World of X

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Eine Liebe, die niemals endet

von Heiliges C, Mari Shipper

Kapitel 1

Special Agent Fox Mulder saß hinter seinem Schreibtisch und blätterte in alten Zeitungen herum. Er hörte nicht, wie die Tür aufgemacht wurde. Es war Dana Scully, seine Partnerin. Ihr Blick wanderte von dem Stapel Zeitungen bis hin zu seinem Gesicht. Sie bemerkte sofort, dass er die ganze Nacht durchgearbeitet hatte, denn die schwarzen Ringe unter seinen Augen waren nicht zu übersehen. Sie beobachtete ihren Partner und sie musste zugeben, dass er selbst in diesem müden Zustand noch sexy aussah. Scully war schon sehr früh klargeworden, welche Ausstrahlung ihr Partner besaß. Doch in letzter Zeit entdeckte sie noch vielmehr an ihm, was ihr vorher nicht aufgefallen war oder nicht auffallen wollte.

Mulder hatte Scully längst bemerkt, aber er genoss es von ihr beobachtet zu werden. Er konnte es fühlen, wie ihre Augen an seinen Körper entlang glitten. Er musste sich manchmal ziemlich zusammenreißen, um nicht in Versuchung zu geraten. Ihm war natürlich bewusst, dass Scully ihn attraktiv fand, aber das genügte ihm nicht, um ihr seine wahren Gefühle zu gestehen. Doch irrte er sich da mal nicht.

Scully hatte das Gefühl, dass sie allmählich mehr und mehr den Verstand verlor. Dieser Mann kannte sie besser, als sie sich selbst und das machte ihr Angst. Natürlich genoss sie es mit ihm zusammen zuarbeiten, doch ihr fiel es immer schwerer sich in seiner Gegenwart zu konzentrie­ren.

Mulder konnte nicht länger so tun, als ob er angestrengt arbeiten würde. Er war ja nicht mal im Stande sich auf die simpelsten Dinge zu konzentrieren, wenn Scully sich in seiner Nähe be­fand. Seine Arbeit hatte in letzter Zeit sehr darunter gelitten. Er hoffte, dass Scully davon noch nicht allzu viel mitbekommen hatte, denn er wollte sie nicht unnötig beunruhigen. Vor genau sieben Jahren erschien Scully das erste Mal in seinem Büro. Sie hatte schon damals et­was besonderes an sich gehabt. Sie war die einzige Person, der er je vertraute und er wusste, dass er sich immer auf sie verlassen konnte. In den letzten sieben Jahren war Scully so viel pas­siert, trotzdem hatte sie sich nicht in eine andere Abteilung versetzen lassen. Sie hatte oft ih­ren Beruf als anerkannte Ärztin für ihn aufs Spiel gesetzt, und als sie erfuhr, dass man sie an Krebs erkranken ließ, nur damit er weiter glauben würde, hatte sie sich nicht von ihm abge­wendet. Er hatte ihr viel zu verdanken.

Scully wusste, wenn sie nicht sofort etwas unternehmen würde, dann könnte ihr Leben völlig aus den Fugen geraten. Sie atmete noch einmal tief durch und meinte: „Mulder, wir müssen mitein­ander reden!“

Oh, das konnte nichts Gutes bedeuten. Mulder sah von seiner Arbeit langsam auf. Sein Blick glitt schwerfällig über den Zeitungsrand zu ihren Füßen, über ihre Beine, die leicht von einer Seidenstrumpfhosen umhüllt waren, hinauf zu ihrem Gesicht und anschließend direkt in ihre Augen. Scully wich seinem Blick sofort aus. Da wurde Mulder unru­hig, denn er bemerkte, dass das was sie ihm zusagen hatte, ihm nicht gefallen würde. Scully wusste, sie musste ihm ihre Entscheidung miteilen. Sie sagte: „Mulder, ich habe heute Mor­gen meine Kündigung bei Skinner eingereicht.“



Keiner konnte etwas sagen. Keiner von beiden hatte den Mut, etwas zu sagen. Es herrschte unerträgliches Schweigen. Scully ertrug diese Stille nicht länger und rannte aus dem Büro. Mulder schaute ihr nach und als ihm klar wurde, was soeben geschehen war, stürmte er ihr hinterher. Er musste Scully unbedingt noch erreichen, bevor sie das FBI Hauptquartier verließ. Er sah, wie sie zu ihrem Auto lief und schrie ihr hinterher, dass sie doch bitte warten solle.

Doch Scully war jetzt nicht in der seeli­schen Verfassung mit Mulder zu reden. Sie ging mit schnellen Schritten auf ihren Wagen zu, schloss ihn auf und fuhr los. Im Rückspiegel konnte sie noch sehen, wie Mulder dem Wagen hinterher rannte. Scully traten Tränen in die Augen und sie hatte das Gefühl, ihr Herz wäre in zwei Hälften zersprungen. Ihr ganzer Körper schmerzte. Sie fühlte sich unendlich leer. Wa­rum hatte Mulder nicht schon im Büro versucht sie von ihrem Entschluss abzuhalten? Diese Frage stellte sich Scully während der Fahrt zu ihrer Wohnung immer wieder. Sie fand keine Antwort. Sie hatte gehofft, er würde ihr sagen, dass er sie liebt. Aber Scully wurde klar, dass das reines Wunschdenken gewesen war und sie sich nicht länger etwas vormachen durfte. Mulder liebte sie nun mal nicht, deshalb war es die beste Lösung aus seinem Leben zu ver­schwinden und das konnte sie nur, wenn sie die Vergangenheit hinter sich ließ und einen neuen Lebensabschnitt begann.

Nachdem Scully verschwunden war, ging Mulder wieder ins Büro. Er saß einfach nur so da und starrte an die Decke. Er verstand die Welt nicht mehr.



Scully war inzwischen in ihrer Wohnung angekommen, zog ihre Schuhe aus und legte sich in ihr Bett. Sie schlief mit ihrer Kleidung ein. Am nächsten Morgen fühlte sie sich etwas besser. Sie verspürte wieder Leben in ihren Knochen. Nachdem sie sich geduscht und angezogen hatte, ging sie die Zeitung mit den Stellenanzeigen durch, dabei entdeckte sie eine Stellenan­nonce, die sich vielversprechend anhörte. Sie nahm das Telefon und wählte die angegebene Nummer.

Mulder hatte die gesamte Nacht im Büro verbracht und sich mit alten Fällen beschäftigt. Als die Tür geöffnet wurde, sah er nicht von seiner Arbeit auf. Skinner bemerkte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Er kannte auch den Grund dafür. Sie legte ihm gestern ihre Kündigung auf seinen Schreibtisch, doch er hatte nicht nach dem Warum gefragt. Denn eins hatte er in der langen Zeit als Direktor des FBI gelernt, stelle nie Fragen, auf die du keine Antwort be­kommst. Ihm tat es natürlich auch sehr leid, dass Scully gegangen war, da er sie sehr schätzte. Als Skinner Mulder an seinem Schreibtisch sitzen sah, hielt er es für besser wieder zu gehen. Er verließ das Büro. Ihm war bewusst, dass es rein gar nichts gebracht hätte, wenn er mit Mulder über Scullys Kündigung gesprochen hätte. Doch er machte sich Sorgen, dass Mulder sich zu sehr auf seine Arbeit fixierte.

Scully legte gerade den Hörer auf. Sie hatte einen neuen Job. Morgen war ihr erster Arbeitstag, sie entschloss sich das Krankenhaus anzusehen, weil es nicht weit von ihrer Wohnung fern lag. Als sie sich bei der Information vorstellte, brachte man sie sofort zu ihrem neuen Ar­beitsplatz. Scully war beeindruckt. Sie arbeitete mit den neusten Medizinischengeräten. Mit dem übrigen Personal würde sie gut auskommen, da war sie sich sicher. Scully wollte gerade das Krankenhaus wieder verlassen, als sie mit jemanden zusammen stieß. Die Person war ein Arzt. Der Mann betrachtete sie einen Moment und fragte sie dann, ob alles in Ordnung sei. Scully nickte.

Mulder hatte keine Pause gemacht. Geschlafen hatte er schon seit zwei Tagen nicht mehr. Ihm brannten die Augen. Er wusste, dass dies für seinen Körper nicht gut war, aber sein Verstand verlangte danach. Die Arbeit war ein Ersatz.



Scully verbrachte den Nachmittag damit um einige Besorgungen zu machen. Sie erwischte sich manchmal dabei, wie sie an Mulder dachte. Es brauchte seine Zeit, um alles zu verarbei­ten. Es würde noch viele solcher Momente geben, wo sie an Mulder und ihr altes Leben zurückdachte. Und wenn sie das Gefühl hatte langsam die Nerven zu verlieren, dann musste sie sich immer wieder sagen: „Er liebt dich nicht, sonst hätte er versucht, dich aufzuhalten. Es ist besser für dich. Du hast die richtige Entscheidung für dich getroffen.“ Danach ging es ihr immer besser.

Am Abend rief Scully ihre alte Freundin aus dem College an. Sie hatte sich schon lange nicht mehr bei ihr gemeldet. Ihr Name war Susan. Scully war froh ihre Stimme zu hören. Susan ahnte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte Dana es nie übel genommen, dass sie so selten miteinander telefonierten. Warum auch? Sie wusste, welchen Beruf Dana hatte. Scully konnte ihrer Freundin nichts vormachen, also erzählte sie ihr, was in den letzten Monaten pas­siert war. Sie verschwieg Susan auch nicht die Sache mit Mulder. Susan hörte ihr aufmerksam zu. Sie konnte sich gut vorstellen, wie Dana sich fühlen musste. Aber Mitleid würde ihr jetzt auch nicht weiterhelfen, da war sich Susan sicher. Sie meinte: „ Dana, du hast richtig gehan­delt, denn du hättest dir nur selbst geschadet, wenn du geblieben wärst. Deine Arbeit hätte darunter leiden müssen und dies wäre der Anfang für Probleme gewesen.“ Scully wusste, dass Susan recht hatte. Aber sollte man sich nicht seinen Problemen stellen, anstatt vor ihnen wegzu­laufen, dass hatte sie doch von ihrer Mutter gelernt!? Aber sollte man sein Herz nicht vor Schmerz schützten? Ja, sie wollte sich nicht länger quälen, deshalb hatte sie diese Entscheidung für sich getroffen. Scully bedankte sich bei Susan und verabschiedete sich von ihr.

Scully lag noch lange in ihrem Bett wach, bevor sie gegen morgen einschlief. Sie fühlte sich, obwohl sie so wenig geschlafen hatte, sehr gut. Sie frühstückte ausgiebig, da sie im Krankenhaus kaum Zeit dafür finden würde. Sie freute sich schon sehr auf ihren Job als Pathologin, denn sie liebte ihren Beruf. Schon als kleines Mädchen war sie fasziniert vom menschlichen Körper gewesen. Sie hatte ihre Mutter ständig damit genervt, bis die sich geschlagen gab und sie aufs College schickte.

Mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen begab sie sich in ihre neue Zukunft, einer Zu­kunft, die in der Pathologie im Memorial Hospital ihren Anfang finden würde.

Als ob sie in Zeitlupe durch die langen, von hektisch umherlaufenden Ärzte und Patienten, Schwestern und Polizeibeamten überfluteten Flure gehen würde, nahm sie die neuen Eindrücke in sich auf. Ihre Zukunft hatte begonnen. Doch sie wusste nicht, wie sie aussehen und mit wem sie diese Zukunft teilen würde. Aber in ihr war die Hoffnung groß, dass es eine positive Erfahrung sei, sie zu durchschreiten.

„Hey, schön, Sie wiederzusehen entriss man sie aus ihrer Gedankenwelt. Sie erkannte ihn wieder, es war der nette Arzt, den sie schon einmal halb umgerannt hatte.

„Sie wollen hier neu anfangen, stimmt’s? Ich bin Dr. James Stuarts und Sie heißen...?“

„Dana Scully, Dr. Dana Scully. Ehm,... ja, ich habe die Stelle in der Pathologie bekommen. Schön, Sie kennen zu lernen.“

Während er ihr die Hand schüttelte, sagte er mit einem leichten Grinsen: „Na, Sie müssen aber taff sein, wenn Sie sich das zutrauen. Die sind doch alle tot, autsch. Fürchten Sie sich da nicht, wenn Sie gerade einen Y-Schnitt durchführen und die arme Leiche ihre Augen auf Sie gerichtet hat?“

„Nein, ich nehme diesen Job sehr ernst, und außerdem ist es ein so reiner Beruf, so natür­lich und unverfälscht, wissen Sie. Er dient zur Aufklärung der Wahrheit, und ich denke,...“, wollte Scully gerade erklären, doch ihr Gegenüber unterbrach sie: „Würden Sie mir heute Mittag beim Essen Gesellschaft leisten? Das heißt,... ich meine,... nur wenn Sie nach einer Autopsie noch so was wie Appetit verspüren.“

Scully fand Dr. James Stuart sehr attraktiv, humorvoll, gebildet und auf eine gewisse Art und Weise, die sie eigentlich versuchte zu verdrängen, sah sie Ähnlichkeiten mit Mulder. Er war nicht so groß wie Mulder, vielleicht sogar um die 10 cm kleiner. Selbst die Augenfarbe war nicht identisch, sie war wohl eine Mischung aus tiefem grau und noch dunklerem blau. Jedoch schien seine Gesichtsform die der Mulders gleich zu sein. Der Haarschnitt stimmte überein, selbst die Haarfarbe. Sein Lächeln erinnerte sie an das von Mulder,... er hatte viel zu viel Ähnlichkeiten mit Mulder, dass Scully schon einen Gedanken daran verschwendete, ihn bei der nächstmögli­chen Gelegenheit abblitzen zu lassen. Doch die unerbittliche Hoffnung auf eine neue, wun­dervolle Zukunft trieb sie von diesem Schritt fern.

„Gerne!“

Mit einem leicht verschmitzen Lächeln beider trennten sich ihre Wege vorerst, nur um sich dann wieder zur Mittagspause zu kreuzen.

Ihm erging es schlecht. Er fühlte sich grausam. Allein. Verlassen. Ausgedörrt. Zu nichts mehr zu nütze. Das einzige, für was Mulder sich noch zu gebrauchen sah, war seine Arbeit. Eine Ar­beit, die ihn einst mit so viel Freude erfüllte und ihn nun fast zu zerreißen drohte, da all das, womit er sich mit seiner Arbeit verbunden sah Erinnerungen an Scully weckte. Mulder war nun allein. Sehr allein.

Aber was würde es jetzt noch nützen, sich in Selbstmitleid zu stürzen? So entschloss er sich, seinen Kopf von alle dem zu befreien. Seine Arbeit würde ihn trotz dessen von Scully ablen­ken. Irgendwie.

Für Scully vergingen die ersten zwei Wochen viel zu schnell. Sie hatte eigentlich erwartet, dass sie abends in ihrem Bett liegen würde und ihre Gedanken an Mulder nachhängen würde. Doch sie tat es nicht. Klar, ab und zu, wenn sie gerade an einer Leiche nach Beweisen suchte, krochen winzig kleine Erinnerungen von Mulder in ihr Gedächtnis. Sie schlichen sich gerade zu in ihren Kopf ein. Stattdessen klammerte sich ihr Verstand an die unendlich sexy einladenden Lippen dieses Doktors. Sie hatte es satt, Tag für Tag, Nacht für Nacht Mulder hinterher zu schmachten. Auf ihn zu warten, obwohl sie eh wusste, er liebte sie nicht. Er hat sich in all den Tagen nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet. Ihre Hoffnung blieb unerfüllt, auf dass er ihr doch noch zu verstehen geben würde, wie sehr sie ihm doch fehlte, wie sehr er sie doch liebte.

Sie sollte aufhören der Vergangenheit nachzuhängen und lieber in die Zukunft schauen. Es zählte nur das Jetzt. Bestandteil ihres neuen Lebens war nun mal James. Sie fühlte sich bei ihm wohl. Er brachte sie zum Lachen und er konnte seine Gefühle frei aussprechen. Sie brauchte nicht ständig Angst zu haben, dass hinter der nächsten Ecke irgendein Verrückter lauerte und versuchte James eine Kugel in den Kopf zu jagen.

Sie hatte auch nie mit Mulder über private Dinge gesprochen. Ja, er war diesen Gesprächen immer förmlich ausgewichen. Sie war mit ihren Problemen nie zu ihm gegangen, weil er sowieso jedes Mal vom Thema ablenkte und von irgendwelchen Aliens quatschte. Sie hasste ihn dafür. Er war doch nicht so perfekt, wie sie dachte. Aber trotzdem hatte sie ihn gerne als Part­ner gehabt.

Scully verabredete sich mit James jetzt auch an ihren freien Abenden zum Dinner oder sie gingen ins Kino zu einer Abendvorstellung. Sie verbrachten immer mehr Zeit miteinander. Scullys Erinnerungen an ihre Vergangenheit verblassten immer mehr. Auch die an Mulder. Sie war glücklich, denn sie hatte es geschafft ein neues Leben zu beginnen. Sie hatte sich ge­zwungen nach vorne zu schauen und somit ihr Leben wieder in eine geregelte Bahn gelenkt. Sie war stolz auf sich.

Mulder war tagelang nicht zu Hause gewesen, denn er hatte Angst, dass er in Versuchung ge­raten würde sie anzurufen. Er hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt ihre Telefon­nummer aus seinem Handy zu löschen, aber auch gleich wieder verworfen. Er würde es schon irgendwie schaffen mit der Situation fertig zu werden. Er hatte noch nie viel davon gehalten vor Problemen wegzulaufen. Scully hingegen war da anders. Sie verstand es sich geschickt aus schwierigen Situationen zu befreien. Sie rannte einfach vor ihnen davon. Was sie aber sehr gut beherrschte, war ihre wahren Gefühle zu verbergen. Das konnte sie wirklich gut. Auf dem Gebiet war sie eine Spezialistin. In all den Jahren hatte sie nie über ihre Empfindun­gen mit ihm gesprochen. Sie hatte sich dann immer zurückgezogen und niemanden an sich herangelassen. Nicht einmal ihn. Doch sie konnte ihm erzählen, was sie wollte, wenn es ihr schlecht ging. Es genügte bloß ein Blick in ihre blauen Augen und er wusste, dass sie Kummer hatte und der Schmerz an ihr nagte. Sie kannten sich so gut. In sieben Jahren kollegialer Partner- und Freundschaft lernten sie einander kennen, einander zu vertrauen. Sollte das alles denn für nichts und wieder nichts gewesen sein? Er verfluchte sich, dass er ihr nie gesagt hatte, was er für sie empfand, und nun hatte er sie für immer verloren. Es tat ihm, so schnell ungewollt aufzugeben. Er konnte nicht anders.

Er würde sich einfach von ihr los reißen und sich in seinen nächsten Fall stürzen, der ihm von Direktor Skinner auf den Schreibtisch gelegt wurde. Doch zuerst wollte der Direktor noch einmal mit ihm reden.

„Agent Mulder,...schön, Sie zu sehen, setzen Sie sich doch! Wie geht es Ihnen?“

„Danke,... was haben Sie mir zu sagen? Bin ich etwa nur hier, damit Sie mit mir ein kleines Pläuschen führen können? Ich dachte, ich wurde zu Ihnen gerufen, weil Sie mit mir noch ein mal die Durchführung des Falls durchgehen wollten?“, fuhr Mulder seinen Vorgesetzten an.

„Agent Mulder, ich ließ Sie deshalb zu mir beordern, weil ich mir um Sie Sorgen mache. Sie sehen seit der Kündigung von Agent Scully nicht mehr ganz fit aus. Und um ehrlich zu sein, ich überlege auch schon, Ihnen diesen Fall wieder zu entziehen und Sie in den Zwangsur­laub zu schicken.“

„Was!“, platzte es entgeistert aus Mulder heraus, „Ich bitte Sie, ich brauche keinen Urlaub. Mir geht es prima. Ich habe bloß in letzter Zeit nicht genug Schlaf bekommen. Aber ich kann Ihnen versichern, mir geht es gut und ich kann diesem Fall gewissenhaft nachgehen.“

Direktor Skinner wollte eigentlich noch etwas erwidern, doch er sah in die Augen seines einstmals besten FBI-Agenten, der nur noch ein elendes Wesen zu sein schien. Jedoch er­kannte er die verzweifelte Lage von Mulder und ließ ihn den Fall gewähren. Doch er schwor sich, er würde Mulder in den Urlaub schicken, wenn es sein musste, würde er ihn persönlich an ein schönes Fleckchen Erde bringen.

„Okay, Agent Mulder, Sie können den Fall haben, aber sobald Sie ihn erledigt haben, ist für Sie Schonzeit angesagt und Sie fahren in den Urlaub, haben Sie mich verstanden?“

„Danke Sir!“, Mulder bedankte sich mit einem flüchtigen Blick bei Skinner und machte sich sofort auf in sein Büro. Als erstes wollte er zu der Adresse fahren, die ihm Skinner gesagt hatte. Es war schon ziemlich spät am Abend und er bemerkte, wie müde er eigentlich war, während er seinen Wagen durch die Straßen von Washington lenkte. Er hatte nur für einen winzigen Moment nicht aufgepasst, doch bevor er die Situation unter Kontrolle bringen konnte, war es schon geschehen.
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