World of X

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Don't fight the Future

von XFilerN

Kapitel 3

Zimmer 24

Er hasste sich für das was er Dana angetan hatte, aber er wusste das es besser gewesen war ihr die Wahrheit zu sagen. Er mochte sie auf anhieb und wollte sie nicht belügen. Das Resultat war leider, dass sie ihn verlassen hatte und ihn verachtete. Wahrscheinlich noch mehr, als er sich schon selbst verabscheute. Mulder konnte sein Gesicht im Spiegel nicht mehr ertragen, so wütend war er. Er saß auf seinem Bett, in seinem Zimmer und hielt Danas Höschen in der Hand, sah es eingehend an. Es war klein, Größe 36 nahm er an. Es war weiß und aus Seide. Seidenunterwäsche! Es duftete sogar nach ihr. Der Slip war alles was er noch von ihr hatte. Sie wollte ihn nie wieder sehen, mit Recht. Er hatte sich wie ein Idiot, wie ein dummer Teenie verhalten. Wie hatte er ihr das nur antun können? Wieso hatte er zu so einer Wette zugestimmt? Er hatte es vermasselt. Vollkommen vermasselt!


Maryland/Baltimore, vier Tage später

Dana begann ihre Koffer auszupacken um alle Erinnerungen an diese schrecklichen Tage in Yale zu vergessen. Sie wollte nicht mehr daran erinnert werden, nicht mehr an ihn erinnert werden. Und das blaue neue Kleid, beschloss Dana, wollte sie nie wieder anziehen. Sie würde es in der letzten Ecke ihres Schranken verstauen, um es nicht mehr sehen zu müssen.
„Dana, hey!" begrüßte Judy sie als sie Danas Zimmer betrat, „Und wie war's?"
Dana grüßte ihr Freundin kurz mit einem, „Hallo" und winkte ihre Frage ab. „Es war ein Alptraum. Die schlimmsten Tage meines Lebens."
„Gab es keine hübschen College Kerle, oder wieso?"
„Da war einer, der mir gefallen hätte."
„Aber?" hakte Judy weiter nach, ihrer natürlichen Neugierde wegen.
„Der hat mich für 50 Dollar einem Anderen abgekauft, weil er eine Wette abgeschlossen hatte."
„Wie bitte?" fragte Judy ungläubig und glaubte sich verhört zu haben.
„Es ging darum mich dem Andern auszuspannen, mich ins Bett zu locken und mein Höschen, als Beweis zu behalten."
„Und der hat dir gefallen?"
„Anfangs ja. Er hatte keinen schlechten Eindruck auf mich gemacht. Erst am nächsten Tag, beim Picknick, da hat er es mir gestanden."
Judy nahm Dana in den Arm um sie zu trösten als sie den Tränen gefährlich nahe war...

Plötzlich rief ihre Mutter, „Schatz Telefon!"
„Wer denn!?"
„Er will mir seinen Namen nicht sagen, aber es scheint wichtig zu sein. Komm doch einfach runter!"
Als Dana in Judys Begleitung unten im Wohnzimmer ankam, telefonierte ihr Vater mit dem Unbekannten, der seinen Namen nicht nennen wollte.
„Wie? Ich habe Ihren Namen nicht verstanden, junger Mann," sagte ihr Vater höflich. Er hörte einen Moment angestrengt in den Hörer, „Ah...Mulder. Fox Mulder, richtig?"
Dana's Augen weiteten sich, „Er kann gleich wieder auflegen, Dad. Ich will nicht mit ihm sprechen..." meinte Dana zu ihrem Vater, als sie sich vor ihn stellte und sah ihn eindringlich an.
„Sekunde, Mr. Mulder" er hob die Sprechmuschel zu und sah Dana fragend an, „Er sagt aber, dass er dringend mit dir reden muss."
„Das ist mir egal. Ich habe nichts mehr mit ihm zu reden," erwiderte Dana ruppig.
„Was haben Sie mit meiner Tochter gemacht! Sie will Sie nicht sprechen!" rief Bill in den Hörer.
„Dad, das ist meine Sache. Gib mir den Hörer, ich regle das schon." Danas Stimme klang überrascht, sie wollte nicht das ihr Vater sie verteidigte, dass konnte sie selbst. Mit einem Schulterzucken übergab er Dana den Hörer und verließ das Zimmer. Er wollte ihr Gespräch nicht belauschen. Judy und Margaret folgten ihm, in die Küche, wenn auch nur ungern. Dana's Blick sagte ihnen, dass sie allein sein wollte.
„Woher hast du diese Nummer? Ich glaube nicht, dass wir uns noch irgend etwas zu sagen haben, also lass mich in Ruhe," zischte sie.
„Dana, bitte. Bitte verzeih mir. Ich hab seit unserem Streit kaum geschlafen. Es tut mir wirklich leid. Ehrlich. Ich war ein Idiot," sagte Mulder mit sanfter, flehender Stimme.
„Das bist du noch immer, Mulder. Du hast mir wehgetan. Ich will dich nie wieder sehen. Du bist nicht gut genug für mich," fauchte sie weiter. Ihre Stimme begann zu zittern, weil sie eigentlich nicht so garstig sein wollte. Er fehlte ihr sehr, auch wenn er sie verletzt hatte.
„Bitte, nur eine Chance. Ich mache es wieder gut, wenn ich darf," bettelte Mulder weiter, nicht willens schon aufzugeben.
„Bitte lass mich in Ruhe, Mulder. Du weißt ja doch nichts mit mir anzufangen," meinte Dana leise. Sie hielt es für das Beste, wenn sie sich nie mehr sehen oder sprechen würden, auch wenn es schmerzte. Und es schmerzte sie sehr. Ohne Mulder nochmals eine Möglichkeit zum sprechen zu geben, legte sie den Hörer zurück auf die Gabel und setzte sich in den Sessel, in dem ihr Dad vor einigen Minuten gesessen hatte.
Sie hoffte inständig, dass sie ihn bald vergessen würde und wieder normal weiter Leben könnte. *Aber woher hat er die Nummer? Sie ist nicht Verzeichnet.*


Maryland/Baltimore, einen Monat später

Dana öffnete den Briefumschlag und nahm den Zettel darin heraus, faltete ihn auseinander und starrte ihn an. Das war schon der vierte innerhalb der letzten vier Wochen. Das vierte Gedicht das Mulder ihr geschrieben hatte. Anfangs wollte sie alle wegwerfen, aber dann holte sie den ersten Brief aus dem Müll und las ihn doch.
Sie atmete tief ein und begann den Neuen zu lesen...

Wäre ein romantischer Sonnenuntergang
bezaubernder als Deine Augen,
dann würde ich jeden Tag
die untergehende Sonne betrachten.

Wäre eine leichte Windbrise
weicher als Deine Lippen,
dann würde ich am liebsten
immer zu im Wind stehen.

Wären die Formen der Wolken
anmutiger als Deine Figur,
dann würde ich jede Minute
nur noch in den Himmel sehen.

Wären die Strahlen der Sonne
wärmer als die Wärme Deines Herzens,
dann würde ich mich ausschließlich
an ihnen erwärmen.

Doch zum Glück bist Du einzigartig,
jemand ganz besonderes und ich möchte nur noch Dich bewundern.

Dein Mulder

...wie kann man jemandem, der so liebevolle Gedichte schreibt, sich alle Mühe gibt und nichts unversucht lässt böse sein? Fragte sich Dana, als sie den Zettel zurück in den Umschlag schob und zu den Anderen in die Schublade ihres Schreibtisches legte. Er hatte sich in den vergangenen vier Wochen wirklich Mühe gegeben und nichts unversucht gelassen. Er hatte ihr Blumen in Hülle und Fülle geschickt, Briefe wie diesen geschrieben und immer wieder versucht anzurufen. Was sollte sie nur tun? Sollte sie weiter hart bleiben? Sein Flehen und Bitten, um eine zweite Chance ignorieren, so wie sie es seit Wochen versuchte? Oder sollte sie ihm verzeihen, vergeben und vergessen? Sie wusste es nicht. Ihre Mutter hatte ihr gesagt, sie solle nicht so unnachgiebig sein und auch ihr Vater fand das es an der Zeit war, sich auszusprechen, sich mit ihm zu versöhnen um ihm eine weitere Chance zu geben. Judy hatte ihr erst Gestern gesagt, „Menschen können sich ändern, Dana." Vielleicht hatte sie damit Recht. Möglicherweise war Mulder erwachsener geworden und wollte keine Spielchen mehr spielen. Vielleicht lag ihm tatsächlich etwas an ihr?
Sie konnte ihm nicht vergeben, noch nicht. Er hatte sie zu sehr verletzt, zu sehr. Dana begriff nicht einmal weshalb sie sich derartig zu Mulder hingezogen fühlte. Sie hatte schon den Einen oder Anderen Freund gehabt seit sie in der Oberstufe war, aber keiner hatte solche Emotionen in ihr geweckt. Mulder musste etwas an sich haben, dass Dana wie einen Magnet anzog. Aber was? Was machte ihn so unwiderstehlich für sie? Auch auf diese Fragen konnte sich Dana nicht antworten.

Etwas später klingelte das Telefon, aber niemand außer Dana war zu Hause. Sie musste dran gehen. Was wenn er es war? Was wenn er sie sprechen wollte? Keiner war hier, der ihre Anwesenheit leugnen könnte. Sie würde einfach nicht abnehmen. Genau, dass wollte sie tun. Es klingelte zum dritten, zum vierten....zum elften Mal.
Wutschnaubend nahm Dana letztlich doch noch den Hörer ab, „Scully" meldete sie sich.
„Ich wusste das du zu Hause bist," seine Stimme klang fröhlich. Dana hörte rauschen wie von Autos im Hintergrund. Eine Telefonzelle in der Nähe des Campus nahm sie an.
„Was willst du, Mulder?"
„Deine Schwester hat mir deine Adresse gegeben, aber ich hab mich verfahren."
„Was? Die spinnt wohl. Mulder, hör mal; Ich möchte nicht das du kommst."
„Das ist mir vollkommen egal, Dana. Ich werde nicht mehr lange brauchen. Wenn du mir nicht helfen willst, frage ich mich eben durch..."
Das war alles was er noch zu ihr sagte, bevor er auflegte.

Während Mulder sich durch die Strassen fragte um das Haus der Scullys zu erreichen, wuselte Dana aufgeregt durch die Zimmer. Ihre Atmung und ihr Pulsschlag waren deutlich erhöht. Sie konnte ihr Herz bis zum Hals schlagen hören. Der Gedanke allein an Mulder machte sie dermaßen nervös, dass sie mehrere Male zum Spiegel lief um ihr Äußeres zu betrachten.
*Was soll ich nur sagen? Ich will nicht mit ihm reden. Doch...das will ich. Jeder verdient noch eine Chance. Nein, er verdient sie nicht! Eben so wenig wie mich... Ach Shit! Was soll ich nur machen.* Dana lief unruhig zum Fenster und warf einen vorsichtigen Blick raus. Sie hielt sich aber hinter dem Vorhang versteckt. *Ich werde ihn nicht rein bitten. Auf keinen Fall.*
Das typische brummen eines Motors riss Dana aus ihren Gedanken. Sie starrte auf die Straße und sah ein Auto, dass sich langsam im Schritt-Tempo näherte und schließlich in der Auffahrt zum Stehen kam.
*Was soll ich jetzt nur machen?* Dana atmete tief ein und versuchte sich unter Kontrolle zu bringen. Sie sagte sich während sie die Treppen runter lief immer wieder, „Du schaffst das schon. Du machst das." Unten angekommen warf sie einen letzten kritischen Blick durch den Spion und öffnete die Tür.

Mulder kam langsam und etwas verunsichert auf Dana zu und zwang sich zu einem Lächeln. Dana erwiderte es jedoch nicht und blieb gelassen. Zumindest hoffte sie das es für Mulder so aussah. In ihrem Innern jedoch pochte ihr Herz so stark, dass sie Angst hatte er könnte es ihr ansehen. Sie ging ihm entgegen, schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf die Hollywoodschaukel.
„Darf ich mich zu dir setzten?" fragte Mulder mit sanfter Stimme und sah sie unschuldig an.
„Mach was Du willst. Du bist ja auch ohne mein Einverständnis hier. Rede endlich damit ich es hinter mir hab," sagte Dana mit gereizter Stimme.
Mulder zog seine Augenbrauen zusammen wodurch er sehr unsicher auf Dana wirkte. „Es tut mir ehrlich leid, was da geschehen ist. Ich hab mich wie ein pubertärer Idiot verhalten, wie ein Macho. Ich war unreif. Aber ich schwöre es, großes Indianer Ehrenwort, ich hatte keine Hintergedanken. Du bist nicht wie diese Mädchen mit denen man so umgehen kann. Du bist was besonderes, Dana."
„War's das?" meinte sie trocken, obwohl sie Mulder in ihrem Innern längst verziehen hatte. Er log sie nicht an. Sie sah es in seinen Augen, deren Blicke sie so sehr vermisst hatte. Andererseits kannte sie ihn gerade mal einen Tag. Wie sollte sie Mulder da auf anhieb vertrauen?
„Du hast mich verletzt, Mulder."
„Ja das habe ich," gab er schuldbewusst zu.
„Tu das *nie* wieder."
Er versprach es ihr. Nicht mit Worten, aber sein Blick ließ sie spüren, dass er es ehrlich meinte. Und sein sanftes Nicken gab ihr die Bestätigung. Sie saßen eine ganze Weile einfach nur in der Schaukel und schwiegen.
„Du bekommst deine Chance," brach Dana das Schweigen, „Wir machen am kommenden Samstag, in einer Woche ein Barbecue. Das ist eine gute Gelegenheit für dich meine Familie kennen zu lernen." Dana grinste schadenfroh in Mulders Richtung, da sie genau wusste dass er es ihr nicht ausschlagen würde. Notgedrungen nahm er ihre Einladung an. Sie ließ ihm keine Wahl.


Eine Woche später

Margaret Scully stand in der Küche und wusch den Salat, während sie ihre Tochter und ihrem Gast beim Basketball spielen durchs offene Fenster zusah. Sie vernahm plötzlich Schritte hinter sich, drehte sich um und wurde von ihrem Sohn überrascht.
„Wie geht's dir, Mom?"
„Bill, schön das du kommen konntest," sie nahm ihn freudestrahlend in die Arme. Er vernahm eine, ihm, nicht vertraute Stimme, die aus dem Hinterhof erklang.
„Haben wir einen Gast?" er spähte durch das offene Fenster hinter seiner Mutter wodurch seine Annahme sich bestätigte.
„Ja. Fox ist ein Freund von Dana und sie hat ihn für heute eingeladen. Geh doch zu ihnen dann kannst du ihn kennenlernen. Er ist ein sehr netter und anständiger junger Mann."
„Fox, was ist denn das für ein Name?"
„Bill, sei nicht gleich wieder so ausfällig. Du kannst nicht jeden Freund deiner Schwester vergraulen. Sie ist inzwischen alt genug. Das geht uns nichts mehr an."
Bill sah seine Mutter verständnisvoll an wollte sich diesen Fox aber dennoch genauer ansehen gehen. „Ich werde versuchen nett zu sein," heuchelte er und ging durch die Hintertür in den Hof.
„Sag Dana ich könnte ihre Hilfe gebrauchen, okay!" rief sie ihm nach, bevor er außer Hörweite war.
„Mach ich, Mom!" kam die kurze Antwort Bills.

„Dana!"
„Bill, hi! Mom sagte das Du kommen würdest, aber ich hatte meine Zweifel. Wie geht's meinem großen Bruder?" Bill nahm Dana in die Arme und hob sie ein Stück weit vom Boden hoch.
„Wer ist Dein Freund?" fragte er, als er sie wieder runter ließ. Sie wand sich um, sah in Mulders Richtung und winkte ihn zu sich. Er schien auf sie zu warten, um das Spiel zu beenden. Doch er folgte ihrer Aufforderung und ging auf sie zu.
„Mulder, das ist Bill. Bill, das ist Fox Mulder."
Danas Bruder begrüßte ihn mit einem kräftigen Händedruck und wand sich gleich wieder an seine Schwester, „Mom braucht Dich in der Küche."
„Wir spielen nachher weiter, Mulder. Du schuldest mir noch eine Rewange," sagte sie mit einem breiten Lächeln und ließ die beiden allein. Sie hoffte inständig, dass Bill nicht all zu viele Fragen an ihn hatte. Sie war es gewohnt von Bill, dass er ihre Freunde mit Fragen überraschte und sie letztlich damit vertrieb. Sie ließ Mulder äußerst ungern allein, ging aber dennoch zu ihrer Mom.

„So Fox, was studierst Du?" begann Bill zu fragen.
„Psychologie und Geschichte. Ich werde mein Psychologiestudium nächstes Jahr in Oxford weiter führen und mich auf Parapsychologie spezialisieren."
„Weiß Dana, dass Du nach England willst?" fragte Bill weiter. Ein Hauch Spott lag in seiner Stimme.
„Noch nicht...ich hatte bisher keine passende Gelegenheit dazu," erwiderte Mulder ruhig. Bill war darauf aus ihn zu provozieren.
Er mochte Mulder nicht und ließ es ihn spüren, „Du solltest es Dana sagen, bevor sie sich in Dich verliebt. Ich lasse es nicht zu, dass Du ihr weh tust. Hab ich mich verständlich ausgedrückt?"
„Ich würde sie nie verletzten. Ich mag Dana wirklich sehr," gab Mulder verunsichert zu.
„Schlaft ihr miteinander?"
„Bei allem Respekt Bill, aber das geht Dich nichts an," antwortete Mulder mit fester Stimme und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sahen sich mit festen Blicken an. Keiner wollte dem Anderen nachgeben...


Noch am selben Abend, in Danas Zimmer

„Dein Bruder hasst mich."
„Nein tut er nicht. Er ist nun mal so und stellt alle Jungs, die er kennenlernt auf die Probe. Du darfst ihn nicht so ernst nehmen, Mulder. Er ist halt mein großer Bruder. Hättest Du eine jüngere Schwester, würdest Du bestimmt auch so sein," meinte Dana und lächelte ihm zu. „Was ist? Du siehst plötzlich nachdenklich aus. Hat Bill Dir so sehr zugesetzt?"
„Nein...ich...Dana es gibt etwas, dass ich Dir noch nicht erzählt habe."
„Und was ist das?" fragte sie und sah Mulder besorgt an. Sie fühlte das es wichtig sein musste und sehr ernst. Mulder setzte sich zu ihr aufs Bett, sah sie herb an und begann von seiner Schwester zu erzählen...

„Samantha ist seitdem nie wieder aufgetaucht," endete Mulder seine Erzählung mit einem Zittern in der Stimme. Sie fehlte ihm sehr und er machte sich schreckliche Vorwürfe, weil er es nicht verhindert hatte.
„Oh Gott, das ist ja grauenvoll. Wie alt warst Du damals?"
„Ich war kurz davor dreizehn geworden und Sam war acht."
„Das tut mir leid, Mulder. Ich kann mir das gar nicht vorstellen, meine Schwester oder einen meiner Brüder zu verlieren. Es tut mir wirklich sehr, sehr leid. Sind Deine Eltern deshalb geschieden?"
„Ja," antwortete Mulder und wurde noch nachdenklicher. Sie saßen einige Minuten einfach so da und schwiegen. Dana versuchte zu verarbeiten was Mulder ihr eben erzählt hatte. „Da ist noch was, dass ich Dir nicht erzählt habe. Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher..." flüsterte er und unterbrach damit die Ruhe, die sie umgab.
„Was denn?" wisperte Dana und sah in Mulders braune Augen. Sie sahen schuldbewusst in ihre.
„Ich habe ein Stipendium für die Oxford Universität und..."
„Wann geht Du?", fragte Dana und schluckte den Klos in ihrem Hals herunter.
„Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich überhaupt gehen werde. Falls doch, dann würde mein Studium dort nächsten Herbst anfangen." Mulder wandte seine Blicke von Dana ab und sah auf den Boden.
„Mulder, das ist eine einmalige Chance, die Du Dir nicht entgehen lassen solltest," sagte Dana, obwohl sie Angst hatte ihn zu verlieren. Sie legte ihre rechte Hand auf seinen Schenkel. Er hob seinen Kopf und sah ihr wieder in ihre unschuldig blickenden, blauen Augen.
„Ich möchte nicht weg. England ist so fern, so weit weg von Maryland, so weit weg von Dir." Dana lächelte. Sie fühlte sich geschmeichelt. Sie kannten sich erst seit sechs Wochen und schon waren sie die besten Freunde geworden. Freunde nicht mehr. Sie und Mulder wollten es dabei belassen, um sich in Ruhe kennenlernen zu können. Doch schien nicht nur Dana mehr für ihn zu empfinden, als nur Freundschaft. Auch Mulder hatte offenbar mehr Gefühle für sie. Genug jedenfalls, dass er nicht nach Oxford wollte.
Mulder auf, nachdem er auf seine Uhr gesehen hatte und feststellte das es schon nach Mitternacht war. „Ich gehe jetzt lieber, Dana. Es ist schon spät."
„Du kannst auch hier schlafen. Mom hat es erlaubt," erwiderte Dana etwas zögerlich.
„Aber..."
„Wirklich es wäre okay. Judy hat auch schon oft hier übernachtet."
„Judy ist ein Mädchen...", bemerkte Mulder unsicher.
„Wir sind doch Freunde oder? Hast Du ein Problem damit?"
Mulder dachte einen Moment nach, bevor er Dana antwortete: „Nein, aber es ist schon komisch. Ich meine..."
„Hey, Du musst ja nicht. Das war nur ein Vorschlag," meinte Dana ruhig, um Mulder die Hemmung zu nehmen.
„Okay," er sah sich das Bett an und dann Dana, „Platz genug für zwei, bietet Dein Bett."

Dana verschwand in ihrem Badezimmer um sich zu waschen und ihren Pyjama anzuziehen, als Mulder sich ohne umschweife bis auf seine Shorts auszog und unter die Bettdecke krabbelte. Einige Minuten verstrichen bis Dana zurückkam und sich zögernd zu ihm ins Bett begab. Sie begannen beide zu lachen, als ihnen ihr verklemmtes verhalten bewusst wurde. Weil sie einige Momente mucksmäuschenstill nebeneinander gelegen hatten.
„Darf ich mich an Dich kuscheln, Mulder?" fragte Dana schüchtern.
„Ähm... ja sicher. Warum denn auch nicht. Wir sind doch Freunde richtig?"
„Genau," Dana rutschte näher an ihn dran und legte ihren Kopf auf seine Brust, lauschte seinem Herzschlag und sah ihn schließlich doch wieder an, als sie sich etwas aufrichtete, „Bist Du auch nervös?" fragte sie unsicher und kaum hörbar. Mulder nickte stumm, da er wusste das Dana seinen rasenden Herzschlag gehört hatte und lügen absolut sinnlos gewesen wäre. Sie legte ihren Kopf wieder auf seine Brust, genoss seine Nähe, seine Wärme, die Geborgenheit die sie durch Mulder empfand.
*Oh Gott! Wie soll ich denn heute Nacht nur schlafen? Sie duftet so gut, dass ich süchtig danach werden könnte. Sie ist so unglaublich schön und wahnsinnig lieb.*
Er hörte wie Dana immer ruhiger, gleichmäßiger und tiefer zu atmen begann. Während sich Mulder immer noch auf seinen Herzschlag konzentrierte, den er versuchte zu beruhigen, in dem er sich wieder und wieder sagte, dass da nichts dabei wäre. Es war nichts dabei, neben einer Freundin in einem Bett zu liegen. Doch weshalb war er dann so aufgeregt? Je länger Mulder darüber nachdachte desto müder wurde er. Letztlich übermannte ihn der Schlaf, der Dana schon Minuten zuvor befallen hatte.

Indessen unten im Wohnzimmer

„Ihr lasst diesen Kerl bei ihr, in einem Zimmer, schlafen? Wie könnt ihr dem Typ eure Tochter so mir nichts dir nichts anvertrauen?" schimpfte Bill seine Eltern an. Er war wütend und traute Mulder nicht über den Weg. Er hatte Angst das Mulder seine Schwester nur ausnützen würde und nichts für sie empfand.
Margaret Scully hob beschwichtigen ihre Hände gegen die Brust ihres Sohnes, „Wir vertrauen Mulder. Und wir können Dana noch mehr vertrauen, Bill. Sie sind Freunde, nichts weiter als gute Freunde."
„Mom, sei nicht so naiv. Ist Dir nicht aufgefallen, wie sich die beiden anschmachten. Wie sie miteinander flirten, wenn sie sich unbeobachtet fühlen..." „Das reicht jetzt Bill," meinte sein Vater. „Dana ist Deine Schwester und unsere Tochter. Sie ist alt genug, um zu wissen was sie tut. Und außerdem, Bill, kennt Dana die Regeln. Sie weiß wie ihr alle, dass ich und eure Mutter es nicht akzeptieren, wenn einer von euch, in unserem Haus mit jemandem intim wird."
„Dana mag das wissen, aber weiß auch Mulder davon?", fragte Bill provokant und hob die Brauen an.
„Das lass unsere Sorge sein, Bill," sagte Margaret mit gelassener Stimme. „Die Diskussion ist beendet Bill, geh auf Dein Zimmer und kümmere Dich nicht weiter um unsere Angelegenheiten," befahl ihm sein Vater mit fester Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.
„Aye Sir," Bill salutierte vor seinem Vater, wie er es in der Navy - Ausbildung gelernt hatte.


Die vier Wochen seit Mulder einfach bei Dana aufgetaucht und um eine zweite Chance gebeten hatte, waren schnell vergangen. Sie hatten sich gut kennengelernt und waren sich, im platonischen Sinne vertraut geworden. Dana hatte Mulder die Stadt gezeigt, in der sie aufgewachsen war. Und Mulder führte sie des öfteren ins Kino aus. Sie hatten viel Spaß, wenn sie gemeinsam Basketball und Baseball spielten. Oder auch, wenn sie einfach nur vor dem Fernseher saßen und sich um die Fernbedienung stritten. Charles, Danas jüngerer Bruder war im Gegensatz zu Bill von Mulder begeistert. Er und Bill waren daher, seit ihrer Meinungsverschiedenheit, verstritten und sprachen solange nicht miteinander, bis Bill zum Stützpunkt zurück beordert wurde.
Der Tag an dem Mulder zurück nach New Haven musste kam schnell, viel zu schnell...


Tag der Abreise

Die Sonne schien hell und klar über dem Haus der Scullys, als Dana und Mulder die Treppen vom Haus runter und zu seinem Auto gingen, dass am Straßenrand stand. Sie wussten beide nicht so recht was sie jetzt sagen oder tun sollten, damit es ihnen nicht allzu schwer fiel.
Mulder nahm Danas Hand und sah ihr tief in ihre strahlend blauen Augen, „Ich werde wiederkommen, Dana. Versprochen. Ich komme sobald es mein Studium zulässt, okay?" seine Stimme zitterte. Er wollte sie nicht verlassen, da er fürchtete, dass sie nicht auf ihn warten würde.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie nach den richtigen Worten suchte, „Ich...ich werde warten, Mulder. Das waren die schönsten Ferien die ich je hatte. ... Du ...wirst mir schrecklich fehlen..." Die angestauten Tränen liefen an ihren Wangen entlang, als sie Mulder ansah und merkte das es ihm auch sehr schwer fiel, sich zu verabschieden.
„Hey, nicht doch." Er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und nahm sie in seine Arme, „Es ist kein Abschied für immer, Dana. Ich werde wieder kommen." Sie nickte stumm, als ihr Kopf an seiner Brust ruhte und sie einen letzten tiefen Atemzug seines Geruches in sich aufnahm. „Ich rufe dich jeden Tag an, wenn ich darf. Und ich werde dir schreiben so oft ich kann," flüsterte Mulder Dana ins Haar. Sie sah zu ihm auf, sah ihm in die Augen und nickte wieder stumm. Sein Herz begann zu rasen, als er ihr Gesicht zärtlich zwischen seine zitternden Hände nahm, sie ansah und ihr einen unendlich sanften Kuss auf ihre Stirn gab. Dana schloss die Augen als sie seine warmen Lippen fühlte, die sie einen endlos langen Moment zu küssen schienen.
*Geh nicht Mulder! Verlass mich nicht! Ich brauche dich, brauche deine Nähe, deine Wärme. Ich liebe dich so sehr!* Rief die Stimme in Danas tiefstem Innern, doch fand sie nicht den Mut es Mulder tatsächlich zu sagen.
*Komm mit mir Dana. Ich könnte schon irgendwie für uns beide Sorgen. Du bist die einzige die ich je geliebt habe. Die, die ich immer lieben werde. Ich will nicht ohne Dich gehen. Ich will dich nicht verlieren. Komm mit!* Mulders Gedanken rasten, als er sich langsam von Dana löste und zu seinem Wagen ging, ohne sie aus den Augen zu lassen. Sie stand reglos, im Vorgarten und sah ihm zu, wie er ins Auto stieg und den Motor anließ.
„Ich komme wieder, Dana. Nicht an Thanksgiving, aber zu Weihnachten. Wenn ich darf?"
„Okay, ich werde warten. Vergiss Dein Versprechen nicht, Mulder!"
„Niemals! Niemals werde ich es vergessen, Dana!" Er schnallte sich den Gurt um, schaltete widerwillig in den ersten Gang und fuhr, nach einem letzten Blick zu Dana, an.
Sie lief auf die Straße zu der Stelle an der Mulders Wagen geparkt war und sah ihm nach. Solange bis er außer Sichtweite verschwunden war. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen als sie langsam zum Haus zurück ging...

So sehr!

Ich liebe Dich so sehr,
dass ich alles für Dich tun würde.

Ich liebe Dich so sehr,
dass ich Angst habe Dich zu erdrücken.

Ich liebe Dich so sehr,
dass ich Angst vor der Zukunft bekomme.

Ich liebe Dich so sehr,
dass ich mich davor fürchte Dich zu verlieren.

Ich liebe Dich so sehr,
dass ich noch mehr Angst davor habe,
dass sich nie etwas zwischen uns ändert.
Rezensionen