Mittwoch 09:38 Uhr; FBI Hauptquartier; Washington D.C.
„ ... und nun bitte hier entlang!“ Die adrette Dame in dem schicken Kostüm drehte sich um und durchquerte die große Eingangshalle. Die Gruppe folgte ihr, sah sich staunend um, manche tuschelten.
Das Foyer war voller Menschen, deren Stimmen und Schritte von den steinernen Wänden widerhallten und sich zu einer summenden, dröhnenden Einheit vermischten.
„Bitte haben Sie Verständnis, dass auch Sie sich einer kurzen Sicherheitskontrolle unterziehen müssen. Das FBI sieht sich täglich Bedrohungen gegenüber und muss sich daher gegen jedwede Gefahr schützen.“
Bereitwillig schob sich die Masse Stück für Stück vorwärts durch den engen Durchgang der Metalldetektoren. Jeder von ihnen bekam ein kleines Ansteckschildchen angeheftet, dass sie als Teilnehmer der Führung auswies.
Vor den Aufzügen sammelte sich die Gruppe erneut und die Stimme der eleganten Dame erhob sich abermals über das allgemeine Raunen. „Meine Damen und Herren, zunächst werden wir uns die Sitzungssäle anschauen, in denen einige der wichtigsten Entscheidungen der vergangenen fünfzig Jahre gefällt wurden, welche die inneramerikanische Sicherheit betrafen. Bitte folgen Sie mir!“
Michael Skopnitz schwamm im Strom mit. Er spürte, wie sein Herz kräftiger zu schlagen begann. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und kroch seinen Rücken hinab. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu sortieren. So, wie dass Stimmengewirr in seinen Ohren rauschte, so flackerten auch die Bilder vor seinen Augen. Menschen, Blicke, Lichter. Ein Gedanke schlich sich in das diffuse Durcheinander seines Kopfes. Ein Gedanke, der nicht greifbar aber bedrohlich bohrend immer größer und allumfassender zu werden schien. Als er den Aufzug betrat, begannen seine Ohren zu fiepen und die Luft knapper zu werden.
Endlich öffneten sich die beiden großen Türen aus kaltem Metall. Der Menschenschwarm trug Michael mit hinaus auf den Gang. Er rettete sich durch eine schmale Tür auf die Herrentoilette und lehnte sich im Inneren dagegen. Die Augen geschlossen, tief atmend um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er wurde ruhiger, der Sauerstoff fand endlich wieder den Weg in sein Gehirn.
Während er so dastand, spürte er plötzlich die Anwesenheit eines Fremden und dessen Blick auf sich. Er öffnete seine Lider und sah sich einem hochgewachsenen Mann mit dunklem Haar und Anzug gegenüber. Verstört schaute er ihn an.
Der Andere kam einen Schritt auf ihn zu, streckte seinen Arm aus und legte ihm eine Waffe, ein weiteres Ansteckschildchen und eine Art Fernbedienung in die Hand. „Sie wissen, was zu tun ist!“, raunte er mit rauchiger Stimme.
Michaels Augäpfel schienen in seinem Kopf zu tanzen. Zitternd nahm er alles entgegen und betrachtete es für einen Augenblick. Der Mann im dunklen Anzug schob sich an ihm vorbei, hinaus auf den Gang und ging mit schnellen Schritten zur Tür des Treppenhauses, riss sie auf und verschwand. Michael atmete tief durch.
Der Gedanke, der anfangs einer von vielen war, wurde nun immer lauter und manifestierte sich in seinem Unterbewusstsein. `Du wirst sie töten! Du wirst sie töten! DU WIRST SIE TÖTEN UND ALLES VERNICHTEN!´
Er verließ den weißen Raum und trat hinaus auf den Flur. Instinktiv wusste er, wo sich sein Ziel befand und wie er dorthin gelangen würde.
- - - - - - -
Mit forschem Schritt verließ Agent Dana Scully den Aufzug im fünften Stock und durchquerte den Flur. Sie hatte es eilig. Skinner erwartete sie und Mulder seit bald einer Stunde in seinem Büro, er verlangte ihren Bericht zu diesem verdammten Fall!
`Ha, von wegen spontane Selbstentzündung! – Nichts! Wie immer!´, sie schnaubte innerlich. Wenn George nicht eine besondere Überraschung für sie parat hatte, würde sie wieder einmal auf der anderen Seite dieses großen Schreibtisches sitzen und um Antworten und Erklärungen ringen müssen, um ihre Arbeit an den X-Akten zu rechtfertigen. `Und Mulder? Der wird wieder mit seiner Version der Wahrheit vorpreschen und Skinner wütend machen, durch wilde, beweislose Theorien!´
Sie sah die Blicke der Kollegen, die ihr auf dem Flur begegneten und meinte ihre Gedanken lesen zu können. `Sie hatte eine so vielversprechende Karriere vor sich! Und seht, wo sie jetzt ist ...´ Nein, nun tat sie Mulder unrecht. Sie liebte ihre Arbeit an den X-Akten und mit ihm, aber es konnte schon sehr frustrierend sein, so viel zu sehen und zugleich so wenig beweisen zu können.
Mit einem Seufzer der Entschlossenheit zog sie die Tür zum forensischen Labor auf. „Guten Morgen, was hast du für mich?“
George drehte sich auf seinem Laborstuhl zu ihr um, seine Mine hellte sich bei ihrem Anblick merklich auf, er versuchte jedoch sich nichts anmerken zu lassen. Es war ihm klar, dass sie nicht in der gleichen Liga spielten, niemals würde er es sich getrauen sie auf eine solche Weise anzusprechen.
„Naja, so wirklich glücklich kann ich dich glaube ich nicht machen, die erste Probe hat nichts ergeben.“
Scully schloss die Augen, sie fragte sich in dem Moment, wieso sie darüber überhaupt noch überrascht war.
„Aber in der zweiten Probe, konnten wir eine besonders hohe Konzentration von Ketonkörper finden.“
„Ketonkörper? Wie sie bei Diabetis entstehen? Meinst du es könnte ein Zusammenhang bestehen?“
„Nun ja, wenn die Konzentration zum Zeitpunkt des Vorfalls hoch genug war, könnte sich eine Menge Aceton gebildet haben...“
Scully zog zweifelnd die rechte Augenbraue hoch und legte dadurch die Stirn in Falten. „Du meinst genügend Aceton um einen Menschen komplett in Flammen aufgehen zu lassen?“
George lächelte. „Möglich, aber ich habe noch nie von einem Fall gehört, in dem ein menschlicher Körper diese Mengen an Ketonkörper gebildet hat, dass diese als Brandbeschleuniger wirken konnten. Habt ihr noch Zugriff auf die Überreste?“
Resigniert schüttelte sie den Kopf. „Die Familie bestand auf die Freigabe und ließ ihn bereits einäschern. A.D. Skinner hat uns schon klar zu verstehen gegeben, dass der Fall offiziell abgeschlossen sei. Wir waren ihm eigentlich nicht zugeteilt, es war eher naja, ...“
George nickte wissend. „Das Hobby deines Partners!“
Sie grinste entschuldigend. „Die anderen Agenten waren nicht gerade begeistert, dass wir mitmischten...“
„Verstehe!“
Scully schaute auf ihre Uhr. „Ich muss los, Skinner erwartet uns mit einer Moralpredigt über Hierarchien und generelle Abläufe innerhalb des FBI...“, sie rollte die Augen, packte den Bericht und wollte das Labor verlassen.
George gab sich einen Ruck, „Aber hey, wenn du irgendwann mal Zeit haben solltest, müssen wir über eine Probe reden, die wir vorletzte Woche rein bekommen haben. Ich kann noch nicht genau sagen, woher das kommt, doch es ist ein Teufelszeug, wirklich eine X-Akte wert!“, er zwinkerte ihr zu und grinste.
„Ja, das machen wir mal,“, antwortete sie gedankenverloren, in den Untersuchungsergebnissen blätternd. „Okay, ich muss jetzt los, bevor der Assistant Director ungemütlich wird. Danke George!“ Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln woraufhin er sie anstrahlte.
„Immer gerne Agent Scully, was auch immer ich für dich tun kann, gib mir einfach Bescheid!“ Er biss sich auf die Zunge. `Oh, Mann, zu viel! Junge, wieso vermasselst du es immer wieder?´ Während er sich selbst rügte, nickte sie bloß, die Augen wieder auf dem Bericht und verließ den Raum durch die großen Glastüren.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl war sie weiterhin in die Akte vertieft und bemerkte den Mann nicht, der ihr mit auf dem Boden gerichteten Blick und schnellem Schritt den Gang entgegenkam. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als er gegen ihre Schulter stieß. Ihre Blicke trafen sich für eine lange Sekunde. Seine wirren Augen starrten sie an, dann hastete er weiter. Scully ging ein Schauder den Rücken hinab und sie sah ihm nach, mit einem Gefühl, welches sie sich nicht ganz erklären konnte.
„Hey Scully!“, eine warme, wohlbekannte Hand legte sich auf ihre Schulter. „Haben Sie die Ergebnisse? Aus Skinners Nasenlöchern tritt allmählich Rauch aus, das macht mir irgendwie Angst!“
Scully schaute ihn geistesabwesend an.
Mulders Blick durchdrang sie, „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Ähm, ja, ich hatte nur gerade so ein seltsames Gefühl... Aber ja, hier habe ich die Ergebnisse. In der einen Probe haben sie gar nichts finden können, in der zweiten konnte George eine erhöhte Ketonkörperkonzentration nachweisen. Das passt zum Opfer, da wir wissen, dass er Typ 1 Diabetis hatte. Dabei bildet der Körper... “
Mulder leitete sie, mit seiner Hand an ihrem Rücken in den Fahrstuhl, während sie auf die Ergebnisse im Protokoll deutete und die möglichen Zusammenhänge erläuterte.
- - - - - - -
Der Blick der Rothaarigen durchzuckte Michael wie ein elektrischer Schlag für diesen kurzen Moment hatte er das Gefühl klar zu sein. Die drängende Stimme, das alles verschlingende Dröhnen war verstummt. Verwirrt schüttelte er den Kopf – doch da traf es ihn wieder. Mit einer Heftigkeit, die ihn taumeln ließ. Es waren nur noch ein paar Schritte. Gleich hatte er es geschafft. Er stieß die Tür auf, durch die Agent Scully noch vor wenigen Minuten das Labor verlassen hatte. Er erfasste mit kurzen Blicken die Situation. Mit kalter, schweißnasser Hand zog er die Waffe, zielte auf den Agenten, der ihm am nächsten stand, sah ihm in die Augen, erkannte ihn und drückte ab. Der Agent riss die Augen weit auf, und wurde von der Kraft der Kugel, die sich in seine Stirn bohrte nach hinten geworfen. Bevor Agent George Wolding wirklich realisierte, was da gerade in seinem Labor geschah, hörte er den nächsten Schuss und spürte zeitgleich, wie das heiße Metall sich in seine Brust bohrte.
- - - - - - -
„Also Mulder, wenn Sie mich fragen, beweist das hier, ...“, das Krachen eines Schusses schnitt Scully das Wort ab. „Oh mein Gott!“ Ihr Blutkreislauf schien kurz ins Stocken geraten zu sein. „Das kam von oben!“, sie hämmerte auf die Taste des nächsten Stockwerks. Und wieder dieses todbringende und leider viel zu vertraute Geräusch. Die Türen öffneten sich viel zu langsam. Sie zogen ihre Waffen und stürmten in das Treppenhaus. Noch ein Schuss. Und noch einer.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hasteten sie wieder hinauf.
Mulder riss die Tür auf „Oh, verdammt!“, er erblickte George, wie er ihnen entgegen über den Flur wankte, Blut sickerte ihm aus dem Mund. Auch sein Leib und seine Hände waren blutverschmiert. Mulder stützte ihn und legte ihn vorsichtig auf den Boden ab, Scully beugte sich über ihn, machte sich ein erstes Bild seiner Verletzungen.
Mulder sprang wieder auf, rannte Richtung Labor, als eine Druckwelle ihn zurück schleuderte. Glasscherben prasselten auf ihn nieder wie ein heftiger Hagelschauer, Qualm breitete sich in Sekundenschnelle in dem Flur aus, ein unangenehmes Pfeifen kreischte in ihren Ohren und mischte sich mit dem Schrillen des Feueralarms.
Halb benommen raffte Mulder sich auf, blickte geschockt zu Scully zurück, sah, dass weitere Agenten auf sie zu kamen, Terror auf ihren Gesichtern. Sah, wie Scully um George kämpfte und deutete ihren verzweifelten Blick.
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„ ... und nun bitte hier entlang!“ Die adrette Dame in dem schicken Kostüm drehte sich um und durchquerte die große Eingangshalle. Die Gruppe folgte ihr, sah sich staunend um, manche tuschelten.
Das Foyer war voller Menschen, deren Stimmen und Schritte von den steinernen Wänden widerhallten und sich zu einer summenden, dröhnenden Einheit vermischten.
„Bitte haben Sie Verständnis, dass auch Sie sich einer kurzen Sicherheitskontrolle unterziehen müssen. Das FBI sieht sich täglich Bedrohungen gegenüber und muss sich daher gegen jedwede Gefahr schützen.“
Bereitwillig schob sich die Masse Stück für Stück vorwärts durch den engen Durchgang der Metalldetektoren. Jeder von ihnen bekam ein kleines Ansteckschildchen angeheftet, dass sie als Teilnehmer der Führung auswies.
Vor den Aufzügen sammelte sich die Gruppe erneut und die Stimme der eleganten Dame erhob sich abermals über das allgemeine Raunen. „Meine Damen und Herren, zunächst werden wir uns die Sitzungssäle anschauen, in denen einige der wichtigsten Entscheidungen der vergangenen fünfzig Jahre gefällt wurden, welche die inneramerikanische Sicherheit betrafen. Bitte folgen Sie mir!“
Michael Skopnitz schwamm im Strom mit. Er spürte, wie sein Herz kräftiger zu schlagen begann. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn und kroch seinen Rücken hinab. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu sortieren. So, wie dass Stimmengewirr in seinen Ohren rauschte, so flackerten auch die Bilder vor seinen Augen. Menschen, Blicke, Lichter. Ein Gedanke schlich sich in das diffuse Durcheinander seines Kopfes. Ein Gedanke, der nicht greifbar aber bedrohlich bohrend immer größer und allumfassender zu werden schien. Als er den Aufzug betrat, begannen seine Ohren zu fiepen und die Luft knapper zu werden.
Endlich öffneten sich die beiden großen Türen aus kaltem Metall. Der Menschenschwarm trug Michael mit hinaus auf den Gang. Er rettete sich durch eine schmale Tür auf die Herrentoilette und lehnte sich im Inneren dagegen. Die Augen geschlossen, tief atmend um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Er wurde ruhiger, der Sauerstoff fand endlich wieder den Weg in sein Gehirn.
Während er so dastand, spürte er plötzlich die Anwesenheit eines Fremden und dessen Blick auf sich. Er öffnete seine Lider und sah sich einem hochgewachsenen Mann mit dunklem Haar und Anzug gegenüber. Verstört schaute er ihn an.
Der Andere kam einen Schritt auf ihn zu, streckte seinen Arm aus und legte ihm eine Waffe, ein weiteres Ansteckschildchen und eine Art Fernbedienung in die Hand. „Sie wissen, was zu tun ist!“, raunte er mit rauchiger Stimme.
Michaels Augäpfel schienen in seinem Kopf zu tanzen. Zitternd nahm er alles entgegen und betrachtete es für einen Augenblick. Der Mann im dunklen Anzug schob sich an ihm vorbei, hinaus auf den Gang und ging mit schnellen Schritten zur Tür des Treppenhauses, riss sie auf und verschwand. Michael atmete tief durch.
Der Gedanke, der anfangs einer von vielen war, wurde nun immer lauter und manifestierte sich in seinem Unterbewusstsein. `Du wirst sie töten! Du wirst sie töten! DU WIRST SIE TÖTEN UND ALLES VERNICHTEN!´
Er verließ den weißen Raum und trat hinaus auf den Flur. Instinktiv wusste er, wo sich sein Ziel befand und wie er dorthin gelangen würde.
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Mit forschem Schritt verließ Agent Dana Scully den Aufzug im fünften Stock und durchquerte den Flur. Sie hatte es eilig. Skinner erwartete sie und Mulder seit bald einer Stunde in seinem Büro, er verlangte ihren Bericht zu diesem verdammten Fall!
`Ha, von wegen spontane Selbstentzündung! – Nichts! Wie immer!´, sie schnaubte innerlich. Wenn George nicht eine besondere Überraschung für sie parat hatte, würde sie wieder einmal auf der anderen Seite dieses großen Schreibtisches sitzen und um Antworten und Erklärungen ringen müssen, um ihre Arbeit an den X-Akten zu rechtfertigen. `Und Mulder? Der wird wieder mit seiner Version der Wahrheit vorpreschen und Skinner wütend machen, durch wilde, beweislose Theorien!´
Sie sah die Blicke der Kollegen, die ihr auf dem Flur begegneten und meinte ihre Gedanken lesen zu können. `Sie hatte eine so vielversprechende Karriere vor sich! Und seht, wo sie jetzt ist ...´ Nein, nun tat sie Mulder unrecht. Sie liebte ihre Arbeit an den X-Akten und mit ihm, aber es konnte schon sehr frustrierend sein, so viel zu sehen und zugleich so wenig beweisen zu können.
Mit einem Seufzer der Entschlossenheit zog sie die Tür zum forensischen Labor auf. „Guten Morgen, was hast du für mich?“
George drehte sich auf seinem Laborstuhl zu ihr um, seine Mine hellte sich bei ihrem Anblick merklich auf, er versuchte jedoch sich nichts anmerken zu lassen. Es war ihm klar, dass sie nicht in der gleichen Liga spielten, niemals würde er es sich getrauen sie auf eine solche Weise anzusprechen.
„Naja, so wirklich glücklich kann ich dich glaube ich nicht machen, die erste Probe hat nichts ergeben.“
Scully schloss die Augen, sie fragte sich in dem Moment, wieso sie darüber überhaupt noch überrascht war.
„Aber in der zweiten Probe, konnten wir eine besonders hohe Konzentration von Ketonkörper finden.“
„Ketonkörper? Wie sie bei Diabetis entstehen? Meinst du es könnte ein Zusammenhang bestehen?“
„Nun ja, wenn die Konzentration zum Zeitpunkt des Vorfalls hoch genug war, könnte sich eine Menge Aceton gebildet haben...“
Scully zog zweifelnd die rechte Augenbraue hoch und legte dadurch die Stirn in Falten. „Du meinst genügend Aceton um einen Menschen komplett in Flammen aufgehen zu lassen?“
George lächelte. „Möglich, aber ich habe noch nie von einem Fall gehört, in dem ein menschlicher Körper diese Mengen an Ketonkörper gebildet hat, dass diese als Brandbeschleuniger wirken konnten. Habt ihr noch Zugriff auf die Überreste?“
Resigniert schüttelte sie den Kopf. „Die Familie bestand auf die Freigabe und ließ ihn bereits einäschern. A.D. Skinner hat uns schon klar zu verstehen gegeben, dass der Fall offiziell abgeschlossen sei. Wir waren ihm eigentlich nicht zugeteilt, es war eher naja, ...“
George nickte wissend. „Das Hobby deines Partners!“
Sie grinste entschuldigend. „Die anderen Agenten waren nicht gerade begeistert, dass wir mitmischten...“
„Verstehe!“
Scully schaute auf ihre Uhr. „Ich muss los, Skinner erwartet uns mit einer Moralpredigt über Hierarchien und generelle Abläufe innerhalb des FBI...“, sie rollte die Augen, packte den Bericht und wollte das Labor verlassen.
George gab sich einen Ruck, „Aber hey, wenn du irgendwann mal Zeit haben solltest, müssen wir über eine Probe reden, die wir vorletzte Woche rein bekommen haben. Ich kann noch nicht genau sagen, woher das kommt, doch es ist ein Teufelszeug, wirklich eine X-Akte wert!“, er zwinkerte ihr zu und grinste.
„Ja, das machen wir mal,“, antwortete sie gedankenverloren, in den Untersuchungsergebnissen blätternd. „Okay, ich muss jetzt los, bevor der Assistant Director ungemütlich wird. Danke George!“ Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln woraufhin er sie anstrahlte.
„Immer gerne Agent Scully, was auch immer ich für dich tun kann, gib mir einfach Bescheid!“ Er biss sich auf die Zunge. `Oh, Mann, zu viel! Junge, wieso vermasselst du es immer wieder?´ Während er sich selbst rügte, nickte sie bloß, die Augen wieder auf dem Bericht und verließ den Raum durch die großen Glastüren.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl war sie weiterhin in die Akte vertieft und bemerkte den Mann nicht, der ihr mit auf dem Boden gerichteten Blick und schnellem Schritt den Gang entgegenkam. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als er gegen ihre Schulter stieß. Ihre Blicke trafen sich für eine lange Sekunde. Seine wirren Augen starrten sie an, dann hastete er weiter. Scully ging ein Schauder den Rücken hinab und sie sah ihm nach, mit einem Gefühl, welches sie sich nicht ganz erklären konnte.
„Hey Scully!“, eine warme, wohlbekannte Hand legte sich auf ihre Schulter. „Haben Sie die Ergebnisse? Aus Skinners Nasenlöchern tritt allmählich Rauch aus, das macht mir irgendwie Angst!“
Scully schaute ihn geistesabwesend an.
Mulders Blick durchdrang sie, „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Ähm, ja, ich hatte nur gerade so ein seltsames Gefühl... Aber ja, hier habe ich die Ergebnisse. In der einen Probe haben sie gar nichts finden können, in der zweiten konnte George eine erhöhte Ketonkörperkonzentration nachweisen. Das passt zum Opfer, da wir wissen, dass er Typ 1 Diabetis hatte. Dabei bildet der Körper... “
Mulder leitete sie, mit seiner Hand an ihrem Rücken in den Fahrstuhl, während sie auf die Ergebnisse im Protokoll deutete und die möglichen Zusammenhänge erläuterte.
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Der Blick der Rothaarigen durchzuckte Michael wie ein elektrischer Schlag für diesen kurzen Moment hatte er das Gefühl klar zu sein. Die drängende Stimme, das alles verschlingende Dröhnen war verstummt. Verwirrt schüttelte er den Kopf – doch da traf es ihn wieder. Mit einer Heftigkeit, die ihn taumeln ließ. Es waren nur noch ein paar Schritte. Gleich hatte er es geschafft. Er stieß die Tür auf, durch die Agent Scully noch vor wenigen Minuten das Labor verlassen hatte. Er erfasste mit kurzen Blicken die Situation. Mit kalter, schweißnasser Hand zog er die Waffe, zielte auf den Agenten, der ihm am nächsten stand, sah ihm in die Augen, erkannte ihn und drückte ab. Der Agent riss die Augen weit auf, und wurde von der Kraft der Kugel, die sich in seine Stirn bohrte nach hinten geworfen. Bevor Agent George Wolding wirklich realisierte, was da gerade in seinem Labor geschah, hörte er den nächsten Schuss und spürte zeitgleich, wie das heiße Metall sich in seine Brust bohrte.
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„Also Mulder, wenn Sie mich fragen, beweist das hier, ...“, das Krachen eines Schusses schnitt Scully das Wort ab. „Oh mein Gott!“ Ihr Blutkreislauf schien kurz ins Stocken geraten zu sein. „Das kam von oben!“, sie hämmerte auf die Taste des nächsten Stockwerks. Und wieder dieses todbringende und leider viel zu vertraute Geräusch. Die Türen öffneten sich viel zu langsam. Sie zogen ihre Waffen und stürmten in das Treppenhaus. Noch ein Schuss. Und noch einer.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend hasteten sie wieder hinauf.
Mulder riss die Tür auf „Oh, verdammt!“, er erblickte George, wie er ihnen entgegen über den Flur wankte, Blut sickerte ihm aus dem Mund. Auch sein Leib und seine Hände waren blutverschmiert. Mulder stützte ihn und legte ihn vorsichtig auf den Boden ab, Scully beugte sich über ihn, machte sich ein erstes Bild seiner Verletzungen.
Mulder sprang wieder auf, rannte Richtung Labor, als eine Druckwelle ihn zurück schleuderte. Glasscherben prasselten auf ihn nieder wie ein heftiger Hagelschauer, Qualm breitete sich in Sekundenschnelle in dem Flur aus, ein unangenehmes Pfeifen kreischte in ihren Ohren und mischte sich mit dem Schrillen des Feueralarms.
Halb benommen raffte Mulder sich auf, blickte geschockt zu Scully zurück, sah, dass weitere Agenten auf sie zu kamen, Terror auf ihren Gesichtern. Sah, wie Scully um George kämpfte und deutete ihren verzweifelten Blick.
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