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Mein Geburtstag

von Queequeg2

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FBI-Zentrale; Washington, D.C.

Mittwoch der 23.02.2000; 7.30Uhr



Heute ist mein Geburtstag.

Aber wie jedes Jahr seitdem ich dreißig geworden bin, freue ich mich nicht darüber. Warum? Eigentlich weiß ich das auch nicht so genau. Es muss wohl daran liegen, dass ich mich jedes Jahr von neuem Frage, was mir das letzte Jahr gebracht hat. Und mir wird daraufhin immer schlagartig bewusst: Nichts! Es hat sich absolut nichts geändert.

Ich bin heute morgen in meinem Bett wach geworden und genau wie jeden anderen Morgen hab ich mir die gleiche Frage gestellt: Warum allein?

Warum bin ich alleine wach geworden und nicht wie jede andere Frau meines Alters die einigermaßen bei Verstand ist, in den Armen eines gutaussehenden Mannes? Wann habe ich eigentlich angefangen Selbstmitleid zu empfinden?

Lauter Fragen auf die es nur eine Antwort gibt: Mulder!

Ja, Mulder ist schuld daran, dass ich mich an diesem einen Tag im Jahr, an dem ich doch eigentlich glücklich sein sollte, mich einfach miserabel fühle.

Mulder ist die Antwort auf all die Fragen, die mich seit langer Zeit quälen.

Fox William Mulder ist seit sieben Jahren mein Partner beim FBI. Das wäre ja gar nicht so schlimm, aber er ist noch soviel mehr für mich. Er ist mein bester Freund, mein Vertrauter, mein Halt und mein Licht in der Dunkelheit.

All dies ist er für mich und da hinzu kommt noch die Tatsache, dass ich ihn mehr als alles andere liebe. Es ist schon verrückt, ich liebe diesen Mann aus tiefsten Herzen. Ich würde alles für ihn tun und ich weiß er würde es auch. Das ist ja das Problem bei der ganzen Sache. Ich gebe Mulder die Schuld an allem, obwohl ich sie mir selbst geben müsste.

Ich habe selbst Schuld, dass ich mich an diesem einem Tag im Jahr so scheiße fühle. Ja scheiße, keiner hätte wohl ein solches Wort aus meinem Mund erwartet, aber es ist die Wahrheit.

Schon vor langer Zeit, als mir meine Gefühle für meinen Partner bewusst geworden sind, hätte ich ihm das sagen sollen und es mir selbst zugestehen müssen. Diesen Punkt habe ich leider verpasst. Einen Punkt im Leben einer jeden Frau, der sie weitergeführt hätte. Sie selbstständiger gemacht hätte und offener der Liebe gegenüber. Aber was hab ich jetzt noch für eine Chance? Soll ich zu ihm gehen und einfach das aussprechen, was mir auf der Seele liegt? Wenn das mal so einfach wäre. Wie oft war ich kurz davor und hab im letzten Moment doch gekniffen. Dana Scully hat gekniffen, ja ich bin feige. Feige meinen Gefühlen gegenüber. Was soll Mulder mit einer Frau, die noch nicht mal den Mut hat Klartext zu sprechen? Ich weiß es nicht, wirklich ich weiß es einfach nicht.

Das ist eine weitere Tatsache die mich bedrückt. Ich habe keine Ahnung, was Mulder für mich empfindet. Einerseits gibt es da Momente, in denen er mich anschaut und ich 100%ig sicher bin, dass er die gleichen Gefühle hegt. Dann sind da andere Momente, wo ich weiß er vertraut mir als Freundin, als seine Partnerin. Und wieder andere, wo ich glaube er wäre ohne mich besser dran. Kein lästiger Klotz am Bein, kein ständiges Anzweifeln seiner Theorien, einfach freie Fahrt voraus.

Um noch mal auf meinen Geburtstag zurück zu kommen. Mulder hat erst einmal an ihn gedacht. Damals schenkte er mir einen Schlüsselanhänger und ich war den Tränen nahe, natürlich hätte ich ihm das nie wissen lassen. Er meinte damals er würde meinen Geburtstag als Hundejahre zählen, typisch Mulder wenn es um Komplimente geht. Aber er sagte es in einer Art, die ich einfach herrlich finde, ich weiß er meint es nicht so, es ist halt seine Art Gefühle auszusprechen. Ja seine Art und Weise Dinge zu betrachten und zu verstehen ist eine Wissenschaft für sich. Eine Wissenschaft, die ich gerne bereit bin zu lernen.

Ach ja, mein Geburtstag, schon komisch das ich immer wieder durch einen Gedankengang an Mulder vom eigentlichen Thema abweiche.

Ich glaube nicht, dass ich heute ein Geschenk von ihm bekommen werde, geschweige denn das er überhaupt dran gedacht hat. Sein Hirn kann sich die verdrehtesten Sachen merken, aber nicht den Geburtstag seiner Partnerin und einzigen Freundin. Ja, seine Freundin das bin ich für ihn. Eine Freundin mit der er Käsekuchen stehlen könnte, die ihm vertraut und mit ihm durch Dick und Dünn geht. Schade eigentlich, ich wäre gerne mehr für ihn.

Ein Teil von ihm, auch wenn das bestimmt nicht immer leicht wäre, aber ich würde alles dafür geben.

Jetzt stehe ich vor unserer Bürotür, im Keller der FBI-Zentrale. Hier hängt ein Schild, aber nur sein Name steht drauf und ich hab schon längst die Hoffnung aufgegeben, das mein Name irgendwann folgen wird. Genauso hab ich mich mit der Tatsache abgefunden, dass ich wohl nie einen eigenen Schreibtisch bekommen werde.

Das ist halt mein Partner, der manchmal arrogante, egoistische, selbstgerechte aber doch brillante Fox Mulder. Ein Mann, dem ich vielleicht niemals hätte begegnen sollen. Hätte ich es nicht getan, ich wäre heute morgen bestimmt in den Armen eines Mannes aufgewacht und wäre glücklich. Aber nein, das Schicksal hat es anders gewollt. Hier stehe ich Dana Kathrine Scully, gewappnet für das Chaos, welches mir gleich nach dem öffnen der Tür entgegenspringt. Und ebenfalls gerüstet für den Kampf gegen die Enttäuschung, das ein Hundejahr noch nicht wieder um ist.

Ich mache die Tür auf und was muss ich sehen? Natürlich einen einzigen Müllhaufen, in dem es schwer fällt überhaupt noch was wiederzufinden. Na gut, ich hab damit gerechnet, aber die Realität trifft mich doppelt so hart.

Er hat nicht daran gedacht!

Ich hänge meinen Mantel auf den dafür vorgesehen Ständer, trete langsam in den Raum und lasse meinen Blick schweifen. Wo ist Mulder?

Ich gehe zum vollbepackten Schreibtisch und schaue über den Stapel von Akten. Ich erschrecke! Nicht vor Angst sondern vor Erstaunen. Da steht ein kleiner Kuchen mit Smarties, mitten auf der kleinen freien Fläche, die noch zum schreiben dient. Davor steht eine Karte, ich nehme sie in die Hand und klappe sie auf. Meine Hände zittern leicht und meine Augen füllen sich mit Tränen. Tränen die nur darauf warten hinab zu laufen, um mich zu erlösen.

Ich sehe mit gesenkten Blick auf die Schrift, die sich mir bietet. Es ist Mulders Handschrift!



Liebe Dana,



ich wünsche Dir alles Gute und Liebe

zu Deinem heutigen Geburtstag.

Auf das Deine Wünsche in Erfüllung gehen und Du glücklich wirst.



In aller Liebe Dein Fox



Ich nehme diese Worte in mir auf und lasse sie zergehen, ganz langsam. Allein mit dieser Karte hat er mich zum glücklichsten Menschen gemacht. Der Kuchen war nicht das ausschlaggebende, er sieht aus als wäre er selbstgemacht, aber es ist nur das I-Tüpfelchen. Seine Worte, diese einfachen Worte sagen mehr, als ein ganzes Buch es jemals tun könnte. Eine Träne läuft meine Wange hinunter und findet den Weg zu meinem Kinn. Ich bin gerührt, all das was ich vor zehn Minuten noch gedacht habe ist Schall und Rauch, nicht mehr wichtig in diesem glücklichen Moment. Einem Moment an den ich mich wahrscheinlich mein Leben lang erinnern werde.

Ich höre die Türklinke und nehme den Luftzug war, der durch das öffnen der Tür verursacht wird. Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter und meine Augen schließen sich für einen Moment. Was soll ich tun? Soll ich mich umdrehen?

Nach meinen ersten zwei Gedanken, wird mir schlagartig bewusst, das ich es auch falsch verstanden haben könnte. Soll er mich denn so aufgelöst sehen? In einem weiteren Moment verachte ich meine Rationalität, die leider nur allzu oft in den schlechtesten Situationen auftritt.

Ich will mich meinen Gefühlen ihm gegenüber stellen. Aber kann ich das auch?

Fragen über Fragen, die sich in den nächsten Sekunden von allein beantworten werden. Ich höre Worte. Worte aus einem Mund, der mir nur allzu bekannt ist. Eine Stimme die in meinem Ohr Schwingungen verursacht und mich erschauern lässt. Aber was hat diese Stimme gesagt, hab ich sie wahr genommen? Ja ich hab es verstanden!



„Happy Birthday, Scully. Jetzt konnte ich Sie ja gar nicht überraschen, Sie sind mal wieder viel zu früh im Büro.“



Ich nehme die Worte auf und drehe mich langsam um. Mulder steht da, mit einem seiner besten Lächeln. Seine Augen strahlen und er weiß was mir seine Geste bedeutet, so wie ich weiß, dass er es aus ganzem Herzen getan hat. Er hat mich heute positiv überrascht, ein viel zu selten vorkommendes Phänomen, als das ich es nicht zu würdigen wüsste. Für mich ist es wie Sonnen- und Mondfinsternis an einem Tag. Auf meinem Gesicht bildet sich ebenfalls ein Lächeln und meine Lippen formen ein „Danke“.

Er sieht mich an, kommt auf mich zu und umarmt mich. Eine Umarmung die ich so sehr genieße, dass nun endgültig die Tränen laufen. Er wiegt mich in seinen Armen und gratuliert mir ein zweites Mal, einfach so.

Er löst sich, aber ich will mich nicht von ihm trennen. Es ist mir peinlich, dass er mich sieht, so emotional. Aber das scheint ihn nicht zu stören, er sieht mich weiterhin mit diesem Strahlen in den Augen an und zieht etwas aus der Tasche. Ich bin überrascht, ein Geschenk! Ich kann es nicht glauben, ich sehe ihn verdutzt an. Ich hab doch schon mein Geburtstagsgeschenk bekommen. Die Karte war Glück und Freude zugleich.

Er reicht mir das schön eingepackte Geschenk, ich nehme es und starre ihn weiterhin irritiert an. Wir reden kein Wort sondern kommunizieren mit den Augen, eine Sprache die wir uns in den letzten Jahren angeeignet haben. Die einzig richtige Sprache, wo ich mir seiner Worte absolut sicher bin. Endlich schaffe ich es, mich seinem Blick zu entreißen und öffne das Papier in meinen Händen. Wieder einmal erstarre ich, als ein kleines Schmuckkästchen hervor kommt. Mein Blick trifft abermals seinen und er nickt mir zu. Ich öffne es und mein Herz hört auf zu schlagen. Was soll ich sagen, wenn ein Mann mir so ein Geschenk macht, noch dazu der Mann den ich liebe. Oh mein Gott!

Mulder nimmt den kleinen goldenen Ring, in deren Mitte sich ein Diamant befindet, in seine Hand. Wie durch eine unbewussten Reflex, lass ich meine eigene Hand nach vorn gleiten und er nimmt sie in die seine. Langsam und mit den Blick auf mich und in meine Augen gerichtet, streift er ihn mir auf meinen Ringfinger. Ich spüre das Metall an meiner Haut, habe aber Angst hinunter zu schauen.

Der Drang in mir, dieses absolut schönste Geschenk zu betrachten, zwingt mich zu einem Blick auf meine Hand. Sie liegt immer noch in Mulders und er streichelt sie sanft, so wie er es schon einige Male zuvor getan hat.

In diesem Moment wird mir klar, was für eine Stunde geschlagen hat. Eine Stunde, die mich bis ans Ende meines Lebens begleiten wird. Denn ab heute, ab dieser Stunde, beziehungsweise in dieser Sekunde wird mir bewusst, dass ich nicht mehr allein aufwachen werde. Nie mehr allein! Mein Herz ist ausgefüllt, Mulder ist mein Herz.

Langsam beugt sich sein Kopf, unsere Blicke immer noch ineinander verflochten. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und unsere Lippen berühren sich.

Magie!

Es ist ein Gefühl, ich kann es nicht beschreiben. Alles was mir je im Leben passiert ist, würde ich für diesen einen Kuss opfern. Einen Kuss, den ich nie wieder missen möchte. Von einem Mann bekommen, den ich dachte zu kennen, aber der mich zum Glück immer wieder vom Gegenteil überzeugt.

Unsere Lippen trennen sich und das Gefühl ihn loszulassen, bereitet mir innerliche Schmerzen, aber auch die Erkenntnis, wie schön es wird sich abermals mit ihm zu verbinden.

Ich liebe diesen Mann, meinen Partner Fox Mulder!





-The End-
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