World of X

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Eine Liebe, die niemals endet

von Heiliges C, Mari Shipper

Kapitel 2

Scully hatte das Wochenende bei James’ Eltern verbracht. Sie kam gerade aus der Kantine, als sie von dem Unfall erfuhr. Es herrschte das reinste Chaos. Lauter Tragen mit Verletzten wur­den in die Notaufnahme gebracht. Plötzlich sah sie, wie Mulder auf einer Trage herein ge­bracht wurde und ihr blieb das Herz für einen kurzen Augenblick stehen. Ihr wurde schwarz vor den Augen. Sie musste sich an der Wand festhalten, damit sie nicht zusammenbrach. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um ohnmächtig zu werden. Mit einigen Metern Abstand begleitete sie die Polizeibeamten und Notärzte, die sich hektisch über Mulders Zustand unterhielten. Sie rechnete mit dem Schlimmsten. Oh mein Gott, er hatte eine Gehirnerschütterung und an seinem linken Bein blutete er stark. Ein paar seiner Rippen schienen auch gebrochen zu sein und sein ganzer Körper war mit Blessuren und Kratzern übersäht. Ihr wurde übel.

Die Operation dauerte nun schon geschlagene drei Stunden. Scully wusste zwar, dass James ihren ehema­ligen Partner operierte, doch warum dauerte das solange.

Immer wieder schickte sie leise Stoßgebete an Gott, er solle doch ihren Mulder verschonen, ihn noch nicht zu sich holen. Noch nicht. Egal was auch in letzter Zeit zwischen ihnen pas­siert war, dies war zumindest nicht die Art, die Scully gerne gesehen hätte, um Mulder nicht mehr sehen zu müssen, das war sie nun ganz und gar nicht. Den Tod wünschte sie ihm nicht. Irgendwie überkam es sie, dass sie sich schon Vorwürfe machte, weil sie nicht bei Mul­der geblieben war. Wäre sie es, hätte dieser Massenunfall nie stattgefunden. Sie fragte sich, wer wohl die Schuld an diesem Crash hatte. Gerüchten zufolge, schien es, so schlimm es sich auch anhörte, Mulder gewesen zu sein. Doch es waren nur Gerüchte, noch nichts genaueres. Scully entschied sich, einen Polizisten aufzusuchen und ihn zu fragen, was wohl vorgefallen war. Einer muss ja hier etwas wissen. Sie wollte sich gerade von ihrem Sitz erheben, der einer von vielen besetzten, weichgepolsterten Stühlen im Wartezimmer vor dem OP-Zimmer war, als eine Schwester aus dem OP-Raum kam. Scully kam auf die Schwester zu, die sich als Schwester Judi McLachlan herausstellte.

„Oh, Dr. Scully!?“, schaute sie verwundert.

„Hi Schwester Rians! Was geht da vor, wieso dauert das so lange?“, fragte Scully besorgt.

„Ehm, tja,...“, doch ehe sie etwas gescheites sagen konnte, öffnete sich von Neuem die Tür und Dr. James Stuarts und Dr. Mark Ross zusammen mit der Schwester Chris Linsay und dem Chirurg Dr. Peter DeGaulle aus dem Zimmer kamen.

„Hi Dana!“, begrüßten sie alle fast gleichzeitig.

„Hi, was suchst du denn hier?“, fragte sie James, „Nun, es tut mir leid, Dana,...“, fing er an.

„Oh Gott, nein!?“, sagte sie entsetzt.

„Hey, den da drinnen bekommst du nicht,... der ist so lebendig, wie die, die bei dir in der Pa­thologie fehl am Platz sind!“, scherzte James und ging mit einem schiefen Lächeln an ihr vor­bei.

„James warte!“, schrie sie ihm hinterher und folgte ihm, „Wo wird er hingebracht?“

Fragend starrte James sie an. Wieso wollte sie das wissen? Das Unfallopfer war doch nur einer von vielen. Was interessierte sie das?

„Dana,“, sanft streichelte James ihre Wange und versuchte aus ihrem Blick eine Antwort zu finden, doch was ihm immer mehr fragwürdig vorkam, war, dass ihre Augen, diese blauen Augen zu viele Empfindungen enthielten und er nicht in der Lage war, sie zu deuten, „Dana, was ist los? Wieso...?“

„James,... diesen Mann da drinnen,“, sie deutete auf den OP-Raum, „diesen Mann da drinnen kenne ich!“, versuchte sie mit gebrochener Stimme zu erklären.

„Dana, oh Gott, es tut mir leid!“, mit viel Verständnis nahm er sie kurz in die Arme, doch Dana befreite sich wieder schnell aus seiner Umklammerung. „Okay,... Dana, es geht ihm gut, er wird es schaffen, okay?! Er hat,... seine Beinfraktur konnten wir erfolgreich behandeln, die Wunde wird nur noch schnell von Chris genäht. Er hatte großes Glück gehabt.“, erklärte er mit einem leichten, sehr überzeugenden Lächeln, „Sein Airbag hat ihm das Leben gerettet. Sein Schädeltrauma ist nicht ganz so schlimm, wie wir es vermutet hatten. Und Dana, seine Vitalfunktionen sind sehr gut. Das Einzige was ihm nur noch zu schaffen machen könnte, wären seine sieben gebrochenen Rippen. Aber ihm geht es gut.“ Scully seufzte, ihm ging es gut und nur das zählte.

„Wo wird er hingebracht?“

„Wenn er fertig ist, wird er in die fünf gebracht, ins Aufwachzimmer, in gut zehn Minuten.“

„Danke, danke!“, nickte sie leicht.

„Hey“ James versuchte verzweifelt ihren Blick zu erhaschen, „woher kennst du ihn?“

„Hä,...?“, Scully überlegte fieberhaft, wie sie es ihm sagen sollte. Sollte sie ihm etwa sagen, dass sie und der Mann im OP-Zimmer Partner beim FBI waren, dass sie deshalb hier angefangen hatte, weil sie sich von ihm losreißen wollte und dass sie ihn liebte? Scully war natürlich klar, dass sie James die Wahrheit sagen musste, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt und schon gar nicht der passende Ort dafür. Sie meinte: „Bitte habe noch ein wenig Geduld. Ich kann dir im Moment darauf noch keine Antwort geben, aber hab Vertrauen.“ Das musste als Erklärung fürs Erste reichen.

Mulder befand sich inzwischen auf dem Zimmer Nr. 5. Als Scully daran vorbei ging, hatte sie stark mit sich zu kämpfen, ob sie hineingehen sollte oder nicht. Sie entschied sich damit noch etwas zu warten.

Mulder wachte spät in der Nacht aus der Narkose auf. Er fühlte sich schlapp und ihm taten sämtliche Knochen weh. Aber wie sollte es auch anders sein, nachdem was ihm gestern Morgen passiert war. Mulder konnte sich noch sehr genau an den Unfall erinnern und er musste mit Erschrecken erkennen, dass er für diesen Crash die Schuld allein trug. Er hatte sich auf die Straße nur für einen winzigen Moment nicht konzentriert. Er war unaufmerksam gewesen, weil er, seit Scully gegangen war, kaum noch geschlafen hatte.

Jetzt lag er hier in diesem Krankenbett. In welches Hospital hatte man ihn eigentlich gebracht? Er klingelte nach der Schwester. Sie kam sofort und war mittleren Alters. Mulder verspürte den Drang von hier zu verschwinden, denn er hasste Krankenhäuser. Aber er konnte sich keinen Zentimeter bewegen, egal wie er es anstellte. Die Schwester bekam seine verzweifelten Versuche aufzustehen selbstverständlich mit und sie musste zugeben, dass er ihr sofort sympathisch war. Er hatte eine Art an sich, der man nur schwer wiederstehen konnte.

„Haben Sie Schmerzen?“, fragte sie.

Mulder antwortete: „Nein! Ich habe nur ein paar Fragen.“ Die Schwester schien etwas verwundert. „Können Sie mir bitte sagen, in welchem Krankenhaus ich mich befinde?“, wollte Mulder wissen.

Sie sagte: „Wenn das Ihre einzige Sorge ist, Sie sind im Memorial Hospital.“ Mulder war erleichtert. Die Schwester erkundigte sich, ob sie noch irgendetwas für ihn tun konnte.

Er erwiderte: „Ja, ich wüsste gerne, wer der zuständige Arzt für diese Station ist.“

„Das ist Dr. Stuart.“ Dann verließ sie das Zimmer.

Was hätte Mulder dafür gegeben, wenn Scully jetzt hier gewesen wäre. Er fühlte sich sehr allein. Warum hatte er sie gehen lassen? Sie fehlte ihm doch so wahrsinnig. Er schloss die Augen und schlief mit dem Gedanken an Scully ein.

Scully hatte den gesamten Morgen damit verbracht eine Leiche zu obduzieren. Sie war körperlich sehr angespannt. Ihr Kopf schmerzte. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Mulder. Sie hielt es nicht länger aus. Sie musste ihn sehen. Als Scully vor seinem Zimmer stand überkamen sie Zweifel, ob sie das Richtige tat.

Mulder war inzwischen wieder aufgewacht. Er schaute sich im Zimmer um und als er Scully an der Tür stehen sah, leuchteten seine Augen auf. Er war überrascht und zugleich glücklich sie zu sehen.

„Hi, Scully!“ Scully konnte nichts sagen. Sie hatte nur einen Wunsch, nämlich ihn anzuschauen. Mulder wandte seinen Blick nicht von ihr ab, denn er hatte Angst, sie würde sich wieder zurückziehen und ein zweites Mal würde es sein Herz nicht verkraften sie zu verlieren. Scully ging auf das Bett zu. Sie berührte seine Hand. Ihre Finger verschmolzen miteinander. Keiner von beiden wollte etwas sagen, damit dieser Moment ewig dauerte. Doch es sollte nicht sein. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und ein Arzt betrat das Zimmer. Scully erkannte sofort, wer es war und entzog blitzschnell ihre Hand aus der Umklammerung. Mulder bemerkte schnell, dass Scully dieser Mann sehr vertraut war. Er konnte nur noch nicht sagen wie sehr.

Der Arzt stellte sich vor. Mulder erinnerte sich an seinen Namen. Es war der Arzt, der ihn operiert hatte, Dr. Stuart. Er küsste Scully und Mulder war geschockt, denn damit hatte er nicht gerechnet. Jetzt wusste er, wie nah sich Scully und dieser Mann standen. Doch was Mulder am meisten schockierte, war, dass sie es zu genießen schien von ihm geküsst zu werden.

Scully verabschiedete sich, denn sie hielt es nicht länger mit diesen beiden Männern in einem Raum aus. Mulder schaute ihr nach, bis sie völlig aus seiner Sichtweite verschwunden war, bevor er sich diesem Dr. Stuart zuwandte. Zwischen den beiden Männern herrschte augenblicklich eine gewisse Spannung, obwohl sie sich nicht persönlich kannten. Der Doktor untersuchte Mulder und überprüfte die Verbände. Dabei musterte er Mulder ganz genau. Nach einigen Minuten meinte er zu ihm: „Ihre Verletzungen heilen sehr gut, so dass Sie in ein paar Tagen wieder entlassen werden können.“ Mulder wusste ganz genau, dass er ihm bezüglich Scully ein Dorn im Augen war, doch so schnell würde er ihn nicht wieder loswerden.

Scully brauchte jetzt unbedingt Abstand, deshalb fuhr sie in ihre Wohnung. Sie war diesem Mann immer noch verfallen. Natürlich war sie mit ihrem neuen Leben zufrieden, da bestand kein Zweifel, doch sie hatte nie aufgehört Mulder zu lieben. Als sie ihn heute in dem Bett liegen sah, war es so, als wenn sie nie fort gewesen wäre.

James musste ja misstrauisch werden. Da sieht er seine Freundin, wie sie mit einem Anderen Händchen hält und kann rein gar nichts dagegen machen. Ihm war die Vertrautheit zwischen ihr und Mulder nicht entgangen, dass wusste sie, als sie in seine Augen geblickt hatte. Sie spiegelten Entsetzen und Enttäuschung wider. Scully hatte versucht, es ihm zu erklären, doch er wollte ihr nicht zuhören. Irgendwie konnte sie ihn auch verstehen, denn sie hatte seinen Stolz verletzt. Sie liebte James, denn wenn es nicht so wäre, wären sie nicht zusammen. Für sie basierte eine Beziehung nur auf Liebe und Vertrauen. Niemals würde sie aus falschen Prinzipien eine Bindung mit einem Mann eingehen, das kam für sie nicht in Frage. Sie war der festen Überzeugung, dass jeder Mensch nur für sein Leben verantwortlich ist und niemand, auch sie nicht, hatte das Recht, ein anderes zu zerstören, egal welche schlechten Erfahrungen man schon gemacht hatte. Wir Menschen sind unser eigener Schicksals-Schmied, daran glaubte sie.

Mulder lag in dem dunklen Zimmer und schaute zum Himmel hinaus, er war heute voller Sterne, die wie lauter winzig kleine Augen auf ihn herabsahen. Sie schienen ihn auszulachen. Mulder dachte, während er aus dem Fenster in den Sternenhimmel hinausschaute, an Scully. Das Leuchten der Sterne erinnerte ihn an ihre Augen. Sie waren ihm schon aufgefallen, als er Scully das erste Mal sah, nämlich als sie in sein Büro kam und sich als seine neue Partnerin vorstellte. Er musste lächeln. Oh Gott, er vermisste sie so schrecklich, dass ihm alles weh tat. Er bekam kaum noch Luft, wenn er daran dachte, wie weit sie von ihm entfernt war. Doch er war ihr nicht ganz gleichgültig, dass konnte er in ihren Augen deutlich erkennen, als er sie heute wiedergesehen hatte.

In den darauffolgenden Tagen vermied es Scully Mulder zu besuchen. Auch James ging sie aus dem Weg, dem das überhaupt nicht gefiel. Natürlich wusste er, dass der Grund dafür dieser Fox Mulder war. Sie hatte ihm nie etwas von ihm erzählt, sie war den Gesprächen über ihre Vergangenheit immer ausgewichen und er hatte es irgendwann akzeptiert.

Es passierte an einem Mittwochmorgen. Mulder konnte schon wieder aufstehen, er wollte in den Garten hinaus um ein wenig frische Luft zu schnappen. Er konnte dort besser über alles nachdenken. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Mulder wusste natürlich sofort, wer die Person hinter ihm war und worüber sie sich mit ihm unterhalten wollte. Dr. Stuart redete nicht lange um den heißen Brei herum.

„Halten Sie sich von Dana fern! Habe ich mich da klar ausgedruckt?“, sprach James mit kräftiger Stimme. Mulder musste auf einmal anfangen zu lachen, doch James fand das überhaupt nicht komisch und meinte: „Kein Wunder, dass Dana sich von Ihnen abgewendet hat. Sie haben sie nicht ernst genug genommen. Wahrscheinlich haben Sie auch nie mit ihr über private Dinge oder gar über Gefühle geredet.“ Mulders Lachen verstummte. Was fiel diesem Kerl eigentlich ein, er kannte ihn doch überhaupt nicht.

„Ist Ihnen das Wort im Halse stecken geblieben oder warum sagen Sie nichts?“, fragte er schelmisch. Jetzt war das Maß voll.

„Sie wissen doch rein gar nichts über Dana und mich. Hat sie Ihnen je etwas über mich erzählt? Sie denken, dass Sie Dana kennen, aber Sie wissen nichts über sie. Ich respektiere und vertraue ihr, nie würde ich ihre Autorität in Frage stellen. Ich werde Dana auf keinen Fall aufgeben.“, antwortete er. Damit war für Mulder das Gespräch beendet.

„Ich werde Ihrem Geheimnis schon auf die Spur kommen. SIE sind ihre Vergangenheit,... Moulderrrr!“, schrie er Mulder hinterher, während dieser sich zum Hintereingang des Hospitals begab. Doch Mulder war sauer.

„Behandeln Sie eigentlich Ihre Patienten immer so gefühlvoll, Doktor?“, versuchte Mulder Dr. Stuart von der Ferne aus zu provozieren.

„Eigentlich ja, aber ich glaube, wegen Ihnen ist da was in mir blockiert, was dieses nette Verhalten von mir Ihnen gegenüber auslöst.“

„Na, wie schön, dass zu wissen!“, argumentierte er darauf, zeigte seinen Doktor den Rücken und ging durch die Pforten des Eingangs, wobei er in sich hineinnuschelte „Scully, wen haben Sie sich da nur ausgesucht?“, und seinen Kopf unmerklich schüttelte.

Scully war verwirrt, sie wusste nicht mehr ein noch aus. Sie war so von ihren Gefühlen übermannt, dass sie einfach mit jemanden sprechen musste. Doch wäre dies wirklich ratsam? Sollte sie nicht einfach auf das hören, was ihr Gefühl ihr sagte? Doch es waren so viele... nicht mal das wagte sie laut auszusprechen, auch wenn es nur ein formulierter Gedanke in ihrem Kopf war.

Sie war verzweifelt, es waren so viele Entscheidungen zu treffen, von denen sie hoffte, wenn sie sich für einen bestimmten Weg entscheiden würde, wäre das Leben wieder einfacher. Aber sie war ohne Mut um sich überhaupt für eine Wahl entscheiden zu können.

Entweder könnte ihr Leben in einem geordneten Verhältnis reifen, sie würde einfach ihrer Arbeit nachgehen, nach Hause kommen und einen schon für sie beinahe banalwirkenden, langweiligen Mann vorfinden, oder sie würde nach Hause kommen und noch Stunden auf ihn warten müssen, und irgendwann würde sie als einsame, veraltete Witwe auf einen verstaubten Schaukelstuhl ihre letzten Tage als Bewohnerin eines Altersheim abfristen, keine Kinder, oder zumindest welche, die adoptiert oder auf eine andere unnatürliche Art und Weise den Weg zu ihr fanden. Diese Vorstellungen waren... erschreckend.

Oder sie könnte als Partnerin eines gewissen Mannes unglaubliche Fälle bearbeiten, ein Abenteuer nach dem anderen bewältigen, um irgendwann den Weg nach Hause zu finden und unglaublicher Weise wäre sie dann auch nicht alleine,... und das Ganze erschien ihr viel zu kitschig, unerfüllbar, wie ein Traum eines kleinen Mädchens, dass sich für ihre Zukunft ein ereignisreiches, erfülltes Leben wünschte. Scully musste schmunzeln.

„Was für ein Schwachsinn!“, sagte sie deprimiert zu sich und verschwand in ihrer Küche.

Sie überlegte sich, ob sie nicht Urlaub machen sollte. Abstand von all den verwirrenden Umständen würde ihr gut tun. Ihren Kopf frei machen und mit klaren Verstand, bei ihrer Rückkehr, die Probleme lösen.

„Oh,...“, stöhnte sie und ließ sich mit einer heißen Tasse Schokolade, die ein kleines Häubchen Sahne oben drauf hatte, auf ihre Couch fallen, „...Urlaub, ja, das wäre schön, mmmh!“

Aber wo könnte sie nur die freien Tage verbringen? In ihrer Wohnung wäre es wahrscheinlich zu erdrückend. Zu ihrer Mom würde sie schon gerne, aber wahrscheinlich wäre sie dort nur ungern zu vielen Fragen ausgesetzt. Das Meer hatte es ihr letzten Endes angetan. Sie wollte nach Westen, Kalifornien. Sonne pur, Energie tanken, relaxen, das Wasser genießen, Drinks, Stars und Geld ausgeben. Einfach unbesorgt fallen lassen, einfach Frau sein. Vielleicht ein kleines Abenteuer,... nein! Solch eine Frau war Scully nun auch wieder nicht. Und was wäre, wenn sie nun einen kennen lernt, der ihr vielleicht gefällt? Dann auch nicht. Noch mehr Probleme wollte sie sich nicht aneignen. Und noch einen Mann im Schlepptau würde sie völlig durcheinander bringen. Sie war den beiden Männern hier verfallen, musste sich nur noch entscheiden.

Mulder packte gerade seinen Koffer, da er am nächsten Morgen entlassen werden konnte. Er hatte nicht viele private Gegenstände: seinen Ausweis, dreckige Klamotten, seine Pistole und einige Akten, die die Police-Officers in seinem verbeulten Wagen fanden und vorsichtshalber mitnahmen, nachdem sie seinen FBI-Ausweis entdeckten.

Er wusste, dass Direktor Skinner ihn nach diesem Vorfall in den Urlaub schicken würde, dass stand fest. Eigentlich hatte er sich in die Arbeit stürzen wollen, doch daraus würde wohl vorerst nichts werden. Nun musste er umstrukturieren. Doch zuerst wollte er noch einige Angelegenheiten klären, Fragen beantwortet bekommen. Vor allem, das war ihm immer noch unklar, woher kannten sich Scully und dieser dämliche Schnösel?

„Wenn man vom Teufel spricht!“, nuschelte er, als Doktor Stuart sein Zimmer betrat, um noch einen letzten Check durchzuführen.

„Oh, will uns mein Lieblingspatient etwa schon verlassen?“, fragte er provokant.

„Ja!“, antwortete Mulder darauf gelassen und mit langem Vokal, „Bin auch schon fast weg!“

„Für immer?“, machte er es ihm gleich.

„Nein!“, gab er als Antwort, zog den Reißverschluss zu, der den Inhalt seiner Tasche dort verborgen hielt und entschuldigte sich, da er mal kurz für kleine Patienten gehen musste.

„Wissen Sie was, Mr. Mulder? Ich meine es nur gut mit ihr, mit Dana. Aber SIE, Sie zerstören alles.“ Voller Ekel und mit dem Wissen einer weiteren Erkenntnis sah Mulder seinen Widersacher an.

„Sie sind ein elender Magier, MISTER STUART, und Scully wird nicht länger blind in Ihre Arme rennen.“, gerade wollte er sich abwenden, da fiel ihm noch etwas ein, „Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Wie kam Scully eigentlich zu einem Mann wie Ihnen?“ ***********************************************************

„Seltsam, das wollte ich Sie auch fragen. Hab Sie ja gesehen, wie sie Beide Händchen hielten. (...) Nun ja, rein zufällig arbeitet sie hier...-„

„Sie arbeitet nicht zufällig als... Pathologin oder Wissenschaftlerin?“ Verwundert sah Stuart seinen Gegenüber an. Anscheinend kannte er die beruflichen Annoncen von Dana.

„Wie allwissend Sie doch sind, erstaunt mich glatt. Und ja, sie arbeitet als Pathologin. Aber nun beantworten Sie mir meine Frage!“

„Ich weiß nicht so recht, ob ich das sagen darf,...“, spielte Mulder mit Stuart.

„Ach, nun kommen Sie schon, Ihre Frage habe ich auch beantwortet.“

„Nein, die Frage habe ich mir selbst beantwortet. Und nur damit Sie Mistkerl es wissen, Scully und ich waren Partner beim... F...B..I! Sie weiß es, gut zu beobachten, zu recherchieren und zu forschen. Lange werden sie beide nicht zusammen sein.“

„Ist das eine Drohung oder was!?“, fragte Stuart misstrauisch und hielt Mulder zu einer Antwort zwingend am Arm fest. Doch dieser riss sich los und antwortete mit Gelassenheit: „Wer weiß?!“, und ging nun endgültig auf die Toilette.

Gerade war Mulder in der Herrentoilette verschwunden, da kam Scully auf die Station. Als sie Stuarts auf dem Gang sah, war sie etwas erleichtert, da Scully ihn nun schon seit einiger Zeit suchte. Sie wollte ihm sagen, der Urlaubswunsch hätte sich bei ihr gemeldet und sie würde ihm nachgehen.

„Dana, oh, tut mir leid, aber ich kann nicht. Du siehst ja, ich hab da noch’ ne Menge zu tun.“

„Nein,... James, ich... ich wollte dir nur sagen,... James, ich brauche Abstand. Das, was in den letzten paar Tagen geschehen ist, hat mich durcheinander gemacht.“, versuchte sie zu erklären.

„Ach so ist das, ja?! Kaum ist dein alter Lover da, rennst du wieder zu ihm?!“, gab er aufgewühlt zurück.

„Was? James, nein,... ich...“, ihr fehlten die Worte, doch James sprach für sie weiter: „Weißt du was, Dana? Mir steht es bis hier.“, er machte die dafür typische Geste, „Und von mir aus,... bums doch weiter mit deinem FBI-Agenten...“, weiter kam er nicht, da er auch schon die Handfläche von Scully an seiner linken Wange spürte und darauf verstummte.

„Wage es ja nicht!“, warnte sie ihn.

„Schön,... dann viel spaß im Urlaub, aber komm danach nicht wieder... mir reicht es!“

„James?“, rief sie ihm hinterher. Doch James hob seine Hand als Aufforderung zum Schweigen, schüttelte den Kopf und wandte sich schließlich entgültig von ihr ab. Und plötzlich sah Scully Mulder einiger Meter von ihr entfernt stehen.

„Oh Gott, nein.“ Sie wusste, dass Mulder die Auseinandersetzung beider mitbekommen hat und nun etwas dazu sagen würde. Aber er sah sie nur bedrückt an und blieb am Eingang zum WC stehen. Es war der selbe Blick, den er immer hatte, wenn er traurig war, besorgt um jemanden war oder Angst hatte. Und er war es, da er die Qual in ihren Augen sah.

„Mulder,... bitte!“, sprach sie gequält.

„Was? Ich habe doch noch gar nichts gesagt!“, versuchte Mulder die Situation aufzuheitern.

Die Stimmung zwischen beiden war erdrückend. Scully war es peinlich, da James Dinge zum Ausdruck brachte, die sie verlegen machten. Was sagte er, sie solle doch mit ihren FBI-Agenten..., so was war in seiner direkten Anwesenheit auf jeden Fall peinlich. Und mit Sicherheit war Mulder diese Bemerkung nicht entgangen. Und langsam ging er auf sie zu. Er sah etwas lächerlich in seiner Jogging-Hose und einem alten Hemd aus. Seine Krankenhaussachen musste er nun nicht mehr tragen.

„Hey, Sie wollen in den Urlaub?“, fragte er vorsichtig.

„Mulder!“, versuchte sie es, doch sie war nach dem Hin und Her mit James ebengrade mit den Nerven blank, stattdessen wich sie seinem Blick aus und starrte auf den Boden.

„Ich geh jetzt besser. Tut mir leid!“ Ein letzter, schüchterner Blick und sie ging, ließ Mulder ohne eine Chance auf eine Erwiderung alleine stehen.

„Da geht sie hin. Und sie hat Urlaub, uh“, nuschelte er wieder und verschwand in seinem Zimmer. So sah Mulder in dieser Gelegenheit eine neue Chance sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Auch wenn ihre Mauern noch hoch waren, er würde sie zum Einsturz bringen und ihr die Augen für die Wahrheit öffnen. Er würde es nicht zulassen, dass seine Scully, die im Inneren eine furchtbar verletzbare Frau, aber eine starke Persönlichkeit ist, von einem egoistischem Arschloch verletzt wird. Mulder war es nun zum Ziel geworden, diese vorerst einzige Möglichkeit zu nutzen und um Scully ein besseres Leben zu ermöglichen. Ihm war der Gedanke, dass Scully und er nun Urlaub haben werden, ob freiwillig, geplant, zusammen oder nicht, gut gesonnen. Und irgendwie sprießen seine Ideen nur noch förmlich. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als ihm unzählige Einfälle überfielen, bezüglich auf ein Wiederzusammenkommen mit Scully. Und ihm lag viel daran, da sein Herz, seine Seele, seine Lebenseinstellung, sein Leben überhaupt an dieser einzigen Frau hing. Würde er die Chance nicht nutzen, so war ihm klar, würde er endgültig zu Grunde gehen. Es könnte sonst unerträglich schmerzhaft werden.

Scully war sich nun sicher, dass sie ihren Urlaub brauchte, und sie würde sich ihn auch nicht nehmen lassen.

Und sie wusste noch etwas, es hatte mit Mulder zu tun, sie kannte ihn gut und ihr war klar, dass er sie aufsuchen würde, um mit ihr zu reden. Und sie hoffte so inständig, dass sie ihn wirklich so gut kannte. So saß sie zu Hause, wieder alleine, und wartete auf ihn.

Was sie jedoch verängstigte, war die Tatsache, dass sie seit damals mit Mulder nur ein paar Worte gewechselt hatte. Und wenn er kommt, dann müsste sie mit Mulder mehr als nur ein „Hey“, „Mulder“, „Was, ich habe doch gar nichts gesagt“ wechseln. Doch Mulder erschien an diesem Abend nicht mehr. Scully hatte bis Mitternacht gewartet, aber vergeblichst. Sie musste aufhören sich etwas vorzumachen, sie hatte sich mal wieder geirrt. Wie sie sich dafür hasste. Aber so leicht ließ sie sich den wohlverdienten Urlaub nicht vermiesen. Sie brauchte keine Männer, um sich zu amüsieren. Ha, Mulder und James werden sich noch wundern. Also beschloss Scully morgen früh in das nächstbeste Reisebüro zu gehen, um einen Flug nach New York zu buchen. Mit diesem Gedanken im Kopf schlief sie friedlich ein.

Schon am nächsten Abend saß Scully im Flugzeug auf dem Weg in die Millionen-Stadt. Sie liebte es zu fliegen, es ließ sie die Welt um sich herum für ein paar Stunden vergessen.

Mulder hatte sich entschieden Scully nicht aufzusuchen, nachdem was passiert war, sondern beschloss ihr in den Urlaub zu folgen. Es konnte manchmal sehr hilfreich sein, wenn man beim FBI angestellt war, die Leute sind dann immer so kooperativ. Mulder erfuhr also, wo Scully ihren Urlaub verbringen wurde und daraufhin reservierte er sich einen Flug nach New York. Er hatte keine Ahnung, was ihn dort erwartete. Im Flugzeug hatte Mulder nur einen Gedanken, er würde Scully endlich wiedersehen.

Scully war schon seit einigen Stunden auf dem New Yorker Flughafen gelandet. Scully war beeindruckt von dieser Stadt. Sie hat so etwas magisches an sich. Man muss die Metropole einfach lieben. Schon als kleines Mädchen träumte sie davon einmal auf dem Empire State Building zu stehen, um über ganz New York schauen zu können. Sie hatte dann immer diese alten Filme geguckt, nur damit sie ihrem Traum ein bisschen näher war. Scully wurde aus ihren Gedanken gerissen.

„Wo soll es denn hingehen?“, fragte ein freundlicher Airport-Angestellter. Da antwortete Scully: „Zum Plaza, bitte.“ Der Mann hielt ihr die Taxitür auf und sagte dem Fahrer, wo er sie absetzen sollte. Scully genoss die Fahrt zum Hotel. Sie hatte keine Kosten gescheut und sich ein Zimmer im Plaza reserviert. Sie hatte schon so viel darüber gelesen, es musste einfach traumhaft sein. Sie wollte sich mal so richtig verwöhnen lassen, ihrer Seele und ihrem Körper etwas gutes tun. Geld spielte dabei keine Rolle, schließlich konnte Scully in den letzten Jahren genug sparen, um sich diesen Urlaub leisten zu können. Denn als sie noch mit Mulder zusammen arbeitete, war Urlaub ein Fremdwort für sie gewesen. Doch sie hatte sich auch nie richtig danach gesehnt.

Der Taxifahrer holte Scully wieder in die Gegenwart zurück. Er meinte: „Junge Frau, wir sind da.“ Scully bezahlte den Taxifahrer und stieg aus. Ihre Augen wurden riesengroß. Das Plaza war atemberaubend. Es strahlte so viel Eleganz aus, dass Scully Zweifel überkamen, ob es das Richtige gewesen war sich hier ein Zimmer zu nehmen. Ach, warum sollte sie sich nicht auch einmal etwas gönnen. Scully ging in das Hotel und holte ihren Schlüssel an der Rezeption ab. Sie hatte die Zimmernummer 501. Der Hotelpage brachte ihre Koffer auf das Zimmer und Scully gab ihm ein kleines Trinkgeld, wofür er sich bei ihr bedankte. Sie fand ihn süß, aber waren das nicht alle Hotelpagen?

Scully entschloss sich als erstes ein Bad zu nehmen. Sie bekam fast einen Herzinfarkt, als sie das prachtvolle Badezimmer sah. Scully ließ die Wanne mit reichlich Schaum voll laufen. Das heiße Wasser wirkte entspannend auf ihren Geist. Zum ersten Mal, seit langer Zeit, fühlte sie sich einigermaßen wieder wohl.

Mulder war auf dem Weg nach New York. Er konnte kaum eine Minute ruhig auf seinem Sitz sitzen, ständig musste er an Scully denken. Diese kleine zierliche Person in einer so riesigen Stadt. Er lächelte. In einer Stunde wurde er auf dem New Yorker Flughafen landen. Mulder entschloss sich noch etwas zu schlafen.

Scully hatte inzwischen ihre Koffer ausgepackt und sich einen kleinen Snack auf ihr Zimmer bringen lassen. Sie genoss die Ruhe. Heute wurde sie nichts mehr unternehmen.

Mulder war gelandet. Er nahm sich ein Taxi und ließ sich zum Plaza fahren. Scully hatte keine Ahnung. Das war sein Vorteil. Er würde sich in ihrer Nähe aufhalten und wenn sich der richtige Zeitpunkt ergab... . An der Rezeption gab man ihm seinen Schlüssel und wünschte ihm einen schönen Aufenthalt. Mulder hatte ein Zimmer auf der selben Etage wie Scully bekommen. Er musste also aufpassen, dass sich ihre Wege nicht kreuzten. Doch im Unerkannt bleiben hatte er jahrelange Übung. So packte er seine Sachen aus und entschloss sich auswärst essen zu gehen, denn den Zimmerservice konnte er sich nicht leisten. Es war schon teuer genug gewesen sich hier ein Zimmer zu reservieren. Was tat man nicht alles für die Liebe!? Mulder ging in ein chinesisches Restaurant, denn er mochte dieses Fast Food Essen nicht besonders.

Scully hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und schaute sich die „Brücken am Fluss“ an. Sie hatte diesen Film bestimmt schon tausend mal gesehen, aber es war immer wieder ein Ereignis. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie zum ersten Mal diesen Film mit ihrer Mutter zusammen angeschaut hatte. Es war an einem regnerischen Tag gewesen. Sie saßen in Danas Apartment mit einer heißen Schokolade vor dem Fernseher und weinten wie Schlosshunde. Das war einer ihrer schönsten Erinnerungen. Plötzlich klingelte das Telefon und Scully wurde aus ihren Gedanken gerissen. Wer konnte das sein? Sie nahm den Hörer ab und meldete sich. Es war ihre Mutter. Scully freute sich über ihren Anruf. Scullys Mutter fragte: „Na Kleines, wie gefällt dir das Hotel und die Stadt?“ Scully antwortete: „Toll Mom. Genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Menschen sind alle sehr freundlich. Es gefällt mir gut hier.“ Scullys Mutter freute es sehr, dass es ihrer Tochter gut ging, denn Dana hatte sich diesen Urlaub redlich verdient. Sie unterhielten sich noch ein bisschen. Es war gegen 18:00 Uhr als Scully den Hörer wieder auflegte.

Mulder war inzwischen wieder in seinem Hotelzimmer. An der Rezeption erfuhr er, dass Scully das Hotel nicht verlassen hatte. Wie schon gesagt, es war äußerst hilfreich, wenn man beim FBI arbeitete. Mulder nahm ein Bad zur Entspannung. Dabei dachte er über vieles nach, besonders über die letzte Zeit. Er vermisste die Zusammenarbeit mit Scully schrecklich. Vor allem ihr Missvertrauen bezüglich der Existenz von Außerirdischen. Wie oft hatten sich seine Vermutungen schon bestätigt, trotzdem suchte Scully immer nach einer plausibleren Antwort. Er hatte es manchmal richtig satt mit ihr darüber zu streiten, obwohl sie ganz genau wusste, dass er recht hatte. Doch jetzt vermisste er diese Diskussionen unwahrscheinlich. Ihm war klar geworden, dass er der Grund für ihre Kündigung gewesen war. Doch warum hatte sie nicht mit ihm darüber gesprochen, wenn er das Problem war. Da soll einer die Frauen verstehen?!

Scully hatte sich entschlossen noch ein paar Bahnen im Pool zu schwimmen. In diesem Hotel gab es einfach alles. Sie fühlte sich immer wohler hier. Und obwohl sie diesen Gedanken immer wieder verdrängte, war ihr im Innersten bewusst, dass sie Mulder und ihr altes Leben vermisste. Aber sie bereute es auch nicht den Job im Krankenhaus angenommen zu haben. Eines stand fest, ihr Leben lief wesentlich ruhiger ab. Keine ungewöhnlichen Fälle mehr. Für alles gab es eine plausible Erklärung. Niemand wollte sie umbringen und sie hatte das Gefühl, dass ihre neue Arbeit von vielen Personen sehr geschätzt wurde. Doch am meisten fehlte ihr Mulder. Was er jetzt wohl gerade tat? Sie hatte ihn ja seit seiner Entlassung nicht mehr gesehen. Hoffentlich ging es ihm gut. Oh Gott, sie hatte furchtbare Angst um ihn gehabt als sie ihn auf dieser Trage liegen sah. Sie wollte ihn berühren, aber ihr Stolz hielt sie davon ab.

Genug in Erinnerungen geschwellt, ermahnte sich Scully. Ihr Entschluss war nicht zu ändern und damit basta. Sie würde sich in New York ein paar schöne Tage machen und sich entscheiden, wie ihr weiteres Leben ablaufen soll.

Scully bekam schon langsam blaue Lippen, deshalb stieg sie aus dem Becken und zog ihren Bademantel über. Auf dem Weg zu den Duschräumen hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden, denn man hatte von allen Seiten Einblick in das Innere der Poolhalle. Sie ließ ihren Blick durch die Poolhalle schweifen, während aus dem Hintergrund Tanzmusik in ihre Ohren drang. Plötzlich fiel ein Lichtschein auf eines der vielen Glasfenster und lenkte so ihre Aufmerksamkeit auf eine Person, die dahinter stand. Scully schaute die Person wie hypnotisiert an, doch plötzlich ertönte euphorisches Geschrei aus dem Tanzsaal und sie sah sich um. Doch als sie wieder hinauf sah, war die Person verschwunden. Es ließ sie der Gedanke nicht los, dass es sich bei der Person um Mulder handelte.

„Nee!“, sagte sie laut zu sich und setzte ihren Weg zu den Duschkabinen fort.

Als Scully fertig geduscht hatte und sich anziehen wollte, hörte sie plötzlich Schritte hinter sich. Sie zuckte zusammen und drehte sich blitzschnell um, bereit sich der Gefahr entgegenzustellen. Man hörte bloß noch wildes Gekreische.

„Sind Sie vollkommend verrückt?“, fragte Scully völlig aus der Puste.

„Sie nennen mich verrückt, was soll ich dann erst von Ihrem Gebrüll halten? ... Ich sollte mich vielleicht erst mal vorstellen. Ich heiße Jesse Ryan, aber ich bin nicht verwandt mit Meg Ryan.“ Scully fand sie sofort sympathisch.

„Könnte ich Ihren Namen auch erfahren oder sind Sie namenlos zur Welt gekommen?“, fragte Jesse. Völlig perplex gab Scully ihren Namen preis.

Nach einem kurzen Gespräch mit Jesse verabschiedete sie sich von ihr und ging auf ihr Zimmer, in dem sie dann seit geschlagenen 1 ½ Stunden schon vor dem Fernseher hockte. Sie freute sich schon sehr auf ihren Ausflug durch die Stadt. Und irgendwann schlossen sich ihre Augen von ganz allein.

Mulder war zufrieden mit den Geschehnissen des heutigen Tages. Er konnte Scully folgen, sie ausfindig machen, sich geschickt in ihrer Nähe einquartieren und sie unauffällig beobachten. Auch wenn sie ihn heute gesehen hat, so blieb er doch unentdeckt. Ja, sie hatte ihn gesehen, aber nicht erkannt. Das machte ihn stolz. Er würde Scully auch weiterhin beobachten, um sie auf eine andere Art persönlich kennen zulernen, um vielleicht ihre Entscheidungen verstehen zu können, was sie dazu trieb und was sie sich durch diese erhofft hatte.

Nur langsam öffneten sich Scullys Augen, als die warmen Strahlen der Sonne sanft ihre Haut streichelte. Es war ein schöner Morgen, der sie aus ihren Träumen riss. Träume, bestehend nur aus Wasser, Haut und Hitze. Sie wurde berührt, vom Wasser und von warmen Händen. Seichte Küsse waren Bestand der Situation, die 2 Menschen verursachten. Sie war es, die im Wasser Körperkontakt mit Mulder austauschte. Sanft und Leicht. Ein schöner, sehnsüchtiger, nicht existierender Traum, der sie auf schmerzhafte Art an Mulder erinnerte. Sie nahm eine erfrischende, wohltuende Dusche und zog sich bequeme Sachen an, denn sie wollte in der großen Metropole New York shoppen gehen.

Das Blau des Himmels und die Wärme der Sonne stimmte jeden in der City, an der Einkaufs-Meile, kauf- und kontaktfreudig. So auch Scully, in jedem Geschäft plauschte sie immer etwas mit den dortigen Geschäftsleuten, wobei nicht immer zu verhindern war, das sich andere Kunden mit ins Gespräch mischten. Sie war glücklich und entspannt. Sie war nicht die korrekte, wissenschaftlich denkende FBI-Agentin an diesen Tagen, sondern nur die junge, lebensfreundliche Frau namens Dana.
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