World of X

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Going to Hell

von Alanna

Kapitel 1

Du und ich können die Welt beherrschen.

Nicht auf dem regulären Weg, das wäre wirklich nicht mein Stil, aber von der Seitenlinie aus – du mit deinen harten Lächeln und den rotgefärbten Haaren, ich mit meinem einen Arm und dem schmerzlichen Grinsen. Es ist nur noch eine Handvoll von uns übrig – nur ich und Fowley und der Raucher und noch ein paar andere, die sich davongemacht haben. Deine Intelligenz, scharf wie ein Bowie Messer, könnte sie mit einer Handbewegung ausschalten. Mit dir an meiner Seite können wir sie in die Knie zwingen.

Aber du würdest das niemals tun, richtig?

Du wirst dort bleiben wo du bist, wirst ihm erlauben, dich immer wieder zu übergehen und von dir nur wenig mehr zu erwarten, als ein Nachplappern seines halbdurchdachten Geschwafels. Du wirst es zulassen, dass er jedem außer dir glaubt – jedem, der seinem Ego mit gespaltener Zunge Streicheleinheiten gibt, seinem Glauben und seinem Schwanz.

Ich beobachte dich gerade. Ich sitze hier in einem abgedunkelten Raum voller Video- und Audiomonitore, die dazu da sind, dich und noch ein paar andere Leute rund um die Uhr zu beobachten. Du stehst in dem Kellerbüro, das euch wiedergegeben wurde, siehst ihm zu, wie er seine Akten wieder in seinen Aktenschrank einsortiert und seinen ergonomischen Stuhl, seinen Schreibtisch und seine erbärmlichen Zeitungsartikel, die an sein schwarzes Brett gepinnt sind. Fällt dir was auf? SEINE Sachen. SEINE Sachen in SEINEM Büro.

Nicht deine.

Das werden sie niemals seine, egal wie sehr du dagegen argumentierst und dir selbst weismachst, es wäre eine Partnerschaft. Es hatte aufgehört eine Partnerschaft zu sein, als du mit ihm in diesem Umkleideraum gestanden und ihm gesagt hast, dass Fowley eine Schlampe ist. Du bist nur eine von seinen Sachen in seinem Büro.

Ich könnte dir ein Büro geben. Ich könnte dir einen eigenen Sitz in einem Flugzeug geben, das nur für meinen Gebrauch bestimmt ist. Ich könnte deinen Namen auf einem Metallschild auf der Rückseite des Sitzes eingravieren lassen, ich könnte dir Autorität verschaffen und einen warmen Platz in meinem Bett. Nicht dass du den je annehmen würdest.

Und ich könnte dir alle Antworten geben, die du immer gewollt hast.

Du wirst sie mit ihm zusammen niemals erhalten, weißt du. Welche Antworten du auch immer finden wirst, wenn du mit ihm zusammen bist, es werden die Antworten auf seine Fragen sein, nicht auf deine. Du wirst sterbend irgendwo auf einem Bett liegen müssen, mit irgendeiner Sache, die wir und DIESES Mal für dich ausgedacht haben, bis er anfängt, auf deine Fragen zu hören und nach deinen Antworten zu suchen.

Die dunkle Seite ist nicht wirklich so dunkel, wie du denkst.

Wir könnten zusammen die Welt beherrschen, Dana. Du würdest mich 'Alexei' nennen und ich würde dich 'Dana' nennen und wir wären ein richtiges Team. Wir würden jeden, der noch steht in die Knie zwingen und nur dann könntest du deine Antworten bekommen, deine gottverdammte GERECHTIGKEIT. Weil - und ich hasse es, dir das zu sagen Baby - aber deine Gerechtigkeit wird es ganz sicher nicht geben, so lange er an deiner Seite ist.

Ich habe dir einmal gesagt, dass diese Männer keine Regeln kennen – dass sie die Regeln aufstellen, wie es ihnen passt. Würdest du nicht lieber zu denen gehören, die die Regeln machen, als zu denen, die ihnen unterworfen sind? Du denkst, du bist der Jäger, der Engel auf dem weißen Pferd, aber du bist immer nur Don Quichotte, niemals der weiße Ritter.

Du wirst auf diese Art niemals glücklich sein. Du wirst niemals Glück in seinem Bett finden, obwohl du denkst du würdest. Du hast ihn schon so lange geliebt, oder vielleicht auch nur begehrt, dass du dich daran gewöhnt hast. Du weißt noch nicht einmal mehr, warum du denkst, dass du ihn noch immer liebst, richtig? Du denkst, du könntest mich niemals lieben oder wenigstens mögen. Zugegeben, ich habe dir nie Grund dazu gegeben. Ich bin ein Mörder, ein Lügner, ein Feigling – deine drei Lieblingsworte der Verurteilung für die Leute, die nicht in deine teilweise überholte Sichtweise für Menschlichkeit passen.

Ich werde dich nicht anlügen. Ich bin all das. Ich habe gemordet und ich werde es wieder tun. Ich habe die falschen Leute umgebracht und war später dankbar, dass es nicht die richtigen waren. Ich habe immer wieder gelogen; so oft, dass mir die Lügen so leicht wie Wodka über die Zunge fließen. Und ich bin eine Feigling, weil ich hier stehe und dir all diese Dinge aus der Sicherheit eines abgelegenen und dreifach verriegelten Raumes sage.

Ah, aber ich weiß, wie man sich verhält. Er nicht. Ich weiß, wie ich Dinge zu meinem Vorteil verwende, dass ich meinen Hintern in Bewegung setzen muss und etwas TUN muss, anstatt mich in das Schicksal zu ergeben wie ein gottverdammter Prometheus, immer angekettet und mit der Vorstellung, ich könnte meinen Ketten und dem Feuer entrinnen, das zu meinen Füßen brennt. Ich lasse nicht zu, dass meine Vergangenheit mich verschlingt. Ich schaffe stattdessen meine eigene Zukunft. Würdest du nicht lieber ein Architekt der Zukunft sein, als ein abgenutztes Relikt der Vergangenheit?

Würdest du nicht lieber diejenige sein, die etwas tut, anstatt mit ihm zusammen angekettet zu sein? Das Feuer verbrennt deine Zehen, richtig? Aber weißt du was, Dana? Es ist nicht dein Feuer. Es ist seins. Du denkst, es sei deins, aber du hast es nur von ihm übernommen und Benzin in seine Flamme geschüttet.

Du liebst ihn, aber du hasst ihn. Und du hasst dich dafür, dass du ihn liebst.

Ich könnte dich lieben. Nicht auf die Art, auf die du geliebt werden willst, diese Sache aus den Mädchenträumen, aber als Frau. Als Kämpferin. Als ein menschliches Wesen, statt als ein Anhängsel. Ich habe ein Anhängsel verloren und ich weiß, dass sie letztendlich nichts wert sind. Ich schaffe lieber ein neues Ganzes, statt mich mit weniger zufrieden zu geben. Lass dich nicht von dem künstlichen Arm täuschen – er ist nur ein Mittel zum Zweck. Lass nicht zu, dass du das Mittel zu seinem Zweck wirst.

Komm in die Hölle mit mir, Dana.

Es ist so leicht, so unheimlich leicht.

Aber du wirst es nicht tun. Du wirst hier stehen und zusehen, wie die Welt um dich herum in Flammen aufgeht – und dann wirst du mit all den anderen sterben.

Und ich werde der einzige sein, der dann noch steht.



ENDE
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