World of X

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Der letzte Kampf (Teil 1)

von XFilerN

Kapitel 2

IM MOTEL, AM NÄCHSTEN MORGEN

 

Nachdem Scully ausgeruht in ihrem Bett erwachte ging sie unter die Dusche, wie jeden Morgen. Schließlich wollte sie keine Zeit verlieren, um wieder zu ihrem Partner ins Krankenhaus zu fahren. 

Derweil wachte auch Mulder auf. Gerade als er sich aufrichtete, kam Scully aus dem Badezimmer. Sie griff nach ihren Autoschlüsseln und verließ das Motel. Mulder folgte ihr, stieg ebenfalls in den Wagen und fuhr mit ihr ins Krankenhaus zurück.

Dort angekommen ging Scully zielstrebig in den Fahrstuhl, um auf die Intensiv-Station zu gelangen. Mulder folgte ihr auf jedem Schritt.

Sie öffnete vorsichtig die Tür zu Agent Mulders Zimmer und spähte durch den Schlitz, der sich ihr auftat. Augenblicklich stockte Scully der Atem. Was sie sah, ließ sie das schlimmste befürchten. Das Bett und auch das Zimmer waren... leer? Sie machte auf dem Absatz kehrt und sprach eine der Schwestern, der Station, an.

„Wo ist Agent Mulder? Sein Zimmer ist leer. Was ist passiert? Sie sollten mich doch benachrichtigen!“, fuhr sie die Frau fassungslos an. Als die Krankenschwester die Agentin anlächelte, verschwand ihr erschrockener Gesichtsausdruck.

„Seine Vitalzeichen sind stabil. Und seit heute Nacht atmet Agent Mulder wieder selbständig. Daher wurde er von der Intensiv-Station verlegt.“ 

Scully atmete erleichtert auf, „Kann ich zu ihm?“

„Selbstverständlich. Sie müssen eine Etage tiefer.“ Die Schwester warf einen Blick auf Mulders Krankenakte und sah wieder zu Scully auf. „Zimmer 403.“

„Danke.“ Mit Mulder im Schlepptau machte sich Scully auf den Weg, zu seinem neuen Zimmer.

Die Agentin irrte durch den Gang der dritten Etage, auf der Suche nach dem Zimmer ihres Partners. Sie stoppte und las die Nummer an einer der unzähligen Türen. 403. Sie klopfte sachte gegen die Holztüre, bevor sie das Zimmer betrat. Ein junger Mann in einem weißen Kittel und eine Schwester führten eine zusätzliche Untersuchung an ihrem, noch immer im Koma liegenden Patienten durch.

Sie ging geradewegs auf den Arzt zu, reichte ihm die Hand und stellte sich ihm vor. „Ich bin Special Agent Dana Scully. Ihr Patient, Agent Fox Mulder, ist mein Partner. Wie geht es ihm?“

Ganz offensichtlich gefielen dem jungen Arzt das Aussehen und das Auftreten von Scully, denn höchst angetan schüttelte er der Agentin die Hand und lächelte sie verzückt an. „Dr. Blanks“, stellte sich der Arzt vor und fuhr fort, „Bis auf die Tatsache, dass Agent Mulder noch bewusstlos ist, scheinen seine Werte soweit normal und stabil zu sein.“ Überrascht darüber, dass Scully dem Arzt keine wirkliche Beachtung schenkte, blickte Mulder über ihre Schulter hinweg auf sein wirkliches Ich. Der Anblick seines Körpers, ohne die Schläuche und die vielen Geräte, weckte neue Hoffnung in ihm. Es entstand für ihn der Eindruck, dass er nun doch nicht sterben würde. Doch weshalb konnte sich seine ‚Seele’ nicht mit seinem Körper vereinigen?

„Ist Agent Mulders Zustand stabil genug, um ihn in ein Krankenhaus in Washington verlegen zu lassen?“ Scully wollte nur allzu gerne wieder nach Hause, aber nicht ohne ihren Partner. Und so betrachtete sie den Arzt erwartungsvoll.

„Im Grunde spricht nichts dagegen. Ich möchte jedoch vorher ein letztes EKG und ein EEG an ihm durchführen.“ Enttäuscht über ihren offensichtlichen Wunsch, den Staat bald möglichst zu verlassen, reagierte der junge Arzt etwas reservierter als zuvor. 

„Ich möchte ebenfalls kein Risiko eingehen. Dann veranlassen Sie alle Notwendigkeiten so schnell wie möglich, um ihn zu verlegen. Es hat mich gefreut Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Scully und verließ das Memorial Hospital. Mulder folgte ihr wieder auf dem Weg zum Motel, wo seine Partnerin ihre Koffer packte. 

Auf der Fahrt zum Flughafen rief Scully ihren Vorgesetzten an und erstattete ihm Bericht darüber, dass sie mit der nächsten Maschine zurückfliegen würde und Mulder nun verlegt werden konnte.

Sie sagte Skinner auch, dass sie sich am kommenden Tag zurück zum Dienst melden würde. 

Voller Hoffnung und Zuversicht flog Agent Scully wieder nach Washington DC, denn Mulder würde ihr folgen.

Frust stieg jedoch in ihr auf, als sie an den Berg von Akten dachte, welcher in DC auf sie wartete. Mulder und sie hatten einige Berichte liegen gelassen, bei ihrer Abreise nach Wilmington, die Scully nun allein schreiben musste. Berichte zu verfassen hatten sie und Mulder schon immer gehasst. Sie zögerten es immer so lange wie möglich hinaus.

 

WASHINGTON D.C.

 

GENRAL HOSPITAL, ZIMMER 21

Eine Ärztin stand neben seinem Bett und untersuchte seine Vitalzeichen. Offenbar wollte sie sicher sein, dass er den Transport in das jetzige Krankenhaus gut überstanden hatte. Sie rief, „Herein“ als es an der Zimmertür ihres Patienten geklopft hatte. Die Ärztin erblickte eine junge rothaarige Frau, welche auf sie zukam und sich vorstellte.

„Guten Morgen. Ich bin, Dana Scully. Ich habe für die Verlegung von Agent Mulder gesorgt.“ Scully reichte der Frau im weißen Kittel ihre Hand und schüttelte sie.

„Oh, freut mich. Mein Name ist Dr. Austin. Sind Sie verwandt mit Fox Mulder?“ Sie sah die junge Frau fragend an.

Behutsam schüttelte Scully den Kopf und begann zu schmunzeln. „Nein. Ich bin Agent Mulders Partnerin. Wie geht es ihm?“ Beide Frauen schauten zu dem Mann auf dem Bett hinab.

„Ihrem Partner geht es soweit ganz gut. Seine Schussverletzung heilt ausgesprochen gut. Etwas Ähnliches habe ich noch nie gesehen. Nach nur so wenigen Tagen konnte bisher keiner meiner Patienten, mit einer derartigen Wunde selbstständig atmen.“ Die Ärztin berührte Mulders Verletzung und blickte zu Scully auf. „Agent Mulder hat ganz offensichtlich einen barmherzigen Schutzengel gehabt, als er angeschossen wurde.“ Sie lächelte die junge Frau an und fuhr fort. „Aus seiner Akte geht hervor, dass Sie sofort die nötigen Schritte zu seiner Wiederbelebung eingeleitet haben.“

„Agent Mulder hätte dasselbe für mich getan. Außerdem ist Mulder mehr als nur mein Partner, er ist mein bester Freund. Ich hätte mein Leben für seines gegeben, wenn mir die Wahl dazu gegeben worden wäre.“ Scully streichelte über Mulders Haar. Und erst jetzt verfolgte Mulders ‚Seele’ das Gespräch zwischen den Frauen nicht mehr. Denn obwohl er hinter seiner Partnerin gestanden hatte, konnte er ihre warme Hand fühlen, als sie ihm durchs Haar strich. Wie konnte das möglich sein? Denn er selbst war nicht in der Lage seine Partnerin zu berühren. Um sich auf seinen Körper konzentrieren zu können, ging Mulder nicht mit Scully in das FBI Hauptquartier, sondern blieb im Krankenhaus. Er musste einen Weg zurück in seinen Körper finden, um das Bewusstsein wieder zu erlangen.

Indes verließen die Ärztin und Scully das Zimmer. Die Agentin machte sich auf den Weg zur Arbeit, nachdem sie sich vergewissert hatte, Bescheid zu bekommen, falls sich eine Änderung bei Mulders Zustand ergeben würde.

WASHINGTON D.C. FBI- ZENTRALE / J. EDGAR HOOVER BUILDING

Das Klopfen an seiner Bürotür veranlasste Director Skinner das Dosier vor sich wegzulegen und bat, „Herein“. Agent Dana Scully betrat das Zimmer und ging zum Schreibtisch, hinter dem ihr Vorgesetzter saß.

„Sir, ich möchte mich zurück zum Dienst melden.“

„Das freut mich. Wie geht es Mulder, seit er verlegt wurde?“

„Soweit ganz gut. Die Ärztin sagte, dass seine Verletzung wie erhofft verheilt.“ Scully lächelte ihrem Vorgesetzten mit neuer Zuversicht entgegen.

Er erwiderte es erleichtert. „Das ist ja eine sehr gute Neuigkeit.“

„Sir, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich gerne wieder an meine Arbeit machen. Um Ihnen endlich die gesammelten Beweise des letzten Falles und die damit verbundenen Schlüsse, die ich daraus gezogen habe, persönlich vortragen zu können.“

Skinner setzte seine Brille ab und deutete auf einen der Stühle neben Agent Scully.

„In Ordnung, bitte nehmen Sie doch Platz.“

Sie setzte sich gegenüber ihrem Chef und begann ganz am Anfang.

Der stellvertretende Director hörte seiner Agentin aufmerksam zu während sie sprach. Scully berichtete ihm, dass die Verdächtige unter Haft ein volles Geständnis abgelegt hatte. Der Attentäter, welcher auf Mulder geschossen hatte, war Mrs. Ruth Stockwells Ehemann gewesen. Es stellte sich auch heraus, wie die Beiden an die Babys herankamen. Dr. Stockwell war leitender Arzt der Entbindungs-Station. Sie hatten ausnahmslos Babys von Müttern entführt, die bereits ein oder zwei weitere Kinder entbunden hatten. Es lag nicht direkt in ihrer Absicht, jemandem durch das angewandte Verfahren physisch zu schaden. Es machte das Paar einfach glücklicher, zu sehen wie kinderlose Ehen durch ihre Hilfe zufriedener und fröhlicher wurden. Dadurch, dass sie ihnen zu einer Adoption verhalfen, welche jedoch niemals bewilligt worden wäre. Das Geld, das sie sich dabei verdienten war lediglich ein Nebeneffekt. Aufgrund von Informationen aus den Dokumenten der Stockwells, konnten alle Babys oder inzwischen Kleinkinder ihren ursprünglichen Familien zurückgegeben werden. Bis auf die kleine Hope, die Tochter der Leerys. Das Gericht entschied dagegen, da sie bereits seit zwei Jahren bei ihrer jetzigen Familie lebte. Jedoch wurden der leiblichen Mutter und dem Vater Besuchsrecht auf Lebenszeit zugesprochen. 

Ruth Stockwell dagegen, würde sich wegen seelischer Grausamkeit in fünf Fällen, durch die illegal durchgeführten Adoptionen, sowie wegen Beihilfe an Agent Mulders Verletzung, vor Gericht verantworten müssen, wo sie höchst wahrscheinlich zu lebenslänglicher Haft im Frauengefängnis in Delaware verurteilt werden würde.

Director Skinner wies die junge Agentin nach ihrem Vortrag an, sich nun wieder den X-Akten anzunehmen. 

Agent Scully verließ das Büro des stellvertretenden Direktors und ging in ihres im Keller des Hauptquartiers. Es war ungewohnt für sie, die Tür zu ihrem Büro zu öffnen und Agent Mulder nicht darin vorzufinden. Dennoch machte sie sich voller Motivation daran die Akten zu sichten. In der Hoffnung einer neuen Aufgabe, die ihre Gedanken wenigstens bei der Arbeit von Mulder ablenkte. 

Sie saß hinter Mulders Schreibtisch und begann die unzähligen Berichte auf ihrem Computer abzutippen. Allein damit war sie für den Rest des Tages beschäftigt. Sie wollte ihrem Partner eine solche Bürde nicht überlassen, falls er aus dem Koma aufwachen sollte.

Es war schon längst geregelter Feierabend als Scully ihre Brille abnahm und sich die Augen rieb. Sie druckte die fertigen Berichte aus, schickte sie in Skinners Büro und speicherte sie, für sich selbst, ab. Müde machte sich Agent Scully auf den Heimweg nach Georgetown.

Während der Fahrt schweiften ihre Gedanken wieder ab zu Mulder. Sie hatte ihren Optimismus wieder gefunden, dennoch hatte sie keine Ruhe. Mulder lag noch immer im Koma und es gab keinen Hinweis darauf, ob er sein Bewusstsein jemals wieder erlangen würde. Sie hatte schon oft, viel zu oft, von derartigen Fällen gehört. In denen die Patienten jahrelang im sogenannten Langzeitkoma gelegen hatten. Das würde sie nicht durchstehen, immer nur darauf zu hoffen, dass er erwachen würde. Andererseits hatten sie so lange Zeit aufeinander gewartet, dass es darauf nun auch nicht mehr ankam. Mulder war schon immer hartnäckig und er würde niemals aufgeben und um sein Leben kämpfen. Während der letzten Jahre mit Mulder hatte sie so manche unerklärbaren Phänomene erlebt. Gemeinsam kämpften sie gegen Monster, Aliens und die Regierung. Nicht ein einziges mal hatte Mulder die Flinte ins Korn geworfen. Denn er war immer so stark wie seine Überzeugungen. Er wird einen Weg finden, dachte Scully.

Von ihrem Apartment aus rief Agent Scully als erstes, Teena Mulder an. Unterwegs war ihr nämlich eingefallen, dass Mulders Mutter noch nicht über den Vorfall informiert war.

Danach, entschied sie, den einsamen Schützen bescheid zu sagen. Denn Frohike, Langley und Byers zählten zu ihren gemeinsamen, besten Informanten und Freunden. Scully musste ihnen alles ganz genau schildern. Sie machten sich alle große Sorgen um Mulders Zustand.

Später setzte sich Scully, im Pyjama, auf ihr Bett und schrieb die letzten Ereignisse in ihrem Tagebuch nieder.

***20.10.1999***

Ich habe heute Mulders Mutter davon in Kenntnis gesetzt, wie es ihm geht. Sie hat es nicht sehr gut aufgenommen. Verständlich wenn man über seine Familie bescheid weiß. Sie hat niemanden mehr außer ihm und nun, da er gegen den Tod kämpft, hat sie Angst. Angst davor ihn wie Samantha zu verlieren. Seit Sams Verschwinden, vor vielen Jahren, ging die ganze Familie in die Brüche. Sie trennte sich von ihrem Mann, da sie ihm die Schuld dafür gibt. Selbst nach seinem Tod. Mulders Vater war damals dabei gewesen, ihm etwas über Sams Verschwinden und über seine Arbeit für die Regierung zu erzählen. Er wollte seinen Sohn über seine dunkle Vergangenheit aufklären, jedoch wurde er zuvor erschossen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Krycek etwas damit zu tun hat. Uns fehlte leider ein Beweis dafür.

Die einsamen Schützen nahmen es mit etwas mehr Fassung auf. Sie versprachen mir, Mulder zu besuchen und mich moralisch zu unterstützen. Dass es mir gut geht wollten sie nicht glauben. Ich schätze, sie kennen mich bereits zu gut. Mulder kennt mich allerdings besser. Er kennt meine Schwachstellen, an denen ich verwundbar bin. Im Prinzip habe ich nur zwei davon. Eine ist definitiv Emily, die andere ist er selbst. Ich habe keine Ahnung, ob er drüber auch bescheid weiß. Ich hoffe nicht. Meine platonische Beziehung zu ihm funktioniert ganz gut. Mehr als ganz gut. Aber meine Angst ihn zu verlieren, durch den Bruch einer anderen Beziehung zu ihm, ist zu groß, um es überhaupt in Erwägung zu ziehen. Eine solche Bindung zieht verheerende Veränderungen nach sich, die es nicht wert sind, alles auf eine Karte zu setzen. Ganz egal was ich oder wir empfinden.

Ich weiß, was ich empfinde, spätestens seit dem Tag als ich Agent Diana Fowley kennen gelernt hatte. Gibson Praise wusste es, durch seine Gabe sofort. Er las einfach meine Gedanken. Leider ließ sich das nicht vermeiden. Denn es geht keinen etwas an, woran, worüber oder an wen ich denke. Aber er behielt es für sich, als ich ihn darum bat.

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