Wunsch zu ihm hinüber zu reichen und ihn zu berühren zurückzudrängen; den Wunsch meine Finger über seine Kurven und Furchen gleiten zu lassen, um das zu fühlen, was ich vor mir sehe. Ich sehne mich danach, ihn dazu zu bringen sich unter meinen Händen zu erheben und nach mir zu betteln. Ich möchte ihn schmecken, ihn voll in meinem Mund spüren, ihn hart in mir fühlen, in jedem Teil von mir. Ich kann nicht glauben, wie sehr ich mich danach verzehre. Wie sehr sich mein Mund nach ihm sehnt. Ich bin mir bewußt, dass ich meine Lippe hart beiße und ich weiß, dass Mulder es auch sieht, dass er mich beobachtet wie ich ihn mustere, aber es kümmert mich nicht. Ich schaudere bei dem Gedanken Mulder in mich zu nehmen und wenn nicht das konstante Gefühl von Schmerz durch mein Bewußtsein schießen würde, wäre ich aufgrund der mich erfassenden intensiven Leidenschaft bestimmt in einen Weinkrampf ausgebrochen.

Ich spüre wie sich Mulders Atem beschleunigt, obwohl das Geräusch des Wassers, dass aus den Schläuchen fließt, es mir möglicherweise nicht erlauben würde, es zu hören. Gänsehaut bildet sich auf seinem Fleisch und er zittert, während ich brenne. Ich möchte ihn nicht beschämen, deshalb beende ich meinen visuellen Kuß. Ich mache eine schnelle Reise zu seinen schlaksigen Beinen hinunter, stark und schön und ohne Zweifel unglaublich herrlich sie mit meinen eigenen umschlingen zu können. Ich hebe langsam meinen Blick um sein Gesicht wieder zu treffen. Ich sehe etwas in seinen Augen, etwas, das ich bisher nie gesehen habe. Ein ganzes Lexikon von Emotionen rollt über sein Gesicht und reicht herüber zu mir, auf den Wassertropfen balancierend, die um uns herumtollen.

Dann senken sich seine Augen und tanzen langsam über meinem Hals, meine Schultern. Ich beobachte, wie sich seine Augen bewegen, wie sie dann für einen Moment anhalten, sich wieder weiter bewegen und erneut pausieren. Ich weiß, dass er mich küsst, daß er sich jedes Mal, wenn er zögert, vorstellt einen Kuss auf diese Stelle zu setzen, ganz zärtlich und sanft. Ich kann es tatsächlich fühlen. Ich bin überrascht, als er seine Exkursion genau über meinen Brüsten anhält und sein Blick wieder meinen sucht.

Ich bin mir seit langem klar darüber, dass ich mich nicht mit den Frauen in Mulders Fantasie messen kann, den anonymen Frauen in seinen Filmen und Zeitschriften. Doch ich sehe in seinen Augen, dass es in diesem Moment nicht den geringsten Unterschied macht. Das, was ich sehe, ist Begehren, gerade einmal ein Aufflackern davon, nichts, was irgendein anderer bemerken würde. Aber ich sehe es und weiß es jetzt, und dieses Mal ist es nicht meine Fantasie, die mir etwas vorgaukelt.

Mulder hält meinen Blick und wartet, als ob er vorher um meine Erlaubnis bittet, bevor er tiefer taucht. Mit einem unterdrückten Lächeln gewähre ich sie ihm und ich muß mich wieder daran erinnern, daß wir beobachtet werden. Ich darf ihnen nichts von meinen Emotionen zeigen.

Den ganzen Weg hinunter fühle ich seine Berührung, seine Lippen auf mir. Seine Augen schweben über meinen Brüsten und ich weiß mit einer erregenden Sicherheit, wie seine Hände sich darauf anfühlen, streichelnd und mich betastend, als sich seine Augen über meine strapazierte Haut bewegen. Die Hitze meiner chemischen Verbrennungen wird ununterscheidbar von der Vorstellung, wie sich sein Mund auf mir anfühlen würde. Es ist die unglaublichste Empfindung, die ich je erfahren habe. Ich bin hier, in einem sterilen Zimmer, jeder Teil meines Körpers wird abgespritzt und jedes Stück Haut, dass mit Chemikalien verätzt ist, wird abgeschrubbt, und doch alles, was ich im Moment fühlen kann, sind Mulders sanfte imaginäre Küsse auf meinen Brüsten, Rippen und meinem Bauch.

Den ganzen Weg hinunter. Er nimmt sich seine eigene süße Zeit, die mir aufgrund seiner Bedeutung gefällt. Ich weiß jetzt genau, wie er wäre, wie furchtbar langsam er mich lieben würde. Alle Erinnerungen von ungeschickten und egoistischen Liebhabern der Vergangenheit werden weggespült und von diesem einzelnen Moment stürmischer Intensität ersetzt. Das Gefühl, wie meine Haut wund geschrubbt wird, die harte Bürste, die die glatte Haut meiner Rückseite und meines Gesäßes aufkratzt, bildet einen deutlichen Gegensatz zu der delikaten Art, wie Mulders Augen mich streicheln, so langsam, als ob wir alle Zeit der Welt hätten.

Ich halte meine Augen auf Mulders Gesicht gerichtet und beobachte jeden Gesichtsausdruck, ebenso wie er mich beobachtet hat, als ich ihn erforschte. Seine Augen verweilen bei jedem einzelnen Körperteil. Mein Bewußtsein wird zurück auf das Scheuern gezogen, das sich jetzt zur Rückseite meiner Schenkel bewegt hat und dann weiter abwärts zu meinen Knien. Uns geht die Zeit aus. Beeil dich, Mulder! Mein Puls beschleunigt sich vor Erregung, vor Erwartung. Der Wirbel von Gefühlen und Anreizen macht mich beinahe irrsinnig. Ich kann mich kaum davon abhalten ihn anzutreiben. Jetzt, Mulder! In Gottes Namen, tue es jetzt!

Ich bin es mir mehr als bewußt, als Mulders Augen ihr Ziel erreichen - ich sehe das Ausströmen seines Atems, den er angehalten hat und den inneren Kampf seine Fassung zu behalten, der durch seine geballten Fäusten erkennbar ist. Es ist das Gleiche, das ich gerade erfahren habe. Nur diese Zeit diesmal bin ich an dem empfangenden Ende und das Wissen, was ich zu ihm tue, durchströmt mich. Seine Augen bewegen sich über diesen Teil von mir, den ich so lange versteckt gehalten habe, den ich in mir verborgen habe aus Angst mich dadurch selbst zu verlieren. Mulder scheint in seiner Seeligkeit die Gegenwart der anderen Personen um uns nicht zu bemerken, genauso wenig wie sie unseren Walzer der Fantasie wahrnehmen, den wir zur Melodie des fallenden Wassers tanzen.

Als das Abscheuern sich zu meinen Knöcheln herabbewegt, löst Mulder seinen Blick und sieht mir wieder in die Augen. Das, was ich dort erkenne, bestätigt mir, was ich gerade gefühlt habe. Auf unsere eigene besondere Weise, in dieser so einzigartigen Beziehung, haben wir gerade Liebe gemacht, vor einem Dutzend Entseuchungsspezialisten und Gott weiß wem noch. Keiner von ihnen hat eine Ahnung davon, wieviel da gerade zwischen uns geschehen ist ohne auch nur eine einzige körperliche Berühung. Tatsächlich! Extreme Möglichkeiten!

Mulder lächelt mich auf eine Weise an, die mich aus einem völlig unerklärbaren Grund erröten lässt. Es ist das erste Mal während diesem ganzem Nackt-und -erregt- in-einem-Raum-voller-Fremder-stehend-Szenarium, dass ich mich verlegen gefühlt habe. Von irgendwo her, das weit weg zu sein scheint, höre ich jemanden reden. Erschrocken erkenne ich, dass es die Technikerin ist, die mit mir spricht.

"Agent Scully? Ich bin hier fertig. Sie können jetzt in das Untersuchungszimmer gehen." Ich drehe mich herum und schaue die maskierte Frau an. Ich lächele entschuldigend dafür, dass ich dem nicht zugehört habe, was auch immer sie gesagt hat, bevor meine Aufmerksamkeit von Mulder weggezogen wurde.

"Das hier tut mir leid", murmelt sie und scheint eben erst zu erkennen, dass ich für die letzten zehn Minuten splitternackt vor meinem Partner gestanden habe. Nicht, dass es mich gestört hätte, wie es sich herausgestellt hat.

Ich trete aus der Entseuchungszone heraus und in einen großen Kittel, der mir nun angeboten wird, obwohl es jetzt ein bischen spät für Privatsphäre scheint. Ich habe sofort das Gefühl etwas verloren zu haben. Ein Schauern läuft durch mich, obwohl mein Fleisch noch von den Verätzungen schmerzt und meine Inneres durch Mulder brennt. Ich drehe mich nicht herum, um nach ihm zu sehen, weil ich befürchte, dass ich, wenn ich es tue, nie wieder fähig sein werde von ihm weg zu gehen.

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Eine halbe Stunde später verlasse ich das Untersuchungszimmer, um Mulder auf einer Bank vor der Tür auf mich wartend vorzufinden. Er ist mit einem Kittel bekleidet, der meinem gleicht, denn unsere Kleider wurden vernichtet, um weitere Verunreinigungen zu verhindern.

"Alles okay?", fragt er und neigt seinen Kopf besorgt zu mir.

"Ja. Sie behandelten einige der Verätzungen, aber keine von ihnen scheint ernsthaft zu sein", erwidere ich und versuche den Ton meiner Stimme gleichmäßig zu halten.

"Dasselbe bei mir", sagt er und steht behutsam von der Bank auf und stellt sich vor mich. "Aber es tut wahnsinnig weh, nicht wahr?"

Der Kittel hängt locker um ihn und bedeckt seine Figur. Doch ich weiß, was darunter liegt. Jede Kurve und jeden Muskel und jeden Fleck habe ich in meinem Kopf notiert und auswendig gelernt, wie ein Forscher der sich fürchtet sich für immer in der endlosen Wildnis zu verlaufen. Es würde mich nicht kümmern, mich in diesen Hügeln und Flüssen und Wäldern zu verlieren. Ich weiß, welche Stellen ich berühren möchte - die breite Brust, die festen Arme, die leichte Anhebung seines Bauches. Ich weiß genau, wo ich mit meiner Zunge beginnen will - entlang der samtweichen glatten Haut seines unteren Rücken, bei den kleinen Löckchen unterhalb seiner Bauchmuskeln und besonders jenen Teil von ihm, der unter meinem einfachen Blick lebendig geworden ist. Ich kann jede Kurve und jede Unebenheit seines Körpers identifizieren, die ich jetzt berühren und auf die gleich Weise schmecken möchte, wie ich sie gemustert habe - langsam, zärtlich, mich jedem Stück ausgiebig widmend, bis ich alles von ihm mit meinem Mund erforscht habe.

"Der Arzt sagte, daß wir Glück hatten." Mulders Worte bringen mich in die Realität zurück. Meine Haut pulsiert durch die Verätzungen und das Abscheuern und der Schmerz wird noch verschlimmert, als die Bekleidung dagegen reibt. "Er sagte, daß es viel schlimme gekommen wäre, wenn man uns nicht so schnell behandelt hätte."

Als ich zu Mulder zurücksehe, lächelt er zärtlich und sieht mich auf diese Weise an, die ich gerade erst beginne zu verstehen. Wir denken das Gleiche. Da bin ich mir sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit....


ENDE
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