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A Posteriori

von XFBandit

Kapitel 1

Dallas, Texas
Erste texanische Nationalbank


Die Zeit kroch langsam dahin.
Ich kann die Waffen sehen, die von allen Seiten kommen, ein doppelter Gewehrlauf des Todes schwenkte in einem 90°-Winkel in Richtung Scullys Kopf. Wenn ich mich konzentriere, kann ich die Sehnen seiner Finger hören, die sich fester um den Abzug legen, den Schuss vorbereitend.
Scullys Augen sind geweitet, aufmerksam ...
Verurteilt.
Sie weiß, dass es das Ende ist.
Ihr Augen finden die meinen und fangen sie ein, schießen sich darauf ein, konzentrieren sich. Trauer darin. Worum weiß ich nicht.
Ich kann diese Frage nur für mich beantworten.
Einmal in tausend Jahren und im selben Augenblick, vor 2 Sekunden, würde ich eine Antwort auf diese Frage haben.

xXx

Wir bearbeiteten einen Fall in Texas.
Eine vereinzelte kleine Stichelei; Grundschulkinder, die berichteten, einen toten Portier in der Turnhalle gesehen zu haben, einen Mann, der Selbstmord begangen hatte, nachdem er beschuldigt worden war, einen der Schüler sexuell belästigt zu haben, um wenig später vom Bezirksstaatsanwalt freigesprochen zu werden. Es war ein Fall gewesen, der nirgendwo hin führte, etwas um die Zeit auszufüllen und mich und Scully für ein paar Tage aus dem Büro zu kriegen.
Bis der Dallas SAC Skinner angerufen hatte und uns um Hilfe bat. Die lokale Banküberfall-Gruppe war unterbesetzt und überarbeitet, wie gewöhnlich. Sie arbeiteten an drei unterschiedlichen Serien bewaffneten Raubüberfalls und hatten Hinweise in zweien davon. Sie hatten nicht genug Leute, um beide verdächtigen Ziele zu überwachen und brauchten zwei weitere Special Agents.
Aus Höflichkeit wurde ich bei Ankunft mit dem SAC angemeldet und so endete Scully hier, in den Lauf einer Schrotflinte starrend.

xXx

Die Zeit steht still. Meine Waffe ist zu weit weg und in einer seltsamen Position.
So, wie ich angezogen bin, um mich unterzumischen, hätte mich mein normales Gürtelhalfter verraten. Ich trage ein Schulterhalfter. Etwas, was ich nie tue.
Mein linke Hand bewegt sich ohne nachzudenken zu dem Reißverschluss meiner Jacke, ihn herunterziehend, meine rechte Hand tastet bereits danach.
Ich finde den Griff meiner SIG. Mein Daumen entdeckt die Endung. Die Waffe liegt in meiner Hand. Eine Viertelsekunde ist vergangen. Die Waffe kommt zum Vorschein und ich muss sie rechtzeitig herumreißen, aber da ist keine Zeit und ich kann Scully zusammenzucken sehen, als ihr klar wird, dass ihre Zeit um ist, und die Waffe ist bereits da, noch ein Bruchteil einer Ahnung und sie ist da.
Ich feuere.

xXx

Fragen können später gestellt werden. Ihre gewöhnlichen Fragen. Kann ich mich ausweisen? Hatte ich dem Verdächtigen die Chance gegeben zu kapitulieren? Hatte ich eine andere Wahl, als ihm eine Kugel durch sein rechtes Auge zu jagen?
An was ich dachte, als ich den Abzug zog?
In diesem Moment ist alles, was mich interessiert, sie.

xXx

Zeit fließt wieder weiter.
Ich gehe auf sie zu, als die Dinge um uns herum sich zu beschleunigen beginnen. Sie ist von Blut und anderen blutverschmierten Dingen bedeckt.
Sie bewegt sich auf mich zu, ihre Arme nach mir greifend.
Ich nehme sie an mich.
Nur ein Moment, doch dann wird ihr klar, wo sie ist, und wer noch dort ist. Sie drückt sich weg, eine Hand bewegt sich automatisch um ihre Haare aus dem Gesicht zu streichen.
Die Hand kommt blutbefleckt zurück.
Erschreckt sieht sie sich um. Ich fasse nach ihrem Ellenbogen und gehe auf die Toiletten zu.
Wir haben den Platz bereits verlassen, Gott sei Dank, es war ein kurzer Weg.
Ich bewache die Tür, während sie sich sauber macht, nagele die anderen Mitglieder des Teams mit meinen Augen fest, sie dazu herausfordernd etwas zu sagen, irgendetwas.
Sie tun es nicht.
Sie wissen es besser.
Minuten (Stunden?) später kehrt sie erfrischt zurück. Dort ist immer noch ein kleines bisschen Blut hinter ihrem rechten Ohr.
Ich wische es weg ohne etwas zu sagen.
Ihre Augen senden mir ein Dankeschön.
An diesem Punkt begannen die Dinge zu geschehen.
Die Frage begann aufzutauchen.

xXx

Zwei Tage später:

Sie hat sich gestern aus dem Staub gemacht. Wäre ich sie gewesen, ich hätte es auch getan. Ich musste den gestrigen Tag mit dem Dallas DA und den örtlichen OPR Vertretern verbringen.
Harte Fragen, gestellt von Männern mit harten Mienen, indem sie harte Worte benutzten.
Nur das, was ich erwartet hatte.
Die Überwachungsaufzeichnung beantworteten den größten Teil ihrer Fragen. Sie mochten es nicht, aber sie mussten damit leben.
Niemand sprach von Empfehlungen oder Auszeichnungen.
Ich brauchte keine.
Ich habe sie.

xXx

Das Telefon klingelt.
“Mulder", antworte ich.
“Hi, ich bin's", antwortet sie.
Ich sage nichts, warte nur.
“Hören Sie zu, ich nehme ein paar Tage frei und relaxe."
“Ich denke, das ist eine gute Idee, Scully", sage ich.
Sie fährt fort als hätte sie mich nicht gehört. “Ich brauche nur einige .... egal, ich weiß nicht, wo ich hingehen werde, oder was ich tun werde, also wenn wir ... wenn ich nicht mit Ihnen rede ..."
Sie verliert sich.
Sie erzählt mir das Letzte was ich hören wollte.
Lässt mich allein.
“Sicher", sage ich, versuche fröhlich zu klingen und ziehe den Kürzeren.
“Nehmen Sie sich etwas Zeit. Sie haben es verdient."
“Wie lief es gestern?", fragt sie.
“Wie Sie es erwartet haben."
Sie macht eine Pause, und ich habe das Gefühl, sie möchte sich bedanken.
Sie tut es nicht.
“Ich werde mich später wieder melden", sagt sie und hängt auf.

xXx

Später, auf meiner Coach:

Diese Art Gedächtnis zu haben, ist manchmal ein Problem. Während eines Falls, ist es eine gute Sache, ein Geschenk.
Ich kann mich an Fakten und Figuren mit der Genauigkeit und Schnelligkeit eines Computers erinnern.
Aber jetzt, wenn ich vergessen will, und alles was ich tun kann, ist mich zu erinnern, ist es ein Fluch.
Ein übler Fluch.
Ich kann die Situation in meinen Gedanken sehen.
Es ist nicht die Waffe, die mich beschäftigt.
Es ist nicht so sehr der Fakt, dass Scully tot sein könnte, dieses Fressen an meiner Seele.
Es ist der Ausdruck in ihrem Gesicht, als ich auf sie zukam. Dankbar, dass ich da war.
Es hassend, dass sie zufrieden war.
Mich hassend, dass ich sie so fühlen ließ.
Und jetzt darüber im Klaren, warum sie sich eine Auszeit genommen hatte.
Nicht um sich von dem Zwischenfall zu erholen.
Um sich davon zu erholen, was danach geschehen war.
Der Tatsache zu entkommen, dass sie mich so offensichtlich brauchte, davon, dass sie es mich hatte wissen lassen.
Ich hasse das.
Warum will sie mich nicht so lassen... so lassen, wie ich bin?
Warum müssen wir immer nach ihren Regeln spielen?
Ich schließe meine Augen, denke an all die Momente zurück, in denen wir uns nahe waren.
Tooms. Pfaster. Im arktischen Kreis. Modell. Canada.
Und jedesmal, wenn ich dachte, sie würde mich an sich heran lassen, wenn ich auch nur dachte, sie würde uns erlauben zu ...
Sein.
... zog sie sich zurück.
Baute diese Mauern auf, verstärkte ihren Entschluss.
Mich von sich zu stoßen.
Ich bin nicht Mr. Empfindlich. Ich kann ein Arschloch sein. Aber ich kann für sie da sein. Ich habe das bewiesen.
Hat sie Angst, dass ich sie verlasse, wenn sie mich zu sich vordringen lässt?
Vielleicht.
Aber vielleicht hat sie auch nur Angst davor, irgendjemanden zu brauchen.
Besonders mich.
Ich greife nach dem Telefon.
Keine Antwort.
Ich rufe ihre Mutter an.
Sie weiß es. Sie weiß es immer.
Ich lege mir eine Lüge über Papierkram zurecht, formuliere die Dringlichkeit der Unterzeichnung und offiziellen Verfahren und einiger künstlicher Zeitzwänge.
Ich bekomme die Adresse.

xXx

Sie hat sich etwas im Virginia Pferdeland gemietet.
Sie hatte das geplant, bevor sie mich angerufen hatte, der Tatsache zu Folge, dass sie aufgehängt hatte.
Sich selbst verschließend.
Ich frage mich, welches Ritual sie während dieser Zeit durchgeführt hat?
Sitzt sie auf der Coach und starrt in das prasselnde Feuer, sich selbst beweisend, wir hart, wie stark sie ist?
Ich habe Titan mit mehr Flexibilität erlebt.
Ich kenne schwächeren Stahl.
Ich klopfe.

xXx

Sie antwortet nach einer Minute, ihr Gesicht gibt jede einzelne Emotion preis. Aber nur für jemanden der sie kennt.
Nur für mich.
“Wie haben Sie mich gefunden?", fragt sie.
Ich sage nichts.
“Meine Mutter", schlussfolgert sie.
“Ich habe ihr eine Geschichte über Papierkram aufgetischt", sage ich, in der Hoffnung, den Zorn zu zerstören.
Ich weiß, dass Maggie es nicht gegen mich verwenden wird. Wir haben zu viel durchgemacht, sie und ich.
Scully tritt zurück, öffnet die Tür.
“Möchten Sie eventuell hereinkommen", sagt sie und Resignation färbt ihre Worte.
Ich trete ein und sehe mich um.
Glücklich, dass sie allein ist.
Und dann sehe ich es, auf dem Tisch neben der Coach.
Die Uhr.
Jacks Uhr.
Ich hatte diese Verbindung bis zu diesem Moment nicht gesehen. Im hintersten Stübchen meiner Erinnerung weiß ich etwas über den Willis-Fall.. Es war einer unserer ersten. Aber ich hatte vergesse,n mich an Willis zu erinnern.
Ich schließe meine Augen, hasse mich selbst.
Das letzte Mal, dass Schüsse in einer Bank in Scullys Anwesenheit ausgebrochen waren, war ihr Ex-Lover gestorben.
Das erklärte eine Menge.
Ich kenne Scully besser, als sie denkt. Sie denkt, dass sie weitermacht, über die Dinge hinweg kommt und sich nach vorne bewegt. Ich weiß es besser. Ich weiß, dass tief in diesem Herzen, das groß genug für ihre Familie und meine eigenen endlosen Bedürfnisse ist, Wunden leben, die die Ewigkeit brauchen um zu heilen.
Das ist Teil ihres Problems, denke ich – sie weiß nicht, wie man es beendet. Sie denkt, dass die Zeit alle Wunden heilt.
Das tut sie nicht.
Ich hatte dreiundzwanzig Jahre, um das zu belegen.
Ich höre, dass die Tür hinter mir geschlossen wird.
“Und welchem Umstand habe ich die Ehre dieses Besuchs zu verdanken?", fragt sie.
Ich drehe mich um und sehe sie in die kleine Küche gehen. Sie kocht Wasser.
Ohne Zweifel für Tee.
Ich gehe ihr zu.
Ihr Rücken ist mir zugewandt.
Ich bin nahe bei ihr, meine Hände landen an ihren Seiten, fangen sie ein, zwischen mir und der Theke.
Ich höre ihren schweren Atem.
“Ich werde nirgendwo hingehen", flüstere ich. “Nicht heute Nacht, niemals."
Sie antwortet mir nicht, wartet.
Auf was?
Eine unsterbliche Liebeserklärung?
Ich hab es bereits gesagt. Tausend Mal in tausend unterschiedlichen Weisen.
“Wissen Sie, warum Jack und ich ...?", fragt sie.
“Zusammengekommen sind? Oder uns getrennt haben?", frage ich.
Sieh macht weiter, als hätte ich ihr nicht geantwortet. “Nachdem ich die Akademie verlassen hatte, blieb ich in Quantico. Unterrichtete. Ich war so wütend. Ich wollte einen richtigen Auftrag. Ich hatte nicht das Recht, zu unterrichten. Ich hatte mein Abschlussexamen an der medizinischen Fakultät gemacht, hatte das pathologische Feld gewählt und wartete auf die Ergebnisse. Ich hatte nichts damit zu tun, irgendjemand irgendetwas zu lehren."
Ich konnte sehen, was jetzt kommen würde, aber ich ließ es geschehen.
“Jack ... sprach mit der Auftragsabteilung."
Es ist übel einen toten Mann zu hassen, aber ich fühle, dass es doch der Fall ist. Sie dreht sich zu mir um, ihre Augen wandern über meinen Körper. Ihr Hände ruhen auf meinem Bizeps, sanft drückend.
“Ich wusste es nicht bis zu dem Moment da er starb."
Ich will sie fragen, wie sie es herausgefunden hat, aber ich tue es nicht.
“Ich habe ein paar Untersuchungen gemacht, habe etwas herausgefunden."
Ihre Stimme bekam einen bitteren Unterton, und wieder wusste ich, was jetzt kommen würde.
“Er hatte eine Partnerin", sagte ich. “Bevor er Sie kennen gelernt hat und es endete tragisch."
Sie nickt, nicht lange erstaunt, dass ich diese Dinge herausgefunden hatte.
“Erinnern Sie sich an Addie Grissom?" fragt sie.
Ich tat es.
Weiblicher Agent, San Francisco. Arbeitete mit der INS an einem Einwanderungsfall. Die Chinesische Zange tötete sie, schnitt ihr die Zunge heraus.
Hinterließen sie als eine Nachricht dafür, dass sie jetzt wirklich spielen würden.
“Das war ein schlechtes Geschäft", bemerke ich.
Ihre Finger straffen sich um meinen Bizeps. “Er dachte, er müsse mich beschützen, Mulder. Das ich so zerbrechlich, so kostbar sei, dass ich nicht ins Kampffeld geraten sollte, niemand aus der Gruppe werden sollte. Als ich schließlich in diesen Bereich versetzt wurde, dachte ich, es wäre weil ... weil ich mir einen Namen gemacht hatte. Jetzt weiß ich, warum sie es getan haben. Sie dachten nicht, dass ich eine gute Agentin wäre. Sie dachten. Ich wäre ..."
Sie endete nicht.
Sie musste es nicht tun.
“Aber ich hab es Ihnen gezeigt, oder?" fragt sie, ihre Augen erleuchtet von ungeweinten Tränen.
“Ja", flüstere ich, mich zu ihr lehnend und sie auf die Stirn küssend. “Das hast du getan!"
“Ich bin eine Agentin", beteuert sie hartnäckig.
Nicht für mich, für sich selbst.
“Die beste", murmle ich.
Ihre rechte Hand hebt sich von meinem linken Bizeps und Finger treffen mich eine Sekunde später an meinem Brustbereich.
“Verspotten Sie mich nicht", sagt sie. “Sie tun manchmal das gleiche."
Ich habe keine Antwort darauf.
Sie hat Recht.
Jedoch nicht aus dem selben Grund.
“Du hast diese Wirkung", sage ich sanft, “auf die Menschen in deinem Leben. Als du krank warst, ging ich zu Skinner und bat ihn, ein Treffen mit dem Raucher zu arrangieren. Ich..."
“Shhh", sagt sie, einen Finger über meine Lippen legend. “Du brauchst das nicht-"
“Lass mich ausreden. - Ich bat um ein Treffen. Um einen Deal zu machen. Ich war bereit alles aufzugeben. Alles!"
Sie schloss ihre Augen, seufzend, daran denkend, dass der Grund, warum ich ihr das sagte, der Grund warum ich es getan hatte, der war, dass ich sie liebte.
“Doch Skinner lehnte es ab", fuhr ich fort. “Er sagte mir, es wäre, als würde man einen Pakt mit dem Teufel schließen."
“Skinner hatte Recht."
Ich ignorierte das. “Jedenfalls machte Skinner diesen Deal."
Ihre Augen blickten erneut in die meinen. “Nicht wegen mir", sagte ich schnell.
“Für sich. Er ... machte diesen Deal für sich. Ich weiß nicht, was der genaue Wortlaut war."
“Warum erzählst du mir das?"
“Glaubst du, dass Skinner in dich verliebt ist?"
Sie schüttelt den Kopf.
“Also, warum hat er es getan? Weil er dachte, du wärst schwach? Das bezweifle ich. Skinner respektiert dich, zum Teufel noch mal. So wie ich es tue. Und wie Jack es auf seine Art getan hat."
Sie schüttelt den Kopf. “Jack hat es nicht getan."
Jetzt war ich an der Reihe meinen Finger auf ihre Lippen zu legen. Ich habe das noch nie zuvor getan, und ich bin überrascht, von ihrer seidenartige Wärme gegen meiner Haut.
“Vielleicht", sage ich sanft, “dachte er, es gebe wichtigere Dinge in deiner Zukunft. Es war nicht an der Zeit für dich, eine Agentin im Einsatz zu sein."
Ihr Zorn war spürbar. “Ich habe nie darum gebeten."
“Niemand sagt, dass du das getan hast. Niemand denkt das über dich.. Es ist nur ..."
Ich suche nach einem Weg es ihr zu erklären, die Art, wie die Menschen in ihrem Leben ...
(diese Männer)
... dazu neigen, Dinge für sie zu entscheiden, ohne ihre Zustimmung oder ihre Kenntnisnahme.
Es fühlt sich herablassend an, sogar für mich.
Ich lasse meine Hand sinken und trete zurück, bereits jetzt ihre Wärme vermissend.
“Scully ... Ich bin hierher gekommen, um dich zu bitten, mich herein zu lassen."
“Wo rein?"
Ich strecke meine Hand aus und berühre ihren Brustkorb, direkt zwischen ihren Brüsten, über ihrem Herzen.
“Hier!"
“Oh Mulder", sagt sie und der Spät-Nacht-TV-Gucker in mir hört Mary Tyler Moore um Dick Van Dyke trauern. “Oh Bob!"
“Du bist doch schon längst hier drin", sagt sie, meine Hand mit der ihren vergleichend.
“Weißt du das denn nicht? Weißt du denn nicht, dass das der Grund ist, warum ich hier bin? Um dich aus meinem Herzen zu vertreiben?"
Geschockt weiche ich zurück. Ich hatte das niemals erwogen. Niemals, in eine Million Jahren.
Beide Teile davon. Erstens, das ich in ihrem Herzen war. Das in und von sich selbst ist erstaunlich. Schmerzlicher noch ist die Erkenntnis, dass sie mich dort nicht haben will. Ich greife nach meinem Mantel. “Es tut mir leid", sage ich zaghaft. “Ich..."
Mir fehlen die Worte.
Mein Magen dreht sich um, wendet sich, taucht ab und stürzt ein. Ich spüre eine verblüffende Welle der Depression über mich schwappen.
“Ich werde gehen."
“Mulder ... warte."
Ich halte an, hoffend.
“Jedes Mal, jedes Mal, wenn ich hier her komme, ist es aus dem selben Grund. Irgendetwas ist passiert, ein Fall, eine Schießerei, eine Konfrontation - irgendetwas.
Irgendetwas, dass mich daran erinnert, wie sehr ich dich brauche. Wie sehr ich von dir abhängig bin. Wieviel Kraft ich von dir beziehe. Und jedes Mal komme ich hierher, um mich von diesem Gefühl zu befreien, dass mich zu überwältigen droht, Gefühle, die wenn... wenn ich sie mir eingestehe, dir, egal wem, Gefühle, die unsere Freundschaft zerbrechen würden.
Aber ich kann nicht. Ich schaffe es nicht, sie loszuwerden. Nicht damals, nicht jetzt, Niemals!"
Ich drehe mich wieder zu ihr um. “Doch du willst diese Gefühle nicht."
“Ich will nicht das, was uns diese Gefühle antun, Mulder."
Ich trete auf sie zu. “Was wird es uns antun, wenn wir diese Gefühle leugnen?",
fordere ich an.
“Mir erlauben, zu überleben", flüstert sie.
Ich kehre mich um, um zu gehen. Es ist zu viel. Es tut zu sehr weh. Ihre Hand auf meinem Arm lässt mich in meiner Bewegung erfrieren.
Langsam dreht sie mich um, damit ich sie ansehe. “Aber ich habe etwas entdeckt, Mulder. Etwas wie das zu hassen... so etwas zu hassen, ist wie jemanden wegen der Farbe seiner Augen zu hassen; es ändert nichts. Tatsache ist, dass ich noch immer diese Gefühle habe, dass wir sie haben."
Sie stellt sich auf ihre Zehenspitzen, ihr Mund voll und einladend.
Sie küsst mich.
Zeit steht still.

xXx

Dieser erste Kuss ist wie eine Droge.
Eine überraschend starke Droge, der ich sofort verfallen bin. Beim ersten Herzschlag kenne ich den Sturm, den ein Junkie bei seinem ersten Stich empfindet.
Jedes Neuron in meinem Hirn feuert anscheinend gleichzeitig, und ich werde von einem Gefühl der Erregung überflutet: Das Gefühl ihrer Lippen auf meinen, versuchend und fragend zuerst, doch einen Moment später verlangend, als würde sie meine Leidenschaft fühlen. Das Gefühl ihrer Finger auf meinem Arm, die Nägel, die sacht meine Haut kitzeln. Der Geschmack ihres Atems in meinem Mund. Die Sanftheit ihrer Haare in meinen Händen, an meinen Fingern.
Wir brauchen nur zwei Sekunden, für immer, um zu wissen, wohin uns das führen wird. Wir torkeln ins Schlafzimmer, uns gegenseitig entkleidend.
Wir fallen aufs Bett.
Keiner von uns hat auch nur ein Wort gesagt. Wir brauchen nichts zu sagen.
Wir haben so viele Worte gesprochen, sie und ich, und alle, zwischen jedem einzelnen, verborgen lagen diese drei kleinen Worte, die so wenig und doch so viel bedeuten.
Ich.
Liebe.
Dich.
Es gibt keine Notwendigkeit dieser Worte mehr.
Oder Vorspiel.
Die letzten fünf Jahre waren für jeden von uns Vorspiel genug. Wenn es nach mir geht, ist es überhaupt erstaunlich, dass wir so lange gewartet haben, noch, dass ein anderer sogar beschämt ist, dass wir dem erliegen.
Ich komme darüber hinweg.
Endlich, denke ich, als sie ihren Körper an meinen schmiegt, sanft, wo ich hart bin, feucht, wo ich trocken bin, nimmt, wo ich gebe.
Endlich, weiß ich, was es bedeutet, mich mit ihr zu verlieren.
Nicht in ihr, noch nicht.
Mit ihr.
Als ein Ganzes.
Ich bin keine Jungfrau mehr.
Auch sie nicht.
Doch so sicher, wie ich meinen eigenen Namen weiß, weiß ich, dass keiner von uns so etwas jemals erfahren hat.
Es ist jenseits von Sex, jenseits von Liebe machen. Jenseits zweier Menschen.
Scully hat es vielleicht nicht mit ihrem eigenen Verstand in Worte fassen können, aber ich muss daran glauben, dass sie diesen kraftvollen Teil meiner zerrissenen Seele in sich festhält.
So auf sie zukommend, finde ich diesen fehlenden Teil in ihren Augen.
Scully bewegt sich auf diese Art, und das Einordnen und Anpassen, und erobert mich dann. Mit einem Seufzer der Freilassung wickelt sie mich ein.
Aufsitzend, ihr volles Gewicht auf mir ruhend, öffnet sie ihre Augen und lacht zu mir herunter.
Sie ist so beeindruckend, diese Frau.
Ich habe mir diesen Moment unzählige Male vorgestellt.
All diese Vorstellungen zusammen, gelangen nicht an die Realität heran. Ich wies mich selbst an, sie nicht mit anderen Frauen zu vergleichen, mit denen ich auf diese Art zusammen war, und in einem sicheren Sinn ist das auch kein Problem.
Ich war niemals zuvor mit einer Frau zusammen, wie ich es in diesem Moment mit Scully bin.
Jedoch in einem anderen Weg, einem komplett männlichem Weg, kann mein Körper nichts dagegen tun, sich an frühere Empfindungen und Emotionen zu erinnern.
Sonst fühlte ich mich, als würde ich mir etwas borgen, eine ätherische, sexuelle Tasse Zucker. Als wenn ich etwas nahm, was nicht vollständig angeboten wurde, nur wenig, wenn überhaupt zurück gebend.
Jetzt war es anders.
Ich nehme nicht, ich gebe.
Und das tut sie auch.
Ich berühre ihre geheimsten Plätze, Orte, über die ich staune. Sie sind sanfter und süßer, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Gibt es auch nur irgendetwas, was so seidig wie die Haut an der Innenseite ihrer Oberschenkel sein konnte?
Sie seufzte, und der Klang dabei würde die Vögel in den Bäumen ihren Kopf verlegen in die Federn stecken lassen.
Ihre Nägel sind auf meinem Bauch, schnitzen Feuerspuren in meine Haut, wandern höher. Ihre Berührung ist besitzergreifend, gierig, spannend. Ich hatte mir vorgestellt, dass das erste Mal hungrig und wild sein würde, dass die Kraft der letztendlich verblichenen Verneinung uns aufbrauchen würde, uns kopfüber in das Unvermeidliche stürzen würde.
Anstelle dessen ist es langsam, es ist schleppend. Sie schließt ihre Augen und legt ihren Kopf zurück und ich stelle mir das Kitzeln ihrer Haare vor, die sanft über ihren Rücken streifen. Ihr Hals ist vor mir entblößt und meine Hand langt nach ihm, meinen Daumen in die Kerbe pressend. Diese Berührung ist meine eigene Kontrolle über sie und ihr Kopf kippt wieder nach vorne, die Augen langsam öffnend, der Vorhang in einem Spiel fällt, dessen Zeilen vorgezeichnet wurden, seit sie den ersten Schritt in mein Büro getan hatte.
Jetzt schneller.
Sie beißt sich auf ihre Lippen, biegt sich mir entgegen.
Es ist hervorragend.
Es ist mehr, als ich mir vorgestellt hatte, mehr als ich hoffen konnte, mehr als ich erwarten konnte.
Mehr als das, auf das jeder Mann das Recht zur Erwägung gehabt hätte.
Für einen Moment macht es mich traurig.
Traurig, dass ich nie die Worte finden werde, es ihr zu sagen.
Dass ich niemals die Worte finden werde, ihr zu sagen, warum ich so furchtbar dankbar dafür bin, dass sie mich gewählt hat, diesen Moment mit ihr auszukosten.
Dass ich für den Rest meines Lebens und darüber hinaus die Erinnerung an das Gefühl ihres Körpers gegen meinem bewahren werde in dem ältesten aller Tänze, das ich das Geräusch ihres Atems, wie sie sich dem Ausbruch nähert in mir einschließen werde, das nichts in meiner Erinnerung jemals den Platz der Vorstellung ihres von Leidenschaft gezeichneten Gesichts einnehmen wird, als sie flüsterte “Ich liebe dich!"
Keine Worte können je so süß klingen.
Oder dass ich niemals in der Lage sein werde, ihr meine Achtung zu übermitteln.
Scully hat mich herein gelassen.
In ihren Körper, ja, und in ihr Herz, mehr noch.
Aber in ihre Seele, in ihre Abwehr, in den absoluten Steuermann, der sie ist und den sie der Welt jeden Tag darbietet.

Ihr sorgsam aufgebautes Bild von Special Agent Dana Scully zerbröselte um uns herum auf diesem Bett, als sie mich tiefer zu sich vordringen ließ, als jemand anders zuvor.
Ich weiß das.
Es segnet mich wie ein Gebet. Ich erhebe mich und küsse sanft eine sommersprossige Brust.
“Oh, oh mein ..", winselt sie, Finger verstricken sich in meinem Haar, ziehen mich näher an sie heran.
In das Leben dieser Frau, in ihr Herz, in ihre Seele, ich finde Erlösung und Erfüllung. In ihrem Blick sehe ich ihre Liebe für mich, und ich hoffe, dass sie das selbe in meinen sieht.
“Ich liebe dich!" flüstere ich.
Und es ist die Wahrheit.
Ich tue es.


xXx

FINI
FEEEEEEEEEEEEDBACK me, Seymour!
Der Titel ist ein juristischer Ausdruck, der ungefähr mit “von der Auswirkung bis zur Ursache" übersetzt werden kann, eine Methode, den Beginn mit Beobachtung und dem Versuch allgemeine Auftraggeber von ihnen zu entdecken.
Rezensionen