World of X

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Eternity

von Cat

Kapitel 1

Der raue Wind zerrte an seiner Lederjacke. Er schien ihn in seinem Vorhaben zu bestätigen, geradezu einzuladen. Regungslos stand Fox Mulder einfach nur da, spürte wie einige Böen mit ihm zu spielen schienen und schloss die Augen. Immer wenn er die Augen schloss, so schien es, als könne er die Geschehnisse vergessen, oder zumindest verdrängen, als wäre diese verhängnisvolle Nacht niemals geschehen. Als hätten all die stummen Tränen, die er seitdem vergossen hatte, niemals den Boden getränkt. Als wäre die Zeit zurückgedreht und er wäre noch immer der glückliche und verliebte Mann von Damals. Eiskalte Regentropfen peitschten in sein Gesicht und ließen ihn auf grausame Weise erkennen, dass er nicht das Recht hatte, in der Vergangenheit zu versinken, sondern der grausamen Realität in die Augen zu blicken. Einer Realität, in der er einsam, allein gelassen und unglücklich war. Ohne eine Zukunft, diese Unbeschwertheit von Damals jemals wieder zu erleben. Salzige Tränen mischten sich mit dem Regenwasser auf seinem Gesicht und durchnässten den warmen Rollkragenpullover, der langsam unangenehm klamm wurde. Doch was war ein nasser Pulli geben das Leben eines geliebten Menschen. Einem Leben, das einfach, ohne Vorwarnung und auf grausame Weise genommen wurde. Von einem betrunkenen Mann, der sein Auto nicht unter Kontrolle halten konnte, der wie durch ein Wunder nur eine Platzwunde an der Stirn davon getragen hatte. Einem Leben, das noch ehe es eine Chance auf Rettung gehabt hatte, ausgelöscht wurde. Eine grenzenlose Wut kam in Fox Mulder auf. Eine Wut gegen diesen Mann, gegen den tobenden Sturm in jener verhängnisvollen Nacht, gegen sich selbst, weil er sie nach Hause geschickt hatte. Sie waren in dieser Nacht zusammen gekommen. Und er hatte sie nach Hause geschickt, in ihren eigenen Tod. Er wollte doch nur, dass sie nicht nur wegen dem Zauber des Abends bei ihm blieb, er wollte, dass sie darüber schlief, ob sie es wirklich wollte, ob sie ihn wirklich wollte. Jetzt würde er diese Antwort wohl nie mehr erfahren. Als hätte er sie nicht schon genug gequält, er war der Grund für ihre Entführung gewesen, er hatten den Tod ihrer Schwester heraufbeschworen, er war der Auslöser ihres Leidens an einem Gehirntumor gewesen. Und jetzt, jetzt war er für ihren Tod verantwortlich.
Ein Blitz durchzuckte den schwarzen und bedrohlich wirkenden Himmel. Er schien ihn zu teilen. Wie sein Herz. Als wäre dieses Naturspiel eine Aufforderung gewesen, trat Mulder einen Schritt nach vorne. Gebannt starrte er in die dunkle Nacht. Dann breitete er die Arme weit aus, atmete noch einmal tief ein und sprang.
Er sprang von der Klippe, in die Ewigkeit, in den Seelenfrieden und in die wartenden Arme seiner Geliebten.


ENDE
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