Lieber Mulder,
Ich weiß gar nicht weshalb ich Dir diesen Brief schreibe. Genauso wenig wie ich jetzt sagen kann, ob er Dich jemals erreichen wird. Ich hoffe Du kannst mir irgendwann einmal verzeihen, dass ich Dich verlassen habe. Denn wenn dich dieser Brief erreichen sollte, bin ich längst schon Staub im Wind.
Ich bin es Dir schuldig, dass Du erfährst weshalb ich es getan habe. Ich habe das Gefühl es Dir erklären zu müssen, damit Du Dir nicht wieder die Schuld daran gibst. Ich weiß genau, dass Du es tun würdest.
Ich hatte Dir vor einiger Zeit von dem Fall erzählt, den ich angeblich ohne große Probleme gelöst habe. Erinnerst Du Dich? Bestimmt. Es war als Du noch im Krankenhaus lagst, kurz nach Deiner Blinddarmoperation. Spätestens jetzt weißt Du von welchem Fall ich spreche. Zumindest nehme ich das einfach mal an. In dieser einen, der letzten Nacht in Atlanta ist etwas vorgefallen, von dem ich Dir nicht erzählen konnte. Ich wollte zum einen selbst damit fertig werden und Dich zum anderen nicht damit belasten. Es hätte Dir wieder Schuldgefühle bereitet und vielleicht hättest Du Dich vor mir geekelt oder es hätte Dir einfach nur wehgetan. Wovon ich rede? Ich weiß Du möchtest es wissen. Du brauchst diese Bestätigung, dass es einen guten Grund gab, für mein Handeln. Den gab es, glaube mir. Bitte setz Dich, falls Du es nicht schon tust. Und bitte, bitte mach Dir keine Vorwürfe!
Es war schon spät als ich auf dem Rückweg in mein Motel war. Ich wollte eigentlich nur noch meine Koffer packen und zu Dir zurückfliegen. Ich hatte solche Sehnsucht nach Dir. Ich war so sehr in Gedanken, dass ich nicht bemerkte, dass mich jemand verfolgte. Er drängte meinen Wagen von der Straße, die etwas außerhalb der Stadt entlang führte.
Zuerst war ich wohl besinnungslos, wie ich annehmen muss, denn als ich wieder zu mir kam, lag ich bereits auf der Straße. Mein Verfolger hatte mich aus dem Wagen gezerrt und auf den kalten Boden geschleudert. Das ist das Erste gewesen, dass ich spürte, als ich wieder mein Bewusstsein erlangte. Das Nächste kann ich Dir nicht detailliert erklären, da es mich einfach zu sehr schmerzt. Er hat mich dort einfach liegen lassen, als wäre ich... Ich weiß auch nicht…
Der Schock saß so tief, dass ich erst mal zurück ins Motel fuhr und dort solange duschte, bis ich seinen Geruch halbwegs entfernt hatte. Ich fühle mich auch heute noch schmutzig, missbraucht und gepeinigt. So sehr, dass ich Dir nicht mehr in die Augen schauen kann. Meine Unachtsamkeit hat unsere Zukunft zerstört, die gerade erst am Anfang war. Ich fühle mich so schmutzig, Mulder. Vielleicht wäre ich nicht so depressiv, wenn ich in einer Therapie gewesen wäre. Aber ich sagte mir, dass es nutzlos ist, da ich niemals wieder Liebe mit Dir machen würde. Dabei vermisse ich Deine Streicheleinheiten so sehr. Ich vermisse Deine Nähe und Deinen Duft. Du fehlst mir! Aber so sehr ich Dich vermisse und egal wie stark mein Bedürfnis, Dich zu fühlen, auch ist, so weiß ich doch, dass ich es nicht mehr tun könnte. Wir hätten nie mehr Sex gehabt, weil ich Dich nicht infizieren will. Ich weiß, was Du jetzt denkst. Aber bedenke bitte, dass auch Kondome reißen können. Das ist uns nicht nur einmal passiert. Und beim nächsten Mal hätte es mehr als schief gehen können.
Ich habe erst vor zwei Tagen die Ergebnisse meines HIV-Tests zurückbekommen. Aber seitdem fühle ich mich noch elender, als ohnehin schon. Vielleicht kannst Du meine Beweggründe jetzt verstehen, da ich Dir das, was von meiner Seele übrig ist, offenbart habe. Ich könnte nicht noch einmal gegen eine tödliche Krankheit ankämpfen. Wirklich nicht! Immer darauf bedacht niemanden zu infizieren, besonders nicht Dich. Ich könnte nicht einfach so weiter leben, von einem Tag in den Anderen, mit dem Wissen das jeder mein Letzter sein könnte.
Und ich könnte es auch nicht ertragen Dich leiden zu sehen. Denn nach all den Jahren kenne ich Dich gut genug, um zu wissen, dass es Dich zerstören würde. Es würde Dir das Herz brechen, wenn Du dabei zusehen müsstest, wie ich allmählich sterbe. Ich kann Dir das nicht antun, auch wenn Du bestimmt gesagt hättest, dass wir es gemeinsam durchstehen.
Wie ich Dich kenne hättest Du auch auf den Sex verzichtet. Nein! Du wärst das Risiko vermutlich eingegangen, Dich zu infizieren. Stell Dir vor ich lächle. Ja, ich muss lächeln bei dem Gedanken an eine solche Unterredung, mit Dir. Doch auch das nimmt mir meine Entscheidung nicht ab, die ich schon vor einiger Zeit getroffen habe. Ich wusste nur nicht ob ich den Mut dazu hätte und wann sich der Moment dafür ergeben würde.
Ich habe versucht zu beten, um meine Stärke wieder zu erlangen. Doch weißt Du was ich jetzt nach allem was mir, was uns, geschehen ist glaube? Es gibt keinen Gott! Wenn es einen gäbe, dann würde er mir nicht ständig so etwas antun. Ja, seine Wege sind wirklich unergründlich, wenn das mein Weg wäre. Selbst wenn ich dafür zur Hölle fahre, schlimmer könnte es einfach nicht mehr werden. Denn mit einer Ausnahme, der Tatsache, dass ich Dich habe, ist mein Leben bereits die Hölle. Vielleicht kannst Du mir eines Tages vergeben.
Es ist soweit, Mulder. Ich kann und will das Unausweichliche nicht länger hinausschieben. Meine Zeit ist gekommen. Ich mache es ganz schnell. Nur ein Schuss, Mulder. Eine Sekunde und alles ist vorbei. Ich erzähle Dir das, damit Du Dich nicht fragen wirst ob ich möglicher Weise gelitten habe. Das möchte ich selbst nicht, da ich mehr als ich ertragen kann gelitten habe. Ich will einfach nur noch gehen, wohin auch immer das sein wird.
Mulder, bitte richte meiner Mutter aus, dass ich sie liebe. Und bitte kümmere Dich ein wenig um sie, bis sie es überstanden hat. Ihr werdet gemeinsam stark sein müssen, aber ich kann wirklich nicht anders. Kennst Du den Song ‚Dust in the wind’ von Kansas? Der läuft seit Stunden in einer Endlosschleife, in meinem CD-Player. Er wird auch noch zu hören sein, wenn man mich findet. Wenn Du an mich denken willst, dann spiel einfach dieses Lied. Und wo immer ich sein werde, ich werde es hören und auch an Dich denken.
Vergiss mich bitte nicht und auch nicht die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Du wirst immer in meinem Herzen bleiben. Es ist Zeit Lebewohl zu sagen...
In ewiger Liebe,
Deine Dana
Sie faltete das Blatt Papier und steckte es in den Umschlag, auf dem in großen Lettern stand: Fox Mulder. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl, drehte den Song etwas lauter, schaltete das Licht aus und nahm ihre Waffe, die sie sich an die Stirn hielt.
Wie sie es voraus gesagt hatte, war es nur ein Schuss, nur eine Sekunde und die Dunkelheit trat ein...
ENDE
Ich weiß gar nicht weshalb ich Dir diesen Brief schreibe. Genauso wenig wie ich jetzt sagen kann, ob er Dich jemals erreichen wird. Ich hoffe Du kannst mir irgendwann einmal verzeihen, dass ich Dich verlassen habe. Denn wenn dich dieser Brief erreichen sollte, bin ich längst schon Staub im Wind.
Ich bin es Dir schuldig, dass Du erfährst weshalb ich es getan habe. Ich habe das Gefühl es Dir erklären zu müssen, damit Du Dir nicht wieder die Schuld daran gibst. Ich weiß genau, dass Du es tun würdest.
Ich hatte Dir vor einiger Zeit von dem Fall erzählt, den ich angeblich ohne große Probleme gelöst habe. Erinnerst Du Dich? Bestimmt. Es war als Du noch im Krankenhaus lagst, kurz nach Deiner Blinddarmoperation. Spätestens jetzt weißt Du von welchem Fall ich spreche. Zumindest nehme ich das einfach mal an. In dieser einen, der letzten Nacht in Atlanta ist etwas vorgefallen, von dem ich Dir nicht erzählen konnte. Ich wollte zum einen selbst damit fertig werden und Dich zum anderen nicht damit belasten. Es hätte Dir wieder Schuldgefühle bereitet und vielleicht hättest Du Dich vor mir geekelt oder es hätte Dir einfach nur wehgetan. Wovon ich rede? Ich weiß Du möchtest es wissen. Du brauchst diese Bestätigung, dass es einen guten Grund gab, für mein Handeln. Den gab es, glaube mir. Bitte setz Dich, falls Du es nicht schon tust. Und bitte, bitte mach Dir keine Vorwürfe!
Es war schon spät als ich auf dem Rückweg in mein Motel war. Ich wollte eigentlich nur noch meine Koffer packen und zu Dir zurückfliegen. Ich hatte solche Sehnsucht nach Dir. Ich war so sehr in Gedanken, dass ich nicht bemerkte, dass mich jemand verfolgte. Er drängte meinen Wagen von der Straße, die etwas außerhalb der Stadt entlang führte.
Zuerst war ich wohl besinnungslos, wie ich annehmen muss, denn als ich wieder zu mir kam, lag ich bereits auf der Straße. Mein Verfolger hatte mich aus dem Wagen gezerrt und auf den kalten Boden geschleudert. Das ist das Erste gewesen, dass ich spürte, als ich wieder mein Bewusstsein erlangte. Das Nächste kann ich Dir nicht detailliert erklären, da es mich einfach zu sehr schmerzt. Er hat mich dort einfach liegen lassen, als wäre ich... Ich weiß auch nicht…
Der Schock saß so tief, dass ich erst mal zurück ins Motel fuhr und dort solange duschte, bis ich seinen Geruch halbwegs entfernt hatte. Ich fühle mich auch heute noch schmutzig, missbraucht und gepeinigt. So sehr, dass ich Dir nicht mehr in die Augen schauen kann. Meine Unachtsamkeit hat unsere Zukunft zerstört, die gerade erst am Anfang war. Ich fühle mich so schmutzig, Mulder. Vielleicht wäre ich nicht so depressiv, wenn ich in einer Therapie gewesen wäre. Aber ich sagte mir, dass es nutzlos ist, da ich niemals wieder Liebe mit Dir machen würde. Dabei vermisse ich Deine Streicheleinheiten so sehr. Ich vermisse Deine Nähe und Deinen Duft. Du fehlst mir! Aber so sehr ich Dich vermisse und egal wie stark mein Bedürfnis, Dich zu fühlen, auch ist, so weiß ich doch, dass ich es nicht mehr tun könnte. Wir hätten nie mehr Sex gehabt, weil ich Dich nicht infizieren will. Ich weiß, was Du jetzt denkst. Aber bedenke bitte, dass auch Kondome reißen können. Das ist uns nicht nur einmal passiert. Und beim nächsten Mal hätte es mehr als schief gehen können.
Ich habe erst vor zwei Tagen die Ergebnisse meines HIV-Tests zurückbekommen. Aber seitdem fühle ich mich noch elender, als ohnehin schon. Vielleicht kannst Du meine Beweggründe jetzt verstehen, da ich Dir das, was von meiner Seele übrig ist, offenbart habe. Ich könnte nicht noch einmal gegen eine tödliche Krankheit ankämpfen. Wirklich nicht! Immer darauf bedacht niemanden zu infizieren, besonders nicht Dich. Ich könnte nicht einfach so weiter leben, von einem Tag in den Anderen, mit dem Wissen das jeder mein Letzter sein könnte.
Und ich könnte es auch nicht ertragen Dich leiden zu sehen. Denn nach all den Jahren kenne ich Dich gut genug, um zu wissen, dass es Dich zerstören würde. Es würde Dir das Herz brechen, wenn Du dabei zusehen müsstest, wie ich allmählich sterbe. Ich kann Dir das nicht antun, auch wenn Du bestimmt gesagt hättest, dass wir es gemeinsam durchstehen.
Wie ich Dich kenne hättest Du auch auf den Sex verzichtet. Nein! Du wärst das Risiko vermutlich eingegangen, Dich zu infizieren. Stell Dir vor ich lächle. Ja, ich muss lächeln bei dem Gedanken an eine solche Unterredung, mit Dir. Doch auch das nimmt mir meine Entscheidung nicht ab, die ich schon vor einiger Zeit getroffen habe. Ich wusste nur nicht ob ich den Mut dazu hätte und wann sich der Moment dafür ergeben würde.
Ich habe versucht zu beten, um meine Stärke wieder zu erlangen. Doch weißt Du was ich jetzt nach allem was mir, was uns, geschehen ist glaube? Es gibt keinen Gott! Wenn es einen gäbe, dann würde er mir nicht ständig so etwas antun. Ja, seine Wege sind wirklich unergründlich, wenn das mein Weg wäre. Selbst wenn ich dafür zur Hölle fahre, schlimmer könnte es einfach nicht mehr werden. Denn mit einer Ausnahme, der Tatsache, dass ich Dich habe, ist mein Leben bereits die Hölle. Vielleicht kannst Du mir eines Tages vergeben.
Es ist soweit, Mulder. Ich kann und will das Unausweichliche nicht länger hinausschieben. Meine Zeit ist gekommen. Ich mache es ganz schnell. Nur ein Schuss, Mulder. Eine Sekunde und alles ist vorbei. Ich erzähle Dir das, damit Du Dich nicht fragen wirst ob ich möglicher Weise gelitten habe. Das möchte ich selbst nicht, da ich mehr als ich ertragen kann gelitten habe. Ich will einfach nur noch gehen, wohin auch immer das sein wird.
Mulder, bitte richte meiner Mutter aus, dass ich sie liebe. Und bitte kümmere Dich ein wenig um sie, bis sie es überstanden hat. Ihr werdet gemeinsam stark sein müssen, aber ich kann wirklich nicht anders. Kennst Du den Song ‚Dust in the wind’ von Kansas? Der läuft seit Stunden in einer Endlosschleife, in meinem CD-Player. Er wird auch noch zu hören sein, wenn man mich findet. Wenn Du an mich denken willst, dann spiel einfach dieses Lied. Und wo immer ich sein werde, ich werde es hören und auch an Dich denken.
Vergiss mich bitte nicht und auch nicht die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Du wirst immer in meinem Herzen bleiben. Es ist Zeit Lebewohl zu sagen...
In ewiger Liebe,
Deine Dana
Sie faltete das Blatt Papier und steckte es in den Umschlag, auf dem in großen Lettern stand: Fox Mulder. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl, drehte den Song etwas lauter, schaltete das Licht aus und nahm ihre Waffe, die sie sich an die Stirn hielt.
Wie sie es voraus gesagt hatte, war es nur ein Schuss, nur eine Sekunde und die Dunkelheit trat ein...
ENDE
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