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Don't call me Fox

von Sonja K

Kapitel 1

Es war das Allerletzte, was Agent Fox Mulder wollte, und gleichzeitig war es das, was er sich am Meisten wünschte. Dieses verdammte Kennenlernseminar, von der Leitung des FBI angesetzt, da in der letzten Zeit Spannungen innerhalb der einzelnen Teams entstanden waren, war ganz offensichtlich die Idee irgend eines Bürohengstes gewesen, der absolut keine Ahnung von der Arbeit "auf der Straße" hatte. Spannungen zwischen Partnern waren vorprogrammiert und vollkommen normal, und es war in Mulders Augen eine riesige Zeitverschwendung, vier Tage mit dem Versuch zu verbringen, diese zu lösen. Hinzu kam, dass die Spannungen zwischen ihm und Scully ganz anderer Art waren, und es wäre ganz sicher nicht Wunsch ihrer Vorgesetzten, diese Spannungen zu lösen...
Beim Gedanken, vier Tage mit Scully zusammen zu sein und sie besser kennen zu lernen, und das auch noch höchst offiziell, begann Mulder Blut und Wasser zu schwitzen. Unter den wachsamen Augen seiner Vorgesetzten konnte ein solches Seminar nur in einer einzigen Peinlichkeit enden.
Nun gut, er würde sich eben zusammenreißen müssen, auch wenn es ihm in Scullys Gegenwart sowieso schon schwer fiel. Nur gut, dass er nicht auch noch mit ihr zusammen zu diesem Seminar fahren musste, da sie noch bei ihrer Mutter war und von dort direkt hinfahren würde. So hatte er wenigstens ein paar Stunden Frist, bevor er sie wiedersah auch wenn er innerlich darauf brannte, da sie eine Woche Urlaub gehabt und er sie vermisst hatte. Außerdem passte ihm sein Ersatzmitfahrer ganz und gar nicht. Allein das Wissen, 1 1/2 Stunden mit AD Skinner im selben Wagen zu sitzen, ließ Mulders Nackenhaare sich aufstellen. Trotzdem musste er jetzt los, denn Skinner würde sicher schon neben dem Wagen warten.
AD Walter Skinner zwang sich, nicht schon wieder auf die Uhr zu sehen. Er wusste auch so, dass Mulder zu spät war, aber das sollte er doch allmählich kennen. In den ganzen Jahren, in denen er Mulders Vorgesetzter war, hatte er nicht ein einziges Mal erlebt, dass dieser pünktlich war. Skinner fragte sich, wie Scully das aushielt. Passte sie sich Mulders Zeitplan an, oder verbrachte sie die Wartezeit damit, Berichte zu schreiben und Akten durchzugehen? Wenn man all die Jahre ihrer Zusammenarbeit bedachte, hätte Scully schon mehrere umfangreiche Romane verfassen können. Skinner selbst verbrachte die Wartezeit damit, sich Sorgen zu machen. Ein Kennenlernseminar zur Lockerung der Spannungen zwischen Partnern mochte ja an sich eine gute Idee sein, aber nicht, wenn man der Vorgesetzte von Mulder und Scully war.
In den letzten Monaten hatte er die Entwicklung der Beziehung zwischen den Beiden mit Sorge betrachtet, denn er war nicht blind und konnte die unterschwelligen Zeichen deuten, die den Agenten selbst vielleicht noch gar nicht bewusst waren. Es war eindeutig, dass sich Mulder und Scully zueinander hingezogen fühlten, und Skinner fürchtete jedesmal, wenn er unangemeldet ins Kellerbüro kam, eine Situation vorzufinden, die für alle Beteiligten peinlich war.
Auch wenn Skinner es den Beiden vom menschlichen Standpunkt her gönnen würde, musste er es als ihr Vorgesetzter auf jeden Fall unterbinden. Das konnte verflucht anstrengend werden, wenn man bedachte, dass sie als Partner aufgrund der Art des Seminars Tag und Nacht zusammen sein würden. Und gerade bei Letzterem hatte Skinner so seine Bedenken...


1. Tag

Nach ein paar entspannenden Urlaubstagen bei ihrer Mutter kam es Dana Scully gerade recht, die Arbeit mit einem Seminar zu beginnen. Es erinnerte sie irgendwie an Studientage auf der High School, die sie immer sehr genossen hatte. Aber noch hatte sie nicht das Programm für dieses spezielle Seminar gesehen...
Unter einem Kennenlernseminar stellte sie sich eine nette Zeit vor, in der sie und Mulder sich gegenseitig kleine Geschichten erzählten, um einander besser zu verstehen, und in ihrer Vorstellung könnten sie sich dabei nicht nur beruflich näher kommen...
Mit diesen kleinen, intimen Träumen im Kopf parkte Scully ihren Wagen und betrat den Raum, in dem in wenigen Minuten die offizielle Begrüßung stattfinden würde.
Suchend sah sie sich nach Mulder um, der irgendwo in diesem Raum voller Agenten sein musste, von denen sie einige kannte, andere nicht. Wenn er nicht schon wieder zu spät kam. Aber das sollte an sich ja unmöglich sein, da er zusammen mit Skinner gefahren war. Während sie noch suchte, hielt ihr plötzlich jemand von hinten die Augen zu.
"Wer bin ich?" flüsterte eine wohlbekannte Stimme an ihrem Ohr, und Scully musste gegen ihren Willen lächeln. Sie konnte ihren Partner förmlich sehen, wie er mit einem breiten Grinsen hinter ihr stand.
"Da Agent Pendrell tot ist und ich außer ihm nur einen einzigen Menschen kenne, der auf diese kindische Art versuchen würde, an mich ranzukommen, können es nur Sie sein. Also, Mulder, lassen Sie den Quatsch."
Mulder hatte genau den Gesichtsausdruck, den sie sich vorgestellt hatte, als er sie zu sich herumdrehte, und ihr einen Kuss auf die Wange gab. Obwohl es ihr sehr gefiel, stieß sie ihn pflichtschuldig weg und verfluchte sich im selben Moment dafür.
"Was soll der Unsinn?" fauchte sie ihn an, bemüht, die Verwirrung, die seine Nähe ausgelöst hatte, vor ihrem Partner zu verbergen.
"Tun Sie mir den Gefallen und setzen sich mit mir irgendwo hin.", bat Mulder. "Sonst muss ich mich wieder zu Skinner setzen, und da komme ich mir vor wie in der ersten Reihe im Mathematikkurs auf der High School."
Scully unterdrückte ein Lächeln. Offensichtlich war sie nicht die Einzige, die bei diesem Seminar High School- Nostalgie entwickelte.
"Okay, dann will ich Sie mal erlösen. Haben Sie zufällig ein Programm des Seminars?"
"Nope. Soweit ich das mitbekommen habe, ist das Absicht. Ich glaube, die wollen uns überraschen."
Damit hatte Mulder allerdings recht, und die erste Überraschung folgte gleich nach den Begrüßungsworten eines der Seminarleiter: Jedes Agentenpaar würde sich ein Miniapartment mit Küche und Bad, aber nur einem großen Wohnschlafraum teilen. Mulder wagte nach dieser Ankündigung gar nicht, Scully anzusehen, denn er fürchtete um seine Selbstbeherrschung. Diese würde sowieso auf eine harte Probe gestellt werden, wenn er mit seiner definitiv zu begehrenswerten Partnerin (er sagte sich dieses Wort wie eine Schutzformel immer wieder vor) ein Schlafzimmer teilte.
Nach der Begrüßung wurden die Apartments verteilt (Agenten aus D.C. landeten im L-Gebäude, was Mulder sofort instinktiv mit einem gewissen vierbuchstabigen Wort assoziierte), und Mulder und Scully bezogen ihre Unterkunft, ohne besonders viel über den Ablauf der nächsten vier Tage erfahren zu haben.
"Dahinter steckt garantiert eine Verschwörung." murrte Mulder, warf seine Tasche auf den Boden und begann, deren Inhalt auf dem Bett zu verteilen, um ihn anschließend Händeweise in seine Hälfte des Schrankes zu knüllen, die er ziemlich großzügig bemaß.
Scully störte das nicht besonders, da ordentlich zusammengefaltete oder aufgehängte Kleidungsstücke nicht so viel Platz benötigten wie wahllos in den Schrank gestopfte und sie daher sowieso nicht ihre ganze Schrankhälfte brauchen würde.
Mulder, der aufgrund seiner Methode wesentlich schneller mit dem Auspacken fertig war, beobachtete seine Partnerin mit einer Mischung aus Ungeduld und echtem Interesse, als frage er sich ernsthaft, wie ein Mensch sich so lange bei einer banalen Sache wie dem Einräumen von Kleidern in einen Schrank aufhalten konnte.
Scully ließ sich durch seine Blicke nicht stören, sondern packte ruhig weiter aus in der Annahme, dass es Mulder irgendwann langweilig werden würde, sie anzustarren. Das war allerdings ganz und gar nicht der Fall; Mulder sah ihr weiterhin regungslos zu, bis sie begann, ihre Unterwäsche aus der Tasche zu nehmen. Da war es mit seiner Gelassenheit vorbei; Mulder wusste plötzlich nicht mehr, wohin mit seinen Händen, die ein wenig zitterten, und er versuchte, nicht auf die Slips zu starren, die seine Partnerin sorgfältig faltete, bevor sie sie im Schrank verstaute. Es gelang ihm nicht, und in seinem Kopf formten sich Bilder, die seiner Professionalität alles andere als zuträglich waren. Schließlich lagen Slips nicht nur brav und unschuldig im Schrank (im selben Schrank, in dem sich seine Kleider befanden!), sondern Scully trug sie auch. Mulder zwang sich, diesen Gedanken zu ignorieren und sich auf irgend etwas zu konzentrieren, was er zu Scully sagen und womit er sich ablenken konnte.
"Welches Bett wollen Sie?" brachte er schließlich hervor und hätte sich im selben Augenblick dafür ohrfeigen können. Erst Slips, dann Betten. Ob er es wohl heute noch schaffen würde, an etwas Unverfängliches zu denken? Mit einem schnellen Seitenblick auf seine Partnerin vergewisserte er sich, dass sie nichts in seine Worte hineingelesen hatte.
"Wenn es Ihnen egal ist, würde ich gern am Fenster schlafen." erwiderte Scully in aller Unschuld, und Mulder nickte. Sie würde wahrscheinlich wirklich schlafen können, während er die ganze Nacht damit zubrachte, nicht an sie zu denken.

*****

Nach dem Mittagessen, das alle Agenten gemeinsam in einem großen, hellen Speisesaal einnahmen, begannen die Übungen des Tages.
Zuerst setzten sich alle Agenten in den riesigen Seminarraum, wobei darauf geachtet wurde, dass die jeweiligen Partner nebeneinander saßen. Die Übungsleiterin, eine zierliche Blondine, stellte sich als Evalynn Bower vor.
"Sie können aber auch Eve sagen." bot sie an und begann, die Übung zu erläutern: "Zuerst möchte ich, dass wir uns alle gegenseitig kennen lernen. Dazu wird jetzt jeder Agent nicht sich selbst, sondern seinen Partner vorstellen und dazu einen einzigen Satz sagen, der seiner Meinung nach typisch für ihn ist. Wenn Sie keine Fragen mehr haben, fangen Sie doch einfach an.", wandte sie sich an den ersten Agenten. Dieser dachte einen Augenblick nach und sagte dann: "Mein Partner ist Mitch Bowman, und man kann sich auf ihn verlassen, außer wenn es um Cola geht."
Alle fingen an zu lachen, und Mitch musste einen Moment auf Ruhe warten, bevor er seinen Partner vorstellen konnte.
Mulder hörte kaum zu. Wie zur Hölle sollte er Scully mit einem Satz beschreiben? Das war schier unmöglich, denn sie war einfach zu komplex, als dass er all ihre Eigenschaften in einem einzigen Satz hätte zusammenfassen können. Sollte er ihre Loyalität betonen? Ihre Ehrlichkeit hervorheben? Sie als verlässlich bezeichnen, als liebevoll, warmherzig, offen, fair? Nein, das war alles nicht gut, denn es zeigte nur jeweils eine einzige Eigenschaft, die für sich genommen platt erscheinen musste. Für Mulder war diese Übung nicht länger ein Spiel; er wollte um jeden Preis etwas Besonderes sagen, wenn er schon nicht seine wahren Gedanken aussprechen konnte: `Das ist Dana Scully, und sie ist für mich die einzige Frau auf der Welt.´
Scully fand die Worte, mit denen die anderen Agenten ihre Partner beschrieben, ziemlich klischeehaft: Da gab es verlässliche Partner, gute Agenten, einfallsreiche Profiler, zähe Ermittler usw. Sie hatte den Eindruck, dass alle irgendwelche Floskeln wählten, um nicht ihre wirkliche Meinung preisgeben zu müssen. Da sie wusste, wie sehr Mulder derartige Heucheleien zuwider waren, war sie gespannt, was er wohl über sie sagen würde.
Als er an der Reihe war, schreckte Mulder aus seinen Gedanken hoch und deutete auf seine Partnerin.
"Meine Partnerin ist Dana Scully, und sie ist etwas Besonderes."
Im Raum herrschte von einer Sekunde zur nächsten Totenstille. Alle Anwesenden starrten Scully an und warteten gespannt auf ihre Reaktion. Auf den Gesichtern der Agenten mit weiblichen Partnern erschien ein leicht schadenfroher Ausdruck. Sie alle hatten irgend etwas Belangloses gesagt, um keinen Ärger zu bekommen oder sich in Verlegenheit zu bringen und dumm angesehen zu werden, und jetzt waren sie gespannt, wie sich der gedankenlose Kollege aus der Affäre zog.
Mulder spürte die auf sich gerichteten Blicke und ihm wurde bewusst, was sein Statement ausgelöst hatte, aber das war ihm egal, solange nur Scully nicht auf ihn wütend war. Ein wenig unsicher suchte er ihren Blick. Es schien sie nicht zu stören, dass Mulder wieder einmal die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie Beide gezogen hatte, denn sie erwiderte seinen Blick und sagte ruhig: "Mein Partner, Fox Mulder, wird nie aufhören mich zu überraschen, egal wie gut ich ihn kenne."
Damit schenkte sie den Anderen ein leicht triumphierendes Lächeln und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, als habe Mulder nicht gerade mit einem einzigen Satz ihr Innerstes durcheinandergebracht.
Mulder unterdrückte den Wunsch, den Kollegen die Zunge herauszustrecken und sah Scully kurz an. Er hätte nicht stolzer auf sie sein können als in diesem Augenblick.

*****

Vor der zweiten Übung hatten sie eine Stunde Pause, in der Mulder es vermied, in die Nähe seiner Partnerin zu kommen, da er ihren Kommentar zu seinem "Ausrutscher" lieber hören wollte, wenn sie allein waren.
Scully schien ihn gar nicht zu vermissen, denn sie unterhielt sich angeregt mit einem blonden Mann, der sie zur Begrüßung umarmt hatte. Mulder blieb etwas abseits stehen und beobachtete die Beiden mehr oder weniger unauffällig. Jedesmal, wenn Scully über eine Bemerkung des Mannes lachte, gab es Mulder einen Stich. Er schaffte es nie, sie so sehr zum Lachen zu bringen, obwohl er sonst eine Lachnummer für das gesamte FBI war, Mr. Seltsam, ein Clown, ein Witz für seine Kollegen und Vorgesetzten; jeder lachte über ihn, nur Scully konnte er nicht zum Lachen bringen.
Nach einigen Minuten Unterhaltung mit ihrem ehemaligen Studienkollegen bemerkte Scully, dass Mulder mal wieder abseits stand und sich an keiner Unterhaltung beteiligte. Sie entschuldigte sich seufzend bei Steve und ging zu ihrem Partner. Sie würde sich wieder mal um ihn kümmern müssen, wie immer bei gesellschaftlichen Anlässen. Es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, ihn sich selbst zu überlassen, nicht nur, weil das hier ein Partnerseminar war und man von ihr erwartete, Partnerschaft zu zeigen. Scully trat zu Mulder und berührte kurz seinen Arm.
"Hey, wieso kommen Sie nicht rüber zu Steve? Ich kenne ihn aus Quantico; er war unser Klassenclown, und seine Witze sind in der Zwischenzeit noch besser geworden"
Mulder schüttelte den Kopf. "Nein danke, kein Bedarf. Mir hat seine Art schon bei der Übung nicht gefallen. Außerdem scheint er Sie ja gar nicht so sehr zu vermissen."
Mit einem leichten Triumphgefühl, für das er sich gleichzeitig ein wenig schämte, deutete Mulder auf Steve, der sich gleich nachdem Scully gegangen war einer hübschen dunkelhaarigen Agentin aus Iowa zugewandt hatte, der er nun offensichtlich seine Witze erzählte.
"Typisch", entgegnete Scully leichthin.
"Er kann einfach keine Minute allein bleiben; das scheint sein Ego irgendwie nicht zu verkraften."
"Und das stört Sie nicht?" Mulder musterte sie ungläubig.
"Wieso?"
"Na, weil er Sie einfach so abserviert hat. Sie scheinen sich doch ziemlich nahe zu stehen."
"Was?" Sie lachte verwirrt.
"Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen, und ich hatte keine Ahnung, dass er auch hier sein wird. Und wenn Sie andeuten wollen, dass ich mit ihm liiert war, kann ich Sie beruhigen. Ganz so schlecht ist mein Geschmack nun auch nicht."
‘Autsch, das war ja mal wieder eine Glanzleistung, Mulder. Ausgerechnet bei einem Typen, von dem sie gar nichts will, musst du diese verdammte Eifersuchtsmasche bringen. Idiot!’
Trotz seiner Verlegenheit brachte Mulder noch ein schwaches "Da bin ich aber beruhigt" heraus, bevor Evalynn Bower den Beginn der nächsten Übung ankündigte.
Sie hatte die Pause absichtlich eingebaut, um das Verhalten der Partner in Ruhe beobachten und sich eine Meinung bilden zu können. Im Großen und Ganzen war sie relativ zufrieden mit ihren Kandidaten. Es schienen gute Teams dabeizusein, mit denen sie es leicht haben würde, einige Sturköpfe und Wichtigtuer, um die sie sich besonders würde kümmern müssen, aber keine hoffnungslosen Fälle. Nur ein Team stach deutlich aus der Menge hervor: Dieser große Mann und seine zierliche, rothaarige Partnerin. Eve hatte schon mit vielen gemischten Paaren gearbeitet und war an Spannungen auch sexueller Art zwischen ihnen gewöhnt, aber diese Beiden schienen anders zu sein als alle Teams, die sie je in ihren Seminaren gehabt hatte. Der Mann... sie kramte in ihrem Gedächtnis nach seinem Namen - ach ja, Mulder - ... er schien sich in Gesellschaft nicht wohl zu fühlen und hielt sich abseits, was seine Partnerin veranlasste, sofort eine offensichtlich angeregte Unterhaltung zu unterbrechen und sich seiner anzunehmen. Was mochten die Gründe dafür sein? Muttergefühle? Beschützerinstinkt? Pflichtgefühl? Gegenseitige Abhängigkeit, oder ganz andere Dinge und Gefühle? War sie in ihn verliebt? Noch konnte Eve das nicht richtig einschätzen, aber sie nahm sich vor, den Beiden genauere Aufmerksamkeit zu schenken und es herauszufinden da die Spannungen, die zwischen ihnen herrschten, definitiv interessant waren. Einerseits waren sie ein eingespieltes Team, wie die kleine Vorstellung von vorhin gezeigt hatte, aber da war noch mehr; es gab Schwingungen, die sie zueinander hinzogen, aber auch Mauern, die sie zu trennen schienen. Vielleicht war das ja ihre Art, den anderen Spannungen zu begegnen und ihre Partnerschaft zu erhalten?
Eve merkte, dass ihre Gedanken abgeschweift waren, und sie zwang sich, ihre Konzentration wieder auf das gesamte Seminar zu richten.
Bei der folgenden Übung würde sich zeigen, wie gut sich die Partner gegenseitig kannten. Einige Agenten würden eine Anzahl von Statements vorgelegt bekommen, von denen nur eins von ihrem Partner stammte, das sie dann heraussuchen sollten. Da nicht jeder drankommen konnte beschloss Eve, auf jeden Fall das Mulder-Team dranzunehmen. Als sie dem Agenten die auf einen Zettel geschriebenen Statements gab, beobachtete sie ihn, gespannt, ob er seine Partnerin erkennen würde. Gleichzeitig behielt sie Scully im Auge, damit diese ihm keine heimlichen Zeichen geben konnte.
"Lesen Sie uns die Sätze doch bitte erst vor, bevor Sie uns sagen, welcher von Agent Scully stammt." forderte Eve Mulder auf. Mit einem leicht genervten Seufzer blickte Mulder kurz zu Scully, bevor er begann:
"1. Was wollen Sie damit sagen, Sie hatten keine Zeit, den Bericht zu schreiben?"
‘Das ist auf keinen Fall Scully. Bei ihr würde es sich ganz anders anhören, wenn ich einen Bericht nicht rechtzeitig fertig habe.’
"2. Dafür gibt es ganz sicher eine wissenschaftliche Erklärung. Man muss nur wissen, wo man danach suchen muss.
3. Ich bitte Sie, wir sind doch Partner.
4. Soll ich Sie morgen früh abholen?"
Mulder machte eine kleine Kunstpause, obwohl ihm natürlich sofort klar war, welche dieser Aussagen typisch für Scully war. Er bewunderte insgeheim ihr Geschick, ihm genau den Satz zu geben, den er unter Tausenden erkennen würde, egal was Eve auch für raffinierte Alternativen gefunden hatte. Er wechselte einen schnellen Blick mit seiner Partnerin bevor er erklärte, dass Scully den zweiten Satz gesagt hatte. Diejenigen Agenten, die bei dieser Übung versagt hatten und an Eves geschickten Täuschungsmanövern gescheitert waren, begannen zu tuscheln, und ein paar neue Gerüchte über Mulder und Scully nahmen ihren Anfang.

*****

Am Abend wollte Scully früh ins Bett, denn die Fahrt von ihrer Mutter und der ganze Rummel des ersten Tages hatten sie erschöpft. Sobald sie nach der letzten Übung wieder im Apartment war, ging sie unter die Dusche, während Mulder Tee machte, denn er hoffte ihren Entschluss, den Tag schon zu beenden, noch ein wenig hinauszögern zu können. Je länger sie beide aufblieben, desto kürzer würde die Zeit sein, in der er hellwach im Dunkeln lag und auf ihren Atem lauschte, sich ihren zierlichen Körper vorstellte, unter der Decke in einen Pyjama gekleidet, während das ganze Zimmer von ihrem Duft erfüllt war. Eine Vorstellung, die Himmel und gleichzeitig Hölle für Mulder war. Da konnte eine kleine abendliche Teestunde nur gewinnen...
...dachte Mulder, bis er Scully frisch geduscht und in ihrem Pyjama aus dem Badezimmer kommen sah. Sie war nicht nur atemberaubend schön, sie war regelrecht aufregend in ihrem dunkelblauen Satinshirt und den passenden Shorts, das rote, noch feuchte Haar in ihr Gesicht fallend. Sie trug kein Make-up mehr, aber sie brauchte auch keins, um Mulder mit einem einzigen Blick aus der Fassung zu bringen.
"Äääääh, Scully..." Seine Stimme versagte einen Moment lang, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, mied aber ihren erstaunten Blick der zu fragen schien, ob alles in Ordnung sei.
"Hätten Sie vielleicht Lust, noch einen Tee mit mir zu trinken?"
Mulder kam sich vor wie ein Teenager, der das schönste Mädchen der Schule um ein Rendezvous bittet, obwohl er einen dicken Pickel auf der Nase hat. Dieselbe Unsicherheit, dasselbe Stottern, die gleiche unsinnige, aber doch erwartungsvolle Hoffnung auf ihre Zustimmung.
Scully fühlte sich irritiert und leicht befangen unter dem durchdringenden Blick ihres Partners, und ihr fehlte sowohl der Wille als auch die Energie um zu protestieren, also nickte sie nur.
"Okay, aber nur kurz. Ich bin wirklich hundemüde."
Trotz der Einschränkung machte ihre Zustimmung Mulder glücklich. Sie setzten sich jeder in eine Ecke der Couch, die Hände um die Teetassen gelegt, und unterhielten sich über ihre Eindrücke dieses Tages. Es war eine ganz andere Art von Debriefing am Ende eines Falls, eher ein intimer Gedankenaustausch, vermischt mit ein wenig Klatsch über die Kollegen, die auch am Seminar teilnahmen. Irgendwann stellte Scully ihre Tasse ab, gähnte hinter vorgehaltener Hand und erklärte, sie werde jetzt ins schlafen gehen.
"Okay, ich geh noch schnell duschen, dann komme ich auch. Wie spät müssen wir morgen da sein?"
"Die erste Übung fängt um halb neun an, glaub ich. Wer macht Frühstück?"
"Kann ich machen. Aber nur, wenn Sie morgen Abend kochen."
"Von mir aus."
Mulder verschwand im Badezimmer, während Scully unter die Bettdecke schlüpfte und sich in ihr Kissen kuschelte. Einen Moment später stand sie wieder auf, um ein Buch aus ihrer Tasche zu holen, da sie vor dem Einschlafen wie immer noch ein paar Seiten lesen wollte. Dabei fiel ihr Blick auf das Buch, das auf Mulders Nachttisch lag. Neugierig nahm sie es in die Hand, um den Titel zu lesen. Auf ewig unvergessen. Der Text auf dem Buchrücken versprach einen Thriller, und Scully begann interessiert zu blättern, als Mulder in Shorts und einem grauen Basketballshirt aus dem Badezimmer kam. Bei seinem Eintreten sah sie auf und erkundigte sich, indem sie das Buch hochhielt: "Ist das gut?"
Statt einer Antwort kam Mulder hastig zu ihr und entriss ihr das Buch, das dabei auf den Boden fiel. Ein Foto fiel heraus, und Mulder bückte sich, um es aufzuheben, aber Scully war schneller. Sie hielt das Bild in der Hand, aber ehe sie einen Blick darauf werfen konnte, stieß ihr Kopf mit Mulders zusammen, der sich ebenso schnell wieder aufgerichtet hatte wie sie.
"Au, verdammt, das tat weh!"
Scully betastete ihre Stirn nach einer Beule, und Mulder, der sich ebenfalls den Kopf rieb, nutzte die Gelegenheit, das Foto mitsamt dem Buch unter seinem Kopfkissen verschwinden zu lassen. Erst dann kam er zu ihr und erkundigte sich besorgt: "Sind Sie okay, Scully?"
"Mir geht's gut. Wahrscheinlich gibt das noch nicht mal eine Beule."
Trotzdem ließ sie sich widerstandslos von Mulder zu ihrem Bett führen und hielt still, als er ihre Stirn untersuchte.
"Nichts zu sehen. Tut mir leid; das war meine Schuld."
"Schon gut. Wenn Sie nicht wollen, dass ich mir das Foto ansehe, hätten Sie es mir doch einfach sagen können."
Mulder wurde rot. Verdammt, schon wieder so ein dämliches Fettnäpfchen. Wie hätte er aber auch ahnen sollen, dass Scully sich für seine Bücher interessieren würde?
‘Wenn sie wüsste, dass ich ein Foto von ihr als Lesezeichen benutze, das ich ihr noch dazu geklaut habe, würde sie mich umbringen.’
Mit diesem außerordentlich beunruhigenden Gedanken wünschte Mulder seiner Partnerin eine gute Nacht, kroch in sein Bett und schloss die Augen. Das letzte, was er beim Einschlafen vor sich sah war Scully, wie sie auf dem Foto unter seinem Kopfkissen vor dem Haus ihrer Mutter stand und ihn leicht anlächelte.


2. Tag

Nach dem Frühstück, das Mulder zu Scullys Verwunderung ohne größere Katastrophen gemacht hatte, trafen sich die Seminarteilnehmer zu einer Übung, die dem Kennenlernen der gesamten Gruppe diente: Jeder Agent musste einen Kollegen, der nicht sein Partner war, anhand der gestrigen Eindrücke charakterisieren. Nachdem diese Übung beendet war, entließ Eve die Agenten in ihre Freizeit, die sie allerdings mit ihrem Partner verbringen mussten, und machte sich an die Vorbereitungen für den Nachmittag, wo noch individuelle Einzelübungen für die verschiedenen Paare stattfinden sollten, während ihre Kollegin Rhonda ein Seminar mit den Führungsagenten abhielt, bei dem es um die Bewältigung von Stress am Arbeitsplatz ging. Erfahrungsgemäß kamen solche Seminare immer sehr gut an, auch wenn sich Eve und Rhonda zuweilen fragten, was so anstrengend daran sein sollte, den ganzen Tag über in einem geräumigen, klimatisierten Büro zu sitzen und die Arbeit von Agententeams zu koordinieren. Rhonda hatte Eve erzählt, dass sie dieses Mal einen besonders seltsamen Assistant Director dabei hatte, der unter der seltsamen Vorstellung litt, ein ihm unterstelltes Agentenpaar in dessen Freizeit auseinander halten zu müssen. Eve hatte daraufhin ihre Kollegin gebeten, die Seminarstunden so zu legen, dass der Mann seine Untergebenen nicht zu Gesicht bekam. Das fehlte ihr noch, dass der Kerl ihre Bemühungen, die Teams enger zusammen zu bringen, mit seiner albernen Manie zunichte machte...

*****

Scully fragte sich, was sie mit den drei freien Stunden anfangen sollte. Normalerweise nutzte sie ihre Freizeit um zu lesen oder mit einer Freundin zu telefonieren, aber das fiel wohl kaum in die Kategorie ´Freizeitgestaltung mit dem Partner`. Wenn sie es sich recht überlegte, unternahmen sie und Mulder so gut wie nie gemeinsam etwas nach Dienstschluss. Das lag nicht nur daran, dass sie sich den ganzen Tag über im Büro sahen und oftmals tagelang zusammen unterwegs waren, wenn sie einen Fall bearbeiteten, sondern hatte seine Ursache auch in ihren sehr unterschiedlichen Hobbys. Mulder mochte Joggen und Basketball, während Scully ruhige Dinge wie Lesen, Theater oder lange, entspannende Bäder bevorzugte, da sie einfach nicht über die unerschöpfliche Energie ihres Partners verfügte.
"Also, was denken Sie?" riss Mulder sie aus ihren Gedanken.
"Ich denke, dass diese Übung absoluter Blödsinn ist." gab Scully gereizt zurück. "Ich meine, warum sollten wir jetzt krampfhaft versuchen, unsere Freizeit zusammen zu verbringen? Das bringt doch sowieso nichts. Ich würde mich am Liebsten irgendwo verkriechen und lesen, anstatt verzweifelt etwas zu suchen, das wir gemeinsam machen könnten."
‘Wenn er jetzt sagt, da falle ihm schon was ein, bring ich ihn um!’
"Okay, tun wir das."
"Was?" erkundigte sie sich irritiert, da sie befürchtete, ihren letzten Gedanken laut ausgesprochen zu haben.
"Wir setzen uns in unser Wohnzimmer und lesen."
"Und was soll daran die gemeinsame Aktivität sein?"
"Ganz einfach: Wir lesen uns abwechselnd was vor. Sie wollten doch sowieso wissen, worum es in meinem Buch geht. Ich verspreche auch, es kommt kein einziger Außerirdischer vor."
Erst starrte Scully Mulder nur erstaunt an, dann breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. "Okay, einverstanden. Aber Sie fangen an."
"Gut, also dann... Los jetzt, bevor noch jemand auf die Idee kommt, Vorlesen könnte nicht gelten."

*****

Assistant Director Skinner saß wie auf Kohlen. Er hatte sich nur aus einem einzigen Grund für dieses verdammte Antistress-Seminar gemeldet: Weil er ein wachsames Auge auf Mulder und Scully im Partnerseminar haben wollte, um das Schlimmste verhindern zu können. Und nun schien es, als habe sich alles gegen ihn verschworen: Immer, wenn er Freizeit hatte, befanden sich die Beiden in einer Übung und umgekehrt. Er saß also völlig umsonst an diesem Ort fest, und was noch viel schlimmer war, er musste tatenlos zusehen, wie dieses verfluchte Seminar Mulder und Scully geradezu aufforderte, ihre Distanz aufzugeben. Wenn Skinner ehrlich war, war das das Einzige, was ihm wirklich Stress bereitete.

*****

Nachdem er ein paar gemütliche Stunden mit Scully und seinem Buch auf der Couch verbracht hatte begann Mulder zu denken, dass die Sache mit dem Seminar doch nicht so schlimm war wie er angenommen hatte. Der heutige Tag hatte keine weiteren Peinlichkeiten gebracht und Mulder hoffte, das werde so bleiben.
Er irrte sich. Das wurde ihm klar, sobald er und Scully Evalynn Bower in dem freundlichen Raum gegenüber saßen, in dem ihre Einzelübung stattfinden sollte.
Eve hatte darauf bestanden, die individuelle Übung dieser beiden Agenten selbst zu betreuen, auch wenn sie aus Zeitgründen immer einige Paare an andere Mitarbeiter weitergab. Aber dieses besondere Paar wollte sie sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Sie musterte ihre Gegenüber mit geübtem Blick und erkannte, dass sie im Gegensatz zu gestern regelrecht entspannt wirkten. Gut, das war die ideale Voraussetzung für das Gelingen dessen, was sie sich für sie ausgedacht hatte.
"Agent Scully, Agent Mulder", begann sie und lächelte den Beiden zu.
"Sie haben offensichtlich eine sehr enge und gute Partnerschaft, aber auch zwischen Ihnen gibt es Dinge, die verbessert werden können."
‘Das weiß ich schon seit Jahren. ich würde ja auch gerne daran arbeiten, aber da gibt es noch die FBI-Vorschriften...’
"Ich habe Sie während der einzelnen Übungen beobachtet und dabei festgestellt, dass Sie sich hervorragend aufeinander einstellen können, auch in unerwarteten Situationen, und dass Sie einander ziemlich gut kennen. Das kann aber noch gefördert werden... Mir ist aufgefallen, dass Sie sich mit den Nachnamen anreden, obwohl Sie schon... wie lange zusammen arbeiten?"
"Seit fünf Jahren." half Scully aus, die nicht bemerkte, wie ihr Partner neben ihr unruhig auf seinem Stuhl herumzurutschen begann.
‘Nein, bitte, alles, nur das nicht!!’
"Sie sind nun also seit fünf Jahren Partner. Warum nennen Sie einander nicht einfach beim Vornamen?"
‘Ich hab's geahnt. Das kann nicht ihr Ernst sein. Wie soll ich das jetzt bloß...’
"Es hat sich irgendwie so ergeben, und jetzt haben wir uns daran gewöhnt, und es ist gut, wie es ist."
Scully suchte wie immer nach einer logischen Erklärung, während Mulder neben ihr Blut und Wasser schwitzte.
"Na, ist auch nicht so wichtig; ich möchte, dass Sie einander heute mit dem Vornamen ansprechen, nur um zu sehen, wie Sie sich dabei fühlen."
‘Das kann ich Ihnen schon jetzt sagen, und deshalb ist es auch gar keine gute Idee’
"Also los, wer fängt an? Sie, Agent Mulder?"
‘NEIN!!!!!’
"Kommen Sie, ich bin sicher, Agent Scully wird Sie nicht beißen."
‘Wenn ich es nicht tue, vielleicht gibt sie dann auf, bevor Scully es sagt.’
"Also, so schwer ist das doch nun wirklich nicht. Sagen Sie's einfach: Dana. Sehen Sie, es ist ganz leicht. Da-na."
Am Rand der Verzweiflung sah Mulder zu Scully hinüber die ihn anschaute als wolle sie sagen: Nun machen Sie schon, Mulder, damit wir es hinter uns haben.
‘Los, Mulder, jetzt stellen Sie sich doch nicht so an, das ist ja richtig albern. Erstens will ich hier raus, und zweitens möchte ich gern, dass Sie mich Dana nennen. Nicht, dass ich Ihnen das jemals sagen würde...’
"Okay", stimmte Mulder schließlich ergeben zu, denn er wusste, dass es keinen Ausweg mehr gab. Es würde geschehen, und er konnte nur hoffen, dass es nicht so schlimm wurde und dass er sich genügend zusammennehmen konnte, um sich und Scully irgendwelche Peinlichkeiten zu ersparen. Er warf ihr einen kurzen Blick zu als wolle er fragen, ob sie bereit war. Als sie mit den Schultern zuckte, holte er tief Luft. Er fühlte sich wie ein Idiot.
‘Verdammt, du sollst ihr keinen Heiratsantrag machen, sondern nur ihren Namen sagen!’
"Okay...Dana." Es kam ihm ziemlich albern vor, ihren Namen einfach so im Raum stehen zu lassen, und deshalb fügte er hinzu: "Soll ich Ihnen heute Abend beim Kochen helfen? Dann geht's vielleicht schneller."
‘Oh verdammt, das war ja mal wieder ein echt intelligentes Statement. Aber ihr Name... Dana ... Es fühlt sich toll an, das zu sagen. Wie Karamel auf der Zunge. - Nein, denk bloß nicht an Dinge auf deiner Zunge! Reiß dich lieber zusammen!!’
"Sicher - Fox." erwiderte Scully ruhig.
Es war schlimmer, als er erwartet hatte. Sie hatte seinen Namen gesagt, was er aus bestimmten Gründen immer hatte vermeiden wollen, und das auch noch in diesem weichen, liebevollen Tonfall, der wie ein tatsächliches Streicheln war und mit dem sie ihn sicher beruhigen und von seiner vermeintlichen Verlegenheit befreien wollte.
Mulder versuchte, dagegen anzukämpfen, aber es passierte doch wieder, und dieses Mal war es stärker als je zuvor. Eine Welle von Wärme stieg in seinem Innern auf, begleitet von einem heftigen Kribbeln in seinem Bauch, und steigerte sich rasch zu einer schier unerträglichen Hitze, die seine Gedanken blockierte. Purer Instinkt schien die Kontrolle über sein Handeln übernehmen zu wollen, und alles, woran er in diesem Moment denken konnte war, Scully in die Arme zu nehmen und sie zu küssen, ihr den Atem zu nehmen, sie zu lieben. Hier, jetzt, sofort.
"Mulder, ist alles in Ordnung?"
Die besorgte Stimme seiner Partnerin holte ihn in die Gegenwart zurück, erlaubte es ihm, wieder einigermaßen klar zu denken. Scully kam auf ihn zu und wollte seinen Arm berühren, aber er wich hastig zurück, um eine Rückkehr des Verlangens zu vermeiden, das ihn gepackt hatte. Er konnte sich nicht erklären, warum er so reagierte, wenn eine Frau seinen Vornamen sagte, aber Diana hatte es herausgefunden und auszunutzen gewusst. Und jetzt Scully... Ohne ein Wort verließ Mulder den Raum. Er brauchte dringend frische Luft. Viel frische Luft, und eine kalte Dusche, bevor er Scully wieder gegenübertreten konnte.
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