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The Halloween Files

von Sonja K

Kapitel 1

Blätter raschelten unter ihren Füßen, als Dana Scully über einen armdicken Ast hinwegstieg. Sie blieb einen Moment stehen und sah sich nach ihrem Partner um. Mulder überwand das Hindernis mit einem großen Schritt und schloss zu ihr auf. Ein jungenhaftes Grinsen lag auf seinem Gesicht, als er die Hand ausstreckte und ein heruntergefallenes Blatt aus ihrem hochgesteckten Haar zupfte, wobei er ihren unmutigen Gesichtsausdruck ignorierte.
"Und?" erkundigte er sich. Scully schwieg.
"Hey, was haben Sie eigentlich? Sehen Sie sich doch mal um." Mulder machte eine alles umfassende Bewegung, wobei er sich übermütig um sich selbst drehte, so dass die Blätter unter seinen Füßen aufstoben und in einer Wolke aus Laub um ihn herumflogen. Scully musste gegen ihren Willen lächeln. Mulder sah so fröhlich aus wie ein kleines Kind.
Oder wie ein junger Hund, den man gerade von der Leine gelassen hat.
Diese Vorstellung vertrieb ihren Unmut gänzlich. Sie lachte leise und deutete in die Richtung, in die sie unterwegs waren.
"Kommen Sie, Mulder. Wir sollten uns beeilen, damit wir hier wegkommen, bevor es dunkel wird."
"Wieso, es ist doch ganz schön hier." Mulder lächelte entwaffnend und machte eine Geste, um sie auf die umwerfende Schönheit der Natur um sie herum aufmerksam zu machen. Der Wald war dichter, als man das in den Zeiten der heutigen Umweltverschmutzung erwarten würde, und die Blätter hatten sich rot, gelb und orange gefärbt; die meisten von ihnen waren schon gefallen, aber die noch verbliebenen genügten, um den Wald in eine farbenfrohe Märchenlandschaft zu verwandeln, die an sich zu schön war, um wahr zu sein. Die Luft war klar und kalt, und zwischen den halb kahlen Bäumen leuchtete vereinzelt der blaue Himmel, an dem die Herbstsonne schon bedenklich tief stand.
Dieser Anblick veranlasste Mulder schließlich, Scullys Aufforderung zu folgen, und er setzte mit ihr den Weg fort, den sie vor Stunden begonnen hatten.
Es war Mulders Idee gewesen, das verschwundene Kind hier zu suchen, und Scully hatte ohne weiteres zugestimmt, da sie nicht auf einen bloßen Verdacht hin ein komplettes Einsatzteam durch den Wald schicken konnten.
Seit einigen Jahren verschwanden in ganz Amerika Kinder, die sich für Halloween kostümiert hatten, um durch die Straßen zu ziehen und um Süßigkeiten zu betteln. Das Besondere an diesem Fall war, dass die Kinder immer schon am Vormittag verschwanden, also zu einer Zeit, wenn es noch hell war. Die Opfer wurden nie gefunden, und es schien keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen ihnen zu geben, außer ihren Kostümen. Es gab allerdings unzählige Kinder, die schon am Vormittag verkleidet herumliefen, also war auch das kein geeigneter Ansatzpunkt.
Nachdem das FBI erst einmal hinzugezogen worden war, hatte man nach einigen vergeblichen Ermittlungen in den vergangenen Jahren diesmal alle verfügbaren Agenten auf diesen Fall angesetzt, was auch Mulder und Scully einschloss. Anfangs hatte Mulder gemurrt, weil der Fall in seinen Augen gar keine X-Akte war, aber dann hatte die Sache angefangen, ihm Spaß zu machen, was sich etwa parallel zur steigenden Gereiztheit seiner Partnerin bewegte. Scully bezeichnete das als seine "ich habe Blut gewittert – Phase", und wie üblich war sie nicht in der Lage gewesen, ihn zu bremsen.
So kam es, dass sie jetzt einen Wald in der Nähe des Ortes durchsuchten, in dem vor wenigen Stunden ein weiteres Kind verschwunden war. Mulder war besonders vom Namen des Waldes fasziniert gewesen, denn dieser lautete im Volksmund "Dämonenwald." Scully hatte es nicht geschafft, ihn von der Unsinnigkeit seiner Theorie zu überzeugen, der Name des Waldes habe etwas zu bedeuten, und da sie auf diesen Zufall (wie sie es nannte) hin kein Team anfordern wollte hatte sie zugestimmt, sich erst einmal auf eigene Faust umzusehen, wobei sie die unbegründete Hoffnung hegte, Mulder werde von sich aus die Sinnlosigkeit des Unternehmens einsehen. Bis es soweit war, würde sie ihm eben folgen müssen.
"Es wäre wirklich besser, wenn wir zurückgingen. Ich glaube kaum, dass wir hier etwas finden werden."
Mulder nickte. Offenbar hatte er begriffen, dass es keinen Sinn hatte, die Suche nach Einbruch der Dämmerung fortzusetzen.
"Sie haben recht. Gehen wir zurück." Er blickte sie auffordernd an. Scully erwiderte seinen Blick einen Moment lang und erkundigte sich dann irritiert: "Was ist?"
"Wollen Sie nicht vorgehen?"
"Wieso ich? Sie sind doch die ganze Zeit vorgegangen."
"Da mussten wir auch keinem bestimmten Weg folgen."
"Mulder, wissen Sie etwa nicht, wie wir hier wieder rauskommen?"
Sein Blick drückte die personifizierte Unschuld aus.
"Ich dachte, Sie wüßten es."
"Irrtum Ihrerseits." Scully wurde allmählich ungeduldig. "Geben Sie mir die Karte, dann finden wir den Weg schon."
Mulder begann, in seinen Taschen zu kramen, langsam erst, dann mit immer hektischeren Bewegungen. Schließlich sah er auf und warf Scully einen nervösen Blick zu.
"Sagen Sie, hatten Sie nicht die Karte eingesteckt?"
"Nein, warum?"
Sie begriff im selben Moment und verdrehte die Augen.
"Mulder, Sie wollen mir doch jetzt nicht etwa sagen, dass Sie die Karte verloren haben?"
Mulder druckste einen Augenblick herum, bevor er mit der Wahrheit herausrückte: "Äh, ich fürchte doch."
"Wunderbar. Das heißt, wir stehen mitten in einem Wald, haben keine Karte und keine Ahnung, wo wir hin müssen, und zu allem Überfluss wird es auch noch dunkel. Beantworten sie mir eine Frage, Mulder: Warum passiert mir so etwas immer nur, wenn ich mit Ihnen zusammen bin?"
"Geben Sie es doch zu, das ist der Grund, warum Sie mich mögen. Ohne mich wäre Ihr Leben langweilig."
"Ohne Sie würde ich jetzt gemütlich in meinem Wohnzimmer sitzen, vielleicht ein Buch lesen und vorbeikommenden Kindern in gruseligen Kostümen Süßigkeiten geben."
"Sag ich doch: Langweilig. Stattdessen stehen Sie hier mitten im Geschehen. Was wollen Sie noch?"
"Und was für ein Geschehen soll ich Ihrer Meinung nach hier beobachten? Füchse und Hasen, die einander eine gute Nacht wünschen?"
"Wie wär's mit dem unheimlichen Treiben der Halloweengeister? Oder Wölfe, die das Rotkäppchen suchen?"
Damit streckte er die Hand aus, um an Scullys rotem Haar zu zupfen.
"Meiner Ansicht nach sind Sie ganz besonders gefährdet. Nur gut, dass wir bewaffnet sind."
"Können Sie nicht einmal ernst sein? Wir sitzen hier fest, und Sie machen Witze."
"Tut mir leid. Ich wollte Sie eigentlich nur aufheitern, wenn Sie Halloween schon nicht einsam vor dem Kamin verbringen, sondern ausnahmsweise an einem besonders passenden Ort. Betrachten Sie es doch als Abenteuer."
Scully musste zugeben, dass er recht hatte. Die einsetzende Dämmerung verwandelte den Wald zunehmend in eine Kulisse für einen Halloween-Gruselstreifen. Die Schatten wurden länger und gaben den Bäumen das Aussehen von grotesk geformten Gestalten mit überlangen Armen, und überall in den Büschen begannen dämmerungsaktive Tiere zu rascheln. Sie würde es ihm zwar nie sagen, aber sie war froh, Mulder bei sich zu haben.
Mulder wies in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
"Eins ist sicher: Wir müssen da entlang. Nur fragen Sie mich bitte nicht, wie weit."
Sie machten sich auf den Rückweg, wobei sie sorgfältig auf eventuelle markante Punkte in der Landschaft achteten, die ihnen einen Hinweis auf den richtigen Weg geben würden. Leider gab es keine, und nach einer Weile blieb Scully stehen.
"Ich glaube, wir sind schon zu weit gegangen; wir hätten sicher eine der Abzweigungen nehmen müssen."
"Und welche? Wir sind mindestens an fünf Seitenwegen vorbeigekommen. Wenn wir weiter geradeaus gehen, sollten wir am Ende irgendwie aus dem Wald rauskommen, wenn auch wahrscheinlich nicht da, wo wir hineingegangen sind, meinen Sie nicht? Das wird übrigens Zeit; ich bekomme langsam Hunger."
"Ich sag Ihnen Bescheid, wenn ich ein Haus aus Lebkuchen sehe."
"Waren das nicht Pfefferkuchen?"
"Woher soll ich das wissen? Es ist schon ziemlich lange her, dass ich das Märchen zuletzt gehört habe."
"Soll ich es Ihnen erzählen? Es war einmal ein armer Holzfäller, der lebte mit seiner Frau und seinen beiden Kindern, Hänsel und Gretel, in einer kleinen Hütte am Rande des Waldes..."
"Mulder!"
"...Da die Familie sehr arm war, beschloss er eines Tages schweren Herzens, seine Kinder im Wald auszusetzen..."
"Wenn Sie nicht sofort still sind, werde ich Sie im Wald aussetzen, und das ganz sicher nicht schweren Herzens." unterbrach Scully ihn unfreundlich.
Mulder grinste und wich geschickt ihrem spielerischen Schlag aus. In diesem Moment bemerkte er den Wolf.
Das Tier stand reglos im Unterholz und beobachtete die Menschen mit unbewegtem Gesicht, wobei seine Augen im schwindenden Tageslicht golden schimmerten.
Mulder erstarrte mitten in der Bewegung und griff nach dem Arm seiner Partnerin, die ihm einen verwunderten Blick zuwarf.
"Äh, Scully...Wissen Sie zufällig, ob es hier Wölfe gibt?"
"Ganz sicher nicht. Dies ist ein relativ kleiner Wald inmitten von dicht besiedeltem Gebiet. Sicher leben in den dichten, teilweise sogar noch unerforschten Wäldern im Landesinnern Raubtiere, vielleicht auch Wölfe, und an der Grenze zu Kanada gibt es ganze Rudel von ihnen, aber die Wahrscheinlichkeit, hier auf Wölfe zu stoßen, dürfte so ungefähr bei Null liegen."
"Na, hoffentlich weiß der das auch."
Mulder deutete auf die Stelle, an der der Wolf aufgetaucht war. Scully folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger mit den Augen und sah - nichts.
"Mulder, wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Da ist nichts außer ein paar Schatten zwischen den Büschen."
Mulder kniff die Augen zusammen und starrte konzentriert ins Dickicht. Der Wolf war verschwunden. Ein kalter Schauer lief Mulder über den Rücken, als er sich wieder Scully zuwandte.
"Ich schwöre Ihnen, dass da vor 30 Sekunden ein Wolf gestanden hat. Ich habe ihn klar und deutlich gesehen."
"Kommen Sie, Mulder, das können Sie mir nicht erzählen. In Ordnung, es ist Halloween, aber ich kann über Ihre Scherze im Augenblick wirklich nicht lachen."
"Es ist mein Ernst, Scully. Da war wirklich ein Wolf. Oder zumindest etwas, das sehr ähnlich aussah."
Scullys Miene zeigte ihm deutlich, dass sie ihm trotz seines Zugeständnisses kein Wort glaubte, und so beschloss Mulder, es aufzugeben. Wenn sie in dieser Stimmung war, gab es keine Möglichkeit, sie zu überzeugen, es sei denn, sie sah den Wolf mit eigenen Augen. Und bis es soweit war konnte er nur die Augen offenhalten und hoffen, dass das Tier heute keine FBI-Agenten auf seiner Speisekarte stehen hatte.
Mulder griff nach seiner Dienstwaffe und vergewisserte sich, dass sie noch in ihrem Holster steckte. Der kühle, glatte Griff in seiner Hand beruhigte ihn ein wenig, auch wenn er nicht sicher war, dass er auf ein Tier schießen könnte, das nichts weiter tat als seinen angeborenen Instinkten zu folgen.
Ein durchdringendes Heulen ließ die Agenten zusammenfahren, und auch Scully griff nun instinktiv nach ihrer Waffe. Sie stellten sich Rücken an Rücken, um einander die bestmögliche Deckung zu geben und versuchten in der zunehmenden Dunkelheit etwas zu erkennen.
Scully fasste sich als erste. Sie steckte ihre Waffe weg und sagte: "Ich bin sicher, das war eine Eule. Oder wir sind schon in der Nähe von Häusern und das Heulen stammt von einem Wachhund. Oder es gehört zu einem Halloween-Streich. Oder..."
Mulder wusste, dass sie verzweifelt nach einer logischen Erklärung suchte, während ihr Gefühl ganz andere Möglichkeiten erwägte. Er konnte es an dem leicht gepressten Tonfall in ihrer Stimme hören und legte ihr die Hand auf den Arm.
"Glauben Sie das wirklich?"
"Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht", gestand sie.
"Aber ich weiß, dass es eine Erklärung dafür geben muss, und ich bin sicher, wir werden sie finden, wenn wir nur an der richtigen Stelle suchen. Obwohl ich gestehen muss, dass ich lieber den Weg aus diesem Wald finden würde, bevor es ganz dunkel wird."
Mulder nickte zustimmend und warf einen Blick zum Himmel hinauf, der sich von einem satten Blau zu einem dunklen Schiefergrau verfärbt hatte, vor dessen Hintergrund die ersten Sterne zu leuchten begannen. Ein bleicher Vollmond ging hinter den Bäumen auf, der von einzelnen Wolkenfetzen verdeckt wurde. Es wurde merklich kälter, und Mulder bemerkte, dass Scully zu frösteln begann. Wenn er ehrlich war, ging es ihm nicht anders.
"Sie haben schon wieder recht. Wir sollten sehen, dass wir hier verschwinden; ich habe keine Lust, die Nacht hier draußen zu verbringen."
"Ich auch nicht." Mit diesen Worten zog Scully ihr Handy aus der Tasche.
"Und deshalb werde ich jetzt das Sheriffdepartment von Greentown anrufen, damit uns jemand abholt. Und es ist mir vollkommen egal, wie peinlich das wird."
Sie begann eine Nummer zu wählen. Mulder stimmte ihr zu, dass sie auf Hilfe angewiesen waren, auch wenn es ihm nicht gefiel, vor der örtlichen Polizei Schwäche zu zeigen.
Scully hatte die Nummer zu Ende gewählt und lauschte. Nichts. Das Telefon gab keinen Ton von sich. Scully schüttelte es, klopfte leicht auf das Gehäuse und versuchte es erneut. Wieder nichts als Stille.
Sie wandte sich Mulder zu: "Mein Telefon funktioniert nicht. Versuchen Sie es mal."
Mulder griff in seine Manteltasche und stutzte dann. Das Handy war nicht an seinem Platz.
"Ich fürchte..." begann er, und Scully unterbrach ihn: "Tun Sie mir das nicht an, Mulder!"
Er klopfte seine Taschen ab und förderte schließlich das Handy aus der Hosentasche zutage.
"Ich hatte es in die Manteltasche gesteckt, da bin ich mir ganz sicher." murmelte er entschuldigend.
"Rufen Sie einfach an."
Mulder ließ sich von seiner ungeduldigen Partnerin die Nummer sagen und wählte. Einen Moment lang passierte nichts, dann zerriss ein durchdringendes Klingeln die Stille. Die Agenten fuhren zusammen, und Scully ließ vor Schreck beinah ihr Handy fallen. Sie sah erst Mulder an und schaute dann auf das plötzlich aktive Display ihres Handys, auf dem die Nummer des Anrufers erschien.
"Mulder, das ist Ihre Handynummer. Sie haben nicht in Greentown angerufen, sondern bei mir."
"Ich habe die Nummer gewählt, die Sie mir gesagt haben." Mulder schaltete sein Telefon ab, und sofort verstummte das Klingeln.
"Außerdem, wieso funktioniert Ihr Handy auf einmal wieder?"
Scully schüttelte irritiert den Kopf und versuchte wieder, ihr Handy zu aktivieren. Wieder blieb es stumm, und als Mulder es erneut versuchte, reagierte auch sein Handy nicht mehr.
"Wir müssen in einem Funkloch stecken." versuchte Scully eine logische Erklärung für das zu finden, was ihr allmählich immer unheimlicher wurde.
Nach ein paar weiteren vergeblichen Versuchen gaben sie es auf und gingen weiter, wobei sie sich immer mehr vorantasten mussten.
Ein paar Minuten lang liefen sie schweigend nebeneinander her, als Mulder plötzlich stolperte. Er versuchte noch, sein Gleichgewicht wiederzufinden, schaffte es aber nicht und fiel der Länge nach auf den Waldboden. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen linken Arm, und er unterdrückte einen Fluch.
"Alles in Ordnung?" Scully streckte ihrem Partner die Hand hin und half ihm wieder auf die Beine.
"Ja, ich denke schon." Damit klopfte sich Mulder die Blätter von seinen Kleidern, wobei er vorsichtig den schmerzenden Arm bewegte. Der Schmerz schien sich tief in sein Fleisch zu bohren, und Mulder sog scharf die Luft ein.
"Lassen Sie mich mal sehen."
Scully betastete Mulders Arm von der Schulter an abwärts und erkundigte sich bei jeder Berührung: "Tut das weh?"
Mulder schüttelte den Kopf; ihre Berührungen taten nicht weh, im Gegenteil, sie schienen beinahe eine heilende Wirkung zu haben. Bis sie vorsichtig sein Ellbogengelenk bewegte.
"Aua!"
Scully fuhr bei seinem Schmerzensschrei leicht zusammen, als täte ihr Arm weh und nicht seiner; dann fasste sie sich wieder und drehte und beugte noch einmal sein Gelenk. Langsam ließ der Schmerz nach, und Mulder stellte fest, dass sich der Arm schließlich auch ohne ihre Hilfe bewegen ließ.
"Keine Sorge, das wird nicht lange weh tun. Es ist weder gebrochen noch gestaucht und damit harmlos. Nur Hanteln sollten Sie in den nächsten Tagen besser nicht damit stemmen."
"Wenn Sie mir sagen, wo ich hier eine Hantel finde, würde ich es vielleicht trotzdem versuchen, um Ihnen zu beweisen, was für ein toller Typ ich bin", entgegnete er ironisch und versuchte ein Lächeln.
"Sie sind absolut unverbesserlich." gab Scully zur Antwort.
"Wie haben Sie es überhaupt fertiggebracht, mitten auf dem Weg hinzufallen?"
"Ich weiß auch nicht. Ich bin über irgend etwas gestolpert."
Mulder ließ sich auf die Knie nieder und begann, den Boden nach dem Hindernis abzusuchen, das ihn zu Fall gebracht hatte. Scully ging neben ihm in die Hocke und half ihm, mit den Händen die Blätter beiseite zu schieben.
"Ich glaube, ich hab's."
Mulder hielt inne und versuchte, etwas zu erkennen.
"Wo?"
"Hier, sehen Sie?"
Scully spürte, wie er im Dunkeln über den Boden tastete, bis er schließlich ihre Hände mit seinen berührte. Ein angenehmer Schauer rieselte durch ihren Körper, und es schien, als ginge er von Mulders Fingern aus. Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen, dann zog sie ihre Hände weg, damit er den Gegenstand auf dem Boden untersuchen konnte.
"Scheint eine Wurzel zu sein, oder ein Ast."
"Möglich. Aber..." Er stockte mitten im Satz, und Scully drängte ihn ungeduldig, weiterzusprechen.
"Aber was?"
"Ich halte das hier nicht für eine Wurzel. Was sagen Sie dazu?"
Scully betastete noch einmal sorgfältig den glatten, harten Gegenstand. Er kam ihr irgendwie vertraut vor...
Es dauerte nur einen Moment, dann wusste sie es. Sie stieß einen überraschten Schrei aus und richtete sich wieder auf.
"Mulder, das ist ein Arm. Genauer gesagt, ein skelettierter Arm."
Erschrocken zog auch Mulder seine Hand zurück und wischte sie eilig an seiner Hose ab.
"Das hätten Sie jetzt nicht unbedingt sagen müssen. Wie soll ich jetzt meine männliche Coolness bewahren?"
Scully unterdrückte einen Seufzer und schluckte hinunter, was sie gerade über dumme Sprüche zum unpassendsten Zeitpunkt hatte sagen wollen. Stattdessen ging sie entschlossen weiter.
"Wir werden ein Team in diesen Wald schicken müssen, sobald..."
Was sie auch immer hatte sagen wollen, ging in einem erschrockenen Schrei unter. Scully drehte sich um und prallte gegen Mulder, der nicht schnell genug bremsen konnte.
"Was fällt Ihnen ein? Finden Sie das etwa witzig?"
"Was meinen Sie?"
Mulder war die personifizierte Unschuld, sein Tonfall überrascht.
"Tun Sie doch nicht so. Geben Sie mir sofort meine Haarspange zurück!"
"Welche Haar..."
"Lassen Sie einfach die blöden Scherze, in Ordnung?" fuhr sie ihn an und versetzte ihm einen heftigen Stoß vor die Brust. Mulder griff nach ihren Armen und hielt sie fest.
"Hören Sie mir mal zu: Ich habe nichts mit Ihrer verdammten Haarspange angestellt, egal was Sie denken. Ehrenwort."
Scully glaubte ihm. Wenn Mulder in diesem Ton sprach, meinte er es ernst. Umso beunruhigender fand sie die Frage, wer gerade ihre Haarspange geöffnet und aus ihrem Haar gezogen hatte, wenn es nicht ihr Partner gewesen war. Sie atmete tief durch und versuchte, ihren schnellen Herzschlag zu beruhigen.
"Okay, wenn Sie mir nicht die Spange aus den Haaren genommen haben, wer dann? Ich..."
"Wahrscheinlich ist sie einfach rausgefallen."
"Wahrscheinlich." Sie klang nicht sonderlich überzeugt, und sie war es auch nicht, denn sie hatte ganz deutlich die Berührung von Fingern in ihrem Nacken gespürt, bevor die Spange verschwunden war.
Es ist vollkommen unmöglich, dass sich jemand von hinten an dich angeschlichen hat; erstens hättest du es bemerken müssen, und zweitens war Mulder direkt hinter dir und hätte es auch bemerken müssen.
Scully konnte nicht behaupten, dass dieser Gedanke sie sonderlich beruhigte, denn wenn es kein Mensch gewesen war...
Sie verbot sich diesen Gedanken und versuchte, eine Gänsehaut zu unterdrücken. Auf gar keinen Fall würde sie Mulder von ihrem Gefühl erzählen und sich vor ihm lächerlich machen. Sie konnte förmlich sehen, wie er überrascht die Brauen hochzog, wenn sie andeutete, ein Geist könnte...
Du bist einfach überreizt, das ist alles, sagte sie sich. Kein Wunder in diesem Wald. Mulder hat dich mit seinen Spukgeschichten angesteckt. Was aber, wenn doch...?
Scully wischte die Zweifel mit einem energischen Kopfschütteln beiseite, machte sich aus Mulders Griff los und ging weiter, froh, möglichst weit von der Stelle weg zu kommen, an der sie ihre Spange "verloren" hatte.
Mulder hatte natürlich gemerkt, dass Scully plötzlich schweigsam geworden war, aber er sagte nichts, denn er vertraute darauf, dass sie sich ihm anvertrauen würde, wenn sie es wollte. Und wenn sie es nicht wollte, hatte es ohnehin keinen Sinn, sie zu fragen. So ging er schweigend neben ihr her, alle Sinne angespannt, um nicht wieder über irgendwelche herumliegenden Knochen zu fallen oder das Auftauchen des nächsten Wolfes zu übersehen.
Mulder und Scully konnten inzwischen nicht mehr abschätzen, wie lange sie durch die Dunkelheit gelaufen waren. Es konnten Stunden gewesen sein, aber wie viele hätte keiner von ihnen sagen können, da es so dunkel geworden war, dass sie die Zeiger ihrer Uhren nicht mehr erkennen konnten. Es war unmöglich, mehr als ein paar Schritte weit zu sehen, und wenn eine der über den Himmel huschenden Wolken den Mond verdeckte, sahen sie nicht einmal die Hand vor Augen.
Umso überraschter waren sie, als sie plötzlich in einiger Entfernung ein paar Lichtpunkte bemerkten. In der Hoffnung, endlich aus dem Wald herausgekommen zu sein oder wenigstens eine Straße gefunden zu haben, gingen sie darauf zu, bis sie am Rand einer Lichtung stehen blieben.
Die Lichter tanzten unruhig über den freien Platz, bewegten sich auf und ab und durcheinander. Die Agenten standen stumm und beobachteten gebannt die tanzenden Lichter, folgten ihnen wie hypnotisiert mit den Augen, beinahe verzaubert von dem leuchtenden Schauspiel, das an ein stilles Feuerwerk erinnerte.
"Glühwürmchen", flüsterte Scully kaum hörbar, und Mulder nickte, unfähig die Augen von der Lichtung abzuwenden; verzaubert von dem Anblick, der sich ihnen bot.
Als er schließlich einen Blick zur Seite warf und seine Partnerin ansah, stockte ihm der Atem. Das Licht des inzwischen hoch am Himmel stehenden Mondes zauberte einen silbernen Schein auf ihr Haar, das vom Hochstecken noch immer ein wenig zerzaust war, und einige Glühwürmchen tanzten um sie herum wie sprühende Funken. Sie sah wunderschön aus. Mulders Blick wurde wie magisch von ihren Lippen angezogen, um die ein leichtes Lächeln spielte. Sie schien vollkommen versunken in den Anblick der Glühwürmchen, und Mulder wünschte sich nichts sehnlicher, als ihre Lippen zu berühren, sie mit einem sanften Kuss in die Wirklichkeit zurückzuholen.
Aber etwas hielt ihn davon ab, dem nachzugeben. Sie wirkte irgendwie unnahbar, als sei sie nicht von dieser Welt, beinahe überirdisch.
Mulder wurde sich nicht darüber klar, ob dieser Eindruck durch das Spiel des Lichts auf ihrem Körper verursacht wurde, oder ob es von ihrer immerwährenden Reserviertheit und Perfektion stammte. Es war ihm auch gleichgültig, denn das Ergebnis blieb in jedem Fall dasselbe: Er wagte es nicht, näher zu kommen und sie zu berühren.
Scully spürte eine Sehnsucht in ihrem Innern, die sie nicht in Worte fassen konnte. Sie hatte keine Ahnung, woher sie gekommen sein konnte, fühlte lediglich ihren Ausgangspunkt: Ihren Partner, der regungslos neben ihr stand. Sie konnte seinen Blick beinahe körperlich auf ihrer Haut fühlen, wagte aber nicht, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. So blickte sie starr auf die tanzenden Lichter, wobei sie gegen den Drang ankämpfte, noch näher zu Mulder zu treten und ihn zu berühren, seine Hand in ihre zu nehmen, ihn an sich zu ziehen und nie wieder gehen zu lassen. Nie wieder... Diese Worte jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Sie bemerkte nicht, dass sie sie laut ausgesprochen hatte.
Mulder fragte sich, was Scully sehen mochte, während sie noch immer gebannt auf die Lichtung schaute, und was ihre leisen Worte bedeuten mochten. Er überlegte gerade, ob er sie fragen sollte, als er die erschreckende Veränderung wahrnahm, die mit seiner Partnerin vorging. Erst war es nur ein leichte Flimmern, das Mulder auf die Glühwürmchen zurückführte, die sich ständig bewegten, dann wurde es stärker, und plötzlich begriff er: Scullys Bild wurde schwächer; sie schien an Substanz zu verlieren, und ehe Mulder irgendwie reagieren konnte, begann sie sich vor seinen Augen aufzulösen, wurde immer durchsichtiger, immer weniger greifbar, und war schließlich ganz im Wirbel der inzwischen Tausenden Glühwürmchen verschwunden.
Zurück blieb ein vollkommen erstarrter Mulder, der unfähig war zu begreifen, wovon er soeben Zeuge geworden war. Aus einmal begannen auch die Glühwürmchen zu verschwinden, eins nach dem anderen, als puste jemand einzelne Kerzenflammen in der undurchdringlichen Nacht aus.
Erst als die Lichtung als die Lichtung schwarz und leer vor ihm lag, erkannte Mulder, dass er allein war.
"Scully?"
Erst war es nur ein leises Wort, fast noch ein Flüstern, dann rief er wieder nach ihr, lauter und immer lauter, bis seine Rufe zu verzweifelten Schreien wurden, zwischen denen er immer wieder angestrengt lauschte, in der Hoffnung, ein Lebenszeichen von ihr aufzufangen. Aber außer dem Echo seiner eigenen Stimme blieb der Wald unnatürlich still; nicht einmal die nachtaktiven Tiere raschelten mehr im Laub. Es war, als sei mit den Glühwürmchen alles Leben aus dem Wald verschwunden, und Mulder fühlte sich ein wenig wie in einer Gruft, als er ein paar Schritte auf die Lichtung machte, wo er wie angewurzelt stehen blieb.
Dort, wo vor wenigen Augenblicken nichts als Sträucher gewesen war, stand plötzlich ein Haus. Es unterschied sich sehr von den Häusern, die Mulder kannte, denn es war ganz aus Holz gebaut, auf eine einfache, schlichte Weise, strahlte aber gleichzeitig eine solche Eleganz aus, dass Mulder sich unwillkürlich fragte, wie er es auch nur eine Sekunde lang hatte übersehen können.
Vorsichtig trat er näher, bis er vor der Haustür aus schweren Brettern erneut stehen blieb. Es schien absolut unmöglich, dass ein Mann allein diese Tür öffnen konnte, aber sobald Mulder die Hand ausstreckte und das raue Holz berührte, schwang sie mit einem lauten Knarren zurück und gab den Blick in einen dunklen Flur frei. Es schien, als sei es im Innern des Hauses noch dunkler als draußen, weshalb Mulder sich auch ganz vorsichtig und tastend vorwärts bewegte, bis er endlich einen schwachen Lichtschimmer wahrnahm, der unruhig flackerte, als stamme er von einer Kerze oder einer anderen offenen Flamme. Mulder ging darauf zu, in der unsinnigen Hoffnung, Scully dort finden zu können; er war zwar aufs Äußerste angespannt, aber auf das, was er sah, als er eine weitere Tür öffnete und in den dahinter liegenden Raum schaute, war er nicht gefasst.
Im Schein einer alten Tischlaterne saß eine Frau in einem Sessel und las in einem ledergebundenen Buch. Das Erschreckende an dieser an sich friedlichen Szene war die Kleidung der Frau: Sie trug haargenau die Sachen, in denen Scully verschwunden war, nur der Mantel fehlte. im honigfarbenen Haar der Frau steckte Scullys Spange. Mulder fragte sich, wie sie dorthin gekommen sein mochte, nachdem Scully sie verloren hatte und kam zu dem Schluss, dass tatsächlich jemand die Spange aus dem Haar seiner Partnerin gestohlen haben musste. Nur wie? Es war in Mulders Augen unmöglich, unter der Nase zweier wachsamen FBI-Agenten einem dieser Agenten einen Gegenstand zu stehlen, den dieser am Körper trug. Unmöglich...nur nicht für einen Geist. Allein der Gedanke jagte Mulder einen eisigen Schauer über den Rücken. Er versuchte, sich zusammenzureißen und rational zu denken.
Scully wäre stolz auf mich, dachte er spöttisch. Da sehe ich die Möglichkeit, einen Geist vor mir zu haben und springe trotzdem nicht sofort drauf los.
Er gestand sich ein, dass ihm beim Anblick dieser lesenden Frau in den Kleidern seiner Partnerin, die bei seinem Eintritt nicht einmal aufgeschaut hatte, doch ziemlich unheimlich zumute war.
Trotzdem sprach er sie an, auch wenn seine Stimme merklich unsicher klang. Irgend etwas an dieser Frau verursachte dieses Zittern in seiner Stimme, und es war ihm ein wenig peinlich, dass er sich wie ein kompletter Idiot aufführte.
"Hallo?"
Keine Reaktion. Mulder wartete einen Moment und versuchte es erneut: "Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo ich hier bin?"
Die Frau sah ihn noch immer nicht an, aber sie erhob sich vom Sessel, mit einer einzigen fließenden Bewegung, die so mühelos war wie bei einer geübten Turnerin. Sie legte ihr Buch auf den Tisch und kam auf Mulder zu. Ihre Füße schienen sich nicht vom Boden zu heben; es schien, als würde sie schweben, und obwohl ihre Bewegungen anmutig und graziös waren, jagten sie Mulder erneut kalte Schauer über den Rücken. Er konnte es sich nicht erklären; die Frau wirkte an sich gar nicht bedrohlich, sie war im Gegenteil eher zierlich und sehr attraktiv, aber trotzdem bekam Mulder von ihrer Ausstrahlung eine Gänsehaut. Er war sich ziemlich sicher, dass das nicht nur an der Tatsache lag, dass sie Scullys Kleider trug.
Die Frau sagte noch immer nichts, kam einfach schweigend auf ihn zu, mit diesem fließenden, schwebenden Gang. Mulder fühlte sich mit jedem Schritt, den sie auf ihn zukam, noch unbehaglicher, als er es ohnehin schon tat. Als sie ihn beinahe erreicht hatte, wich er vor ihr zurück, versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen, aber seine Beine stießen gegen ein unsichtbares Hindernis, und er musste einen Augenblick kämpfen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und gegen die unheimliche Frau zu fallen, die seine Anwesenheit noch immer nicht zu bemerken schien, obwohl sie inzwischen so nahegekommen war, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Mulder hätte schwören können, dass er einen leichten Modergeruch wahrnahm, der von der Frau ausging. Er rief sich zur Ordnung und versuchte sich einzureden, dass es absolut unwahrscheinlich war, in einem Holzhaus in Wald am Rande einer Stadt auf einen Geist zu treffen. Er rief sich sämtliche Gegenbeispiele ins Gedächtnis, aber auch das half nicht. Allmählich begann er es zu bedauern, dass er überhaupt an die Existenz von Geistern glaubte. Scully hätte sich in dieser Situation auf ihre Wissenschaft berufen und einfach sagen können, dass es keine Geister gab. Allerdings bezweifelte Mulder, dass sie das in dieser Situation selbst geglaubt hätte.
Von seinem offensichtlichen Unbehagen völlig unberührt, kam die Frau noch einen Schritt näher. Mulder, der nun keine Möglichkeit mehr zum Ausweichen hatte, konnte sie nur wie hypnotisiert anstarren und sich fragen, was sie vorhaben mochte. Bevor seine Phantasie ihm einige erschreckende Vorschläge machen konnte, beantwortete die Frau seine Frage auf eine Weise, mit der er trotz seiner Erfahrung mit Geistern nicht gerechnet hatte: Sie überwand die letzten Millimeter, die sie noch getrennt hatten, und ging einfach durch ihn hindurch. Es traf ihn wie ein Schlag, ein eisiger Schock, der seinen gesamten Körper zu erfassen und seine Seele an die Seite zu drängen schien. Ein schreckliches, totes Gefühl breitete sich in Mulder aus und ließ sein Herz aussetzen. Obwohl es sich anfühlte, als sei er im Innern eines Grabes, oder besser, als sei er selbst das Grab, in dem eine verwesende Leiche lag, bekam er doch gleichzeitig den Eindruck einer zweiten Persönlichkeit, die neben der seinen in seinem Körper existierte. Er begann zu zittern, und das, was von seinem Verstand noch zu ihm durchdringen konnte, sagte ihm, dass er diesen Zustand nicht lange würde aushalten können, ohne körperlichen und geistigen Schaden zu nehmen.
Einen Atemzug später war es vorbei. Mulder hatte wieder die Gewalt über sich, und die Erlebnisse, die eine Sekunde zuvor noch sein Leben bedroht hatten, schienen nur noch Erinnerungen zu sein, flüchtige Eindrücke, die ebenso gut auf Einbildung hätten beruhen können, wäre da nicht dieser Nachgeschmack des Todes in seinem Innern gewesen.
Später konnte er sich nicht mehr erklären, warum er es getan hatte, aber er drehte sich auf dem Absatz um und folgte der Geisterfrau, die den plötzlich schwach beleuchteten Korridor entlang eilte, wobei er darauf achtete, ihr nicht zu nahe zu kommen, um eine Wiederholung des soeben erlebten zu vermeiden. Die Frau dagegen schien von dem Zwischenfall vollkommen unberührt zu sein; sie lief so schnell voraus, dass Mulder Schwierigkeiten hatte, ihr zu folgen. Schließlich verschwand sie durch eine Tür, wobei sie sich nicht die Mühe machte, sie zu öffnen. Mulder blieb einen Moment lang unschlüssig davor stehen, dann drückte er entschlossen die Klinke herunter und stieß die Tür auf, um den dahinterliegenden Raum zu betreten. Diesmal war er wirklich auf alles gefasst - bis auf eins.
Als er den Raum betrat, öffnete sich eine gegenüberliegende Tür und Scully kam herein. Sie trug die Kleidung, die eine Minute zuvor noch die Geisterfrau angehabt hatte, und ihren Mantel. Ihr Haar war offen, die Spange fehlte noch immer.
Die Erleichterung, sie unversehrt zu sehen, überwältigte Mulder. Er stürzte auf sie zu und griff nach ihrem Arm.
"Scully, sind Sie okay?"
"Ich denke schon. Und was ist mit Ihnen?"
"Mir geht es gut. Was ist passiert, nachdem Sie auf der Lichtung verschwunden sind?"
"Verschwunden? Ich bin in dieses Haus gegangen, und Sie sind mir gefolgt. Und dann waren Sie plötzlich weg."
"Ich bin nirgendwo hingegangen. Sie waren plötzlich verschwunden, nachdem die Glühwürmchen..."
Mulder brach ab. Es hatte keinen Zweck, ihr erklären zu wollen, was er erlebt hatte. Jedenfalls nicht jetzt. Das hatte Zeit, bis sie in Sicherheit waren. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie möglichst schnell von diesem Ort verschwinden sollten, bevor noch mehr seltsame Dinge passierten. Er wandte sich wieder Scully zu: "Ist jetzt nicht so wichtig. Lassen Sie uns lieber sehen, dass wir hier rauskommen."
Scully sah den Ernst in Mulders Augen und verzichtete auf weitere Fragen zu seiner merkwürdigen Aussage, sie sei vor seinen Augen verschwunden. Das konnten sie auch später klären. Jetzt würde sie ihm folgen, auch wenn sie nicht wusste, warum er diesen Ort, der immerhin ein möglicher Tatort war, so schnell wie möglich wieder verlassen wollte. Sie drehte sich zur Tür - und erstarrte.
"Mulder, was..."
Mehr brachte sie nicht heraus, bevor der Mann im Türrahmen seine Waffe abfeuerte und die Kugel in ihre Brust einschlug. Das letzte, was sie vor sich sah, war das Gesicht des Schützen. Es war ein ihr vertrautes Gesicht, ein Gesicht, das sie liebte. Es war Mulders Gesicht.
Mulder sah seine Partnerin zu Boden gehen und war mit einem Satz bei ihr. Er fing sie auf und ließ sie vorsichtig auf den Teppich gleiten, wo er ihren Kopf in seinem Schoß bettete, noch immer unfähig, das Geschehen der letzten Minute zu begreifen. Scully hatte zugestimmt, das Haus zu verlassen und war in Richtung Tür gegangen. Dann hatte sie geschrien, und Mulder war ihrem Blick gefolgt, hatte einen Mann gesehen, der eine Waffe auf Scully richtete. Er war trotz seiner jahrelangen Erfahrung mit solchen Situationen unfähig gewesen zu reagieren, sich auch nur zu rühren, auch wenn er mit einem Blick die Gefahr erkannt hatte, in der seine Partnerin schwebte. Er hatte gewusst, dass der Mann sie töten würde, und dennoch hatte er nicht reagieren können, denn der Mann mit der Waffe war er selbst...
Auch jetzt zitterten Mulder noch die Knie, und er wäre ganz sicher zusammengebrochen, wenn er nicht schon auf dem Boden gesessen hätte. Er starrte wie unter Schock auf die hässliche, blutende Wunde auf der Brust seiner Partnerin, die ihre Bluse und die Jacke schnell rot färbte. Viel zu schnell. Mulder hatte schon genug Schusswunden gesehen, um einschätzen zu können, wann Gefahr drohte. Und hier drohte verdammt viel Gefahr. Mulder legte seine Finger an Scullys Hals, um nach ihrem Puls zu tasten, spürte die kühle, glatte Haut, aber keine Regung darunter. Kein Pulsschlag, nicht einmal ein schwaches Flattern. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag: Während er dagesessen und verzweifelt versucht hatte zu begreifen, warum er nicht hatte handeln können, war Scully still und reglos in seinem Schoß gestorben. Es gab keinen Pulsschlag, weil ihr Herz nicht mehr schlug, angehalten von einer brutalen Kugel, eisiges Metall, das sich in warmes Fleisch bohrte, Tod, der in das Leben eindrang und es vernichtete, ohne Rücksicht auf Gefühle.
"Nein" brachte er flüsternd über die Lippen, als Tränen in seine Augen traten, seine Wangen hinabliefen, heiße Spuren in seine Haut brannten. Er weinte um seine Hilflosigkeit, mit der er hatte zusehen müssen, wie se getötet wurde, um ihre Angst, ihr Unverständnis, dass ihr Mörder der Mensch war, dem sie vertraut hatte, um die vertanen Chancen, die vielen nicht gesagten Worte, die Dinge, die sie nie zusammen erlebt hatten und nun nie erleben würden, um die Nächte, die sie sich um die Ohren geschlagen hatten, anstatt zu leben, um die Zeit, die man Dana genommen hatte. Und besonders weinte er um die Frau, die er liebte und die das nun nie erfahren würde.
Mulder saß einfach da, hielt ihren toten Körper in den Armen und streichelte ihr weiches, rotes Haar, wie er das schon immer hatte tun wollen, wie um ihr Trost zu spenden, den sie nun nicht mehr brauchen würde, und ließ die Tränen laufen, ohne auch nur den geringsten Versuch zu machen, sie aufzuhalten. Und er spürte, wie mit jeder Träne, die in Danas Haar fiel, ein Stück seiner selbst zerbrach.

Mulder wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte, als er einen Luftzug auf seinen tränennassen Wangen spürte. Er sah auf, noch immer Danas Körper in den Armen haltend, noch immer nicht ganz begreifend, dass sie wirklich tot war, dass er nie die Möglichkeit haben würde ihr zu sagen, dass sie der wertvollste Mensch für ihn gewesen war und immer sein würde, dass sie es war, die ihn zum Leben erweckt hatte. Ich wünschte, ich könnte das auch für dich tun, Dana.
"Es tut mir leid."
In der offenen Tür stand die Geisterfrau. Sie trug jetzt ein schwarzes Samtkleid, und es schien, als sei sie in Trauer. Noch immer hatte sie Scullys Spange im Haar. Mulder musste an sich halten, um nicht aufzuspringen und sie zu würgen, ihr seine Hände um den Hals zu legen, Hände, an denen Scullys Blut klebte. Er sagte sich, dass das sinnlos war, da er nur durch sie hindurch greifen würde. Stattdessen stand er langsam auf, wobei er Scullys Körper vorsichtig zu Boden gleiten ließ, und trat auf die Frau zu.
"Ist das alles?" fragte er mit einer Stimme, die seine ganze Kraftlosigkeit widerspiegelte.
"Ich wollte das nicht, bitte glauben Sie mir. Ich wollte nur mit Ihnen spielen, wie wir Geister das an Halloween nun einmal tun. Ich konnte nicht ahnen, dass der Fluch sie treffen würde..." Ihre Stimme brach, und Mulder konnte ein paar glitzernde Tränen ihre Wangen hinunterlaufen sehen. Sie sah erbarmenswürdig aus, aber Mulder verspürte kein Mitleid. Sie hatte Scully umgebracht, und selbst wenn sie nicht für ihren Tod verantwortlich gewesen wäre, hätte Mulder nichts gefühlt. Als er seine tote Partnerin in den Armen gehalten hatte, waren seine Gefühle eingefroren. Trotzdem musste er es wissen, musste Scullys Tod wenigstens einen rationalen Sinn geben.
"Warum?"
Er brauchte seine Frage nicht zu erklären; sie verstand sofort.
"Ich werde es Ihnen sagen. Aber kommen Sie erst einmal von hier weg."
"Nein. Ich lasse Scully nicht allein."
"Sie ist tot."
"Ich werde bei ihr bleiben."
"Aber wenn Sie hierbleiben, könnten Sie auch sterben."
"Das ist unwichtig. Wozu soll ich noch leben, wenn sie tot ist?"
"Mein Gott; Sie lieben sie. Es muss schön sein, so geliebt zu werden. Wäre ich geliebt worden wie sie..." Sie stockte einen Augenblick und fuhr dann fort: "Sie muss eine wunderbare Frau gewesen sein."
Mulder schwieg, nicht bereit, ihr entgegenzukommen, und sah sie auffordernd an.
Sie gab nach, bestand nicht mehr darauf, das Zimmer zu verlassen.
"Alles hat vor über einem Jahrhundert begonnen." fing sie an, und ihre Augen schienen in weite Ferne zu blicken, als sehe sie direkt in die Vergangenheit, als sie weitersprach: "Ich war ungefähr so alt wie diese Frau und noch immer nicht verheiratet, was eine Schande war. Aber ich wollte auf keinen Fall heiraten, ohne den Mann wirklich zu lieben und ohne dass er mich auch liebte. Eines Tages kam ein Fremder und hat um meine Hand angehalten; mein Vater war einverstanden, aber ich wollte ihn nicht. Trotzdem haben wir geheiratet, da mein Vater sehr krank war und so gern noch meine Hochzeit erleben wollte. Also habe ich es getan, um seinen Wunsch zu erfüllen, denn ich liebte meinen Vater. Wenige Tage nach der Hochzeit starb er, und ich sah keinen Grund, die Farce aufrecht zu erhalten, da mein Mann sich als brutal und lieblos entpuppte. Ich habe mich ihm verweigert, habe mich nicht einmal von ihm küssen lassen; außer dem Hochzeitskuss gab es keine weiteren Berührungen zwischen uns, und das hat seinen Hass nur noch verstärkt. Er wurde immer brutaler, und eines Tages hat er mich getötet. Ich starb ungeküsst, traurig und allein, und seitdem bin ich hier, verdammt mit anzusehen, wie er viele junge Frauen hierher lockte und sie tötete, in einem Hass, an dem ich Schuld war, bis er selbst starb.
Als ich Sie beide im Wald gesehen habe, wollte ich einfach ein wenig Spaß haben, und deshalb habe ich Sie geneckt, bin Ihnen in Gestalt eines Wolfs gefolgt und habe Ihnen die kleinen Fallen gestellt. Ich hatte keine böse Absicht, aber als Sie auf diese Lichtung gekommen sind, muss etwas schrecklich schiefgegangen sein. Die Zeit lief plötzlich rückwärts. Sie sind in meiner Lebenszeit, mein Vater ist vor wenigen Tagen gestorben, und in dieser Nacht wird mein Mann mich erschießen."
Mulder versuchte, den Sinn ihrer Worte zu erfassen. Er konnte nicht glauben, dass er tatsächlich in der Vergangenheit sein sollte, auch wenn das erklären würde, warum das Haus plötzlich auf der zuvor leeren Lichtung gestanden hatte.
"Aber warum hat er..." Er war nicht fähig, es auszusprechen.
"Warum er sie getötet hat? Er hasst Frauen. Sein größtes Vergnügen ist es, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie dann zu töten. Das hat er auch mit ihr getan, indem er die Gestalt eines Menschen annahm, dem sie vertrauen würde. Sie müssen jetzt in Ihre Zeit zurückkehren, sonst werden Sie bei Tagesanbruch verschwinden, und es wird sein, als hätten Sie nie existiert."
"Das ist mir egal. Ich werde bei Scully bleiben."
"Verstehen Sie denn nicht? Sie können das alles rückgängig machen, wenn Sie zurückkehren. Es könnte sogar sein, dass sie dann wieder lebt."
Mulder spürte Hoffnung in sich aufkeimen, zaghaft, aber doch eindeutig.
"Was muss ich tun?"
"Ich weiß es selbst nicht genau. Mir fällt nur eine Möglichkeit ein, und ich kann nicht versprechen, dass es funktioniert. Vor allem wird es Ihnen nicht gefallen."
"Ich werd's riskieren, wenn auch nur die geringste Chance besteht, dass es Scullys Leben retten kann, und wenn ich eine lebende Kakerlake schlucken müsste."
"Es ist viel schlimmer für Sie. Sie müssen mich küssen."
Das war nun wirklich nichts, was Mulder besonders gefiel, zu deutlich war die Erinnerung an ihre letzte Berührung.
Es schien, als könne sie seine Gedanken lesen, denn sie nickte.
"Es könnte Sie um den Verstand bringen, aber es ist die einzige Chance. Wir müssen die Zeitlinie verändern, und das darf nicht auf eine zu starke Weise geschehen. Wenn ich vor meinem Tod geküsst worden bin, so ist das eine kleine Veränderung, die bewirken könnte, dass unsere Begegnung in der Zukunft nie stattgefunden hat. Dann werden Sie nie in die Vergangenheit geraten, und sie wird nicht erschossen. Wenn wir die Veränderung zu groß machen, kann es sein, dass Sie nie existieren werden, oder dass Sie in eine ganz andere Welt zurückkehren. Es ist eine kleine Chance, aber es ist immerhin eine Chance. "
Das gab den Ausschlag.
"In Ordnung, ich werde es tun."
Damit trat Mulder auf die Geisterfrau zu, wobei er von dem Todeshauch eingehüllt wurde, der sie umgab. Trotzdem zögerte er nicht eine Sekunde, seine Lippen an ihre zu bringen. Er dachte an Scully und dass es die einzige Möglichkeit war, ihr Leben zu retten, und milderte auf diese Weise den Schock, den die Berührung mit dem Geist auslöste. Es war beinahe noch schlimmer als beim ersten Mal; ihre eisige Ausstrahlung drang in ihn ein, ging ihm durch Mark und Bein, drohte sein Herz anzuhalten.
Plötzlich ging eine Veränderung um sie herum vor. Die Lichter in dem Zimmer gingen aus, und in der völligen Dunkelheit spürte Mulder, wie die Lippen der Geisterfrau warm und weich wurden; die tödliche Kälte war verschwunden, und er konnte nicht aufhören, sie zu küssen, ihre Lippen mit seinen zu streicheln, sie zu schmecken. Der Kuss wurde inniger, je länger er andauerte, und Mulder fühlte ein unbeschreibliches Glücksgefühl in seinem Innern aufsteigen. Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar, atmete ihren Duft ein, versank in ihrem Kuss, der ihm fast den Atem nahm...
Und auf einmal begriff er: Es war nicht länger der Geist, den er küsste, es war Scully. Es musste funktioniert haben; sie waren zurückgekehrt, und sie lebte!
Auf einmal erschütterte ein heftiger stoß die Erde, und im nächsten Moment wurde es wieder heller um sie herum.
Mulder bekam einen Schlag vor die Brust und taumelte zurück. Vor ihm in der zunehmenden Dämmerung stand Scully, die Hände in die Seiten gestemmt, und funkelte ihn wütend an. Ihre Unterlippe blutete.
"Was fällt Ihnen ein?" fuhr sie ihn an, und Mulder wollte schon zu einer Antwort ansetzen, sich für das entschuldigen, was er auch immer falsch gemacht hatte, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen: "Das halten Sie wohl für komisch? Erst schleppen Sie mich in diesen Wald, unter dem Vorwand, es gebe hier außerirdische Aktivitäten, dann tun Sie so, als wüssten Sie den Weg nicht mehr, und am Ende beißen Sie mir auch noch auf die Lippe!"
Mulder hörte ihr gar nicht richtig zu. Er war viel zu glücklich, dass sie lebte, als dass ihn ihr Ärger hätte berühren können. Die Veränderung in der Zeitlinie musste auch den Grund für ihren Aufenthalt in diesem Wald verändert haben und niemand hätte darüber glücklicher sein können als er. Scully schien sich an nichts zu erinnern, und das war in seinen Augen auch ganz gut so. Ihm erging es da ganz anders. Die Erinnerung an ihren wunderbaren, innigen Kuss verursachte einen Kloß in seinem Hals, und bevor er etwas dummes sagen konnte, tat er das erste, was ihm einfiel: Er hob eine Handvoll des raschelnden Laubes auf und warf es nach ihr. Einen Augenblick lang starrte sie ihn sprachlos an, dann erwiderte sie die Attacke. Eine Weile bewarfen sie einander wie kleine Kinder mit Laub und rannten lachend durch die Blätter, dann griff Mulder nach seiner Partnerin, legte beide Arme um sie und wirbelte sie ein paarmal übermütig herum, gab so seiner Freude Ausdruck, sie wiederzuhaben.
Scully verstand nicht den Grund, aber es gefiel ihr, ihm so nahe zu sein. Mit der schwachen Ausrede, sie müsse sich schließlich an ihm festhalten, legte sie die Arme um Mulders Nacken und ließ sie auch dann noch dort, als er sie außer Atem wieder auf den Boden stellte.
Einen langen Moment sahen sie einander nur schweigend in die Augen; die unbeschwerte Freude an ihrer Alberei war wie weggewischt. Mulder sagte sich, er sei ein Idiot, wenn er es täte, aber ihre Nähe war einfach zu stark, um ihr zu widerstehen. Es schien, als ziehe sie ihn magisch an, und er konnte nicht anders, als sie noch enger an sich zu ziehen. Sie schien nichts dagegen zu haben, schmiegte sich im Gegenteil dicht an ihn und wich seinem Blick nicht aus. Er wusste, es war ein Fehler, aber er musste es trotzdem tun; schließlich wollte er nicht, dass sie irgendwann ging, ohne zu wissen, was er fühlte. Sacht hob er ihr Kinn an und zeichnete mit den Fingern ihre Lippen nach, ganz vorsichtig, um ihr nicht noch einmal weh zu tun.
"Ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich dich liebe." flüsterte er, wobei er ihr noch immer in die Augen sah.
"Ich werde es dir nie beschreiben können, aber ich würde es dir gern zeigen, wenn du mich lässt."
Ihre Augen gaben ihm die Antwort, noch bevor sie etwas sagen konnte. Glück schien aus ihnen zu strahlen, und ihre Stimme klang ein wenig unsicher, als sie antwortete: "Ich liebe dich. Und ich..." Sie schwieg, unfähig weiterzusprechen, weil ihr das Herz bis zum Hals schlug. Aber es waren auch keine Worte mehr nötig; im nächsten Augenblick spürte sie Mulders Atem auf ihrem Gesicht, berührten seine Lippen ihre, sanft und vorsichtig und unheimlich zärtlich. Sie legte die Arme um ihn und schwor sich, ihn nicht mehr loszulassen. Nie wieder...


Ende
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