World of X

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Eine Wahrheit nie gefunden

von Chris H

Kapitel 1

"Sehen Sie doch endlich ein, Mulder, dass es vorbei ist!", rief Scully verzweifelt und versuchte, ihrem Partner zum x-ten Mal ein wenig Vernunft einzutrichtern.

"Was ist vorbei, Scully? Die X-Akten? Ich weiß, dass es jetzt danach aussieht, aber, Scully, sehen Sie denn nicht, dass die uns niedermachen wollen? Wir sind jemandem in die Quere gekommen und deshalb haben die unser Büro abgefackelt!", erwiderte Mulder und legte Scully seine Hände auf die Schultern. Er sah sie eindringlich an.

"Wer sind die, Mulder?", flüsterte sie. "Wer sind die? Verdammt, ich habe fünf Jahre meines Lebens nach denen gesucht! Aber ich habe sie nie gefunden!"

"Geben Sie nicht auf, Scully, laufen Sie nicht weg! Wir sind so dicht dran, ich weiß es! Aber ich kann das Rätsel nicht alleine lösen. Ich brauche Ihre Hilfe!"

Scully lachte. "Sie haben mich nie gebraucht, Mulder. Nicht vor fünf Jahren, nicht jetzt und Sie werden mich auch in Zukunft nicht brauchen", erwiderte sie leise.

"Oh doch, ich brauche Sie! Ich brauche Ihren Scharfsinn, Ihre Logik, Ihre Fähigkeit, die Ruhe zu bewahren, egal wie brenzlig die Situation auch sein mag. Ich kann das hier nicht alleine!"

"Ich fürchte, Sie werden es wohl lernen müssen. Mulder, Ihr Leben lang haben Sie nach der Wahrheit gesucht, aber was haben Sie gefunden? Verschwörungen, Verbrechen... Ich... wir haben auf unserem Weg, bei dieser Suche, so viele Menschen verloren, die uns etwas bedeutet haben. Und ich habe jetzt endlich erkannt, dass es das nicht wert ist, es ist es nicht wert, so viel dafür zu opfern. Wir wissen beide, Mulder, dass Sie... dass wir nie finden werden, wonach wir suchten. Und ich, für meinen Teil, habe nicht vor, den Rest meines Lebens an eine Suche nach etwas zu verschwenden, von dem ich weiß, dass ich es nie finden werde. Aus diesem Grund werde ich nach Boston gehen und dort als Ärztin praktizieren."

"Sie verlassen das FBI?", stammelte Mulder entsetzt.

"Ja."

"Weiß Skinner schon davon?"

"Ja."

"Warum, Scully? Warum lassen Sie mich alleine?"

"Ich lasse Sie doch nicht alleine, Mulder. Es gibt schließlich Telefone, oder? Wir können Freunde bleiben. Aber unsere Zeit als Kollegen ist vorbei. Ich bereue keine Minute der vergangenen fünf Jahre, wirklich, ich bereue nichts, aber ich bin nicht mehr der selbe Mensch, der ich damals war. Die vergangenen fünf Jahre haben uns beide gezeichnet, Mulder, und wir haben beide mehr gesehen als wir jemals sollten!", meinte Scully, als sie zurücktrat. Mulder wusste, dass sie Recht hatte. "Ich kann nicht mehr, Mulder, ich gebe auf. Ich habe nicht gefunden, wonach ich suchte und ich habe nicht mehr die Kraft weiterzumachen."

Mulder sah sie traurig an. "Vielleicht habe ich etwas verloren bei meiner Suche nach der Wahrheit, aber ich habe auch etwas Wichtiges gewonnen. Etwas, von dem ich dachte, es nie haben zu können."

"Und das wäre?"

"Dich, Dana! Du bist die einzige Freundin, die ich je hatte. Du hörst mir zu, du sprichst zu mir, aber was am wichtigsten ist, du vertraust mir."

"Mulder, du bist mir ein teurer Freund geworden in den vergangenen Jahren und ich sage ja nicht, dass wir nicht Freunde bleiben können. Ich sage nur, dass ich nicht mehr weitermachen kann. Ich werde D.C. verlassen, Mulder, und es gibt nichts, was du tun kannst, um das zu ändern." Mit diesen Worten verließ Scully das kleine Kellerbüro, das für sie in den letzten fünf Jahren wie eine zweite Heimat geworden war und ließ ihren ehemaligen Partner allein zurück.





Washington D.C. Airport

Der nächste Morgen, 9:35 Uhr



Dana Scully saß auf einer der langen, gepolsterten Bänke und wartete darauf, dass ihr Flug aufgerufen wurde. Sie wusste, dass sie weglief, wusste, dass sie ein Feigling war. Aber sie konnte nicht mehr. Sie hatte eingesehen, dass es vorbei war und sie wusste, dass es sinnlos war, zu versuchen, Mulder davon zu überzeugen. Er hatte so lange nach etwas gesucht, etwas, was er nie gefunden hatte und auch nie finden würde. Dana wusste nicht, was es war, wonach er so verzweifelt suchte, aber sie wusste, dass sie ihm bei dieser Suche nicht mehr beistehen konnte. Sie hatte es versucht. Fünf Jahre lang. Und sie hatte so viel gelernt in diesen fünf Jahren. Sie hatte alles aufgegeben für Mulders Suche. Ihr gesamtes Privatleben war dafür draufgegangen. Und jetzt war es vorbei.

"Dana?" Scully drehte sich um, als sie seine Stimme hinter sich hörte. Er stand da, in Jeans und einem Sweatshirt und sah schrecklich aus. Sie hätte schwören können, dass er geweint hatte.

"Ja?"

"Geh nicht."

"Warum, Fox? Nenne mir einen Grund, weshalb ich bleiben sollte."

"Ich liebe dich." Er hatte es gesagt. Endlich hatte Mulder das ausgesprochen, von dem beide von Anfang an gewusst hatten, dass es stimmte.

"Es ist zu spät."

"Es ist nie zu spät", sagte er und trat an sie heran. So nahe, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. So nahe... sie hätte sich nur vorbeugen müssen, um ihm zu zeigen, wie viel er ihr bedeutete... um ihn zu küssen... nur einmal. "Doch, das ist es. Es ist zu spät", erwiderte Dana, während sie aus seiner Umarmung zurückwich. Sie spürte Feuchtigkeit auf ihren Wangen und wusste, dass sie weinte.

"Flight 504 from Washington D.C. to Boston now boarding at Gate Seven", verkündete eine weibliche Stimme über die Lautsprecher.

"Ich muss gehen", flüsterte Dana kaum hörbar. "Es tut mir leid." Dann hob sie ihren Koffer hoch und drehte sich um, damit Mulder ihre Tränen nicht sehen konnte. Sie begann, die Halle hinab zu gehen Richtung "Gate Seven" und wagte es nicht, sich umzudrehen, wusste sie doch, dass, wenn sie das tat, sie nicht mehr in der Lage gewesen wäre, ihn zu verlassen.

Mulder sah zu, wie sich das Flugzeug die Rollbahn entlang bewegte. Er sah zu, wie es abhob und der Sonne entgegenflog, sah zu, wie sie sein Leben verließ und er konnte nicht glauben, dass sie einfach ging, konnte nicht glauben, dass er sie einfach gehen ließ.

Er wusste nicht, wie lange er dort gestanden hatte, aber als der kleine, schwarze Punkt am Horizont gänzlich verschwunden war, verließ er den Flughafen und ging hinaus in eine ungewisse Zukunft. In eine Zukunft ohne sie.


Ende
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