World of X

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Observation

von Claudio

Kapitel 1

Ray's Bar 5. September 23.54 Uhr

Eine Frau trat durch die Tür der Bar und bewegte sich direkt auf einen Tisch zu. Es war schon ein seltsamer Anblick in einer verruchten Bar eine Dame mit schwarzem Anzug, schwarzer Hose und dunkler Sonnenbrille zu sehen. Besonders in der Nacht. Doch die ganzen Gäste beachteten die junge, schlanke Frau nicht, weil sie mit ihren alkoholischen Getränken, dem Billardtisch und dem Fernseher zu beschäftigt waren. Außerdem war die ganze Kneipe ziemlich dunkel gehalten. Die schwarzgekleidete Frau ging zu einem Tisch wo ein junger Mann saß, der ähnliche Kleidung trug wie sie. Lediglich eine Krawatte konnte man auf seinem weißen Hemd erkennen und seine Sonnenbrille lag neben ihm auf dem Tisch. Da der Tisch ganz weit in der Ecke der Bar stand, war die Lautstärke der Gäste nicht so extrem. Ohne etwas zu sagen setzte sich die Frau ihm gegenüber an den Tisch, legte ihre Sonnenbrille ab und nahm einen Schluck Cola aus dem Glas, das schon für sie bereit stand. Der Mann schaute sich nervös um und beugte sich schließlich etwas nach vorne.

"Ist Ihnen auch niemand gefolgt?" fragte er.

"Mr. Blue, dieser Ort ist so abgelegen, dass niemand auch nur auf die Idee kommen würde in diese Schlägerkneipe zu kommen. Ich konnte gerade meinen Bericht fertigschreiben." Die Stimme der Frau klang kalt und herablassend. Trotzdem schien es ihrem Gegenüber nichts auszumachen, dass sie so mit ihm redete.

"Dann ist es ja gut. Ich habe meinen Bericht auch schon geschrieben, auch wenn es nicht gerade ein normaler Fall war."

"Da gebe ich ihnen ausnahmsweise mal Recht. Dieser Fall hatte nichts von den Fällen, die wir früher hatten. Dabei war es noch nicht einmal unsere erste Beschattung." Langsam nahm sie wieder ihr Glas und setzte zu einem Schluck an.

"Doch es wurde dabei eine gute Grundlage für unsere Objekte geschaffen. Eine Entführung, die stark an die Entführung seiner Schwester anlehnte. Es war eigentlich ein gefundenes Fressen für das männliche Objekt, aber er ist trotzdem auf einige Hintergründe unserer Untersuchung gekommen."

"Das sehen Sie also auch so, Mr. Blue?" Sie stellte das Glas sofort wieder auf den Tisch, als sie hörte wie Blue seinen Satz aussagte. "Ehrlich gesagt glaube ich auch, dass er etwas gemerkt hatte. Gott sei Dank nahm ihn das weibliche Objekt deswegen auch nicht ernster."

"Das können Sie aber laut sagen, Miss Red. Das hätte die ganze Operation auffliegen lassen können. Ich kann mir nun vorstellen, warum Morleyliebhaber uns zu dieser Überwachung beordert hatte."

"Nun hören Sie auf ihn so zu nennen. Er hat einen Namen, nämlich..."

"Wir sind hier nicht im Pentagon, Miss Red." unterbrach er sie. "Ähm, Sie werden das doch nicht melden?" fragte Blue besorgt nach.

"Nun kommen Sie schon. So streng bin ich nun auch nicht, aber lassen Sie diesen Spitznamen in Zukunft."

"Ist gut." Nun nahm auch Mr. Blue sein Glas und trank es mit einem langen Zug halb leer.

"Nun, Mr. Blue?"

"Was nun?"

"Es würde mich brennend interessieren wie Sie die ganze Sache gesehen haben. Ich meine den Fall mit den Objekten."

"Wollen Sie denn nicht meinen Bericht abwarten?"

"Nein." erwiderte sie. "Wie hatte das männliche Objekt den Köder in Washington aufgenommen?"

"Na ja... Er erkannte sofort die Zusammenhänge zu seiner Schwester."

"Und wie genau hat er es aufgenommen?" wollte sie von ihm wissen.

"Tja, er war natürlich Feuer und Flamme. Das weibliche Objekt wollte es anscheinend nicht so ernst nehmen."



"Scully, sehen Sie nicht die Zusammenhänge? Ein Zimmer, das helle Licht, das Mädchen, das ihren kleinen Bruder durchs Fenster schweben sah." Mulder konnte es nicht glauben, dass nach so langer Zeit nun endlich ein direkter Hinweis auf seine Schwester auftauchte. Er hatte plötzlich wieder Hoffnung in seinen Augen. "Nun, nach 8 Jahren tauchte der Junge wieder auf und war gesund und munter." Er legte seiner Partnerin den alten Bericht vor und zeigte zugleich den aktuellen Bericht des wiedererschienenen Jungen, der damals als angeblich von einem UFO entführt galt.

"Mulder, was ich da sehen kann ist ein 16 jähriges Mädchen, das erst von einer Party kam, auf die sie unerlaubt hinging. Ich kann mir gut denken, dass sie dort irgendwelche Designerdrogen nahm, weswegen sie wohl keine sehr glaubhafte Zeugin war." Scully hatte nur kurz den 8 Jahre alten Bericht zur Hand genommen, um zu diesem Entschluss zu kommen.

"Wie können Sie dann diese Übereinstimmungen zu dem Verschwinden meiner Schwester erklären? Es beschreibt detailliert, was auch mit ihr damals geschah."

"Mulder, die Details, die Sie über die Entführung Ihrer Schwester wissen, entstammen einer Regressionshypnose. Genau wie bei Natasha Dirling und ihrem Bruder. Auch sie beschrieb den Vorgang der Entführung durch eine Hypnose."

"Und was heißt das im Klartext, Scully?"

"Ich will damit sagen, dass Hypnose eine nicht zuverlässige Informationsquelle ist. Man kann eine Person dabei unbewusst auf das erhoffte Ergebnis zusteuern."

"Sie meinen also man erzählt unter Hypnose was der Hypnotiseur hören will?" Mulder klang nun etwas enttäuscht.

"Diese These wurde erst vor kurzem aufgestellt. Mulder, ich möchte Sie nicht von diesem Fall abhalten. Alles was ich will ist, dass Sie nicht durch den Irrglauben eines jungen Mädchens enttäuscht werden. Ich will nicht, dass Sie durch diesen Fall in schmerzliche Erinnerungen versinken." Ihre Stimme klang nun etwas ruhiger und geradezu mütterlich.

"Aber wenn es eine Chance gäbe seine Vergangenheit mit einer Tat in der Gegenwart zu bereinigen, würden Sie es dann nicht auch versuchen wollen?"

"Was immer Sie auch tun werden. Ich werde Ihnen zur Seite stehen und Ihnen bei dem Fall helfen wo ich nur kann."

"Danke Scully."



"Moment mal." unterbrach Miss Red ihren Kollegen. "Das weibliche Objekt sollte doch nur die X-Akten überwachen und objektiv bewerten und nicht ohne Grund einfach irgendwelchen Wünschen nachgeben. Sind Sie sicher, dass sie das gesagt hat?"

"Völlig sicher. Schließlich sind wir Profis in diesen Dingen und werden deswegen auch nie bei einer Überwachung entdeckt."

"Okay, na gut. Also sind Sie dann nach Neola, Kansas gefahren. Richtig?"

"Richtig." gab er zur Antwort. "Und zwar gleich zum Haus der Dirlings, damit das männliche Objekt seiner Neugier nachgehen konnte. Natürlich wollte er gleich mit dem Opfer sprechen."



Mulder und Scully hielten vor dem Haus, in dem damals die Entführung stattfand. Auf dem Weg zur Haustür liefen sie an einem Eiswagen vorbei, der vor dem schönen Gebäude stand, indem die Entführung damals passierte. Es war gelb gestrichen und an den Fenstern konnte man Blumen sehen. Nachdem sich die Agenten sattgesehen hatten, klopfte Mulder an die Tür. Es dauerte nicht lange und jemand öffnete diese. Es war eine ältere Frau, die die Mutter des Jungen und der Zeugin zu sein schien.

"Kann ich Ihnen helfen?" fragte die Frau freundlich.

Mulder und Scully zeigten ihre Ausweise vor und die überraschte Dame bat beide in ihr Haus hinein. Sie wusste warum diese zwei Personen vorbeikamen. Es konnte kein Zufall sein, dass kurz nachdem ihr Sohn wieder da war, die Regierung vor der Tür stand. Sie fürchtete, die Agenten könnten ihr ihren Jungen wieder wegnehmen. Sie deutete auf das Sofa, damit sich die beiden Beamten hinsetzen konnten. Nachdem Mulder und Scully den angebotenen Platz auf dem Sofa angenommen hatten, ließ sich Mrs. Dirling auf dem gegenüberliegenden Sessel nieder.

"Mrs. Dirling, Sie können sich bestimmt vorstellen warum wir hier sind," gab ihr Scully zu verstehen.

"Sie sind wegen meines Sohnes hier, nicht wahr?" Man konnte ihr ihre Sorge ansehen.

Mulder erkannte das sofort und versuchte sie zu beruhigen: "Mrs. Dirling, wir sind gekommen um mit Ihrem Sohn über sein Verschwinden zu reden. Er ist einer der seltenen Fällen, wo der Entführte wieder auftauchte. Wir interessieren uns für seine Version der Geschichte." Mulder klang mehr nach einem Reporter eines Revolverblattes, als nach einem FBI Agenten. Und mit solchen Reportern hatte Mrs. Dirling schon genug zu tun gehabt.

"Er hatte schon alles der Polizei erzählt. Aber die waren nicht gerade von der Geschichte begeistert, die Kevin ihnen erzählte."

"Ich kann Ihnen versichern wir werden diese Sache mit dem nötigen Respekt und Interesse behandeln," versicherte ihr Mulder. Trotzdem erkannte er, dass sie davon nicht sehr überzeugt war.

"Ich werde Kevin mal fragen, ob er mit Ihnen reden möchte. Er ist gerade in seinem Zimmer." Sie ging die Treppe hoch und war für kurze Zeit verschwunden.

"Mulder, ich habe immer noch das Gefühl, das alles wäre eine Ente," flüsterte Scully ihrem Partner zu.

"Und wieso glauben Sie das?" wollte er sich vergewissern.

"Diese Frau scheint verängstigt zu sein, dass jeder wegen der Entführung Fragen stellt. Und das sich jeder über sie lustig zu machen scheint."

"Kommen Sie, Scully. Jeder der mal ein UFO gesehen hatte, war für alle anderen unglaubwürdig, weil keiner daran glauben will, bis man es mit eigenen Augen gesehen hat."

"Wir wollen erst mal abwarten was der Junge zu sagen hat. Dann können wir uns eine Meinung bilden."

"Einverstanden, Scully." Kaum hatte Mulder das gesagt, kam Mrs. Dirling wieder herunter und bat die FBI Agenten hochzukommen, da ihr Sohn mit ihnen sprechen wollte.



"Hmm. Das klingt als hätte das weibliche Objekt einen Verdacht gehabt, Mr. Blue."

"Nein, sie ist von Natur aus so skeptisch eingestellt," beruhigte dieser die junge Frau, die ihm gegenüber saß. "Allerdings war das Gespräch für die Zielpersonen nicht gerade ausschlaggebend," gab er Miss Red mit einem Grinsen zu verstehen.



Langsam gingen Mulder und Scully die Treppen rauf und den Gang entlang bis sie an die Tür kamen. In dem Zimmer saß ein 16 jähriger Junge auf einem Bett, umringt von Star Trek Postern, Star Trek Modellen und sogar Star Trek Bettwäsche. Allein schon dieser Anblick brachte bei Scully einen Seufzer hervor, der unverkennbar lauten sollte: 'Das kann ja heiter werden'.

"Seit dem mein Sohn damals verschwand, hatte ich das Zimmer nicht verändert. Ich dachte er würde für immer weg sein und wollte so die Erinnerung bewahren," erklärte die Mutter.

Der Junge schaute sich einen Videofilm dieser Science Fiction Serie an, drehte sich allerdings zu den Besuchern um als er sie bemerkte.

"Hi, Kevin. Ich bin Agent Mulder und das ist meine Partnerin Agent Scully. Wir sind gekommen..."

"...Um meine Geschichte zu hören. Ja das sagte mir schon meine Mom," unterbrach er Mulder. Er nahm die Fernbedienung und schaltete den Video und den Fernseher aus. Dann schenkte er den Agenten seine volle Aufmerksamkeit.

"Nun, möchtest du uns von deiner Entführung erzählen?" fragte Mulder ihn direkt.

"Nein. Sie nehmen mich genauso wenig ernst wie die Polizisten."

Mulder ließ aber nicht locker: "Wir sind extra deswegen aus Washington gekommen, weil wir auf solche Fälle spezialisiert sind. Es interessiert uns sehr was damals mit dir passierte." Mulder blickte dabei zu Scully, die aber nicht den Anschein erweckte, als würde sie das interessieren.

"Na schön," begann der Junge zu erzählen. "Ich war damals 8 Jahre alt und ich fuhr total auf Star Trek ab. Wissen Sie, ich hatte schon immer eine Vorliebe für Raumschiffe und solche Geschichten. Aber als dann diese Nacht kam, da wollte ich nichts mehr davon wissen. Meine Schwester und ich machten noch Blödsinn als sie wieder von dieser Party kam. Wir verstanden uns ziemlich gut. Ich glaube sogar, sie war etwas besoffen," lächelte Kevin. "Irgendwann wurden wir doch müde und gingen ins Bett um zu schlafen. Oh man, wenn Mom das mitbekommen hätte, dann wäre Natasha der Hausarrest sicher gewesen. Auf jeden Fall lag ich so im Bett. Natasha schlief schon, als plötzlich das ganze Zimmer hell wurde. Ich hatte solche Angst, dass ich mich nicht bewegen wollte. Oder ich konnte mich sogar nicht bewegen."

"Und deine Schwester?" fragte Mulder.

"Sie wurde erst wach als das Fenster wie von Geisterhand aufging. Mit offenem Mund starrte sie mir hinterher. Sie konnte keinen Ton von sich geben. Ich versuchte ihren Namen zu rufen, aber meine Kehle brachte keinen Ton raus." Kevins Stimme begann zu zittern. "Ich begann zu schweben, ja ich schwebte nach oben. Dann bewegte mich eine Kraft aus dem Fenster raus, direkt in das weiße Licht. Es wurde heller und heller, bis ich von dem Licht umgeben war."

"Und was geschah dann?"

"Ich habe sie gesehen."

"Sie? Du hast die Aliens gesehen?"

"Nein. Da waren Data und Captain Picard. Sie sagten zu mir das alles in Ordnung sei und sie mir nichts tun würden."
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