World of X

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Der letzte Kampf (Teil 1)

von XFilerN

Kapitel 3

WASHINGTON D.C.

FBI-ZENTRALE / J. EDGAR HOOVER BUILDING

KELLERBÜRO

Gerade als Agent Scully die Bürotüre aufgeschlossen hatte, klingelte das Telefon. Sie ging ran und erfuhr von Director Skinner, dass er schon früh an diesem Morgen eine Akte für sie auf den Schreibtisch gelegt hatte. Sie beendete das Telefonat und blätterte durch die Akte, um sich mit dem neuen Fall vertraut zu machen. Seit dem sie Mulders Mom und den einsamen Schützen angerufen hatte, waren inzwischen zehn Tage vergangen. Sie besuchte Mulder jeden Tag, doch sie durfte auch ihre Arbeit nicht vernachlässigen.

Aus der Akte ging hervor, dass es sich um den mysteriösen Tod einer Schülerin Namens Amy Cooper handelte. Die örtliche Polizei ging zunächst von Selbstmord aus, jedoch wurde diese Vermutung durch die Zeugenaussage von Jessica Melloy, Amys Freundin, widerlegt. Amy befand sich am Abend ihres Todes mit ihrem Freund auf einer Party, welche von Tamara Jakobs gegeben wurde. Amy klagte über heftige Kopfschmerzen. Nichtsdestotrotz, entschlossen sich sieben der übrig gebliebenen Jugendlichen zu einer Seance. Amys Freundin Jessica hatte offenbar Erfahrung darin, mit Geistern in Verbindung zu treten. Daher wählte sie sich jemanden aus, den sie schon lange kannte. Amy Cooper wurde bei der Seance als Medium eingesetzt. Nachdem die Jugendlichen Kontakt zu einem Geist, durch Amy bekamen, stand sie auf. Sie wirkte erschrocken und verwirrt, laut Zeugenbefragung. Dann lief sie hinaus auf den Balkon, von welchem sie kurze Zeit später stürzte.

Bevor Scully sich auf den Weg nach Virginia machte, um dem Fall nachzugehen, wollte sie jedoch noch bei ihrem Partner im Krankenhaus vorbei gehen. Fünfzehn Tage lag er nun schon insgesamt im Krankenhaus.

Mulders Vitalzeichen hatten sich geringfügig verschlechtert. Seine Ärztin versicherte Scully, sie sofort zu benachrichtigen, wenn sich sein Zustand auch weiterhin nicht bessern würde. Scully streichelte zärtlich durch Mulders Haar und gab ihm zum Abschied einen sanften Kuss auf dessen Stirn. „Ich komme bald wieder ... Mulder ... geh ja nicht weg, hörst du.“ Scully war zwar bewusst, dass Mulder ihre geflüsterten Worte nicht hören konnte, dennoch sprach sie mit ihm.

„Ich bleibe hier und wache über meinen Körper, bis du zurück kommst Dana. Wo auch immer du hin gehst.“ Mulders Geist stand unmittelbar hinter Agent Scully, als er ihr antwortete. Dann sah er zu wie seine Partnerin das Zimmer und damit ihn verließ. Mulder setzte sich auf einen Stuhl und beobachtete die Ärztin dabei, wie sie seinen Körper untersuchte und die Geräte überprüfte. Er hatte das Zimmer seit Tagen nicht mehr verlassen. Er war darüber ganz froh, denn letzte Woche bekam er Besuch von seiner Mutter. Einen Tag später kamen Cinderella, Micky Maus und Goofy zu ihm. So nannte er die einsamen Schützen, um sie zu ärgern. Mulder fehlte es richtig, anderen Leuten auf die Nerven zu gehen. Besonders Scully fehlte ihm. Er empfand es als sexy, wenn sie sich über seine dubiosen Ideen ärgerte. Er wollte so gerne wieder normal weiterleben.

Eine langhaarige Frau, nur wenig jünger als er selbst, betrat das Krankenzimmer und unterbrach seinen Gedankenfluss. Ungläubig starrte er sie an und kam dann zu dem Schluss, dass er nun doch gestorben war. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund betrachtete er die junge Frau.

„Das ist doch nicht möglich“, sagte er zu sich selbst, da ihn ohnehin niemand hören konnte.

„Kann ich Ihnen helfen, Miss?“, fragte Dr. Austin die junge Frau und sah dabei von Mulders Körper zu ihr auf.

„Ich bin ...“, sie schluckte kurz ihre Tränen herunter, bevor sie fortfahren konnte, um der Ärztin zu antworten, „ich bin seine Schwester. Wie geht es ihm?“. Dann stellte sie die Blumen auf dem Tisch neben seinem Bett ab, während sie ihren Bruder ansah. Sie begann zu weinen.

„Es geht ihm nicht so gut, aber solange er noch Gehirnfunktionen aufweist, ist nichts verloren. Wie sagten Sie, ist Ihr Name?“ Dr. Austin zog vor Neugierde ihre Stirn in kleine Falten.

„Entschuldigen Sie bitte“, die junge Frau reichte der Ärztin ihre Hand, während Mulder sie noch immer anstarrte, „Samantha Robins und Sie sind?“ Samantha blickte auf ihren Bruder hinab, ohne weiter auf die Ärztin zu achten.

Trotzdem bekam sie ihre Antwort. „Dr. Austin. Ich lasse Sie mit Agent Mulder allein, okay.“ Die Ärztin verließ das Krankenzimmer ihres Patienten, um nicht weiter zu stören.

„Fox ... ich hatte solche Angst davor dich zu sehen.“ Samantha weinte weiter. Sie griff nach der Hand ihres Bruders und hielt sie ganz fest.

VIRGINIA, AM SELBEN TAG

POLIZEIREVIER

Scully betrat das kleine Polizeirevier und ging direkt auf einen der Polizisten zu, welche an ihren Schreibtischen saßen. Der junge hagere Polizist schaute nicht mal von seinem Computermonitor auf, als sich die Agentin neben ihn stellte.

„Entschuldigung, wenn ich Sie störe. Ich suche einen gewissen Deputy...“ Sie blätterte in ihrem Notizblock und blickte dann wieder zu dem hageren Polizisten. „Ich suche Deputy Jeff Daniels. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?“

Erst jetzt schaute der Polizist zu Scully auf. „Was wollen Sie von ihm? Er ist zurzeit sehr beschäftigt.“ Er machte einen unfreundlichen und genervten Eindruck auf sie, daher stellte sich die Agentin zunächst mal vor.

„Ich bin Special Agent Dana Scully vom FBI. Ich bin hier um Deputy Daniels in seinem Fall zu unterstützen.“ Nun wurde auch Scully schnippisch. Sie konnte es nicht leiden, wenn ihr jemand grundlos unfreundlich begegnete. „Also wo ist er?“

Der junge Polizist begutachtete Scully von Kopf bis Fuß, erst dann zeigte er zu einer Tür am Ende des Raums. „Dort hinten ist sein Büro.“

Ohne sich für die Auskunft zu bedanken, machte sich die Agentin auf den Weg. Sie klopfte an der Tür und betrat ein kleines Büro. Regale und Schränke bedeckten die Wände. Sie waren vollgestopft mit Akten und Ordnern. In der Mitte des Zimmers stand ein Schreibtisch hinter dem ein dicklicher Mann saß. Scully schätzte ihn auf Anfang vierzig.

Dann ging sie auf ihn zu, zeigte ihm ihren Ausweis und stellte sich vor. „Dana Scully, Sie haben mich angefordert.“

Sie lächelten einander an. „Ich bin froh, dass Sie kommen konnten. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Wo ist denn Ihr Partner, Agent Scully?“

Ihr Lächeln verschwand, als sie ihm antwortete. „Es ist Agent Mulder zurzeit nicht möglich uns zu unterstützen... er wurde schwer verletzt und liegt im Koma.“

Auch aus Deputy Daniels Gesicht verschwand das Lächeln. „Das tut mir sehr leid. Sind Sie schon lange Partner?“ Der Deputy kam Scully mit sehr viel Mitgefühl entgegen.

„Ja, seit über sechs Jahren. Aber darum geht es jetzt nicht. Bitte klären Sie mich lieber über alle Fakten unseres Falls auf.“ Sie musste den Abstand zu ihrem Fall und Mulder in ihrem Kopf bewahren. Sonst würde es ihr vermutlich nicht gelingen, sich zu konzentrieren. Deputy Daniels war der Lösung des Falls nicht näher gekommen. Scully schloss sich daher seiner Meinung an, die Zeugen nochmals zu befragen. Deputy Jeff Daniels ließ die sechs Schüler aus ihren Klassen rufen und beorderte sie erneut auf das Revier.

Agent Scully und der Deputy befragten als ersten den Exfreund, von Amy Cooper, Thomas Fisher. Aus dem Gespräch ging hervor, dass er am fraglichen Abend eine heimliche Affäre zu Tamara Jakobs begonnen hatte. Daher war er sich sicher, dass Amy Selbstmord begangen haben musste. Thomas erfuhr noch am selben Abend davon, da Jessica es gesehen und Amy darüber informiert hatte. Tamaras Aussage bestätigte die Meinung von Thomas, als sie die nächste bei dem Verhör war. Agent Scully glaubte jedoch nicht daran, dass sich Amy wegen Liebeskummer das Leben genommen hatte. Dieser Grund schien ihr zu primitiv. Denn Amys Eltern, Lehrer und ihr Bruder, sowie Jessica beschrieben Amy als fröhliches und ausgesprochen intelligentes Mädchen, das niemals wegen eines Jungen ihr Leben wegwerfen würde. Diese Aussagen hatte Scully aus den ersten Befragungen nachgeschlagen. Die Agentin entließ die ersten beiden Zeugen. Und rief als nächsten Amys Bruder Jimmy zu sich. Er erzählte ihr Amy hätte es gelassen aufgenommen, dass ihr Freund fremdgegangen war. Zumindest machte sie keinen übermäßig betroffenen Eindruck auf ihn. Amy trug es mit Fassung und wollte sich den übrigen Abend nicht verderben lassen. Die Zwillingsgeschwister Emilia und Murray Sparks bestätigten wiederum die Aussage von Thomas und Tamara. Jedoch gaben sie zu, am fraglichen Abend etwas getrunken zu haben. Dies könnte zu einer Urteilstrübung geführt haben. Sie gaben auch zu, Amy eigentlich nur durch ihren Bruder Jimmy kennen gelernt zu haben. Sie waren eher mit Jimmy und nicht mit Amy befreundet gewesen. Zuletzt wollte Scully nun Jessica Melloy befragen.

Der Deputy grinste Scully an und sagte, „Nun kommt die verrückteste Theorie von allen. Aus diesem Grund habe ich um Ihre Hilfe gebeten. Das ist genau wie in Ihren X-Akten. Jessica ist der Meinung, dass Amy durch den Kontakt zu einem Geist vom Balkon gestürzt sei.“ Belustigt über diese, auch für Scully absurde Idee, bat sie Jessica zu sich und begann mit der Befragung. Jessica setzte sich merklich angespannt gegenüber von Scully an den Tisch in dem Verhörzimmer. 

„So Jessica... ich möchte, dass du mir nun ganz detailliert erzählst, was an diesem Abend geschehen ist.“

Deputy Daniels sah auf seine Armbanduhr und stand auf. „Agent Scully, es ist bereits kurz nach fünf, wenn es Ihnen nichts ausmacht gehe ich nach Hause zu meiner Familie. Ich schicke die übrigen Kids Heim, okay.“

„Kein Problem. Würden Sie mir bitte noch ein Motelzimmer mieten. Dieser Fall braucht mehr von meiner Zeit als ich angenommen hatte.“ Scully drehte sich zu dem Deputy um, während sie mit ihm sprach. „Ich lege Ihnen die Adresse des Motels auf meinen Schreibtisch. Bis morgen dann.“

Sie winkte ihm zu als er das Zimmer verließ. „Bis Morgen.“

„Also Jessica, du kannst jetzt mit deiner Aussage beginnen.“

Etwas nachdenklich begann das Mädchen mit der Schilderung der Geschehnisse aus ihrer Sicht.

„Wir, damit meine ich Amy, Thomas, Jimmy und mich. Also wir kamen bei Tamaras Haus an, ihre Eltern waren verreist, daher gab sie eine Party.“ Jessica wurde durch Scullys Frage unterbrochen.

„Habt ihr was getrunken oder vielleicht sogar Drogen genommen?“

„Nein, zumindest Amy und ich nicht. Jimmy glaub ich auch nicht. Das haben wir drei nicht nötig, um unsern Spaß zu haben. - Darf ich fortfahren?“

Scully machte sich eine Notiz und sah wieder aufmerksam zu Jessica. „Natürlich, leg los.“

„Zunächst waren eine ganze Menge Leute auf der Party, die schon in vollem Gange war als wir ankamen. Einige davon tranken Alkohol und rauchten auch Gras. Wie gesagt, hatten wir das nicht nötig und mischten uns unter die Leute. Es war Anfangs eine normale Party. Wir tanzen, unterhielten uns und hatten viel Spaß. Später am Abend, die meisten waren schon nach Hause gegangen, ging ich auf die Suche nach Amy. Da ich Thomas nirgends entdecken konnte nahm ich an, dass sie gemeinsam verschwunden waren. Ich wollte, wie auf jeder Party zum Abschluss mit den Geistern sprechen. Normalerweise mache ich das mit Hilfe des Ouija-Spiels, aber an diesem Abend wollte ich es mal anders versuchen. Mit Hilfe eines Mediums. Dazu wollte ich Amy überreden. Was mir auch gelang. Aber dazu komme ich später.“

Während des Gesprächs wich Scullys kritischer Blick nicht einmal von Jessica ab.

„Auf meiner Tour durch das Haus, konnte ich eine Entdeckung machen, die mich beunruhigte. Ich musste Amy finden, bevor sie sehen konnte, was ich entdeckt hatte. Ich fand sie allein in Tamaras Zimmer. Amy lag auf dem Bett und klagte über Kopfschmerzen. Sie tat mir so leid, aber ich erzählte ihr dennoch von der Sache. Ich erklärte ihr, dass ich ihren Freund zusammen mit Tamara im Pool vor dem Haus gesehen hatte. Sie waren beide nackt und schmusten miteinander. Das war nicht zu übersehen.“

Scully blickte das trauriger werdende Mädchen vor sich an. „Und wie hat sie darauf reagiert?“ Neugierig hob Scully die Augenbrauen an, woraufhin sich kleine Fältchen auf ihrer Stirn bildeten.

„Sie nahm es gelassen auf. Zunächst war ich erstaunt, doch dann froh darüber. Schließlich war Amy meine beste Freundin, ich wollte sie nicht traurig sehen. Jedenfalls trommelte ich alle, die noch da waren, zusammen, um das Spiel zu beginnen. Wir sechs bildeten einen Kreis. Überall standen brennende Kerzen und das Licht war ausgeschaltet. Amy legte sich als Medium, in die Mitte des Kreises. Wir wollten Kontakt zu Peter Brown aufnehmen, das wurde einstimmig entschieden.“

„Wer ist Peter Brown?“, wollte die Agentin von Jessica wissen.

„Peter war ein guter Freund von uns allen. Er starb jedoch vor einem Jahr, bei einem Autounfall. Ich glaube Amy war in ihn verliebt gewesen. Sie hatte früher mehr von ihm erzählt als von ihrem Freund. - Wie dem auch sei. Ich versetzte Amy unter Hypnose, um Kontakt aufnehmen zu können. Ich hege schon immer Interesse am Paranormalen, müssen Sie wissen.“ Scully nickte verstehend. „Dadurch habe ich auch gelernt wie man jemanden hypnotisiert. Amy lag also in der Mitte und stand unter Hypnose. Ich begann sie nach einem Geist zu fragen. Zuerst schien es nicht zu klappen, doch plötzlich begann der Geist in Amy zu sprechen. Alle waren ruhig und hörten aufmerksam zu, als sie sprach. ‚Ich war gerade mal achtzehn und hatte mein ganzes Leben noch vor mir’ sagte sie. Wir dachten es sei Peter und wollten noch mehr erfahren, als Amy jedoch aufsprang und uns anstarrte. Als ich sie fragte, ob alles okay sei, sagte sie ja. Sie schien auch nicht anders als vor der Seance. Sie lief hinaus auf den Balkon, während wir anderen etwas sauer im Wohnzimmer sitzen blieben. Sie gab uns keine Möglichkeit mehr weiter mit Peter zu sprechen. Die Leute verteilten sich nach einiger Zeit wieder im ganzen Haus. Als Amy nicht zurück zu mir kam, wollte ich nach ihr sehen. Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich leicht verärgert reagiert hatte. Ich ging zu dem Balkon ... ich konnte sie jedoch nicht dort vorfinden. Ich stützte mich nachdenklich über die Seance auf das Geländer und ...“ Jessica rannen Tränen aus den Augen und über die Wange.

Scully nahm betroffen ihre Hand und hielt sie. „Du hast sie gefunden, stimmt‘s?“ 

Jessica nickte, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und führte ihren Satz zu Ende. „Ich lehnte mich etwas vor ... und circa zehn Meter unter mir... lag Amy. Ich rief den Krankenwagen, doch es war zu spät. Amy starb ... durch den Aufprall auf dem Betonboden der Terrasse.“ Jessica konnte nicht mehr weitersprechen. Sie weinte.

Scully stand auf und ging zu ihr hinüber. Sie nahm das völlig in Tränen aufgelöste Mädchen in die Arme, um sie zu trösten. Zu dieser Zeit vermochte Scully es, die Gefühle von Jessica zu verstehen.

„Wenn du möchtest, kannst du jetzt gehen. Ich melde mich Morgen wieder. Dann kannst du mir den Rest erzählen.“ Scully blickte Jessica in die vom weinen geröteten und angeschwollenen Augen.

„Danke.“ Jessica stand auf und verließ den Verhörraum.

Agent Scully warf einen Blick auf ihre Uhr. Inzwischen war es kurz nach halb acht. Sie wollte in ihr Motel, um die Tonbänder der Aussagen nochmals in Ruhe durchgehen zu können. Und sich für den morgigen Tag auszuschlafen.

RUDY‘S MOTOR LODGE

ZIMMER 13

Agent Scully saß auf dem Bett ihres Motelzimmers und machte sich anhand der Tonbandaufnahmen einige Notizen zu dem Fall. Bis jetzt konnte sie keine Hinweise auf Mord feststellen. Genauso wenig hatte sie eine Erklärung, die Jessica Melloys Meinung glaubhaft erscheinen ließ. Nichts wirkte unwahrscheinlicher als die Theorie, dass Amy zum Zeitpunkt ihres Todes besessen gewesen sein könnte. Scully machte für diesen Tag Schluss. Während sie sich ausgiebig duschte, nahm sich die Agentin für den kommenden Tag vor, die Eltern und nochmals Jessica zu vernehmen. Und wenn möglich, wollte sie selbst eine Autopsie an Amy Coopers Leichnam durchführen, denn eventuell wurde etwas übersehen. Ein toxikologisches Gutachten könnte zusätzlich hilfreich sein. Das waren Scullys letzte Gedanken bevor sie einschlief.

Die Agentin schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Sie wurde erneut von Alpträumen geplagt, welche es ihr schwer machten wieder einzuschlafen. Sie träumte viele wirre Sachen, die alle von Mulder handelten. Sie wälzte sich fast die ganze Nacht in ihrem Bett hin und her. Bis sie letztlich doch noch ein paar Stunden durchschlafen konnte.

CHARLOTTESVILLE

BUNDESSTRAßE

Scully fuhr in ihrem Mietwagen die Straße entlang. Sie wollte als erstes an diesem Tag die Eltern von Amy Cooper und nochmals Jimmy befragen. Um mehr über die einstige Persönlichkeit der Verstorbenen zu erfahren. Ihr Mobiltelefon klingelte. Sie kramte es aus ihrer Handtasche und nahm das Gespräch entgegen.

„Scully.“

„Hier ist Skinner.“

Seine Stimme klang besorgniserregend. „Sie wollen doch nicht jetzt schon...“ Sie hatte ihn fragen wollen, ob er etwa jetzt schon einen Bericht haben wollte. Scully konnte den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht nicht sehen.

Sie wurde kurzerhand von ihrem Vorgesetzten unterbrochen. „Es geht ihm wieder schlechter, Scully.“ Diese Worte brachten die Agentin dazu, das Auto sogleich am Straßenrand zu stoppen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie fühlte den Kloß in ihrem Hals. Es kam Scully vor, als könne sie nicht mehr atmen.

„Was? Was ist passiert?“

„Seine Atmung hat sehr früh heute Morgen ausgesetzt. Die Ärzte mussten Mulder erneut intubieren. Er hält den Druck der Maschine jedoch kaum noch aufrecht. Seine Vitalzeichen sind sehr schwach. ... Es tut mir leid, Scully.“

Agent Scully presste sich vor Schreck, über diese schlechte Nachricht, die freie Hand auf den Mund. „Sir, wenn Sie nichts dagegen haben, komme ich noch heute zurück.“ Auch wenn sie Skinners Zusage nicht bekommen hätte, wäre sie dennoch zu ihrem Partner zurückgefahren. Von diesem Entschluss war sie nicht mehr abzubringen und Skinner wusste das.

„Ist gut. Ich gebe der örtlichen Polizei bescheid. Sie sollten sich beeilen, Scully.“ Mit diesen Worten beendete Skinner das Telefonat. 

Sie startete ihren Wagen, kehrte um und fuhr packen. Sie befürchtete, dass der Abschied bevorstünde. Sie wollte keine Zeit verlieren, um ihn ein letztes Mal zu sehen. Scully behielt ihre Gefühle unter ihrer üblichen Kontrolle, um keinen Unfall zu verursachen als sie zurück zum Motel fuhr.

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